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Volksinitiative gegen WerbetafelnReklame raus

Hamburger Ak­ti­vis­t:in­nen wollen Außenwerbeflächen verbannen. Am Montag meldeten sie deshalb eine Volksinitiative für ein Gesetz an.

Kann zwar auch auf gute Sachen hinweisen, ist aber selten der Fall: digitale Werbetafeln Foto: Oliver Berg/dpa

Hamburg taz | Sie strahlen hell und flimmernd, sind mitunter mehrere Quadratmeter groß und stehen dutzendfach in der Stadt am Straßenrand: Hamburg ist von digitalen Werbeflächen überschwemmt. So sieht es zumindest eine Gruppe von Aktivist:innen, die sich dieser Flut nun entgegenstellen will. Nun startet die Gruppe „Hamburg Werbefrei“ eine Volksinitiative zur Einführung eines Werberegulierungsgesetzes. Mit einer Kunstaktion auf dem Rathausmarkt begann am Montag die Unterschriftensammlung.

„Außenwerbung ist ätzend“, sagt Martin Weise von der Initiative. Man könne ihr im öffentlichen Raum nicht entgehen. „Und dann belästigen einen auch noch dumme und plumpe Slogans der kapitalstärksten Unternehmen.“ Schuld dafür sieht er aber auch bei der Stadt Hamburg, die das zulässt und durch die Vermietung der Fläche Geld verdient – auf Kosten der Bürger:innen: „Meine Aufmerksamkeit wird durch die Stadt verkauft“, kritisiert Weise.

Die Gruppe möchte mit dem Gesetz digitale beleuchtete Werbung und solche, die zwischen verschiedenen Inhalten wechselt, verbieten und die Hälfte der Werbeflächen für nicht-kommerzielle Inhalte freihalten. Das soll die Lichtverschmutzung reduzieren und die Privatisierung des öffentlichen Raums aufhalten, sagt Weise.

Zudem soll es das Stadtbild erheblich verschönern und Ablenkungen im Verkehr vermeiden. Darunter fällt auch die Forderung, dass es künftig gestalterische Vorgaben für Werbeanlagen geben soll, sodass sich das Stadtbild trotz der Werbung verschönert. Dabei dient Genf in der Schweiz als Vorbild. Die Stadt hat letztes Jahr beschlossen, ab 2025 keine öffentliche Werbung mehr zuzulassen.

Linke dafür, Grüne skeptisch

Für ihr Anliegen hat die Gruppe zumindest die Linke-Fraktion in der Bürgerschaft gewonnen, die sich in zwei großen Anfragen 2021 und 2022 zu diesem Thema informierte. Auf zwei Aspekte weist die Initiative dabei besonders hin: auf die psychische Belastung und den Stress, den die Reklamelichter und die Aufmerksamkeit heischende Werbung verursachen sowie auf den ökologischen Schaden, den die zunehmende Digitalisierung von öffentlicher Werbung anrichtet.

Ein „Digital Light Board“ verbraucht – wenn es rund um die Uhr läuft – so viel Strom wie 15 Zwei-Personen-Haushalte zusammen, wie aus einer Anfragen der Linken hervorgeht. Die beiden Betreiber von Hamburgs öffentlichen Werbeanlagen, Wall und Ströer, verweisen darauf, dass sie ihre Anlagen ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betreiben und nachts die Anlagen ausschalten oder dimmen. Wie viel geringer der Stromverbrauch ihrer Werbetafeln dadurch ist, teilen sie jedoch nicht mit.

Die Regierungsfraktionen in der Bürgerschaft sind nicht sehr beeindruckt von der Volksinitiative. Dominik Lorenzen, Vorsitzender der Grünenfraktion, betont, dass das Anliegen der Initiative wichtig sei, Hamburg diesbezüglich aber bereits gut aufgestellt sei. „Es gibt in der Stadt eine gute Balance zwischen Werbeflächen und Platz für die Menschen“, sagt er.

Nicht nur Lorenzen distanziert sich von der Notwendigkeit der Initiative. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) teilte der Gruppe in einem Gespräch mit, dass er die Einnahmen aus der öffentlichen Werbung lieber für Mobilitätsprojekte ausgeben wolle, sagt Weise. Die Stadt nahm 2020 für die Werbeflächen rund 27 Millionen Euro ein. Doch der Schaden durch die Außenwerbung überwiege in seiner Schwere die Vorteile der städtischen Einnahmen, finden die Aktivist:innen.

