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Nobelpreisträgerin Katalin KarikóImpfgegner hassen ihren Trick

Katalin Karikó hat die Grundlage für Corona-Impfstoffe geschaffen. Dabei hat lange niemand an die mRNA geglaubt, trotzdem hat sie weitergemacht.

Katalin Karikó gab ihren Job bei Biontech auf, um wieder im Labor arbeiten zu können Foto: Csilla Cseke/epa

Anm. d. Red.: Die taz hat Katalin Karikó vor ihrer Ehrung mit dem Medizin-Nobelpreis getroffen. Das Portät erschien erstmalig in der wochentaz am 23. September 2023.

Durch die Adern von 700 Millionen Menschen fließt Katalin Karikós Forschung. Die ungarische Biochemikerin hat den Grundstein für die mRNA-Technologie gelegt. Diese sperrige Abkürzung geht seit der Corona-Impfung auch Fachfremden problemlos über die Lippen. Dabei interessierte sich lange keiner für ihre Forschung. „Ich wurde zur Absagensammlerin von Fördergeldanträgen“, erinnert sich Karikó bei einem Treffen in Mainz.

Sie sitzt in lockerer Hose, mit Socken in Trekkingsandalen am Esstisch in einem provisorisch eingerichteten Apartment. Einbauküche, Ikea-Sessel und Regal erinnern an ein Hotelzimmer.

Die Wohnung gehört einem Freund, sie darf hier auf der Durchreise zwischen ihrem Wohnort Pennsylvania in den USA und einer Preisverleihung in Taiwan unterkommen. Reisen wie diese unternimmt die Biochemikerin seit ihrem Erfolg viele. Sie hält Vorträge und erhält Auszeichnungen. Vielleicht im Dezember sogar den Nobelpreis, den sie, wie viele finden, mit ihrer mRNA-Forschung verdient hätte.

„Ich bin 68 und lebe aus dem Koffer. Wer mag schon das Reisen?“, fragt sie. Ihre Smartwatch leuchtet auf, ihr Laptop pingt. Still ist es um die Forscherin nie. „Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich in Ruhe forschen kann“, kommentiert Karikó den Trubel.

Karikó forscht seit über 40 Jahren an der mRNA

Forschen, das macht sie bereits seit über 40 Jahren. Unter dem Mikroskop das immergleiche Untersuchungsobjekt: Messenger-Ribonukleinsäure, kurz mRNA. Das körpereigene Molekül funktioniert wie eine Kopie der DNA, die Informationen über den Bau von Proteinen bereitstellt. Proteine braucht man überall im Körper, etwa zur Bildung von Muskeln und Knochen oder im Abwehrsystem.

„Weil die mRNA auch Baupläne von Viren, Bakterien und Tumorzellen bereitstellt, kann der Körper mit einer Impfung trainiert werden“, erklärt Karikó. Dadurch, so hoffte sie schon früh, können sich schon vor einer tatsächlichen Erkrankung Abwehrzellen entwickeln. „Und wir haben ja gesehen, dass es klappt“, erinnert Karikó an die Corona-Impfung auf mRNA-Basis.

Für Karikó hat die mRNA vor allem einen Vorteil: Man kann sie im Labor ganz einfach verändern und die Baupläne künstlich herstellen. Mit dieser Idee ist sie die Grundsteinlegerin für die modifizierte mRNA, mit der heute Corona-Impfstoffe hergestellt werden. Doch im Gegensatz zur DNA, deren Möglichkeiten etwa zur eindeutigen Bestimmung von Tä­te­r*in­nen in den 80ern und 90ern in der Forschung hoch geschätzt wurde, galt die mRNA für viele lange als zu teuer in der Herstellung und als zu instabil. Karikós Vorstellungen wurden lange überhört.

