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Selektive Aufnahme von GeflüchtetenZwei-Klassen-Asyl

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die Luftbrücke aus Kabul ist richtig. Umso größer ist der Hohn für die Schutzsuchenden, die nicht für ausländische Regierungen gearbeitet haben.

Welcome to Europe: Aliah aus Afghanistan im September 2020, im Flüchtlingslager Moria gestrandet Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

E s gibt neuerdings zwei Klassen von Fliehenden aus Afghanistan. Die einen haben in der Vergangenheit für ihr europäisches Gastland gearbeitet und sich dadurch in der afghanischen Heimat in Gefahr gebracht, seit dort wieder die Taliban an der Macht sind. Sie bekommen jetzt Einreisevisa und Aufenthaltsrecht und werden mit dem Flugzeug abgeholt – jedenfalls sofern sie die richtigen Papiere haben und überhaupt zum Flughafen von Kabul gelangen, was vielen verwehrt wird mittels Bürokratie und Waffengewalt oder einfach deswegen, weil sie gar nicht bis in die Stadt kommen.

Die anderen Flüchtenden aus Afghanistan werden einfach nur verfolgt und fürchten um ihr Leben, weil ihre bisherige Vita nicht den Moralvorstellungen der Taliban entspricht. Sie können jetzt sehen, wo sie bleiben. Entweder werden sie gleich an den Toren des Flughafens von Kabul zurückgewiesen und erschossen, oder sie landen in von Spitzeln durchsetzten Lagern in der Islamistenhochburg Pakistan, oder sie sterben auf dem Weg nach Europa: auf der lebensgefährlichen Odyssee durch Iran und die Türkei, in der Hölle der griechischen Insellager oder irgendwo in einem der vielen rechtsfreien Räume Europas zwischen Bosnien und Calais, in denen „Illegale“ gejagt werden wie Ungeziefer.

Diesen Flüchtlingen wird Europa nicht die Hand reichen, denn „2015 darf sich nicht wiederholen“, wie es derzeit fast täglich irgendein deutscher Politiker sagt. Man wird vielleicht noch ein paar medienwirksame Sonderevakuierungen veranstalten – für „Verteidiger der Menschenrechte, Künstler, Journalisten“, wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verspricht – und vielleicht kommen sogar einige Zehntausend in den Genuss eines Resettlement-Programms. Aber auch das heißt: Europa wählt einzelne Personen aus, der Rest wird ignoriert.

Das ist neu: Europa sucht sich seine Afghanistanflüchtlinge selbst aus. Über Einreise und Aufnahme entscheidet nicht das Ausmaß der Gefährdung, sondern der Grad der Loyalität beziehungsweise das europäische Interesse. „Die Menschen, die für uns gearbeitet haben, denen gegenüber haben wir eine Verpflichtung – aber das muss ­exakt begrenzt sein auf diese Menschen“: Wer hätte gedacht, dass die Maxime von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland zu Afghanistanflüchtlingen ziemlich genau die Position der EU und ihrer Regierungen wiedergibt.

Die westliche Luftbrücke aus Kabul ist gut und richtig. Sie zeigt, was möglich ist, wenn man nur will. Umso größer ist der Hohn für die große Mehrheit der Afghanen, die Schutz brauchen, ohne für ausländische Regierungen gearbeitet zu haben.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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34 Kommentare

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  • Innenkommisarin der EU (Johannsen) vor ca. 10 Tagen:



    "Es gibt keinen freien Zugang in die EU."



    Nachzulesen im Tagesspiegel.

    Nix AfD, offizielle EU-Position.

  • 1G
    14390 (Profil gelöscht)

    „Wer hätte gedacht, dass die Maxime von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland zu Afghanistanflüchtlingen ziemlich genau die Position der EU und ihrer Regierungen wiedergibt.“

    Kommt halt vor, daß auch die AfD vernünftige, mehrheitsfähige Positionen vertritt.

  • "Diesen Flüchtlingen wird Europa nicht die Hand reichen, denn „2015 darf sich nicht wiederholen“, wie es derzeit fast täglich irgendein deutscher Politiker sagt."

    Handreichungen und Nichtwiederholung schließen sich nicht aus. Eine massive Unterstützung der Nachbarländer seitens Europa bei der Flüchlingshilfe ist sehr wohl eine Handreichung.

  • Schutz brauchen in erster Linie Frauen.

