Berliner Gesundheitspolitiker zu Corona: „Die Lage ist undramatisch“
Bisher verlaufen die Erkrankungen in Deutschland meist harmlos, sagt Wolfgang Albers, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. Er warnt vor Panik.
taz: Herr Albers, wie dramatisch ist die Corona-Lage in Berlin?
Wolfgang Albers: Undramatisch. Dramatisch wird die Panik, die drumherum entsteht und die offenbar auch nicht in den Griff zu bekommen ist.
Eine interessante These.
Wir hatten bis Montag 48 Fälle in Berlin. Alle sind bisher symptomarm bis symptomlos verlaufen. Wir Abgeordnete hätten in der Sitzung des Gesundheitsausschusses gerne genauere Zahlen dazu gehabt, wie viele dieser Fälle in ärztlicher Behandlung sind, wie viele davon in stationärer Behandlung und bei wie vielen wiederum es bisher zu ernsthaften Komplikationen gekommen ist. Aber die Zahlen gibt es offensichtlich nicht.
Da Sie dieses Zahlen nicht haben: Wie kommen Sie zur Einschätzung, die Lage sei undramatisch?
Wenn es dramatische Fälle gäbe, wäre das sicher längst öffentlich geworden. Wir wollen ja höchste Transparenz. Es gibt nach meiner Kenntnis am Mittwochmorgen vier stationäre Fälle in Berlin. Um den Schweregrad einer Krankheit wissenschaftlich objektiv einschätzen zu können, ihre Pathogenität also...
... das heißt die Einschätzung, wie schwer eine Krankheit verläuft …
„Infizierter ist nicht gleich Erkrankter. Das ist ganz wichtig.“
... brauchen wir solche Fakten. Offenbar hält sich diese Pathogenität noch in engen Grenzen. Wir haben noch keine hochfieberhaften Patienten, die einer intensivmedizinischen Therapie bedürfen. Deswegen verstehe ich die Dramatisierung aus unserer bisherigen Erfahrung nicht. Die Ansteckungsrate beim Coronavirus ist unbestritten hoch.
Ein Infizierter steckt zwei weitere an.
Genau. Aber bei Grippe steckt jeder Mensch zwei bis drei andere an, bei Masern im Schnitt 16. Und man muss es ja nicht leugnen: Die Zahlen steigen. Was aber offensichtlich nicht steigt, ist die Anzahl der dramatischen Verläufe, zumindest in unseren bundesdeutschen Breitengraden.
Wolfgang Albers
geboren 1950, sitzt seit 2006 für die Linkspartei im Berliner Abgeordnetenhaus. Er ist dort Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Er hat Medizin studiert und ist Chirurg.
In Italien sieht es etwas anders aus.
Ja, da gibt es seit einigen Stunden offenbar eine dramatische Entwicklung mit erschütternden Aufrufen. Ich kann das nicht verharmlosen. Woran das liegt, kann ich nicht beurteilen. Aber in der Bundesrepublik ist es nicht so. Es gilt aber die Entwicklung in Italien ganz genau zu analysieren.
Mit wie vielen Infizierten rechnen Sie bis Ende März für Berlin?
Das weiß man nicht. Ich warne davor, das zu unterschätzen. Aber Panik machen hilft eben auch nicht: Infizierter ist nicht gleich Erkrankter. Das ist ganz wichtig. Eigentlich müsste neben der Zahl der Neuinfektionen auch immer die Zahl der tatsächlich Erkrankten genannt werden.
Immerhin sind die ersten Menschen in Deutschland gestorben.
Eine 89-jährige Frau. Mit 89 Jahren – das ist zwar bedauerlich – kann man auch an einer Virusinfektion sterben; die muss auch nicht Corona heißen. Der andere Fall war ein 78-Jähriger mit vielen Vorerkrankungen. Diese Bilanz macht mich epidemologisch zunächst einmal nicht nachdenklich.
Manche Wissenschaftler vergleichen den Verlauf in China, Italien und Deutschland und sagen, wir lägen bei den Zahlen gut eine Woche hinter Italien. Sehen Sie das auch so?
Was die Infektionsrate betrifft, ist das möglich. Aber noch mal: Derzeit gibt es – Stichtag 10. März – 1.139 Infizierte in Deutschland, darunter, wie gesagt, zwei Todesfälle. Das entspricht 0,17 Prozent. Und dabei muss man berücksichtigen, dass die Letalitätsrate wohl eher noch niedriger liegt, weil sie auf der Basis der nachgewiesenen Infektionen errechnet wird, man aber nie alle Infizierten erfasst. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht von einer 10- bis 20-fachen Untererfassung aus. Die Zahl der Verläufe mit tödlichem Ausgang ist also bisher eher niedrig und fällt nicht aus dem Rahmen auch anderer landläufiger Infektionskrankheiten. Bisher spricht auch nichts dafür, dass sich daran bei Covid-19, so heißt diese Erkrankung ja offiziell, noch etwas ändert.
