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Porno regulierenNicht zu ignorieren

Eine von der Landesmedienanstalt NRW beauftragte Studie zeigt, dass Minderjährige oft unfreiwillig auf pornografische Inhalte im Netz stoßen.

Sexting ist weit verbreitet unter Jugendlichen Foto: Raul Mellado/imago-images

Dass ungehinderter Pornozugang für Kinder und Jugendliche schädlich sein kann, liegt auf der Hand. Jetzt belegt eine aktuelle Studie, die die Landesmedienanstalt NRW (LfM) in Auftrag gegeben hatte, dass die Konfrontation Minderjähriger mit pornografischen Inhalten häufig unfreiwillig passiert und einen großen Einfluss auf die eigene Sexualität und das eigene Sexting-Verhalten ausübt. Über ein Drittel der befragten 11- bis 17-Jährigen gab an, einen Porno gesehen zu haben, der Großteil von ihnen sei dabei nicht freiwillig auf die Inhalte gestoßen.

Nur ein Drittel in der Evaluationsgruppe schätzte die Darstellungen als unrealistisch ein. Knapp ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen hat demnach auch schon Erfahrungen mit Sexting gesammelt. Von denjenigen, die bereits mehrfach Sexting-Nachrichten versendet haben, tun das Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren besonders häufig. Ein Drittel der Minderjährigen hat solche Inhalte ohne Zustimmung versendet, fast genauso viele haben entsprechende Nachrichten weitergeleitet.

„Dabei kann es sogar rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, denn die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie ist strafbar“, mahnt die Medienaufsichtsbehörde.

„Wie sollen Kinder und Jugendliche ein Verständnis für die gesetzlichen Grenzen von ‚sexueller Kommunikation‘ im Netz, also Sexting, entwickeln können, wenn sie bereits mit 14 regelmäßig und ungewollt mit stärksten Formen der Pornografie konfrontiert werden?“, empört sich LfM-Chef Tobias Schmid. Die Studie mache „einmal mehr“ deutlich, dass das Durchsetzen der gesetzlichen Jugendmedienschutz-Standards vor allem zum Schutz von Kindern gar nicht hoch genug bewertet werden könne.

Zahlreiche Prozesse

Schon seit Längerem versucht die Behörde, Pornoportale wie Pornhub oder Xhamster zu verpflichten, Altersverifikationssysteme für den deutschen Markt einzurichten, damit der gesetzlich verankerte Jugendmedienschutz gewährleistet ist. Dazu hat sie bereits zahlreiche Prozesse geführt und auch gewonnen, so zuletzt beim grenzüberschreitenden medienrechtlichen Verfahren gegen die Portale YouPorn, Pornhub und MyDirtyHobby mit Sitz in Zypern, die als Tochterfirmen zu der in Kanada ansässigen Ethical Capital Partners gehören. Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf hatte zuletzt, Ende April, die Rechtsauffassung der LfM bestätigt und die Klagen der Ethical-Capital-Partners-Firmen abgewiesen.

Theoretisch müssten die Anbieter die Forderungen nach Altersverifikation jetzt sofort umsetzen. Theoretisch. Da sie es nicht tun, muss die Landesmedienanstalt sich nun an den technischen Dienstleister wenden, der die Angebote ins Internet bringt. Doch der sitzt in den USA und wird wahrscheinlich die Forderungen ignorieren. Erst wenn das feststeht und die nötigen Verfahren abgeschlossen sind, kann sich die LfM an die Access-Provider hierzulande, beispielsweise Telekom oder Vodafone, wenden, damit die unverschlüsselten Sex-Seiten gesperrt werden. Ob die Provider in Deutschland dem Anliegen der Medienhüter dann nachkommen, bleibt ebenfalls fraglich, denn sie sehen die Freiheit der Zugänglichmachung von Inhalten als hohes Gut.

Bei der LfM indessen wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es nicht um ein Verbot der Inhalte, sondern um die Darreichung der Inhalte, also den nicht vorhandenen Jugendschutz, geht. Die Vorsitzende Richterin in Düsseldorf hatte allerdings bereits klargemacht, dass sie wegen vieler offener Fragen beim EU-Recht eine Berufung am Oberverwaltungsgericht zulassen werde. Und die Portale aus Zypern haben jetzt Berufung eingelegt.

Dabei geht es weniger um die Frage der Inhalte, sondern darum, ob eine deutsche Behörde solch weitreichende Restriktionen in der digitalen Welt anordnen und umsetzen darf und ob der Kinder- und Jugendmedienschutz höher zu bewerten ist als der freie Zugang zu nicht strafbaren Inhalten.

In Staaten wie Frankreich und England mehren sich inzwischen ebenfalls die Stimmen, die den ungehinderten Zugang zu Pornografie einschränken wollen.

Ob und wie das jemals umgesetzt werden kann, muss wohl auf EU-Ebene geklärt werden.

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9 Kommentare

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  • "Über ein Drittel der befragten 11- bis 17-Jährigen gab an, einen Porno gesehen zu haben"

    Das ist jetzt aber eine sehr, sehr große Altersspanne für eine solche Untersuchung. Um ganz ehrlich zu sein: Ich würde davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit der 17-Jährigen schon mal einen Porno gesehen haben, und die überwiegende Mehrheit der 11-Jährigen (hoffentlich) noch nicht. Daher bin ich auch etwas skeptisch ob der Ergebnisse, da die genaue Zusammensetzung der Altersgruppen denke ich dort erheblichen Einfluss haben dürfte.

