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Forscher über Migrationsdebatte„Besonnene Stimmen werden geschätzt“

Die aktuelle Asyldebatte sieht der Migrations­forscher Hans Vorländer als Ergebnis der politischen Logik. Er erklärt den Einfluss der Wissenschaft.

Mannheim, 7. Oktober 2015: Geflüchtete, die mit einem Sonderzug aus Bayern kommen, steigen in einen Bus zur Weiterreise Foto: Gustavo Alabiso/imago
Nico Preikschat
Interview von Nico Preikschat

taz: Herr Vorländer, das Thema Migration ist emotional sehr aufgeladen. Wie blicken Sie als Migrationsforscher auf die derzeitige Debatte?

Vorländer: Die aktuelle Debatte entspricht den Logiken der Politik. Im Kontext von Wahlen versuchen Parteien, Aufmerksamkeit zu produzieren und vermeintliche Stimmungen aufzugreifen, um Stimmen zu gewinnen. Als Wissenschaft sollten wir versuchen, zur Versachlichung beizutragen. Migration ist eine komplexe Materie, und vieles funktioniert nicht so einfach, wie sich die Politik das vorstellt.

taz: Reden wir über die Fakten. Wie ist die Lage wirklich – stehen wir kurz vor einer Überforderung?

Vorländer: Deutschland hat seit 2015 sehr viele Geflüchtete aufgenommen. Ab 2022 sind noch mal ungefähr 1,2 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine dazugekommen. Man muss es ernst nehmen, wenn der Städte- und Gemeindebund darauf hinweist, dass die Lage in den Kommunen sichtlich angespannt ist. Auch da gibt es aber unterschiedliche Belastungen, nicht alle teilen die große Klage. Zudem ist die Zahl der Asylsuchenden deutlich geringer als in den Jahren zuvor.

taz: Wie erklären Sie es sich dann, dass jetzt vehementer denn je über Migration debattiert wird? Liegt das nur am Attentat in Solingen?

Vorländer: Solingen war ein Katalysator, der die Debatte noch einmal angeheizt hat. Attentate erzeugen Ängste und geben einen Anlass für verschärfte politische Diskussionen. Bürger und Bürgerinnen erwarten, dass die Politik handelt, also reagieren Parteien darauf.

taz: Ist das ein deutsches Pro­blem?

Vorländer: Nein, das lässt sich auch in anderen Ländern beobachten. Hierzulande kommen natürlich aktuell die Wahlen in Ostdeutschland verschärfend hinzu. Tatsächlich wird das Thema Migration aber seit vielen Jahren in Deutschland und in Europa am hitzigsten diskutiert. Ereignisse wie in Solingen verschärfen die Diskussion zusätzlich. Man muss natürlich trotzdem unterscheiden: Migration und islamistischer Terror sind zwei unterschiedliche Dinge, die auch ganz unterschiedlich beantwortet werden müssen.

taz: Lassen Sie uns auf die Wissenschaft blicken. Wenn die Stimmung hochkocht, ist es schwer, bei den Fakten zu bleiben. Wie können wir es trotzdem schaffen, unaufgeregter und vor allem wissenschaftlich fundiert über Migration zu diskutieren?

Vorländer: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse in den öffentlichen Diskurs einzuspeisen. Unter anderem werden wir Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von den Medien gefragt, wie wir die Lage einschätzen und einzelne politische Maßnahmen beurteilen. Wichtig ist daneben vor allem die langfristige, solide wissenschaftliche Arbeit, die in den verschiedenen Gremien geleistet wird. Unser Sachverständigenrat berät zum Beispiel nicht nur die Bundesregierung, sondern auch Länderregierungen, Verwaltungen und die Zivilgesellschaft auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

taz: Wie sieht ihre Beratung aus?

Vorländer: Wir liefern etwa Stellungnahmen und Jahresgutachten. Klare Positionen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen führen bei den Experten und Expertinnen schon zu einer Versachlichung der Debatte. Allerdings ist die politische Logik der Aufmerksamkeitserzeugung gerade in solch angespannten Situationen ein anderes Feld. Dort bleiben wissenschaftliche Erkenntnisse zunächst außen vor.

taz: Wie steht es denn grundsätzlich um die Migrationsforschung in Deutschland?

Vorländer: Die Migrationswissenschaften sind in den vergangenen Jahren ausgebaut und stärker gefördert worden. Sie wurden auch öffentlich stärker beachtet. Mittlerweile werden sie in der ganzen Breite ihrer Perspektiven wahrgenommen.

taz: Haben Sie den Eindruck, dass Sie und andere Migrationsforscher überhaupt in die öffentliche Debatte durchdringen?

