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Nena bedankt sich bei Quer­den­ke­r:in­nenMitgeschwurbelt

Nena hat sich bei Corona-Demonstrant:innen und dem Verschwörungsideologen Xavier Naidoo bedankt. Überraschend kommt ihr Eso-Turn nicht.

Zum Abheben bereit: Nena, hier beim Konzert „#1HEIT“ in Berlin am 3. Oktober 2018 Foto: Jens Büttner/dpa

Bremen taz | Die Sängerin Nena hat in der Gerüchteküche aufgeräumt. Mit einem Video der Querdenker-Demonstration in Kassel am vergangenen Samstag bedankt sie sich auf Instagram bei den De­mons­tran­t:in­nen und den Musikern Jan und Xavier Naidoo, einem alten Hasen unter den Corona­skeptikern. Aus ihrem Song „Was stimmt nicht?“ war in dem Video dabei diese Passage zu hören: „Spiegel an der Wand, was ist los mit diesem Land? Das ist nicht das Land, das einmal für Freiheit stand.“

Nachdem monatelang gerätselt wurde, ob Nena wohl Sympathien fürs Querdenken hegt, ist es nun also amtlich: Ja.

Die „99 Luftballons“-Sängerin heißt eigentlich Gabriele Susanne Kerner. Ihren Künstlernamen Nena, was auf deutsch so viel wie „kleines Mädchen“ heißt, hatte man ihr zu Kindertagen in einem Spanienurlaub gegeben.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Nenas kryptische Äußerungen für Diskussionen gesorgt: Auf ihrem Instagram-Account empfahl sie ihren 100.000 Fol­lo­wer:­in­nen im Oktober, ins Licht zu gehen. „Denn trotz allem Wahnsinn, den wir hier erleben, glaube ich und weiß ich, dass der positive Wandel nicht mehr aufzuhalten ist.“ Woher sie das weiß? Von ihrem gesunden Menschenverstand, „der die Informationen und die Panikmache, die von außen auf uns einströmen, in alle Einzelteile zerlegt“.

Als Querdenkerin wollte sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht verstanden werden. Sie stelle sich auf keine Seite, sondern habe eine Meinung und Gefühle, denen sie in ihrer Musik Ausdruck verleihe, hatte ihr Management der Bild gesagt.

Liebe, Licht und Osho

Auf künftigen Schwurbler-Events wird Nena wohl in der Esoterik-Ecke zu finden sein. Sie ernährt sich vorwiegend von Rohkost, outete sich etwa schon vor Jahren als Anhängerin des Gurus Osho und handelte sich damit 2011 einen Eintrag ins „Schwarzbuch Esoterik“ ein. 2007 gründete sie in Rahlstedt die „Neue Schule Hamburg“, an der nach dem Sudbury-Modell unterrichtet wird. Die Kinder bestimmen dort selbst, was sie lernen wollen und was nicht.

Als die junge Nena sich 1982 mit roten Lippen, Minirock, leicht verstrahltem Blick und ihrem Song „Nur von dir geträumt“ vor dem Fernsehpublikum des Musikladens in die Herzen und Charts der Deutschen sang, konnte man noch glauben, diese kindliche Naivität sei Teil einer sympathisch-charmanten Kunstfigur. Jetzt ist klar: Verstrahltheit, Naivität und Träumerei sind auch bei der am Mittwoch 61 gewordenen Nena nach wie vor Programm. Und natürlich Liebe, Licht, Gott und Vertrauen. Was immer das auch heißen soll.

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24 Kommentare

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  • Leider ist es so, dass immer viele noch nicht bemerkt haben das Nena in der Pandemie Grenzen überschritten hat.



    Ich habe früher ihren Esoterikkram immer hingenommen aber in einer Lage wie in der wir sind, Sollte man einfach mal die Klappe halten, wenn einem das Wissen fehlt.

