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Russland-Bild in OstdeutschlandDer verord­nete Freund

Essay von Robert Saar

Auf der Suche nach Antworten, warum russlandfreundliche Parteien in Sachsen so beliebt sind. Ein Essay von einem Nachwuchsjournalisten aus Dresden.

Sowjetischer Soldat mit Frau in der Einkaufsstraße von Potsdam, 1990 Foto: Ann-Christine Jansson

N ur ein kniehohes Schild am Dresdner Albertplatz verrät heute, was hier einst stand: das erste sowjetische Ehrenmal in Deutschland. Im November 1945 war es auf den Trümmern des Brunnens Stürmische Wogen eingeweiht worden. Kurz nach der Wende musste das Ehrenmal umziehen, es steht heute weit außerhalb. So wie das Dresdner Mahnmal renoviert wird, erlebt auch die deutsch-sowjetische Freundschaft eine seltsame Renaissance: das große ostdeutsche Verständnis für Russland, das fleißig an der Wiederherstellung seines untergegangenen Sowjetimperiums arbeitet.

Am besten fängt man mit den Begriffen an. Unzutreffend wurden Sowjets in der DDR als „die Russen“ bezeichnet, dabei könnte es sich auch um einen Letten, Ukrainer oder Kasachen gehandelt haben. Und keinesfalls ist es offensichtlich, dass die ehemals Besetzten große Sympathie für Russland hegten. Die Beziehung der Ostdeutschen zu den Besatzern war weit weniger herzlich, als im Neuen Deutschland, von 1946 bis 1989 Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), zu lesen war.

Ostjugend-Dossiers

Der Text ist aus einem zu den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Rahmen eines Online-Workshops der taz Panter Stiftung entstandenen Ostjugend-Dossier, das durch Spenden finanziert wird: taz.de/spenden

Neben staatlich verordneten Veranstaltungen, Briefwechseln und Ehrenbekundungen herrschte eher kühle Koexistenz als gelebte Völkerfreundschaft. Beiden Seiten sei es auch ein Anliegen gewesen, „sich voneinander abzugrenzen“, schreibt die Hallenser Professorin für Neuere Geschichte, Silke Satjukow, in ihrem Buch „Besatzer“. Die oft widersprüchlichen Erfahrungen, die Ostdeutsche mit den Besatzern machten, schufen im Osten ein komplexeres Bild der „Russen“. Im Jahr der Wiedervereinigung gaben 6 Prozent der Ostdeutschen in einer Studie an, sie fühlten sich von Sowjettruppen oder deren Familien „gestört“.

Der Umbruch als gemeinsame Erfahrung

Auch nach der Wende verband Ostdeutschland und Russland eine gemeinsame Erfahrung: der radikale Umbruch. „Die geteilte, zuweilen demütigende Umbruchserfahrung trägt bis heute zu einem größeren Verständnis für Russland bei“, sagt Torsten Ruban-Zeh, SPD-Bürgermeister von Hoyerswerda, im Gespräch mit der taz. Umbruch hieß für Ostdeutsche ein Trauma: Goldgräber-Wessi, Treuhand-Sense und Beitritt statt Vereinigung. In Russland bedeutete Umbruch organisierte Kriminalität, Gesetzlosigkeit und eine tief empfundene Demütigung auf der Weltbühne.

Plötzlich machten in den 2000ern Blätter mit kyrillischen Buchstaben die Runde, die sich über Wessis lustig machten

Laut Satjukow setzte Ende der 90er Jahre ein Bewusstsein bei vielen Ostdeutschen ein, dass das Russische und die Russen Teil der eigenen Vergangenheit sind: „Nicht als uneingeschränkt positiver Part, aber dennoch als ein nicht wegzudenkender Teil ihrer eigenen Geschichte.“ Die Historikerin hat dafür ein schlagendes Beispiel: Konnten Ostdeutsche kaum Russisch sprechen, machten in den 2000ern dennoch plötzlich Blätter die Runde, auf denen sie sich in kyrillischen Buchstaben über Wessis lustig machten.