In anderen Ländern ist die Sterberate höher.
In Italien ist sie momentan bei 4,9 Prozent. Das liegt zwar noch im Rahmen vergleichbarer Infektionskrankheiten, ist aber natürlich auffällig viel höher als anderswo. Und offenbar steigt sie noch weiter.
„In Österreich wird jetzt bei allen Einreisenden Fieber gemessen: Reiner Aktionismus.“
In Nordrhein-Westfalen ist die Lage schlimmer als in Berlin. Wird sich das angleichen?
Auch in NRW sind die meisten Betroffenen bisher nicht wirklich ernsthaft krank. In Berlin haben wir momentan noch viel mehr Probleme mit Menschen, die befürchten krank zu sein, als mit denen, die wirklich krank sind.
Wie meinen Sie das?
Nun, sie überfluten zum Beispiel die Untersuchungseinrichtung der Charité, die diese geschaffen hat, um eine Blockade der Notfallaufnahme zu verhindern, weil sie unbedingt auf das Virus getestet werden möchten. Und sie überlasten die Telefonleitungen der Hotline und der niedergelassenen Ärzte, weil sie sich – oft grundlos – Sorgen machen, infiziert zu sein. Das frisst Ressourcen an Personal, an Zeit und Material. Ressourcen, die wir eigentlich bräuchten, falls dann doch tatsächlich mehr und schwerer Erkrankte kommen. In Österreich wird jetzt bei allen Einreisenden Fieber gemessen: eine Maßnahme, wie mir scheint, mit wenig Sinn und noch weniger Wirkung. Reiner Aktionismus.
Warum?
Mit Fiebermessen erwischen Sie zwar Leute, die – aus welchem Grund auch immer – Fieber haben mögen. Aber es ist bekannt beim Coronavirus, dass es bereits ansteckend ist, bevor überhaupt solche Symptome wie Fieber beim Infizierten auftreten, und manchmal bleibt der gar völlig symptomlos, verbreitet seine Keime aber trotzdem. Die wenigen Fieber-Auffälligen werden so herausgezogen, aber die möglicherweise weit größere Zahl der symptomlosen Keimträger marschiert unbehelligt durch.
Der Regierende Bürgermeister hat sich am Dienstag gegen ein Pauschalverbot von Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern ausgesprochen und drängt auf eine bundeseinheitliche Regelung. War Müllers Entscheidung richtig?
Ja, solche Absagen muss man im Einzelfall entscheiden. Die größte Massenveranstaltung ist in Berlin weiterhin der öffentliche Nahverkehr mit 4 Millionen Fahrgästen jeden Tag. Und den benutzen die Menschen ja auch und sind da auf engstem Raum zusammen. Im Moment schürt so ein undifferenziertes Verbot nur Panik. Das ist doch völlig irrational.
Kultursenator Klaus Lederer hat am Dienstagabend alle geplanten Veranstaltungen in den großen Sälen der staatlichen Theater, Opern- und Konzerthäuser in Berlin abgesagt – bis Ende der Osterferien.
Eine Entscheidung, die auf der Linie der Absage der Tourismusmesse ITB liegt. Der politische Druck ist groß; niemand mag sich dem Vorwurf aussetzen, gerade angesichts der aktuellen Nachrichten aus Italien, sich leichtfertig über Empfehlungen hinwegzusetzen, die auf Bundesebene geeint wurden. Ich enthalte mich da der Bewertung, kann seine Entscheidung aber verstehen.
Es dürfte auch in Berlin zu weiteren generellen Verboten kommen; am Donnerstag treffen sich ja die Ministerpräsidenten.
Nach dem Infektionsschutzgesetz können die nicht viel verbieten – da liegt die Entscheidung aus gutem Grund nach wie vor bei den lokalen Gesundheitsbehörden. Die werden sich aber wohl kaum dem ungeheuren politischen Druck widersetzen können. Das war ja schon bei der ITB so. Ich habe den Eindruck, dass hier auch viel Aktionismus im Spiel ist, mit dem sich mancher jetzt als Krisenmanager profilieren möchte. Aber wir brauchen Besonnenheit in politischer Verantwortung. Dazu gehört es nicht, erst die Verunsicherung zu schüren, die letztlich bis zu Hamsterkäufen führt, und sich dann in der Rolle als Deichgraf zu präsentieren, der mahnend den Dammbruch meistert. Unser ambitionierter Bundesgesundheitsminister gefällt sich offenbar in dieser Rolle.
