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Klima-Aktion am Flughafen Köln/BonnLetzte Generation klebt doch wieder

Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation störten den Betrieb am Airport Köln/Bonn. Härtere Strafen sind in Planung.

Ak­ti­vis­t:in­nen der letzten Generation protestierten heute auch auf Flughafen Wien Foto: Andreas Stroh/imago

Berlin taz | Am Flughafen Köln/Bonn ging am Mittwochmorgen nichts mehr. Zumindest auf den Start- und Landebahnen. Denn dort klebten sich fünf Mitglieder der Protestorganisation Letzte Generation (LG) fest. Zwischen 6 und 9 Uhr war der Flugverkehr lahmgelegt, dann hatte die Polizei sie losgelöst. 31 Flüge fielen aus, davon 15 Starts, viele weitere Verbindungen verspäteten sich.

Ähnliche Aktionen – samt Verhaftungen für die involvierten Ak­ti­vis­t:in­nen – fanden fast zeitgleich an Flughäfen in Oslo, London und Barcelona statt. Gemeinsamer Ursprung ist die Initiative „Oil Kills“, die sich in zehn Ländern gebildet hat und seit Mittwoch auf sozialen Netzwerken aktiv ist.

Sie fordert unter anderem, bis 2030 aus fossiler Energie auszusteigen. „Die deutsche Fluginfrastruktur steht sowohl symbolisch als auch ganz faktisch für den deutschen Anteil der Zukunftsvernichtung“, so Aktivist Lars Werner in einer Mitteilung der LG. Flughäfen blieben deshalb ein wichtiges Ziel.

Nicht nur Urlaubswillige waren von den Ausfällen betroffen. „Am Standort finden Ambulanzflüge statt, zudem sind die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung sowie Rettungshubschrauber in Köln/Bonn stationiert“, sagte Flughafenchef Thilo Schmid.

Freiheitsstrafen greifen noch nicht

Die Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen waren über einen durchgeschnittenen Zaun auf das Gelände gelangt. Wie sich der Vorfall genau ereignete, ermitteln der Flughafen Köln/Bonn und die für die Luftsicherheit zuständige Bundespolizei noch. Fest steht, dass sich die Protestierenden nun wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr und Hausfriedensbruch verantworten müssen.

Schon seit einiger Zeit sieht die Bundesregierung mit Argwohn zu, wie sich Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen scheinbar ohne größere Schwierigkeiten Zugang zu Start- und Landebahnen verschaffen. Erst im Juli 2023 legten Mitglieder der Letzten Generation den Flughafenverkehr in Hamburg und Düsseldorf für kurze Zeit still.

Die Bundesregierung plant deshalb, das Luftsicherheitsgesetz zu verschärfen. Wer sich unbefugt Zugang zum Rollfeld eines Flughafens verschafft und dadurch die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs gefährdet, muss künftig mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hofft, „dass diese Gesetzesverschärfung Aktivisten abschreckt und Störungen in der aktuellen Hauptreisezeit ausbleiben“. Dass der Gesetzentwurf noch nicht durch den Bundestag ist, dürfte die Kli­maakti­vis­t:in­nen erleichtern: Die aktuelle Gesetzeslage sieht zunächst Bußgelder vor.

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19 Kommentare

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  • Libuda , Moderator

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  • taz: *Letzte Generation klebt doch wieder*

    Da sich der Klimawandel fest an unsere untätigen Politiker 'geklebt' hat - die wohl glauben, wenn man den Klimawandel weiterhin ignoriert, dann wird er schon von selbst verschwinden - bleibt den jungen Klimaschutzaktivisten ja leider nur diese Form des Protest, der aber von vielen Bürgern immer noch nicht begriffen wird.

    taz: *Härtere Strafen sind in Planung*

    Was auch sonst (?), denn das 'Klimaschutz'-Urteil des BVerfG (1 BvR 2656/18) vom 24.3.2021 endlich mal anzugehen, dafür haben unsere Volksvertreter wohl immer noch keine Zeit, also werden wieder mal Klimaschützer in den Topf des "Kriminellen" gesteckt, damit man von der eigenen Untätigkeit gut ablenken kann. Es wird aber nicht nur 'nichts' gegen den Klimawandel getan; unsere Politiker rollen sogar weiterhin ehrerbietig den 'Roten Teppich' für die Verursacher des Klimawandels aus und freuen sich darüber, dass das klimaschädliche Wirtschaftswachstum in die nächste Runde gehen kann. Vielleicht ist es aber auch schon die letzte Runde für die Menschheit, denn dem Klimawandel ist es total egal, wem er am Ende den Hals umdreht.

  • Sind denn auch härtere Strafen gegen Raser, Lärmer, Messerangreifer und Akteure gegen Hilfsdienste, Bahnpersonal usw. in Planung???

  • Die Geld- und Haftstrafen wirken nicht gegen den rasend voranschreitenden Klimawandel. Eines nicht zu fernen Tages werden die Ozeane mit der Aufnahme irrsinniger Energiemengen gesättigt sein und umkippen. Dann stecken wir wirklich in der Sch..... Würde die Menschheit das überleben, was mehr als unwahrscheinlich ist, die Aktivisten erhielten ein Denkmal.



    Einstweilen weinen sich die Klimaforscher in den Schlaf.

  • 5 Jahre Knast für den dezenten Hinweis, den Planeten nicht als Trümmerhaufen zu übergeben? Die Un-Verantwortlichen können froh sein, dass die LG und ähnliche Gruppen mit friedlichen Mitteln operieren, auch wenn sie bereits als Terrrorgruppen klassifiziert sind. Mal sehen, wie sich das Drehen an der Eskalationsschraube auswirkt.

