Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Wie kann Inflation besiegt sein, wenn sie sich in Nischen der Blasenbildung von Vermögenswerten, gemessen an Börsenkursen, an weiter steigendem Preis für Grund, Boden, Immobilien, Mieten zurückzieht, durch sinkende Zinsen genährt bei sinkender Mehrheits- Binnenkaufkraft weiter aufbläht. Da liegt Ball allerdings bei der Finanz-, Fiskalpolitik der Regierungen in EU Ländern, voran Deutschlands und nicht bei EZB Zinspolitik, sich mit Instrumenten globalen Herausforderungen völkerrechtswidrig militärischer Spezialoperationen, neben Klimatransformation von Volkswirtschaften, angesichts Klimakrise von Menschenhand seit 200 Jahren zu stellen, die da sind, staatliche Geldschöpfung aus dem Nichts u. a. für Bewältigung der Aufgabe, Pariser Weltklimagipfel Ziele 2015 einzuhalten durch Kaufkraftabschöpfung vermögender Schichten über markante Einkommens-, Erbschafts-,Vermögenssteuererhöhungen gegenfinanziert zu kompensieren. Damit es gar nicht erst zu steigender Inflation über 2% kommt mit Effekt, dass Mieten sinken, Zugang zu Vermögenswerten, Aktien Grund. Boden, Immobilien für breite Schichten wieder erschwinglich wird bei anziehender Binnenkaufkraft für klimaneutrale Binnenkreislaufwirtschaft
Neoliberalismus gebiert Faschismus.
Der Schaden wurde schon vor Jahren durch die Null-und Negativzinspolitik verursacht. Seitdem sind Zinsen über Null schon eine Katastrophe. Und die noch grössere Katastrophe ist der Euro. Seitdem kann keine Währungspolitik mehr passend für die deutsche Situation mehr gemacht werden. Deutsche Rentner werden dafür noch teuer bezahlen….
"Wenn die Leitzinsen steigen und Kredite teuer werden, wird kaum noch investiert."
Die erhebliche Inflation von Vermögenswerten begann aber schon etwas früher. QE und eine über zu lange Jahre verfolgte Politik der Niedrig- und Negativzinzen waren deren Haupttreiber. Diese im Kern marktverzerrende Politik hat eben nicht dazu geführt, das investiert wurde. Die abrupte Änderung der Zinspolitik hat Unternehmen inkl Banken u.a. aufgrund der Entwertung langlaufender Anleihen ebenfalls in eine Schieflage beförderte. Niedrige Zinsen können genauso schädlich sein wie hohe Zinsen. Beide Phänomene können Inflation antreiben.
@Jutta57 Inflation und die Bewertung von Vermögenswerten sind zwei verschiedene Baustellen: Während sich die klassische Inflation im Wesentlichen durch wachsende Löhne speist, lässt sie sich im Fall von externen Preisschocks (Energie: Gas/Öl) nicht sofort durch steigende Zinsen einfangen. Wir hatten das ab 1973 schon sehr gut sehen können (damals war die Zinsentwicklung wesentlich krasser).
Die Bewertung von Vermögenswerten richtet sich nach der erwartbaren Rendite minus Finanzierungskosten. Die um die Finanzierungskosten bereinigte Nettorendite liegt unter normalen Umständen bei ca. 2,5-4%. Fallen die Finanzierungskosten plötzlich stark, so passen sich die erwartbaren Renditen nach unten an. Dies wird durch steigende Vermögenspreise realisiert. Umgekehrt fallen Vermögenspreise bei steigenden Finanzierungskosten. Besonders im trägen Immobilienmarkt ziehen sich die Preisanpassungen über mehrere Jahre. Diesen Effekt bezeichnen manche als "Vermögenspreisinflation".
Niedrigzinsphasen werden meist durch Schocks im Finanzsystem ausgelöst und dauern nur eine begrenzte Zeit. Wer zu Beginn einer solchen Phase investiert, ist klar im Vorteil, wer am Ende einsteigt, verliert.
Man benötigt keine Zinserhöhung um die Investitionen einbrechen zu lassen, ein Christian Lindner und der Fetisch der Schuldenbremse reicht allemal.
Das die Zinspolitik die Ursache der Wahlerfolgen der "Populisten" ist....man kann es sich auch einfach machen
Schon wieder: AfD und BSW sind also Populisten. Gut. Was aber sind die anderen Parteien?
