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+++ Nachrichten zum Nahost-Krieg +++Ruf nach Waffenruhe

Die Teilnehmer des Gipfels in Ägypten fordern eine Feuerpause im Nahostkonflikt. In London demonstrieren Tausende für Solidarität mit den Palästinensern

Pro-Palästina-Demonstrant*innen im Londoner Regierungsviertel Foto: Hannah McKay/reuters

Zuversicht in Qatar

Ein führender Mitarbeiter des katarischen Außenministeriums äußert sich in der Welt am Sonntag zuversichtlich über eine Freilassung weiterer von der Hamas festgehaltener Zivilisten. „Wir arbeiten derzeit an einer Vereinbarung, nach der zunächst alle zivilen Geiseln freigelassen werden sollen“, sagte Majed Al-Ansari, Berater des Außenministers und Sprecher des katarischen Außenministeriums, der Zeitung. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass dies heute oder morgen oder übermorgen geschehen wird. Aber wir sind auf einem Weg, der sehr bald zur Freilassung der Geiseln, insbesondere der Zivilisten, führen wird.“ (rtr)

Schusswechsel an israelisch-libanesischer Grenze

An der libanesisch-israelischen Grenze ist es am Samstag an mehreren Abschnitten zu Schusswechseln zwischen israelischen Truppen und Mitgliedern der schiitischen Hisbollah-Miliz gekommen. Seit dem Großangriff der im Gazastreifen regierenden Hamas auf Israel am 7. Oktober hat es an der Grenze bereits mehrfach sporadische Zusammenstöße zwischen israelischen Streitkräften und Mitgliedern der mit der Hamas verbündeten Hisbollah gegeben.

Es gibt Befürchtungen, dass die vom Iran unterstützte Hisbollah offiziell in den Konflikt eintreten könnte, während sich Israel auf eine mögliche Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereitet. Die Hisbollah hat ein deutlich größeres Waffenarsenal als die Hamas.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP im Südlibanon hörte an der Grenze nahe der Mittelmeerküste laute Explosionen. Die staatliche Nationale Nachrichtenagentur im Libanon meldete israelischen Beschuss in mehreren Dörfern. Im Dorf Hula sei ein Auto direkt getroffen worden. Zu möglichen Verletzten gab es zunächst keine Angaben.

Ein israelischer Armeesprecher erklärte, eine Gruppe Bewaffneter habe eine Granate auf Israel abgefeuert. Eine israelische Drohne habe sie daraufhin ins Visier genommen. Eine weitere Gruppe Bewaffneter habe auf den israelischen Ort Margaliot geschossen, und eine Drohne habe sie kurz danach angegriffen. Bei beiden Angriffen seien „direkte Treffer“ erzielt worden, erklärte Armeesprecher Avichay Adraee bei X, früher Twitter. (ap)

GipfelteilnehmerInnen fordern Waffenruhe

Staats- und Regierungschefs aus aller Welt haben auf einem Nahost-Gipfel eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas gefordert. Dieser solle unter anderem „massive“ humanitäre Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen, forderte am Samstag in Kairo UN-Generalsekretär António Guterres. In dem Palästinensergebiet kamen nach tagelangem Warten derweil die ersten Lastwagen mit Hilfsgütern an.

Im Gazastreifen ereigne sich derzeit eine „humanitäre Katastrophe“, sagte Guterres und forderte ein weltweites „Handeln zur Beendigung dieses schrecklichen Albtraums“. Es müsse „viel mehr“ Hilfe für die 2,4 Millionen Bewohner des palästinensischen Gebietes geben. Die Menschen bräuchten eine „anhaltende Lieferung von Hilfe“.

Auch Jordaniens König Abdullah II., dessen Land ebenso wie Gipfel-Gastgeber Ägypten seit Jahrzehnten zu den Vermittlern im Nahostkonflikt zählt, forderte eine „sofortige Waffenruhe“. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi betonte seinerseits, dass auch die Palästinenser ein „Recht auf einen eigenen Staat“ hätten. Diese Forderung wurde auch von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erhoben, der ein „Ende der israelischen Besatzung“ der Palästinensergebiete forderte.

