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Veröffentlichung des UN-DrogenberichtsKiffen wird beliebter

Seit 2013 ist der Cannabiskonsum in Deutschland um 50 Prozent gestiegen. Auch durchs Kiffen verursachte Krankenhausaufnahmen haben zugenommen.

Demonstrant für Legalisierung von Cannabis in Deutschland im April 2022 Foto: Jochen Eckel/imago

Berlin taz | In der EU sind dreißig Prozent der Drogentherapien auf den Konsum von Marihuana zurückzuführen. So heißt es in dem Bericht für das Jahr 2021 des UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Der Bericht wurde am Montag veröffentlicht und soll eine Analyse der globalen Drogenmärkte und Konsumverhalten liefern. Außerdem werden Zusammenhänge zwischen nachhaltiger Entwicklung und ökologischer Nachhaltigkeit und dem Drogengeschäft und -konsum dargestellt. Alkohol und Tabak werden in dem Bericht nicht als Drogen definiert und spielen in den Analysen des UNODC keine Rolle.

Neben Amphetaminen, Kokain und Opiaten liegt ein Teilfokus des Berichts auf dem Cannabiskonsum und seinen Folgen. Deutschland wird hier als besorgniserregendes Negativbeispiel hervorgehoben. Seit 2013 ist der Cannabiskonsum in Deutschland um fünfzig Prozent gestiegen, heißt es. Damit einher geht ein Anstieg der Krankenhausaufnahmen, die mit dem Missbrauch von Cannabis in Zusammenhang stehen. Zwischen den Jahren 2000 und 2018 haben diese um das Achtfache zugenommen. Eine Grafik verrät, dass 2021 in Deutschland knapp 20.000 Menschen aufgrund cannabisbedingter medizinscher Notfälle stationär behandelt werden mussten. Die Behandlungen aufgrund von cannabisbedingten psychischen Störungen haben sich in den letzten Jahren mehr als vervierfacht, so der UN-Bericht.

Kiffen wird beliebter, Alkoholkonsum nimmt ab

Kiffen wird beliebter, während der Alkoholkonsum, insbesondere unter Jugendlichen, laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) abnimmt. Trotz des rückläufigen Trends übersteigt die Anzahl der Alkoholsüchtigen die der Cannabissüchtigen deutlich. Etwa 1,6 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren gelten in Deutschland laut eines epidemiologischen Suchtsurvey von 2018 als alkoholabhängig. Im Vergleich dazu sind „nur“ rund 300.000 Deutsche cannabisabhängig.

Der UN-Bericht spart sich jedoch den Vergleich mit Alkohol oder Tabak weitestgehend. Nur in der Einleitung wird dargestellt, dass 2019 weltweit über 10 Millionen Menschen an den Folgen von Tabak- oder Alkoholkonsum verstorben sind, während 500.000 Todesfälle durch den Konsum anderer Drogen (mit)herbeigeführt wurden. Cannabis wird zu den anderen Drogen gezählt. Im Bericht fehlt aber eine genaue Aufschlüsselung, welche Droge innerhalb dieser Kategorie für wie viele Todesfälle verantwortlich ist.

Der UN-Bericht macht jedoch auf die Mehrbelastung des Gesundheitssystems aufgrund des Anstiegs der cannabisbedingten Drogentherapien aufmerksam. Unerwähnt bleibt die Belastung der Gesundheitssysteme aufgrund des Konsums von legalen Drogen. Das, obwohl die Folgen von Alkoholkonsum das deutsche Gesundheitssystem jährlich rund 40 Milliarden Euro kosten.

Legalisierungsdebatte führt zu mehr Konsum

Ein Grund für den Anstieg der cannabisbedingten Behandlungen sieht das UNODC in der höheren THC-Konzentration im Cannabis. Seit 2009 ist der durchschnittliche THC-Anteil in europäischem Gras um 40 Prozent gestiegen. THC ist ein Pflanzenwirkstoff der Hanfpflanze und ist für die psychoaktive Wirkung von Marihuana verantwortlich. Neben positiven Effekten, wie der Linderung von Angstzuständen und depressiven Störungen, hat THC auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Der Wirkstoff verschlechtert das Verarbeiten und die Bildung von Gedächtnisinhalten und kann Halluzinationen und Täuschungen hervorrufen. Eine brasilianische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko einer psychischen Erkrankung viermal höher ist bei täglichem Konsum von hoch potenziertem Cannabis (mehr als 10% THC-Anteil), als bei Menschen, die kein Cannabis konsumieren.