  • Festnehmen, verurteilen, einsperren.

  • Hey taz! Ihr habt es geschafft einen ganzen Absatz zum Warum des Protests zu schreiben. Sehr gut! Weiter so!

  • "Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hofft, „dass diese Gesetzesverschärfung Aktivisten abschreckt und Störungen in der aktuellen Hauptreisezeit ausbleiben“. "



    Herr Wissing sollte ersteionmal vor seiner "eigenen Türe" kehren, denn er verhält sich nicht Verffassungskonform, zudem steht er unter Verdacht der Bestechlichkeit.



    Die ministerielle Macht ist ihm möglicherweise zu Kopf gestiegen.

  • Die "Letzte Generation", die es schafft, jahrzehntelange Arbeit der Umweltbewegung zunichte zu machen und den Keim eines gesellschaftlich getragenen Umweltbewusstsein nachhaltig zu zerstören. Danke für nichts, ihr introvertierten, überheblichen Narzissten.

    • @Heike 1975:

      Ihr Kommentar, Heike 1975, ist absurd.



      Man kann über manches diskutieren, aber dass die Rettung des bewohnbaren Planeten eigentlich den SOFORTIGEN Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen verlangt, ist wissenschaftlich gesichert. Für dieses Ziel zu kämpfen, ist alles andere als narzisstisch. Wenden Sie ihre absurde Verachtung lieber auf die Klima-Schädlinge!

      • @henryMann:

        Reale Politik funktioniert aber nunmal nicht auf Basis von moralischen Absolutismen (was man falsch finden kann, aber erstmal anerkennen muss). Und vor allem funktioniert Politik (zum Glück?) nicht ohne die psychologisch-emotionale Komponente, die menschliches Denken und Handeln zu viel viel größeren Anteilen bestimmt, als wir das gerne wahrhaben würden.

        Darum kann es in der Tat kontraproduktiv sein, "die Allgemeinheit" zu sehr zu nerven/beeinträchtigen, selbst mit einem inhaltlich richtigen und wichtigen Anliegen. Denn entstehende Genervtheit und Trotz kann letztlich sogar eine grundlegende Aufgeschlossenheit ggü. dem eigentlichen Thema überlagern. Und treibt nicht-Aufgeschlossene natürlich umso mehr auf die Palme.

        Aber eigentlich habe ich keine Hoffnung mehr, dass "progressive Kräfte" das nochmal (wieder) verstehen...

      • @henryMann:

        Klima-Schädlinge? Heikle Wortwahl, finden Sie nicht? Menschen als Schädlinge zu beschimpfen, das gab es schon einmal in diesem Land.

    • @Heike 1975:

      Klassische Opfer-Täter-Verschiebung. Wer auf Probleme hinweist, trägt selten Schuld daran

    • @Heike 1975:

      Der Zeitgeist hat sich zunehmend vom Umweltschutz weg und hin zur Problematisierung von Migration und latenter Fremdenfeindlichkeit bewegt. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist die Normalisierung von Rechtsnarrativen, die bei vielen Menschen Resonanz finden.

      Die Frage bleibt, wo die ansprechenden linken Narrative bleiben, wenn man sie braucht, um konstruktive Lösungen zu fördern und soziale Gerechtigkeit voranzutreiben.

      • @Miles Parker:

        Man fördert sie wohl kaum durch eine Bewegung, die jeglichen Bezug zu Lebensrealitäten verloren hat bzw. immer schon abseits dieser aufgewachsen ist.

        Sieht man sich die Studien an, die bereits in Bezug zu Extinction Rebellion entstanden sind, so sieht man überdeutlich, dass der gesellschaftliche Effekt sich in allen Bereichen umgekehrt hat, die eigtl. adressiert werden sollten. Fast könnte man meinen, die Ölmultis hätten diese Organisationen gegründet - beste Steigbügelhalter ever.

      • @Miles Parker:

        Ich habe konstruktive Lösungen. Erfordert nur die Abkehr von Luxus oder Kapitalismus.

        Will niemand haben, also werde ich kritisiert. Und wo Kritik ist, wird eine Umsetzung in weiter Ferne rücken.

        Aber hey, Gasterminals in der Nordsee wurden einfach so umgesetzt. Man merkt also, wo der Hase laufen soll.

    • @Heike 1975:

      Nun ja, wenn Sie den Zustand des Planeten der jahrzehntelangen Arbeit der Umweltbewegung in die Schuhe schieben wollen haben Sie recht.

      Aber mein Respekt gehört den introvertierten Personen, die es schaffen sich auf Straßen und Flugfelder dem Hass der Mehrheitsbevölkerung auszusetzen.

    • @Heike 1975:

      Wie sieht das eigentlich mit den privaten Klagen auf Schadensersatz aus? Durch den Flughafenbetreiber, die Fluggesellschaften oder einzelne Passagiere? Wäre interessant darüber etwas in den Artikeln zum Thema zu lesen. Gehen die Mitglieder der LG dann entspannt in die Privatinsolvenz, oder wie läuft das?

    • @Heike 1975:

      Naja, ich finde es schön, dass es noch Widerspenstige gibt. "Narzisst" ist da irgendwie eine falsche Klassifizierung. Eigentlich ganz im Gegenteil. Narzissten sind eher die Flugzeugbenutzer. Und wieso "introvertiert"? Kapiere ich überhaupt nicht. Viel extrovertierter als die Letzte Generation kann man ja wohl nicht handeln.