Weltweite UN-Befragung: 80 Prozent für mehr Klimaschutz

Vier von fünf Menschen wünschen sich von ihren Regierungen mehr Klimaschutz. Das zeigt eine weltweite UN-Umfrage mit 75.000 Teilnehmenden.

Eine Brücke vor einer Ölraffinerie in San Pedro, Kalifornien

Die UN-Befragung ist auch ein Appell an die Weltwirtschaft. Eine Brücke in San Pedro, Kalifornien Foto: Pond5/imago

BERLIN/ taz | Einer Umfrage des UN-Entwicklungsprogramms UNDP zufolge, fordern 80 Prozent der Befragten – 75.000 Menschen in 77 Ländern – dass der Kampf gegen die globale Erwärmung in ihrem Land verstärkt werden müsse.

Die Befragung, durchgeführt unter anderem von der Universität Oxford, repräsentiert 87 Prozent der Weltbevölkerung, die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip angerufen. Demnach war die Forderung nach mehr Klimaschutz besonders in den Ländern des Globalen Südens hoch, aber auch in China (73 Prozent) und den USA (66 Prozent) sprach sich die Mehrheit für mehr Klimaschutz aus.

In Deutschland hatte zuletzt die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung mehr als 4.000 Personen repräsentativ befragt. 90 Prozent halten den Klimaschutz für „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Das Interessante an diesem Ergebnis: In der Altersgruppe „über 75 Jahre“ antworteten 47 Prozent der Befragten mit „sehr wichtig“.

Von den 16- bis 25-Jährigen war Klimaschutz „nur“ 38 Prozent „sehr wichtig“. Und auch auf EU-Ebene ist die Zustimmung hoch: Laut Eurobarometer aus dem vergangenen Jahr sind 93 Prozent der Eu­ro­päe­r:in­nen der Ansicht, dass der Klimawandel ein ernstes Problem für die Welt ist und schneller bekämpft werden sollte.

Hitzewellen nehmen zu

Verwunderlich scheinen die Ergebnisse der Befragungen nicht, zumal sich die extremen Wettereignisse weltweit häufen: Bei der diesjährigen Hadsch, der muslimischen Pilgerfahrt in Saudi-Arabien, sind bereits mehr als 1.000 Menschen aufgrund der Hitze gestorben. Wie die Nachrichtenagentur AP meldet, wurden in Mekka – der heiligsten Stadt des Islams – Temperaturen von bis zu 51,8 Grad gemessen.

Noch heißer war es Ende Mai im indischen Neu-Delhi: 52,3 Grad. Auch in Indien gibt es Todesopfer, die Times of India vermeldete „mindestens 110“. Nicht nur in Ländern auf der Südhalbkugel tötet Hitze, auch in Deutschland: Nach Angaben des Robert Koch-Institutes starben 2023 mehr als 3.100 Menschen hitzebedingt.

Das sind mehr Tote als bei Verkehrsunfällen hierzulande. Dass die Hitze durch die Erderwärmung zunimmt, ist mittlerweile gut erforscht. So hat der menschengemachte Treibhauseffekt die hohen Temperaturen im Mai und Juni in Mexiko und den USA 35-mal wahrscheinlicher gemacht, wie eine Studie der World Weather Attribution ergab.

Allein in Mexiko starben mindestens 125 Menschen. Eine britische Studie hatte im vergangenen Herbst ergeben, dass sich das Klima auf der Erde bereits so stark erwärmt hat, dass Ex­tremhitze nun alle 15 Jahre auf Nordamerika zukommt, in Südeuropa aller 10 Jahre, in China sogar alle fünf.

Handlungsbedarf ist hoch

Auch die derzeitigen Temperaturen in Saudi-Arabien sind ohne Klimawandel nicht denkbar, erklärte das Extremwetter-Netzwerk ClimaMeter. Ähnlich verhält es sich für andere Wetterextreme, wie etwa die Flut im Ahrtal oder zuletzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Trotz klarer Appelle aus der Bevölkerung bleiben bisher Konsequenzen eine Seltenheit: So zum Beispiel bei der vergangenen Europawahl. Zwar konnten die Grünen in Italien leicht zulegen. In anderen Ländern nahm die Zustimmung aber stark ab. Insgesamt hat jene Fraktion, die im EU-Parlament den Klimaschutz auf ihrer Agenda weit oben hat, an Zustimmung verloren – und zwar um 19 Sitze: Sie kommt im neuen Parlament nur noch auf 59 von 720 Stimmen.

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