Einen weiteren Grund für den Anstieg der cannabisbedingten medizinischen Behandlungen in Deutschland sieht das UN-Büro in der aktuellen Legalisierungsdebatte. Untersuchungen des UNODC zur Folge, nimmt die Wahrnehmung der Schäden von Cannabis ab, wenn die Droge legalisiert wurde. Allein dass in Deutschland über eine Legalisierung debattiert wird, sollen den Abschreckungseffekt und die Risikowahrnehmung negativ beeinflussen und den Graskonsum befeuern. Noch ist der Cannabiskonsum in Deutschland verboten. Der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung sieht jedoch eine Legalisierung in dieser Legislaturperiode vor. Schon im Herbst diesen Jahres soll es einen Gesetzesvorschlag dazu geben.

Die Möglichkeit der besseren Qualitätskontrolle, aber auch der Regulation des THC-Gehalts in Marihuana gehören zu den Gründen, die laut UNODC für eine Legalisierung sprechen. Auch dem Kostenproblem könnte die Legalisierung etwas entgegensetzen. Auch hier lohnt sich der Vergleich mit dem Alkohol. Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zufolge sind im Jahr 2021 über drei Milliarden Euro durch die Steuern auf alkoholische Getränke in den Bundeshaushalt geflossen. Ähnliche Einnahmen könnte der Staat durch legales, besteuertes Marihuana generieren.

Korrekturhinweis: in einer früheren Version des Textes hatte gestanden, dass im Jahr 2021 rund 3 Millionen Euro Steuer auf alkoholische Getränke eingenommen wurden. Tatsächlich waren es 3 Miilliarden Euro. Wir bedauern den Fehler.

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34 Kommentare

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  • Ich empfehle da mal das hier: Ein Schriftstück der Weltkommission für Drogenpolitik. Das Werk trägt den schönen Titel: "Das Drogen (Wahrnehmungs)problem - Wider die Vorurteile gegenüber Menschen, die Drogen konsumieren." (Deutsch)



    www.globalcommissi...eptions-GERMAN.pdf

    Oder - Cannabisbezogen - das hier. Mit Aussagen aus diversen Studien.



    "Normenkonrollantrag zur Vorlage beim Bundesverfassungsgericht"



    hanfverband.de/fil...ter_dhv_190910.pdf

  • Ich würde mir eine restriktive Drogenpolitik wünschen, aber ehrlicherweise liegt es nicht an den haschischkiffenden chillern am Frankfurter hauptbahnhof (die es nicht gibt,. ).



    Vielleicht würde eine legalisierung ja dazu führen dass es weniger drogendealer rumrennen.

    • @MontyTonty:

      In Portugal sind auch harte Drogen bereits seit vielen Jahren entkriminalisiert und alle Studien dazu zeigen bisher nur positive Entwicklungen.

      "Beispielsweise in Portugal zeigt sich, dass Drogenkonsumenten ihren Hilfebedarf viel früher artikulieren, wenn sie mit Hilfeeinrichtungen und nicht mit der Polizei in Kontakt kommen. Nach der Entkriminalisierung ist die Konsumentenzahl rapide gesunken. (!!!)

      Portugal: Dekriminalisiert alle Drogen und steckt 90% des freigewordenen Strafverfolgungsbudgets in die Rehabilitation von Süchtigen woraufhin sich die Zahl der Süchtigen halbiert und die Zahl der Drogentoten pro Jahr fast auf null fällt und beweist damit das Dekriminalisierung funktioniert.



      CDUCSU: DrOgEn MüSsEn IlLeGaL bLeIbEn!!!

      taz.de/Drogenexper...isierung/!5603529/

      Siehe auch:



      www.heise.de/tp/fe...tugal-3224495.html

      Bei der Alkoholprohibition in den USA war es ganauso. Deswegen: Wenn eine Liberalisierung weniger Schäden anrichtet als ein Verbot, dann wähl ich doch ersteres.