Von der Stresstheorie zur mRNA-Forschung

Wieso forschte die Biochemikerin also jahrzehntelang an der mRNA weiter? Weil sie der Stresstheorie von Janós Selya begegnet ist, glaubt Karikó. Ein Exemplar seines Buchs, im Frischhaltebeutel verpackt, legt sie bei dem Besuch in Mainz auf den Tisch. Auf ihren Reisen durch die Welt nimmt sie es immer mit. Selya, selbst Biochemiker, beschrieb erstmals die Auswirkungen von Stress auf den Menschen.

Er betonte, dass Stress nicht nur negative Auswirkungen haben kann, sondern auch positive. Er nannte diesen positiven Stress „Eu­stress“ und den negativen Stress „Distress“. Eu­stress kann motivierend wirken und das individuelle Wachstum und die Leistung fördern, während Distress zu gesundheitlichen Problemen führen kann, wenn er über einen längeren Zeitraum anhält, lernte Karikó beim Lesen. Sie fokussierte sich von nun an auf den Eustress, der sie im Labor antreibt.

Die Vermeidung von Di­stress im Forscherinnenalltag wird nach der Lektüre zu ihrer Lebensphilosophie. Wie das genau funktioniert? Zum Beispiel habe sie sich bei ihrem ungarischen Professor im Nachhinein bedankt, dass er sie wegen ausbleibender Ergebnisse rausgeschmissen habe. Vielleicht hätte sie sonst nicht den Mut gehabt, in die USA auszuwandern.

Sie will ein Vorbild sein

Ihre Beharrlichkeit kommt womöglich auch von ihrem frühen Willen, in die Wissenschaft zu gehen. Mit 14 wurde sie Drittbeste im landesweiten Biologie-Wettbewerb und entschied sich, Forscherin zu werden. Vorbilder hatte sie damals keine, weshalb sie heute eines für Kinder sein will.

Karikó studiert Biologie, promoviert und beginnt mit 22 Jahren ihren ersten Job an der Universität der Wissenschaften in Ungarn. Sie bekommt ein kleines Labor und darf endlich das tun, was sie so gern macht: den ganzen Tag forschen. Ihre Anstellung endet jedoch unfreiwillig, wie sie erzählt. Schon damals forschte sie an mRNA, aber ihre Ideen waren womöglich zu kühn und erzielten schlichtweg keine Ergebnisse. Als sie 1985 aus dem Förderprogramm geschmissen wird, wandert sie in die USA aus. Mit dabei ihre kleine Tochter und ihr Ehemann, und im Gepäck ein wenig Geld.

Aber auch der Kontinentwechsel brachte nicht mehr Geld für die Forschung. Die fehlende Finanzierung zeigte das fehlende Interesse an der mRNA-Technologie. Seit der Pandemie ist das anders, Konzerne wie Biontech und Moderna stecken Millionen in die Erforschung von mRNA.

Erste Versuche führten zu Entzündungsreaktionen

Damals, in den USA der 90er Jahre, klammerte sich Karikó an die kleinen Erfolge: „Ich habe gemerkt, dass ich immer mehr unterschiedliche mRNA herstellen konnte“, erinnert sie sich. Dann kam die erste Impfung bei Mäusen, die erste Implantation von mRNA in das Bein eines britischen Forschers.

Aber Karikó hatte ein Problem. Die mRNA, die sie damals im Labor herstellt und verimpfen will, ruft im Körper schwere Entzündungsreaktionen hervor. „Für mich war das verheerend“, sagt sie, den Kopf in die Hände gestützt. „Zu diesem Zeitpunkt sah ich zehn Jahre meiner Forschung unbrauchbar werden.“ Hat sie in diesem Moment ans Aufgeben gedacht? Nein. „Wenn ich mal nicht weiterwusste, habe ich meine Kollegen gefragt.“

„Es gab diese Begegnung am Drucker“, erzählt Karikó und meint damit ihr erstes Zusammentreffen mit dem Immunologen Drew Weissman im Jahr 1998. Als Karikó ihm erzählte, dass sie in der Lage sei, jegliche Form der mRNA herzustellen, sei er überzeugt gewesen und verwendete Karikós Technologie in seiner Impfstoffforschung. Sieben Jahre später, im Jahr 2005, gelang es ihnen, eine mRNA herzustellen, die keine große Abwehrreaktion im Körper hervorgerufen hat.