    Fast alle Frauen in Afghanistan, denn die Taliban sind die Hölle.

    Afghanistan hat etwa 40 Millionen Einwohner, also etwa 20 Millionen Frauen und Mädchen.

    Im Vergleich: Syrien hatte, bevor Assad durchknallte, etwa 19 Millionen Menschen.

    Vielleicht könnte man mal damit beginnen die UN-Flüchtlingsorganisation zu unterstützen, die wieder drastisch unterfinanziert ist, genau wie 2015.

    Ein Aufruf der UNHCR vom 13. Juli 2021:

    "Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Unterstützung für die Regierung und das Volk Afghanistans und seiner Nachbarn in diesem kritischen Moment im Geiste der Solidarität und Lastenteilung zu verstärken.



    Die humanitären Ressourcen sind derzeit dramatisch unterfinanziert. Der Finanzappell von UNHCR für die Situation in Afghanistan (einschließlich der Maßnahmen für afghanische Flüchtlinge in Pakistan und in Iran) bleibt mit nur 43 Prozent der insgesamt benötigten 337 Millionen Dollar (285 Millionen Euro) akut unterfinanziert."



    UNHCR warnt vor drohender humanitärer Krise in Afghanistan – UNHCR Deutschland

    Deutschland hält sich ja sonst sehr mit UNCHR-Spenden zurück, obwohl die UNHCR achtzigmal mal so effizient Leben rettet und Leid vermeidet wie Deutschland bei gleichen finanziellen Mitteln. Und wie die meisten Migrationsexperten auch raten.

    Zur Abwechslung mal Handlungs- statt Gesinnungsethik!

    Grade für Frauen sollte es Sonder-Schutzzonen geben!

  • Zwei-Klassen-Asyl gab es in Afghanistan schon immer.

    Die Armen sitzen seit Jahrzehnten in elenden Lagern in Pakistan oder im Iran.

    Die Reichen können sich die Schlepper nach Europa leisten.

  • Zitat: „Wer hätte gedacht, dass die Maxime von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland zu Afghanistanflüchtlingen ziemlich genau die Position der EU und ihrer Regierungen wiedergibt.“

    Gegenfrage: Wen überrascht das?

    Auch in Europa wird das politische Rad kräftig zurückgedreht derzeit. Das aber wäre vollkommen unmöglich, wenn die Bevölkerung in Europa (wenigstens mehrheitlich) das wäre, wofür sie sich selbst hält: menschlich, offen und modern. Wir Europäer leben schließlich in Demokratien, nicht in Kalifaten.

    Gauland und die AfD sind nur Symptome einer Krankheit, die unter der dünnen humanitären Haut nie ganz ausgeheilt ist. Wenn man so will, ist das moralische Immunsystem „des Westens“ nie stark genug gewesen, um mit den Erregern der Unmenschlichkeit fertig zu werden, die zuletzt dreimal in 110 Jahren fast in die finale Katastrophe geführt hätten.

    Als Doppelsieger der Geschichte haben Länder wie die USA, England, Frankreich und Russland bis heute keine Veranlassung gesehen, über sich selbst nachzudenken. Und die Verlierer (allen voran Deutschland) wollten sich erst recht nicht befassen mit der Vergangenheit und ihren Ursachen. Man setzt materiellen Erfolg mit moralischer Überlegenheit gleich und orientiert sich bis heute an denen, die militärisch stärker waren.

    Nein, „das“ ist ist keineswegs „neu“: Europa hat sich seine Lieblingsuntertanen immer schon selbst ausgesucht. Es hatte die Macht dazu und hat nie kapiert, dass und wieso es darauf verzichten sollte. Als Resultat zweier Weltkriege war das Asylrecht von Anfang an ein Dorn im Auge derer, die Loyalität konkreten eigenen (nicht europäischen!) Interessen gegenüber höher wichten als das abstrakte Menschenrecht auf Leben und Zukunftschancen anderer.

    Der Jäger und Viehzüchter des Neolithikums steckt offenbar ziemlich tief drin im technisch hypermodernen Menschen. So tief, dass er ihn als immanenten Teil der eigenen Spezies ansieht. Neu ist das nicht. Nur mittlerweile noch ärgerlicher als früher.