    • @MontyTonty:

      Wieso restriktiv? Was wollen Sie denn erreichen? Das derzeitige Verbot erreicht nicht ein verfolgtes Ziel. Abgesehen davon: Der Zweck des Strafrechts ist nicht, mündige Menschen vor Fehlern zu bewahren, sondern Menschen vor Schädigung durch *andere* zu schützen. Keinem Erwachsenen ist es verwehrt, unklug an der Börse oder in Immobilien zu investieren, zuviel zu essen, zu trinken oder zu rauchen, keinen Sport zu treiben oder einen Partner zu heiraten, mit dem er nicht glücklich wird. Mündigkeit bedeutet nicht nur Freiheit, sondern auch Verantwortung. Der Staat hat nicht nur kein Recht, mündige Bürger vor Fehlern zu bewahren, er ist dazu auch gar nicht in der Lage, solange es sich dabei noch um einen freiheitlichen Rechtsstaat handelt, der die Grundrechte seiner Bürger achtet.

      • @Firlefonz:

        Nirgendwo ist der Konsum nach einer Lockerung der Gesetze gestiegen. Außer vielleicht Kanada. Und selbst DA ist der Konsum in nur einer Gruppe gestiegen: Die der Erwachsenen in der Altersgruppe 45+



        In nicht einem Land haben sich die Konsumzahlen signifikant verändert.

        Wers nicht glaubt der Suche mal "cannabis wissenschaftlicher dienst bundestag"



        Suche: "Telepolis Darum ist Cannabis kein Brokkoli"



        Suche: "taz Trotz Cannabislegalisierung kiffen Schüler nicht häufiger"

        Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages: Zusammenfassend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Verfolgung einer strikten Drogenpolitik wenig bis keinen Einfluss auf das Konsumverhalten hat (Soviel zum Argument der Abschreckung). So wiesen einige der Länder mit den strengsten gesetzlichen Regelungen einige der höchsten Prävalenzraten im Hinblick auf den Drogenkonsum auf, während Länder, die eine Liberalisierungspolitik verfolgen,einige der niedrigsten Prävalenzraten aufwiesen. (Nein! Doch! Ohhh!)

        Siehe auch: EMCDDA 2011, dort S. 53:



        "Über diesen Zeitraum von zehn Jahren konnte in den fraglichen (acht!) Ländern jedoch kein deutlicher Zusammenhang zwischen den gesetzlichen Änderungen und den Prävalenzraten des Cannabiskonsums ermittelt werden." (EMCDDA_AR2011_DE)

        Und es geht auch nicht um Gesundheit. Es ging noch NIE um Gesundheit!



        Suche: "taz andreas müller jetzt auf twitter". Vor allem den letzten Absatz.

        Zitat: "Der Schutz von Leib und Leben spielte und spielt für sture



        fundamentalistische Politiker/innen nur eine untergeordnete Rolle. In



        den Unionsparteien wird zwar viel über Prävention geredet, doch in der



        Praxis haben vor allem Politiker/innen aus der CDU und CSU präventive



        Maßnahmen verhindert. Und wie es scheint, wollen sie das auch weiterhin



        tun."

  • Also ich habe in 30 Jahren Umgang mit Cannabis-Konsumenten noch nicht einen erlebt, der deswegen professionelle Hilfe gebraucht hätte. Es ist doch eher so, dass man den Konsumenten suggeriert, dass sie ein Problem haben, dass nur professionell in den Griff zu bekommen ist. Irgendwann glaubt man es dann selber, lässt sich therapieren und dabei noch mehr Unsinn suggerieren, bis Cannabis am Ende das Teufelswerk schlechthin ist, dass für alles verantwortlich ist, was im Leben schief geht. Da dreht sich bei manchen sicherlich das Weltbild um, wenn sie feststellen, dass man es einfach weglassen kann, vielleicht 1-3 Tage schlecht schläft und dann war es das. Viel Rauch um Nichts.

    • @alchemist77:

      Es ist erwiesen, dass cannabis psychosen und panikattacken auslösen kann. aber alkohl löst, wie wir wissen, auch schwerste krankheiten aus, wie auch soziale dramen. dieser müsste dann auch verboten werden. hier zeigt sich die gesellschaftl. lüge.

      • @Ulrich Haussmann:

        Nö, hier zeigt sich, dass Drogen gerade schwer im Kommen sind, weil sie als persönliche Freiheit verkauft werden.

        Von mir aus kann man gerne Alkohol verbieten.