Es gibt große Hoffnung in der Krebstherapie

In der Öffentlichkeit fand dieser wissenschaftliche Durchbruch zunächst wenig Beachtung. Derrick Rossi, ein US-amerikanischer Geschäftsmann, erkannte aber das Potenzial der Technologie. Er gründete das Unternehmen Moderna – kurz für modifizierte RNA – und entwickelte das Verfahren weiter.

Ein paar Jahre später wurden die Biontech-Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci auf Karikó aufmerksam. Die Biochemikerin wurde zu ihrer Beraterin, denn das Unternehmen führte damals als einziges Versuche am Menschen durch. Knapp zehn Jahre später stellte Biontech in der Coronapandemie Milliarden Impfdosen mit Karikós mRNA-Technologie bereit.

Ende 2022 hat sie das Unternehmen verlassen, um sich wieder der Forschung zuzuwenden. Denn in der Therapie mit mRNA sieht die Biochemikerin noch zahlreiche Möglichkeiten. Und jetzt sind das Geld und die Aufmerksamkeit für die Technologie vorhanden. Gerade in der Krebstherapie gibt es große Hoffnungen.

Jetzt, wo die mRNA-Forschung so schnell voranschreitet, fällt es Karikó zwischen all den Terminen schwer, auf dem neuesten Stand zu bleiben, erzählt sie. Im Flugzeug zum nächsten Vortrag oder der nächsten Preisverleihung liest sie deshalb die neuesten Studien. Manchmal bekommt Karikó aber auch Einladungen, auf die sie keine Lust hat. Zum Besuch im Vatikan musste ihre Tochter sie erst überreden. Auf ihrem Laptop zeigt sie dann aber ein Foto, auf dem ihr Enkel gerade vom Papst gesegnet wird.

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40 Kommentare

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  • @VERBOTEN

    Ja -- das ist sehr wahrscheinlich eine Nebenfolge der Immunreaktionen. Die dürften genau so bei klassischen Totimfstoffen und enorm verstärkt bei einer "echten" Reaktion zu beobachten sein.

  • Warum wird in der Taz auch kritische Auseinandersetzung pauschal mit



    „Hass“ gleichgesetzt.



    Die Schwester einer Freundin hatte



    nach einer Impfung eine Gehirnblutung



    u. ist kurze Zeit später gestorben. Darf



    man solche Erfahrungen nicht zum



    Anlass nehmen, sich mit Risiken



    einer Impfung auseinanderzusetzen?

    • @Hubertus Behr:

      Niemand sagt das Impfen völlig sicher ist, ein Restrisiko bleibt immer. Es senkt aber z.B. bei Covid-19 das Sterberisiko um den Faktor 10-20 [1].

      Und tragische Einzelerfahrungen im Bekanntenkreis lassen sich nicht verallgemeinern. Wie heißt es doch: Evidenz ist nicht die Mehrzahl von Anekdote [2]

      [1] www.netdoktor.de/n...o-fuer-ungeimpfte/



      [2] de.wikipedia.org/w...ekdotische_Evidenz

    • @Hubertus Behr:

      Pauschal weiß ich nicht. Hasserfüllte, gewalttätige Reaktionen bishin zum Mord von einigen "Impfkritiker*innen"/Corona-Leugner*innen sind jedoch dokumentiert.



      Sie dürfen sich mit allem auseinandersetzen. Wenn Sie dies aber in der Öffentlichkeit oder im Gespräch mit Ihren Mitmenschen äußerten und zwar bspw. unverhältnismäßig und einseitig, dann dürften Sie mit Gegenrede rechnen. Und wenn Sie Nonsens von "Impfkritiker*innen" nach blubberten, könnte ich verstehen, wenn Ihnen kein*e mehr zuhören wollte.