An dem Gipfel nahmen zudem EU-Ratspräsident Charles Michel sowie Regierungschefs beziehungsweise Außenminister mehrerer europäischer Länder teil. Auch Vertreter der USA, Russlands, Chinas, Japans und Kanadas waren vor Ort. (afp)

Meloni warnt vor unüberwindlicher Spaltung

Italien Ministerpräsidentin Giorgia Meloni warnt vor einer unüberwindlichen Spaltung von Israelis und Palästinensern und wirbt für eine Zweistaatenlösung. Die Geschehnisse im Gazastreifen dürften nicht „zu einem weit größeren Konflikt, einem religiösen Krieg, einem Kampf der Kulturen“ werden, sagt Meloni bei der Nahostkonferenz in Kairo. Denn sie habe den Eindruck, dass genau as das Ziel des Großangriffs der Hamas auf Israel gewesen sei. „Wir dürfen nicht in diese Falle tappen“, sagt Meloni. Sie wirbt für eine Koexistenz zweier Staaten von Israelis und Palästinensern. (rtr)

100.000 demonstrieren in London für Solidarität mit Palästina

In London haben nach Polizeiangaben rund 100.000 Demonstranten friedlich ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht. Nach einem Demonstrationszug durch die Innenstadt versammelte sich die Menge vor dem Amtssitz von Pemierminister Rishi Sunak in der Downing Street. Teilnehmer forderten in Sprechchören und auf Transparenten „Freiheit für Palästina“ und übten scharfe Kritik an Israel. Die Polizei hatte zuvor erklärt, dass Gewalt sowie Beifallsbekundungen für die in Großbritannien verbotene Hamas nicht toleriert würden. (rtr)

Sprengkörper vor israelischer Botschaft in Zypern

Nach der Explosion eines Sprengkörpers an der israelischen Botschaft in Zypern hat die Polizei vier Tatverdächtige festgenommen. Es handle sich um Syrer im Alter von 17 bis 21 Jahren, heißt es vonseiten der Polizei. Ersten Erkenntnissen zufolge gab bei dem Vorfall in der Hauptstadt Nikosia es weder Verletzte noch Sachschaden. (rtr)

„Zwischen Terroristen und Zivilisten unterscheiden“

Mit Blick auf die Lage im Gazastreifen hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dazu aufgerufen, „zwischen Terroristen und Zivilbevölkerung“ zu unterscheiden. Bei dem Nahost-Gipfel in Ägyptens Hauptstadt Kairo sagte sie am Samstag, der Kampf gegen die radikale Palästinenserorganisation Hamas müsse „mit der höchstmöglichen Beachtung der humanitären Lage für die unschuldigen Männer, Frauen und Kinder im Gazastreifen“ geführt werden. Zugleich betonte sie erneut das Selbstverteidigungsrecht Israels.

„Ich appelliere an alle, stets zwischen Terroristen und Zivilbevölkerung zu unterscheiden“, sagte Baerbock. „Die terroristischen Täter sprechen nicht für das palästinensische Volk.“ Die Zivilisten im Gazastreifen bräuchten humanitäre Hilfe.

Baerbock verwies zugleich darauf, dass beide Seiten viele Opfer beklagen. „Jedes Zivilistenleben ist gleich wichtig“, sagte sie. „Es war die Hamas, die am 7. Oktober ungeheures Leid über Israel gebracht und abscheuliche Verbrechen begangen hat.“ Wie jedes andere Land habe Israel „das Recht, sich selbst zu verteidigen und im Rahmen internationalen Rechts seine Menschen gegen diesen Terror z u schützen“, betonte Baerbock. „Für Deutschland ist die Sicherheit des Staates Israel nicht verhandelbar.“ (afp)

Berliner Polizei verbietet erneut Pro-Palästina-Demo

Die Berliner Polizei hat erneut eine palästinensische Demonstration verboten. Sie war für Sonntag von 14 bis 18 Uhr auf dem Potsdamer Platz in Berlin-Mitte unter dem Titel „Frieden im Nahen Osten“ geplant. Die Entscheidung sei nach Bewertung aller Umstände und Erkenntnisse sowie der Abwägung sämtlicher Interessen gefallen, insbesondere des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit, teilte die Polizei am Samstag mit. Auch jede Ersatzveranstaltung dafür ist demnach bis zum 30. Oktober verboten.

