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Diplomatie mit den TalibanUNO auf Afghanistan-Tour

Die UN-Vizegeneralsekretärin will die Taliban überzeugen, die Isolation von Frauen zu überdenken. Die raten ihr, nächstes Mal einen Vormund mitzubringen.

Amina Mohammed konnte in Afghanistan auch mit dem früheren Präsidenten Karsai sprechen Foto: Hamid Karzai via Twitter/reuters

Kabul taz | Zwischen den Vereinten Nationen (UNO) und den in Afghanistan herrschenden Taliban verschärft sich erneut der Ton. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem unabhängigen, in der Hauptstadt Kabul ansässigen Sender Tolo TV sprach sich die UN-Vizegeneralsekretärin Amina Mohammed für eine „diverse und repräsentative Regierung“ aus, die „auch Frauen involviere“. Das gehöre zu den „Prinzipien“, an die das Regime sich halten müsse.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahed reagierte sofort und sagte, ohne die UNO direkt zu nennen, niemand solle „dem Volk Afghanistans seine Themen aufzwingen“.

Bis Freitagabend hatte Mohammed vier Tage lang versucht, verschiedene Talibanführer davon zu überzeugen, die gesellschaftliche Isolation von Frauen und Mädchen „zu überdenken“, damit Afghanistan wieder ein „aktives Mitglied der Staatengemeinschaft“ werden könne.

Daran ist den Taliban weiterhin gelegen. Bei allen Treffen, etwa mit Vizeregierungschef Abdulsalam Hanafi und Außenminister Amir Chan Muttaki, hätten diese bestätigt, dass sie ein Ende der Sanktionen sowie internationale Anerkennung wollen.

Taliban-Chef Achundsada trifft keine Nichtmuslime

Mohammed reiste auch nach Kandahar, um an den dort residierenden inneren Kreis der Taliban, der eine lange Reihe frauenfeindlicher Maßnahmen verantwortet, heranzukommen.

Taliban-Chef Hebatullah Achundsada trifft aber grundsätzlich keine Ausländer, Nichtmuslime schon gar nicht. Die frühere nigerianische Ministerin Mohammed ist zwar Muslima, musste sich mit aber mit Kandahars Vizegouverneur Hajatullah Mubarak und zwei anderen, Hebatullah nahestehenden Talibanführern zufrieden geben. Selbst muslimische Staaten dringen nicht zu Hebatullah vor, wie Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman al-Thani kürzlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos sagte.

Auf ihrer Reise brachte Mohammed ihre Argumente vor, ohne direkt Forderungen zu stellen, und bemühte sich, Brücken zu bauen. Sie bezeichnete die Gespräche zwar als „hart“ und sagte, es werde noch „eine lange Reise“, bis die Taliban „grundlegende Schritte“ unternehmen werden, die ihnen die gewünschte Anerkennung bringen könnten.

Aber sie habe in ihren Reihen „Stimmen“ gehört, „die sich in die Richtung bewegen, die wir einschlagen wollen“. Sie argumentierte, man müsse jene Taliban unterstützen, die „fortschrittlicher denken“.

Humanitäre Lage spitzt sich zu

Wie dick das Brett ist, das die UNO in Afghanistan zu bohren hat, machte Sima Bahous klar, seit 2016 Exekutivdirektorin von UN Women, der für Frauenfragen zuständigen UN-Unterorganisation. Sie begleitete Mohammed, allerdings nicht zu dem Treffen in Kandahar.

Die Jordanierin, ebenfalls muslimischen Glaubens, sagte der BBC, die Taliban hätten ihnen auch mitgeteilt, sie hätten „vielleicht mit ihren Mahrams kommen sollen“, ihren männlichen Vormündern. Bahous sprach sich trotzdem dafür aus, weiter mit den Taliban zu reden.

Denn die humanitäre Lage spitzt sich zu: Laut Mohammed werden 2023 mindestens 23 Millionen Afghan:innen, über die Hälfte der Bevölkerung, von Nahrungsmittelhilfe abhängig sein, über dreimal so viel wie noch 2018.

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