piwik no script img

Erwartungen beim DatingMehr als das Minimum

Die Erwartungen von Frauen an Männern beim Daten sind so gering – der geringste Respekt reicht aus, um sie zum Jubeln zu bringen. Das muss sich ändern.

Limbo unter den Ansprüchen an cis Männer hindurch Foto: Maskot/imago images

S tell dir vor, du bist ein cis Mann. Du bist ganz nett, vergewaltigst niemanden und respektierst in der Regel anderer Leute Grenzen. Und alle Frauen jubeln. Irgendwie smart: So lange kollektiv daran arbeiten, die Erwartungen von Frauen zu dämpfen, bis es ausreicht, ihnen basic Respekt entgegenzubringen, um sie zu beeindrucken. Nicht mal ich würde Limbo unter unseren Ansprüchen an cis Männer hindurchschaffen.

Eine gute Freundin erzählte mir einmal, wie sie sich in ihren damals neuen Freund verliebt hatte: „Er hat mir angeboten, bei ihm zu übernachten, damit ich nicht so weit nach Hause fahren muss. Und dann hat er mir einfach das Sofa bezogen und gar nichts bei mir versucht!“. Sprich: Er machte ihr einfach so ein freundliches Angebot und zwar ganz ohne den Hintergedanken, sie dabei zum Sex zu drängen. Toller Typ.

Wenn Frauen von einem richtig guten Date mit einem Mann erzählen, klingt das oft so: „Ich habe nein gesagt und er hat wirklich aufgehört!“ Versuch dir für einen Moment vorzustellen, ein Mann würde so von einem Date mit einer Frau erzählen. Unser Gegenüber als menschliches Wesen wahrzunehmen und es auch so zu behandeln, wird bei Frauen und Queers vorausgesetzt. Niemand bricht in Begeisterung aus, wenn wir die Person mit einem Mindestmaß an Respekt behandeln. Das ist auch gut so. Es sollte nämlich einfach die Grundlage jeder zwischenmenschlichen Interaktion sein. Wieso applaudieren wir cis Männern dann, wenn sie es schaffen, sich an diesen Mindeststandard zu halten?

Von niemandem Sex erwarten

Die Antwort ist offensichtlich: Weil wir so daran gewöhnt sind, dass sie es nicht tun. Kürzlich habe ich diesen Move auch gemacht: Ich erzählte einer Freundin von einem Date mit einem cis Mann. Es war dieselbe Freundin, die jetzt schon seit Jahren mit dem Mann zusammen ist, der sie auf seinem Sofa hatte schlafen lassen (er hat sich tatsächlich als toller Typ herausgestellt).

Besonders überzeugt hatte mich dieser Moment meines Dates: „Ich habe gesagt: Ich weiß nicht, ob ich mich gerade bereit für Sex fühle. Da lag ich schon halb nackt in seinem Bett. Und er so: Cool, dann können wir ja einfach knutschen und kuscheln!“ Ich sah meine Freundin erwartungsvoll an. Sie guckte zurück mit einem Blick, der sagen wollte: „Merkst du selbst, ne?“ Und dann merkte ich es selbst.

Ja, ich hatte mich durch seine Reaktion wohlgefühlt. Gleichzeitig sollte es Standard sein, von niemandem Sex zu erwarten und erst recht niemanden unter Druck zu setzen, mit einem zu schlafen. Leider ist das nicht Standard. Viel zu oft habe ich mich in ähnlichen Situationen wiedergefunden, in denen mein männliches Gegenüber sich enttäuscht umdrehte oder die ganze Nacht über insistierte. Wenn wir wollen, dass respektvolles Datingverhalten bei Männern Standard wird, sollten wir anfangen, es so zu behandeln. Das heißt auch: Nichts unter diesem Standard zu akzeptieren. Und mehr zu erwarten als das absolute Minimum.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Lou Zucker
Lou Zucker ist Journalistin und Autorin. Als Redakteurin arbeitete sie für neues deutschland, Supernova, bento und Der Spiegel, derzeit ist sie Chefin vom Dienst bei taz nord in Hamburg. Ihr Buch „Clara Zetkin. Eine rote Feministin“ erschien in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • Das liebe ich besonders an der taz: dass es der heterogenen Schwarmintelligenz der Leser*innenkommentare oft gelingt, einen Artikel zu retten.

