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Bald-Ehefrau von Jeff BezosSie kann sich alles leisten

Lauren Sánchez heiratet Jeff Bezos, bewacht von Scharfschützen auf den Dächern Venedigs. Passend für eine Frau, deren Firmen wie Geheimdienste klingen.

Lauren Sanchez in Venedig, der Ort an dem sie Jeff Bezos heiraten wird Foto: Yara Nardi/reuters

Nicht verwechseln: Lara Croft ist eine Computerspielfigur, deren Körper wahnsinnig muskulös und zugleich überzeichnet weiblich aussieht. Sie ist steinreich, fliegt Hubschrauber und hat Archäologie studiert. Lauren Sánchez hingegen arbeitete als Journalistin und lebt in der echten Welt – wenn sie ihr nicht gerade mit einem Blue-Origin-Raumschiff entflieht. Am Freitag wird sie Jeff Bezos heiraten, den zweitreichsten Mensch der Welt, der sich an ihrer Seite zum Muskelmännchen unter den Tech­oligarchen aufblähte. Die Hochzeit wird von Scharfschützen auf den Dächern Venedigs eingerahmt. Das passt.

Lauren und Jeff wurden beide in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico geboren. Sánchez stammt aus einer mexikanisch-amerikanischen Familie, soll aber erst als Erwachsene Spanisch gelernt haben, da ihre Familie sie vor Benachteiligungen wegen eines hörbaren Akzents schützen wollte. Lauren wurde eine erfolgreiche Fernsehpersönlichkeit, moderierte unter anderem die erste Staffel der Unterhaltungssendung „So You Think You Can Dance“. Als Außenreporterin interviewte sie mal Bill Clinton auf dem roten Teppich, mal sprang sie Fallschirm.

Ihre Leidenschaft, das betont sie immer wieder, sei aber das Fliegen. Mit 40 macht Lauren den Pilotenschein und gründet das Unternehmen Black Ops Aviation, das Luftaufnahmen für Filme anbietet. Der Name erinnert an Black Operation, geheimdienstliche, verschleierte, gefährlich klingende Tätigkeit. Wie nebenbei bekommt Lauren drei Kinder.

Nur 6 Prozent der Pi­lo­t*in­nen sind Frauen, da müsse sich was tun, sagte sie vor rund 7 Jahren. Und nicht viele Pilotinnen sähen so aus wie sie, ergänzte ein Voice-over. Ihr Look: enge schwarze Lederhose, glänzend. Offenes, tiefschwarzes Haar, glänzend. Große Brilliant­ohrstecker, funkelnd. Lange, schwarze Wimpern, seidig. Volle rosa Lippen, schimmernd. Was davon Kunstleder oder Zirkonia oder Kunstlippen sind, spielt keine Rolle, in L. A. sowieso nicht.

Die Anwohnenden Venedigs freuen sich weniger

Die heimliche Beziehung zwischen Sánchez und Bezos wird im Februar 2019 mit einem Knall öffentlich. In einem Blogpost meldet sich Bezos zu Wort: Er wird erpresst. Seine Zeitung, die Washington Post, soll ihre Berichterstattung ändern, andernfalls werde von einer Boulevardzeitung öffentlich gemacht, dass Bezos nicht nur seine Frau MacKenzie Scott betrogen, sondern auch Penisfotos und anrüchige SMS verschickt und erhalten habe – von Lauren Sánchez.

Es brachte Sánchez und Bezos damals viel Sympathien ein, auch weil es aussah, als habe Bezos Kritik an Trump dazu geführt, dass das Klatschblatt National Enquirer auf ihn losging. Zudem war Sánchez eine altersangemessene Partnerin und die SMS von einer nahezu niedlichen verliebten Harmlosigkeit. Sánchez reicht die Scheidung ein, sobald das Ehepaar Bezos die ihre abgeschlossen hatte. Seitdem fliegt sie ihn mit dem Helikopter an Land, wenn er eine seiner obszönen Megayachten verlässt.

An diesem Wochenende heiraten die beiden, begleitet von Protesten der Anwohnenden, von Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen und anderen Wütenden, die die Raumnahme des zweitreichsten Mannes der Welt unanständig finden. Unter den Gästen der Hochzeitsfeier wurde auch Ivanka Trump gesichtet. Bei Donald Trumps Amtseinführung standen Lauren und Jeff in der Reihe der geldgebenden Techmilliardäre. Das virale Bild der Veranstaltung ist Mark Zuckerbergs Schielen in ihren Ausschnitt. „Tacky!“, erklingt es in Netz. Whatever. Lauren kann sich alles leisten.

Die Kosten für die italienische Extravaganza werden auf wenigtens 10 Millionen Dollar geschätzt. Das entspricht 0,000044 Prozent des ebenfalls geschätzten Vermögens des Amazon-Gründers Jeff Bezos. Auf ein deutsches Medianeinkommen von 52.159 Euro umgelegt sind das 2 Euro und 29 Cents, weniger als ein Stück Butter.

