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Fehlende Soldarität unter MütternAlles Jammerlappen außer Mutti

Immer wieder stellen Eltern die Existenz struktureller Missstände in Frage, weil sie sie persönlich nicht kennen. Warum fällt es so schwer, solidarisch zu sein?

Nur weil dein Kind nicht ständig schreit, heißt es nicht, dass andere nicht ständig schreien Foto: Christophe Ketels/ Compagnie Gagarine/Reporters/imago

W enn Eltern über das Elternsein schrei­ben, dann erzählen sie entweder lustige Geschichten über Kinder, Essen, Fäkalien und Familienleben oder sie schreiben über die Strukturen der Gesellschaft. Über diese Strukturen gibt es zwei Arten von Texten. Die einen sollen Missstände aufzeigen, die Eltern erfahren: etwa einen Mangel an Kinderbetreuung oder die Last von Care-Arbeit. Die anderen Texte hingegen sollen diese strukturellen Missstände in Frage stellen, und zwar mit nur einem, recht eigenwilligen Argument: dass die Au­to­r:in­nen solche Probleme nicht kennen oder sich dabei zumindest nicht so angestellt haben.

Immer wenn ich so einen Text lese, frage ich mich, was das für ein Reflex ist. Wieso versucht man anderen die Schwierigkeiten abzusprechen anhand der eigenen Biografie? Wozu? Das ist nicht nur offensichtlich schwach argumentiert, es ist auch unsolidarisch. Außerdem findet sich doch immer jemand, für den große gesellschaftliche Missstände kein Problem sind. Jemand, der sagt: Stellt euch nicht so an. Bestimmt findet man jemand, der Hartz IV bezieht und gut findet. Eine Frau, die Feminismus für überflüssig hält. Einen Betroffenen, dem Rassismus gar nichts ausmacht. Oder Menschen, die zufrieden sind mit der CDU in der Regierung. Und dann? Genau, nix dann.

Mir geht es gar nicht darum, einzelne Eltern zu verurteilen, weil sie sich zeitweise über andere Eltern erhöhen. Wahrscheinlich haben wir das unbedacht alle schon einmal gemacht. Vielleicht nicht in einem Text, vielleicht nicht zu strukturellen Problemen, vielleicht in einem Gespräch auf dem Spielplatz über Ess-, Schlaf- und Spielgewohnheiten. Kennt man doch, diese Gespräche: „Wie, du stehst nachts noch so oft auf? Also meiner schläft ja durch, seit er ein Embryo war.“ Gespräche, die einem Elternteil mit monatelangem Schlafmangel in etwa so guttun wie ein Tritt in den Magen.

Aber wieso ist es so schwer für Eltern und vor allem für Mütter, sich solidarisch zu verhalten und auf ein hilfloses „Ich kann das nicht, mir fällt das schwer“ nicht schadenfroh zu rufen: „Aber ich kann das, mir fällt das gar nicht schwer, du Jammerlappen!“ So will doch eigentlich niemand sein.

Die einzige Erklärung, die mir plausibel erscheint, ist, dass wohl gerade Mütter hoffen, so für Erreichtes endlich mal gelobt zu werden. Weil es sie so sehr dürstet nach Anerkennung für den Arsch voll Arbeit und die ganzen Sorgen, die sie seit der ersten ausgetragenen Schwangerschaft nebenbei wuppen. Endlich ein kleines bisschen Applaus. Einmal groß sein, wenn es sein muss, auch mit einem Fuß auf dem Rücken einer anderen Mutter.

Ich denke, es handelt sich mal wieder um das Symptom eines strukturellen Problems. Und ich freue mich schon jetzt auf den Le­se­r:in­nen­brief, der so sicher kommen wird wie die nächste volle Windel des Babys, der mir erklären wird, dass das kein strukturelles Problem ist und ich mich einfach nicht so anstellen soll.