    • @alchemist77:

      "Also ich habe in 30 Jahren Umgang mit Cannabis-Konsumenten noch nicht einen erlebt, der deswegen professionelle Hilfe gebraucht hätte." (Alchemist77)



      Tja, das ist das Problem mit dem eigenen Tellerrand. Solange man nicht drüber raussieht bleibt die eigene kleine Welt schön in Ordnung.



      Ich habe tatsächlich eine ganze Anzahl an entsprechenden Personen kennen gelernt. Aber das liegt halt auch an meiner beruflichen Tätigkeit durch die ich immer wieder mal Einblick in psychiatrische Kliniken bekam.



      Übrigens: Wer glaubt Suchterkrankungen könne man jemand quasi suggerieren - wie Sie das andeuten - der hat das Problem dass man ihm Unsinn suggeriert hat.



      Zurück zum Teller: Größere Teller erweitern fast zwangsläufig auch Blickwinkel und Horizonte.

    • @alchemist77:

      Dann lade ich Sie zu einer Familienfeier von mir ein.

      Unterhalten Sie sich bitte mit der schoziphrenen Verwandten.

      Kein anderer außer mir tut das nämlich freiwillig.

      Ja, sie hatte die Disposition, aber keine Probleme.

      Dann meinte sie, sie müsste mal Cannabis probieren.

      • @rero:

        Und ich habe eine Verwandte die sich ihr Immunsystem wegen einer lange unentdeckten Glutenunverträglichkeit gründlich ruiniert hat. Risikofrei ist also nicht mal der Konsum von Brot möglich. Aber soll man deswegen nun Weizen verbieten?

        • @Ingo Bernable:

          Sie sind auch herzlich eingeladen.

          Dann wird Ihnen auch der Unterschied zwischen Cannabis und Grundnahrungsmitteln deutlicher.

  • "UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung"



    Da darf man wohl kaum eine objektive Berichterstattung und Argumentation erwarten.

    Alkohol und Tabak werden nicht als Drogen definiert. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

    Und auch über die grassierende Medikamentensucht schweigt sich der Bericht aus.

    Also was würde mein Opa sagen: "Reif für den Aschekasten, das Geschreibsel"

    • @Bolzkopf:

      "Alkohol und Tabak werden nicht als Drogen definiert." (Bolzkopf)



      Diese Behauptung ist natürlich kompletter Unsinn!



      Bloß weil sich dieser Bericht mal genauer mit illegalen Drogen beschäftigt bedeutet das nicht dass legale Drogen nicht auch als solche gesehen werden.



      Naja, das ist halt das für Konsumenten typische Ablenkungsverhalten. Eigentlich eine eher kindliche Konfliktstrategie. ("Mama, guck mal was der böse Rudi da macht!") Aber versuchen kann man's ja mal, gell.

      • @LittleRedRooster:

        Entschuldigen Sie - aber das mit dem Alkohol und dem Tabak ist ein Zitat aus dem Artikel oben. Hier der vollständige Text:



        "Alkohol und Tabak werden in dem Bericht nicht als Drogen definiert und spielen in den Analysen des UNODC keine Rolle."



        Ich habe das also keinesfalls behauptet, sondern zitiert.



        Davon abgesehen entspricht es den Tatsachen des Berichtes.

        Sie finden den (in englischer Sprache) auf der Webseite des UNODC. Der Link im Artikel ist leider defekt.

        • @Bolzkopf:

          Man kann dazu stehen wie immer auch will, aber das UNDOC ist eine "Einrichtung für die Kriminalitätsbekämpfung Teil des UN-Sekretariats." Und aus diesem Grunde gibt es natürlich keinen Grund für sie sich mit legalen Drogen zu beschäftigen.



          Tja, das ist mal wieder ein Beispiel wie sich ein aus dem Zusammenhang gerisses Zitat auswirken kann.



          By the way: Ich bin, wie vermutlich auch Sie, für die Legalisierung von weichen Drogen. Aber nicht weil ich sie für ungefährlich halte, sondern weil ich die Kriminalisierung von Konsumenten ablehne. - Deswegen stört mich halt auch die manchmal recht lausige Argumentation verschiedener Legalisierungs-Befürworter.

          • @LittleRedRooster:

            Kriminalität läßt sich wohl kaum am "Stoff aus dem die Droge ist" festmachen.

