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Hans-Georg Maaßen droht ParteiausschlussDas CDU-Maß überschritten

Tritt der Ex-Verfassungsschutzchef nicht selbst aus der Partei aus, soll der Bundesvorstand ein Verfahren einleiten. Das beschloss das CDU-Präsidium.

Soll die CDU verlassen: Hans-Georg Maaßen, früherer Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin taz | Die CDU setzt dem ehemaligen Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, eine Frist: Ist er innerhalb einer Woche nicht selbst aus der CDU ausgetreten, soll der Bundesvorstand in seiner nächsten Sitzung ein Parteiausschlussverfahren einleiten. Das beschloss das CDU-Präsidium am Montagvormittag.

„Das Präsidium der CDU Deutschlands ist einstimmig der Auffassung, dass Herr Dr. Maaßen die Partei zu verlassen hat“, heißt es in dem Beschluss. Und weiter: „Für den Fall, dass Herr Dr. Maaßen die Partei nicht freiwillig verlässt, hat das Präsidium beim Bundesvorstand beantragt, gegen Herrn Dr. Maaßen ein Parteiausschlussverfahren einzuleiten und ihm mit sofortiger Wirkung die Mitgliedsrechte zu entziehen.“ Da es sich um einen einstimmigen Beschluss der Parteispitze handelt, ist nahezu ausgeschlossen, dass der deutliche größere Bundesvorstand diesem Antrag nicht nachkommt. Die Frist für Maaßen endet am 5. Februar um 12 Uhr.

Das Parteipräsidium beschäftigte sich auch mit der Werteunion. „Wer Mitglied der CDU ist, kann nach unserem Verständnis nicht gleichzeitig Mitglied in der sogenannten ‚Werte Union‘ sein“, so heißt es in dem Beschluss. Spätestens seit Maaßens Wahl zum Vorsitzenden müsse sich jedes Mitglieder die Frage stellen, wo seine politische Heimat sei. Das Präsidium fordert alle CDU-Mitglieder, die auch der Werteunion angehören, auf, diese zu verlassen. Ein Antrag auf einen Unvereinbarkeitsbeschluss ist das aber nicht. Einen solchen könnte aber auch nur ein Parteitag beschließen, den es erst 2024 wieder geben soll. Die Junge Union hat bereits einen solchen Beschluss.

Bei der Bundestagswahl hatte Maaßen noch Unterstützer

Die Werteunion ist ein kleiner Verein am rechten Rand der Union, dem nach eigenen Angaben etwa 4.000 Mitglieder angehören, die zum großen Teil auch Mitglieder von CDU oder CSU sein sollen. Am Samstag hatte sie Maaßen mit 95 Prozent zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Die Werteunion ist aber keine offizielle Parteiorganisation, weshalb die CDU-Spitze eine Verantwortung für den Verein stets verneint.

Maaßen ist Mitglied der Thüringer CDU, hat dort aber kein Amt. Bei der Bundesatgswahl 2021 war er als Direktkandidat im Wahlkreis Suhl–Schmalkalden-Meiningen angetreten und dem SPD-Gegenkandidaten unterlegen. Maaßen, der von August 2012 bis November 2018 Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz war, driftet seit langem nach rechts ab.

Bei der Bundestagswahl hatten führende CDU-Politiker noch gesagt, dass auch für Maaßen Platz in der Volkspartei CDU sei. Zuletzt hatte dieser von einem „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“ und von einer „rot-grünen Rassenlehre“ gesprochen – was von Experten als klar antisemitisch eingeordnet wurde. Das ging dann auch der CDU-Spitze zu weit. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz sieht in seiner Partei keinen Platz mehr für Maaßen.

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11 Kommentare

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  • ich bin ja mega gespannt, ob des Ausgangs dieser Personalie.. Herr Maaßen wird die Freiheit der Meinungsäußerung ins Feld führen und ggf. die Gerichte bemühen.

    Was, wenn am Ende Herr Maaßen obsiegen würde?

    Auf jeden Fall wird es dauern.

  • Wichtig ist, dass der Wille der Parteiführung da ist, ihn rauszuschmeißen, wie bei der SPD mit Sarrazin. Bei en Grünen (Palmer) und den Linken (Wagenknecht) ist der Wille, entsprechend konsequent mit Rechtsauslegern umzugehen bei der Führung dagegen nicht zu erkennen

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Ruediger:

      Dieser "Wille" - ist eine Nebelkerze. Was soll der Parteiaustritt des Führers einer Werteunion, wenn diese Union mit der Partei nicht politisch inkompatibel ist?

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft in der Werteunion mit der CD/SU-Mitgliedschaft - warum nicht? Aus der Partei rausschmeissen wollen soll dieser Forderung zuvorkommen. Darum wird erst mal diese politische Nebelkerze gezündet.

  • Alleine der Gedanke, dass dieser ultrarechte Hans-Georg Maaßen der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz war, lässt mich erschaudern.



    Die AfD würde ihn bestimmt mit offenen Armen empfangen, auch das erschaudert mich.

    • @Rudi Hamm:

      Die AfD würde auch Sarah Wagenknecht und diverse andere aus der Linkspartei mit offenen Armen empfangen. Die AfD ist sogar für Umweltschutz oder will z.B. jüngst in Bremen mit auf Foto zum Gedenken an den Holocausts.

      Sie sollten die AfD nicht als Maßstab nehmen um Dinge zu beurteilen.

      • @Rudolf Fissner:

        "Sie sollten die AfD nicht als Maßstab nehmen um Dinge zu beurteilen."



        Doch, im negativen Sinne gerne sogar.

      • @Rudolf Fissner:

        Auf jedenfall sollte man nicht die Kreidefresserei der AfD als Grundlage für deren Bewertung heranziehen. 'Mahnmal der Schande', 'Vogelschiss', ... Alles schon wieder vergessen?

  • Maaßen wird den Teufel tun und freiwillig aus der Union austreten. Dann wäre er wieder das, was er eigentlich sein sollte: ein Niemand ohne Aufmerksamkeit. So ist er in den Nachrichten.

    Und dass der nach rechts abdriften würde, ist doch eine Verharmlosung. Der ist schon lange stramm rechts.

  • Interessant, retrospektiv noch einmal zu Schauen, was der Rechtsextremist Maaßen alles Sagen und Tun konnte, ohne dass die Union ihn ausschließen wollte.

  • 6G
    669638 (Profil gelöscht)

    Ob man Maaßen auf diese Art los wird, bezweifle ich. Er dürfte nicht wenige haben die ihn unterstützen und die Statuten der CDU sind auch zu beachten.