Wir können nicht erwarten, dass alle Empfehlungen umgesetzt werden. Das wäre vermessen

Hans Vorländer, Migrationsforscher

Vorländer: Ich denke schon. Wir erhalten in diesen Tagen viele Rückmeldungen, die zeigen, dass besonnene Stimmen wertgeschätzt werden. Wir haben keinen Zweifel daran, dass unsere wissenschaftsbasierten, fachlichen Stellungnahmen gehört werden und zur Versachlichung beitragen. Gleichzeitig wissen wir, dass es in zugespitzten Situationen Grenzen dafür gibt, was wir beeinflussen können. Langfristig haben wir diesen Einfluss dennoch, weil wir nicht nur mit den Spitzen der Politik zusammenarbeiten, sondern auch mit jenen Ebenen, die Entscheidungen vorbereiten.

taz: Welche Ebenen meinen Sie?

Vorländer: Das sind ganz generell diejenigen, die Gesetze machen. Aus den Ministerien, dem Bundestag, den Landtagen. Dort werden zum Beispiel Integrations- und Teilhabe­gesetze gemacht. Vor diesen Gesetzgebungsprozessen gibt es immer Diskussions- und Beratungsrunden, bei denen Sachverständige eingeladen werden. In diesen Runden hören sich Staatssekretäre, Amtschefs, Abteilungs- und Referatsleiter an, was die Wissenschaft zu sagen hat, und gestalten ihre Gesetzentwürfe dementsprechend. Dass die politische Entscheiderebene nachher vielleicht anders agiert, weil sie nach einer politischen Logik funktioniert, ist uns bewusst.

Im Interview: Hans Vorländer

Vorsitzender des Sachverständigenrats für Migration und Integration. Er hatte bis 2021 den Lehrstuhl für politische Theorie und Ideengeschichte an der TU Dresden inne. Vorländer ist zudem Mitherausgeber der Zeitschrift für Politikwissenschaft.

taz: Wenn Sie diese Beratungsarbeit leisten und auf der unteren und mittleren Entscheidungsebene damit auch durchdringen, auf der höchsten politischen Ebene dann aber andere Regeln gelten, frus­triert Sie das?

Vorländer: Nein. Im Wissenschafts-, im Beratungs- und im politischen Entscheidungsbereich gibt es unterschiedliche Ebenen. Auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben unterschiedliche Positionen, die jedoch immer sehr sachlich begründet werden müssen. Wir können Szenarien und Möglichkeiten unterbreiten, aber entscheiden muss letztlich die Politik.

taz: Fällt Ihnen ein Beispiel für gelungene Wissenschaftskommunikation im Bereich Migrationsforschung ein?

Vorländer: Wir wünschen uns zunächst, dass die Erkenntnisse der Wissenschaft zur Kenntnis genommen werden. Bei der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts sind beispielsweise Positionen, die der Sachverständigenrat schon lange bezogen hat, sehr ernst genommen und zum Teil auch umgesetzt worden. Aber wir können nicht erwarten, dass alle Empfehlungen umgesetzt werden. Das wäre vonseiten der Wissenschaft vermessen. Man muss einfach respektieren, dass die Politik durchaus selektiv mit den Erkenntnissen umgeht und sie auch nach anderen Gesichtspunkten bewertet.

taz: Auf welchen Aspekt achtet sie denn besonders?

Vorländer: Die Politik muss vor allem die Frage klären, ob Maßnahmen akzeptiert werden. Auch in der Migrationswissenschaft ist in den letzten Jahren besser erkannt worden, dass es in einer Demokratie immer um die Akzeptanz von Maßnahmen geht. Durch das Anwachsen von rechtspopulistischen und rechts­ex­tre­men Gruppierungen verhält sich auch die Gesellschaft mittlerweile ablehnender gegenüber ungesteuerter Zuwanderung. Das muss die Politikwissenschaft bei ihren Vorschlägen zu Migration und Integration mitbedenken.

taz: Kann man als Wissenschaftler also nur Maßnahmen vorschlagen, die von der Gesellschaft auch akzeptiert werden?