  • @PEANUTS

    Referenzen?

  • 6G
    683107 (Profil gelöscht)

    Der Körper "liest" eben genau nicht diesen mRNA-Impfstoff, sondern wird dazu angeregt, Antigene zu bilden, um dann im Anschluss daran gegen diese Antikörper zu produzieren. Das ist der grundlegende Unterschied zu Lebend- oder Totstoff-Impfstoffen und hat in der frühen Phase der Entwicklung, wie im Artikel beschrieben, zu schweren Entzündungsreaktionen geführt.

    Jede Impfung kann ein Risiko für manche Menschen beinhalten, und auch Spätfolgen sind durchaus möglich und existieren. Für einige ist es eben nicht nur ein "Pieks". Gelangt der Impfstoff direkt in ein Blutgefäß statt ins Muskelgewebe, kann dies fatale Folgen haben (das gilt für jeden Impfstoff). Es kommt also auch immer darauf an, die Impfung von jemandem durchführen zu lassen, der etwas davon versteht und sich der Risiken bewusst ist.



    Man sollte endlich aufhören zu versuchen, kritische, sachlich argumentierende Stimmen hierzu zum Schweigen zu bringen.



    Damit schließe ich für mich persönlich ausdrücklich sogenannte Querdenker und Esotheriker aus; mit deren in meinen Augen abstrusen Gedankengängen kann ich nichts anfangen.

    Mich hat zu Covid-Zeiten der intransparente und unehrliche Umgang mit der ganzen Materie gestört, vor allem aber die Stigmatisierung und bewusste Ausgrenzung von Menschen (dieses unsägliche 1, 2, 3 und so weiter G).



    Das hat mich zutiefst erschreckt und lässt mich für die Zukunft nichts Gutes ahnen.

    Entwicklung und Forschung zu neuen Impfstoffen und Methoden, schwere Erkrankungen zu behandeln, sind wichtig und unterstützenswert, keine Frage, und diese bemerkenswerte Frau hat hierzu einen großen Teil beigetragen.



    Ich hoffe, dass ihre neuesten Erkenntnisse tatsächlich denen zugute kommen werden, die sie dringend benötigen, um ihre Erkrankung zu überstehen.

    • @683107 (Profil gelöscht):

      Die mRNA ist der Bauplan, der geschickt in die Zelle geschleust wird. Und der wird sehr wohl von der Zelle abgelesen. Da wird nichts „angeregt“.

      • @Helmut Fuchs:

        Ja, die mRNA wird gelesen im Zellinneren, die Zelle bildet daraufhin typische Proteine (im Fall der Corona-Impfung das kennzeichnende Spike-Protein) und lagert dieses an der Zellmembran ab, woraufhin sich das Immunsystem an diesen scheinbaren Eindringlingen abreagiert (und diese killt) und damit "geschult" wird. Deshalb sollte der Impfstoff auch nicht in die Blutbahn gelangen, weil dieser Prozess dann an Orten auftritt, wo sich das suboptimal auswirken kann.

      • @Helmut Fuchs:

        Ob nun die Vakzine oder die RNA abgelesen wird, ist vollkommen egal. Streiten Sie sich nicht über Begrifflichkeiten. Im Prinzip trifft @Aurinko schon den Punkt. Genau der (zielgerichtete Transport) war und ist eine der Herausforderungen der RNA-und der LNP-Technologie, an der viele klinische Studien scheiterten. Und "angeregt" wird da natürlich vieles (Zytokinprofile, diverse Klassen von T- und B-Zellen), was eben auch ungünstige Auswirkungen mit sich bringen kann. Immunologen haben nicht ganz umsonst darauf hingewiesen, dass die frühe Entblindung der Pfizer-Studie (in der zudem Ältere nicht inkludiert waren) auch Gefahren birgt. Glücklicherweise hat sich das nicht bewahrheitet. Aber da war eben auch etwas Glück mit im Spiel.