  • 🥱 - Sack 🌾 - beim Zündungeinstellen -



    Gab’s & Galt mal O.T. - Oberer Tot• - 🙀🥳 - 🥱 💤💤💤 ihr Sorgen - leckt mich im Arsch bis Morgen.

    kurz & Volkers 👄 -



    Wer seinem 🐒 Zucker gibt.



    Wird schnell verpeilt & gern verrückt.



    Drum - statt ständig Popeln am Nabel:



    Einfach mal - halt Rand&Schnabel.



    & nu huhu - 🦉 -



    Auf Öcher Platt - Mach der Kopp zu.



    & 💤💤💤



    Dank im Voraus - Zwölfelf & aus.

  • Vorschlag: Filmindustrie (nicht die für Pornos) mitberücksichtigen.

  • Ich als alte weisse Hetero Frau wunder mich schon ein wenig. Meine Dating Zeit ist schon lange her. Aber ich gestehe, wenn ich mich damals direkt beim ersten Kennenlernen oder eher nach einer durchfeierten Nacht, halbnackt in ein fremdes Bett legte, habe ich schon Sex und keine Beziehung erwartet. Alles andere wäre ziemlich schräg gewesen.



    Aber gut, andere Zeiten, andere Sitten.

  • Das es einige grenzüberschreitende Typen da draußen gibt, steht ausser Frage. In diesen Fällen natürlich auch ganz klar auf der Seite der Frauen.

    Komplizierter ist es im realen Leben aber schon. Wären die Standards der Autorin plus Freundin nämlich wirklich so niedrig und für Männer das Zeigen von Respekt und Nettigkeit von Erfolg gekrönt, dann wäre das wohl die Flirt-Taktik schlechthin. " Ich lasse eine Frau auf meiner Couch in Ruhe schlafen und dann wird sie sich in mich verlieben". Das erscheint wunderbar einfach, wenn es denn wahr wäre. Vermutlich hatte der Typ schon noch ein paar andere Qualitäten?



    Das Angebot alleine kann schon zweideutig

    • @Alfonso Albertus:

      ....wahrgenommen werden( sollte das heißen)....



      Männer wie Frauen gehen fälschlicherweise davon aus, das ihre Geschlechtsgenossen/innen in der Mehrheit si ticken wie sie selbst. Ich habe feststellen müssen das dem nicht so ist und es wirklich widerliche creepy Typen da draußen gibt.



      Auf der anderen Seite sind die Werte eine jungen, linken urbanen Feministin und einer CDU wählenden Kleinstadtbewohnerin ebensowenig deckungsgleich und insofern auch die Erwartungshaltung an Männer eine Andere( abseits natürlich von sexuellen Übergriffigkeiten, was keine Frau möchte).

  • "Stell dir vor, du bist ein cis Mann. Du bist ganz nett, vergewaltigst niemanden und respektierst in der Regel anderer Leute Grenzen. Und alle Frauen jubeln, sagen dir, dass sie sich mit keinem Mann besser unterhalten können - und gehen dann mit einem Arschloch aus.

    • @pitpit pat:

      Dann würde ich folgendes darauf antworten. Jemand der frustriert ist, weil die Nettigkeiten nicht zum eigentlichen angestrebten Ziel führen, meint es in Wirklichkeit nicht so nett wie er tut. Insofern ist die Nettigkeit lediglich eine persönliche Hemmung im täglichen Verhalten, möglichweise auch verbunden mit einer gewissen verklemmten Attitüde.



      Am besten unterhalten kann ich mich auch mit einer Kumpel-Freundin von mir. Da läuft auch nichts von meiner Seite aus, weil das nicht reicht(ja, ich weiß das dies im Text behauptet wurde).



      So ganz ohne erotische Stimulation geht es also nicht.

      Desweiteren ist einvernehmlicher Sex eine einvernehmliche Grenzüberschreitung der alltäglichen Norm. An der Supermarktkasse läuft sowas ja in der Regel nicht.



      Hier wird leider von allen Seiten maximal ungenau kommuniziert, was zu weiteren Missverständnissen und geschlechtlichen Verwerfungen führt. Wäre aber auch die Frage zu klären, ob die Damen und Herren überhaupt vorhaben, die Probleme in diesem Leben noch zu lösen, oder ob die Haltung alleine genügt und ausreichend ist um halbwegs zufrieden durch das Leben zu gehen?( und was wäre das Leben ohne motzen und Probleme? Langweilig)

      Was also ist mit Grenzüberschreitung eigentlich gemeint? Vermutlich eine einseitige Grenzverletzung ohne Einvernehmlichkeit.