Wir sollten uns davon lösen jeden zu verunglimpfen, der AfD oder BSW wählt. Wenn wir diese Parteien als populistisch abstempeln bedeutet dies, dass wir ihre Wähler als dumm bezeichnen. Und genau das mach diese Parteien stark.
Abgesehen davon: Die Bereitschaft von Merz und der CDU am Migrationsgipfel teilzunehmen und dann das Meeting publikumswirksam zu verlassen, wohl wissend, dass die Forderungen geltendes EU - Recht brechen: Was ist das? Aus meiner Sicht purer Populismus!
@Jens Barth Wie definieren Sie "dumm"? Ich kann mühelos behaupten, dass 50% meiner Mitbürger "dumm" seien. Dafür muss ich lediglich die Definition von "dumm" richtig wählen.
In Autokratien werden sogar 95% aller Bürger als "dumm" betrachtet. Daher haben die meisten Menschen in Autokratien kein echtes Mitspracherecht.
Das ist auch der Grund, warum wir AfD und BSW auf keinen Fall das Feld überlassen sollten, denn, würden sie regieren, würde den meisten Mitbürgern das Mitspracherecht langsam entzogen. Wir hatten das schon und wissen, dass es kein erstrebenswerter Zustand ist.
EZB, immer zu spät und dann mit dem Vorschlaghammer.
So funktioniert Geldpolitik nicht. Aber ich war schon immer ein Gegner von Christine Lagarde, sie lässt sich zu sehr von den Regierungen und der Lobby leiten.
Und was Sie vergessen: Die Zinspolitik der EZB hängt auf Gedeih und Verderb von der Zins-Politik und Wirtschaftseinschätzung der FED ab. Nachdem dort lange fast manisch auf ein Ansteigen der Arbeitslosenzahlen gewartet wurde, fürchtet man nun jedes 10tel-% Inflationszuckung oberhalb der gewünschten 2% liegt. So wird nun in Trippelschnitten entlastet - um jede Norddrift der Inflation zu verhindern, und weil man den Eindruck fürchtet, die Rezession sei schon da. Und die EZB ? Sie muss FED wie der legendäre Pudel folgen, denn es gilt ein Zins-Gap zu vermeiden - auch wenn niedrigere Zinsen in Europe gerade jetzt wahrlich von Nöten wären.
@NormalNull Sie hätten dazu sagen sollen, dass die Fed neben der Preisstabilität als Hauptziel die Vollbeschäftigung hat.
Ja, das ist bei der Fed wesentlich intelligenter geregelt als der sture Blick der EZB auf die Preisstabilität.
Allerdings ist die EZB der Fed dieses Mal vorangegangen und ihr nicht gefolgt.
Der Glaube, dass Inflationsbekämpfung und Wirtschaftswachstum gegenläufige Dinge sind, stammt aus den Siebzigern und wurde dort auch bereits widerlegt.
Erstaunlich, dass sich das trotzdem so hält.
Es war die Inflation, die vor allem die AfD begünstigte.
Die Inflation erhöhte die Unzufriedenheit der AfD Wähler, die die Einbußen durch die Inflation nicht über 10%-ige Tariferhöhungen ausgleichen konnten.
Die EZB hat eine gute Gelegenheit verstreichen lassen, angemessen auf die neuesten Inflationsdaten zu reagieren. Nach dem Sinken der Inflation im Euroraum auf 2,2% hätten die Leitzinsen um mindestens 0,5% gesenkt werden müssen.
Leider gibt es bei der EZB offensichtlich keine Spezialisten für Mess- und Regeltechnik.
@Aurego O.k., hier noch einmal zur Präzisierung:
Die EZB hat nicht nur den einen Zinssatz geändert, sondern alle 3, und zwar wie folgt:
Deposit facility: 3,75% --> 3,50%
Main refinancing operations: 4,25% --> 3,65%
Marginal lending facility: 4,50% --> 3,90%
Dennoch bin ich der Meinung, dass dies nicht ausreichen wird, da es der Wirtschaft nicht die nötigen Impulse (deutlich günstigere Kreditkonditionen) verleiht, um aus der aktuellen Schwäche herauszukommen.
Was den Populisten hilft, ist die deutsche Position als fast Schlusslicht des europäischen Wachstums. Dafür ist die EZB kaum allein verantwortlich.