        • @Jutta57:

          Sprache sollte idealerweise dem Austausch von Information dienen. Da ist eine gewisse Präzision kein Luxus, sondern notwendig, um sicherzustellen, dass man tatsächlich über dasselbe spricht.

          Hier wird in der Kritik an mRNA Impfstoffen ganz viel Aufgeschnapptes in irgendeinen Topf geworfen. Dabei ist der ganze Immunisierungsprozess (bei Impfung und Infektion) so komplex, dass der mRNA Technik zugeschriebene Effekte sehr wahrscheinlich auch ganz andere Ursachen haben könnten. Ich könnte solcherlei Kritik ernster nehmen, wenn ich den Eindruck hätte, die Kritiker würden sich für die Abläufe interessieren und nicht nur bloße Behauptungen aufstellen.

          Was hier im Körper wann und wo passiert bei den Impfungen und Infektionen mit COVID wird erforscht. Es dauert halt.

    • @683107 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank für diesen Kommentar, der drückt exakt das aus, was mir zu diesem Thema gedanklich umtreibt.



      Ich bin einer derjenigen, die eben nach der Impfung Herzkreislauf und Blutdruckmässig nicht mehr zur Ruhe gekommen sind. Endgültig bewiesen wurde die Impfunverträglichkeit durch die Infektion mit dem "Original " nach Erkrankung ging die Herzkreislaufparty von vorne los...



      Was mich aber damals bestürzt hatte, war der Umgang mit unsereins. Beim Arzt keine Hilfe, sondern Bemerkungen , die hart an der Diskriminierungsgrenze sind, im Kollegenkreis Hohn und Spott, ständig sich gegen den Querdenkerverdacht erwehren (bis zum Impfunfall war ich eifriger Verfechter der Impfung).Und das schlimmste: keine Infrastruktur zur Begleitung der Impfnachwirkungen!!Das wäre bei den Profiten mit MRNA das Mindeste gewesen und im Endeffekt für die Volkswirtschaft billiger als Menschen, die dadurch regelmäßig krank ausfallen.

      • @Andreas Horn:

        Was Sie nicht wissen, ist, wie Ihr Körper in ungeimpfter Fassung auf Ihre ersten COVID19-Infektion reagiert hätte. Da wäre eine "Herzkreislaufparty" die geringere "Nebenwirkung" gewesen. Bedenken Sie das auch?

  • Warum diese polarisierende Überschrift? Die mRNA Technologie hat es nicht verdient, in die aktuell undifferenzierte Diskussion von kategorischen Impfgegnern und -befürwortern hereingezogen zu werden, und Frau Karikó schon gar nicht.

    Zunächst ist er sehr bemerkenswert, dass ein Mensch über solch einen langen Zeitraum von einem Thema begeistert ist, es voran treibt, sich engagiert, unabhängig von kurzfristigen wirtschaftlichen Perspektiven. Und ich gönne Frau Karikó von Herzen, dass sie die Früchte ihrer Arbeit noch zu Lebzeiten ernten kann. Das können nicht alle Entdeckererinnen und Entdeckern bahnbrechender Methoden und Technologien genießen.

    Dennoch bietet die Technologie auch Risiken. Bei einigen Menschen scheint das mRNA-Material unkontrollierte Wachstumsprozesse auszulösen, wahrscheinlich weil das Immunsystem erst deutlich später als bei anderen Menschen reagiert. Dies ist eine mögliche Erklärung für das Post-Vac Syndrom. Es ist Aufgabe der Wissenschaft, auch solche Probleme ernst zu nehmen, und sie entweder sicher aus der Welt zu räumen oder Lösungen anzubieten. Nur so kann die mRNA Technologie umfassend erfolgreich werden.

  • @VERBOTEN

    Nämlich?