    • 1G
      14390 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      „Als Resultat zweier Weltkriege war das Asylrecht von Anfang an ein Dorn im Auge derer, die Loyalität konkreten eigenen (nicht europäischen!) Interessen gegenüber höher wichten als das abstrakte Menschenrecht auf Leben und Zukunftschancen anderer.„

      Dann werfen Sie einmal einen Blick in die Protokolle des Parlamentarischen Rates, die sind sehr erhellend, wenn es darum geht, zu erkennen, was die Väter unseres Grundgesetzes eigentlich wollten: da lautete Art. 16a I GG nämlich noch „Politisch verfolgte DEUTSCHE genießen Asylrecht.“

    • @mowgli:

      Ihnen ist aber schon klar dass sich auch Gauland _für_ die Aufnahme der sogenannten Ortskräfte ausgesprochen hat?

    • @mowgli:

      Einfach nur Danke für diesen Text!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Das wird eine Aufgabe für alle (!!!!) Nationen, die am Afghanistan-Krieg beteiligt waren:



    USA, Großbritannien, Deutschland,



    Kanada, Niederlande, Frankreich, Polen, Australien, Dänemark, Spanien, Türkei, Rumänien, Norwegen, Bulgarien,



    Belgien, Schweden, Litauen



    Ungarn und noch viele mehr.

    Die Italiener sollte man ausnehmen, denn die haben in der Vergangenheit bereits viele Migranten aus Afrika ins Land gelassen.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Wieso nur für die?

      Was ist mit den Nachbarländern, insbesondere der Weltmacht China, die sogar eine Grenze zu Afghanistan hat?

      Was ist mit den Golfstaaten, die Medresen und Kämpfer finanzieren?

      • @rero:

        Was ist denn mit China? Oder was soll mit denen sein? Nur weil Sie Grenzen haben? Das bringt welche Verantwortung mit sich?



        Zum Glück haben wir keine "Verbindungen/Grenzen" zu Griechenland, Italien oder Malta, ob dann ihre Aussage immer noch jene wäre?

        • @Daniel Drogan:

          Nach Ihrer Logik bräuchte Deutschland dann keine Syrer oder Iraker aufnehmen?

          Wieviel Griechen, Italiener oder Maltesen flüchten gerade?

          Hätten die Staaten nicht versucht, in Afghanistan ein anderes Staatssystem zu implementieren, wären Sie dann auch dafür, keine Afghanen, die vor den Taliban fliehen, in Deutschland aufzunehmen?

          Und womit begründen Sie den fehlenden Einsatz der Golfstaaten?

          Sorry, Ihre Logik entzieht sich meinem Verständnis.

          • @rero:

            Hä die stumpfsinnige Meinung haben Sie doch aufgestellt. Nicht ich. Ich verwehre mich gegen so eine Meinung. Weil Sie aus einem goldenen Westen heraus betrachtet wird. wir hätten auch keine Kosovaren oder Jugoslawen dann aufnehmen müssen. Da könnte man ja froh sein, weit weg von allem zu sein. Nur beim Kriegen ist man mit dabei. *ekelhAfD*

            "Wieviel Griechen, Italiener oder Maltesen flüchten gerade?" War bezogen auf jene die vor den nicht zumutbaren Unterkünften fliehen würden.

            "Hätten die Staaten nicht versucht, in Afghanistan ein anderes Staatssystem zu implementieren, wären Sie dann auch dafür, keine Afghanen, die vor den Taliban fliehen, in Deutschland aufzunehmen?" Verstehe ich nicht, was wollen Sie sagen? Also wenn es keine Intervention gab ob dann Flüchtende vor der Taliban nicht aufgenommen werden sollten. Doch denn die Flüchten ja vor der Taliban, das hat doch nichts damit zu tun. Es herrscht doch Krieg dort oder nicht. Nur weil Dummköppe um bush junior da behauptet haben das der Krieg beendet wurde, heißt es nicht das der krieg beendet wurde.

            "Und womit begründen Sie den fehlenden Einsatz der Golfstaaten?"



            Was haben die denn jetzt wieder damit zu tun? Paschtunen sollen gleich mit welchem Land der Golfstaaten überein sein? Und wieviele Christen nehmen wir so aus Südamerika, Afrika und Co. auf. Achso Religion ist dann ja doch nicht so verbindend, nur bei den Muslimen können Personen wie Du die "Einheitlichkeit" der Religion einfordern. Btw. sollten sie sich informieren, das Islam nicht gleich Islam ist. Quasi ähnlich wie bei den Christen, Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und viele viele mehr....