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Saskia Hödl
Autorin
Jahrgang 1985, ist freie Autorin in Wien und schreibt über Politik, Medien und Gesellschaft. Ehemalige taz panter Volontärin, taz eins Redakteurin und taz2&Medien Ressortleiterin.
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30 Kommentare

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  • In den Elternkreisen, die mir als Mutter begegnen, erlebe ich eher das Gegenteil: Es werden alle negativen Seiten des Elternseins permanent herauf- und hinuntergebetet, geseufzt und die Augen gerollt. Man möchte für das Meistern der - auch strukturellen - Benachteiligungen beständig gelobt und bewundert werden, je mehr man herausgefordert ist, desto heroischer.



    Da kann ich dann oft nicht anders als dem Gegenüber das Glück, Eltern zu sein, ins Gedächtnis zurückrufen.



    Wäre es so ein furchtbares Schicksal, Eltern zu sein, wären wir längst ausgestorben. Ständiges Jammern darüber, könnte vielleicht doch noch Erfolg zeigen. Wäre doch schade.



    Ich jedenfalls bin gern Mutter und ja natürlich müssen wir gegen strukturelle Benachteiligung vorgehen, aber vielleicht könnte das ewige Jammern über das Elternsein an sich mal aufhören - oder die Menschen besser von Verhütungsmitteln Gebrauch machen. Einen Elternblog durchlesen, schon weiß man Bescheid. Wer das nicht möchte: Verhindern.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich schaue so durch die Kommentare und neben den erwartbaren ignoranten Totalverleugnungen wird das Problem einerseits auf einen Widerspruch zwischen Eltern und Solidargemeinschaft reduziert und andererseits auf die Verfügbarkeit von Kindergärtenplätzen.



    Beides ist allerdings aus einer kritischen Perspektive unhaltbar.



    Zur Solidargemeinschaft: Wer erarbeitet denn im Umlagesystem die Rente, unabhängig davon, ob die private Altersvorsorge in einer Inflation wertlos geworden ist? Wer wischt denn alten Menschen den Arsch ab, wenn sie es nicht mehr können? Die Kinder von Kinderlosen bestimmt nicht. Warum sollen Eltern für die Reproduktion der Arbeitskraft eine unbezahlte Mehrarbeit leisten, wenn doch diese Reproduktion eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist?



    Kindergärten sind auch nur dazu da, dass die Eltern auf Arbeit gehen können. Insgesamt haben sie dadurch nicht weniger Arbeit, sondern je nach Situation sogar mehr Arbeit und weniger Geld.



    Wenn es kein Geld gäbe und die Produkte der gesellschaftlichen Arbeit (nach bestimmten Regeln) allgemein verfügbar wären, könnten Eltern einfach weniger in produktiven Bereichen arbeiten und hätten davon keine Nachteile. Die Ungleichverteilung von unbezahlter Reproduktionsarbeit ist ein strukturelles gesellschaftliches Problem und kein individuelles.



    Um nicht bis zur Abschaffung des Geldes zu warten, ist es möglich - und wahrscheinlich grundlegend der bessere Weg - die unbezahlte Reproduktionsarbeit maßgeblich gleicher zwischen Eltern und Kinderlosen aufzuteilen, wie es in gemeinschaftlichen Wohnprojekten oft der Fall ist. Dann übernimmt eine Gruppe Verantwortung für die Kinder und die Eltern haben auch mal frei - ohne dafür wiederum bezahlen zu müssen - und können sich politisch und gesellschaftlich einmischen und kulturelle Veranstaltungen genießen.



    Für die Kinderlosen ist es auch nicht schlecht, Verantwortung für Kinder zu übernehmen und die Kinder selbst haben viel mehr Bezugspersonen, mit denen sie über Probleme reden können

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Warum sollen Eltern für die Reproduktion der Arbeitskraft eine unbezahlte Mehrarbeit leisten, wenn doch diese Reproduktion eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist?

      niemand zwingt dich dazu. wenn dir kinder zu anstrengend sind - bekomm einfach keine

      es gibt noch genug, die kinder bekommen, weil sie welche wollen. und nicht, weil sie dafür eine staatliche prämie erwarten