Volksentscheid für 2024 anvisiert

Damit das Gesetz offiziell bei Senat und Bürgerschaft Gehör findet, muss „Hamburg Werbefrei“ in den nächsten sechs Monaten insgesamt 10.000 Unterschriften sammeln. Schafft die Gruppe das, kann die Bürgerschaft den Gesetzentwurf verabschieden, wobei sie und der Senat das Recht haben, zunächst das Landesverfassungsgericht einzuschalten, um die Rechtmäßigkeit des Gesetzesentwurf zu prüfen. In den vergangenen Jahren sind dadurch schon mehrfach Volksinitiativen gescheitert, weil das Gericht die Ziele der Volksinitiativen für verfassungswidrig erklärte.

Beschließt die Bürgerschaft das Gesetz nicht, kann ein Volksbegehren beantragt werden, das innerhalb von drei Wochen fünf Prozent aller Wahlberechtigten unterstützen müssen, damit es Erfolg hat. Auch danach kann die Bürgerschaft eine Verabschiedung des Gesetzes ablehnen. Sollte dies geschehen, kommt es zum Volksentscheid, über den alle wahlberechtigten Ham­bur­ge­r:in­nen abstimmen können.

Es ist ein langer, mühsamer Prozess, den „Hamburg Werbefrei“ nun begonnen hat. Der Zeitplan der Gruppe steht jedoch schon. Dabei steht die Hamburger Gruppe in enger Zusammenarbeit mit einer gleich orientierten Berliner Initiative, die zeitgleich für ein ähnliches Gesetz in der Hauptstadt kämpft.

Nach dem erfolgreichen Sammeln der 10.000 Unterschriften soll 2023 das Volksbegehren losgehen. 2024 dann soll zeitgleich mit den Europawahlen der Volksentscheid auf den Stimmzetteln stehen, womit am Ende alle Wahlberechtigten über die Zukunft öffentlicher Werbung in Hamburg abstimmen könnten.

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40 Kommentare

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  • Auch wenn ich diese Initiative, wie so manche aktuelle Diskussion für mehr als fragwürdig halte (und ich mich wundere, wie wir die letzten Jahrzehnte mit Werbetafeln nur überleben und sicher Autofahren konnten) ist es für mich umso mehr ein Zeichen, dass Unternehmen lieber über online Werbeformate nachdenken sollten.

  • Wer sich in HH mal ein echtes Negativbeispiel anschauen möchte:



    S-Bahnhof Stadthausbrücke. Dort gibt es nämlich keinen einzigen Ort mehr wo man keine Displaywerbung zu sehen bekommt. Wer dort keine Werbung sehen möchte, kann da nur noch mit geschlossenen Augen durchlaufen

    ->Konsumterror vom Feinsten.!!!

    • @Wunderwelt:

      "->Konsumterror vom Feinsten.!!!"

      Ja, ganz schlimm, Orwell und Blade Runner zusammen lassen grüßen, oder?

      Wer sich selber ein Bild machen will, die S-Bahn-Station ist einfach hell, sauber, modern und freundlich:

      s-bahn.hamburg/mag...dthausbruecke.html

      • @Stefan L.:

        Interessant wie sie in ihrer Beschreibung den eigentlichen Gegenstand ausblenden..

        Wer sich selber ein Bild machen möchte:

        -> einfach mal hingehen und mit eigenen Augen sehen.!!

  • 'Genf ... keine öffentliche Werbung mehr zuzulassen'. Problem auch dort: An jeder privaten Fassade wird sich so zunächst mal nichts ändern.

  • Stehn vor allem an vielen Stellen auch nahe Übergängen in der Sichtachse Gehsteig - Fahrbahn, was die Verkehrssicherheit enorm erhöht ...

  • Filmplakate sollen bleiben dürfen oder für Kultur, Konzerten oder zu AdBusting-Zwecken. Alles andere kann weg.

  • Coole Sache, unterstütze das. Und als nächstes dann die Millionen Tonnen an gedruckter Werbung, die immer noch mit allen Tricks unters Volk gebracht werden. Und parallel den ätzenden Trümmerhaufen zurückerobern, zu dem die Werbemafia das Internet gemacht hat.

  • Geld regiert die Welt; am ende diktiert sie uns auch noch unser Leben auf.