    "Nur ein Drittel in der Evaluationsgruppe schätzte die Darstellungen als unrealistisch ein."



    Also ein Drittel des Drittels? Wie viele waren das überhaupt? Und was für Pornos haben die konsumiert? Die Bandbreite ist ja sehr hoch, was Realismus angeht, das Klischee "Pornos sind unrealistisch" trifft im Zeitalter der Amateurpornographie ja nur noch größtenteils zu, aber nicht mehr vollständig.

    Hand aufs Herz: Besseren Jugendschutz fände ich auch wünschenswert. Ich glaube aber, dass man in solchen Studien sehr viel genauer hinschauen muss, das heißt, in spezifischeren, kleineren Altersgruppen, um dort zu wirklich hilfreichen Ergebnissen zu kommen. Zudem sollte man beobachten, wie sich das Ganze über einen längeren Zeitraum entwickelt.

    • @Agarack:

      Joah, ich frag mich, warum man nicht hierauf einen Link hätte setzen können:



      www.medienanstalt-...nd_Pornografie.pdf

      Kurz gesagt, 2 Altersgruppen: 11-13 und 14-17. Prä- und frühpubertär vs spät- und postpubertär.

      Und wenn man sich schon Befunde aus der Studie rauspickt, dann finde ich die Folgende am krassesten, und man hätte sie unbedingt erwähnen sollen:

      "32% der[jenigen 22% der] Jungen (11-13 Jahre)[, die schon mindestens einen Porno angeschaut haben,] stimmen der Aussage voll zu, dass Pornos ihnen vermitteln, wie Männer sich beim Sex verhalten."

      Der Rest der Studie ist, was man von Jugendlichen in den Flegeljahren erwartet. Böse Spässken und alltägliche kleine Übergriffigkeiten; pubertierende Jugendliche sind *nicht nice*. Wenn das Episoden bleiben, kann man das abfangen.

      Diese eine Zahl hingegen - ufff. Sind zwar nur 14% der männlichen Gesamtpopulation dieser Altersgruppe, die sich da prägen lassen, aber das sind schon 14% zu viel.

  • DIese Ansicht ist doch etwas altmodisch.

    Kinder und Jugendliche bekommen regelmässig durch ihre sozialen Kontaktpersonen irgendwelche Nachrichten.



    Ist der/die Abwender*in bekannt öffnet Mensch diese Nachrichten auch völlig arglos.



    Wie viele Menschen bekommen spam mails?



    das ist in den sozialen Medien nicht anders.

    Gehckte Accounts sind nicht aussergewöhnliches.

  • Hihi,



    „unfreiwillig „ eine pornoseite geöffnet.



    Gab es bei der Studie eine Möglichkeit den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu überprüfen?



    Ansonsten liest sich das eher wie eine klassische Ausrede im Jugendalter „keine Ahnung, wie die Zigaretten in meine Tasche kommen. Die müssen vom nachbarn reingefallen sein“.

    • @fly:

      In dem Alter werden fast kaum noch "Seiten" direkt aufgerufen, die kriegen das aus zweiter Hand, oder dritter, oder vierter. Über Messenger, Chat oder soziale Netze. Per Link, der nicht auf das Original gehen muss, gleich eingebettet, oder aus dem lokalen Store ihnen mehr oder minder bekannter Sammler. Mit bestimmten Apps oder Features kann man längst auch wahllos mit seiner Umgebung teilen, etwa dem ganzen Schulbus oder der Klasse. Und schon weil es selten die erste Hand ist, der ganze pseudo-regulative Ansatz höchstens abenteuerlich. Mal abgesehen davon stammt das Zeug eher selten aus kommerziellen Hochglanzangeboten, gerade das darunter noch Bedenklichste eher nicht. Aber da wird Pornografie dann auch schon zur Definitionsfrage.

  • Es ist eigentlich unglaublich, dass man sich hier hinter internationalen Recht versteckt. Die Provider gehören schlichtweg gesperrt solange sie die Standards nicht einhalten. Soll doch ein Vetragsverletzungsverfahren kommen. Bei anderen Themen riskiert man das doch ständig. Will man wirklich darauf warten bis die AFD das Thema für dich entdeckt? Dann würden sich plötzlich alle überbieten und kämen doch zu spät.

    • @mwinkl02:

      Mhhh, lecker, genau, schön alles sperren was irgendwie nicht ins Bild passt.



      Halte ich für ne sehr dumme Idee.



      Weil erstens diese DNS-Sperren lächerlich einfach zu umgehen uns zweitens, was wird denn dann alles gesperrt?



      Außerdem, wenn die Seiten gesperrt sind schickt man halt direkt die Filme per SC oder WA.



      Aufklärung und Aufsicht wäre da der sinnvollere Ansatz.

      Und mal ganz nebenbei, so dumm sich mit Ausweis auf einer Pornoseite zu registrieren wird hoffentlich keiner sein.

  • Das wäre doch mal ein vernünftiges Projekt für die Fortschritts-Koalition: Eine einfache, aus datenschutzrechtlicher Sicht unproblematische Altersverifikation.

  • Wieso schreiben sie nicht für Pornoplattformen Voluntary Content Rating tags vor und verpflichten Handyverkäufer, bei Familien-Verträgen alle VCR-mature Seiten zu blocken?

    en.wikipedia.org/w...ary_Content_Rating

    oder

    Fertig.