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Klimaphysiker über Erderhitzung„Nicht nur auf 1,5 Grad fixieren“

Der Klimaphysiker Anders Levermann ist dagegen, das 1,5-Grad-Ziel als absolute Forderung zu sehen. Er warnt vor Widerstand gegen Ökomaßnahmen.

Wirklich ein machbares Ziel? FFF-Demo im September in Köln Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Peter Unfried
Interview von Peter Unfried

taz: Herr Levermann, die Klimaaktivisten von Fridays for Future und die Gretawelt verlangen kategorisch, dass am Ziel festgehalten wird, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das unterstützen Sie sicher?

Anders Levermann: Es geht darum, gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Falsch ist, denke ich, sich dabei nur auf 1,5 Grad zu fixieren.

Fridays beziehen sich darauf, dass die Klimawissenschaft 1,5 Grad verlangt. Das Argument ist, dass das Verpassen von 1,5 Grad sehr schlimme Folgen haben wird und „wir Gefahr laufen, uns Rückkopplungseffekten im Klimasystem auszusetzen, die nicht mehr aufzuhalten sind“, wie die Klimapolitik-Aktivistinnen Luisa Neubauer und Carola Rackete schreiben.

Was die Folgen angeht, haben die Beiden nicht unrecht. Ich arbeite seit 18 Jahren daran, die Folgen des Klimawandels zu untersuchen, und es sind viele. Es gibt Systeme, die kippen können, die Arktis, die Antarktis, die Korallenriffe. Aber ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass die globale Erwärmung in eine selbstverstärkende Spirale gerät, wenn wir sie nicht auf 1,5 Grad begrenzen. Davor haben viele Angst, aber das ist nicht der Fall.

Im Interview: Anders Levermann

Anders Levermann, 47, leitet den Bereich Nachhaltige Lösungsstrategien am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und lehrt an der Columbia University.

Deshalb können die Fridays immer noch sagen, dass die Begrenzung auf 1,5 Grad wünschenswert ist, aber sie können nicht sagen, dass die Wissenschaft zwingend 1,5 Grad verlangt. Verstehen Sie mich nicht falsch, mit jedem Zehntelgrad mehr können schlimme Dinge passieren, aber es gibt keine harte Evidenz, dass eine Erwärmung um 2 Grad unsere Gesellschaften fundamental bedrohen würde.

Ein schlagartiges Ausschalten der Kohlekraftwerke, der Verbrennungsmotoren würde das aber sehr wahrscheinlich tun, es würde den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Und dieses schlagartige Ausschalten wäre wohl die Konsequenz, wenn wir bei der jetzt leider schon weit vorangeschrittenen Erwärmung noch mit aller Gewalt das 1,5-Grad-Ziel einhalten wollten. Ich bin sehr für Tempo, aber das gilt es abzuwägen.

Ein zentrales Argument ist die Forderung nach „Klimagerechtigkeit“. Alle dürfen nur noch gleich wenig CO2 ausstoßen.

Es ist vollkommen richtig, dass die reichen Länder größere Anstrengungen machen müssen. Weil sie es ökonomisch und technisch können und weil sie eine Verantwortung haben. Aber das Restbudget für ein Erreichen von 1,5 Grad ist so klein, dass die USA dann 2023 klimaneutral sein müssten. Das kann nicht gehen.

Es bedeutet, dass innerhalb von drei Jahren alle Kohlekraftewerke, alle Gaskraftwerke, alle Ölkraftwerke und alle Verbrennungsmotoren ausgeschaltet sein müssten und es auch keine Betonproduktion mehr geben dürfte. Das ist nicht verträglich mit einer Demokratie und 70 Millionen Trump-Wählern, die man nicht mögen muss, die aber eine Realität sind.

Wie könnte man es anders hinkriegen?

Alle müssen auf null Treibhausgas Ausstoß bis 2050, und sie müssen jetzt sofort mit der Reduktion anfangen. Das ist nicht gerecht, aber es bedeutet, dass die Staaten, die viel emittieren, sich mehr anstrengen müssen, und die weniger entwickelten starten gleich durch.