Vorländer: Man sollte sich zur Frage der Akzeptanz jedenfalls Gedanken machen. Ich lerne daraus, dass die großen, manchmal alarmistischen Diskurse kontraproduktiv für die konkrete Bewältigung von Problemen sind. Wenn die Wissenschaft hier mehr konkrete Vorschläge für die zielorientierte und effektive Umsetzung von Maßnahmen machen würde, wäre schon sehr viel gewonnen.

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22 Kommentare

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  • Eine Stelle, die es sich lohnt, sie zweimal zu lesen:

    "Bürger und Bürgerinnen erwarten, dass die Politik handelt, also reagieren Parteien darauf.

    taz:Ist das ein deutsches Problem?

    Vorländer: Nein, das lässt sich auch in anderen Ländern beobachten. "

    Es ist ein Problem, wenn die Parteien auf die Erwartungshaltung der Bürger und Bürgerinnen reagieren?

    Wow.

    Ich Naivling dachte, das mache Demokratie aus.

    Vielleicht gibt eine undemokratische Haltung doch nicht nur beim AfD-Fanclub?

    • @rero:

      Wenn die Frage ernst gemeint ist:



      Ja, Handeln kann im Sinne des Aktionismus eine fragliche Sache (Problem) sein, denn dann geht es nicht mehr darum den zugrundeliegenden Fehlverlauf zu bereinigen, sondern nur noch darum ein solches Bild zu vermitteln.

      Weiterhin gibt es nicht die eine Erwartungshaltung, sondern für die BRD um die 80 Millionen Erwartungshaltungen, die eben nicht alle unter einem Deckel passen. Zum Vergleich: Im Vereinigten Königreich stimmte man knappst mehrheitlich für den Brexit - in einem unverbindlichen Referendum, um sich im Anschluß dann den Kopf darüber zu zerbrechen, was für ein Brexit (soft, middle oder hard) überhaupt gemeint sein soll. Erfülle da mal eine Erwartungshaltung.

      Wenn Du hingegen auf den sprachlichen Kalauer in diesem Absatz abzielst:



      Es ist auch ein philosophisches Problem, denn selbst das bewußte Nichthandeln ist eine Handlung, so daß man eben nicht nicht reagieren kann.

      • @Georg Bruder:

        Meine beiden Fragen waren rhetorischer Natur, aber keine Kalauer.

        Gegenfrage :



        Die 80 Millionen Erwartungshaltungen beginnen gerade, sich vornehmlich wegen eines bestimmten Thema zu bündeln und erhalten dafür rund 45 % der Wählerstimmen.

        Ab wann würden Sie den einräumen, dass es ein Problem sein könnte, wenn die Politik nicht auf Erwartungshaltungen reagiert?

        Wenn die AfD mit BSW bei 50 % ist? Oder erst wenn sie 70 % schaffen?

        • @rero:

          "Ab wann würden Sie den einräumen, dass es ein Problem sein könnte, wenn die Politik nicht auf Erwartungshaltungen reagiert?"

          Gar nicht bis jeder Zeit, denn Ihre Frage ist derart verallgemeinert, und die von Ihnen verwendeten Begriffe derart undefiniert, daß keine Eingrenzung mehr erkennbar ist.

          Meinen Sie beispielsweise mit "die Politik" alle Parteien (ergo AfD und BSW mit eingeschlossen) dann würde in der Grundvoraussetzung tatsächlich niemand auf Erwartungshaltungen reagieren. Das Problem läge in dem Fall wohl beim Erwartungshaltenden selbst - aber nicht bei der Demokratie.

          Meinen Sie mit die Politik, die in aktiver Verantwortung sitzenden Politiker, würde die Erwartungshaltung (unabhängig von ihrer Berechtigung), wenn diese für die Erwartungshaltenden so wichtig wäre, zum Austausch dieser Personen führen. Das ist dann eben Demokratie.

          Und grundlegend zu den Prozentzahlen für AfD und BSW: Das ist kein Problem mit der nicht erfüllten Erwartungshaltung, sondern ein Problem mit dem ethischen Verständnis / moralischen Kompass der Erwartungshaltenden. Somit ist auf jeden Fall etwas in der demokratischen Erziehung falsch gelaufen, und sollte nicht mit Werteabbau belohnt werden.

    • @rero:

      Sie wissen aber schon, dass ihre Äußerungen blödsinn ist und nicht wirkluch so funktionieren könnte?



      Wir können natürlich zu jeder politischen Frage eine Volksbefragung und oder Abstimmung machen. Ich glaube nicht das das besonders förderlich wäre.



      Ansonsten werden Programme umgesetzt.

