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Polizei prüft BekennerschreibenAnschlag gegen Tesla

Nach dem Brand eines Strommastes steht die Produktion bei Tesla in Brandenburg still. Ein Bekennerschreiben fordert die „Zerstörung der Gigafactory“.

Polizeiliche Untersuchung an einem zerstörten Strommast bei Steinfurt, 5. März Foto: Lisi Niesner/reuters

Berlin taz/dpa | Die Polizei prüft ein Bekennerschreiben der als linksextremistisch eingestuften „Vulkangruppe“ nach einem Anschlag auf die Stromversorgung in der Nähe der Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide. Das Bekennerschreiben liege der Polizei vor, sagte ein Sprecher am Dienstag. Die Echtheit werde geprüft. Die Gruppe wirft Tesla „extreme Ausbeutungsbedingungen“ vor und fordert die „komplette Zerstörung der Gigafactory und mit ihr das Absägen von ‚Technofaschisten‘ wie Elend Musk“. Dies sei ein „Schritt auf dem Weg der Befreiung vom Patriarchat“.

Nach dem Brand eines Strommastes in einem Ortsteil von Gosen-Neu Zittau im Landkreis Oder-Spree war es in der Region am Dienstagfrüh zu einem Stromausfall und in dessen Folge zu einem Produktionsstopp bei Tesla gekommen. Am späten Vormittag lief die Versorgung der umliegenden Gemeinden, teilte der Versorger Edis mit. Ausnahme seien die große Industrieanlage des Autobauers selbst sowie ein Logistikzentrum. Nach Angaben einer Tesla-Sprecherin kam es zu einem Produktionsstillstand, die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt.

Die Brandenburger Polizei geht inzwischen von Brandstiftung aus, der Staatsschutz des Landeskriminalamts nahm die Ermittlungen auf.

„Wir haben heute Tesla sabotiert“, heißt es in dem Bekennerschreiben, das online auf der Plattform Indymedia veröffentlicht wurde. Die Elektroautoproduktion fresse „Erde, Ressourcen, Menschen, Arbeitskraft und spuckt dafür 6000 SUVs, Killermaschinen und Monstertrucks pro Woche aus. Unser Geschenk zum 8. März heißt, Tesla abzuschalten.“ Mit dem 8. März ist offenbar der Internationale Frauentag gemeint.

Der geplante Ausbau der Tesla-Fabrik ist umstritten. Naturschützer und Bürgerinitiativen sind dagegen, auch weil ein Teil des Geländes im Wasserschutzgebiet liegt. In einer Bürgerbefragung sprach sich vor zwei Wochen die Mehrheit der An­woh­ne­r*in­nen gegen die Erweiterung aus. Ak­ti­vis­t*in­nen haben sich seit vergangener Woche in einem Wald, der gerodet werden soll, eingenistet. Sie betonten in einer Mitteilung, dass sie nichts mit dem Anschlag auf den Strommast zu tun hätten. Dennoch: „Die Fabrik bedeutet eine Gefährdung für unsere Trinkwassersicherheit, für das Klima und für Ar­bei­te­r*in­nen weltweit“.

„Vulkangruppe“ bereits mehrfach aufgetaucht

Der Name „Vulkangruppe“ war bereits nach mehreren vermeintlich linksextremen Anschlägen aufgetaucht. Im Mai 2021 hatte es so bereits einen Brandanschlag auf die damalige Baustelle der Tesla-Fabrik in der Nähe von Berlin gegeben. Auch damals gab es ein Bekennerschreiben der „Vulkangruppe“. „Unser Feuer steht gegen die Lüge vom grünen Automobil“, hieß es darin. Tesla sei weder grün, ökologisch noch sozial.

