piwik no script img

Polarisierung der GesellschaftWie vereinigen wir uns wieder?

Bei Themen wie der Klimakrise oder Migration brodelt es in den Kommentarspalten der sozialen Medien. Wie bringen wir Menschen wieder zusammen?

Auf einer Demonstration im Januar in Leipzig nach der Correctiv-Recherche zur AfD Foto: Timo Krügener

Kaum tauchen Themen wie Klimakrise, Migration oder Queerness in den sozialen Medien auf, schon brodelt es in den Kommentarspalten. Die Fronten scheinen sich schnell zu verhärten. Glaubt man den Social-Media-Diskussionen, scheint das Land politisch gespalten zu sein.

In diesem Kontext unterscheiden Kommunikationswissenschaftler oft zwischen Fragmentierung und Polarisierung. Bei der Fragmentierung teilen sich Nutzer in kleinere Interessensgruppen auf, während Polarisierung bedeutet, dass sich Menschen an entgegengesetzte Pole eines Meinungsspektrums bewegen. „Der aktuelle Forschungsstand zeigt jedoch, dass diese Phänomene oft überschätzt werden“, sagt Anna Sophie Kümpel, Juniorprofessorin für digitale und soziale Medien an der TU Dresden.

Ostjugend-Dossiers

Der Text ist aus einem zu den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Rahmen eines Online-Workshops der taz Panter Stiftung entstandenen Ostjugend-Dossier, das durch Spenden finanziert wird: taz.de/spenden

Zwei weitere prominente Begriffe, die häufig fallen, wenn es um Meinungsbildung im Internet geht, sind Filterblasen und Echokammern. Hinter beiden steht die Sorge, dass Nutzer in digitale Umgebungen hineingeraten, in denen sie nur Meinungen begegnen, die ihrem eigenen Standpunkt entsprechen.

Bei Echokammern geht man davon aus, dass Menschen eher nach Räumen mit gleichgesinnten Personen suchen und sich in den gemeinsamen Meinungen bestätigen. Bei Filterblasen macht man Algorithmen dafür verantwortlich, dass Menschen eine verengte Weltansicht bekommen, weil sie nur bestimmte Informationen und Perspektiven zugespielt bekommen.

Gesellschaftliche Polarisierung wird überschätzt

Eine der umfassendsten Forschungen über die scheinbare Polarisierung im Land, lieferte der Soziologe Steffen Mau gemeinsam mit seinen Kollegen Thomas Lux und Linus Westheuser. In ihrem Buch „Triggerpunkte“ fassen sie ihre Ergebnisse zusammen und beschreiben, dass es zwar Themen gibt, in denen sich die Meinungen der Menschen in Deutschland unterscheiden, dass es aber bei den wenigsten zu zwei gespaltenen Lagern kommt.

Bei den Themen Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung sind sich Menschen sogar recht einig. Selbst beim Thema Migration sind die Meinungen weniger gespalten als zum Beispiel beim Organspendeausweis. „Bei bestimmten Personen gibt es natürlich trotzdem das Risiko, durch eine Nutzung von sozialen Medien in einer verengten Informationsblase zu landen“, ergänzt Anna Sophie Kümpel. Dafür seien aber nicht nur die sozialen Medien verantwortlich, sondern vor allem auch der individuelle Umgang damit und die persönlichen Voraussetzungen dazu.

Gespalten fühlen sich die Kommentarspalten aber trotzdem an. „Gerade das, was polarisiert und eine starke Meinung ist, ruft viel Interaktion hervor, wodurch diese Inhalte prominenter angezeigt werden“, erklärt Kümpel. Obwohl die Polarisierung in den sozialen Medien die Realität verzerrt, scheint sie dennoch eine aufgeheizte politische Stimmung im Land widerzuspiegeln. Besonders deutlich wurde dies bei der Europawahl, wo die Wahlergebnisse einzelner Parteien stark variierten – in Städten wie Leipzig oder Dresden lagen sie zum Beispiel um 20 Prozent höher als in ländlichen Wahlkreisen wie Görlitz, Bautzen oder Nordsachsen.