Das Faible der Ostdeutschen für Russland zeigte sich zuletzt bei den Europawahlen im Juni. In Sachsen ging knapp die Hälfte der Stimmen an Parteien, zu deren Profil ein russlandfreundlicher Kurs gehört. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kam auf 12 Prozent, die AfD wurde mit rund 32 Prozent Wahlsieger. Bundesweit dagegen kam das BSW nur auf 6,2 und die AfD auf 16 Prozent. Die in Teilen rechtsextremistische AfD übt sich im Spagat. So stieß Spitzenmann Tino Chrupalla am 9. Mai 2023 in der russischen Botschaft auf den Tag des Sieges an.

Seine Co-Vorsitzende Alice Weidel erklärte hingegen, sie könne die Niederlage ihres eigenen Landes nicht feiern und sei deshalb ferngeblieben. Nicht etwa der russische Angriff auf die Ukraine leitet Weidels politisches Gespür, sondern die Trauer um den eigenen, verlorenen Angriffskrieg. Was BSW und AfD eint, ist ihr Umgang mit der Ukraine: Sie verhöhnten das überfallene Land, indem sie im vergangenen Juni im Bundestag die Rede von Präsident Wolodymyr Selenskyj boykottierten.

Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber der Politik

Jenseits von Wahlen liebäugeln viele Sachsen mit Vorstellungen von Staat und Gesellschaft, die in Russland stabil geblieben sind. Einen starken Staat mit einem entschieden handelnden Mann an der Spitze, der auch mal hart durchgreift, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Laut dem Sachsen Monitor 2023 würden drei Viertel der Sachsen gegen „Außenseiter und Unruhestifter“ härter durchgreifen. Ähnlich hoch ist die Zustimmung zu der Aussage, als Einzelner sowieso keinen Einfluss auf die Regierung zu haben – eine in Russland weitverbreitete Einstellung. „Die Politik wird von denen da oben geregelt, wir können eh nichts daran ändern, also leben wir unauffällig unser kleines Leben“, hört man oft am Küchentisch. 34 Prozent der Befragten gaben im vergangenen Jahr an, sich Osteuropa näher zu fühlen als Westdeutschland.

Viele Ostdeutsche meinen, Russland besser zu verstehen als „die arroganten“ Westler. Immerhin habe man Jahrzehnte Seite an Seite gelebt. Auf den russischen Zungenbrecher „Do­sto­pri­me­tscha­tel’nost“ (Sehenswürdigkeit) sind sie sogar stolz. Vor allem für überzeugte Anhänger der AfD trifft ein wesentliches Element des russischen Politikverständnisses zu: Es gibt weder Fakten noch Moral. Statt Fakten gibt es nur Perspektiven, Sichtweisen und Interpretationen. Greifbar wird dieses Durcheinander am Begriff Kriegstreiber, der nicht etwa dem russischen Diktator, der den Krieg begann und mit großer Härte führt, sondern den Unterstützern des Opfers zugeschrieben wird. Jeder Versuch, ein ethisches Argument zu formulieren, geht im moralischen Nullsummenspiel unter.

Besonders tragisch ist die Rolle des einstigen Helden aller Ostdeutschen, Michail Gorbatschow. Gilt er in Deutschland als Ermöglicher der Einheit, mutiger Reformer und respektierter Staatsmann, unterstellt man ihm in Russland heute alles von Schwäche und Inkompetenz bis Verrat. Unter „Gorbi“ war die Sowjetunion zu progressiv fürs SED-Regime, das sowjetische Texte zensierte und Fernsehsender sperren ließ.

Huldigungen in Richtung Moskau

Unter Putin ist Russland ein verbrecherischer Staat, der die Existenzberechtigung seines Nachbarn Ukraine, den man in Deutschland erst kennenlernen musste, fundamental infrage stellt. Bis heute ist die Gleichsetzung „Russland = Sowjetunion“ in Sachsen, generell im Osten, weit verbreitet. Russland hat in dieser Lesart ein naturgegebenes Recht, über innere Angelegenheiten eines souveränen Staates mitzureden – weil er früher ein Teil der Sowjetunion war.

Seit Russland die Ukraine überfiel, hat die ostdeutsche Russophilie einen neuen, dunklen Charakter. Als der Angriffskrieg begann, war ich selbst in Russland und bin auf als Spaziergängen getarnten Demos dagegen mitgelaufen. Bis die Polizei sie gewaltsam auflöste. Umso schwerer fällt es mir, die wöchentlichen Huldigungen in Richtung Moskau zu ertragen, wenn Ostdeutsche montags für „Frieden“ mit dem Diktator demonstrieren. Am 8. Juli, auch ein Montag, wehte eine große Russlandfahne vor dem Dresdner Kulturpalast – an jenem Tag, an dem Russland ein Kyjiwer Kinderkrankenhaus bombardierte. In Sichtweite gedachte eine Gruppe Ukrainer der Opfer des Angriffs. Allein. Ostdeutsche sah ich nur unter der russischen Flagge.

Robert Saar (24), in Berlin geboren und aufgewachsen, studierte in Dresden und St. Petersburg Internationale Beziehungen, arbeitet als freier Journalist und Museumsführer in Dresden.

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27 Kommentare

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  • Diese Artikelreihe von jungen ostdeutschen Journalisten ist super.

    Genial wäre es, wenn die taz sowas langfristig einrichten würde.

  • In Sachsen z.B. eine gefühlte Ewigkeit lang satte Mehrheiten für die König-Kurt-CDU; jetzt läuft es nicht mehr ganz so glatt und schon ist das alt-neue Feinbild (wieder) da. Wäre die Hegemonie etablierterer Parteien ungebrochen oder der Verein ganz rechtsaußen auf Meloni-Kurs, würde kein Hahn nach all dem krähen, was da offenbar fast űber Nacht diagnostiziert wurde...

  • Sehr junger Autor, und - leider die Ausnahme - volle Zustimmung. Das komplette Westversagen, von den höchst verlogenen "blühenden Landschaften ohne Steuererhöhungen eines Oberwessis, der 2 Tage nach der Maueröffnung massiv ausgepfiffen wurde" bis zu auch noch 35 Jahren (16 davon Merkel) zu wenig angeglichenen Lebensverhältnissen, lässt offensichtlich viel zu Viele die 40 Jahre Diktatur in einem milden Licht erscheinen.

  • "Die Russen" war die korrekte Wahrnehmung. Die Sowjetunion war russischer Imperialismus pur, der internationalistische Lack denkbar dünn. Natürlich konnte man die Aufnahmeprüfung für die Uni auch auf Ukrainisch ablegen. Man bekam nur keinen Platz. Das wurde nicht immer und überall gleich stringent durchgezogen, die Russifizierung verlief in Wellen, weil sich die Machthaber nicht immer gleich stark fühlten. Multikulti-Imperien hatten noch nie ein Problem, lokalen Eliten ein Angebot zu machen, dass sie nicht ablehnen konnten: Wohlverhalten gegen Status.

    • @Kurt Kraus:

      "Die Russen"

      ...waren auch Ukrainer, Belorussen usw.

      Im Osten ist das vielen noch bekannt.

  • Angeblich sehnt man sich nach dem Diktat des Staates im Osten, nach einer Person die mal Hart "Durchgreift".

    Dies hatten wir doch vor kurzem, als uns einst ein unbekanntes Virus bedrohte und der Deutsche Staat Hart durchgriff. Was wurde da vor allem im Osten geschrien? Coronadiktatur, Entmündigug, Freiheitsberaubung.

    Sorry, ich kann das nicht mehr ernst nehmen. Ein Teil der Bevölkerung verhält sich so widersprüchlich, es geht mmn nicht um das Verlangen nach jemanden, der eine klare Richtung vorgibt. Da wünscht sich eine Minderheit anderen ohne Diskurs und Widerrede das zu diktieren, was sie für richtig halten.

    Es geht um die Angst zu reflektieren und zuzugeben, dass man ja vielleicht doch falsch liegt. Es ist ein krankhafter Stolz, der wie ein Güterzug durch jeden Rationalen Diskurs rast, als wäre nichts gewesen.