            Menschen von legalen Drogen abhängig zu machen indem man Ärzte besticht, wissenschaftliche Forschung beeinflusst und Verbraucher durch Marketingmaßnahmen täuscht ist doch sicher ebenso kriminell.



            Von daher bleibe ich dabei: "Ein Schelm der Böses dabei denkt"

            • @Bolzkopf:

              Also, wissen Sie, es macht einfach keinen Spaß mit jemanden zu diskutieren der nicht dazu in der Lage ist einen strukturierten Disput zu führen, oder aber dies nicht will.



              Angefangen haben wir bei illegalen Drogen, dann wichen Sie aus auf Alkohol und Tabak und nun wären es ärztlich verordnete Medikamente. Was kommt als Nächstes? Knobauch, Kurkuma und Petersilie?



              Das Ganze mündete nun schließlich noch in der sattsam bekannten Big Pharma-Verschwörungstheorie.



              Was soll das? Machen Sie sich doch einfach mal ehrlich und bekennen Sie: "Ich will kiffen und dafür nicht kriminalisiert werden!" An der Stelle könnte ich dann auch wieder bei Ihnen sein. Ich bin ja auch für die Legalisierung weicher Drogen. Allerdings nicht weil ich diese für harmlos halte, sondern weil ich in der Kriminalisierung der User das größere Übel sehe.



              Aber weil wir gerade bei Big Pharma waren: Machen Sie sich bloß keine Illusionen. Sobald dieser Markt durch Legalisierung freigegeben wird, wird sich die pharmazeutische Industrie auch darauf stürzen und ihn verschlingen. Was glauben Sie denn wo die ganzen pflanzlichen Heilmittel herkommen? Die kommen nicht aus Oma Meume's verträumten kleinen Gärtchen. Die werden im großen Stil in Asien, Afrika und Lateinamerika landwirtschaftlich angebaut und bei uns vermarktet. Und der europäische Markt hierfür ist Dank der Öko-Welle gigantisch.



              Das wird nicht anders laufen. Da wird mächtig investiert und Kohle abgeschöpft werden. Und bei entsprechender Preisgestaltung wird der illegale Markt sich neu strukturieren oder das darin steckende Geld wird sich wieder andere profitträchtigere Marktnischen suchen.



              Mann! - Wir leben im Kapitalismus. Geld regiert gerade auch diesen Teil der Welt.



              Und von wegen: "Kriminalität läßt sich wohl kaum am "Stoff aus dem die Droge ist" festmachen." Sorry, aber das ist Quatsch! Was legal oder kriminell ist bestimmt der Gesetzgeber. Basta!

              • @LittleRedRooster:

                Ich stimme ihnen voll und ganz zu : "Was legal oder kriminell ist bestimmt der Gesetzgeber".



                Also entscheidet nicht der "Stoff aus dem die Droge ist" sondern der Wortlaut des Gesetzes.

                By the way: Cannabis (bzw der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol) ist ein legales Arzneimittel. Wie kann es dann zu den illegalen Drogen gerechnet werden ?

                • @Bolzkopf:

                  "Cannabis (bzw der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol) ist ein legales Arzneimittel. Wie kann es dann zu den illegalen Drogen gerechnet werden ?" (Bolzkopf)



                  Naja, wenn Sie das glauben, dann sollten Sie sich mal mit dem Inhalt des Betäubungsmittelgesetzes vertraut machen, bevor Sie hier weiterhin Ihre und meine Zeit verschwenden.



                  Ansonsten: Fragen Sie doch einfach mal Ihren Hausarzt wieso er ausgerechnet Ihnen das Zeug nicht verordnen will. Das könnte ja unter Umständen auch was mit Ihnen zu tun haben.



                  Aber sich mal ehrlich machen, zu Ihnen selber stehen, das wollen Sie sich ja offenbar nicht. Und deshalb habe ich jetzt auch keine Lust mehr an diesem Disput.



                  Servus - Das wars für mich.

  • Ach. Achwas.

    "Ein Großteil der Zahlungen, aus denen sich das UNODC finanziert, werden von Staaten erbracht, die eine restriktive Drogenpolitik vertreten, beispielsweise Schweden. Kritiker werfen dem Büro vor, sich in seinen Positionen vor allem nach diesen Spendern zu richten."

    de.m.wikipedia.org...C3%A4mpfung#Kritik

    • @Firlefonz:

      "So traten das UNODC und sein früherer (bis 2010) Leiter Antonio Maria Costa ausdrücklich für eine restriktive Drogenpolitik ein und stellten in eigenen Publikationen einseitig die Erfolge in Ländern mit einer solchen Politik heraus, so z. B. in dem Bericht Sweden's Successful Drug Policy: A Review of the Evidence."