Damit bleibt man nicht unter 1,5 Grad, aber man bleibt unter 2 Grad, der im Paris Abkommen formulierten Obergrenze. Und unter der sollten wir wirklich bleiben. Die politischen und wirtschaftlichen Instrumente, um dieses Ziel zu erreichen, sind jetzt das Wichtigste, worauf wir uns konzentrieren müssen.

Noch mal: Was ist mit den Kipppunkten?

Erstmal: Es gibt Kipppunkte von Teilen des Klimasystems, aber wir können nicht genau sagen, bei welcher Temperatur wir die für welche Elemente im Erdsystem überschreiten. Dass wir sie bei unbegrenzter Erwärmung irgendwann überschreiten, ist klar, nur wann? Da gibt es einfach Unsicherheitsbereiche.

Aber, und das ist mir wichtig, es gibt definitiv nicht den einen Kipppunkt für das gesamte Klima, vor dem sich alle fürchten, der die Erwärmung dann immer weiter beschleunigt und vorantreibt. Alle Länder auf null Emissionen bis 2050 hätte den Vorteil, dass damit das Risiko sinkt, dass es gesellschaftlich kippt. Denn auch gesellschaftlich kann es Kipppunkte geben, positive oder negative.

Sie meinen, dass also demnächst nicht die Leute auf die Bäume klettern, die 1,5 Grad wollen, sondern die in radikaler Opposition zu ernsthafter Klimapolitik stehen.

Ja. Stellen wir uns vor, dass wir tatsächlich innerhalb der nächsten drei Jahre während der Biden-Administration alle Kohlekraftwerke in den USA abschalten und alle Autos mit Verbrennungsmotor verboten werden, dann bedeutet das faktisch, dass bei vielen auf dem Land der Strom abgeschaltet wird und das Leben zum Erliegen kommt. Wie soll das gehen, ohne dass ein Bürgerkrieg ausbricht?

Dann könnten die global zerstörerischen Großemittierer aber einfach sagen, sorry, wir müssen weitermachen, weil sonst die Demokratie kippt.

Das ist das Argument, das sie seit langem bringen – und in der Form ist es übel falsch. Einfach weitermachen mit den Treibhausgasen würde nämlich wirklich die Demokratie kippen, weil Wetterextreme und so weiter unsere Sicherheit und unseren Wohlstand kaputtmachen. Nein, wir können es schaffen, nur eben nicht in drei Jahren in den USA. Wir müssen jetzt anfangen, aber wir brauchen etwas Zeit.

Faktisch haben wir 1,5 Grad schon gerissen, so traurig das ist. Wir haben jetzt 1,2 Grad Erwärmung im Durchschnitt, und dann gibt es noch nachlaufende Effekte. Selbst wenn wir die derzeitige CO2-Konzentration in der Atmosphäre nicht mehr erhöhen würden, bekämen wir noch wenigstens ein halbes Grad drauf.

Manche sagen, wir wären schon bei 1,3 Grad?

Wir haben Schwankungen im System und Unsicherheitsbereiche, das ist normal. Es gibt eine Spannbreite von 0,4 Grad, auch dadurch wird die kategorische 1,5-Grad-Forderung problematisch.

Nun haben sich Teile der klimapolitisch engagierten Leute auf die Grünen eingeschossen. Diese seien nicht „radikal“ genug, weil sie wie alle anderen auch keinen 1,5-Grad-Plan hätten.

Der Punkt ist, dass wir eben leider nicht in der Welt leben, in der es um 1,5 oder 2 Grad geht. Wir sind weltweit von den Emissionen her auf dem Weg zu über 3 Grad Erwärmung, optimistisch gerechnet, eigentlich über 4 Grad noch innerhalb dieses Jahrhunderts. Wenn wir nicht sogar angesichts der Kohle-Renaissance in Asien eher wieder auf dem Weg zu 5 Grad sind, auf dem wir bis vor fünf Jahren waren.