    Einmal eine Position angenommen wird diese durchgeprügelt, ohne Rücksicht auf Verluste.

    • @One Of Them:

      Ernstnehmen muss man es primär nicht.

      Verstehen muss man diese Widersprüchlichkeit.

      Der "deutsche Staat" stand nicht emotional hinter und neben einem, repräsentierte nicht die Werte, gab einem keinen Lebenssinn, sprach nicht zur Volksseele.

      Es war der fremde Besatzer, der sich neue Schikanen ausdachte.

      "Rationaler Diskurs" ist der Denkfehler. Sie müssen die Leute emotional erreichen.

  • "Umbruch hieß für Ostdeutsche ein Trauma: Goldgräber-Wessi, Treuhand-Sense und Beitritt statt Vereinigung" Könnt Ihr mal endlich aufhören, immer wieder die gleichen Klischees zu verbreiten?



    Der eigentliche Grund für das Trauma war, dass die DDR absolut runtergewirtschaftet war. Sie lage Jahrzehnte hinter Westdeutschland zurück - in allen Aspekten, die für Ostdeutsche wichtig waren.



    Die DDR war grau, grau,grau, ganz Halle - nur ein Beispiel - riesige Altstadt - unbewohnbar, die Einschusslöcher aus WWII noch an jedem einzelnen Haus zu sehen? Bitterfeld war eine Umweltkatastrophe erster Güte, fast überall vorsintflutliche Geräte und Maschinen, die zu einem Teil gar nicht mehr funktionierten, weil es hinten und vorn an Material fehlte! Scheinarbeit und Fassadenfeiern, überwacht vom dichtesten Geheimdienstnetz der gesamten Welt damals - und zwar die eigenen Bürger/inn/en. Nordkorea mal ansehen - das kommt dem Nahe.

    Oh ja, es wurde nicht alles richtig gemacht in der "Wende" - aber dieses dem "Westen" in die Schuhe schieben, was alles verottet und kaputt und schlicht überhaupt nicht mehr rüberzuretten war in eine völlig andere Welt - die JEDE/R aber wollte (!) - das ist doch Lebenslüge!

    • @agtaz:

      Der Autor verbreitet keine alten Klischees, sondern paraphrasiert m. E., was Ostdeutsche nunmal als ihre Trigger benennen. Die können Sie mit "aber eigentlich war es ja so, dass..." nicht weg di(s)k(u)tieren. Und dann: "(...) aber dieses dem 'Westen' in die Schuhe schieben, was alles verottet und kaputt und schlicht überhaupt nicht mehr rüberzuretten war in eine völlig andere Welt (...)" - ich finde es ziemlich eigenartig, den nicht entscheidungsmächtigen Einwohnern einer Planwirtschaft den Zustand derselben in die Schuhe zu schieben. Wenn Ostdeutsche Verluste beklagen, dann ist das meiner Erfahrung nach nie das verrottete Industrieviertel ihrer Heimatstadt. Dass die Wirtschaft im Eimer war, haben alle gesehen. Beklagt wird eigentlich vor allem der Verlust von Immateriellem - nicht von grauen Häusern und dystopischen Arbeitsstätten sondern bspw. jener der erlernten Arbeit als sozialer Anker.

      • @MeinerHeiner:

        Haben Sie mit allem recht.

        Ich würde noch ergänzen:



        Beklagt wird der Verlust von Gemeinschaft, von sozialer Einbindung.

        Der Hausgemeinschaft, des Arbeitskollektivs.

        Unterschwellig, so mein Eindruck, oft der Verlust von Lebenssinn.

        Eigentlich haben Sie es bereits als "sozialen Anker" drin.

  • Widerlich:



    Ostdeutsche unter der russischen Flagge

  • Ein toller Artikel. Besonders der Satz "Es gibt weder Fakten noch Moral" bringt es für mich auf den Punkt. Ich sehe auch noch Erpressung von Seiten der vermeintlich zu kurz gekommenen.

    • @joschking:

      Ich befürchte, Ihre Interpretation dieses Satzes greift zu kurz.