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Warum leidet private Altersvorsorge unter Inflation? Inflationsrisiken kann man mit Edelmetallen oder Immobilien hedgen. Man kann als Pflegebedürftiger die Menschen direkt bezahlen dafür, daß się einen Waschen. Bin für maximale Forschung, um Pflegeroboter zu entwickeln. Definitiv werden Kinder zu einem gewissen Prozentsatz aus egoistischen Motiven heraus gezeugt. Sie beschreiben auch ein intrinsisches Problem: Pärchen setzen zukünftig kinderlose in die Welt.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Zwei Einwände: Ich habe ein Problem damit, dass von mir erwartet wird, plötzlich solidarisch Kinderbetreuung zu übernehmen. Weder wurde ich bei der Zeugungsentscheidung eingebunden, noch habe ich Einfluss auf andere Entscheidungen, welche das Kind betreffen. Meine Erfahrung ist, dass Eltern einem sehr einschränken; man soll sich bei der Kinderbetreuung exakt so verhalten, wie diese es sich vorstellen. Das ist mir etwas arg einseitig. Zweitens bezahlen wir kinderlosen Singles schon mehr Steuern sowie solidarisch für die Krankenversicherungen von Familien. So, wie viele Eltern das Kind als ihr alleiniges 'Eigentum' betrachten, ist das für Dritte eben nicht so einfach, da zu bevormundend.

  • Also so Leuten, die mich immer bedauert oder wahlweise auch kritisiert haben, weil meine Kinder nicht schon ab Geburt durchgeschlafen haben, habe ich immer gesagt, dass das Durchschlafen evolutionär gar nicht gewollt ist und solche Babys viel häufiger an plötzlichem Kindstod sterben, weil sie nicht merken, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist, wenn sie schlafen (zu warm, nicht genug Atmung...), und sie davon nicht aufwachen.

    Isso.

    Man kann jeden Scheiß kontern.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Cededa Trpimirović:

      "[....] evolutionär gar nicht gewollt [....]"



      Eine schöne Erschöpfungsgeschichte war es, als Gott am 8. Tag die Evolution.erschuf.



      (Ich muss jeden Scheiß kontern. Isso. )

  • nun ich habe mich gegen Kinder entschieden und muss solche Diskussionen nicht führen ... aber klar, es gibt dieses Phänomen bei Müttern. Das muss gar nicht überraschen, denn das Streben nach Perfektion ist im weiblichen Narzissmus (Bärbel Wardetzki) angelegt und wer kannte nicht diese fleißigen, überkorrekten Mitschülerinnen die immer schon jede Aufgabe gelöst hatten und das ihren schier verzweifelten Mitschülerinnen auch gern unter die Nase rieben. Beim hochideologischen Thema Mutterschaft das immer noch so zentral für den Selbstwert von Frauen ist, bleibt die Steigerung dieses narzistischen Perfektionsstrebens die logische Folge.

    Allerdings diskutieren Männer so anders nicht. Den Stellenwert der Mutterschaft bei Frauen füllt bei ihnen traditionell die Kariere aus. Wenn wir uns nun vorstellen wie ein Gespräch zwischen einem beruflich unzufriedenen Packetlieferanten und einem erfolgreich in seinem Ausbildungsberuf aufgestiegenen Mann aussieht ... na ja, die Wahrscheinlichkeit liegt nahe dass der Aufsteiger seinen Aufstieg nicht auch als Glück, Frucht von Beziehungen, Elternhaus etc. sieht, sondern in erster Linie als legitime Ernte seines persönlichen Einsatzes begreift ... auch diese Jungs treten dann gerne nach unten und projezieren eben einfach mangelndes Engagement in ihr beruflich unzufriedenes Gegenüber.