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37 Kommentare

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  • Wenn wir schon einen auf Klatschpresse machen.

    Im Wettbewerb um das hässlichste Hochzeitskleid des Jahres ist sie eine der Favoritinnen 😊

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das schaue ich mir doch glatt mal an.

  • Wenn man so reich ist, warum lädt man sich dann Trumps und Kardashians ein.



    Geld verdirbt scheinbar wirklich den Charakter.

  • eat the rich

  • Oh, wie mag ich so was Altmodisches ;-)



    Da kann ich nun doch endlich mal ein (leicht abgewandeltes) Zitat vom Kapitän auf der Brücke der Spaßgesellschaft anbringen: "Spätvenezianische Dekadenz"



    Alles kommt (einem) wieder (hoch).

  • dem bezos ist nichts zu neiden ...

    wir waren und sind es immer noch, die ihn reich-reich-reich gemacht haben.



    und wie haben wir das gemacht.



    unsere coach-potato mentalität war es.



    und der liebe jeff hat uns alle wünsche nach hause geliefert.



    der facheinzelhandel hatte das nachsehen.



    und wir ... keinen grund jetzt zu meckern.

  • Warum fällt mir jetzt die geniale Geissens-Parodie von Wilfried Schmickler ein?



    www.ardplus.de/det...der-weltgeschichte

  • Offensichtliche Gelegenheit zur Haarspalterei:



    Wenn man Bezos' _Vermögen_ zugrunde legt (warum eigentlich nicht Bezos' und Sanchez' zusammen?), sollte man auch auf das Median_vermögen_ umlegen...



    Dürften eigentlich die Scheidungen nicht auch einen Einfluss auf das Vermögen haben?

  • Schon schön - daß mal wieder n Sack 🌾 in 🇮🇹



    umgefallen ist un wir wieder gelangweilt auf die nächste 🐖 warten können - die durch‘s Dorf getrieben wird •

    Ach härm

  • Diese Karnevals Veranstaltung ist eine gutes Beispiel, wie man seine Hochzeit Performance sollte, wenn man sich zum Deppen machen möchte.



    Passt sehr gut zu den Darstellern.



    Stil geht halt anderes - ist nur nicht jedem gegeben. Oder liegt' s nur am Weddingplaner...

  • Ich fand Hochzeiten immer anstrengend und bin froh, aktuell auf keine zu müssen. Kommt wahrscheinlich in den nächsten 10-15 Jahren wieder, wenn die Neffen und Kinder älter werden. Es wäre für mich die Höchststrafe auf dieser Hochzeit dabei zu sein. Immer im Fokus, immer schick (aber unbequem) gekleidet. Das ganze über Tage gestreckt. Aber wenn die beiden und deren Gäste das so wollen, sollen sie halt.

  • Wieso arbeitet man sich an Frau Sanchez ab, nimmt am Ende aber das Vermögen des Mannes? Frau Sanchez nagt sicher nicht am Hungertuch, aber im Verhältnis zu ihrem Mann, ist sie eine arme Kirchenmaus. Auch, wenn Sie im Verhältnis zu ihm 6 oder 7 Stück Butter besitzen sollte.

  • Die Reichen haben jede Scham verloren, derartiges, fast gewalttätiges Auftrumpfen mit dem eigenen Rechtum hat etwas zutiefst obszönes. Gleichzeitig zahlen Amazon und Bezos lächerlich niedrige Steuern. Das ist eine Beleidigung der Öffentlichkeit.

    • @FtznFrtz:

      Als wären Reiche jemals durch sowas wie Schamgefühl aufgefallen... und jetzt kommen sie mir bitte nicht mit irgendwelchen Benefiz-Sachen. Wie Angemessen ist es darum so einen Aufriss zu machen von seinen Vermögen eine Promille abzugeben. Das ist als würde man den Selben Aufwand beim Eurowurf im Zoo betreiben.



      Beleidigen kann man nur eine Öffentlichkeit die sich für sowas interessiert.



      Mir wäre das - ohne die Entgleisung der TAZ in die Klatschregion - nicht mal aufgefallen.



      Haben sie bei den Royals zum Beispiel auch so einen Aufreger losgelassen?



      Das Ganze findet ja nichtmal in Deutschland statt.



      Zumindest ist es jetzt das Geld und nicht das Blut das den Unterschied macht.



      Immernoch mies aber, wie ich finde, besser.

      • @Das B:

        Bezos ist mir grundsätzlich auch mal nicht unwurscht, natürlich wurde schon immer geprotzt, das ist nichts Neues. Dennoch hat es eine andere Dimension, bei einer noch stärkeren Vermögensungleichverteilung und dem drängenden Klimaproblem. Früher hat man nur ein schweineteures Schloss für die weltweit interessante Hochzeit gemietet, heutzutage muss es halb Venedig sein.



