Fukushima-Kühlwasser ins Meer: „Missbraucht als nukleare Müllkippe“
Einleitung des Kühlwassers aus Fukushima beginnt. China spricht von einem „unverantwortlichen Akt“, deutsche AKW-Gegner kritisieren Japans Regierung.
Auch China reagierte mit Empörung: „Das gewaltsame Einleiten in den Ozean ist ein extrem egoistischer und unverantwortlicher Akt, der das globale öffentliche Interesse missachtet“, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Peking. Japan habe sich zu einem „Saboteur des ökologischen Systems und einem Verschmutzer der globalen Meeresumwelt gemacht“, hieß es.
Auch deutsche Atomkraftgegner wandten sich gegen die Verklappung des verseuchten Wassers. Mit der Einleitung verschleiere die Regierung, dass sie die Katastrophe noch immer nicht im Griff hat, hieß es in einer Stellungnahme von ausgestrahlt. Auch 12 Jahre nach Beginn der Katastrophe müssten die geschmolzenen Brennstäbe weiter gekühlt werden, noch immer dringe Regen und Grundwasser in die havarierten Reaktoren ein.
„Die japanische Regierung missbraucht den Ozean als nukleare Müllkippe“, sagte Julian Bothe von ausgestrahlt. „Bei dieser Verklappung ist nicht nur Tritium ein Problem. Der biologisch aktive Kohlenstoff-14 wird nicht entfernt, andere strahlende Stoffe wie Strontium-90 nur teilweise herausgefiltert. Auch wenn diese Stoffe nun verdünnt und zeitlich gestreckt eingeleitet werden, bleibt die Gesamtmenge an Radioaktivität unverändert.“
17 Tage dauert die erste Einleitung
Der Betreiberkonzern Tepco hatte am Mittag (Ortszeit) mit der Einleitung durch einen hierfür gebauten, einen Kilometer langen Tunnel ins Meer begonnen. Zuvor wurde das belastete Kühlwasser gefiltert. Das radioaktive Isotop Tritium kann aber nicht herausgefiltert werden. Tepco verdünnte das Wasser daher mit Meerwasser. Die Konzentration habe bei einer Messung zwischen 43 und 63 Becquerel pro Liter betragen. Dies liegt deutlich unter der nationalen Sicherheitsnorm von 1.500 Becquerel pro Liter.
Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi war es 2011 infolge eines Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen seither mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1.000 Tanks gelagert wird. Doch nun geht laut Tepco allmählich der Platz für die riesigen Tanks aus.
Über die nächsten 17 Tage werde man in einem ersten Schub rund 7.800 Tonnen des Kühlwassers ins Meer leiten, hieß es. In dem noch bis Ende März nächsten Jahres laufenden Geschäftsjahr sollen insgesamt 31.200 Tonnen des aufbereiteten Kühlwassers in vier Schüben ins Meer abgeleitet werden. Dies entspricht dem Inhalt von etwa 30 Tanks.
Japans Fischer lehnten die Verklappung des Kühlwassers bis zuletzt ab. Seit dem Super-Gau 2011 versuchen sie, sich von den Geschäftseinbußen durch das Desaster zu erholen. Nun befürchten sie, dass der Ruf ihrer Meeresprodukte erneut beschädigt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kritik am Deutschen Ethikrat
Bisschen viel Gott
Trumps Krieg gegen die Forschung
Bye-bye, Wissenschaftsfreiheit!
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Wahlkampfchancen der Grünen
Da geht noch was