      Im Prinzip geht es also um das sensible Herantasten an die Grenzen der begehrten Person, um dann herauszufinden ob denn beide das Gleiche wollen. Manchmal aber auch nicht so sensibel, je nach Person. Es bleibt also kompliziert und spannend

      • @Alfonso Albertus:

        Sorry, aber das ist eine viel zu pauschale Verallgemeinerung. Nicht jeder Mann, der frustriert ist, weil er als der nette Typ zum Reden kategorisiert wird, tut dies aus strategischen Motiven bzw. ist frustriert, weil seine angebliche Strategie nicht aufgeht. Dass das eine Strategie sei, unterstellst du bzw. ist deine Interpretation. Dass Männer frustriert sind, weil sie sich eben nicht wie ein "Arsch" benehmen, dies aber in etlichen Fällen offenbar eher zu ihrem Nachteil wird, ist mEn. nachvollziehbar irritierend.

        Die Frage ist vielmehr - und das impliziert auch dein Kommentar - warum offenbar bei vielen Personen eine bestimmte Note fehlt (bei den Männern ggf. die Arschigkeit) und bei den Kumpel-Freundinnen ggf. bestimmte vergleichbare Weiblichkeitsklischees?

        Fakt ist, dass die überwiegende Mehrheit da draußen weder Feminist*in ist, noch alles auf so eine bürgerlich-urbane Art und Weise bis ins letzte Detail ausdiskutieren und reflektieren will und wird, denn dann sind wir nämlich wieder bei dem ach so abturnenden "netten" Gesprächen und Diskussionen, denen dann doch irgendwo die Sexyness fehlt, weil sowas ja viel zu rational-verkopft ist.

        • @White_Chocobo:

          Ich meinte auch nicht eine geplante Strategie, sondern eine Konditionierung auf totale Konfliktvermeidung die oftmals Personen unabhängig vom Geschlecht langweilig und berechenbar wirken lässt.

          Ich meinte auch keine Arschigkeit. Das ist nicht zwingend nötig und bei meiner Kumpel-Freundin fehlt nichts. Sie ist eben eine gute Freundin und in diesem Fall reicht das auch. Erst wenn es für Sie frustrierend werden würde, dann wäre wohl was falsch gelaufen.

          Die Mehrheit ist mir eigentlich egal und Feminismustrotz in vielen Punkten wichtig, aber Zustimmung bezüglich der Verkopftheit. Tatsächlich ist Sex und das sexuelle Empfinden eben ziemlich archaisch vom Akt her und damit das Gegenteil von Denken. Davor kann man natürlich trotzdem ein bisschen das Hirn anlassen...

      • @Alfonso Albertus:

        Ich stimme Ihnen, bis auf eine Kleinigkeit, gerne zu:

        Auch wenn es taktische Nettigkeit gibt (wer F will muss freundlich sein...)



        gibt es tatsächlichMänner, die sind einfach nett. Vielleicht auch, weil ihnen eigene und fremde Aggressivität Angst macht, sozusagen eine aggressionsgehemmte aber nicht unbedingt eine verklemmte Attitude.

        " Es bleibt also kompliziert und spannend" Und sollte es sein ;)

        • @pitpit pat:

          Es ging mir weniger um taktische Nettigkeit, sondern vielmehr um die Männer( oder Frauen) die nicht anders können als nett zu sein.



          Das ist in diesem Fall dann keine freie Wahl die eine Person trifft.

          Vielleicht hat die mangelnde sexuelle Aktivität etwas mit einer Aggressionshemmung zu tun. Die Nervennetze Sexualität und Aggression überlappen sich im Gehirn um ca 20 bis 30 Prozent.



          Gleichzeitig hat Sex eine aggressionshemmende Wirkung. Wobei Aggression nicht mit Gewalt oder Alpha-Mackertum gleichzusetzen ist.