„Wir sind gerade in einer Gesellschaft, die mit Überalterung, Männerüberschuss, sowie einem von Zuwanderung abhängigen Arbeitsmarkt kämpft, und gleichzeitig von Abwanderung geprägt ist“, fasst Alexander Prinz zusammen. Der Autor, Unternehmer und Webvideoproduzent aus Halle setzt sich in seinen Videoessays für das öffentlich-rechtliche Angebot für junge Menschen funk, immer wieder mit den Herausforderungen, denen Ostdeutsche gegenüberstehen und ihrem Umgang damit auseinander.

Was Prinz hier beschreibt, zeigt sich auch in einer im April veröffentlichen Studie der Bertelsmann Stiftung: Bis 2040 soll die deutsche Bevölkerung in allen Bundesländern der ehemaligen DDR schrumpfen, während in allen anderen Bundesländern (außer im Saarland) ein Zuwachs erwartet wird. In Sachsen soll der Anteil der potenziell Erwerbstätigen, je nach Altersgruppe, sogar um zwölf bis vierzehn Prozent abnehmen. „In Ostdeutschland gibt es nicht ein einziges DAX-Unternehmen, dass hier seinen Sitz hat“, sagt Prinz. Es gäbe hier weniger Zukunftschancen und gleichzeitig einen sehr starken Fachkräftemangel.

Die Folgen der Wiedervereinigung wirken bis heute nach. „Aufgrund der Wende und der Benachteiligung während dieses Prozesses, stehen die Menschen in Ostdeutschland schlechter da“, erklärt Prinz. Beispielsweise besitzen die Menschen in Ostdeutschland viel weniger Immobilien als im Westen. „Wenn man gleichzeitig für westdeutsche Unternehmen arbeitet und Mieten an Westdeutsche bezahlt, kann das frustrieren.“

Zudem ziehen viele Leute weg und die, die zurückbleiben würden sich isoliert fühlen. „Das ergibt eine Mixtur an Unzufriedenheit, die immer mehr aufquillt“, erklärt Prinz. „Es gibt etwas, was einem nicht passt, man meckert darüber, erträgt es und macht weiter. Man verändert aber nichts an dem, was einen stört.“ Es fehle auch der Glaube daran, etwas verändern zu können. Zum Beispiel durch eine Wahl.

Näher kommen durch miteinander Reden

Um die Menschen aus dem ländlichen Raum Ostdeutschlands mit den Menschen im Rest von Deutschland zusammenzubringen, könnten soziale Medien wiederum eine gute Plattform sein. Dafür sei es aber wichtig, so Juniorprofessorin Kümpel, dass Unterhaltungen den gleichen Diskussionsregeln folgen wie in Person: sich respektvoll und emphatisch gegenüberzutreten, sich angemessen auszudrücken und nicht belehrend zu sein.

„Gerade textbasierte Kommunikation verleitet dazu, auch etwas harscher im Ton zu sein.“ Zudem müsse man auch nicht zu allen Themen eine klare Positionierung haben. Doch das reicht natürlich nicht aus. „Es ist ein langfristiger Prozess, der sich da vor uns auftut. Der ist nicht mit netten Mitleidbekundungen abgetan“, ergänzt Prinz. Es braucht eine faire Unterhaltung. Eine Unterhaltung, die die Probleme des ehemaligen DDR-Gebiets genauso behandelt, wie die Erfolge der Menschen dort. Man muss auf sie zugehen, ihnen zu hören und gemeinsam Lösungen suchen und umsetzen.

„Ich glaube vielen würde schon ausreichen, dass man anerkennt, dass es verschiedene Lebensrealitäten gibt“, sagt Prinz. Es werde häufig eine städtische Perspektive konstruiert. „Der ländliche Raum ist konservativer, fossil basierter, weniger global und hat weniger Kontakt zu unterschiedlichen Kulturen, Phänomenen und modernen Technologien.“ Das werde auch in der Politik vernachlässigt. „Man muss begreifen, dass es unterschiedliche Realitäten und Vergangenheiten gibt“. Es gebe nicht einfach eine Lösung für das ganze Land.

Johannes Rachner, 25, Medizinstudent und Journalist, ist vor sechs Jahren zum Studium nach Leipzig gezogen. Sein Vater kommt aus Zwenkau (südlich von Leipzig) und hat weitere Familie in Crimmitschau/Neukirchen (in der Nähe von Zwickau).