Die Versammlungsbehörde habe den Fall basierend auf bisherigen Erfahrungen und weitergehenden Erkenntnissen geprüft. Es bestehe die unmittelbare Gefahr, dass es bei der Versammlung zu volksverhetzenden, antisemitischen Ausrufen, Gewaltverherrlichungen und Gewalttätigkeiten komme, so die Polizei. (dpa)

Türkischer Außenminister beklagt Ungerechtigkeit

Internationale Unterstützung für Israel hat nach den Worten des türkischen Außenministers Hakan Fidan eine zunehmende Ungerechtigkeit gegenüber den Palästinensern geschaffen. Israel nutze die Solidarität einiger Staaten „als Blankoscheck dafür aus, blinde Wut an den Palästinensern auszulassen“, sagte Fidan am Samstag auf einem internationalen Gipfel zum Gaza-Konflikt nahe der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Die Wut richte sich sogar gegen Moscheen und Krankenhäuser.

„Bedingungslose Militärhilfe für Israel oder die Nötigung regionaler Länder zu unrealistischen und unhaltbaren Plänen dient nur der Vertiefung der Besatzung“, sagte Fidan. Denn diese Politik lasse einen wesentlichen Teil der Gleichung aus, vernachlässige und ignoriere sie: die Palästinenser. (ap)

Iraks Ministerpräsident warnt vor Ausweitung des Konflikts

Der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani hat auf einem internationalen Gipfel zum Gaza-Konflikt vor Auswirkungen einer möglichen Ausweitung der Krise auf andere Länder gewarnt, mit Folgen für den Ölmarkt. Er bezog sich offenbar auf Angriffe vom Iran unterstützter Milizen auf US-Stützpunkte im Irak und Syrien. Die Milizen haben mit einem Eingreifen gedroht, sollte die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen bedroht sein.

Der Konflikt werde sich auf die globale Sicherheit auswirken, regionale Konflikte eskalieren lassen, die Energieversorgung gefährden, Wirtschaftskrisen verschärfen und weitere Konflikte hervorrufen, erklärte Al-Sudani.

Bagdad lehne eine Vertreibung der Bevölkerung aus dem Gazastreifen ab, denn „die Palästinenser haben keinen anderen Ort als ihr Land“, sagte Al-Sudani am Samstag auf dem Gipfel nahe der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Er forderte zur Beendigung des aktuellen Konflikts eine sofortige Waffenruhe und einen Gefangenenaustausch.

Die Lage hätte sich nicht derart zugespitzt, wenn Resolutionen des UN-Sicherheitsrats beachtet worden wären, sagte der irakische Ministerpräsident – offenbar eine Anspielung auf die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland, die von weiten Teilen der internationalen Gemeinschaft als völkerrechtswidrig betrachtet wird. (ap)

Hamas: Opferzahl auf 4385 gestiegen

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums um mehr als 200 Opfer auf 4385 angestiegen. Zuletzt hatte die Behörde noch von 4137 Toten gesprochen.

Am Samstag erklärte das Ministerium, unter den Opfern seien 1756 Kinder und Jugendliche. Seit Beginn des Kriegs zwischen der islamistischen Hamas und Israel am 7. Oktober wurden demnach zudem 13 561 Menschen verletzt. Die Angaben aus dem Gazastreifen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

20 Lastwagen mit Nahrungs- und Arzneimitteln

Erste Hilfslieferungen in den Gazastreifen sind angelaufen. Einige Lastwagen fuhren am Samstag von Ägypten in den palästinensischen Bereich des Grenzübergangs Rafah, wie auf Bildern im ägyptischen Fernsehen zu sehen war. Dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge sollen die 20 Lastwagen vor allem mit Nahrungs- und Arzneimitteln beladen sein. Es sind die ersten Lieferungen über Rafah seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas am 7. Oktober.