          • @Alfonso Albertus:

            Irgendwie sehe ich hier klassische "männliche" Genderstereotypen nur in neuem Gewand - Aggression, Unabhängigkeit (der Mann als Macher), Kontrolle - das ganze mit einem Hauch von Biologismus. Die Gleichsetzung von Passivität bei der Initiierung von Sex mit Verklemmtheit spielt durchaus auch in das Genderstereotyp (und greift zu kurz, da das Problem ja eher sozialer statt sexueller Natur ist. Wie der Sex läuft, wenn es denn einmal dazu kommt, ist eine ganz andere Frage)

            • @tenkhac:

              Oder Sie haben meinen Kommentar nicht richtig gelesen....

              Denn ich persönlich bin weit weg von biologistischer Argumentation und im übrigen schrieb ich vom Gehirn. Da Frauen auch ein Gehirn haben und diese Studie nicht geschlechterspezifisch ausgerichtet war, geht es in dem Fall um die selben Nervennetze im Gehirn und das unabhängig vom Geschlecht.

              Aggression ist psychologisch erstmal eine Form der Erregung, die nicht destruktiv sein muss.



              Wie gesagt, daß gilt für alle Geschlechter.

              Das Männer zumeist die Initiatoren in der Kontaktaufnahme sind, ist kein biologisches sondern ein gesellschaftliches Phänomen.



              Die Veränderung hierbei läuft eher zäh. Zumeist geht es in den politischen Diskussionen eher darum, wie sich Frauen die Kontaktaufnahme in moderner Form wünschen, wie sie angeschrieben und angesprochen werden wollen. Das es weiterhin die Männer sind, die beim Online-dating als auch im Club den ersten Schritt gehen steht wohl prozentual außer Frage. Da die meisten Personen numal im hier und jetzt leben und nicht mit dem nächsten Date warten wollen, bis dann die Gesellschaft so weit ist, wird das Spiel halt mitgespielt.

              Unabhängigkeit finde ich generell sexy, aber vielleicht ist das ja meine ganz persönliche Wertung.



              Passivität habe ich nicht mit Verklemmtheit gleichgesetzt. Ich habe eine gewisse Form der Nettigkeit mit sexueller Gehemmtheit in Verbindung gebracht.

              Wenn ich mit sexuell attraktiven Personen in Kontakt bin und meine Libido so gar nicht spüre( oder erst hinterher) dann weiß ich in der Regel nach der Überwindung dieser Phase, das bei mir gewisse Dinge falsch liefen.

              Nein-nicht weil ich immer Lust haben muss...Was übrigens zum Thema Biologismus auch nochmal eine andere Betrachtung zum Text zulässt, wo wieder das Klischeebild vom Mann der immer will auftaucht

  • niemand, auch kein Mann würde behaupten, dass Männer alle unkompliziert, zuvorkommend und einfach nur korrekt sind. Genauso gilt aber auch umgekehrt, dass man nicht alle Männer in den schlechten Topf werfen kann.



    Das Problem ist nicht der Mann an sich, sondern die Verallgemeinerung, Kategorisierung und Zuschreibung von Gruppenmerkmalen. Das gilt eigentlich für alle Diskussionen, wo es um vermeintliches Gruppenverhalten geht, Die eine Seite wirft alle zusammen und nimmt die negativen Beispiele stellvertretend für alle aus der Gruppe die andere Seite nennt Gegenbeispiele, wo "Gruppenangehörige" nicht diesem Klischee entsprechen.



    Das heißt nicht, das die Mehrzahl der Männer nicht übergriffig sein kann, noch das Gegenteil, dass die meisten Männer rücksichtsvoll wären (das zu beurteilen, werde ich mir nicht herausnehmen).



    Solche eine Diskussion wird nur nicht zu einem Punkt kommen, geht sie doch von falschen Grundannahmen aus, nämlich alle Männer (bzw. alle Männer einer Unterkategorie, wie z.B. cis) wären annähernd gleich. Ersetzt man einmal den Begriff Mann durch Mensch, Deutscher oder Ghanese oder jede andere beliebige Gruppenkategorie dann sieht man, wo die Denke hinkt. Und das es eine unlösbare Diskussion ist, mithin gut zum Abfrusten, aber nicht um eine Veränderung herbeizuführen.

  • Schönes smalltalk Thema. Vielleicht fürs nächste Dating?

    Wobei, wenn respektvolles Verhalten das Minimum ist, was ist dann das Maximum was frau vielleicht bekommen kann?