„Wir brauchen Besonnenheit in politischer Verantwortung. Dazu gehört es nicht, Verunsicherung zu schüren.“
Was glauben Sie: Wie lange müssen sich die Berliner auf Einschränkungen einstellen?
Das weiß ich nicht, und das wissen die, die diese Einschränkungen postulieren, auch nicht. Italien macht mir da schon Sorgen.
In China ebbt die erste Erkrankungswelle jetzt ja ab.
Aus der Entwicklung dort kann man wichtige Erkenntnisse schöpfen, da hat man nun grob ausgedrückt einen abgeschlossenen Krankheitszyklus vor sich: Wie lange hat die akute Phase gedauert, wer war betroffen und wie schwer war der Verlauf für welche Risikogruppen?
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Aber China hat auch sehr dramatisch reagiert!
Völlig richtig. China hat es relativ schnell geschafft, die Pandemie auf ein bestimmtes Gebiet zu begrenzen. Die meisten der Toten stammen aus einer Region.
Spricht das nicht doch dafür, dass ein drastisches Vorgehen in Deutschland und Europa erfolgreich sein könnte?
Wie soll das denn aussehen? Auch Viertel abriegeln und Straßen aufreißen? In Italien sind die Maßnahmen schon die ganze Zeit drastisch, aber die Wirkung ist offensichtlich ausgeblieben. Grenzen zu schließen – selbst wenn, dafür ist es viel zu spät. Und da fehlt es den Verantwortlichen dann ja auch an Konsequenz. Man hat in Berlin die ITB abgesagt, aber nicht die Berlinale eine Woche zuvor. Man lässt Busse und Züge von überall her weiterhin in die Stadt, die Flughäfen sind offen. Wir wissen doch gar nicht, wie viele Leute unter uns den Keim schon haben. Abriegeln macht da keinen Sinn.
Warum tun wir uns so schwer im Umgang mit dem Virus?
Tun wir das? Mich erinnert die öffentliche und mediale Debatte sehr an die Schweinepest 2009. Ein Riesentheater, fast noch größer als jetzt. Ich war damals schon gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion; der regierenden rot-roten Koalition wurde vorgeworfen, wir würden in Berlin nicht genug tun und massenhaft Tote durch die Grippe riskieren. Es gab auf der ganzen Welt, nicht nur in Berlin, Hysterie. Eine Posse, das alles.
Können Sie das erläutern?
Unmengen an Impfstoffen wurden angeschafft, die letztlich niemand brauchte und die dann schamhaft entsorgt wurden. Schließlich hat selbst der Europarat untersuchen lassen, welche Umstände damals die Weltgesundheitsorganisation bewogen haben mögen, die höchste Pandemiestufe 6 auszurufen, bei einer letztlich relativ harmlosen Erkrankung. Ich kann nicht vorhersagen, wie sich Covid-19 weiter entwickelt. Ich will es nicht verharmlosen, aber auch nicht dämonisieren. Doch manches in der jetzigen Debatte kommt mir daher vor wie ein Déjà-vu-Erlebnis.
Was raten Sie den Menschen hier?
Es gibt keinen Grund, beunruhigt zu sein. Wir haben einen neuen Keim, der wird auch einige Zeit in der Welt sein und je länger, desto mehr Abwehrkräfte werden sich wahrscheinlich dagegen entwickeln. Vielleicht gibt es auch in einem Jahr eine Impfung. Und wir sind ja auch heute schon keineswegs hilflos. Natürlich gibt es entsprechende Medikamente, mit denen die einzelnen Symptome behandelt werden können, die bekanntermaßen bei einer symptomatischen Coronainfektion im Vordergrund stehen, und diese Medikamente sind gegen den Husten, den Halsschmerz, den Kopfschmerz oder das Fieber auch wirksam. Problematisch wird es bei der Lungenentzündung, wie man den aktuellen Nachrichten aus Italien entnehmen kann.
Was sollte man also tun?
Sich so verhalten wie bisher bei Ansteckungskrankheiten. Testen lassen macht nur Sinn, wenn der Arzt das empfiehlt. Also: Hygiene beachten, Abstand halten, übrigens auch in der U-Bahn. Denn was die Gesundheitssenatorin am Montag gesagt hat, stimmt so leider nicht mehr ganz. Mittlerweile zeigt eine Studie: Coronaviren bleiben sehr wohl auch an glatten Oberflächen virulent, also auch an Handgriffen, und das bis zu fünf Tagen. Also nicht alles antatschen und die Finger dann auch nicht in den Mund!