Was folgt daraus?

Der Streit innerhalb derer, die ökologisch denken, ist das Letzte, was wir brauchen. Man sollte den Streit mit der nicht ökologisch denkenden Welt führen.

Eine Protestbewegung als nicht institutionalisierter Teil einer liberalen Demokratie ist aber nicht für Realpolitik zuständig, sondern für maximale Forderungen, das ist ihr Job.

Das verstehe ich. Sie sollen 1,5 Grad fordern. Aber sie sollen nicht gegen die kämpfen, die 2 Grad fordern.

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38 Kommentare

 / 
  • Der Anstieg von CO2 in der Atmosphäre geht ungebremst voran, obwohl dieses Jahr viele Fabriken monatelang auf Sparflamme liefen. Das macht deutlich, wie sehr wir uns werden einschränken müssen, um den Anstieg aufzuhalten.



    Die Konsequenzen der Klimakatastrophe werden von Tag zu Tag desaströser. Sie sind in Form von Dürre und Starkregen nun auch hierzulande offensichtlich. Drastische Einschnitte in unseren Lebenswandel werden kommen. Je später gehandelt wird, um so dramatischer wird sich unser Leben ändern. Wir müssen um jedes Zehntel-, um jedes Hundertstelgrad kämpfen, weil man mit der Realität immer schlimmerer Katastrophen nicht verhandeln kann.

  • Zitat:



    "Man sollte den Streit mit der nicht ökologisch denkenden Welt führen.“

    M.E. wäre das die absolut wichtigste Forderung.

    Zitat:



    "Sie sollen 1,5 Grad fordern. Aber sie sollen nicht gegen die kämpfen, die 2 Grad fordern.“

    Die Frage ist, ob man denn gegen diejenigen kämpfen sollte, die z.B. 2,5 Grad fordern.



    In Anbetracht, der Tatsache, dass sogar 5 Grad denkbar sind, weil es eine "Kohle-Renaissance in Asien“ gibt,



    wäre es doch wirklich vordringlich, endlich auf Augenhöhe, ohne Kategorien wie gut und böse, alle diplomatischen Möglichkeiten zu nutzen und weltweit für Abrüstung zu werben, weil das Klimaproblem militärisch nicht gelöst werden kann. Im Gegenteil: Aufrüstung verschärft das Klimaproblem.

  • 8G
    80198 (Profil gelöscht)

    Super zu wissen, dass wir ja noch Zeit bis 2050 haben und deshalb erstmal die größten Dreckschleudern (Kohlekraftwerke) weiterlaufen lassen können.



    Unglaublich, was aus der TAZ geworden ist. So ein Unsinn, seit dem Waldsterben in den 80ern wird von Zeil lassen geredet. So kommen wir nicht weiter. Erst Kohle abschalten, dann Solar auf jedes Dach und Massentierhaltung verbieten.

    • @80198 (Profil gelöscht):

      Eine Zeitung muss auch verschiedene Akteure befragen, auch unterschiedliche Meinungen anhören. Das hier ist ein Interview, keine Aussage des "Herausgebers" oder "Editorial Boards" der taz, wenn die taz sowas hätte.

      Der Interviewte betonte immerhin die Notwendigkeit sofortigen Handelns.

      Wo er selbst im Rahmen seiner Akzeptanzmaxime des "gesellschaftlichen Zusammenhalts" unrecht hat, ist die Gleichsetzung "eines schlagartigen Ausschaltens der Kohlekraftwerke [und)] der Verbrennungsmotoren. Kohlekraftwerke können sofort (zu über 90%) abgeschaltet werden, und das nahezu ohne Einschränkung des Lebensstandards, weil es genug Kapazitäten anderer Kraftwerke gibt, die mit geringem Mehrausgaben einspringen können. Der Solarausbau kann schnell hochgefahren werden. Betroffen wären Aktionäre und ein paar tausend Kraftwerks- und Braunkohle-Arbeiter.