    Oder ist es ein Problem der neumodischen Datingkultur? "Früher" lernte man sich auf einer Party kennen, trank in den nächsten Tagen einen Kaffee und in den nächsten Wochen ging es weiter. Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Ablauf hat nicht von unangenehmen Überraschungen geschützt. Aber es war mehr Zeit für eine Reaktion.

    • 9G
      91751 (Profil gelöscht)
      @fly:

      Der Artikel klingt wirklich stark nach Onlinedating, ansonsten könnte man im vornherein Abschätzen wie sich jemand verhält.



      Allerdings wird mir nicht ganz klar wieso man sich auf Leute einlassen sollte, die man anscheinend ganz knapp nicht verachtet? Muss ja nicht jedes Date erfolgreich verlaufen und ich kenne tatsächlich Frauen, welche -wie jeder andere Mensch- Ansprüche haben.



      Wie erfolgreich ein Date sein kann, wenn man dem Gegenüber von vornherein mit Abscheu begegnet weiß ich nicht.

  • Ich sach ma so: Die Erwartungen des Gegenübers zu enttäuschen, ist immer unangenehm, vor allem wenn man sie WIRKLICH nicht erfüllen will. Die umgekehrte "Selbstverständlichkeit", vom Gegenüber nicht Dinge zu erwarten, nur weil man sie selbst in der jeweiligen Situation gerne hätte oder für angebracht hielte, ist eben NICHT so selbstverständlich. Das gilt aber für den "erstrebenswerten" Ausklang eines schönen Abends genauso wie für die aufgehaltene Tür, den offenen Umgang mit "Beziehungs-Gepäck", anderen Macken, die einen potenziellen Partner interessieren können etc..

    Will sagen: Wo sich Menschen kennenlernen, gibt es IMMER Vorstellungen und/oder Erwartungen, die entäuscht werden können (oder erst garnicht alle in einem Menschen erfüllbar sind). Auch DAS sollte eigentlich selbstverständlich sein. Und wenn's am Ende vom Date keinen Sex gibt, obwohl einer von beiden das "enttäuschend" findet, dann ist das völlig normal. Es sollte weder denjenigen, der gerne würde, davon abhalten das zu kommunizieren, noch den, der lieber nicht will, in irgendeine Bedrängnis bringen - genauso wie bei allen anderen Dingen, wo Menschen, die nicht ganz gleich ticken, sich gegenseitig einfach respektieren und Grenzen setzen sollten.

    1. Wer das immer mit jeder Form von Enttäuschung hinkriegt, werfe den ersten Stein!

    2. Selbstverständlich ist, was man als selbstverständlich behandelt, nicht was selbstverständlich sein SOLLTE.

  • 1. Das stimmt so doch gar nicht. Keine Frau wird nach einem Date sagen: "Der Typ war zwar ein ungepflegter Langweiler der mich hatt das Essen bezahlen lassen aber Hey er hat mich nicht zum Sex gedrängt."



    2. Welche geilen Showeinlagen werden den von Frauen oder Transmännern erwartet?

  • "Irgendwie smart: So lange kollektiv daran arbeiten, die Erwartungen von Frauen zu dämpfen, bis es ausreicht, ihnen basic Respekt entgegenzubringen, um sie zu beeindrucken" Von dieser Behauptung fühle ich mich dann schon persönlich angegriffen muss ich sagen, denn das ist eine Unterstellung die alle Männer über einen Kamm schert

  • "Wieso applaudieren wir cis Männern dann, wenn sie es schaffen, sich an diesen Mindeststandard zu halten?

    Die Antwort ist offensichtlich: Weil wir so daran gewöhnt sind, dass sie es nicht tun."

    Was genau ist denn dann falsch an diesem applaudieren? Dadurch helft ihr doch indirekt dabei mit diesen "Standart" durchzusetzen....und als vertreter des männlichen Geschlechts finde ich es peinlich für uns so etwas schreiben zu müssen, denn natürlich sollte es völlig normal sein, aber das ist es anscheinen nunmal nicht und deshalb könnt ihr doch mit eurem applaudieren den Wandel beschleunigen denn nur dann merkt der hier beschriebene Typ Mann, dass es sich nicht lohnt ein Arschloch zu sein oder? Positives Feedback, für Positives verhalten....so erzieht man auch Hunde

  • Ich habe indes die Erfahrung gemacht, dass viele, auch junge Frauen, aus meinem Umfeld, die etwas übergriffigeren Männer lieber mögen. Denn die sind halt "richtige Männer".