    Sonst kriegen wir nicht mehr das Futter das wir so dringend brauchen.

    Schnell Werbung anschauen was jetzt wichtig für meine Ernährung und meine Mutti und Kinder ist.



    Nicht dass ich da was falsch mache....



    Und Ja Spinat brauche ich noch ... wegen eisen... Ich wäre ja so hilflos.. Dank Werbung bin ich Frei

  • RS
    Ria Sauter

    Bin ich auch dafür.



    Dann aber auch weg mit diesen Werbetafeln zu Wahlen.



    "Gutes Leben für alle" lese ich zur Zeit an allen Ecken in Schleswig Holstein.



    Noch Fragen warum die Linken so abstürzen?



    Gehts noch dümmlicher?

  • "Ein „Digital Light Board“ verbraucht – wenn es rund um die Uhr läuft – so viel Strom wie 15 Zwei-Personen-Haushalte zusammen, wie aus einer Anfragen der Linken hervorgeht."



    Das wären also so ca. und noch etwas mehr volle Badewannen mal Fußballfelder geteilt durch die Wurzel aus der Fläche des Saarlandes



    Was dann so ca. bis zu 150 kWh/Tag sind (2-3.500 kWh/annum und Zweipersonenhaushalt). Hier die Kreissäge zur Brennstoffherstellung hat 6kW und würde bei 24h Volllast genausoviel brauchen. Damit könnte ich allerdings nen Dreijahresvorrat (je nach Wetterlage auch 4) an Holz zerkleinern...

  • Die großen beleuchteten Werbetafeln sind dekadent und überflüssig. Bunte Lichter gehören zur Stadt, am besten zu den lokalen Geschäften. Aber diese Tafeln, teilweise mit der nutzlosen Pseudoinformation, sollte man aus ressourcentechnischen Gründen verbieten. Um daraus eine Idee der Rückeroberung des öffentlichen Raums zu machen, muss man sich aber schon sehr verbiegen.

    • @fly:

      Neon und Lichter: Stadt. Doch blinkende Neonreklamen sowie deren Nachfolger, LED-Blinker in Schaufenstern und die blöden Bildschirme an Fassaden: Das ist optische Lärmbelästigung - und dem rollenden Verkehr, auf wievielen Rädern auch immer, bewegt sich Irritierendes im Augenwinkel: Das lenkt ab und kann auch plötzliche Reaktionen auslösen. Auch per Fölien reklamehalber in Müllautos oder ähnliches verwandelte Straßenbahnen tragen nicht zur Verkehrsicherheit bei.

  • Also wir kritisieren nicht, dass Produkte als Waren verkauft werden, nur zur Mehrwertproduktion hergestellt werden und bei dieser Art des Wirtschaftens, so wie es aussieht der ganze Planet den Bach runter geht, sondern nur den Umstand, dass für den ganzen Mist geworben wird.

    Aus den Augen, aus dem Sinn, das wird an dem ganzen Elend rein gar nichts ändern.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Werbung wirkt also gar nicht? 🍔🍩🍦😇

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Au contraire mon mouton de la lune.

        Sie wird ja auch immer raffinierter und vielfach kann man sie gar nicht mehr von einem Musikvideo oder ähnlichen Kunstwerken unterscheiden.

        Interessanterweise greift sie auch gesellschaftliche Themen immer stärker auf. Es gibt kaum ein Kosmetik- oder Haarpflegewerbung, die nicht mächtig divers daherkommt.

        Das ist Boris Palmer anscheinend noch nicht aufgefallen, die DB-Werbung ist im Vergleich dazu ein Witz.

        "Die Verschwulung der Welt" (Suhrkamp) ist dort Wirklichkeit geworden.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Moin.



          Die Welt sei Werbung und Event



          bis Mensch sie nicht mehr kennt.



          Er zählt ja doch am End nur als Konsument. 🍔✈🚑 😃

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Kennen Sie eigentlich Mascha Kaléko?

            Falls nicht, deren Gedichte dürften ihnen gefallen.

            Sie hat z.B. über viele Tiere Gedichte geschrieben:

            Der Flamingo

            Ich traf einmal - in San Domingo



            Am Meeresstrande 'nen Flamingo.



            Gewiss, der Ort Ist recht entlegen.



            Doch war es dort! Des Reimes wegen.

            • 9G
              95820 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Bingo! Ich liebe die Werke von Mascha Kaléko.