Leser*innenkommentare
nzuli sana
Woher kann ich wissen, dass es bei mir harmlos verlaufen würde? und wie und wo würde ich dann behandelt?
Vorschlag: Alle Einkaufszentren sollten an ihren Eingängen Desinfektionsspender aufstellen, und eine Person darauf achten, dass jede/r Hereinkommende sich die Hände desinfiziert. So können die Läden länger einer Schließung entgehen.
Dafür müsste dringend mehr viruzides Desinfektionsmittel hergestellt werden.
Es gibt Apotheken, die stellen eine eigene Lösung selbst her aus Ethanol und Wasserstoffperoxid. Mh?
jox
> Was die Infektionsrate betrifft, ist das möglich. Aber noch mal: Derzeit gibt es – Stichtag 10. März – 1.139 Infizierte in Deutschland, darunter, wie gesagt, zwei Todesfälle.
Herr Albers hat offensichtlich überhaupt keine Ahnung, wie sich exponentielles Wachstum verhält. Bei einer Wachstumsrate von 25 % - 28 % pro Tag ist es eine Frage von ein, zwei Wochen, bis auch das deutsche Gesundheitssystem völlig überfordert ist, und schwer Kranke nicht mehr angemessen oder auch gar nicht mehr versorgt werden können. Dann werden hier - genauso wie in Italien - die Todesraten massiv in die Höhe gehen.
Wenn sich 70 % der Bevölkerung in Deutschland in den nächsten Monaten infizieren, und wie in Italien 5% - 6% dieser Infizierten sterben, dann ist das nicht mit "ähnlichen Infektionskrankheiten" vergleichbar. Das ist eine Pandemie ebenso gefährlich wie die Spanische Grippe von 1918. Zum Vergleich - die Pockeninfektion hat "nur" eine Todesrate von 2 %.
Aus Italien wird berichtet, dass alte Menschen mit Vorerkerankungen gar nicht mehr geholfen werden kann, weil Beatmungsgeräte fehlen, und die Ärzte sich darauf konzentrieren müssen, Leute zu retten, die bessere Aussichten haben. Triage.
Aus dem Iran sind in sozialen Medien innerhalb kurzerz Zeit hunderte Tote und ein völlig zusammenbrechendes Gesundheitssystem berichtet worden.
Aus Wuhan gibt es einen Mitschnitt eines Telefonats, das der Manager eines Krematoriums vermeintlich mit einem Vertreter der KP führt. Er sagt immer wieder, dass er keine Zahlen nennen darf, gibt dann aber an, dass rund fünf mal soviele Leute sterben wie sonst. Die normale Todesrate in China ist bei 0.8 pro 1000 Einwohner und Jahr - altersbedingt etwas niedriger als in Deutschland. Es gibt bestürzend wenig Transparenz, aber diese (unbestätigten) Zahlen aus verschiedenen Teilen der Welt lassen auf Infektionsraten zwischen 20% und 70 % schließen, wenn man von den 3.4% Todesrate der WHO ausgeht.
Wir sehen einer weltweiten Katastrophe entgegen.
Colonel Ernesto Bella
So wie man ließt gehen die "Experten" momentan von einer Sterblichkeitsrate von 0,7 aus. Wenn, wie merkel sagte, sich 60% der Bevölkerung an Corona anstecken werden, sind das bei 82 Millionen Bundesbürgern 340 Tausend Tote. Schon dramatisch wie ich finde.
Alterchen
Für wieviele Länder ist Deutschland schon Risikogebiet , d.h. sie stellen Reisende aus D unter Quarantäne ? Wieviele Länder um Deutschland herum haben bereits die Schulen geschlossen ?
Jossi Blum
"Es gibt keinen Grund, beunruhigt zu sein. Wir haben einen neuen Keim, der wird auch einige Zeit in der Welt sein und je länger, desto mehr Abwehrkräfte werden sich wahrscheinlich dagegen entwickeln. Vielleicht gibt es auch in einem Jahr eine Impfung."
"Wahrscheinlich" und "Vielleicht".
Diese und andere Aussagen im Interview triefen nur von Inkompetenz. Das Interview ist eine Verharmlosung der Pandemie. Herr Albers scheint nach dem Motto zu leben: "Es wird längst nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird". Nur gilt das für Corona leider nicht, wie man in Italien sieht. Spätestens in 4 Wochen, wenn nicht schon früher, werden wir das auch in Deutschland spüren.