    • @tomás zerolo:

      Beispiel: Bei herkömmlichen Impfstoffen wird eine exakt definierte, je Dosis immer gleiche Menge Impfstoff in den Körpern der Impflinge freigesetzt. Bei mRNA Impfstoffen werden körpereigene Zellen veranlasst, den Impfstoff herzustellen, die freigesetzte Menge variiert prinzipiell von Mensch zu Mensch. Es ist durchaus möglich, dass dieser Umstand vernachlässigbar ist...

      • @Andreas Schulz:

        Nicht den Impfstoff, sondern das typische Spike-Protein, den Rest erledigt das körpereigene Immunsystem.

        • @Wurstfinger Joe:

          Ganz genau, der Impfstoff besteht aus Teilen des Virus, den sogenannten Spike-Proteinen. Und ja genau, Impfstoffe sind dazu da, die Immunsysteme der Impflinge gezielt zu trainieren. Einer der Unterschiede zwischen den traditionellen im Vergleich zu den neuen Gen-Technologien ist die einerseits klar definierte Dauer und Menge der Freisetzung des Impfstoffs (ja genau, Spike-Protein) und der andererseits variierenden Dauer und Menge der Freisetzung des Impfstoffs (ja genau, Spike-Protein).

          • @Andreas Schulz:

            Das m in mRNA steht für "Messenger", also Bote. Das sind, um es einfach auszudrücken, Einkaufszettel, die dazu dienen, diversen Zellorganellen eine Schablone für die Synthese eines spezifischen Eiweiß-Stranges zu liefern. Und dieser "Einkaufszettel" landet nach Gebrauch im Müll. Also kann man sehr wohl eine Dosierung vornehmen, die auch zeitlich begrenzt ist.



            Totimpfstoffe (inaktiviertes oder totes Erregermaterial) sind zwar eine Variante der Impfung, zusätzlich gibt es auch noch andere, wie passive Impfung (Immunserum wird direkt eingebracht), Lebendimpfung usw. usf., bei denen die Dosierung auch nur nach Schätzung erfolgt, weil jeder mehr oder weniger individuell auf die Impfung reagiert.

          • @Andreas Schulz:

            Und was macht SARS-CoV-2?

            Produziert Spike-Protein.

            Wieviel?

            Variiert. Aber in jedem Fall mehr, als nach ner mRNA-Impfung produziert wird. Meistens das 100-1000fache.

            Was ist gefährlicher? Für alle, die in der 2. Klasse in Mathe aufgepasst haben, eine lächerlich einfache Frage.

            (Komplett ungefährlich ist keins von beeidem. Das liegt einfach an der Tatsache, dass das Spike-Protein sowohl die Immunreaktion auslöst, als auch die Gefäßschäden.



            Sieht man ja auch daran, dass die möglichen Komplikationen nach Impfung - mit Ausnahme von allergischen Reaktionen auf die Trägerflüssigkeit und der erwünschten Immunreaktion - *exakt dieselben* sind, wie die Spätfolgen von Covid. Nur weitaus leichter bzw mit weitaus geringerer Letalität.

            Man kann einfach kein SARS-2-Spike konstruieren, dass a) immunogen ist und b) kein Thromboserisiko mit sich bringt.



            Und das N-Protein ist im aktiven Virus nicht gut genug zugänglich, um eine Immunreaktion auszulösen, *bevor* das Virus sich eingenistet hat. Das soll - aus Sicht des Virus - ja auch gar nicht mit der Außenwelt interagieren, sondern die Viruskapsel zusammenhalten.)

  • Der Satz "Durch die Adern von 700 Millionen Menschen fließt Katalin Karikós Forschung." ist zwar sehr poetisch, aber leider falsch und Wasser auf die Mühlen der Impidioten: Von dem Impfstoff ist spätestens nach 2 Wochen nichts mehr im Körper nachweisbar. Das ist ja der Punkt bei Impfungen.