FOTO: Timo Krügener, 25 Jahre alt, aufgewachsen in Niedersachsen und seit 4 Jahren als Student, Fotograf und mittlerweile freier Fotojournalist in Leipzig. Begleitet seit einigen Jahren vor allem die Klimagerechtigkeitsbewegung, aber auch Engagement für Demokratie in anderen Bereichen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • Jungs, ihr vergesst relevante anthropologische und soziologische Faktoren.

    1. Die Unterschiedlichkeit der Führungsstile ist von alter tradierter Kultur abzuleiten. Bei fast allen Säugetierarten sind die Herrschafts- und Führungsprinzipien wechselseitig kooperativ und tyrannisch.



    Dieses Problem der sozialen Kultur ist grundlegend für die Spaltung der politischen und kulturellen Lager, schon weit vor dem Menschen.

    2. Die ideologische Erziehung bzw Prägung die im Laufe der Zeit besonders zwischen dem 6-18 Lebensjahr und darüber hinaus stattfindet.



    Soll heißen, es werden, ebenso wie bei den grundlegenden sozialpsychologischen Faktoren von Punkt 1, noch andere zeitgemäße kulturelle ziele und methoden reproduziert, die sich nicht so einfach aufbrechen lassen.

    Deswegen ist die kooperation inkl. wählerwanderung beschränkt. Weil faktoren am werke sind, die weitaus träger und umfänglicher agieren und die wir eben kaum behandeln, weil der mainstream immer noch sehr asozial, reaktionär und inkompetent ist.



    bei unzähligen faktoren, die zu temporären diskrepanzen führen.



    Was hilft?



    KONSOLIDIERUNG/KOMPATIBILISIERUNG DER KULTUREN!

    educate - consolidate - reOrganize!



    the truth is out there!

    • @Christian Will:

      Und ohne Schlagworte, Fremdwörter und Großbuchstaben probiert ; ) :



      Graeber/Wensgrow sehen einen Wechsel von Führungsstilen wie bei Nordamerikas Stämmen. Dann können beide Stärken mal genutzt werden.

      Wie könnten neue Parteien entstehen, wenn alles bestimmt wäre? Vergessen Sie nicht Milieus (West) und einen Hang zu konservativerem Wahlverhalten in der zweiten Lebenshälfte. Um es nur anzutippen.

  • Der Kapitalismus hat die Gemeinschaft der Menschen bereits nachhaltig angegriffen.

    Solange seine schädigenden Einflüsse auf alle Gemeinschaften nicht zumindest durch Staat und Politik reguliert werden, ist das was die Individuen zum Erhalt ihrer Gemeinschaft versuchen leider ein Tropfen auf den heißen Stein. In dem alles nur verpufft.

    Das ist tragisch und überfordernd, aber leider ist es wahr.

    Erst wenn wir neue Konzepte zu finden weg zu kommen vom beherrschenden Profit, Aufmerksamkeitsindustrien und Transhumanismus, werden wir Werkzeuge haben die Gemeinschaft wie sie vermisst wird wieder ermöglichen.

    Alles was innerhalb des Systems an (radikalen) Befreiungsversuchen unternommen wird, ist wie ein Lauf im Laufrad aus dem eben dieses System tragende Energie gewinnt.



    Wir sind die Batterien geworden, die mit unseren Gefühlen die Profitmaschine und den damit einhergehenden Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit voran treiben.

    Schade, dass die Kapitalismuskritik so aus aller Leute Augen geraten ist.



    Ohne stehen wir nur Ohnmächtig vor der Katastrophe bis es zu spät ist.

    • @Thomas O´Connolly:

      Der andere Deutsche Staat ist gescheitert. Der jetzige Deutsche Staat ist der beste den wir jeh hatten. Veränderungen bei unserer zersplitterten Parteienlandschaft brauchen eben Zeit. Leider kann man es nicht jedem Recht machen.

      • @Der Cleo Patra:

        Wie kommen sie von meiner Kapitalismuskritik zum "anderen Deutschen Staat"?

        Meine Familie stammt nicht aus Ostdeutschland und ich persönlich hab "den anderen deutschen Staat" nicht mitbekommen.