Im April 2018 hatte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen nach einem weiteren Brandanschlag auf Starkstromleitungen in Berlin übernommen. 35.000 Haushalte waren damals betroffen. Zu dem Anschlag hatte sich eine Gruppierung mit dem Namen „Vulkangruppe NetzHerrschaft zerreißen“ auf Indymedia bekannt. Die Täter wollten demnach Technologiefirmen treffen. Ziel sei auch „die Störung des Flughafens Tegel, der Bundes- und Landesverwaltungen, der Bundeswehr, der Flugbereitschaft der Bundesregierung“ gewesen.

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21 Kommentare

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  • Die Vulkangruppe sollte vorsichtig sein wem sie sich zum Feind nimmt:D ich mein ja nur Elon Musk ist nicht ohne, er soll sehr nachtragend sein.



    vergesst nicht der typ hat ein Raumfahrt Unternehmen, arbeitet mit dem US militär zusammen das er in der US Politik in gewissen Umfang auch mitmischt sollte bekannt sein.

    www.zeit.de/wissen...-start-us-militaer

    efahrer.chip.de/ne...-kmh-rakete_106106

    Hm der könnte also auf ganz komische Ideen kommen wir wissen alle das die Lücke zwischen Genie und Wahnsinn nicht gerade groß ist^^

    • @David Istegal:

      Ich denke nicht dass Herr Musk seine Version von "Mein Kampf" veröffentlichen und dann zum heiligen Krieg gegen die Vulkanier aufrufen wird.

  • Endlich tut mal jemand etwas. Wenn unsere Politiker schon nicht in der Lage sind, uns und die Umwelt zu schützen, sondern nur auf das Wohl der industrie achten, dann fühlen sich manche Bürger eben einfach hilflos genug für (illegale) Verzweiflungstaten.

    Auch schön dass es den rechtsradikalen Irren mit seinem Teslakonzern trifft.

    Unschön finde ich die Illegalität und die Umweltverschmutzung. Zuerst würde ich jedes legale Mittel ausschöpfen, um den Konzern lahmzulegen. Die Wasserentsorgung zu kappen war doch vor ein paar Tagen im Gespräch. Vielleicht geht es auch, dass man die Wasserzufuhr kappt?

    Aber dafür bräuchte man vermutlich (politische) Hilfe von "oben", und damit sieht es mau aus...

    • @realnessuno:

      Ihnen ist schon klar, dass die öffentliche Billigung einer Straftat strafbar ist?

    • @realnessuno:

      Wer wie Sie illegales Handeln befürwortet, darf sich nicht beschweren, wenn das dann auch andere mit anderen Zielen für sich in Anspruch nehmen.

    • @realnessuno:

      Sind Sie Vulkanier?

    • @realnessuno:

      Und das bringt jetzt was genau? Zumindest dem Klima ist das wurscht.

  • Klugheit war ja noch nie das Kennzeichen selbst verklärter Extremisten. Unabhängig von der politischen Gesinnung.

  • Wenn das so weiter geht (Antisemitismus, der Anschlag auf Tesla, das Zertrümmern von Kniescheiben mit einem Hammer, weil jemand die falsche Mütze trägt ...), plädiere ich dafür, die Kategorien "links" und "rechts" zu ersetzen. Ich weiß nur noch nicht womit.

    Hoffentlich bekommen die Tesla-Mitarbeiter ihre Gehälter trotzdem weiterbezahlt.

  • Knapp eine Milliarde EUR Schaden (laut n-TV). Mal sehen ob sich IBM jetzt noch bei Magdeburg ansiedeln will.



    Der Geschäftsführer von Tesla meinte auf der Pressekonferenz: bereits zuvor wurde gegen Tesla Stimmung gemacht.

  • Danke an die taz für den link zu indymedia, diese Verlinkung ist ja leider nicht mehr selbstverständlich in der medienlandschaft.