      Wenn Sie krasse Systemwechsel mitgemacht haben, werden für Sie Fakten und Moral leicht nur noch relativ.

      Begriffe, wie Freiheit oder Demokratie, wechseln ihre Bedeutung.

      Dann sind alles nur noch Sichtweisen und Narrative.

  • Vielleicht sollte den Entmündigung gewohnten Ostdeutschen (darf man das so schreiben?) mal einer klarmachen, daß nur meckern und Nazis oder andere gefährliche Ideologen zu wählen (Wagenknecht) in einer Demokratie nicht weiterhilft.



    Die Klappe halten und unter dem Radar bleiben mag in einer Diktatur wie bis 1990 unter der SED funktioniern. Aber eben nicht in einer Demokratie. Die lebt von Engagement (nicht nur Geschrei) und Mitmachen.



    Wer nur Passivität gelernt hat wird sich da wohl nicht ändern. Schlimm ist nur, daß das offenbar an die nachwachsenden Generationen konsequent weitergegeben wird.



    Aber immer spielt man sich dann noch als Hüter der Demokratie auf, da ja bereits Diktaturerfahrung.



    Ja,...NEEEE! Wenn man aus der Diktaturerfahrung falsche Schlüsse zieht und sich mit der eigenen Vergangenheit auch in den Familien nicht beschäftigen will, dann bleibt man eben blind und unwissend (darf ich dumm sagen?)

    Die ganzen Opportunisten und Karrieristen, die AfD und BSW fluten wollen, nzw. das schon getan haben, wollen nur an die für sie erquicklichen Fleischtöpfe. Der Wähler ist denen außer als Stimmvieh ziemlich wurscht.

    Erinnert stark an DDR 2.0. Sensible Ostdeutsche? Wohl gelogen!

    • @Stefan Haydn:

      Ich würde gern widersprechen, dass die junge Generation das alte Gedankengut übernimmt. Allein die Stimmenverteilung der gestrigen Wahl hat gezeigt: die junge Generation ist klar weiter links als der Rest Sachsens!



      Ich lebe seit Jahren in Dresden und sehe die Demos beider Seiten. Die junge Generation läuft nicht der Alten hinterher - sie ist nur durch geburtenschwache Jahrgänge enorm in der Minderzahl. Die, die in Sachsen die Wahl entscheiden, sind 50+, sehr zum Leidwesen derer, die dann neue Rentengesetze und Bildungsreformen ertragen müssen.



      Das Problem des Ostens, den ich kenne (als jemensch, ohne "echte" Osterfahrung), ist, dass viele Leute einfach noch nicht aufarbeiten konnten, was ihnen damals passiert ist. Meine Elterngeneration definiert sich bis heute hauptsächlich über ihre Arbeit - die damals vielen genommen wurde. Das ist ein Wegfall von Identität, den hier viele kennen und der gandenlos genutzt wird, um gegen Einwanderung und pro "Sicherheit" zu argumentieren. Es werden alte Wunden aufgerissen, um Wähler zu bekommen.

      Aber ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass Sachsen in Zukunft wieder linker wird. Das kann einige Zeit dauern, aber die Menschen sind schon da!

    • @Stefan Haydn:

      Es steht jedem frei, seine ganz persönliche (natürlich einzig richtige) Demokratieauffassung hier zu äußern. Man darf darauf natürlich antworten. Da sehe ich schon das erste Problem in der Wählerbeschimpfung. Wer auf dem Zettel steht, darf ohne Rechtfertigung gewählt werden. Alles andere würde ja den Wahlgepflogenheiten der DDR noch eins draufsetzen. Abgesehen davon, dass es das demokratische Recht jeden Bürgers ist, sich geheim für das entsprechende Kreuz zu entscheiden, welches auch immer. Das mag manchem Superdemokraten zwar gegen den Strich gehen, ist aber so.