    Damit ist sie als Künstlerin für mich gestorben und ich werde auch keine Medien von ihr mehr verschenken.

  • Nena ist nicht plötzlich abgedriftet, sondern sie stand immer schon in der Waldorf-/Esotherik-Ecke. Das ist schon seit Jahrzehnten klar und hatte bislang niemanden großartig gestört. Übrigens gehörte diese Ecke auch von Anfang an zum Basis-Mileu der grünen Wählerschaft.

  • Nenas Song hieß "Nur Geträumt", ohne "von Dir".

  • Bin erstaunt, wie 30 Jahre nach der Wende der Wert öffentlicher Meinungsäußerungen bei den Linken schon wieder geringschätzt wird. Die ständige Einteilung in Für und Gegen steht einer pluralistischen und freien Gesellschaft ziemlich entgegen, Grau- und Zwischentöne verschwinden dadurch.

    Nena war immer so, manchmal konnte man sie belächeln, aber irgendwie war sie immer eine coole Frau, die sich nicht an einen Mann hängt und eine autonome Meinung hat. Warum ist in einer queerfeministischen Welt kein Platz mehr dafür?

    Wann werden Nina Hagen und Udo Lindenberg von der woken Community ausgestoßen und für vogelfrei erklärt?

    • @TazTiz:

      hach...drama drama drama...vogelfreiheit ist aus historischer perspektive wirklich was anderes, als gespiegelt zu bekommen, dass mensch dummes zeug geschwallert hat

      und was kritik jetzt auch noch mit dem von dir scheinbar als böse imaginierten queerfeminismus zu tun haben soll, erschließt sich mir nun überhaupt nicht

    • @TazTiz:

      Ah, die bösen Linken, was? Was war das, als Nena der Moderatorin das Mikro aus der Hand riss, um eine Danksagung an Helfer in der Pandemie zu unterbinden?

  • Könnte man den Querdenkern nicht noch ein e unterjubeln und sie zu Queerdenkern machen? Dann wär das leidige Corona-Thema ausgespart und es ginge noch immer um Freiheit, allerdings um sozial verträglichere.

    • @Katrina:

      Querdenker ist eine Abkürzung.



      Von:



      Qu(atsch)erdenker

    • 2G
      2830 (Profil gelöscht)
      @Katrina:

      Sehr schön und viel netter, weil mit Perspektive, als Leerdenker

  • Bye bye mein schönes Mädchen, gute Reise/



    Sie hat den Blinker an, hier fährt sie ab/



    Für mich wird in zwei Stunden auch die Fahrt zu Ende gehen/



    Doch dich mein Mädchen, werd' ich nie wieder sehen



    (Henry Valentino: Im Wagen vor mir)

  • "...wird Nena wohl in der Esoterik-Ecke zu finden sein. Sie ernährt sich vorwiegend von Rohkost..."

    Man mag ja von dieser Dame denken, was man will, aber die Konstruktion obigen Zusammenhangs ist auch nicht gerade ein journalistischer Kracher.

    • @Expat:

      Stimmt.

      Gegen "überwiegend" Rohkost ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn auch nicht mein persönlicher Fall.

      Auch gegen Osho (also Baghwan) muss man nicht gleich auf die Barrikaden gehen. Die Bewegung hatte auch gute Seiten und die bösartigen Strukturen existieren nicht mehr.

  • AUFMERKSAMKEIT:



    Wie meint Sie das?



    Wer ist Xaviar?



    War was in Kassel?



    Diskursanalyse?



    Corona?



    Uralte Mächte?



    Staatsstreich?



    Hagen????



    Bingo?



    BANG!

  • Hat " ins Licht gehen" nicht was mit dem Jenseits und Nahtoterfahrungen zu tun? Schräge Aufforderung in Zeiten von Corona.

  • Ja bei den Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit 3.Oktober ist sie stets im Programm und hat dafür Songs komponiert.