      Bei Verbrennungsmotoren ist das anders, weil die meisten keine elektrischen Zweitwagen in der Garage stehen haben. Die Autoindustrie kann auch nicht von heute auf morgen auf neue Produkte umgestellt werden, braucht ca. 2-3 Jahre für den Aufbau von Batteriefabriken und ähnlichem.

      Was ich aber schon für gesellschaftlich akzeptabel halte, ist eine Verdopplung der Spritpreise mit resultierender Einschränkung der Fahrtstrecken auf freiwilliger Basis, möglichst bei gleichzeitiger Senkung anderer Steuern.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @meerwind7:

        Kohlekraftwerke abschalten und dann Gaskraftwerke anschalten, die nach neueren Studien dann vielleicht doch mehr Treibhausgase, in der Gesamtkette, rausblasen als die Kohle?

      • @meerwind7:

        Von dem Ressourcen- und Energieverbrauch für neue Autos mal abgesehen, gäbe es mit E-Autos entsprechend mehr Energieverbraucher zu jetzigen Energieproduktionsverhältnissen, bei denen es von konservativer Seite heißt, dass es für einen sogenannten Übergang Gas-, Kohle- und Atomenergie weiterhin bräuchte. Dann sollen Öl- und Gasheizungen abgeschafft werden ... aber es sollen keine Trassen und Windräder in der Nachbar*innenschaft stehen ... Es gibt also einen wachsenden Strombedarf bei Problemen der Akzeptanz von einigen regenerativen Energien. Eine Umstellung auf Strom macht emissionsmäßig aber nur Sinn, so die Energie zum Heizen, für die Mobilität usw. 100% aus regenerativer Energie stammt. Es ginge also meines Erachtens auch darum, zu schauen, wie Energie eingespart werden kann. Und das ginge gut anhand von Fahrrad und ÖPNV. Hierfür müsste entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Ökologisch wäre ein Zurückfahren der Autoindustrie. Die könnte dann Fahrzeuge für Zuliefer*innen, Handwerker*innen, Sanitäter*innen, Busbetriebe usw. bauen. Privatmenschen, insbesondere Bewohner*innen in Städten samt Umland, nutzten zukünftig so gut wie kein Auto mehr ...

      • @meerwind7:

        "Eine Zeitung muss auch verschiedene Akteure befragen, auch unterschiedliche Meinungen anhören."

        Nein, muss sie nicht. Das ist liberalistischer Bockmist.

        Vor dem Durchmarsch des Neoliberalismus war es so, dass eine Zeitung eine klare und eigenständige editoriale Linie brauchte. "Unabhängig und überparteilich" bedeutet nicht "all opinions matter", sondern eine klar konturierte autarke Position zu vertreten. Heutzutage wird gefordert, zugunsten einer willkürlichen Beliebigkeit, einer Gefälligkeit für eine herbeihalluzinierte "Mitte" die "Wertkonservative" und Progressive, soziale Demokratie und brutalsten Neoliberalismus gleichmacherisch in einen Topf schmeißt und zu einer homogenen ungenießbaren Pampe verrührt, noch den letzten faktenwidrigen Blödsinn mit einem "Pro und Contra" aufzuhübschen.

        Das ist aber der Nährboden, auf dem einerseits "Lügenpresse"-Slogans gedeihen, andererseits auch die Trumps und Höckes dieser Welt.

        (Wenn man sich mal anschaut, wie stark das Abo gegenüber dem Verkauf von Nutzer*innen-Metadaten an die Werbebranche als Finanzierungsmodell ins Hintertreffen geraten ist, dann wird klar, dass das alles nur aus einem Grund geschieht: Verkaufen. Das Buhlen um den breitestmöglichen Kund*innenkreis. Den Anfang hat der Konflikt Spiegel vs. Focus gemacht.)