      Und bei "Klappe halten und unter dem Radar" bleiben kann ich nur auf Wahrnehmungsstörungen schließen. Wenn damit ausschließlich öffentliche "Ja Sager" gemeint sind, mag da was dran sein. Hatten wir in der DDR auch, die Schleimer die daraus einen Vorteil zu ziehen gedachten. Wo gehen denn die Leute zuerst auf die Straße, wenn ihnen was nicht passt? Bestimmt nicht im Westen. Merken Sie, wie falsch Sie mit "Klappe halten" liegen? Blöd für Sie, dass die nicht Ihre Meinung vertreten, was Sie dann zu solch seltsamen Sprüchen veranlasst. Man muss deren Meinung nicht teilen, das ändert aber nichts daran, dass sie diese äußern.

  • Umbruch hieß für Ostdeutsche ein Trauma: Goldgräber-Wessi, Treuhand-Sense und Beitritt statt Vereinigung.

    Wie war das mit dem Zauberlehrling und den Geistern...? Alle Diejenigen, die es anders angehen wollte wurden im Westen als Verräter beschimpft und im Osten mit dem Ruf nach der D-Mark niedergeschrien.

    • @Xanyd:

      Wie war das eigentlich in den ganzen anderen Ländern des Ostblocks?

    • @Xanyd:

      Warn Sie mal in der DDR, als sie noch kein Opfer-Märchen war?

      Haben sie mal eine Fabrik von Innen gesehen? Die Produkte verglichen mit dem, was es damals bei Ikea oder Aldi oder sonstwo in sogar für Sozialhilfeempfänger erreichbarer Nähe gab?



      Kaputt war die DDR - Grundkaputtgewirtschaftet von einer geistig kaputten eigenen Elite, die sich Westprodukte in eigenen Shops leistete und schwachsinnige Parolen abmarschieren hat lassen!

      Und ja, es ist richtig, dass lange nicht alle Ostdeutschen das Märchen vom bösen Westen, der sie in Elend gestürzt hätte sich weiter auftischen lassen. Aber AFD und BSW bewirtschaften dieses Märchen - und werden dabei von Putins Propagandisten fett unterstützt.



      Wer den Namen links verdient, muss in der Lage sein, endlich mal die wahren Ursachen für den Untergang der DDR zur Kenntnis zu nehmen - und was der mit dem eigenen Weltbild vielleicht zu tun hat!

  • Ich habe mal eine Frage. Ist es irgendwann mal einem Journalisten unangenehm alle ''Ost''deutschen über einen Kamm zu scheeren? Diese Art von Artikeln gibt es jetzt seit vielen Jahren. Auch schon als die Afd bei 10 bis 15 Prozent in ''Ost''deutschland lag.

    Jetzt liegt die AFD in ''West''deutschland bei 10 bis 15 % aber verteufelt werden nur die ''Ost''deutschen.



    Für den hoffentlich nicht eintretenden Fall, dass die AFD in einigen Jahren Umfragewerte im Westen, wie heute im Osten haben wird, aber im Osten, die Umfragewerte noch etwas höher sind, sind dann die ''Ostdeutschen immer noch die ''Bösen''?



    Vielleicht sollte man solch Artikeln eine eigene Rubrik geben. Eine in der sich Menschen die sich noch als Wessis fühlen und ein Feindbild brauchen.



    Z.B. Auf dem westlichen Auge sind wir blind.



    Ach ne, bekloppt.



    Moralische Hängematte? Elfenbeinturm? Der Osten stinkt?



    Naja kein Plan, komm halt aus dem Osten und kann nix.

    • @Klaus Gissing:

      Der Artikel beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Ostdeutschen mit Russland. Welch Wunder, dass darin von Ostdeutschen die Rede ist..



      Wenn sie einen Artikel über Äpfel schreiben, kommen eben keine Birnen vor.

      • @Prayn:

        Aber der Poste hat auch Recht: Gerade jetzt ist wichtig, nicht alle Ostdeutschen über einen Kamm zu scheren. Es gibt sehr sehr unterschiedliche Verhältnisse zu "Russland" - und das ist bei vielen z.B. auch nicht Putin-Ruzzland. Zwischen der Anhängerschaft eines faschistischen Ex-KGBlers, der immer noch (!) an der Macht ist und zwischen Leuten zu unterscheiden, die früher mal ein gutes, schlechtes oder sonstiges Verhältnis zu dem Land Russland hatten, ist nicht zuviel verlangt.