Rafah ist derzeit der einzige Weg, Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung in den Gazastreifen zu bringen. Wie lange die Grenze offen bleiben sollte, blieb zunächst unklar. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, den Hilfslieferungen seien tagelange intensive Verhandlungen vorausgegangen. Letztlich hatten sich alle Seiten auf den Konvoi mit 20 Lastwagen verständigt.

Die USA, Ägypten und Israel wollten vermutlich sicherstellen, dass mit den Lastwagen nichts außer humanitärer Hilfe über die Grenze gebracht wird. Umstritten war auch die Lieferung von Treibstoff. Israel hatte Hilfslieferungen von seiner Seite aus an die Bedingung geknüpft, dass die Hamas alle der rund 200 Geiseln in ihren Händen zuvor freilassen müsse. Die Hilfslieferungen über Rafah stießen bei Angehörigen der Geiseln in Israel auf scharfe Kritik. (dpa)

Die ersten Trucks mit Hilfslieferungen sind in einem UN-Lager im Gazastreifen eingetroffen Foto: Mohammed Salem/reuters

Agyptens Präsident: „beispiellose Krise“

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat den Krieg in Nahost bei einem Gipfeltreffen als „beispiellose Krise“ bezeichnet. „Die Menschen der Welt schauen heute genau auf uns“, sagte Al-Sisi zur Eröffnung des „Gipfels für den Frieden“ am Samstag in der neuen Verwaltungshauptstadt östlich von Kairo. Er bedauere das kollektive Schweigen der Weltgemeinschaft während 1,5 Millionen Menschen im Gazastreifen „belagert, kollektiv bestraft und gewaltsam vertrieben“ würden, sagte Al-Sisi.

An dem Gipfel nehmen auf Einladung Ägyptens mehrere Staats- und Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UN und westlichen Staaten teil. Darunter sind UN-Generalsekretär António Guterres, Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, Jordaniens König Abdullah II. sowie EU-Ratspräsident Charles Michel. Für Deutschland nimmt Außenministerin Annalena Baerbock teil.

Israel ist nicht dabei und war nach eigenen Angaben auch nicht eingeladen worden. Ägypten hat in dem Konflikt eine wichtige Vermittlerrolle. (dpa)

Bundeswehr verlegt Soldaten nach Zypern

Die Bundeswehr hat in der Nacht zum Samstag wegen wachsender Gefahren in Nahost durch Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze weitere Kräfte nach Zypern für eine mögliche militärische Evakuierung deutscher Staatsbürger verlegt. Dies diene dazu, die eigene Reaktionsfähigkeit zu erhöhen, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag auf der Plattform X (früher Twitter) mit.

Damit sei der Aufbau der Führungs- und Planungsfähigkeiten des Einsatzverbandes für eine mögliche Option zur Evakuierung abgeschlossen. Weitere Details nannte das Ministerium nicht. Es verwies zugleich darauf, dass eine kommerzielle Ausreise aus dem Libanon weiter möglich sei. Die Maßnahme diene der Vorbereitung, „um auch bei einer Lageverschärfung schnell handlungsfähig zu sein“.

Das Verteidigungsressort und das Auswärtige Amt hatten die Maßnahme bereits am Freitag angekündigt. Beide Ministeriem bekräftigten zugleich die Ausreiseaufforderung für Libanon. Der Krisenstab der Bundesregierung habe dies aufgrund der öffentlichen Reaktionen in Libanon auf die jüngsten Ereignisse in Gaza beschlossen.

Dahinter steht die Befürchtung, dass sich die schiitische Miliz Hisbollah vom Libanon aus in den Gaza-Krieg einschaltet. (dpa)

UN-Hilfswerk: Mindestens 17 Mitarbeiter getötet

Seit Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel sind im Gazastreifen mindestens 17 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) getötet worden. Das teilte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini am Samstag mit. Die tatsächliche Zahl sei „wahrscheinlich“ noch höher als die bestätigten Todesopfer, erklärte Lazzarini.