  • "Sie sollen 1,5 Grad fordern. Aber sie sollen nicht gegen die kämpfen, die 2 Grad fordern."



    Ich sehe allerdings nicht, dass die Grünen auch das 2 Grad-Ziel nachhaltig genug verfolgen, jedenfalls nicht in so manchen Landesregierungen

    Beispiel: In den welchen Bundesländern mit grüner Regierungsbeteiligung wurde die Stellplatzbaupflicht abgeschafft? (keine). Zum Vergleich: In wie vielen davon gibt es Haushaltsmittel für Lieblingsprojekte des linken Flügels der Grünen? (überall).

    • @meerwind7:

      Naja, um die Stellplatzbaupflicht abzuschaffen, braucht man eine 50%-Mehrheit im Landtag. Um ihrgendwelche Porkbarrel-Projekte zu finanzieren, braucht man nur ein "eine Hand wäscht die andere".

      Letzteres klappt in so ziemlich jeder Konstellation, ersteres würde vielleicht unter einer Linke/Grüne-Regierung möglich sein.

  • Die Problematik mit drei Jahren Restbudget in der USA stellt sich dann, wenn man allen Erdbürgern ein gleiches Budget zuordnet, ab einem Stichtag in der Vergangenheit. Nimmt man in den Ländern, die ohnehin arm sind und ihre Energiewirtschaft erst aufbauen würden, geringere Emissionen an, bleibt noch etwas mehr SPielraum für die Großemittenten.

  • Man könnte ja auch mal mit allgemein akzeptablen Maßnahmen anfangen, z.B. moderaten Quotenanforderungn für CO2-freie Prozesse und einem allgemeinen CO2-Preis von 180 Euro/Tonne ab sofort in Verbindung mit Abgabensenkungen anderswo, und dann die Wirkung abwarten. Steuern wir dann trotzdem auf 2 Grad zu, wäre mehr vielleicht zu schwierig erreichbar, geht die Entwicklung dann schon in Richtung 1,5 Grad, braucht es nur weniger Zusatzanstrengungen, und ganz dorthin zu kommen.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      "Man könnte ja auch mal mit allgemein akzeptablen Maßnahmen anfangen, z.B. moderaten Quotenanforderungn für CO2-freie Prozesse und einem allgemeinen CO2-Preis von 180 Euro/Tonne ab sofort in Verbindung mit Abgabensenkungen anderswo, und dann die Wirkung abwarten."

      Wenn Sie das auf Deutschland beschränken, wird die Wirkung ein gutes Gewissen aber sonst nahezu Null sein. Deutschland trug 2019 2% zur weltweiten CO2-Emission bei.

      de.wikipedia.org/w...#Nach_L%C3%A4ndern

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Wenn Sie das NICHT auf Deutschland beschränken, wird die Wirkung ein gutes Gewissen UND sonst nahezu 100 % sein. Deutschland ist bündnispolitisch eingebunden und viertstärkste Volkswirtschaft. Deutschland kann also etwas bewegen. Wer aber nie anfängt, die*der ... na, Sie wissen schon. Außerdem macht es durchaus Sinn, vor der eigenen Haustüre zu beginnen. Bisher fährt Deutschland aber eine Politik, anhand derer es Klimaziele verfehlt.

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Deutschland ist das mächtigste Land in der EU, insofern würde eine solche Entscheidung nicht auf Deutschland beschränkbar sein, sondern den größten Wirtschaftsraum der Welt zwingen, sich dazu zu positionieren.

  • Wenn ich Peter Unfried lese, habe ich immer die Politik der Realofraktion der Grünen vor Augen. Nur keine Aussagen treffen, die die Regierungsbeteiligung gefährden. Dann muss er dazu noch den geneigten Wissenschaftler finden, der zu dieser Politik die passenden Aussagen macht. Fertig ist die Erzählung.

    • @Reinhard Muth:

      Realisten, waren doch die in der Höhle, die dachten die Realität seien die Schattenspiele an der Höhlenwand.