              (Warten auf Donnerstag)

              • @95820 (Profil gelöscht):

                Waruum?!

                „Ich bin als Emigrantenkind geboren



                In einer kleinen, klatschbeflissenen Stadt,



                Die eine Kirche, zwei bis drei Doktoren



                Und eine große Irrenanstalt hat.



                Mein meist gesprochenes Wort als Kind war ‚nein‘.



                Ich war kein einwandfreies Mutterglück:



                Ich möchte nicht mein Kind gewesen sein.“



                blog.muenchner-sta...he-femaleheritage/

                • @Ringelnatz1:

                  Voll die Poetik am Start.

                  Wäre das schön, könnten wir als Bohemians



                  im Romanischen Cafe sitzen und mit Mascha Kaléko einen Einspänner zu uns nehmen.

                  Sie mochte es ja gar nicht ihre Gedichte vorzutragen, sie hatte auch nicht die beste Stimme dafür.

                  Egal, hätten wir es halt gemacht.

                  • @Jim Hawkins:

                    Wir gehen hinein(B:40008113) und setzen uns dazu!(B:30010702)



                    Draufklicken!



                    Am Nachbartisch Kästner, Tucholsky und Ringelnatz.



                    www.bpk-bildagentur.de/shop

                    • @Ringelnatz1:

                      Irgendwie bin ich leider zu doof, dieses Portal zu bedienen.

                      Bitte hilf mich.

                      • @Jim Hawkins:

                        Allet wird jut Jimmy!



                        www.bpk-bildagentur.de/shop



                        Falls nicht mehr da, in Suchmaske(o-l.)-romanische cafe- eingeben.



                        Ich sitze links von der Lady!(30010702)

  • Werbung in der Form wie wir sie heute vorfinden, ist eine der wesentlichen Faktoren, die den Kapitalismus zum Problem machen und dabei das dringend notwendige Umsteuern hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft blockieren..

    (wofür wird denn geworben.?:



    - für möglichst viel Konsum



    - inklusive maximaler Verschwendung



    - für die ungesündesten Lebensmittel



    - für besonders Umweltfeindliche Produkte



    - usw. usw..)

    Eigentlich sollten Grüne Politiker das realisiert haben. Von daher verstehe ich nicht, daß Hr Tjarks mit seiner Aussage seine eigene Politik sabotiert..

    Werbung gehört in jeder seiner momentanen Erscheinungsformen auf den Prüfstand..

    Ich unterstütze die Initiative gegen diese Form der Außenwerbung jedenfalls ausdrücklich..meine Unterschrift/Stimme habt ihr..

    • @Wunderwelt:

      Also ich sehe dort auch Werbung für die Bahn, für gesunde Lebensmittel, für Online-Kontaktbôrsen etc. Ich weiß nicht, mit was Sie ihren Lebensunterhalt verdienen, aber die meisten Menschen, die nicht in irgendeiner Form vom Staat leben, leben davon, das irgendwas verkauft wird. Und die meisten beleuchteten Werbetafeln in Hamburg sind an Bushaltestellen, die sowieso irgendwie beleuchtet werden müssen, und subventionieren damit den öffentlichen Nahverkehr.

  • "„Außenwerbung ist ätzend“, sagt Martin Weise"

    Schön, das ist die Meinung von Martin Weise und noch ein paar Anderen aber noch lange kein Fakt oder eine Mehrheitsmeinung. Sollte ein Volksentscheid 2024 eine Mehrheitsmeinung bestätigen, auch gut. Ansonsten zitiere ich meinen Vorkommentator: "Bunte Lichter und Werbung machen Städte lebendig, urban und modern..."



    Die beklopptesten Argumente gegen Aussenwerbung sind immer noch, sie würde zu stark ablenken und ärmere Menschen zu unsinnigem Konsum verführen und manipulieren. Das ist eine arg einfach gestrickte und vorgeschobene Kapitalismuskritik, weil man sonst dazu auch nicht Substanzielles zu sagen hat.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Stefan L.:

      Kleiner Nachklapp:



      „Ob Konsum fair und umweltfreundlich sein soll, kann besser die Gesetzgebung bestimmen. [….] Markenkommunikation unter identischen Bedingungen. Letzteres grundsätzlich zu verbieten, führt….[….] Zuständen wie in der DDR kurz vor dem Zusammenbruch. [….] dieses pathologischen Hass auf Werbung [….] ignoriert man sie [….] so aufregen würde, wäre ich schon längst in der Klapse, Einfach etwas lockerer werden...“



      Sie beten das ideologische Marketing-Sprech brav runter – vom angeblich „pathologischen Hass“ der Kritischen und vom „lockerer werden“ aka „Sie sind verbissen“. In Sachen Umwelt darf aber „die Gesetzgebung“ als Alibi ran. Und wenn wir die freie Reklameausübung nicht ihre wichtige Funktion erfüllen lassen, landen wir mittelfristig in der DDR 2.0.



