Cannabisanbau leicht gemacht: Augen auf bei der Samenwahl

Pünktlich zum Beginn der Gartensaison wird Cannabis teillegalisiert. Der Anbau ist kein Hexenwerk. Einige Dinge sollten Pflanzenfreunde aber beachten.

Das Bild zeigt Cannabispflanzen

Es grünt so grün: Cannabispflanzen im Garten Foto: imagebroker/picture alliance

BERLIN taz | Die Stimmung im Hanf-Museum in Mitte ist blendend, seit der Bundesrat am Freitag das Gesetz zur Entkriminalisierung von Cannabis passieren ließ. An den letztlich doch ziemlich komplizierten und absurden Details des Gesetzes hatten die Cannabis-Lobbyisten in den vergangenen Wochen und Monaten zwar viel auszusetzen. Doch mit dem Gemecker ist es nun zunächst vorbei.

Zumindest im Hanf-Museum wird positiv gestimmt nach vorn geblickt. Die Rede ist sogar ganz Kanzler-like von „Zeitenwende“. Es würde nicht wundern, wenn schon bald ein Pappaufsteller von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Lebensgröße seinen Weg in das Museum finden würde.

Die Cannabis Social Clubs, über die gesetzestreue erwachsene Vereinsmitglieder nun bis zu 50 Gramm Cannabis im Monat beziehen können, gehen im Juli dieses Jahres an den Start. Der Besitz von bis zu drei Hanfpflanzen pro erwachsener Person ist allerdings bereits ab dem 1. April erlaubt, also direkt zum Ende der Osterfeiertage.

Es wirkt dabei fast so, als hätte Lauterbach bewusst den Showdown bei der endgültigen Verabschiedung des Cannabis-Gesetzes im Bundesrat auf Ende März gelegt – damit genau rechtzeitig losgelegt werden kann mit dem Selbstanbau. Denn die beste Zeit für die Aussaat privater Hanfpflanzen, sagt Oliver Waack-Jürgensen, Vorstand im Dachverband deutscher Cannabis Social Clubs, die „ist genau jetzt“. Zumindest, wenn man sich als Outdoor-Grower versuchen möchte.

Maximale Freude beim Outdoorgärtnern

Indoor, mit Growbox und LED-Lampen, kann jeder saison­unabhängig seine drei Hanfpflanzen hochziehen und auch mehrmals im Jahr ernten. Aber was ist das schon gegen Outdoor? Das sei doch eigentlich „das Beste“, so Waack-Jürgensen. Den immensen Stromverbrauch, der beim Indoor-Growing anfällt, können sich Frischluftgärtner sparen.

Zu beachten gilt dabei: Ob auf dem Balkon gehegt und gepflegt wird oder im eigenen Garten in einem vor Kindern geschützten Bereich, wie immer das gehen soll – ein Hexenwerk ist der Selbstanbau nicht. Mit einem durchschnittlich grünen Daumen sollte jeder seine Pflanzen von der Aussaat bis zur Ernte durchbringen.

Die Samen müssen derzeit noch aus dem Ausland bezogen werden. Aber Augen auf bei der Samenwahl: Der vorausschauende Kiffgärtner ordert feminisierte, weil sich mit männlichen Hanfpflanzen nichts anfangen lässt. Diese bilden Pollen und bestäuben die weiblichen Pflanzen, die dann weit weniger wirksames Cannabis produzieren. Für Anfänger empfehlen sich sogenannte Autoflowering Seeds, die vergleichsweise pflegeleichte Pflanzen hervorbringen, verkürzte Wachstums- und Blütezeit inklusive.

Oliver Waack-Jürgensen rät Selbstanbau-Einsteigern, am besten mehr als drei Samen zu bestellen, weil man nie genau wissen könne, ob auch wirklich alle keimen werden. Klappt es dann doch bei allen Samen: Einfach die Stecklinge, die man nun bald gemäß dem neuen Gesetz zu viel hat, verschenken. Kleine Geschenke erhalten schließlich die Freundschaft.

Expertentipp: Zitronensaft

Doch noch mal ein Schritt zurück zu den Samen. Die sollten nämlich in gut befeuchtetem Küchenpapier zum Keimen gebracht und in einem Frischhaltebeutel aufbewahrt werden. Jeden Tag die Entwicklung überprüfen. Nach 48 Stunden, spätestens aber nach einer Woche sollten sie anfangen zu keimen. Waack-Jürgensens Expertentipp: Dem Wasser für den Keimungsprozess einen Tropfen Zitronensaft beigeben. Das sorge für einen neutraleren Säurewert des Berliner Leitungswassers und sei bekömmlicher für die Samen.

Wichtig: Die keimenden Samen sollten vorsichtig aus dem Küchenpapier genommen werden, um sie dann in Torfplatten mit pH-neutralem Wasser aufquellen lassen. Die Keimlinge anschließend in Töpfe verpflanzen und auf den Balkon stellen oder eben im Garten verbuddeln. „Den Rest“, sagt Waack-Jürgensen, „macht die Natur.“

Düngen ist wichtig, dabei gilt es aber darauf zu achten, dass man seine Pflanzen auch überdüngen kann. Und sollte es im Sommer mal wieder zu trocken sein, muss natürlich auch gewässert werden. Je mehr Sonne der Sommer bringt, desto besser für die Pflanzen und den Ertrag. Licht, der pH-Wert des Wassers beim Keimen, Düngen: Das seien letztlich die drei wichtigen Säulen, auf denen das Outdoor-Growing aufbaue, so Oliver Waack-Jürgensen.

Schöner wachsen mit klassischer Musik?

Manche Pflanzenfreunde glauben auch, bestimmte Musik würde beim Gedeihen helfen. Klassische Musik, heißt es, sei gut für das Wachstum. Bei Heavy Metal dagegen könne es passieren, dass die Pflanzen eingehen. Das kann man glauben oder nicht. Guter Reggae, am besten sanfter Lovers Rock, sollte den Hanfpflanzen aber nicht schaden.

Im Gegensatz zum auch ansonsten größten Kummer des engagierten Kleingärtners, genau: Schädlinge. Denn Hanfpflanzen können von Blattläusen oder Thripse befallen werden. Gegen beides kann glücklicherweise auch ohne den Einsatz von chemischen Mitteln vorgegangen werden. Spinnmilben stehen ebenfalls auf Hanfpflanzen. Diese lassen sich wiederum mit handelsüblichen Raubmilben bekämpfen.

Erntezeit, schönste Zeit: Hanfpflanzen aus Autoflowering Seeds können bereits nach drei Monaten geerntet werden. Für die anderen ist die Erntezeit etwa im September oder Oktober. Bei den geernteten Pflanzen die großen Blätter abschneiden und diese mit den Blüten nach unten etwa zehn Tage lang in einem dunklen Raum trocknen lassen.

Oliver Waack-Jürgensens Geheimtipp: Einfach die Pflanzen auf einem Kleiderbügel aufhängen. Dann die Blüten in Schraubgläsern verschließen und zwei Wochen lang reifen lassen. Und im Anschluss, klar: Spaß haben und die Früchte der Gartenarbeit genießen.

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