    Es scheint ja doch noch Frauen zu geben die Eier haben. Der Erguss der vulkangruppe auf Indymedia ist genau mein humor - die Sabotage scheint gut geplant gelungen, da wird nicht unnötig Zeit mit Korrekturlesen des Bekennerschreibens verwendet. Ob Grünau oder Grünheide vom Mars aus betrachtet liegt beides am gleichen Fleckchen grüner 🌎 - genug Wasser scheint der Fleck von oben betrachtet ja auch zu haben...

  • Ich würde gerne wissen, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht. Es muss irgendwas zwischen hohl und vollkommenen Vakuum sein.

    Der Angriff auf Versorgungseinrichtungen der Bevölkerung sind absolut unterste Schublade, da können Leben dran hängen. Ja, Tesla ist aktuell der Hauptbetroffene, aber es waren auch Ortschaften und deren Bürger betroffen.

    Hoffentlich gehen zahlreiche Hinweise ein und diese gemeingefährlichen Chaoten werden schnellstens Dingfest gemacht.

  • Sorry, aber alles bescheuerte wenn man das mal so sagen kann. Wenn es so einfach ist mit einem kleinen Bombenanschlag so große Wirkung zu erzielen dann kommen sicher andere nach. Ein Grund lässt sich immer finden.

  • 6G
    663803 (Profil gelöscht)

    Gewalt ist nicht das geeignete Mittel

  • Überall im Osten gewinnt eine rechtsextreme Partei, aber die Vulkangruppe hat Tesla als größten Feind ausgemacht.

    Solche Linken braucht niemand.

    • @Suryo:

      Die "Vulkangruppe" hat 2 Anschläge auf die Infrasruktur der Teslafabrik verübt. Was sollHer Musk denn jetzt sagen, ist nicht so schlimm, die AfD ist eine größere Bedrohung für Tesla.

      Übrigens Intel baut in Magdeburg und TSMC in Dresden jeweils eine Chip Fabrik. Für die scheint die AfD nicht das größte problem zu sein.

      • @Martin Sauer:

        Zwischen Chip- Fabriken und Elektropanzern gibt es schon noch einen Unterschied und in der Wahl des Standortes im Hinblick auf Ökologie auch.

    • @Suryo:

      Mit der Demokratie hat es die Vulkangruppe nicht so wirklich und du scheinbar auch nicht.

      • @Micha.Khn:

        Bitte?

        Tatsache ist, dass man erwarten kann, dass sogenannte Antifaschisten sich hauptsächlich um echte Faschisten kümmern anstatt um einen Hersteller von Elektromobilen. Ich sage nicht, dass sie das mittels Anschlägen tun sollten - aber zumindest sollten sie mal erkennen lassen, dass sie eine konkrete faschistische Gefahr überhaupt als solche wahrnehmen können. Ansonsten dürfen sie sich nicht als links, und schon gar nicht als antifaschistisch bezeichnen.

        • @Suryo:

          Sagen wir mal so: Die Kompetenzen des Antifaschismus gehen mittlerweile weit über die Bekämpfung des Faschismus. Ich erwarte gerade MEHR als nur die simple Bekämpfung.

          Wenn man sich manche Indymedia-Artikel durchliest erkennt man, dass der Faschismus, wie auch Kapitalismus einen Zusammenhang bilden. Beispielsweise die starke fremdenfeindliche Ader des Faschismus, die gut ins Zeitalter passt, anderer Völker ihrer Güter zu berauben.

          • @Troll Eulenspiegel:

            Typisch deutsch: solange nicht das Ganz Große Grundproblem (TM) gelöst wurde, ist es nachgerade unmoralisch, sich um konkrete, echte, reale Probleme zu kümmern.

            Ich will, dass Menschen bekämpft werden, die andere Menschen bedrohen und ihnen ihre Rechte nehmen wollen, und die schon am Ende dieses Jahres in einigen Bundesländern an der Regierung sein könnten. Ich glaube dagegen nicht, dass es möglich ist, bis zur Landtagwahl in Sachsen den Kapitalismus abzuschaffen.