      Ich schmunzle über sprachliche Mätzchen dieser Art. Ganz locker. Es amüsiert mich, wie einerseits kritischen Beobachter*innen unterstellt wird, sie würden Konsument*innen von Werbung für verblödet und debil halten, wie aber andererseits die Leser*innen ihrer Zeilen mit tausendfach gehörten Phrasen aus dem Marketingvokabular „für dumm verkauft“ werden sollen.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Vielen für ihre sehr treffende und entlarvende Replik.!

        Man könnte glatt den Eindruck gewinnen, die Werber sind sogar auch aktiv dabei die öffentliche Meinung zu Werbung ebenso zu manipulieren wie ihre Zielgruppen bei der Produktwerbung.

        -> (whitewashing of a dirty business)..??

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Wenn mein "Marketing-Sprech" idiologisch ist, ist es Ihre "Konsumkritik" ebenfalls.



        Und ja, Werbung komplett verbieten, heisst auch eine Marktwirtschaft, so sozial und fair sie auch sein könnte, komplett in die Tonne zu treten. Ohne Markenkommunikation gibt es einfach keine Marktwirtschaft. Die Alternative wäre eine Staatswirtschaft und dann sind wir tatsächlich wieder in der DDR.



        Und auch ja, wer behauptet, Werbung wäre ja so böse manipulativ und beeinflusst und lenkt den armen Betrachter so ab, der hält seine Mitmenschen tatsächlich für verblödet und debil.



        Ich habe nichts gegen kritische Beobachter, aber das sollte dann etwas differenzierter stattfinden. Man kann ja gerne einzelne Werbemaßnahmen kritisieren und auch Produkte in Frage stellen (Tabakwerbung z.B.) aber das gesamte System zu torpedieren, zeigt von Unkenntnis und Ignoranz. Mal eben die gesamte Marktwirtschaft abschaffen zu wollen, ist natürlich auch eine Position aber nicht meine.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Stefan L.:

      „einfach gestrickte und vorgeschobene Kapitalismuskritik,“ Jaha. Wer heiße Luft produziert und davon lebt, muss natürlich Werbung verteidigen. Wo kommen wir sonst hin, weil doch bei Konsumverzicht die Weltwirtschaft zusammenbricht. Machen wir also weiter. Dann bricht halt nur die Welt zusammen.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        "Wo kommen wir sonst hin, weil doch bei Konsumverzicht die Weltwirtschaft zusammenbricht. Machen wir also weiter. Dann bricht halt nur die Welt zusammen."



        Man könnte sogar Konsumverzicht werblich kommunzieren. Das Plakat, die Anzeige sind nur ein Kommunikationsmedium. Ob Konsum fair und umweltfreundlich sein soll, kann besser die Gesetzgebung bestimmen. Und wenn Regeln für alle gleich sind, spricht auch nichts gegen gezielte Markenkommunikation unter identischen Bedingungen. Letzteres grundsätzlich zu verbieten, führt halt mittelfristig zu wirtschaftlichen Zuständen wie in der DDR kurz vor dem Zusammenbruch.



        Ich kann auch nicht dieses pathologischen Hass auf Werbung verstehen. Wenn einem die Botschaft missfällt, ignoriert man sie und wenn ich mich über alles, was mir in der Welt missfällt, so aufregen würde, wäre ich schon längst in der Klapse, Einfach etwas lockerer werden...

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Stefan L.:

          „Man könnte sogar Konsumverzicht werblich kommunzieren. Das Plakat, die Anzeige sind ‚n u r‘ ein Kommunikationsmedium.“ Nur. Die Werber*innen tun ja ‚n u r‘, was verlangt wird. Die Frage ist aber „nur“: „Wer bezahlt – z.B. Werbung für Konsumverzicht?“ Konsumenten sollen glauben, ohne Werbung geht es nicht. Sogar beim Wetterbericht springt mir „Seitenbacher“ ins Gesicht.