    Das färbt natürlich auch auf einige Jungs ab, die nicht nur von konservativen Eltern und gleichaltrigen Geschlechtskollegen, sondern durchaus auch von dem Objekt des Begehrens mitunter lernen, das Zurückhaltung "memmenhaft, 'schwul' und weibisch" seien, wobei schwul und weibisch als "memmenhaft"bzw. schwach konotiert werden und unerwünscht sind.

  • Wichtige Info aus dem Leben als Hetero-Mann: Auch da kam es regelmäßig vor, dass Frauen insistieren oder sich gar "enttäuscht wegdrehen", wenn man keine rechte Lust hatte. Liegt nämlich nicht nur am Geschlecht, sondern ist ein Grundproblem beim Thema Begehren.



    Ich glaube, es hilft wenig, wenn man da - wie in dieser Kolumnenspalte der taz fast tägliche Praxis - die Cis-Männer unisono anpfeift.

    • @Achim Kniefel:

      [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • Wieso wird hier cis mit hetero gleichgesetzt?

  • Finde es schon witzig, da fasst eine Frau ganz passabel zusammen wie daneben sich viele Männer beim Daten benehmen, und andere Männer müssen ersteinmal erklären dass diese schwarzen Schafe ja die Ausnahme seien, und nur böse männerfeindliche Panikmache uns Frauen "den normalen Mann" so glanzvoll erscheinen lässt...

    Normal ist wohl das was am häufigsten anzutreffen ist, nicht was man gern hätte oder wie man sich sein Geschlecht gern denkt wenn man von sich auf andere schließt.



    Und der Erfahrung vieler Frauen nach ist "normales Verhalten" ihrer Dates eben meist eine recht enttäuschende, oder auch beängstigende Sache.

    Vielleicht ist es nicht "der falsche Typ" auf den Frauen fliegen, sondern das extrem viele Typen von grundauf falsch sind bzw erzogen wurden? Natürlich nicht, klar liegt dieser Eindruck daran das alle Frauen ja auch "Bad Boys" bevorzugen, also sind unsere "Annekdoten von Arschlöchern" eher situatives Karma, nicht wahr? Man selbst ist ja "normal", also muss der Typ ja eine negative Ausnahme sein.

    Leider scheint mir dieses positive "normal" eher die Ausnahme zu sein. Habe mit Dating aufgehört, da frau von Beschimpfungen bis Todesdrohungen alles zu erwarten hat wenn sie versucht klarzumachen das nichts läuft. Lief, nur als Annekdote, bei mir in 4 von 6 Fällen so. Kaum versuchte ich klar zu machen das der jeweilige Typ nicht mein Typ ist kamen wüsteste Beschimpfungen über mein Aussehen, das mich eh niemand f*cken würde, ect. Einer wünschte mir den Tod, unter anderem. Sahen normal aus, nette Bilder, mit Hund, beim Kochen und so. Aber muss wohl daran liegen das ich auch nur auf "Bad Boys" stehe und aktiv nach A-Löchern gesucht habe...

    • @Nichtige Nixe:

      Das klingt ziemlich unschön, was Sie da an Reaktionen von Seiten der Männer beschreiben. Ich möchte diese Typen auch auf keinen Fall in Schutz nehmen, bitte verstehen Sie mich hier keineswegs falsch.

      Dennoch frage ich mich in letzter Zeit einfach immer öfter ob ich in der Zeit stehen geblieben bin, oder dieses inflationäre Online-dating vielleicht auch nicht das Wahre ist, wenn all die Dates zu nichts führen ausser Frust? Wenn ich mal ein Date habe (was bei mir nur alle paar Monate vorkommt), dann endet das in der Regel entweder auf freundlicher Kumpelebene ohne körperlichen Kontakt, oder eben im Bett.



      Die Personen lerne ich im realen Leben kennen und habe so schon vor dem Date einen Eindruck, der nicht nur aus schönen Bildern und passender Online-Präsentation besteht.

      Der sogenannte Bad Boy ist das Gegenstück zum Nice Guy. Beides sind lebende Klischees die durch Misskommunikation zu Verwerfungen und Missverständnissen führen. Ich glaube das Frauen etwas anderes damit meinen wenn sie einen positiven Bezug zum "Bad Boy"-Klischee haben, als das was bei Typen inhaltlich ankommt.



