Humanitäre Hilfe für Gaza: Deutschland stockt Hilfen auf
Berlin stellt weitere 50 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereit. Wann die Güter über Ägypten kommen, ist derzeit aber unklar.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warb bei ihrer zweiten Reise in den Nahen Osten in den vergangenen Tagen dafür, den Grenzübergang Rafah zu öffnen und von ägyptischer Seite Lebensmittel, Trinkwasser und wichtige medizinische Güter passieren zu lassen. Baerbock kündigte bei einem Besuch in Jordanien am Donnerstag an, dass Deutschland eine humanitäre Soforthilfe in Höhe von 50 Millionen Euro bereitstellt.
Mit dem Geld sollen internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und vor allem das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) unterstützt werden. Es brauche Orte der zivilen Infrastruktur, dazu gehörten Krankenhäuser oder Schulen. An diesem Freitag will die deutsche Außenministerin nach Israel und danach in den Libanon reisen.
Am Grenzübergang Rafah warten derzeit Dutzende von Lastwagen mit humanitären Gütern. Wann genau die Laster Richtung Gaza fahren können, ist derzeit noch unklar. Die Rede war von Freitag oder spätestens Samstag. Israel hatte Bedingungen an den Transport gestellt. So sollen die Mengen, und auch die Art der Güter begrenzt werden. Zudem sollen alle Laster vorab geprüft werden.
Rund eine Million Menschen in den Süden Gazas geflohen
Nach UN-Angaben sind in den vergangenen Tagen rund eine Million Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den südlichen Teil geflohen. Israels Armee, die dazu aufgerufen hatte, um zivile Opfer bei einer Ausweitung der Kämpfe zu vermeiden, sprach von rund 600.000 Menschen. UN-Generalsekretär António Guterres ist der derzeit in Ägypten. „Wir brauchen schnellen, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe. Wir brauchen sofort Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und Treibstoff“, schrieb Guterres auf X, früher Twitter.
Mehrere Hilfsorganisationen hatten in den vergangenen Tagen an die Weltgemeinschaft appelliert, Hilfsgüter in den Gaza zuzulassen, um die Zivilbevölkerung versorgen. Tausende Menschen im dichtbesiedelten Gazastreifen sind seit Jahren abhängig von den Mitteln internationaler Organisationen. Mit dem Abriegeln des Streifens nach der Terroattacke der Hamasmiliz auf Israel wurden Lieferungen gekappt, der Strom abgeschaltet. Entwicklungsexperten gehen von einer humanitären Katastrophe aus, wenn nich schnell gehandelt wird. Allerdings ist die Gefahr groß, dass die Hamas in die Verteilung der Güter eingreift.
Angespannte Lage in der Region
Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) tauchte zu einem Überraschungsbesuch am Donnerstagnachmittag in Israel auf. Pistorius traf dort seinen israelischen Kollegen Joav Galant.
Die Unterstützung Deutschlands beim Kampf gegen die Hamas sicherte Pistorius seinem Amtskollegen zu. Es geht vor allem um die Freilassung der Geiseln, betonten beide. Derzeit ist eine militärische Hilfe seitens Deutschlands an Israel noch nicht weiter im Spiel. Bisher geht es um Materialunterstützung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins