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Armut und InflationEin freudloses Leben

Nahrung, Energieverbrauch, soziales Leben – wer von Armut betroffen ist, leidet enorm unter der Inflation. Vier Menschen erzählen aus ihrem Alltag.

„Bei Tomaten dachte ich, dass ich mir das eigentlich nicht mehr leisten kann“, sagt Jasmin Rohling Foto: Philipp Reiss/Plainpicture

Die Preise für Essen und Energie steigen und setzen damit vor allem Menschen unter Druck, die von Armut betroffen sind.

„Das Schlimmste ist die soziale Isolation“

Ich muss nicht hungern. So schlimm ist es bei mir noch nicht. Wenn ich wirklich Hunger hätte, könnte ich meine Nachbarin anrufen, sie würde mich zum Essen einladen. Oder meinen Sohn, der ist berufstätig. Aber das tue ich nicht gern.

Ich war Krankenschwester, habe unterrichtet und verschiedene Zusatzausbildungen gemacht. Im Mai 2016 bin ich in Rente gegangen, arbeite aber hier und da in kleinen Jobs, als Komparsin bei der Oper oder für Filmproduktionen. Das Geld reicht trotzdem nicht. Vor einem Jahr wurde ich an den Augen operiert und brauche seitdem dringend eine Brille, die kann ich mir aber nicht leisten.

Seit die Inflation so hoch ist, kann ich auch kein Eis mehr essen gehen. 1,80 Euro für eine Kugel kann ich mir einfach nicht leisten. Einmal die Woche gehe ich zur Tafel, da ist die Lage seit dem Kriegsausbruch schlimm geworden. An einem Tag habe ich zwei Stunden angestanden und dafür drei Möhren und ein bisschen Brot bekommen. Dafür muss man einen Euro bezahlen. Einmal habe ich auch einen Salat bekommen, da habe ich mich sehr gefreut, aber schon beim Aufmachen hat er gestunken, weil er schon verfault war. Es ist ein freudloses Leben. Ich kaufe mir Kartoffeln und ernähre mich die ganze Woche davon. Das ist manchmal schwer zu akzeptieren.

Aber das Schlimmste ist die soziale Isolation. Wenn die Leute irgendwo Essen gehen, kann ich nicht mitgehen. Meine Hobbys wie Theater, Tanzkurse oder Zeitungsabos musste ich aufgeben. Die gesellschaftliche Zurückweisung, die man erfährt, ist wirklich deprimierend.

Laura Bauer, 71, Berlin

„Ich esse immer die Reste von meinem Kind“

Ich bin 28, meine Tochter ist 11 Jahre alt. Neben Hartz IV, Kindergeld und Geld von der Unterhaltsvorschusskasse haben wir den Lohn, für den ich ein paar Mal im Monat in einer Diskothek als Servicekraft arbeite. 13 Euro pro Stunde. Wenn man davon Miete und die gestiegenen Gaskosten abrechnet, bleibt am Ende nicht viel übrig. Mit der Inflation ist die Lage noch schlimmer geworden, Freizeit ist jetzt gar nicht mehr drin. Mit dem 9-Euro-Ticket bin ich wenigstens etwas mobiler geworden, sodass ich auch mal in die Stadt fahren kann. Kino oder Konzerte sind dann trotzdem nicht mehr drin, das habe ich früher gerne gemacht.

Meine Tochter hat vor Corona immer in der Schule zu Mittag gegessen, das musste ich nicht bezahlen, weil ich Hartz IV beziehe. Nachdem sie zu Hause unterrichtet werden musste, stiegen die Lebensmittelpreise für einen Wocheneinkauf extrem an, durch die Inflation jetzt noch mehr.

Meine Tochter isst gerne Erdbeeren, Himbeeren und Tomaten, und bei den Tomaten dachte ich, dass ich mir das eigentlich nicht mehr leisten kann, 3 Euro dafür auszugeben. Ich will aber auch nicht, dass meine Tochter auf Obst und Gemüse verzichten muss. Daher verzichte ich dann auf eine Mahlzeit – ich esse immer die Reste von meinem Kind. Dabei würde ich liebend gerne mal wieder einen selbstgemachten Salat essen.

Die Politik müsste intervenieren und Sozialleistungen der Inflation anpassen. Also Erhöhung des Arbeitslosengeldes II, Rentenerhöhung, Unterstützung von Studierenden und Azubis und so weiter. Die Leute können einfach nicht mehr.

Vor dem Krieg gab es auch Lebensmittelspenden. Heute muss man sich in eine Warteliste eintragen, um sie zu bekommen. Da wir es ja trotzdem noch irgendwie schaffen, trage ich mich nicht in die Liste ein. Es gibt immer Menschen, die es schlimmer trifft als einen selbst.

Jasmin Rohling, 28, Landkreis Osnabrück

„Wir haben ständig Sorge, dass etwas kaputtgeht“

Meine Frau und ich leben in ländlicher Umgebung. Sie ist examinierte Altenpflegerin, ich habe lange als Koch gearbeitet. Gesundheitlich bedingt sind wir beide seit mehreren Jahren erwerbslos, und so hängen wir hier auf dem Dorf fest.

Als gelernter Koch kann ich gesund und preiswert kochen, aber die Einkäufe werden von Monat zu Monat teurer, obwohl wir weniger kaufen. Salate haben wir uns diesen Winter beispielsweise komplett verkniffen. Bewusst einzukaufen ist für uns finanziell nicht leistbar. Was über die Discounterwurst hinausgeht, ist schlicht nicht drin.

Wir haben ständig Sorge, dass etwas kaputtgeht. Dann wissen wir nicht, wo wir das Geld für Ersatz hernehmen sollen. Wir haben sehr alte Geräte. Diese sorgen wiederum für hohe Energiekosten, weil sie viel verbrauchen. Auch ist unsere Wohnung in einem erschreckenden energetischen Zustand, Isolierung ist fast nicht vorhanden.

Die Preissteigerung für das Heizöl merken wir erst in einem Jahr, wenn die Abrechnung kommt. Beim Strom hatten wir eine erste, halbwegs gnädige Erhöhung. Die Preisgarantie gilt aber nur bis Ende des Jahres und wir machen uns große Sorgen darüber, was danach kommt.

Durch unsere finanzielle Situation sind wir schon seit Jahren vom kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Leben weitestgehend ausgeschlossen. Das 9-Euro-Ticket haben wir gar nicht gekauft, denn es fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel, die uns zum drei Kilometer entfernten Bahnhof bringen würden. Darauf sind wir beide wegen unserer gesundheitlichen Situation zwingend angewiesen.

Thomas Rindt, 62, Niedersachsen

„Mitte des Monats weiß ich nicht mehr, wie ich zur Arbeit kommen soll“

Ich bin alleinerziehende Mutter und arbeite in Teilzeit als Betreuerin in der Pflege. Meine Arbeitsstelle ist 40 Minuten mit dem Auto entfernt. Wir leben auf dem Land und öffentliche Verkehrsmittel sind hier nicht gut vertreten.

Ich bemerke die Inflation deshalb vor allem daran, dass ich Mitte des Monats nicht mehr weiß, wie ich zur Arbeit kommen soll, weil der Sprit so teuer geworden ist. Das Auto kostet mich mittlerweile über die Hälfte meines Einkommens. Durch eine sehr hohe Stromnachzahlung ist die bald kommende Einmalzahlung, die das abfedern soll, bereits weg.

Bei Lebensmitteln müssen wir uns auch einschränken. Zum Beispiel kaufen wir keine Butter mehr. Frisches Obst und Gemüse sind ebenfalls nicht mehr so oft drin. Beim Fleisch ist es besonders schwer: Die Überlegung, woher ein Produkt kommt, können wir uns nicht mehr leisten. Aber selbst die Discounter sind deutlich teurer geworden.

Ich habe mir von der OneWorryLess Foundation, einer Organisation, die von Armut betroffenen Menschen hilft, Lebensmittelgutscheine schicken lassen, weil wir sonst nicht über die Runden gekommen wären. Ohne die Stiftung hätte ich auch keinerlei Möglichkeit, mit den Geschenken anderer Eltern mitzuhalten. Hochwertige Kleidung ist ebenfalls nicht leistbar – aber wer billig kauft, kauft zweimal.

Auch Bekannte, die etwas besser verdienen, haben zunehmend Schwierigkeiten. Das ist das Problem: Viele Menschen können sich die Situation einfach nicht vorstellen. „Du gehst doch arbeiten, also musst du ja genug Geld haben.“ Aber auch erwerbstätige Menschen sind betroffen, weil die Löhne zu niedrig sind.

Wiken Bronst, 46, Schleswig-Holstein

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20 Kommentare

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  • Heute im Bundstag:

    "Janine Wissler



    @Janine_Wissler



    8 Std.



    Die Preise steigen, viele Menschen wissen nicht, wie sie ihren Wocheneinkauf oder ihre Gasrechnung bezahlen sollen. Die Entlastungspakete der Ampel reichen nicht aus und sind sozial unausgewogen. Dazu habe ich heute im Bundestag gesprochen.

    #entlastung #IchBinArmutsbetroffen

    @Linksfraktion



    · 10 Std.



    .@janine_wissler: Die #Inflation trifft Menschen mit geringem Einkommen am stärksten. Aber nicht allen geht es schlecht. Energiekonzerne zum Beispiel machen fette Gewinne. Diese Krisenerträge, diese #Übergewinne müssen durch eine #Übergewinnsteuer abgeschöpft werden. #Entlastung"



    twitter.com/Janine...539959696387350531

  • Steckrüben, aussaht bis Ende Juni!

    Leistungen aus SGB2/SGB12 werden zwar im Vorraus gezahlt aber leider wird die Höhe etwas suboptimal, mit bis zu 18 Monaten Zeitverzögerung angepasst.

    Die Entwicklung des (etwas undursichtig festgestellten) Existenzminimums wird, soweit ich das Verstehe, bis Juni erfasst und eine 'Anpassung' im Januar des Folgenden Jahres wirksam.

    Inflation ab Juli wird also erst 18 Monate später, wieder im Januar berücksichtigt.

    Die Einmalleistungen stehen also für das Arbeiten am Symptom und nicht an der Ursache, der, vom Gesetzgeber beschlossenen Verzögerung.

    Gut, die Heizkosten übernimmt der Leistungträger voll.



    Die Kostensteigerung betrifft aber Nahrung, Kleidung und anderes.

    Danke an die FDP die an Hartz4 und Grundsicherung nichts mehr ändern möchte sondern am 'Bürgergeld' 'arbeitet'.

    Mal schauen ob es noch in dieser Legislatur kommt.

    Ps.: Ebenso könnte auch das Existenzminimum für Pfändungen einer vorgezogenen Anpassung bedürfen.

    Meine Steckrübensamen sind schon bestellt.

  • 1/2 Agenda 2010 – da war doch was, da ist doch was?

    Und diesbezüglich:

    „Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten? Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?“ / Goethe. Faust.

    Was Peer Steinbrück von der SPD heute dazu sagt.

    Die Inflation macht die Armen noch ärmer. Und was das bedeutet, schildern hier vier betroffene Menschen. Dem ist nichts hinzuzufügen. Die Traurigkeit spricht für sich.



    In der ARD-Sendung „Maischberger – Die Woche vom 22.06.2022 spricht Peer Steinbrück für sich, wenn er über die SPD redet und wie er sich die Politik seiner Partei nach der „Zeitenwende“ des 24. Februar 2022 vorstellt. / Link 1 / Von Traurigkeit keine Spur. Auch wenn Steinbrück fast schon „abräumt“, wenn er die Fehler benennt, die die SPD-Politik z. B. hinsichtlich einer Abhängigkeit der Energieversorgung Deutschlands von Russland u. a. m. spricht. Nun benennt der Verfechter der Agenda 2010 Konsequenzen und Rezepte für die Gegenwart.



    Steinbrück spricht dabei für mich noch einmal ganz im „alten“ Geist der Agenda 2010, wenn es um die Sozialpolitik geht. In perfekter Rhetorik. Er fährt gegenüber der aktuellen „inflationären Lage“ noch mal die sozialpolitischen „Rezepte“ auf, welche man von ihm und der SPD damals kannte. DA ist keine Spur von Selbstkritik. Nein, keine Einschnitte in das soziale Netz ABER gezielter Abbau von Subventionen, damit nur alles am richtigen Ort und den richtigen Leuten ankommt. Vor allem zu Beginn und zum Ende des Gesprächs werden seine Positionen deutlich. Aber kein Wort von Menschen, wie sie im Artikel hier zu Wort kommen. Aer ist das noch aktuell, was er sagt? Ist das noch die „aktuelle SPD“? Ich meine, dieses Denken ist jedenfalls noch „aktuell“ und meldet sich zu Wort. Man braucht nur mal den Taz-Artikel lesen: „Mögliche Maßnahme für Rentenausgleich: Ein perfider Vorschlag. BDI-Chef Russwurm will die Wochenarbeitszeit verlängern, um Renten zu sichern.“ (2)

    • @Moon:

      Mein Eindruck ist, dass der Zustand der SPD auch aktuell noch so ist und sich nicht so schnell ändern wird - zum einen wegen ideologisch-personeller Kontinuitäten, Seeheimer Kreis und dann auch aufgrund der Transformation der Partei hin zu Beamt*innen- und Angestellten-Partei in einer Gesellschaft, in der Menschen auf sich selbst fixiert werden und sind und die Schicksale ihrer Mitmenschen und die wahren Gründe dafür aus dem Blick verlieren. Sie wären selbst schuld und mensch müsse sie "pädagogisch" angehen ("fördern und fordern"). Die Anwält*innen der Prekarisierten (SPD), so sie es denn mal tatsächlich waren, hören sich gerne reden, gefallen sich in Anzug und fühlen sich wohl im Rampenlicht und in der Gesellschaft der Mächtigen - um da mal ein paar Klischees zu bemühen. Johann Most[1] hatte wohl recht, als er sich bereits früh (1870er) vom Parlamentarismes abwandte. Allerdings hat es bisher keine wirksame Bewegung für mehr Mitbestimmung und soziale Veränderungen gegeben ...



      [1] de.wikipedia.org/w...ordneter_in_Berlin

  • 2/2



    Alles ganz „aktuelles altes“ Denken, das sich da zu Wort meldet. Vor dem „Hintergrund“ der Notwendigkeit eines sozial-ökologischen Umbaus haben die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg manche sozialpolitische Maßnahme insbesondere in Bezug auf die Grundsicherung notwendig gemacht, welche die Erfinderinnen und Erfindern der Agenda 2010 gefürchtet hätten wie der Teufel das Weihwasser. Es konnte nicht mehr „nur“ um etwas fünf Millionen Arbeitslose gehen, die man sozusagen „in den Griff bekommen“ musste. Auch dadurch, dass man den anderen damit zeigte wo es lang geht, dass man eine Grundsicherung entlang der knappsten Bedingungen gestaltete und einen Niedriglohnsektor „bereitstellte“. Längst sind die Arbeitslosenzahlen so tief gesunken wie seit langem nicht mehr. Nur die Armen mit und ohne Arbeit sind geblieben. Die „Hartz IV-Politik“ erweist sich als Falle insofern, als vielen in der Corona-Krise von Arbeitslosigkeit bedrohten (Soloselbständige) plötzlich klar wurde, was sie in der Grundsicherung erwartete. Und zwar genau deshalb, weil sie bis dahin auf dieses Szenario so genau und so zustimmend betrachtet hatten. Schadenfreude ist da allerdings nicht am Platz. Plötzlich zeigt sich, wie groß die Armutsbedrohung „für alle“ geworden ist. Und es zeigt sich hoffentlich auch, dass die alten Rezepte nicht dazu taugen, diese Bedrohung abzuwenden UND die bestehende Armut zu beseitigen.



    Deshalb zur Erinnerung dieser Text. Nicht noch mal das Ganze.

    Link 1:



    www.ardmediathek.d...YtNjBmMDFhY2VhODUw



    Die komplette Sendung:



    www.ardmediathek.d...QtNjJhYTYzNzkwMDY4

    Link 2:



    taz.de/Moegliche-M...usgleich/!5859665/

  • #IchBinArmutsbetroffen hat eine Petition gestartet, die noch vieel zu wenig beachtet wird:

    " Wir fordern eine gesellschaftliche Umverteilung hin zu mehr Gerechtigkeit, unter anderem durch

    armutsfeste Mindestlöhne,



    existenzsicherndes BAföG,



    Einführung einer Grundsicherung für Kinder,



    Abschaffung der Bedarfsgemeinschaft,



    Anhebung von Regelsätzen auf ein lebenswürdiges Niveau,



    krisenfeste Absicherungen für Alters- und Erwerbsminderungsrentner:innen,



    Abschaffung von Bürokratie und menschenunwürdigen Sanktionen."



    weact.campact.de/p...n-schafft-armut-ab

  • Ich verstehe nicht, dass die Sozialverbände den Staat nicht verklagen das es kracht.

    Es ist doch offensichtlich, dass das im Grundgesetz verankerte Existenzminimum durch Corona und hoher Inflationsrate schon lange nicht mehr gegeben ist.

  • Ich empfehle den Film "Ich, Daniel Blake" von Ken Loach aus dem Jahr 2016.



    Der Film zeigt exemplarisch wie es um die unteren Schichten bestellt ist. Der ganze bürokratische Wahnsinn. Auf der Strecke bleiben die Bürger. Erschütternd!