      Bitte was? Schweden? Successful?

      "Das Gegenteil geschieht in Schweden. Hier gibt es scharfe Gesetze gegen den Drogenkonsum. Die Regierung setzt auf eine Null-Toleranz-Politik. Die Polizei darf eine Urinprobe anordnen, wenn auch nur der Verdacht besteht, dass eine Person unter Drogeneinfluss steht. Die betreffende Person muss dafür nicht unmittelbar beim Konsum ertappt worden sein oder Drogen bei sich tragen. In Schweden wird auch kaum zwischen harten und weichen Drogen unterschieden. Die repressive Linie wird von Politik und Bevölkerung mehrheitlich getragen.

      Trotz harten Durchgreifens verzeichnet Schweden allerdings eine steigende Anzahl von Verstößen gegen die Drogengesetzgebung. Statistiken der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zeigen, dass die Anzahl von Todesfällen durch Überdosierung steil nach oben geht und Schweden im Europäischen Vergleich schlecht da steht. Die Todesfälle pro Million der Bevölkerung erreichten im Jahr 2015 den Spitzenwert von rund 100 und lagen 2016 bei über 80, was dem Vier- bis Fünffachen des EU-Durchschnitts entspricht."

      www.tagesschau.de/...vergleich-101.html



      (Quelle leider offline)

      Ebenso in der Kritik steht das UNODC für seine Ablehnung von evidenzbasierten Maßnahmen der Schadensminderung ("harm reduction") wie etwa der Einrichtung von Drogenkonsumräumen.

  • Und hier ein Twitterthread was sie einem halt mal wieder NICHT sagen:

    twitter.com/pYranh...541381487722905600

    • @Firlefonz:

      Und der Witz ist doch dass das alles unter einem Verbot passiert. Nagelt die Gegner von Drogen auf genau diese Frage fest:

      Welche, belegbare (!) Erfolge hat das Drogenverbot denn vorzuweisen? Was hat es erreicht und gemessen woran? Fakten bitte. Und Quellen.



      Und was soll das Ziel sein? Und vor allem: Werden diese erreicht? Hat das Verbot irgendwas besser gemacht oder verhindert? Was sind denn die Erfolge von dem Verbot das wir jetzt schon seit Jahrzehnten haben?



      Und wie gesagt: Fakten bitte. Eine Meinung habe ich selber.

      Ich habe von der CDU Berlin trotz mehrfachem Fragen auch nach Tagen keine Antwort bekommen. Von keinem. Auch keiner Daniela Ludwig und auch keinem Burkard Dregger. Und auch niemandem von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).



      Die Gegner von Drogen glänzen vor allem durch zwei Taktiken: Größtmögliche Katastrophen herbeizuspekulieren - ohne jemals Zahlen oder Fakten zu liefern - und Auslassungen, dem weglassen von relevanten Informationen.

      Führt die Legalisierung von Cannabis zu einem signifikanten Anstieg im Konsum bei Jugendlichen (

      • @Firlefonz:

        (abgeschnittener Rest): Führt die Legalisierung von Cannabis zu einem signifikanten Anstieg im Konsum bei Jugendlichen (

        • @Firlefonz:

          @taz Kann es sein das der Kommentarbereich kein "kleiner als" Zeichen nach einer "Klammer auf" mag?

          Führt die Legalisierung von Cannabis zu einem signifikanten Anstieg im Konsum bei Jugendlichen?

          Die klare Antwort: NEIN!

          Ist das belegt?



          Antwort: JA!

          Ein Paper des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, dass sehr eindrucksvoll zeigt, dass der Konsum, gerade bei jungen Menschen, in den Ländern in denen liberalisiert wurde, gesunken ist.



          Link zu dem Papier: t.co/i8EnP0TiBp?amp=1

          Im Übrigen ist das nur eine Bestätigung hiervon:



          EMCDDA (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) 2011, dort S. 53:



          "Über diesen Zeitraum von zehn Jahren konnte in den fraglichen (acht!) Ländern jedoch kein deutlicher Zusammenhang zwischen den gesetzlichen Änderungen und den Prävalenzraten des Cannabiskonsums ermittelt werden."



