Humanitäre Hilfe für Gaza: Deutschland stockt Hilfen auf

Berlin stellt weitere 50 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereit. Wann die Güter über Ägypten kommen, ist derzeit aber unklar.

Annalena Baerbock steht an einem Pult in Jordanien und spricht mit dem jordanischen Außenminister

Diplomatische Gespräche in Amman: Außenministerin Baerbock und ihr Amtskollege Safadi Foto: ap

BERLIN taz | Die Diplomatische Verhandlungen laufen auf Hochtouren. Es geht um die Freilassung von Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas-Terroristen befinden, es geht darum, zu verhindern, dass der Krieg in Israel auf andere Regionen überschwappt – und es geht um humanitäre Hilfsleistungen in den Gazastreifen.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warb bei ihrer zweiten Reise in den Nahen Osten in den vergangenen Tagen dafür, den Grenzübergang Rafah zu öffnen und von ägyptischer Seite Lebensmittel, Trinkwasser und wichtige medizinische Güter passieren zu lassen. Baerbock kündigte bei einem Besuch in Jordanien am Donnerstag an, dass Deutschland eine humanitäre Soforthilfe in Höhe von 50 Millionen Euro bereitstellt.

Mit dem Geld sollen internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und vor allem das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) unterstützt werden. Es brauche Orte der zivilen Infrastruktur, dazu gehörten Krankenhäuser oder Schulen. An diesem Freitag will die deutsche Außenministerin nach Israel und danach in den Libanon reisen.

Am Grenzübergang Rafah warten derzeit Dutzende von Lastwagen mit humanitären Gütern. Wann genau die Laster Richtung Gaza fahren können, ist derzeit noch unklar. Die Rede war von Freitag oder spätestens Samstag. Israel hatte Bedingungen an den Transport gestellt. So sollen die Mengen, und auch die Art der Güter begrenzt werden. Zudem sollen alle Laster vorab geprüft werden.

Rund eine Million Menschen in den Süden Gazas geflohen

Nach UN-Angaben sind in den vergangenen Tagen rund eine Million Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den südlichen Teil geflohen. Israels Armee, die dazu aufgerufen hatte, um zivile Opfer bei einer Ausweitung der Kämpfe zu vermeiden, sprach von rund 600.000 Menschen. UN-Generalsekretär António Guterres ist der derzeit in Ägypten. „Wir brauchen schnellen, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe. Wir brauchen sofort Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und Treibstoff“, schrieb Guterres auf X, früher Twitter.

Mehrere Hilfsorganisationen hatten in den vergangenen Tagen an die Weltgemeinschaft appelliert, Hilfsgüter in den Gaza zuzulassen, um die Zivilbevölkerung versorgen. Tausende Menschen im dichtbesiedelten Gazastreifen sind seit Jahren abhängig von den Mitteln internationaler Organisationen. Mit dem Abriegeln des Streifens nach der Terroattacke der Hamasmiliz auf Israel wurden Lieferungen gekappt, der Strom abgeschaltet. Entwicklungsexperten gehen von einer humanitären Katastrophe aus, wenn nich schnell gehandelt wird. Allerdings ist die Gefahr groß, dass die Hamas in die Verteilung der Güter eingreift.

Angespannte Lage in der Region

Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) tauchte zu einem Überraschungsbesuch am Donnerstagnachmittag in Israel auf. Pistorius traf dort seinen israelischen Kollegen Joav Galant.

Die Unterstützung Deutschlands beim Kampf gegen die Hamas sicherte Pistorius seinem Amtskollegen zu. Es geht vor allem um die Freilassung der Geiseln, betonten beide. Derzeit ist eine militärische Hilfe seitens Deutschlands an Israel noch nicht weiter im Spiel. Bisher geht es um Materialunterstützung.

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