@Nachtsonne Wenn man Höcke so zuhört, ist sein Ziel, die thüringische Wirtschaft noch viel weiter zu schwächen. Dagegen ist die aktuelle Situation harmlos.
"Im Oktober 2022 wurden noch sensationelle 10,6 Prozent gemessen, jetzt sind es seit Monaten nur noch 2,4 bis 2,6 Prozent."
Es war sowieso keine echte Inflation, sondern, wie hier schon angemerkt, ein Preissschock. Das hat andere Ursachen, die auch andere Maßnahmen erfordern.
Den Bürgern hilft das aber gar nichts. Denn die Inflationsrate ist ja nur der Zuwachs. D.h. die Preise sind um 10,6% gestiegen und dann von diesem hohen Niveau eben nochmal um 2,6%.
Und gesunkene Energiepreise? Meine Brötchen wurden mit dem Argument der gestiegenen Energiepreise um 50-100% teurer. Nachdem die Energiepreise gesunken sind, kosten sie aber auf mirakulöse Weise immer noch soviel.
Und vor allem müsste die Regierung endlich investieren statt Deutschland tot zu sparen. Zinsen hin oder her. Und mit investieren meine ich nicht, hunderte Milliarden den Aktionären von Rüstungsunternehmen, Intel oder anderen furchtbar armen Konzernen schenken.
Da ist nur ein Punkt. In den USA sind die Leitzinsen 2 Prozentpunkte höher. Und dort schwächelt nichts. Ganz so einfach ist es leider nicht. Ein paar weitere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft gibt es schon noch, sonst könnte man die Sache je mit einer Excel-Datei erledigen.
Und dass dies den Populisten BSW und AFD in die Hände spielt? Den Schluss halte ich für gewagt. Die AFD im Osten hat aus dortiger Wählersicht zwei Vorteile: Migration und dass sich der Westen/die Presse ärgert, wenn diese Partei viele Stimmen bekommt.
@Strolch "In den USA sind die Leitzinsen 2 Prozentpunkte höher" Und dort schwächelt nichts." richtig
"Ein paar weitere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft gibt es schon noch" richtig! Dort wird massiv investiert, vom Staat (was Investitionen der Wirtschaft nach sich zieht).
Hier wird gespart, von allen Sektoren. Wenn alle sparen kann eine Wirtschaft nicht wachsen, ganz egal wo der Zinssatz liegt.
@nutzer Hat nicht die ganze Börse vor gut einem Monat Schluckauf bekommen, weil unter anderem die Arbeitsmarktzahlen in den USA so schwach waren? Die großen (Ki) Techkonzerne ziehen den Markt noch, aber "wenn Nvidia hustet, bekommt die Börse Grippe".
@Höhlen!= wo sehen Sie da den Zusammenhang?
Börse ist nicht die Wirtschaft.
@nutzer Arbeitsmarktzahlen auch nicht? Die Börse wiederum reflektiert Erwartungen und ist auch nicht völlig losgelöst von der wirtschaftlichen Lage.
Mir ging's nur darum, dass es in den USA eben nicht alles toll ist, obwohl sie 2% mehr Zinsen haben. Arbeitslosenquote stieg, einige, auch große Akteure schwächeln ganz ordentlich, haben massiv Stellen abgebaut. Analysten sprechen von einer bevorstehenden Rezession für 2025... Zusammenhang hergestellt?
@Höhlen!= doch Arbeitsmarktzahlen schon.
Aber die Börse reflektiert und antizipiert und spekuliert das Geschehen der Realwirtschaft. Ist aber eben nicht die Wirtschaft.
@nutzer Unsere Staatsquote ist wesentlich höher als die der USA.
@Strolch und daher ist kein Geld da, für so große Programme.
@Strolch dann können wir wohl leider nichts ändern.
Denn wenn alle sparen, kann niemand verdienen..
@nutzer Gute Wirtschaftspolitik ist die beste Sozialpolitik. Wir können Bürokratie abbauen, Zuschüsse abbauen und im Gegenzug Steuern senken. Es gibt viele Hebel. Aber die EZB - der Ausgang der Diskussion - ist dabei nicht entscheidend.
@Strolch damit Wachstum entstehen kann, muß das Mehr an Geld irgendwoher kommen.