    In einer Welt in der es kleine Kinder schon lieben aufwendigste digitale Rollenspiele zu absolvieren, und schlicht normiert zu agieren. Denn schließlich müssen a, b, c, ... Aufgaben erledigt werden, es müssen Kontakte anderen Teilnehmer*innen aufgebaut werden und schließlich x, y, z Tools erworben werden ... . Nun es sind Einübspiele für späteres (Sozial)verhalten. Spiele die ich personlich für "Arbeit" halte und nur gegen Entlohnung bereit wäre auszuführen ... Wir können sicher sein, wer die digitale Erfüllungsgehilf*innensozialisation durchlaufen hat und dazu noch die Konkurrenzsysteme Schule und Schulsport tritt gern nach unten, ist Geschlecht zweitranig

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Eigentlich ein Traumszenario für einen alleinerziehenden Mann. Würde dieser tatsächlich äußern: " ich pack das alles nicht mehr, mit den kleinen Söckchen, Süppchen, bunten Pflästerchen, Nagelläckchen( Tochter 4 Jahre), er müsste anbauen, um die ganze hilfsbereite Damenwelt begrüssen zu können.

  • Welche strukturellen Defizite werden denn von Eltern infrage gestellt?

    Nach mehr als einem eigenen Kind erlaube ich mir zu sagen: das Elternsein ist nie ganz leicht, ist in der Regel ist es Verzicht, mit der Zahl der Kinder wächst die Gelassenheit und am Ende lohnt alle Mühe.

    Das Problem ist mitunter, dass wir in Deutschland dazu neigen, alles haben zu wollen: tolle Familie, super Job ohne Stress, erholsame Freizeit und das ganz ohne wirtschaftliche Not oder körperliches/seelisches Leid.

    Leider ist das alles selten beieinander und kann auch nicht von der Gesellschaft eingefordert werden.

  • Danke für die solidarischen Worte

  • Solidarität lebt von Mäßigung, und die ist keine menschliche Stärke.

    Das gilt für beide Seiten: Es ist nicht nur unsolidarisch, auf berechtigte Sorgen und Nöte bloß abwiegelnd (oder gar nicht) einzugehen, sondern auch, die eigenen Sorgen und Nöte zu überhöhen und die Solidargemeinschaft dadurch in die Pflicht zu nehmen, sich doch gefälligst um diese zu kümmern. Genauso, wie man immer jemanden findet, der den Status Quo doch eigentlich ganz ok findet, findet man auch immer jemanden, der ihn gerne zu seinen Gunsten verändert sehen möchte - von wem auch immer, nur nicht von ihm selbst, das ist dann zuviel verlangt.

    Dieses Ansinnen kann durchaus maßlos sein, nur wird der Fordernde wohl kaum derjenige sein, der das als Erster einsieht. Was nun im Einzelfall Übertreibung und wohlfeiler Ruf nach der bequemen sozialen Hängematte ist und was berechtigte Kritik an im Sinne der Allgemeinheit zu adressierenden Misständen, ist also letztlich eine Frage des demokratischen Konsens, der eben aus der Kontroverse geboren wird und nicht aus der vorab gewährten Meinunghegemonie bestimmter Gruppen.

    Insofern halte ich es für durchaus gesund, wenn man die Diskursberechtigung zu solchen Themen nicht nur den selbsterklärten Opfern zuspricht. Sonst fehlt das Korrektiv. Wenn niemand mehr sagen darf "Stell Dich nicht so an!", lädt das letztlich zum Anstellen ein.

  • Und nun stellen wir uns mal vor, dass ein Mann öffentlich wehklagt, dass ihm das Berufsleben mehr Schwierigkeiten bereitet als den anderen Berufstätigen.Und er deshalb gesellschaftliche Solidarität einfordert bzw die Systemfrage stellt.

    • @Tragedy:

      total mein Punkt. Nach unten treten ist emotionales Ventil für Menschen (welchen Geschlechts auch immer) im durchkapitalisierten Konkurrenzbetrieb. Bei der Frau wirds am ekligsten im Bereich Mutterschaft, beim Mann eben im Beruf. Bei Aussteiger*innen ist´s variabel der Sport, die Diat (Veganer*innen habens voll drauf), das Leben off-road (...). Scheiße ist es allemal.

    • @Tragedy:

      Vorschlag zur Güte: Ihrem Teil mal‘n paar Füße anklempnern. Danke - 🙀 -



      So reicht‘s hück nichemal zum - Hinken.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an:

    “ Soli Dari RariTät

    Das ist halt disr Mngl. Das ist halt Soli Dari Rarität.