Lurkus
@Jossi Blum ...wahrscheinlich eher in 8-10 Tagen
Jossi Blum
"Wenn es dramatische Fälle gäbe, wäre das sicher längst öffentlich geworden. Wir wollen ja höchste Transparenz."
Da bin ich mir nicht mehr sicher. Es ist höchst sonderbar, dass die Sterblichkeitsrate in Italien, Spanien und Frankreich, wo Menschen mindestens so gesund oder noch gesünder leben als in Deutschland, weitaus höher als in Deutschland ist. In Italien 4,6%, Frankreich und Spanien 2%, Deutschland bislang nur 0,6%. Es ist etwas faul im Staate Deutschland.
www.tagesspiegel.d...urce=pocket-newtab
65572 (Profil gelöscht)
Gast
"Unverantwortliches Geschwätz." schreibt jemand, der sich über die Funktionsweise der Krankheit in der bekannten medizinischen Fachzeitschrift "National Geografic" informiert.
Aber in einem haben sie recht, die südkoreanischen Angaben sind schon recht aussagefähig.
Unrecht haben Sie wiederum bei dem was Sie über die Angaben des RKI schrieben, ich würde mir da ja auch detailliertere Angaben wünschen, aber die Toten führen sie schon auf.
Mal sehen, ob ich es weiter als bis zum Posteingangskörbchen schaffe, aber mehr Dialektik kriege ich nicht hin.
Mustardman
@65572 (Profil gelöscht) Ja, die Toten führt das RKI inzwischen auf, hatten sie noch nicht, als ich das geschrieben hatte. Wieviele der mittlerweile 2500 Infizierten schwer krank sind, erfährt man aber nicht. Man könnte meinen, die wären alle kerngesund.
Statistisch werden von 2500 mit jeweils etwa einer oder zwei Wochen Verzögerung etwa 500 in Krankenhäusern landen und mindestens 120 auf der Intensivstation. Das wird schon deutlich spürbar sein. Und das werden immer nur mehr und mehr werden, parallel zum Anstieg der Zahl der Infizierten werden täglich 30% mehr in den Notaufnahmen auftauchen als am Vortag.
Zu versuchen, das unter der Decke zu halten, ist schon Vertuschung. Und es wird nicht lange funktionieren, denn die Krankenhäuser und das Personal werden das nicht übersehen können.
Verantwortungsloser Irrsinn. Das ganze wird in Deutschland deshalb so auf die leichte Schulter genommen, weil es aus Angst vor Panik
systematisch heruntergespielt wurde.
Rudolf Fissner
"Wir hatten bis Montag 48 Fälle in Berlin. Alle sind bisher symptomarm bis symptomlos verlaufen."
Genau so sieht eine Scheuklappen-Welt aus, wenn man den Rest der Welt ignoriert
Monika Frommel
@Rudolf Fissner nein - das hat nichts mit Scheuklappen zu tun. Die Erkrankung verläuft bei Menschen mit einer insgesamt guten Gesundheit harmlos.
05158 (Profil gelöscht)
Gast
@Rudolf Fissner .... Die "Beanspruchung der Kapazitäten ist teilweise höher"....
Die Filmszenen(trifft auch für die Linke zu) werden langsam" aktuell":
.....Nadja, hör zu, unterbrech mich nicht ,nehm die Kinder und die Oma und fahrt gen Norden....
Rudolf Fissner
Die Linkspartei in Berlin scheint völlig überfordert mit der Pandemie zu sein. Von ihr ist so kein verantwortungsvoller Umgang mit den anstehenden Problemen zu erwarten.
Maiskolben
@Rudolf Fissner Das sehe ich anders. In bspw. einem großen Konzertsaal sollen etwa 60 m³ / h / Person Luft umgesetzt werden und es sind Personen aus verschiedensten Ländern anwesend. Sollte ein Person einen Virus über seine Atemluft verbreiten, so haben mit ausreichend Zeit (zB bei 5 Aktern ohne Pause) da alle Anwesenden etwas von, im Gegensatz zu U-Bahnen, in welchen sich der Expositionsradius auf die Nahestenden begrenzt. Aus der Perspektive der Besuchersicherheit ist diese Maßnahme mMn im Moment gerechtfertigt. Sie ist wirkungsvoll beim Verhindern von Neuinfektionen und zeugt nicht gerade davon, dass hier verantwortungslos mit der Situation umgegangen wird. Cheers.