Wie erklären Sie das?
Wenn kein Sektor (Staat, Privat, Wirtschaft) mehr ausgibt, sondern alle weniger, wie soll das Wachstum finanziert werden, wo sollen die Güter abgesetzt werden?
Bürokratieabbau begünstigt die Angebotsseite, nach gängiger Theorie erzeugt aber ein Mehr an Angebot, niedrigere Preise , wenn aber mehr für weniger produziert wird, ist das kein Wachstum.
Eine Angebotserhöhung erzeugt kein Wachstum, nur eine Nachfrage kann das.
Und die Hebel, die Sie benennen, sind Hebel auf der Angebotsseite.
Ich stimme zu, lediglich niedrigere Zinsen erzeugen nicht automatisch Wachstum, es braucht eine Nachfrage und die stimuliert man durch Investitionen.
@nutzer Zunächst entsteht Wachstum durch mehr Arbeit oder bessere Produktion bei gleichem Arbeitseinsatz. Der Markt regelt dann Angebot und Nachfrage. Der Staat hat hier erst einmal nichts zu regeln. Erst wenn das Vertrauen so stark sinkt, dass zwar gearbeitet wird, aber das Geld nicht mehr ausgegeben wird, kommt es zu einer Störung des Gleichgewichts. Hier kann der Staat reagieren. Wir haben aber soviel Transferleistung, dass zumindest über mehr Arbeit keiner Wachstum erzeugen wird. Diese Rahmenbedingungen gilt es anzugehen.
@Strolch "dort schwaechelt" so einiges....
Die Suche nach Schuldigen ist kurios.
Nein, die EZB hat keinen Regler "AfD-Wahlergebnis" in ihrer Schaltzentrale.
Diese Darstellung unterstellt den Wählerinnen und Wählern auch eine ziemlich primitive Entscheidungsfindung - zumindest, wenn sie AfD oder BSW wählen.
Dieser selektive Mangel an Respekt passt nicht gut zur Demokratie - vor allem aber ist er meiner Meinung nach falsch: Ich glaube kaum, dass sich die Tiefe der Reflexion der Wahlentscheidung im Mittel deutlich zwischen den Parteien, die letztendlich herauskommen, unterscheidet.
Die beschriebenen Wirkung der Zinsen sind grundsätzlich richtig, und doch nicht die ganze Wahrheit: Die europäische Wirtschaft schwächelt auch aus anderen Gründen, etwa dem sich verlangsamenden Welthandel, insbesondere dem weiter unklaren Verhältnis zu China.
Wichtig ist auch: Deutschlands Wirtschaft krankt am meisten und zieht den Rest Europas mit sich nach unten. Ein wesentlicher Grund dafür ist die unsichere Zukunft der Energieversorgung - Deutschland ist seit über 20 Jahren wieder zum Netto-Stromimporteur geworden, und der Mangel an Grundlast bzw. Speichern stellt viele Industriestandorte in Frage.
Das lässt sich nicht mit Zinsen beheben.
@Frauke Z "...Dieser selektive Mangel an Respekt
passt nicht gut zur Demokratie..."
Also ich soll vor denen Respekt haben, die die Demokratie abwählen wollen, stattdessen FaschistenInnen, StalinistenInnen oder
PutinistenInnen - suchen Sie sich was aus - wählen. Da investiere ich meinen Respekt lieber in jene, die bereit sind, für eine freiheitlich demokratische, pluralistische und offene Gesellschaft, Verantwortung übernehmen.
Es wäre hilfreich, zwischen Inflation und Preisschock zu unterscheiden. Die Zinserhöhungen waren von vornherein schlechte Antworten auf die Preisschocks. Die EZB hat ein widersprüchliches Mandat, das sie gar nicht erfüllen kann. Sie ist wie ein Automechaniker, der mit einem öligen Schraubenschlüssel im OP-Saal steht und darauf wartet, dass man ihn braucht. In die Werkstatt zu gehen und dort etwas sinnvolles zu tun ist ihm seltsamerweise verboten, und so wünscht man sich, dass er am besten einfach gar nichts macht.
Die Argumentation ist deswegen nicht allzu stimmig, da es lange Phasen noch höherer Zinsen gab. Und da eben keine AfD bei 20% existierte. Auch wurden ja alle Rechten Parteien oder das Trump Phänomen in Zeiten sehr niedrige Zinsen 'geboren'. Ein Widerspruch.