        Und es ist auch sonst so: 32 % haben AFD gewählt, schlimm. Wo bleiben die 68 %, die Parteien gewählt haben, die dezidiert GEGEN die AFD sind? Das sind keine lauwarmen, wenn sie denn gewählt haben!

      • @Prayn:

        Vielleicht hat er die Kommentatoren hier gemeint, die das Thema gleich mal für sich entdeckt haben. Allerdings ist die Kritik an den Journalisten im allgemeinen nicht falsch, wobei das von Medium zu Medium unterschiedlich ist. Pauschalisieren kann man da nicht.

  • "... als Einzelner sowieso keinen Einfluss auf die Regierung zu haben – eine in Russland weitverbreitete Einstellung. „Die Politik wird von denen da oben geregelt, wir können eh nichts daran ändern, also leben wir unauffällig unser kleines Leben“, hört man oft am Küchentisch."



    Tatsache ist, dass alle demokratischen Parteien in den FNL signifikant weniger Mitglieder haben, eigentlich kaum in der Bevölkerung verwurzelt sind. Das gleiche gilt für andere gesellschaftliche Formationen wie Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden und Vereinen. Es scheint sehr schwer vermittelbar zu sein, dass Einflusshaben (fast ausschließlich) auf Mitmachen beruht. Das erfolgreiches Mitmachen nur in kleinen Schritten, wechselndem Erfolg, Geduld möglich ist.



    Die Klage, dass viele Posten in Verwaltung, Wirtschaft, Forschung etc. von Westdeutschen besetzt sind, ist nur zum Teil berechtigt. Richtig ist, dass westdeutsche Netzwerke fortwirken. Falsch ist, dass man sich in diese Netzwerke als Ostdeutsche nicht "einweben" kann. Man muss es tun. Von Nichts kommt Nichts. Bin ich kein Parteimitglied, kann ich in keiner Partei mitreden, Mandate erhalten u.s.w.



    Es gibt doch auch erfolgreiche Beispiele. Einfach machen!

    • @Vigoleis:

      Ja, dazu mag es in Ost und West unterschiedliche Ansichten geben. Wer die DDR noch bewusst erlebt hat wusste, dass es nicht viel bringt Probleme bei unteren Ebenen anzubringen. Man kam besser, sich mit "Eingaben" gleich an die SED Führung oder die Regierung zu wenden. Die das dann im Idealfall mit der Anweisung, sich darum zu kümmern, nach unten zurück gab. Das funktionierte bei berechtigten Anliegen ganz gut, eigene Erfahrung. Wenn ich hier an irgendeinen Bundestagsabgeordneten oder ein Ministerium mit Problemen herantreten, bekomme ich im günstigsten Fall eine am Thema vorbeigehende Antwort aus Textbausteinen vom Callcenter, das frustriert die Leute einfach. Die beschränken sich nicht auf Regionalpolitik, das läuft schon, natürlich in Abhängigkeit von bereitgestellten Finanzmitteln. Und da sind wir beim Thema. Was soll ich denn mit einem Stadtrat oder Kreisrat über Unterfinanzierung diskutieren, völlig ineffektiv, schade um die Zeit. Der kann eh nichts daran ändern und ist vom guten Willen der Übergeordneten abhängig. Also wendet man sich gleich nach oben und wird ignoriert. Das heißt Frust, der äußert sich dort, wo es auch die Verursacher trifft. Bei Wahlen ab Landtag aufwärts.

  • Die einen sind russlandfreundlich, die anderen halten -in alter Nazitradition- Russen für Untermenschen. Wiederum andere haben ein Russlandbild im Kontext der deutschen Geschichte. Zumindest diejenigen, die nicht anfällig sind für Geschichtsklitterung.

    • @Rolf B.:

      Das Rußlandbild im Kontext der deutschen Geschicht ist zu einseitig. Sie können ja mal bei den Balten, Georgiern, Chinesen, Mongolen, Usbeken, Finnen, etc. nachfragen, wie deren geschichtlicher Kontext und die Erfahrung mir Rußland so ist.

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