        Wenn Einzelpersonen ein Privatvermögen wie der deutsche Bundeshalt haben stimmt ganz gewaltig was nicht.

  • Na, das trieft ja vor Neid! Immerhin: die ehrlichste Form der Anerkennung

    • @Flotte Mizzi:

      Neid? Das ist die miserablest denkbare Einlassung zu diesen Vorgängen. Neid auf was? Auf prollige Protzigkeit? Auf extreme Rücksichtslosigkeit? Auf Ausbeutung von Mensch und Natur?

      • @Perkele:

        Den Grund für Neid kann ich jetzt auch nicht so erkennen.

  • Das zeigt doch eigentlich nur einmal mehr, dass man sich mit Geld alles erlauben kann. Warum lassen wir das zu, wen interessiert das?

    Schade dass es soviel geiferndes Publikum gibt, denn dieses Publikum bietet die Bühne für die lächerliche Show.

    • @realnessuno:

      Wir lassen es zu, weil 99% der in der ersten Welt lebenden Menschen allerlei Einschränkungen als Diktatur, Sozialismus oder Verrat an die Volkswirtschaft ansehen, selbst gerne reich und schön wie die beiden sein wollen und wir, die Aktivisten, nur blöd aus der Wäsche schauen können.

      • @Troll Eulenspiegel:

        "...selbst gerne reich und schön wie die beiden sein wollen..."

        Wer von beiden soll denn schön sein?

      • @Troll Eulenspiegel:

        Dagegen hilft nur: reich und schön werden - dann klappts auch mit der Wäsche :D

  • Toll! dann hat sie sicher auch Amazon Prime?! Aber bei der Auswahl des Schönheitschirurgen wäre ich vorsichtiger gewesen. Sieht ehrlich nicht so gut gelungen aus.



    Sorry, solche Oberflächlichkeiten sind gar nicht mein Ding. Aber was soll ich zu einem so oberflächlichen Thema sagen?



    Ist das wirklich ein Thema für die TAZ? Nicht eher was für "Adel für Dummies"? Also Möchtegern-Adel in dem Fall.

    • @Jalella:

      Wenn das nicht ihr Ding wäre - warum dann ein Urteil?



      Sie ist und bleibt Mensch, hoffentlich fühlt sie sich mit OPs wohl. Wenn nicht hat sie das Geld wenigstens für Dienstleistungen und Medizin rausgeschmissen statt für Klimakiller die niemanden außer ihr nutzen (noch ein paar Jachten zB).



      Warum sollten die Adel wollen? Die Pros hat sie ja schon, Titel kann man kaufen.



      Adel durch Geld ist mir lieber als Adel durch Blut.



      Und lieber bedeutet nicht das es mir gefällt.

  • Ekelerregend!

    • @Perkele:

      Warum?

    • @Perkele:

      Meinen Sie? Also ich finde sie hübsch.

  • Von allem empörens- oder klatschwürdigen Inhalt mal abgesehen: Eine sehr schöne Vergleichsrechnung zum Abschluss - nicht die ewige Rechnung, wie viele Jahre frau arbeiten müsste, sondern welchen Betrag ein vergleichbarer Anteil an ihrem Einkommen hätte. Darf die Schulbuchredakteurin das fürs nächste Mathebuch klauen? :)

    • Donata Künßberg , des Artikels, Social Redakteurin
      @Annette Thomas:

      Oh, ich bitte sogar darum!

  • wer will so eine Kunstfigur heiraten? Schrecklich! Aber klar, passt zu dem Mann.

    • @Gastone:

      Seine erste Frau sieht aber nicht so aus, sondern völlig natürlich. Hier ist für mich kein Muster erkennbar. Wo die Liebe hinfällt, ist nicht immer planbar.

    • @Gastone:

      Sie sollten sich ernsthaft fragen warum sie das überhaupt tangiert und wieso dies bereits schrecklich sein soll.



      Zwei Reiche Menschen heiraten.



      Würden Sie das nicht machen, wie genau würde das ihr Leben positiv beeinflussen?



      Warum also ihr Problem damit?

  • DIe Dame weiß was sie will und wie sie es bekommt. Meine Güte.

    • @Nachtsonne:

      Also " Dame " lassen wir mal weg...

  • Fürchterliche Selbstverunstaltung, doch irgendwie muss sie ja die minütlichen Zinsen auch mal ausgeben, und sie schadete nur sich selbst.



    Aber zum Artikel und Inhalt: Warum in der taz? 80 % über die Proteste wären doch mit etwas Recherche auch drin gewesen.

  • "Radical over feminism" halt, den Patriarchen den Stecker ziehen.... hat was!

  • Hoffentlich platzt die aufgepumpte Botox-Dame morgen nicht. Gelegentlich kommt das vor wie gestern in Holland.