        Weil, weiß ja nicht ob ihnen das aufgefallen ist (den Medien und Politikern entgeht es gern mal dieser Tage); Dass ist schon ziemlich lange her.



        Wer nicht ü50 ist hat vom "anderen deutschen Staat" keinen Plan und es interessiert ihn/sie/* auch nicht.



        Denn es ist 2024 und alles was es an Konzepten gab, bevor es Kabelfernsehen gab (vom Internet ganz zu schweigen) hat in der Regel viel an Wert verloren.

        Kapitalismuskritik ist hierbei eine Anomalie. Die allen zu denken geben sollte ...

        Kapitalismuskritik ist im übrigen keine politische oder ideologische Angelegenheit, denn es geht um das Überleben der gesamten Spezies und das "wie gut/schlecht wird das Überleben, der ganzen Spezies noch". Das geht uns alle an.

        Man brauchen heute Marx nicht um zu sehen wie gravierend das beherrschende System die Menschheit an die Wand fährt.



        Dazu reicht ja schon der Blick in die Tagesmedien.

        Und wissen sie, bei den nicht ü50 Menschen in der Welt hat sich das sogar langsam rumgesprochen ...

  • Wir hätten hier im Forum ja auch eine mögliche Datenbasis für eine Untersuchung :)

  • Wie blind ist es eigentlich, wenn Millionen -insbesondere im 'Westen'- GEGEN 'Rechtsextremismus' demonstrieren ohne ein positives Leitbild, eine Partei, die ernsthaft und wirklich überzeugend auftritt, benennen zu können ? Im Gegentei: Auch im Westen -und der Zustand von Ampel und Opposition beweisen das ja auch, wenn die Wahlbeteiligung zurückgeht und die Mehrheit der Repräsentanten in den Umfragen von ARD oder ZDF eher negativ bewertet werden. Wo -bitte schreibt mir das, überzeugt mich- sind wirklich überzeugende Politiker und Parteien, die sich nicht gegeneinander abgrenzen, sonder überzeugen und es erreichen könnten, die gerade auch von Parteien -und nicht zuletzt von angeblichen Antiofaschisten- gespaltene Gesellschaft zusammenbringen ? Ehrlich gesagt, insbesondere im Osten, der von Reichen ökonomisch übernommen wurde, gibt es doch gar keine positiv auftretende und beeinflussende Partei ! Wo sind denn die Gutmenschen als Gegenstück zu einer AfD ?

    • @Dietmar Rauter:

      Nehmen Sie SPD, Grüne, Linke. Suchen Sie sich eins davon aus oder vielleicht auch eine kleinere Partei.



      Verlangen Sie keine Einheitspartei. Genießen Sie die Auswahl und Unterschiede.



      Tasten Sie sich auch mal über kommunale Politik selbst hinein, wenn Sie sich ausprobieren wollen.

  • Ich komme vom Dorf. Nächste Stadt, die den Namen verdient, 80km entfernt. "Ausländer" waren der Eis-Italiener, der Klempner-Pole oder der Russlanddeutsche...die aber alle schon in zweiter Generation hier waren. Es gab eine(!) dunkelhäutige Person bei ca. 20000 Einwohnern in der Region. Also nicht gerade ein Ausbund an Internationalität. Dennoch war das Klima nicht von Hass und Ausgrenzung geprägt und rechtsradikale Parolen gab es von den traurigen Gestalten am Stammtisch nach ein paar Korn zuviel.

    Für mich ist es vor allem die Menge an Wählern, die eine offen rechtsradikale Partei wählen. Jeder Dritte in Thüringen und Sachsen. Man kann da also hingehen und sich statistisch sicher sein, dass die dritte freundlich lächelnde Verkäuferin oder die dritte Oma auf der Parkbank lieber Nazis wählt und Gewalt gegen Ausländer OK findet. Das sind zu viele Menschen. Das macht die Region für mich zu einer No-Go Area. Und für Firmen auch. Und für Touristen. Wer will da schon wohnen oder Urlaub machen? Und damit Geld reinbringen und Jobs? Nur andere Nazis. Macht es nicht besser.