      Und ein anderes Beispiel: seit Jahren gibt es eine absolute Mehrheit für ein Tempolimit und die Erwartungshaltung das dies kommt. Sie sehen es ist mitnichten so wie sie meinen.

      • @Ramelow Cathrin:

        Natürlich sind meine Äußerungen Blödsinn.

        Ganz im Gegensatz zu Ihnen.

        Nur leider gewinnt dieser Blödsinn gerade Wahlen mit immer rund 45 % der Stimmen.

        Nehmen wir Ihr Beispiel Tempolimit:

        Wenn das Thema Tempolimit wahlentscheidend für 80 % der Wähler ist und mindestens 30 % Parteien deshalb wählen, in der sich Faschisten und Rechtsextremisten wohlfühlen, würden Sie dann echt sagen, es sei ein Problem, wenn man jenseits des Wahlprogramms mal über 130 km/h auf Autobahnen nachgrübelt?

        Natürlich schreibe ich wieder nur Blödsinn.

    • @rero:

      Sehr gut beobachtet!



      Mir ist das gar nicht so aufgefallen.

  • Für die AfD und inzwischen Friedrich Merz wäre eine versachlichte Debatten um Migration inakzeptabel.

    Die benötigen die emotionale Diskussion und das Bild eines Landes, das sich aufgibt, überlaufen wird, sich nicht mehr wehren kann.

    Nur diese ausländerfeindliche Diskurs erzeugt die Stimmung für einen Umsturz, ein nationales Erwachen oder eine Aufwertung der Bio deutschen Bevölkerung.

    Nur wenn diese Bilder stimmen, kann Deutschland in ein neues Regierungssystem überführt werden und vor allem kann dann auch radikal mit den Gegnern abgerechnet werden.

    Versachlichen fällt besonders der SPD schwer, sie hat bisher keine guten Antworten gefunden.



    Und die CDU CSU machen mit bei der rechtsextremen Stimmung, sie fungieren inzwischen wie Brandbeschleuniger.

    Sollte die AfD verboten werden, könnte ein Mini-Bürgerkrieg folgen. Dann könnte die militante Neonaziszene mit der AfD fusionieren. Insgesamt spaltet dieses Thema die Politik und die Bevölkerung wie noch nie.

    Insofern ist das gut, darauf hinzuweisen, dass es noch eine sachliche Diskussion rund Migration und Asyl gibt, aber man kann nicht Mal davon ausgehen, dass die Union sie überhaupt mitträgt oder Befürwortet.

  • Wir wünschen uns zunächst, dass die Erkenntnisse der Wissenschaft zur Kenntnis genommen werden.

    Hurra, wieder Neuigkeiten aus dem Elfenbeinturm.

  • Danke für diesen Artikel!



    Es ist erholsam, nach viel Meinungsdarstellung mehr Erfahrungswerte zu lesen.



    Zur Veränderung der Gesellschaft erinnere ich an die Plakate der CDU (!) "Kinder statt Inder".



    Statt dessen haben wir nun ein neues Staatsbürgerschaftsrecht, dass die Lebensleistung ehemaliger "GastarbeiterInnen", die unseren Wohlstand mit ermöglicht haben, anerkennt . Auch "neu " Zugewanderte werden Deutsche und das Bild der Deutschen bunter.



    Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ermöglicht seit einem Jahr eine legale Arbeitsmigration und manifestiert, dass wir ein Einwanderungsland sind.



    Diese politischen Entwicklungen tragen der wissenschaftlichen Tatsache Rechnung, dass wir Deutschen nicht mehr in der Lage sind, unsere (Sozial -) Systeme durch Geburten aufrecht zu erhalten und Wir Zuwanderung brauchen. Eine Wahrheit, der , im Übrigen, auch der Bundeskanzler noch vor wenigen Tagen im Bundestag Nachdruck verlieh.

    • @Philippo1000:

      Ihre Wahrheit setzt aber voraus, dass wir der Wachstumsideologie verhaftet bleiben und sich in puncto Technologisierung in den nächsten 20 Jahren nicht allzu viel tut.

  • Das Interview ist ein gutes Beispiel für eine Wissenschaft die anscheinend ihre Forschung an der Alltagsrealität der meisten Bürger vorbeiführt.