Laut Lazzarini wurden einige Mitarbeiter „in ihren Häusern getötet“, wo sie mit ihren Familien schliefen. Seit Beginn des Krieges wurden demnach mindestens 35 Gebäude der UN-Organisation getroffen, „einige davon durch direkte Treffer“. Lazzarini betonte, dass das UNRWA „allen beteiligten Parteien“ regelmäßig die satellitengestützte Ortsbestimmung zur Verfügung stelle.

Das UNRWA hatte vor Kriegsbeginn fast 1,2 Millionen Bewohner im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln versorgt. Seit dem Großangriff der Hamas sind keine Hilfslieferungen dieser oder anderer UN-Organisationen mehr in dem Gebiet eingetroffen. Am Samstag begannen erste Hilfslieferungen von Ägypten aus den Gazastreifen zu erreichen. (afp)

Schuster warnt vor zunehmender Bedrohung jüdischen Lebens

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnt vor einer zunehmenden Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland. Die Bedrohung habe zugenommen, „denn der Antisemitismus im Land hat insgesamt zugenommen“, sagte Schuster der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dabei sei das Problem des Antisemitismus auch unter muslimischen Einwanderern „offensichtlich groß“. Die gefährlichste Form des Judenhasses in Deutschland sei aber der rechtsextreme Antisemitismus.

Arabischstämmige Menschen, die nach Deutschland kämen, hätten in den Schulen ihrer Heimat jeden Tag israelfeindliche Zerrbilder gelehrt bekommen, sagte Schuster. Sie hörten auch zu Hause nichts anderes. „Diesen Menschen fällt es wohl erst einmal schwer, sich von dieser Sicht auf Israel und die Juden zu lösen.“ Umso wichtiger sei es, „dass man hier auf die Menschen einwirkt, schon in den Integrationskursen“. (epd)

Israels Botschafter in Berlin: Überfall ist „Zeitenwende“

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat den Hamas-Überfall auf Israel als „Zeitenwende“ für sein Land bezeichnet. Es gebe immer noch 200 Leichen, die nicht identifiziert werden konnten, sagt er auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Braunschweig. Der Kampf gegen Hamas gehe auch Deutschland an. „Es ist ein Kampf der Zivilisation gegen die Barbarei.“ Prosor kritisiert auch muslimische Verbände in Deutschland. Von diesen gebe es ein „ohrenbetäubendes Schweigen“ zu dem Hamas-Angriff. (rtr)

Von der Leyen erfreut über Hilfslieferungen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich erfreut darüber gezeigt, dass Ägypten Hilfslieferungen in den Gazastreifen ermöglicht. „Dies ist ein wichtiger erster Schritt, der das Leid unschuldiger Menschen lindern wird“, kommentierte die deutsche Spitzenpolitikerin am Samstag. Ihr Dank gelte allen, die die Öffnung des Grenzübergangs Rafah zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe ermöglicht hätten.

Die EU hatte bereits am Wochenende zuvor mitgeteilt, dass sie ihre humanitäre Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen kurzfristig auf mehr als 75 Millionen Euro verdreifacht. Zur Lieferung von Hilfsgütern wurde zudem eine Luftbrücke nach Ägypten eingerichtet. (dpa)

Scholz begrüßt Grenzübergangsöffnung

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Öffnung des Grenzübergangs Rafah für Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen begrüßt. „Sie brauchen Wasser, Nahrung und Medikamente – wir lassen sie nicht allein“, schreibt er auf der Plattform X. „Die Bundesregierung setzt sich weiter über alle Kanäle dafür ein, das Leid in diesem Konflikt zu lindern.“ (rtr)