      Der Bad Boy den Frauen meinen, kommuniziert direkt was er will, während Männer der Auffassung sind, das damit eine gewisse Form von bösartigem Mackertum eingefordert wird.

      . Denn der Nice Guy

    • @Nichtige Nixe:

      Aber Nixe, Sie maßen sich doch jetzt hier nicht an, die Datingerfahrungen von Frauen mit Männern beurteilen zu können? Da es sich um Datingerfahrungen mit Männern handelt, sind doch naturgegeben nur Männer dazu im Stande solche Erfahrungen stichhaltig und abschliessend zu bewerten.

      Und dies hier ja nun schon geschehen ist, ist ein Beitrag Ihrerseits erst recht nicht von Nöten.

  • Uff, ja.

    Cis dating ist einfach seltsam. Vielleicht läuft das zwischen uns TINQs einfach entspannter und weil es keine feste Schablone gibt nach der das abzulaufen hat oder weil eh alles so uneindeutig ist, dass wir es gewohnt sind gegenseitig unsere Bedürfnisse zu kommunizieren bevor es zu Enttäuschungen kommt.

  • Frau Zucker, ich befürchte, das Problem rührt vor allem daher, dass Sie sich für den falschen Typ Mann interessieren. Anders sind Ihre Behauptungen bezüglich Männern und deren Umgangsformen nicht für mich zu erklären.

    • @Bussard:

      Meine Güte bin ich froh, dass wir Fachpersonal wie Sie haben, das durch seinen umfangreichen Überblick über die Datingerfahrungen von Frauen solche Kolumnen genaustens einordnen kann.

  • "Wieso applaudieren wir cis Männern dann, wenn sie es schaffen, sich an diesen Mindeststandard zu halten?"

    Meine Vermutung: Weil die Erwartungen extrem niedrig sind. Wenn man den Menschen jeden Tag erklärt dass "Männer primitiv sind und immer nur das eine wollen" und "alles tun um eine Frau ins Bett zu bekommen", dann nehmen die Frauen das irgendwann ernst. Und sobald das erstmal als der neue Standard etabliert ist erscheint jeder halbwegs normale Mann wie ein Gottesgeschenk.

    • @Questor:

      Ihre Argumentation weist eine erhebliche Lücke auf...wenn wir davon ausgehen wollen, dass die von Ihnen referenzierte tägliche Erklärung über Männer nicht valide ist, was Sie wohl implizieren wollen, müssten Frauen ja ständig mit den genannten Gottesgeschenken konfrontiert werden. In dem Fall würde sich Ihrer Prämisse der quantitativen Konfrontation nach aber deren Standard derart verschieben, dass diese göttlichen Geschenke gar nicht mehr als solches erkannt sondern als normal empfunden werden...was dazu führen würde, dass die vorliegende Kolumne nie geschrieben worden wäre.

    • @Questor:

      "... dann nehmen die Frauen das irgendwann ernst."

      Yepp, und die Männer auch.

    • @Questor:

      Auch die Männer nehmen das ernst und erfüllen die düstere Prophezeiung, weil sie denken, es würde von ihnen erwartet.



      Dies das Rosenthal-Effekt.

  • Man könnte es auch so sagen: Wenn man Sex von Liebe nicht trennt, dann ist auch garantiert, dass das "Gegenüber als menschliches Wesen" wahrgenommen wird. Dass bei einem ersten Date wirklich schon Liebe entsteht, mag ich nicht vollkommen ausschließen, wäre aber sehr ungewöhnlich.

    • @Winnetaz:

      Ich finde das reicht nicht und ist auch nicht mehr zeitgemäß. Natürlich daten Menschen sich heute und haben Sex beim ersten Date auf Basis reiner Sympathie, dass wird als Gewinn der Modernen Gesellschaft behandelt. Und da wird genauso moralisches Verhalten erwartet.

    • @Winnetaz:

      Die begriffliche Trennung ist auch noch relativ jung und entspringt derselben Ideologie die uns auch Hexenverbrennung, Mädchenbeschneidungen, Kreuzzüge und Kolonialismus beschert hat.



      Danke Jesus

      • @KnorkeM:

        "Die begriffliche Trennung ist auch noch relativ jung und entspringt derselben Ideologie die uns auch Hexenverbrennung, Mädchenbeschneidungen, Kreuzzüge und Kolonialismus beschert hat."

        Bitte um Erläuterung.