    Das liegt nicht an Facebooknund Echokammer, dass war schon vorher da. Aber unterdrückt, weil es Gegenwind gab.

    • @Hefra1957:

      Liegt aber daran, dass die Parolen der AfD früher von der CDU kamen und ein "Es gibt zuviel Ausländer." noch nicht als rechtsradikal galt.

      Der moderne Stammtisch sind die sozialen Medien.



      Deshalb ist da ja so wenig Unterschied in Bezug auf markige Parolen.

      Zudem war die innenpolitische Lage eine andere.

      Nur weil man AfD wählt, muss man Gewalt gegen Ausländer nicht gutfinden.

      Nur weil man Grüne wählt, muss man ja auch nicht No Border gutfinden.

      Meine Empfehlung: Fahren Sie mal nach Thüringen und konfrontieren Sie sich mit Ihren Vorurteilen.

      Sie werden feststellen, selbst in Sonneberg laufen Asylbewerber am hellichten Tag ganz normal auf der Straße.

      Ich wohne übrigens in einer Ecke in Berlin, wo bei der letzten Wahl die stärkste Partei mit über 20 % ebenfalls die AfD war.

      Das heißt, jeder Fünfte meiner Nachbarn und Nachbarinnen wählt sie.

      Sie müssten dann konsequenterweise auch Berlin meiden.

      • @rero:

        "Der moderne Stammtisch sind die sozialen Medien."



        Nur zu wahr.



        Schwurbeleien, die früher nicht über den Dorfstammtisch hinauskamen, weil sie sich erst mal gegen Lehrer, Dorfarzt und Pfarrer durchsetzen mussten, werden heute ungedämpft [1] weltweit verbreitet.



        [1] Dämpfung siehe: de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4mpfung

  • "Es fehle der Glaube daran, etwas verändern zu können."

    Genau sollen doch mal einen DAX-Konzern gründen die Zonis.

    Da hat man nun den Dax schon erweitert und trotzdem kriegen die es nicht hin mal ein Unternehmen DAX-fähig aufzustellen.

    Da ist verloren alle Kunst.

    • @OldFrank:

      In diesem Artikel ging es um die Überwindung der Spaltung, Sie sind gerade am Vertiefen, mit dem Eimerkettenbagger!

    • @OldFrank:

      Vielleicht war das Sarkasmus? Ich frage lieber noch mal nach.

  • Wie bringen wir die Menschen wieder zusammen? Bei diesen Worten standen mir Tränen in den Augen. Es scheint zuerst aussichtslos. Dann verstehe ich: Leute äußern sich nur zu Themen, die ihnen wichtig sind, und dann emphatisch. Manchmal, selten, auch empathisch. Das heißt schon mal, dass die Spaltung vielleicht weniger extrem ist, als die Kommentarspalten es erscheinen lassen. Tröstlich. Wir könnten so viel erreichen, wenn wir uns auf unsere gemeinsamen Interessen konzentrieren. Erst im Kleinen, dann im Großen. Statt dessen schimpfen wir aufeinander ein, wegen der Themen, von denen wir genau wissen: Ich werde die andere Person nie überzeugen. Das ist so ermüdend und sinnlos. Und wir werden zusammen arbeiten müssen, wenn wir eine Lebenswerte Zukunft wollen.

    • @Patricia Winter:

      DANKE, je mehr Menschen solche Gedanken haben und sie teilen umso eher kann ein Umdenken gelingen. Weg von der verletzenden Konfrontation, hin zur Empathie und zum Miteinander.

  • Wieso soll ich mich eigentlich mir irgendwelchen Dorfingos im ländlichen Raum nahe der polnischen Grenze "gemeinsam" fühlen? Oder gar verhalten?

    Ich habe mit diesen Leuten nichts zu tun, sie mit mir auch nicht, wir teilen nix, was man als "Gemeinschaft" bezeichnen könnte und schon bei "Gesellschaft" wird es schwierig, da "uns" beide wirtschaftlich z.B. mehr mit dem Perl-Fluss-Delta als "miteinander" verbindet.

    Wir leben halt zufällig in dem gleichen Staatsgebilde, das viel zu groß ist, um "Gemeinschaft" zu sein. Und was "Gesellschaft" darin sein will verleitet wohlmeinende Soziologen dann zu Rabulistik.