Grenzübergang Rafah könnte geöffnet werden

Laut der US-Botschaft in Israel könnte der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten am Samstagmorgen geöffnet werden. Die US-Vertretung erklärte in einem Beitrag in den sozialen Medien, sie habe Informationen erhalten, nach denen es um 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ) so weit sein könnte. Die Botschaft signalisierte, dass damit Ausländer das von Israel abgeriegelte Küstengebiet verlassen könnten. „Wir wissen nicht, wie lange er (Rafah) für ausländische Bürger geöffnet bleiben wird, um den Gazastreifen zu verlassen“, heißt es weiter. (rtr)

Schwere Bombardements des Gazastreifens

Palästinensische Medien berichten über schwere Bombardements des Gazastreifens in der Nacht. Dabei seien in Dschabalia im Norden des Küstengebiets mindestens 19 Menschen getötet worden, hieß es in den Meldungen. Am frühen Samstagmorgen seien zudem bei israelischen Luftangriffen ebenfalls im Norden des Gazastreifens sechs Häuser getroffen und mindestens acht Palästinenser getötet worden. Weitere 45 wurden demnach verletzt. Vom israelischen Militär gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Medienberichten. (rtr)

Raketenangriffe auf Israel dauern an

Auch zwei Wochen nach Beginn des Kriegs zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas feuern militante Palästinenser weiter Raketen aus dem Küstenstreifen ab. In der israelischen Hafenstadt Aschdod nördlich des Palästinensergebiets heulten am Samstag Warnsirenen, wie die israelische Armee mitteilte. Es gab zunächst keine Angaben zu Schäden oder Verletzten.

Am Freitagabend und in der Nacht zu Samstag hatte es auch in den Grenzorten zum Gazastreifen, die am häufigsten beschossen werden, wieder Raketenalarm gegeben. Diese Ortschaften wurden allerdings weitgehend geräumt, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Auch in der Küstenstadt Aschkelon gab es am Freitagabend mehrmals Raketenalarm. (dpa)

Biden: Annäherung von Saudi-Arabien und Israel war Motiv

US-Präsident Joe Biden vermutet, der Großangriff auf israelische Zivilisten am 7. Oktober könne darauf abgezielt haben, eine von Riad angestrebte Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu stören. Auf einer Wahlkampfspendenaktion sagt Biden am Freitag: „Einer der Gründe, warum die Hamas gegen Israel vorging … sie wussten, dass ich mich mit den Saudis zusammensetzen würde“. „Wissen Sie was? Die Saudis wollten Israel anerkennen.“ Die mögliche Normalisierung der Beziehungen zu Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten hatte für Außenminister Antony Blinken während seiner Reise nach Riad im Juni oberste Priorität, obwohl er einräumte, dass in nächster Zeit keine Fortschritte zu erwarten seien. (rtr)

EU-Kommission fordert Hilfslieferungen nach Gaza

Die EU-Kommission fordert Ägypten und Israel auf, ab sofort regelmäßige Hilfslieferungen in großem Stil in den umkämpften Gaza-Streifen zu lassen. „Es ist wichtig, dass die humanitären Konvois nach Gaza jetzt starten, ohne jede weitere Verzögerung. 20 Lastwagen sind allerdings nur wie ein Tropfen in einem Ozean, verglichen mit dem ungeheuren Bedarf, den die Menschen in Gaza haben“, sagt der für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic der „Welt am Sonntag“ einem Vorabbericht zufolge. Es sei, „eine rechtsverbindliche Verpflichtung gemäß dem humanitären Völkerrecht“ und kein Luxus, den Menschen in Gaza Zugang zu lebenswichtigen Gütern zu gewähren. (rtr)

Ex-US-Abgeordneter beklagt Tod von Verwandten

Der ehemalige US-Abgeordnete Justin Amash teilt am Freitag mit, mehrere seiner Verwandten seien getötet worden, als eine griechisch-orthodoxe Kirche im Gazastreifen über Nacht von einem israelischen Luftangriff getroffen wurde. „Unsere Familie leidet sehr“, schreibt Amash auf X. „Möge Gott über alle Christen in Gaza wachen – und über alle Israelis und Palästinenser, die leiden, unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Glauben.“ (rtr)