Tom Farmer
Wohltuende Unaufgeregtheit. Find ich gut. Schade dass die TAZ - Fragen ständig Richtung Panik und Versäumnis reflektieren.
Suchender
@Tom Farmer Ich finde Herrn Albers als Gesundheitspolitiker völlig fehl am Platz.
Wie kann man bloß glauben, daß bei uns alles undramatisch verläuft während sich in Italien die Lage stark verschlechtert hat?
Werden an der Grenze nur die harmlosen Coronaviren reingelassen?
Panikmache ist schlecht, Verharmlosen aber auch.
Ich persönlich habe keine Sorge, aber es werden wohl viele Alte und Kranke zusätzlich sterben und wohl auch ein paar wenige Gesunde im besten Alter.
Ich finde da können wir ruhig eine Weile unsere Bewegungsfreiheit drastisch einschränken um dies abzumildern.
Monika Frommel
@Suchender Sie können das ja tun. Aber es ist Unsinn, wenn der Staat erzwingt, was nicht nötig ist.
Suchender
@Monika Frommel Immer noch der Meinung?
DaBa
Ich stimme ihn in weiten Teilen zu. Bin selbst Arzt. Will man infektiologisch wirksame Maßnahmen treffen, muss man alles "lahm legen", alle in häusliche Isolation. Will man Wirtschaft und Infrastruktur schützen, und davon profitieren dann vor allem die Vorerkrankten und Schutzbedürftigen(!), dann lässt man diesen Aktionismus. Der Schlingerkurs gerade belastet alle und bringt doch nichts oder zumindest nicht viel.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@DaBa Ich bin kein Arzt, sondern "Vor-Erkrankter".
Und ich stelle - anders als Sie - keinen Schlingerkurs fest, wohl aber einen Gewöhnungseffekt. Dies ist weiter nichts Ungewöhnches. Vergleichbare Vorerfahrungen liegen in solchen Dimensionen kaum vor. Das macht Orientierung schwer.
Wie der Sprung ins kalte Wasser.
Pegidi
"Wenn es dramatische Fälle gäbe, wäre das sicher längst öffentlich geworden." - Wie wird denn der Gesundheits-Ausschuss informiert? Über Pressekonferenzen der Krankenhäuser?
Die aktuellen Aufstockungspläne von ITS-Maschinen/Betten + 100 in der Charité werden nicht erwähnt. Wann gabs so eine Aufstockung zuletzt?
Edward
Hoffentlich komme ich nicht in die Situation, von Leuten wie Herrn Albers (Beruf: Chirurg) einmal medizinisch versorgt werden zu müssen. Seine Art der Risiko-Bewertung empfinde ich als abenteuerlich. Wer so argumentiert wie Herr Albers, der würde auch nach 10x Fehlalarm die Brandschutzeinrichtungen in öffentlichen Gebäuden abmontieren - bringt eh nichts und kostet nur Geld. Und beim nächsten Feuer die Verantwortung dann bei anderen suchen.
Ob die Verortung der Zuständigkeiten angesichts epidemischer oder pandemischer Krankheitsverläufe bei den regionalen Ämtern tatsächlich so eine gute Idee ist, wie von Albers treu und fest behauptet, darf angesichts der widersprüchlichen, zögerlichen, intransparenten Entscheidungen in Berlin bezweifelt werden. Gerade dieses Hin- und Her verursacht die von Albers beklagte Überreaktion in der Bevölkerung. Und hat er wirklich geglaubt, dass er mit stupider "Ball-flach-halten"-Rhetorik durchgekommen wäre im Zeitalter von Internet, Social Media und stringenten, heftigen Einschränkungen in unseren Nachbarländern? Könnte es sein, dass er als "Halbgott in Weiss" ein Problem hat, andere als die eigenen Argumente zur Kenntnis zu nehmen und eigene Positionen kritisch zu hinterfragen?
Mustardman
Unverantwortliches Geschwätz.
Was in Deutschland besonders auffällt, ist die durch das fast völlige Fehlen von offiziellen Zahlen ermöglichte Schwammigkeit, mit der man immer von "die meisten Fälle sind leicht", "nur seltene Todesfälle", "hohes Alter und Vorerkrankungen, kennt man ja" reden kann, ohne sich mal festlegen zu müssen, was das eigentlich heißt. Auf diese Weise kann sich jeder darunter denken, was er gerade möchte.