    Der Körper "liest" die Impfstoffe und bildet daraus körpereigene Abwehrzellen. Und nur diese bleiben im Körper. Deswegen gibt es auch keine "SPÄTFOLGEN" von Impfungen. Impfnebenwirkungen treten entweder gleich auf oder gar nicht.

    • @Semon:

      Wohlwollend könnte man sagen, dass die durch die Impfung gebildeten Antikörper ja auch Korikos Forschung sind.

    • @Semon:

      Die modifizierte mRNA kann durchaus länger (2 Monate) vorhanden sein:



      shorturl.at/hmowD



      Und selbstverständlich können Impfungen zu schwerwiegenden Spätfolgen führen. (Die Geschichte der Impfung ist überaus spannend) Vakzine sind sogar vom Markt genommen worden, weil sie Infektionen verstärkt haben (Beispiel Dengue). Unabhängig von den mRNA spezifischen Problemen, die in 2 Jahrzehnte der Forschung größtenteils beseitigt werden konnten, gibt es bei allen Therapeutika, die auf Nukleinsäuren basieren grundsätzliche Risiken, die mit dem Herstellungsprozess verknüpft sind. Möglicherweise auch hier:omicsomics.blogspo...quences-found.html

    • @Semon:

      Der Satz heißt doch "Durch die Adern von 700 Millionen Menschen fließt Katalin Karikós FORSCHUNG." : Von dem Impfstoff sind die Wirkungen nachweisbar. Das ist ja der Punkt bei Impfungen.



      Ich gebe zu: Forschung fließt nicht irgendwo, das Bild ist schräg.

  • ..sehr beeindruckende Frau!

  • Der mRNA "Trick" beinhaltet auch gewisse Risiken im Vergleich zu herkömmlichen Impfstoffen. Darauf hinzuweisen bedeutet nicht gleich ein Impfgegner zu sein.

    • @Verboten:

      Und welche?

      • @Helmut Fuchs:

        Herzmuskelentzündungen wie Myokarditis und Perikarditis

        Gefäßkrankheiten wie z.B. Thrombosen, darunter Hirnvenenthrombosen oder Sinusvenenthrombosen

        Nervenschäden wie z.B. ein Tremor – ein unkontrolliertes Zittern

        • @peanuts:

          Also die Standardfolgen, die bei den meisten Covid-Infektionen in Abwesenheit eines Immunschutzes auftreten.

        • @peanuts:

          Nein, das waren allesamt die extrem seltenen Folgen bei der der Konkurrenz. Z.B.Moderna hatte während der Covid-19-Zeit damit zu kämpfen - aber auch nur in der Gruppe junger Frauen und die Wahrscheinlichkeit war irrsinnig gering. Viele Internisten mit gefährdeten Patientengruppen haben daher nur Biontech verimpft.

          • @Robert Feuchtl:

            Was nicht unbedingt eine kluge Idee war. "Moderna schlimm" ist ein sehr deutsches Phänomen; klar, es war ja auch der Konkurrent "unseres" Homegrown-Vakzins.

            Als man dann die Daten aus Israel bekam, wo - weil das bei neuen Vakzinen üblich ist, bis das Gegenteil bewiesen ist - fast ausschließlich homolog geimpft wurde, hat man dann gesehen, dass 2mal dasselbe nicht den verlässlichen Schutz bietet, den man sich erhofft hat. Bei dem "milderen" Biontech-Vakzin sind sogar 3 Impfungen nicht superverlässlich.

            Aber allen, die sich ein bisschen in die ungewöhnlichen Verhältnisse bei CoV-Immunreaktionen eingelesen haben, war das vorher klar.

            Und dass die meistens (bei mir nicht) heftigere Reaktion auf das Moderna-Vakzin mit einer deutlich besseren Immunogenese einhergeht, liegt ebenfalls in der Natur der Sache: Dass ein Antigen auch pathogen ist, und SOWOHL eine Immunreaktion ALS AUCH eine Gefäßentzündung (und ggfs Thrombosen usw) auslöst, ist eher ungewöhnlich, aber man kanns sich halt nicht aussuchen.

