piwik no script img

Protest im Dannenröder WaldMehr im Danni als zuvor

Tausende demonstrierten in Hessen gegen den Ausbau der A49. Räumungen der Polizei führten offenbar zu noch mehr Waldbesetzer*innen.

Im Dannenröder Wald war es am Sonntag, 4. Oktober, friedlich wie bei diesem Spaziergang Foto: Thomas Frey/dpa

Nach Angaben der Organisierenden demonstrierten am Sonntag mehr als 5.000 Menschen am Dannenröder Wald. Sie forderten dessen Erhalt und eine grundlegende Verkehrswende. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die hessische Landesregierung sollten außerdem die Baumfällungen und den Weiterbau der A49 zwischen Gießen und Kassel stoppen. Die Polizei sprach von 1.500 bis 2.000 Teilnehmer*innen.

Dieser Mischwald ist seit etwa einem Jahr besetzt. Bei den Protesten geht es um den Erhalt von drei Wäldern: dem Dannenröder Wald, dem Herrenwald und dem Maulbachwald. Am Donnerstag und Freitag waren im Herrenwald erste Bäume gefällt worden. Die Polizei räumte Aktivist:innen, die den Wald vor etwa zwei Wochen besetzt hatten. „Ich sitze vor den Resten des Herrenwaldes, Tiere laufen ziellos umher, Menschen weinen …“, twitterte eine Aktivist:in.

Bis Sonntagmittag ist der Wald nach Angaben einer Sprecherin der Besetzer:innen von etwa 60 Personen wieder neu besetzt worden. Bisher nicht von Räumungen betroffen war der Dannenröder Wald selbst. Nach dem Wochenende seien dort nun mehr Besetzer:innen als zuvor, sagte eine Sprecherin. Ein Teil der 5.000 Demonstrierenden sei mit Schlafsäcken und Zelten gekommen, um zu bleiben. Als Ergebnis des Wochenendes gebe es nun auch eine Besetzung des Maulbachwaldes, sagte die Sprecherin. Die Polizei bestätigte das bis Redaktionsschluss nicht.

Eine Gruppe von Aktivist:innen hatte zudem die Baustelle der A49 bei Neuental besetzt. Sie rechneten damit, spätestens Montagfrüh zu Arbeitsbeginn geräumt zu werden. „Wir wollen, dass die Kämpfe nicht nur in den Wäldern geführt werden, sondern auch auf den Baustellen“, sagte ein Aktivist der taz. Hinter den Demonstrationen stehen das Aktionsbündnis „Keine A49“, Campact, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Fridays for Future und die NaturFreunde Deutschland.

Anmerkung: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es, die Polizei habe die Teilnehmer:innen der Demo auf rund 300 geschätzt. Tatsächlich schätzt die Polizei, dass bis zu 2.000 Menschen dabei waren.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Waldschützer haben Planierraupe besetzt:



    twitter.com/keinea...313033058589835264

    Und pfiffige AktivistInnen haben an ganz anderer Stelle, bei Gronau mit einer Kletteraktion einen Atommüll-Zug nach Russland blockiert.



    twitter.com/urantr...uranmuellexport%2F



    Die Räumung kann dort länger dauern, weil alle Kletter-Einheiten der Polizei im Danni beschäftigt sind :-)

  • Was ist wenn 'der Rechtsstaat' über allem steht und die Meinung der Richter 'richtig weil rechtsstaatlich ist' (definitive Entscheidung des Gerichts in Leipzig) und im Ergebnis die Lebensgrundlagen zerstört werden? Dann war alles rechtens und alles geht kaputt. Gesetze und ihre Interpretation sind wandelbar. Auch Freissler hatte seine Gesetze. Heute wird er verabscheut. Wie denken kommende Generationen über einen Rechtsstaat, der Natur zerstört und das zu einem Zeitpunkt, wo jeder Baum zählen muss. Die Richter sollten sich nicht zu sicher sein, dass ihre Anmassung, sich über die Grundlagen des Lebens hinwegzusetzen, bestand haben wird.

    • @Johnson:

      Danke für Ihren Beitrag. Wenn doch nur alle Menschen (vor allem Politiker) so klug wären wie Sie.

  • Ach Pozilei..... die 300 (mindestens) warns am Samstag bei der 90 km(!) langen Fahrraddemo, am nächsten Tag war aber nochmal ne Demo, und auf der warn mehrere Tausend Leute

  • ... und hinter dem Weiterbau der A 49 steht die Mehrheit der betroffenen Anwohner (ausweislich der letzten Landtagswahl und der Kommunalwahlen in der Region jeweils rund 82%)

    • @horsefeathers:

      Da ich mich in der Region so halb auskenne stellt sich mir schon die Frage, ob man nicht die B3 kurz vor Marburg nach Osten (wahrscheinlich durch einen Tunnel) abbiegen lassen könnte um westlich von Stadtallendorf an die A49 Neubaustrecke nach Kassel anzuschließen. Dann müsste man die Wäldchen nicht durchschneiden und dem Sinn der neuen Autobahn steht das auch nicht entgegen. Es kann natürlich sein das wurde in der Planungsphase aus guten Gründen schon verworfen, da kenne ich mich natürlich nicht aus.

  • Die Spitzengrünen in Frankfurt waren doch bestimmt zuerst auf dem höchsten Baum, oder? Fotos bitte.

    • @Ataraxia:

      Schon interessant, wie die taz das ja doch journalistisch ziemlich interessante Desaster der bündnisgrünen Danni-Politik komplett ausspart.