Das RKI nennt nur die aktuelle Summe der bestätigt Infizierten pro Bundesland, aber nicht den Anteil der isolierten, erkrankten oder schwer erkrankten Personen. Da stehen noch nicht einmal die zwei oder drei Toten! Wenn es nach denen geht (und das ist immerhin die zuständige Stelle) ist daran noch keiner krank geworden oder gestorben:
www.rki.de/DE/Cont...us/Fallzahlen.html
Und hier mal zum Vergleich, wie man das richtig macht, nämlich Südkorea:
www.cdc.go.kr/boar...66490&tag=&nPage=1
Damit kann man etwas anfangen, da weiß man worüber man redet und muss sich nicht jedes Mal darüber streiten, was "kaum", "wenig" oder "viel" wohl heißen mag.
Hier hat jeder eine Meinung, aber keiner weiß was los ist. Hier wird solange über die Erkrankungs- und Sterberate gestritten anstatt Tote zu verhindern, bis man alle Toten zählen kann.
65572 (Profil gelöscht)
Gast
@Mustardman "Unverantwortliches Geschwätz." schreibt jemand, der sich über die Funktionsweise der Krankheit in der bekannten medizinischen Fachzeitschrift "National Geografic" informiert.
Aber in einem haben sie recht, die südkoreanischen Angaben sind schon recht aussagefähig.
Unrecht haben Sie wiederum bei dem was Sie über die Angaben des RKI schrieben, ich würde mir da ja auch detailliertere Angaben wünschen, aber die Toten führen sie schon auf.
Mal sehen, ob ich es weiter als bis zum Posteingangskörbchen schaffe, aber mehr Dialektik kriege ich nicht hin.
meerwind7
Bitte stellen Sie in derartigen Interviews auch die Frage: Wie viele Tote is es einem wert, dass 20.000 Zuschauer live ein Fußballspiel ansehen können statt im TV?
meerwind7
Man sollte nicht die aktuellen Toten durch die aktuellen Erkrankungszahlen dividieren, denn man stirbt erst im Verlauf der Erkrankung. Mit anderen Worten, die heute Erkrankten werden eine größere Anzahl Toter zur Folge haben.
jox
@meerwind7 Natürlich kann man nichts Genaues sagen, aber man kann die Zahl der Todesopfer auch als untere Grenze nehmen für die Zahl der tatsächlich Erkrankten. Beispielsweise, wenn es in Italien 366 Todesfälle gibt, und die von der WHO angegeb4ene Todesrate con 3.4% so stimmte, so wäre die Zahl der Infizierten rund 366/0.034= 10764. Dazu muss man aber noch rund 25 % exponentielles Wachstum rechnen sowie die Inkubationszeit von 5 Tagen, also muss man noch mal einen Faktor 1.25 hoch 5 darauf rechnen, das ist ein Faktor 3, also wenigstens 30000 Infizierte. Wenn wirklich nur 0.7 % der Infizierten sterben würden, wäre der Anteil der Infizierten in der Lombardei so hoch, dass er in Bälde rund 80 % der Bevölkerung erreichen würde, und dann in eine Art Sättigung gehen und von selbst zurückgehen würde (da Leute die die Infektion schon hatten, die eher nicht noch mal kriegen).
Leider. Stimmen die Berichte aus China da nicht sehr optimistisch.
06792 (Profil gelöscht)
Gast
Unfassbar. Diese Person muss schnell aus jeder Verantwortung entfernt werden bevor er Schaden anrichten kann. Komplette Leugnung der Realität in Asien und Italien. Unfassbar.
Monika Frommel
@06792 (Profil gelöscht) NOSPAM: ich fürchte, Sie haben das Interview nur überflogen!
Rolf B.
Nach dem Lesen des Interviews kann ich nur sagen, dass ich froh bin, nicht in Berlin zu leben.
Ricard Muudi
Das ganze Theater hat doch nur einen einzigen Zweck: Keine Verantwortung übernehmen zu müssen, egal wie der Verlauf sein wird. Die einen versuchen dann, was sie ja gerne auch in anderen Fällen tun: abschotten, ausgrenzen, zwingen. Andere wiederum haben Angst, hinterher gefragt zu werden, warum sie so viel Wirbel gemacht haben, obwohl doch gar nichts Schlimmes passiert ist und verharmlosen.
Beide Verhaltensweisen sind falsch! Was fehlt, ist eine verantwortungsvolle Vorbereitung auf solche Situationen. Als man noch Angst vorm Kommunismus haben musste, hat das auch gut funktioniert. Jegliche Art von Naturkatastrophe scheint jedoch nicht ausreichend bedrohlich, um die Bürger durch gute Vorbereitung für den Ernstfall zu wappnen. Stattdessen sollen sie - auf ganz offiziellen Rat hin - Vorräte anlegen, sich selbst ausrüsten und ansonsten Vertrauen haben. Sich eben selbst behelfen, wie es die immer noch nicht revidierte neoliberale Denke vorsieht. Dass das nur in Panik enden kann, ist offensichtlich!
dudeldudel
Ein Neoliberaler bei den Linken: Profite werden über den Schutz der Bevölkerung gestellt.