            Das meine Logik ihrem Verständnis entzieht, ja das denke ich auch. Wer kein Grundverständnis davon besitzt hat es halt schwer.

  • Na ja, das ist ein wohlfeiler Beitrag und die Aussagen stimmen. Sie helfen aber nicht weiter, weil durch die Herrschaft der Taliban große Teile der Bevölkerung keine wirtschaftliche Perspektive haben, von den Verwerfungen der Freiheitsrechte ganz zu schweigen. Das Land kann schlichtweg 38 Millionen Menschen -und es werden immer mehr - nicht ernähren. Wir werden uns Gedanken machen müssen um die kommenden Flüchtlingsströme und wir werden um die Aufnahme von Afghanen nicht herum kommen. Es gilt die Deutschen inklusiv mitzunehmen und unsere Solidarität zu fördern. Die Hilfsbereitschaft ist groß und darauf können wir stolz sein. Quertreiber gibts immer, aber ständig auf angebliche deutsche Verfehlungen hinzuweisen, bringt nichts. Im übrigen hätten wir auf Jahre nicht aus Afghanistan abziehen dürfen, die Milliarden Euros, die Arbeit der Go NGO und der Bundeswehr waren sinnvoll angelegt.

  • "...sich dadurch...in Gefahr gebracht haben"



    Reicht es nicht, daß in den Kommentaren zu Afghanistan-Artikeln offen über "Kollaborateure" gehöhnt wird? Muß ein derartiger Unterton sein?

    • @Wurstprofessor:

      Ja, ich denke schon, dass das sein muss, auch wenn es sensiblen Gemütern vielleicht nicht behagt.

      Die Frage, was ein Mensch von seinen Mitmenschen erwarten darf und was nicht, ist die Grundfrage aller modernen Konflikte. Es geht dabei unter anderem um Selbst(vor)sorge und die Frage, welche Menschenpflichten es geben muss, wenn es tatsächlich Menschenrechte geben soll. Und ehe Sie fragen: Nein: Philosophie ist nichts, was nur in Gelehrtenstuben interessieren sollte. Eine geteilte Moral ist die Basis allen menschlichen Zusammenlebens und jeder positiven Entwicklung. Ohne sie ist kein Vertrauens-Vorschuss möglich und keine Fehler-Korrektur.

      Sich global auf Rechte zu einigen, die nur auf dem Papier stehen, weil sie nicht gleichzeitig an Pflichten gekoppelt sind, ist unter den gegebenen Bedingungen nicht einfach nur albern. Es ist extrem kontraproduktiv. Denn es führt nur zu noch mehr Enttäuschung und Frustration als die Erkenntnis, dass das „Ende der Geschichte“ womöglich doch noch nicht gekommen ist und sich niemand zu selbstgefällig zurücklehnen sollte. Der Westen nicht, seine Unterstützer nicht und auch nicht seine Gegner. Sagen Sie bitte, werte*r WURSTPROFESSOR: Was ist wichtiger: Ihr persönliches Wohlbefinden oder die Chance der Menschheit, aus tödlichen Fehlern zu lernen?

      Nun ja. Ich mache mir wenig Illusionen in Bezug auf Ihre Antwort. Aber gefragt haben wollte ich doch wenigstens.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        "Eine geteilte Moral ist die Basis allen menschlichen Zusammenlebens ...[....]"



        Geteilte Freud ist doppelte Freud.. Und geteile Moral ist Doppelmoral? (scnr)

      • @mowgli:

        Ich verstehe nicht, was Sie wollen. Mein Anliegen war es, daß im Text suggeriert wird, die Leute, die für "westliche" Militärs, Medien, NGOs usw. gearbeitet haben und deshalb auf den Todeslisten der Taliban stehen, daran irgendwie selber schuld sind - "sie haben sich in Gefahr gebracht" steht da ja ziemlich wörtlich.



        Darauf gehen Sie in Ihrem, ich sag's mal vorsichtig, Statement gar nicht ein.

  • "die große Mehrheit der Afghanen"



    Das ist doch der Knackpunkt. Afghanistan hat 39 Mio Einwohner - selbst wenn nur 10% akut Schutzbedürftig wären, sind das 3,9 Mio - wer soll die bitteschön in Europa alle aufnehmen?