    Zusammen mit den PolizistInnen, die Herzchen formen und auf Antifa einprügeln, ergibt sich:



    Deutschland - einig Coronadummland.



    kryptische Andeutungen: Die Diskursanalyse steht unter jungen Linken und Studierenden hoch im Kurs:



    besonders:



    Siegfried Jäger, 1993f2016, Einführung in die kritische Diskursanalyse, Unrast; und



    Ruth Wodak, 2020, Politik mit der Angst: die schamlose Normalisierung rechtspopulistischer und rechtsextremer Diskurse, Wien.



    so auch Diether Dehm Andeutungen: „neuer Virus und uralte Mächte“...



    „Der globale Staatsstreich – Die Covid-19-Plandemie der NWO“ heißt es täglich auf Rubikon. Nena macht nichts anderes als sich an der antisemitischen Denkfigur der „zionistischen Weltverschwörung“ zu beteiligen -- mit Gandhi und John Lennon.

  • Ach was! Sage nur - HAGEN - 🥳 -



    „das Tor zum Sauerland“ vulgo Westfälisch Sibirien - 😱 - Noch Fragen?

    • @Lowandorder:

      Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein:

      “NeNa

      „Spiegel an der Wand, was ist los mit diesem Land? Das ist nicht das Land, das einmal für Freiheit stand.“



      Wie konnte Hagen so versagen?



      Ich suche Trost in Soest. de.wikipedia.org/w..._Niedergasse_2.jpg

      Schonn. Aber auch die Bauern von Soest



      Sagen: 🍻

    • @Lowandorder:

      Was ist damit?

  • Na, wenn sie sich schon bei Xavier Naidoo bedankt, sollte sie sich höflicherweise auch bei den ganzen Nazis bedanken, die an den Demos teilgenommen haben. ;-)

  • Na, das ist doch schön. Xavier, Nena und Attila gründen Trio21. Anna!

  • Was ist denn an Sudbury-Schulen so schlimm? Es gab zwar einzelne Schulen, die den Betrieb nicht dauerhaft aufrecht erhalten konnten, aber das macht doch das Konzept nicht per se schlecht.

    Wenn man sich den Zustand in vielen Regelschulen anschaut, kann es ja auch in Privatschulen kaum schlimmer zugehen. Unterm Strich behaupte ich sind Montesori-, Waldorf-, Jena- oder Sudbury-Schulen für viele Schüler sogar die bessere Wahl.

    • @Cochino:

      Danke, damit hatte ich auch ein Problem und finde das es so wirkt als wolle man alle die auf so eine Schule gehen oder arbeiten in die selbe Ecke schieben. Übrigens finde ich es unterstützenswer wenn Kinder sich aussuchen dürfen ob sie sich jetzt lieber bewegen wollen oder sich für unser Wirtschaftssystem 8 Stunden am Tag quasi nicht bewegen Dürfen. Schreiben und lesen lernen Kinder auf solchen Schulen wohl auch. Warum so undifferenziert Taz?

    • @Cochino:

      Ja, leider steht das mit der Schule unreflektiert in einer Reihe mit den Schwurbel-Sachen. So erweckt der Artikel ein bisschen den Eindruck, auf das vorgefasste Ergebnis hin geschrieben worden zu sein. Das hätte nicht sein müssen.

    • @Cochino:

      Ja gut, keinWiderspruch von mir, was die genannten Schulkonzepte betrifft ... hat aber nichts mit einer esoterisch verstrahlten deutschen Schlagersängerin zu tun. Oder doch ... Moment, da war doch was?



      Waldorf-Pädagogik, Rassismus, Antisemitismus? Habe aber keinen Bock, das Fass zu so später Stunde aufzumachen. Liebe taz, war es nun unbedingt nötig, das Thema Sudbury-Schule im Zusammenhang mit dem Nenaschen Verschwörungs-Geschwurbel anzuführen?