    • @Stefan L.:

      Was ist blöd daran, darauf hinzuweisen, dass Werbung verführt und manipuliert? Glauben Sie da würde so viele Milliarden reingesteckt, nur um Städte zu beleuchten?



      Weniger Werbung zu konsumieren ist immer sinnvoll, allerdings denke ich da eher an Heranwachsende als an ärmere Menschen.

      • @Flo:

        "Was ist blöd daran, darauf hinzuweisen, dass Werbung verführt und manipuliert? Glauben Sie da würde so viele Milliarden reingesteckt, nur um Städte zu beleuchten?"



        Sicher nicht, es werden Milliarden reingesteckt, um über die Existenz von bestimmten Produkten und Dienstleistungen zu informieren. Sicherlich aufgehübscht und verführerisch, aber eine Werbeplakat ist und bleibt eine simple Markenbotschaft. Die Werbekritiker halte anscheinend die Menschheit für völlig verblödet und debil, also ob jeder Zweite nach der Sichtung eines Plakats zombiehaft die Geschäfte stürmt. Normalerweise nimmt man Werbung einfach zur Kenntnis. Gehört man zur Zielgruppe, fühlt man sich vielleicht angesprochen und betrachtet das Angebot genauer. Würde z.B. Langnese via Plakat ein neues Magnum-Eis mit Kaffebohnen und Mocca-Geschmack anbieten, wäre ich angetriggert (ich steh' auf Kaffee-Eis) und mir eins kaufen. Werbeziel erfüllt. Sehe ich z.B. ein Plakat für Zigaretten oder Verdampfer, registriere und ignoriere ich es, weil ich Rauchen widerlich finde und sehe ich eins der Spard-Bank, geht es mir am Allerwertesten vorbei, weil schon ein Konto habe. Werbeplakate funktionieren bei jedem unterschiedlich, bleiben trotzdem eine simple und harmlose Produktinformation.

  • Ich bin sofort dabei. Dieser umweltschädliche Müll muss weg.



    Vor allem die Werbeplakate der Parteien vor den Wahlen.

  • Bunte Lichter und Werbung machen Städte lebendig, urban und modern. Wie trostlos sahen die Ostblockstädte ohne Werbung aus! Mir kommt das alles sehr provinziell vor. Man will keine bunten Lichter, man will keine Leute die feiern, man will keine neuen U-Bahn Linien, ob Geld für den ÖPNV fehlt ist egal, am liebsten würde man die Bürgersteige um 18 Uhr hochklappen.

    • @Ruediger:

      Was für eine verkokste Ansicht zur Buntgestaltung von Städten ist das denn....ich kann Städte auch anders Bunt gestalten, mit Kunst, mit Deko und vor allem mit mehr Pflanzen....dass man dazu Werbung braucht, diesen Gedankengang halte ich doch für sehr Weltfremd.....Lichtverschmutzung und Stromverschwendung in gigantischem Ausmaß mal aussen vorgelassen.....und davon neue U-Bahnlinien zu verhindern und um 18 Uhr den Bürgersteig hochklappen ist hier garnicht die Rede

      • @PartyChampignons:

        Werbetafeln verhindern ja nicht, dass irgendwo bunte Kunst aufgestellt wird. Allerdings hat Kunst im öffentlichen Raum eigentlich eine andere Aufgabe, als dekorativ zu sein.

        Wenn wir keine "Lichtverschmutzung" wollen, dann müssen wir eben wohl um 18 Uhr die Bürgersteige hochklappen. Den Insekten, Sternengucker oder wer auch immer sich am Licht stört ist es egal, ob das Licht nun von Kunst oder Werbung kommt. Aber Hamburg ist kein Naturschutzgebiet, es gehört zum Wesen einer Stadt, laut und hell und bunt zu sein. Wer das nicht mag, ist auf dem Dorf wahrscheinlich besser aufgehoben.

        Im Zeitalter von LEDs und erneuerbaren Energien ist das kein Öko-Thema. Das ist einfach nur spießig.

    • @Ruediger:

      So ein Quatsch!



      Es geht hauptsächlich um beleuchtete (wechselnde) Werbeflächen, die völlig überflüssig und v.a. nachts irritieren und ablenken und dazu noch Insektenfeindlich sind! Auch mit erneuerbaren Energien 😡