Trudeau spricht mit Mohammed bin Salman

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau bespricht mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman die Lage in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen, wie Trudeaus Büro mitteilt. „Die beiden Staatsoberhäupter brachten ihre tiefe Besorgnis über die humanitären Auswirkungen des Konflikts im Gazastreifen zum Ausdruck und betonten, wie wichtig es sei, dass alle Parteien die Zivilbevölkerung schützen und den humanitären Zugang zu den betroffenen Gebieten sicherstellen“, teilt Trudeaus Büro mit. (rtr)

Hamas lässt zwei US-Bürgerinnen frei

Knapp zwei Wochen nach dem Großangriff auf Israel hat die radikalislamische Hamas erstmals Geiseln freigelassen. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, habe „als Reaktion auf die Bemühungen Katars“ zwei US-Bürgerinnen – Mutter und Tochter – „aus humanitären Gründen“ freigelassen, teilte die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation am Freitag mit. US-Präsident Joe Biden erklärte indes, dass die Hamas mit ihrem Angriff auch die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien stoppen wolle.

Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte die Freilassung. Die beiden US-Geiseln seien frei und in Israel, erklärte Netanjahus Büro. Es handele sich um Judith Tai Raanan und Natalie Shoshana Raanan, die bei dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober aus dem Kibbuz Nahal Os entführt und in den Gazastreifen verschleppt worden seien.

Das von der israelischen Regierung zur Verfügung gestellte Bild zeigt Judith Raanan (2.v.r) und ihre 17-jährige Tochter Natalie nach ihrer Freilassung Foto: dpa/Government of Israel

US-Präsident Biden reagierte nach Angaben des Weißen Hauses „überglücklich“ auf die Freilassung. „Unsere Mitbürgerinnen haben in den vergangenen 14 Tagen eine furchtbare Tortur durchgemacht, und ich bin überglücklich, dass sie bald mit ihrer Familie wiedervereint sind“, erklärte Biden. Er dankte Katar und Israel für ihre „Partnerschaft“ und erklärte, die USA würden nicht nachlassen, bis alle anderen noch von der Hamas als Geiseln festgehaltenen Staatsangehörigen zu Hause seien.

US-Außenminister Antony Blinken forderte die Hamas auf, alle Geiseln freizulassen. Laut Blinken ist der Verbleib von zehn weiteren US-Bürgern unklar, einige von ihnen seien Geiseln.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) half nach eigenen Angaben bei der Freilassung der beiden Frauen, indem es sie nach Israel gebracht habe. IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger bezeichnete die Freilassung als „Hoffnungsschimmer“ und verwies auf die Rolle des IKRK als „neutraler Akteur zwischen den Kriegsparteien“. Sie rief zur „sofortigen Freilassung“ aller Geiseln auf.

Die Hamas erklärte im Onlinedienst Telegram, die Freilassung der beiden Geiseln diene auch dazu, den Bürgern in den USA und der ganzen Welt zu zeigen, dass die „Behauptungen“ der US-Regierung über die Hamas unbegründet seien.

Nach der Freilassung der beiden US-Bürgerinnen erklärte die Hamas, sie arbeite mit katarischen und ägyptischen Vermittlern an der Freilassung der „zivilen“ Geiseln. Sie arbeite „mit allen Vermittlern daran, die Entscheidung der Bewegung umzusetzen, die Akte der (als Geiseln genommenen) Zivilisten zu schließen, wenn es sich Sicherheitslage erlaubt“, hieß es. Die beiden US-Bürgerinnen seien nach Bemühungen von Katar und Ägypten freigelassen worden. (ap)

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2 Kommentare

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  • Friedliche Demos sind möglich und notwendig, in London, in arabischen Ländern und gerne auch in Berlin.



    Siehe taz:



    "In London haben nach Polizeiangaben rund 100.000 Demonstranten friedlich ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht."

  • Hilfslieferungen sind möglich, überfällig und vollkommen richtig. Dass auch mit Gesprächen Geiseln geholfen werden kann, hat sich ja auch bestätigt.