    Auf meiner breiten Brust sind sie alle selig eingeschlummert.



    Btw Kinder und Enkel. Nach der Methode: "Let Your Love Flow"



    www.youtube.com/watch?v=FQQj2rQBFvA



    (Muss ja nicht im Kornfeld sein).

    unterm—- aus dem Skat —



    Schreckte ich von einem Schmatzen schlaf hoch: Tochter schlief selig in der Wippe & Bessie hatte die brandneue Eilakte gelangweilt um eine Ecke kürzer gekatscht!



    Partyfotos - beide schlummernd im Schaukelstuhl - a lot. Bessie drunter - 🤫

  • So will doch eigentlich niemensch sein? Ich fürchte doch. Mein Stiefvater hat das genossen, es Idealist*innen wie mir von Zeit zu Zeit mal so richtig zu zeigen.

    Und der Übergang von einfacher Ignoranz, wie Sie sie auch beschreiben, bis hin zu Sadismus ist fließend. Da versteckt sich der Wolf namens Zynismus gerne im Schafspelzchen des Realismus.

    Von sich selbst auf andere zu schließen ist ein Fehler, den alle Menschen von Zeit zu Zeit machen. Aber bloß weil Sie progressiv sein wollen, diesem Ideal aber nicht immer entsprechen, heißt das leider nicht, dass das für alle gilt.

    Ich bin traurig darüber. Und manchmal auch wütend.

  • Problematisch ist nicht, wenn es Eltern einmal zu viel wird, und sie das auch artikulieren.

    Und wo es handfeste Defizite gibt, etwa bei der Kinderbetreuung, sind diese auch zu benennen.

    Problematisch ist, wenn Eltern diskursiv zur ÜBERsensibilität angeleitet werden werden: das Glas - statt als halbvoll - nicht nur immer als 'halb leer' zu sehen - sondern als 'ganz leer' (denn 'die Strukturen' sind halt so).

    Das Nicht-Artikulieren von massiven Problemen ist gewiß ungesund - nicht weniger ungesund ist es jedoch, das Glas immer nur als 'halb leer' bis 'ganz leer' zu betrachten. Dies führt nicht bselten zu einer zynischen Lebenseinstellung, die das Unglücklichsein vorprogrammiert.

    Da das Leben nie ein 'safe space' sein wird, dürfte es dem persönlichen Wohlergehen auf keinen Fall schaden, 'Resilienz', oder noch besser 'Anti-Fragility' einzuüben.

    Und ein realistischer Blick auf die Verhältnisse: nicht nur das Wahrnehmen der Defizite, sondern auch das Wahrnehmen des Erreichten.

    Ja, es gibt Fortschritt, es gab Fortschritt, und auch den sollten wir würdigen.

  • „Aber wieso ist es so schwer für Eltern und vor allem für Mütter, sich solidarisch zu verhalten und auf ein hilfloses ‚Ich kann das nicht, mir fällt das schwer‘ nicht schadenfroh zu rufen: ‚Aber ich kann das, mir fällt das gar nicht schwer, du Jammerlappen!‘ So will doch eigentlich niemand sein.“

    In den letzten 10.000 Jahren wurden die Strukturen zerstört, die Frauen brauchen, um in ihrer Kraft zu sein:



    - Netzwerke wurden zerstört



    - Frauen wurden von ihren Familien und Freunden isoliert (die Frau zieht zum Mann; nicht umgekehrt)



    - Die Freiheit, über den eigenen Körper und die eigene Sexualität selbst frei zu entscheiden, wurde verboten



    - Die weibliche Spiritualität als Gegenspielerin zur männlichen Spiritualität und Religion wurden vernichtet

    Übrig blieben Frauen, die statt wirklicher Kraft den Schatten der Stutenbissigkeit leben, die zickig sind statt kämpferisch und strahlend, die missgünstig und nachtragend sind, statt großherzig gebend, die verachten, statt lieben.

    In patriarchalen Strukturen sind Frauen und Mütter keine Schwestern, sondern Konkurrentinnen: Um Aufmerksamkeit, Macht und Ressourcen.