@Tom Farmer Muss ich zustimmen. Ich habe 1995 ein Haus gebaut, der Zins für den Immobilienkredit lag bei 7,5 Prozent, davor sogar noch höher. Hat uns, mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen, nicht ruiniert. Hatten noch Glück, da die Zinsen in der Folge gefallen sind.
Problem sind doch die enorm gestiegenen Immobilienpreise und da speziell die Grundstückspreise. Ärgerlich für mich ist, dass der Staat dabei kräftig mitverdient, hat die Grunderwerbssteuer zumindest in Bayern fast verdoppelt.
Die Carolabrücke ist ein Symbol für ein marodes Deutschland. Statt sich um zentrale Probleme zu kümmern, diskutiert die Politik nur über Migration.
Zinspolitik der EZB: Der Schaden ist enorm
Die EZB hat ihre Leitzinsen gesenkt, mit 3,5 Prozent bleiben sie aber hoch. Was einst gegen die Inflation notwendig war, spielt nun den Populisten in die Hände.
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht auf der Pressekonferenz nach der Ratssitzung der EZB Foto: Boris Roessler/dpa
Der Schritt war überfällig und daher auch allgemein erwartet worden: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der relevante Einlagenzins liegt jetzt bei 3,5 Prozent. Weitere Zinssenkungen werden wahrscheinlich in den kommenden Monaten folgen.
Die EZB musste ihre Zinsen senken, weil die europäische Wirtschaft schwächelt. Im zweiten Quartal ist die Eurozone im Vergleich zum ersten nur um 0,2 Prozent gewachsen, und die deutsche Wirtschaft schrumpfte sogar – um minus 0,1 Prozent.
Auch gab es keinen Grund für die Zentralbank, weiter gegen die Geldentwertung anzukämpfen. Denn die Inflation ist stark zurückgegangen. Im Oktober 2022 wurden noch sensationelle 10,6 Prozent gemessen, jetzt sind es seit Monaten nur noch 2,4 bis 2,6 Prozent.
Es ist übrigens kein Zufall, dass die europäische Wirtschaft schwächelt. Genau das wollte die EZB erreichen, weil sich eine Inflation nur indirekt bekämpfen lässt – indem man die Wirtschaft abwürgt. Wenn die Leitzinsen steigen und Kredite teuer werden, wird kaum noch investiert. Stellen fallen weg, und die Nachfrage geht zurück. In den Fabriken entstehen Überkapazitäten, sodass irgendwann auch die Preise nachgeben.
Die schwächelnde Wirtschaft drückt auf die Stimmung – und begünstigt die Populisten.
Die Inflation ist besiegt, aber die politischen Folgen sind immens: Die schwächelnde Wirtschaft drückt auf die Stimmung – und begünstigt die Populisten.
Dieses Phänomen ist nicht nur in Deutschland zu beobachten, wo AfD und BSW immer neue Rekorde feiern. Auch in den USA liegen die Leitzinsen immer noch bei bis zu 5,5 Prozent und damit sehr hoch. Viele WechselwählerInnen glauben daher, dass Präsident Biden keine Ahnung von Wirtschaft hätte. Also sind sie geneigt, ihre Stimme Ex-Präsident Trump zu geben – obwohl der am liebsten faktenbefreit darüber schwadroniert, dass Einwanderer die Katzen ihrer Nachbarn essen würden.
Energiepreise sinken
Die weltweite Inflation wurde vor allem durch den Ukrainekrieg ausgelöst, der Öl- und Gaspreise in die Höhe schnellen ließ. 2022 kostete ein Barrel Öl (159 Liter) rund 100 Dollar, jetzt sind es nur noch knapp 83 Dollar. Da die Energiepreise fallen, geht auch die Geldentwertung überall zurück. Nicht nur die EZB senkt langsam ihre Leitzinsen, auch die US-Zentralbank Fed hat angekündigt, dass sie Kredite demnächst verbilligen wird.
Hohe Inflationsraten lassen sich nicht ignorieren. Aber der Schaden der drakonischen Zinspolitik ist enorm: In den USA könnte Trump siegen – und auch in Deutschland sind die Populisten auf dem Vormarsch.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
Themen
mehr von
Ulrike Herrmann