    • @BommelDrommel:

      Weil Sie gemeinsam dieselbe Regierung wählen und diese Regierung ein gemeinsames Solidaritätssystem organisiert.

      "Gemeinschaft" erwartet keiner. Die bilden Sie nur mit Leuten, die Sie persönlich kennen.

      Mit den Leuten im Perlflussdelta verbindet Sie noch weniger.



      Ob Ihr T-Shirt nun aus China, Bangladesch oder der Türkei kommt, ob die Arbeiter dafür brutal ausgebeutet werden oder Wohlstand erwerben, hat für Ihr Leben erst mal keine Bedeutung.

      Aber Sie sprechen einen spannenden Punkt an.

      Aus vielen Kommentaren in der Taz kann man herauslesen, dass die Kommentatoren sich "Islamisteningos" in Palästinenser, "Großstadtingos" in den USA oder "Dorfingos" in Afghanistan stärker verbunden fühlen als Leuten in Dörfern an der polnischen Grenze.

      Die würde man nicht mal "Ingos" nennen, weil das ja abwertend wäre.

  • Ach ja, die guten alten Zeiten, als Deutschland ein einiges Vaterland war? Wann waren die noch mal?

    • @Lars Sommer:

      Ich denke mal, zu der Zeit, als noch Baströckchen, Felljacken und Keulen der letzte modische Schrei waren. Danach ging es eigentlich nur noch bergab.

  • Was heißt schon abgehängt in diesen Zeiten? Mir erscheint da Vieles als sich selbst bestätigende Prophezeiung. Es braucht Menschen, die nicht andere zu etwas, sondern sich selbst und damit den Ort wo sie leben positiv weiter entwickeln wollen. Dafür braucht es möglichst viel Freiheit und wenig von außen formulierte Vorurteile für und über die vor Ort Handelnden. Und die Erkenntnis, dass die eigenen Wichtigkeiten für andere Menschen kein Glücksgarant sind. In meiner westdeutschen Gegend ist auch kein DAX - Komzern angesiedelt und es herrschte über viele Jahre ein spürbarer Abwanderungsdruck in die Metropolen. Aber irgendwann hat man verstanden, aus dem vermeintlichen Nachteil einen großen Vorteil zu machen, hat die Menschen unterstützt, die in der Fläche etwas aufbauen, weil sie es genau da wollen. Was dem ländlichen Osten fehlt, sind wohl weniger die Multis, Metropolen und massive monetäre Unterstützung, sondern vielmehr echte Möglichmacher mit „Heimatgen“. Die müssen nicht zwangsläufig schon immer da zuhause gewesen sein, sondern können auch auf ihrer Flucht von einem anderen Ort in der Provinz „gestrandet“ sein. So wie viele Geflüchtete und Vertriebene am Ende des WK2.

  • Der technologischen Sprung in der Computertechnik der letzten Jahrzehnte ist eben ein Epochenwechsel. Da knirscht es immer, und das eben nicht nur für 1-2 Jahre, sondern für viele Jahrzehnte, bis der Mensch sich an das Neue anpasst. Es wird keine schnelle Besserung kommen, der Gedanke kann übrigens auch entspannen.

  • „Ich glaube vielen würde schon ausreichen, dass man anerkennt, dass es verschiedene Lebensrealitäten gibt“

    Das ist wohl der Kernsatz des Artikels. Zu ergänzen ist: Es muss ebenso anerkannt werden, dass Menschen unterschiedliche Meinungen, Wünsche, Gedanken und Gefühle haben. Auch unabhängig der Lebensrealitäten. Denn der Lebensrealitätensatz birgt schon wieder dieses Linke "das-müssen-wir-angleichen-und-dann-wird-alles-gut-und-alle-sind-unserer-Meinung"-Ding.

    Auch die taz erklärt allzu oft Andersdenkende als falschliegend oder einfach rechtsradikal. Jemand der Abschiebungen von Illegalen fordert ist natürlich kein Nazi! Sondern einfach SPDler oder Grüner, wie wir gerade lernen. Seid netter, offener und ehrlicher und schon werden die Gräben flacher. Das gilt natürlich für alle Medien gleichermaßen.