    Solche Forderungen sind ja wohlfeil - aber welche Lösungsvorschläge haben Sie denn? Soll jede deutsche Familie jetzt eine afghanische aufnehmen und für sie sorgen? Denn die Aufnahmebereitschaft in unseren Nachbarländern geht gegen Null.



    Also - Lösungsvorschläge bitte anstelle von Forderungen.

    • @Holger Steinebach:

      Nun ja, in der Türkei leben über vier Millionen Flüchtlinge, im Libanon 1,5 Millionen. Und das ist ein kleines Land.

      Aber seien Sie sich sicher, keiner wird Afghanen in ihrer Einliegerwohnung unterbringen wollen.

      Die schaffen es gar nicht nach Deutschland. Viele werden bei dem Versuch hierherzukommen, einfach sterben, viele werden es nur bis ins Elendslager schaffen.

      Also, keine Sorge, ihr Wohlstand ist nicht Gefahr.

      • @Jim Hawkins:

        Der Libanon ist das nächste Pulverfass, das dann in deutlich mehr als 1,5 Millionen Flüchtlingen resultieren wird. Also kein gutes Beispiel.



        In der Türkei wachsen Ressentiments gegen Flüchtlinge. Ein gutes Thema für Erdogan (Mauer an den Grenzen etc.), um bei Teilen der breiten Bevölkerung noch irgendwo zu punkten. Bei über 30 % Inflation und einer verarmenden Bevölkerung, ist die Bereitschaft zur Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen eher gering - trotz der dafür erhaltenen Gelder. Nur die Zahlen anzugucken, bildet kein vollständiges Bild ab; z. B. nicht, wie es den Flüchtlingen denn dort ergeht.

      • @Jim Hawkins:

        Einen Lösungsvorschlag - wie Steinebach ja erbittet - ist ihr Kommentar allerdings auch nicht.

        • @mlevi:

          Ich fürchte, davor ist es wohl schon zu spät.

          Ich denke nicht, dass die Taliban alle Ortskräfte und deren Familien, alle liberalen Journalisten und Kulturschaffenden aus dem Land gehen lassen werden.

          Vielleicht könnte die deutsche Regierung versuchen, sie freizukaufen.

          Die Taliban brauchen Geld.

          Gesetzt die Regierung würde das tun, was ich nicht glaube, dann wäre das vielleicht ein Weg.

          Ansonsten sehe ich rabenschwarz.

      • @Jim Hawkins:

        Mal abgesehen davon, dass vermutet wird, dass Erdogan die Zahl der Flüchtlinge in der Türkei übertreibt und es in der Realität nur rund 2,5 Millionen Syrer sind, während die Afghanen dort illegal leben müssen.

        Abgesehen davon, dass womöglich auch 3,9 Millionen Schutzbedürftige in Kabul deutlich zu hoch gegriffen sein dürfte.

        Abgesehen davon, dass wer mit dem Flugzeug per Luftbrücke nach Deutschland kommt, natürlich nicht unterwegs stirbt.

        Im Libanon sind Flüchtlinge Menschen zweiter Klasse, die auch nach Generationen keine Chance auf vollständige gesellschaftliche Partizipation haben.

        Das ist oft der Punkt.

        Die Länder, die größere Flüchtlingskontingente aufnehmen, gewähren oft kaum wirtschaftliche Unterstützung oder gesellschaftliche Teilhabe.

        Eine befreundete Palästinenserin sagte mal, ihr biete Deutschland viel mehr Chancen im Leben als der Libanon, wo sie geboren ist und wo sie für etwa die Hälfte des Gehaltes eines Libanesen die gleiche Arbeit tun würde.

        Der Hinweis auf eine fehlende Aufnahmebereitschaft ist nicht völlig irrelevant.

        In der Türkei kippt es offenbar langsam:

        www.tagesspiegel.d...rkei/27466598.html

        Man tut auch den Flüchtrlingen keinen Gefallen, sie in ein Land zu schieben, wo große Teile der Bevölkerung sie nicht wollen.

        Wenn Sie das nur auf Angst um den eigenen Wohlstand zurückführen, tun Sie Holger Steinbach womöglich unrecht.

        • @rero:

          Das stimmt natürlich, die Lage der Flüchtlinge in der Türkei und im Libanon ist alles andere als gut.

          Nur, wen interessiert das?

          In Libyen gibt es Lager, in denen die Insassen gefoltert werden, Aufnahmen der Folterungen werden an die Verwandten in Afrika geschickt. Kommt kein Geld, werde die Leute zu Tode gefoltert.