            Jetzt machts aber keinen Unterschied mehr. Bei den Boostern ist es egal, welches Vakzin man nimmt.

        • @peanuts:

          Das sind aber doch keine besonderen mRNA-Risiken. Solche Nebenwirkungen gibt es auch mit herkömmlichen Impfstoffen. Und was diese Nebenwirkungen auslöst, ist immer noch nicht gut erforscht.

          Die Sinusvenenthrombosen waren übrigens meiner Erinnerung nach nicht bei den mRNA Impfstoffen von Moderna und Biontech, sondern bei den Vektorimpfstoffen von Astra Zeneca und Johnson & Johnson gehäuft aufgetreten.

          • @Helmut Fuchs:

            Ich bin mit Biontech geimpft, die DDimere waren danach ein halbes Jahr bei 1500, üblich sind im Blut aber maximal 600, also besteht auch bei MRNA eine zumindest theoretische Möglichkeit der Thrombose...im Übrigen sind sie2 Jahre nach Grundimmunisierung wieder bei 300 in meinen Blutbild.

          • @Helmut Fuchs:

            mRNA spezifische Nebenwirkung: www.nature.com/art...s41598-023-40103-x

            • @Thomas Werner:

              Da geht es aber doch darum, dass die Verteilung spezifischer Antikörper sich unterscheidet. Dass es da Unterschiede gibt, ist wenig überraschend, da die Vakzine von Biontech und Moderna lediglich das Spike Protein herstellen lassen und keine vollständige Virushülle. Das hat aber weniger damit zu tun, dass mRNA verwendet wurde, sondern eben damit, dass die Immunreaktion bei den vorhandenen mRNA Impfstoffen eben auf dieses Spikeprotein spezialisiert ist.

              Und ja, es ist gut und wichtig diese Dinge zu untersuchen, um ein tieferes Verständnis des Immunsystems zu bekommen.

              Und vielleicht hab ich es überlesen. Aber von Nebenwirkungen finde ich im verlinkten Text nichts.

              • @Helmut Fuchs:

                Nicht ganz.

                Die mRNA-Vakzine sind aus irgendeinem Grund nicht sehr gut, die 2. Stufe der Immunreaktion auszulösen - aber die ist bei einer viralen Infektion das Gegenteil von hilfreich.

                Wikipedia: "Die mehr als 30 Proteine des menschlichen Komplementsystems sind im Blutplasma gelöst oder zellgebunden und dienen der Abwehr von Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Parasiten). Sie haben jedoch auch stark zellzerstörende Eigenschaften und können, wenn sie unreguliert wirken, im Verlauf vieler Krankheiten (z. B. Glomerulonephritis, hämolytisch-urämisches Syndrom, Herzinfarkt, systemischer Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis) für Gewebsschäden verantwortlich sein."

                SARS-2 ist kein Mikroorganismus, und verursacht ohnehin schon umfassende entzündliche Gewebsschäden. Eine Aktivierung des Komplementsystems will man da also so weit möglich vermeiden.

                • @Ajuga:

                  Ich bin jetzt kein Experte. Aber so wie ich das verstanden habe, ist die Frage ja noch offen, ob das an der mRNA Technik als solches liegt, oder daran, dass die bisher zugelassenen mRNA Impfstoffe (eben die COVID Impfstoffe von Moderna und Biontech) nur ein Fragment der Virushülle bilden, eben das Spike-Protein.

                  Da im Moment für solche Studien eben nur diese Impfstoffe zur Verfügung stehen, ist es m.E. noch zu früh, für die beobachteten Effekte die mRNA Technik als solches verantwortlich zu machen (auch wenn am Ende stehen kann, dass sie das wirklich ist).

                  Da muss und wird auch noch mehr geforscht werden.

        • @peanuts:

          "im Vergleich zu" ist bei Ihrem Kommentar berücksichtigt?