    Die Erkenntnis das es in einer Demokratie auch immer um die Akzeptanz von Maßnahmen geht, sollte eigentlich Voraussetzung sein und nicht "immer besser verstanden werden". Und das sich die Gesellschaft ablehnender gegenüber unkontrollierter Zuwanderung verhält, dürfte weniger am Erstarken der Rechtspopulisten liegen sondern an den Erfahrungen im Alltag die auch indirekt mit der Zuwanderung zu tun haben. Knapper und teurer Wohnraum in den Ballungsräumen, überfüllte Klassen- und Wartezimmer usw.

    Auf der anderen Seite keine zündende Vision was aus den Migranten werden soll die sich bereits hier im Land befinden. Dazu uneffiziente bürokratische Strukturen.

    Eine durschnittliche Bearbeitungdauer von 7,6 Monaten für die Prüfung eines Erstantrags oder 21,8 Monate bis zu einer unanfechtbaren Entscheidung (Quelle Bundestag), stehen sinnbildlich für veraltete Strukturen die den derzeitigen Verhältnissen nicht stand halten. Das die Rückführungsquote in EU Staaten im Bundesdurchschnitt gerade einmal bei 14% liegt rundet das Bild ab.

    • @Sam Spade:

      Es wird zuviel über Menschen geredet, die in dieses Land kommen und zu wenig über Gier, die die Grundlage für Immobilienspekulation, Dividendenjagd, Kapitalakkumulation durch Erbschaft ist. Alles das ist leistungsloses, gering besteuertes Einkommen und Ursache für Mangel an Wohnraum, Lohndumping und Niedergang der Gesundheitsversorgung, möglich gemacht durch Gesetzgebung. Die Menschen die zu uns kommen, sind nicht dafür verantwortlich zu machen. Wir brauchen keine Second-Hand-Nazis und Nationalstolz. Wir brauchen Gemeinsinn und Auslosung von Mitbestimmung in politischen Gremien, damit die, deren Interessen bisher nicht vertreten werden, ihre Erfahrungen einbrigen können. Nicht blau sondern nüchtern wählen.

      • @Christian Götz:

        Die Wirklichkeit tendiert aber leider in eine andere Richtung und zwar europaweit. Derzeit liegt die AfD bundesweit wieder bei 20%. Um dem etwas entgegenzusetzen braucht es eine Handlung, keiner schönen Worte. Die Handlung besteht aber derzeit nur aus Repressalien. Das ist kein Konzept, erst recht keine Vision sondern purer Aktionismus der nichts anderes aufzeigt als die Planlosigkeit von Ampel und Union.

        Um Gegenzusteuern und um die Bevölkerung mitzunehmen braucht es konkrete Maßnahmen. Ein Brennpunkt ist der Wohnraummangel in den Großstädten, besonders im sozialen Wohnungsbau. Einfach einmal die Bilanz der Ampel in diesem Bereich nüchtern betrachten. Und für viele andere Bereiche in der öffentlichen Infrastruktur gilt das gleiche Prinzip. Der Mangel wird nicht weniger, die Bevölkerung aber wächst. Seit 2015 um 3,5 Millionen. Dafür braucht es Lösungen. Werden die nicht angeboten, entsteht Verunsicherung in der Bevölkerung. Mit dem Ergebnis welches wir derzeit sehen. Eine Diskussion die sich in Inhalt und Auswirkung um das völlig falsche Thema dreht und den Menschen anhand der getroffen Massnahmen lediglich eine Lösung suggeriert ohne die wahren Probleme anzugehen.

    • @Sam Spade:

      ".... Das Interview ist ein gutes Beispiel für eine Wissenschaft die anscheinend ihre Forschung an der Alltagsrealität der meisten Bürger vorbeiführt. ...."



      Sie wissen doch sicher worum es bei Wissenschaft und Forschung geht, also sicher nicht um gefühlte und vermeintliche Alltagsrealitäten. Wo wäre denn da der Erkenntnisgewinn? Es fühlen sich z.b. immer dort mehr Menschen von Ausländern bedroht, wo es am wenigsten Ausländer gibt, was soll da erforscht werden, dass die Leute auf faschistische Propaganda reinfallen?

    • @Sam Spade:

      Der Sachverständigenrat für Migration und Integration beschäftigt sich sehr wohl mit "der Alltagsrealität der meisten Bürger" - und gibt die Untersuchungsergebnisse an die Politik. Er ist aber nicht für die Verhältnisse verantwortlich.



      Trotzdem finde ich, Sie legen den Finger in die Wunde. Gut zusammengefasst!