          Oder, ganze Gruppen werden ohne Wasser in der Wüste ausgesetzt. Praktisch alle Flüchtlinge in diesen Lagern werden sexuell missbraucht.

          Jeder weiß das und es passiert dennoch Tag für Tag.

          Die Schergen verdienen so ihr Geld und dafür halten sie uns die Flüchtlinge vom Hals.

          Jeder der lesen kann, weiß das. Empört sich jemand? Kaum. Der unterschiedliche Wert von Menschenleben ist taxiert.

          Den Afghanen wird es da nicht besser gehen.

          Niemand demonstriert dagegen. Die empörte Jugend kämpft für ihre Zukunft, nicht für die der Hungerleider.

          • @Jim Hawkins:

            Die "Schergen" im Libanon halten Europa die Flüchtlinge doch gar nicht vom Hals.

            Sie sind es, die die Leute dann irgendwann in die Boote setzen - wenn sie sie nicht vorher umgebracht haben natürlich.

            Meinen Sie, irgendjemanden in Libyen interessiert es, ob hier demonstriert wird?

            Für die organisierte Kriminalität wird das umso mehr gelten.

            • @rero:

              Man sollte nicht gegen die Folterknechte demonstrieren, gegen die hilft nur Gewalt, man sollte gegen die deutsche Regierung demonstrieren, die die Schweinerei ermöglicht.

              Hier kann man sehen, wie viele, bzw. wie wenige über die Balkanroute und über das Mittelmeer kommen:

              de.wikipedia.org/w...stantr%C3%A4ge.png

          • @Jim Hawkins:

            Die Schergen bekommen ja nicht nur Geld von den Familien der Opfer/Flüchtenden, sondern von uns aus dem Westen ja auch noch. Es ist ein einiges Wirtschaftskreislauf geworden. Aber wehe ein Schiff nimmt mal 4-5 Dutzend Menschen auf, dann führt das ganz schnell zu Strafverfahren...darüber dürfte viel häufiger diskutiert werden und viel mehr dürfte auch die Staatsanwaltschaft tätig werden. Ja wenn die doch nur nicht dem BMI unterstehen würde...der genau das so will

            • @Daniel Drogan:

              Das stimmt, ohne die Unterstützung aus Europa würde es diese Lager gar nicht geben. Schlimm genug.

              • @Jim Hawkins:

                Die Lager gab es schon, bevor Gelder aus der EU nach Syrien flossen.

    • @Holger Steinebach:

      Die EU27 hat 447 Mio. Einwohner, das wären also nicht einmal 1%. Wir würden es kaum bemerken. Aber abgesehen davon ist es auch völlig unrealistisch das 10% das Land verlassen würden, weil die Region immer noch agraisch geprägt ist und die Menschen an ihrer Scholle hängen, solange kein Bürgerkrieg ausbricht, der ihnen den Boden unter den Füßen wegreißt. Und selbst wenn es 105 wären, würden fast alle in Nachbarstaaten wie Pakistan ziehen, dessen Kultur ihnen näher ist. Syrien, also die systematische Ermordung der eigenen Bevölkerung in einem Land von damals 20 Mio Einwohnern, war wirklich ein singuläres Ereignis. Aber auch das haben wir geschafft. Wir sollten auf die Verteidigung unserer Werte und der Menschenwürde gegenüber diesem Abgrund stolz sein, uns dafür feiern und nicht jammern, es dürfe sich 2015 nicht wiederholen.

      • @hedele:

        "Aber abgesehen davon ist es auch völlig unrealistisch das 10% das Land verlassen würden,"

        Wieso ist das völlig unrealistisch? Aus Lettland sind seit der Unabhängigkeit 27% der Bevölkerung ausgewandert, in den meisten ost- und südosteuropäischen Staaten findet die Auswanderung ebenfalls massiv statt, die dürften fast alle 10% der Bevölkerung seit 1990 schaffen.

        "Bulgarien, nach den Statistiken der UNO, verliert bis 2050 fast 25 Prozent der Bevölkerung."

        www.deutschlandfun...:article_id=436755

        • @Sven Günther:

          Sie machen aber den Fehler, von heute 10%, auf Jahrzehnte mit 25% zu rechnen.



          Die 10% und 25% sind da nicht vergleichbar.