      In dem Artikel habe ich ein bisschen das Gefühl, als würde Unfried dem Anders Levermann das Wort im Mund umdrehen. Diesem geht es glaube ich darum, dass alle an einem Strang ziehen und die Aktivisten nicht in den Krieg gegen die Grünen ziehen.

      Anders Levermann hat übrigens auch gesagt "„Als ich angefangen habe zu forschen, waren wir bei 0,6 Grad Erwärmung, mittlerweile sind [es] zwischen 1,1 und 1,2 Grad. Dass wir selbst in den reichen Ländern so wenig geschafft haben, ist wirklich ein bisschen deprimierend.“ Ic hglaube ihm ist es klar das wir das nicht mehr aufhalten können und lieber nach Lösungen als nach schuldigen suchen. Aber ob wir das mit der Methode hinkriegne mit der wir uns in diese Scheisse geritten haben wage ich zu bezweifeln.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Erderhitzung? Wieso, hat die radioaktive Aktivität zugenommen? Das wäre mir neu!



    Mit Klimaerwärmung kann ich schon eher was anfangen.

  • " aber es gibt keine harte Evidenz, dass eine Erwärmung um 2 Grad unsere Gesellschaften fundamental bedrohen würde."

    Das sehen die IPCC Berichte aber anders! und diese gelten bereits als sehr konserativ und vorsichtig in Ihrer Bewertung.

    Wer sowas als "Klimaphysiker" raushaut, den kann man schon mal nicht ernst nehmen. Das klingt nach einer Agenda. Wer bezahlt den Herrn eigentlich?

    • @danny schneider:

      Einer der Leitautoren des IPCC, wie sich unkompliziert in diesem Internet nachlesen lässt: de.wikipedia.org/wiki/Anders_Levermann

      Keine Ahnung, wie man diese Art *splaining nennt, aber peinlich ist's so oder so.

  • "Verstehen Sie mich nicht falsch, mit jedem Zehntelgrad mehr können schlimme Dinge passieren, aber es gibt keine harte Evidenz, dass eine Erwärmung um 2 Grad unsere Gesellschaften fundamental bedrohen würde."

    Als Klima*physiker* hat Levermann leider nicht den fachlichen Hintergrund, um sich hier kompetent zu äußern. Das Zauberwort ist "Ökosystemdienstleistungen", und das ist nun mal kein Thema der Physik.

    Ökosysteme in den Mittelbreiten (also diejenigen, die die Hauptlast der Nahrungsproduktion tragen) destabilisieren bei einer Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur um 2 Kelvin. Warum gerade da, ist nicht klar, aber vermutlich weil die realen (nicht-gemittelten) Temperaturerhöhungen dann die Anpassungsfähigkeit der das Ökosystem "tragenden" Schlüsselarten übersteigen. Und ob diese von der Natur oder von Menschen dorthin gesetzt wurden, spielt keine Rolle.

    Konkret gesagt, wenn es hart auf hart kommt, muss die gesamte landwirtschaftliche Produktion der Mittelbreiten von mitteleuropäischen auf mediterrane Praktiken umgestellt werden, innerhalb von 1-2 Generationen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Tageslängen dieselben bleiben. Man sieht es aktuell mit einem Blick aus dem Fenster: die Vegetationsperiode ist immer noch nicht zu Ende, die Rosen blühen, es reifen noch Walderdbeeren - aber ganz ganz langsam. In Nordafrika, wo die Tage länger sind, stehen zur Zeit die Felder voller Jungpflanzen. Da muss die Ernte dann Anfang Mai eingebracht sein, weil es über Sommer knochentrocken wird.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Ajuga:

      Scherzkeks?



      "...aber es gibt keine harte Evidenz, dass eine Erwärmung um 2 Grad unsere Gesellschaften fundamental bedrohen würde."



      Die Harten kommen in den Garten, da ist es schön kühl und schattig!



      Mann, wo leben Sie?