    • @Sam Spade:

      Das übliche rassistische Narrativ von Rechtsesxtemisten: Einwanderer sind für die seit Jahrzehnte verfehlte Wohnraum,- Bildungs,- und Gesundheitspolitik verantwortlich. Faktenresistente Propaganda (gerade im Osten bei einem lächerlichen Prozentsatz von 'Ausländern'). Dazu: Politikberatung gehört nicht zu den eigentlichen Aufgaben von Wissenschaft. Wohl aber die Erforschung, wir faktenresistente Propaganda funktioniert.

    • @Sam Spade:

      "unkontrollierter Zuwanderung"



      Wenn, dann läuft sowas mit Absicht seitens der Kontrolleure, siehe als bekanntestes Bsp. de.wikipedia.org/w...stock-Lichtenhagen. Daß D anerkanntes Asyl scheut wie der Teufel des Weihwasser und mit ersatzweisen wieauchimmer Status (Mehrzahl, u lang ausgesprochen lt. DUDEN *löl*) agiert, damit mer die Leute so schnell wie möglich wieder loskriegt, was mer aber ned hinkriegt oder hinkriegen will, ist halt auch kein Geheimnis.



      "Wir" brauchen auch keine "zündende Vision" (die siehe oben ist hoffentlich ned gemeint...), es reicht so ganz pragmatisch, den Leuten Deutsch beizubringen , deren Qualifikationen anzuerkennen, aus- und weiterzubilden und die ansonsten des tun zu lassen, was die wohl auch wollen, nämlich ihren Lebensunterhalt selber verdienen.

      • @Hugo:

        Die zündende Vision für eine erfolgreiche Integration bestünde zu vorderst im Ausbau der Strukturen und im Abbau bzw Umstrukturierung der Bürokratie.

        Schnellere Eingliederung, anstatt das sich die Menschen in den überfüllten Unterkünften gegenseitig auf den Füßen stehen und die Tage damit verbringen die Zeit zwischen den Mahlzeiten zu überbrücken. Auch zwischen 7 und 15 Wochen Wartezeit auf einen Integrationskurs steigern nicht die Motivation. Und was den Punkt Arbeit betrifft, einmal die Berichterstattung zum krachend gescheiterten Job-Turbo in Brandenburg verfolgen. Es lag nicht an mangelnden Bewerbern oder fehlender Bereitschaft der Arbeitgeber. Jobangebote gab es reichlich. Ein Musterbeispiel für Behördenversagen und die Überregulation.

        Aber dabei auch an die Bedürfnisse der Bevölkerung denken. Werden die vernachlässigt, greift früher oder später das Sündenbockprinzip. Daher braucht es in den Großstädten besonders sozialen Wohnungsbau und Ausbau der öffentlichen Infrastruktur. Der Mangel war ja schon vor 2015 vorhanden, macht sich jetzt aufgrund eines Zuwachs von 3,5 Millionen Menschen nur noch stärker bemerkbar.

        Und die Vision bezgl. legaler Zuwanderung kommt noch hinzu.

        • @Sam Spade:

          anschließe mich -

          unterm—— remember — 1992



          Zur anstehenden Schleifung Art 16 GG Asyl - Verfassungsrichter Jürgen Kühling im Spiegel Interview:



          “Wir schaffen ohne Not eines der Grund/Menschenrechte des Grundgesetzes ab!



          Nur weil wir schlecht organisiert sind!“

          • @Lowandorder:

            Ohne Not würde ich einen Zustand 3-5 Jahre vor der Machtübernahme durch Nazis ja nicht nennen. Bei uns hier patrollieren schon wie in den 90ern wieder Gruppen junger Männer ganz in Schwarz mit den szenetypischen Symbolen. Die Zeit über Fragen der besseren Organisation zu reden ist leider vorbei. Selbst wenn es ab jetzt perfekt organisiert werden würde, verschwänden die negativen Aspekte einfach nicht mehr schnell genug um die AfD noch aufzuhalten. Es rächt sich nun jahrelang jede offene Debatte unterbunden zu haben. Nun kann es nur noch darum gehen den Geist den wir gerufen haben erstmal wieder in die Flasche zu bekommen. Vielleicht geht in ein bis zwei Jahrzehnten ein neuer Anlauf dann mit besserer Vorbereitung. Bis dahin braucht es ein Moratorium und eine ehrliche Debatte nicht nur über das Wie sondern auch über das Ob.

            • @Šarru-kīnu:

              1992 - Hola “…Ohne Not würde ich einen Zustand 3-5 Jahre vor der Machtübernahme durch Nazis ja nicht nennen.…“



              Wie meinen?