          PDF: www.emcdda.europa....CDDA_AR2011_DE.pdf



          Quelle: www.emcdda.europa....ual-report/2011_en

  • "BERLIN taz | In der EU sind dreißig Prozent der Drogentherapien auf den Konsum von Marihuana zurückzuführen.".

    Und da ist's noch nicht mal legalisiert/der breiten Masse zur Verfügung. Da müsste der Daumen nach unten zeigen.

    • @Wonneproppen:

      Cannabis IST bereits der Masse zur Verfügung! Du bekommst überall in Deutschland Gras. Ich komme vom Dorf und da wird genauso viel gekifft wie in der Stadt. Obwohl es verboten ist. Einziger Unterschied: das Gras ist, wie im Artikel korrekt beschrieben, viel potenter und damit gefährlicher geworden. Außerdem wird es oft gestreckt, bspw mit Haarspray, Glas, Kunststoffen, synthetischen cannabinoiden oder gar Blei. Kauft man Gras auf dem Schwarzmarkt, weiß man nicht wie potent es ist, es gibt oft sogar nur sehr potentes Gras und ob es gestreckt ist, ist für einen normalen Anwender kaum ersichtlich. Ich kenne allerdings keinen, der sich von den Gefahren oder der Strafverfolgung einschränken lässt. Wer kiffen will, kifft.

      Wenn es legal wäre, könnte die die tatsächliche kiffen wollen, es in Fachgeschäften kaufen, die über die Risiken aufklären, nur sauberes Gras mit ersichtlichem Wirkstoffgehalt verkaufen und dazu noch Steuereinnahmen einspielen. Die Einnahmen können dann in Prävention gesetzt werden.

      • @Martin Weber:

        Wozu Prävention, wenn es so sauber und harmlos ist?

        Ich kenne zum Glück einige, denen Führerschein, guter Ruf und eine leere Strafakte noch etwas bedeuten.

  • Hier werden sicherlich gleich die Fetzen fliegen. Ich hoffe trotzdem auf eine differenzierte Debatte... (vielleicht lese ich nur mit, habe heute schon bei ZON diskutiert)

    Trotzdem kurz meine Position:



    - CBD muss sein - vorgeschriebener Mindestgehalt-



    - am liebsten wären mir nicht-kommerzielle Genossenschaften mit staatlicher Überwachung (kommt aber nicht im Kapitalismus)



    - Nebenwirkungen dürfen im Diskurs kein Tabu sein



    - auch wenn es schwer fällt: so wenig ideologisch wie möglich und so verantwortungsethisch wie möglich diskutieren



    - Werbeverbot



    - Klärwasser Analyse Vorher/Nachher um eine Steigerung des Konsums nicht nur durch Fragebögen zu erfassen



    - eigentlich wäre eine Altersgrenze ab 21 besser (geht aber juristisch nicht)

    • @Oliver Tiegel:

      Problem an der Altersgrenzen 21: Jugendliche warten vielleicht noch bis sie 18 sind, aber bis 21? Dann kannste halt auch direkt mit 15 kiffen.

      Medizinisch gesehen wäre 21 wohl schon besser, aber mMn nicht realistisch durchsetzbar.

  • Der Cannabiskonsum ist und war noch nie verboten in Deutschland! Nur der Besitz und Handel sowie auch die unentgeltliche Weitergabe.

    • @Saile:

      Wie geht Konsum ohne Besitz?

    • @Saile:

      Wenn ich einen Joint, der in der Runde rum reiche, in die Hand nehme, dann besitze ich ihn. Ist verboten. Also muss ihn mir jemand angezündet in den Mund stecken. Selbst das gibt aber Probleme, wenn man einen Führerschein hat. Selbst Tage, he nach Testart auch Wochen später, können noch Spuren von THC nachgewiesen werden. Fällt ein solcher Test positiv aus, geht idr. eine Meldung an die Führerscheinstelle, Lappen ist weg und man muss eine MPU machen. Und das obwohl man nicht berauscht war. Der Grenzwert ist absurd niedrig.

      Mehr Infos zur Legalität in Deutschland: cannabisfakten.de/strafverfolgung