    Deshalb müssen wir diese Strukturen überwinden und hinter uns lassen. Denn sie schaden unseren Frauen und Töchtern – und auch unseren Männern und Söhnen.

    Zeit für Neues 💪💛👍

    • @Franny Berenfänger:

      Sie halten im Ernst einen vor 10.000 Jahren vielleicht(!) mal vorhandenen Zustand für immer noch so dominant im weiblichen Genmaterial verankert, dass die Frau von heute darunter leidet, dass es ihn nicht mehr gibt? Ihre Mitmenschen für wenig anpassungsfähig, dass sie 10.000 Jahre lang nur den Mangel dieser "Strukturen" erleiden, ohne aus der Situation etwas Neues zu machen? Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal jemanden einen Biologisten nennen würde, aber Sie haben's geschafft.

      Und wenn ich sowas lese:

      "In patriarchalen Strukturen sind Frauen und Mütter keine Schwestern, sondern Konkurrentinnen: Um Aufmerksamkeit, Macht und Ressourcen."

      ...frage ich mich wirklich, auf welchem Planeten es geschrieben wurde.

      Aber mal langsam und ganz praktisch und "biologistisch": Ihnen scheint das Kommunenmodell vorzuschweben, wo Kinder von der Gemeinschaft erzogen werden und keine persönliche Beziehung zwischen Eltern und Kindern aufgebaut wird. Halten Sie dieses wirklich für gesund? Und (jetzt kommt der Knackpunkt) bei einer Weltbevölkerung von mehr als - sagen wir - 500 Millionen Menschen für ansatzweise paktikabel?

      Denn in allen anderen Gesellschaftsmodellen sind Schwestern daran zu erkennen, dass sie dieselbe Mutter haben. Sonst sind Frauen KEINE Schwestern und werden es auch nicht durch Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern.

      Denn wenn Sie glauben, es wäre das Patriarchat, das den Wettbewerb hervorgebracht hat, dann sollten Sie vielleicht nochmal Ihren Darwin lesen und sich mit dem physikalischen Phänomen des limitierenden Faktors auseinandersetzen. Das Patriarchat hat den Wettbewerb nur in geschlechterspezifische Kategorien kanalisiert. Existiert hat er schon seit weit mehr als 10.000 Jahren, und ohne ihn gäbe es uns heute nicht.

  • Das Problem gilt ja nun für beide Seiten. Jede Seite hat ihre eigenen Erfahrungen, die mit der der Gegenseite nicht übereinstimmen.



    Daraus kann man allerdings erst einmal nicht ableiten, dass eine der Seiten (z. B. die benachteiligte) Recht hat.



    Warum sollte also die eine Seite sich verbal verbreiten dürfen und die andere nicht?



    Einzelerfahrungen lassen keinerlei Rückschlüsse auf die allgemeine Wirklichkeit zu.

  • Ja stimmt! Stellt euch nicht so an!



    Stellt euch nicht so an und akzeptiert Unterschiede ohne mit den Zeigefinger auf jemanden zu zeigen. Anstatt sich gegenseitig seine "Schwächen" aufzuzeigen, stützt euch und helft einander.



    Daher danke für den Artikel und die klaren Worte!

  • Das Problem dürfte die generalisierte Kritik sein. Wer sich beschwert schreibt höchst selten

    "Die Betreuungssituation in Isar Oberstein ist zumindest in unserem Stadteil verbesserungswürdig: Es gibt zuwenige KiTa-Plätze und das Vergabeverfahren ist intransparent".

    Gegen eine solche Beschwerde ist kaum Stellung zu beziehen, sofern man nicht entweder auf freie Plätze oder ein transparentes Vergabeverfahren verweisen kann. Stattdessen lautet die Kritik aber häufiger

    "Die Betreuungssituation ist das letzte, wie kann es sein dass sich ein derart reiches Land eine derartige Mangelsituation erlaubt. Die Politik redet viel, macht aber nichts"

    Und da gibt es ggf. sehr viel zu kritisieren, denn die Kritik impliziert eine Allgemeingültigkeit. Wenn ich also in einem Ort lebe in dem die Betreuungssituation prima ist, vielleicht sogar durch einen besonderen Einsatz der örtlichen Kommunalpolitik, dann widerspreche ich da sehr nachdrücklich.