    • @Ajuga:

      Es ist hilfreich, wenigstens ansatzweise eine Idee davon zu besitzen, wovon man schreibt. Levermann arbeitet seit mehr als 20 Jahren zum Thema, ist Co-Autor der IPCC-Berichte, etc. pp.



      Der Mann hat mehr Kompetenz zum Thema in einer Haarschuppe als Sie, wie neben Levermanns Bio (in wenigen Sekunden u.a. auf Wiki zu finden) Ihre Ausführungen sehr anschaulich belegen.

      • @Kaboom:

        "Der Mann hat mehr Kompetenz zum Thema in einer Haarschuppe als Sie, wie neben Levermanns Bio (in wenigen Sekunden u.a. auf Wiki zu finden) Ihre Ausführungen sehr anschaulich belegen."

        Der kann meinetwegen Kompetenzen haben wie er will, für mich liest sich das nach "es gibt keine harte Evidenz, also können wir es noch ein bisschen ruhiger angehen lassen um auch ja keinen zu sehr zu ärgern". Dass das auch bedeutet dass eine keine harte Evidenz zum Gegenteil gibt bedeutet dass aber auch, und grade bei so einem existenziellen Thema sollte man vielleicht lieberden ungünstigsten Fall annehmen. Bei Corona macht man das ja auch. Und wie die Gesellschaft erst kippen würde wenn es auf einmal nixmehr zu essen und niedagewesene Flüchtlingswellen gäbe kann man sich gut ausmalen.

      • @Kaboom:

        "Es ist hilfreich, wenigstens ansatzweise eine Idee davon zu besitzen, wovon man schreibt."

        Ich habe 2003 nach der Hitzewelle mit Wathosen im Fluss gestanden, und das Makrozoobenthos und die Mokrobengesellschaften untersucht. Bzw was davon noch übrig war.

      • @Kaboom:

        "Der Mann hat mehr Kompetenz zum Thema in einer Haarschuppe als Sie, wie neben Levermanns Bio .... belegen."

        Das einzige was das belegt ist gute Selbstvermarktung. Ich kenne viele die die Kariereleiter hoch fallen weil Nullkompetenz und Talent zum Reden zusammenfallen.

        Einfach mal die IPCC Berichte selbst lesen... das bildet!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ajuga:

      " wenn es hart auf hart kommt, muss die gesamte landwirtschaftliche Produktion der Mittelbreiten von mitteleuropäischen auf mediterrane Praktiken umgestellt werden, innerhalb von 1-2 Generationen"

      Das werden wir schon schaffen, bzw. das hatten wir doch schon. Zu Zeiten von Konstantin wurde Wein aus Deutschland nach Italien exportiert.

      Die Ökosysteme können sich anpassen, wenn man ihnen genug Platzt lässt. Das Tierarten primär durch den Klimawandel aussterben werden ist eine Mär, es ist die Land- und Forstwirtschaft, die den Tieren keinen Platz mehr lässt und das liegt auch an der Überbevölkerung - in Europa. Über anderswo rede ich nicht.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        "Das Tierarten primär durch den Klimawandel aussterben werden ist eine Mär"

        Das gilt für Nordamerika. In Europa haben wir ein latitudinales Hochgebirge, mit einer Lücke im Gebiet Wien. Das reicht für Tierarten mit kurzer Generationszeit und hoher Migrationsfähigkeit. Der Rest kann sich einfach nicht anpassen, weil ihr Habitat auch schon ohne Landwirtschaft isoliert ist.

  • Einerseits einverstanden damit, dass verschiedene Seiten (symbolisiert, z.B. durch die Grünen auf der einen, FfF oder EG auf der anderen) an einem Strang ziehen -- andererseits brauchen wir beide. Und hinreichend robuste (wenn auch faire) Kritik an Exponenten à la Kretschmann oder Al Wazir. Der Tunnelblick der politischen Macher*innen braucht unbedingt Erweiterung. Auch sorgen FfF, etc. tatsächlich für grössere Akzeptanz der Thematik in weiteren Teilen der Bevölkerung.