Dabei wäre es gerade jetzt wichtig sofort alle Schulen zu schließen, denn Kinder und Jugendliche haben fast keine erkennbaren Symptome, sind aber ansteckend.
Es muss gehandelt werden, bevor wir Zustände wie in Italien haben.
Impfstoffe wie bei der Schweinepest gibt es nicht.
Rudolf Fissner
@dudeldudel "FDP-Parteichef Christian Lindner sieht in der Krise um die Ausbreitung des Coronavirus auch einen Test für das deutsche Verwaltungssystem." ( www.morgenpost.de/...smus-in-Frage.html )
Die Linkspartei in Berlin verlegt sich aufs "Hände waschen" und der frohen Botschaft an ältere Menschen, dass man "- zwar bedauerlich – auch an einer Virusinfektion sterben" kann
the real günni
kann mir mal jemand erklaeren, was die leute immer mit dem begriff ´panik´ meinen?
Rudolf Fissner
@the real günni "Panik" ist der Schwiegervater von "höchste Transparenz"
Unvernunft
Der Kerl ist kriminell ahnungslos oder kommt von der AfD:
4,9% in Italien Sterberate sei vergleichbar mit ähnlichen Infektionskrankheiten.
Absoluter Schrott: Die spanische Grippe mit 50 Mio Opfern hatte 2,5%!
Bei Corona gibts noch 15% schwere Verläufe, d.h. Sauerstoffflasche, 5% künstl Beatmung.
Selbst bei leichten Verläufenn können schwere Spätschäden entstehen!
Dieser Mann gehört abgesetzt!
boidsen
@Unvernunft Woher wissen Sie das mit den Spätfolgen?
el presidente
@boidsen @Boidsen
Lungenschaden= Spätfolge.
Mustardman
@boidsen Man kann das durchaus überleben, ohne jemals wieder ganz gesund zu werden. Hier ein sehr ausführlicher Artike, wie die Krankheit überhaupt funktioniert:
www.nationalgeogra...schieht-im-koerper
Unvernunft
Der Berliner 'Gesundheitsausschuss' Vorsitzende ist absolut verantwortungslos bei einer Seuche, die im Ausmaß die spanische Grippe bei weitem übertrifft, eine derartige Aussage zu treffen!
Die Empfehlungen von Fachleuten wie von der WHO, dem RKI oder Prof Kekule sollte der Maßstab sein!
Hier ein Bericht eines Arztes aus dem Notstandsgebiet in Bergamo:
www.tagesspiegel.d...ztes/25629010.html
meerwind7
@Unvernunft Und der Regierende Bürgermeister "drängt auf eine bundeseinheitliche Regelung" und wiedersetzt sich gleichzeitig der bundesweiten Empfehlung an die gesetzlich zuständigen Gesundheitsämter, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern zu vermeiden. Finde den Fehler!
PoMes
@meerwind7 Fehler gefunden:
Korrekt wäre "widersetzt".
Naja, die Verwahrlosung ist wohl nicht mehr aufzuhalten...
Jim Hawkins
Die Lage in Berlin mag undramatisch sein, wobei man sich immer fragt, ob diese Stadt irgendwas auf die Reihe bekommt.
Dramatisch ist allerdings das: Der Corona-Virus ist auf Lesbos angekommen:
jungle.world/blog/...0/03/corona-lesbos
Jossi Blum
@Jim Hawkins Das war ja zu erwarten angesichts der Lebensumstände in den Lagern.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
In vielen - vor allem: außerpolitischen - Dingen bin ich ein Vertreter des gesunden Mittelmaßes. Deshalb habe ich die Ausführungen von Herrn Albers ganz besonders aufmerksam gelesen.
Von einer Panik bin ich weit entfernt (ich war Samstag noch zu einem Rock-Konzert), fühle mich aber auch nicht wirklich beruhigt. Immerhin gehöre ich - dummerweise - zur bevorzugten Zielgruppe des Virus.
In meinem Alltagsverhalten werde ich in nächster Zeit defensiv-zurückhaltend agieren. Und mir Informationen aus dem medialen Gesülze und Geseier herausfiltern.
Die Einsamkeit des Alters hat gute Vorarbeit geleistet. Die fehlende Aufmerksamkeit meines Umfeldes ebenso.