    Das Problem ist dass Kritik in der öffentlichen Wahrnehmung an Gewicht verliert wenn sie differenziert und abgewogen formuliert wird. Pauschale Formulierungen wirken einfach besser, fordern aber halt auch Widerspruch heraus weil ich mein Problem als grundsätzliche Schieflage verkaufe.

    • @Questor:

      +1

  • Am besten man liest keine Texte von Eltern über das Elternsein. Dann muss man sich auch nicht darüber beklagen, dass sie nicht so sind, wie man sie gerne hätte, egal ob man zur Fraktion "strukturelle Probleme" gehört oder zur Fraktion "keine strukturellen Probleme".



    Erfahrungsgemäß sind Texte von Eltern über das Elternsein selten besonders guter oder informativer Journalismus. Guten Journalismus zeichnet übrigens aus, dass Debatte und Widerspruch erwünscht sid, gerade wenn aus einer subjektiven Perspektive geschrieben wird.

  • Meinetwegen: Es ist kein strukturelles Problem. Stellen Sie sich nicht so an.



    Abgesehen davon: Warum fangen so viele Journalistinnen an, über ihr Muttersein zu schreiben, sobald sie Mutter geworden sind?

  • Na gut: Es ist kein strukturelles Problem. Stellen Sie sich nicht so an!

    • Saskia Hödl , Autorin des Artikels, Autorin
      @WirdSchonWerden:

      Puh, danke! Hab mir schon Sorgen gemacht

      • 2G
        22305 (Profil gelöscht)
        @Saskia Hödl:

        Keine Sorge....von mir auch noch....Als alleinerziehende Mutter eines behinderten Kindes habe ich die Erfahrung gemacht von den von Ihnen gewünschten "solidarischen Mütterrunden" geradezu ausgegrenzt zu werden. So ist ja ein beliebtes Thema in diesen "Runden", wie schwer z.B. die Organisation von Kindergeburtstagen ist. Wenn ich dann sagte, wie schwer es ist, ein Kind zu haben, dass nicht eingeladen wird oder nur mit mir zusammen (das wird dann als sehr solidarisch empfunden) dann störe ich diese Runden. Manchmal kommt dann schon: Oh , du hast es so schwer, um dann lang und breit üer den eigentlich doch ganz tollen Partner und die intelligenten Kinder zu reden....Danke auch! Solidarität für mich? Nicht zu erwarten. Als Mutter ist eine ja soooo belastet, dass Netzwerke nur mit Müttern gemacht werden, wo eine von profitiert. In Ihrem Artikel geht es nicht um Solidarität sondern darum, warum die Mütter-Netzwerke nicht besser funktionieren. Es wird immer von Müttern, von Eltern geredet...Sorry. die meisten Menschen sind, waren oder werden Eltern. Die Lebensrealitäten verschieden wie nur was.....

    • @WirdSchonWerden:

      Phallus clarus - Klarer Fall.

      Bin ja nur ein Mann. But.



      2 x drei Jahre nicht vor eins ins Bett.



      Aber um 4 die Flasche & beim beim Jüngsten saß ich mit meiner 2.Ex auffem Sofa “Unser Kind kann durchschlafen!“



      (hirnrissig => eigenes Zimmer & gut war’s!)



      Aber jetzt erzählt mir mein Ältester: “Wieso? Ich kenn mich aus. Bin ja auchen Brustkind!“ ????? “Hat mir meine Mama erzählt!“ Seine ältere Schwester wirft sich vor Lachen weg!;))

      kurz - Ich hätte auch gerne mal etwas strukturelle Anerkennung - wa.



      But I‘m only: - “The man with the dog & the two children!“ & “Gut - daß du mich immer an der langen Leine hast rumlaufen lassen.“ - 🤫 - Muß reichen!;)