    Einverstanden auch damit, dass 1.5 Grad (bei all der Modell- und Datenunsicherheiten) nur symbolisch sein kann. Jedes Zehntelgrad zählt, zumal wir die Konsequenzen nur ungefähr errechnen können.

    Andererseits...

    "Ja. Stellen wir uns vor, dass wir tatsächlich innerhalb der nächsten drei Jahre während der Biden-Administration alle Kohlekraftwerke in den USA abschalten und alle Autos mit Verbrennungsmotor verboten werden [...]"

    Damit bin ich gar nicht einverstanden. Wir haben es (insbesondere in den stark auf materiellen Wohlstand orientierten Gesellschaften) mit einem klar psychotischen Zustand zu tun, in dem einer Einsicht ins Notwendige gerne mit unsinniger Realitätsverweigerung reagiert wird (→ Covidioten: warum wohl gibt es die in USA und DE so prominent?).

    Diese Problematik müssen wir in den Griff bekommen, wenn wir irgend weiter kommen wollen.

    Im Individualfall ist Krankheitseinsicht der erste Schritt in solchen Situationen. Keine Ahnung, wie das auf gesellschaftlicher Ebene funktioniert. Da braucht es vielleicht nicht Physiker*innen sondern Soziolog*innen.

    • @tomás zerolo:

      Ich mach es mal ganz einfach: "Die Rettungsdienste müssen Rücksicht nehmen auf die Gaffer, die nach einem Autobahnunfall alle Fahrspuren blockieren."

      Nö, müssen sie nicht. Man geht sogar strafrechtlich gegen diese Gaffer vor.

  • Wer einmal eine leichte Ahnung von den Schwierigkeiten, aber auch den Möglichkeiten der Klima-Modelliererei bekommen mag, ein Interview mit einem sehr relevanten Kopf in diesem Geschäft



    Prof Tim Palmer, University of Oxford

    www.youtube.com/watch?v=-fkCo_trbT8

  • sehr wichtiges Interview....

  • Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sich die Grünen, Fridays for Future und andere Bewegungen verzanken und spalten. Genau das wollen die Leugner und Verharmloser der Klimakrise erreichen.

    • @steschlieb:

      Grüne und FFF haben den Schuss zum Glück gehört. Dank gebührt da insbesondere Frau Neubauer als Schnittstelle.

      Und die Grünen haben den Schuss gehört, selbst auf das Risiko hin, es sich mit der "Union" zu versauen. Gerade auf das Risiko hin. Und das ist eine gute Sache. Jetz muss nur noch Kretschmann die Klatsche bekommen, die er seit Jahren verdient. Aber danach sieht es ja aus: www.wahlrecht.de/u...n-wuerttemberg.htm

      • @Ajuga:

        Naja, und warum trauen die Grünen sich plötzlich, der Union die Stirn zu bieten? Weil sie Druck von der Bewegung bekommen! Diese Harmonie- wir -nehmen-alle-mit-Predigt ignoriert völlig, dass Klimaschutz eine Machtfrage impliziert, und alle gesellschaftlichen Konflikte zuspitzt. Die meisten Leute mit Privilegien werden darauf nicht freiwillig verzichten, sondern im Gegenteil gegen eine nachhaltigere und gerechtere Gesellschaft kämpfen. Und ja, wer das Klima schützen möchte, muss an die Privilegien des alten weißen Mannes ran, anders gehts nicht.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wir können halt nicht mehr zurück auf die Bäume.



    Aber, wenn wir jetzt Klimaanlagen brauchen, dann sollten die Klimaneutral gebaut und betrieben werden.

  • Was den einen ihre 50, ist denn anderen ihr 1,5, so läuft das halt ...

  • Interessanter und realistischer Beitrag, der manche falsche Schwerpunktsetzung verdeutlicht!

  • Danke für die klaren, realistischen Worte zum restbudget und 1,5grad Ziel.