    • @cuba libre:

      Ja, ein sehenswerter Film! Da kann ich nur beipflichten!

    • @cuba libre:

      Das kann ich bestätigen!!! Ich "muss" es auch, denn der Film zeigt das "exemplarische" nach geradezu dokumentarisch auf. Da kann auch keiner ausweichen und darauf verweisen, dass es ja um die Verhältnisse in UK ginge. Schon - aber dort sind die "politisch-administrativen" Bedingungen, welche die Erwerbslosigkeit und die Armut "steuern" (eigntl. schon zynisch formuliert) ganz ähnlich wie in D. gestrickt. Sie entstammen ja auch dem gleichen ideologischen Denken. Ich musste mich teilweise zwingen, den Film anzusehen - allein schon, wenn er bürokratische Abläufe vor Augen führt. Aber noch mal ansehen, wenn die Gelegenheit da ist, sofort.

      Um so wichtiger, dass hier in der Taz Betroffene ihre Realität schildern!

      • @Moon:

        Völlig richtig!



        Leider wird TopGun II die meisten Zuschauer eher locken.

        Vielleicht haben wir es nicht besser verdient. Aber man könnte dagegen angehen. Einen Rudi Dutschke ist halt weit und breit nicht in Sicht!

  • Ich denke das schlimmste ist, das niemand was dran ändern will. Für die Medien ist es eigentlich super, dann muss man für die Herz-Schmerz Berichte vor Weihnachten nicht bis nach Afrika fahren, sondern kann die verhungernden Menschen auch vor der Haustür filmen.

    Für die Politik ist es auch egal, denn Arme wählen weniger. Und weniger Sozialleistungen bedeuten mehr Geld für Prestigeprojekte mit denen man sich profilieren kann.

    Für die Wirtschaft ist es Klasse. Mehr Arbeiterscheuchen um die Bevölkerung zu erschrecken bedeutet mehr Lohndumping ist möglich.

    Und für den Rest der Bevölkerung? Lass bloß nichts ändern, es könnte ja schlimmer werden!

    Deutschland ein Trauerspiel.

    • @Imto:

      Auf Werbeplakaten hieß es aber mal "Deutschland - ein Land der Ideen"

      Nur welche Ideen hat man nicht gesagt.

  • Aber 100 Mrd Euro für die Bundeswehr ausgeben.



    So kann man das eigene Land auch zerstören.

  • Ich kann die Sorgen gut nachvollziehn. Versuchte ein Jahr ohne Brille zu studieren. Da war lesen nur bei Tageslicht möglich.

    Beim Fleischkonsum nicht auf die Herkunft zu schauen geht aber an meinem Verständnis vorbei. Vielleicht, weil ich mir Fleisch vor Ewigkeiten abgewöhnt habe. Man kann meines Erachtens gut auf pflanzliche Produkte ausweichen- allerdings nicht auf Fertigerichte.



    Um es vorsichtig zu formulieren, weil dem eigenen Kind nicht alles bieten zu können wehtut: Es ist vielleicht auch nicht immer nötig mit den Geschenken anderer Eltern mithalten zu müssen. Kids sind schlauer als allgemein angenommen und auch nicht grundsätzlich aus Zucker. Und trotzdem: Allen Betroffenen viel Kraft!

  • Das ist schon unglaublich, dass Existenzsicherungsrecht, Steuerfreibetrag nicht angepasst werden. Das BVerfG hat egrade meinen Eilantrag, dass im KVRecht bei Sehhilfen eine Härtefallregelung vergessen wurde, nicht angenommen. Man möchte dass Arme nichts sehen. Eine Schande die BRD.

    • @schönBehindert:

      Aber die blühenden Landschaften können Sie doch sehen, oder?



      Sorry, harter Zynismus.

    • @schönBehindert:

      Bei Sehhilfen ist eine Härtefallregelung bestimmt nicht "vergessen" worden. Das ist Absicht. Und das ist in der Tat eine Schande.

      • @Budzylein:

        "Das ist Absicht. Und das ist in der Tat eine Schande."



        Das denke ich auch. Umso irritierender, dass mensch hier auch unter den TAZ-Kommentaren Kommentare lesen kann, in denen das hartnäckig geleugnet wird.

      • @Budzylein:

        Jo, die "vergessen" so einiges. Die Missstände (niedrige Höhe, Sanktionen, Sanktionspraxis u.ä. bei Hartz&Co sind seit Jahren bekannt und es wird so gut wie nichts dagegen getan.