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Klimakrise und HysterieIm Shitstorm für den Artenschutz

Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten. Die Fixierung auf CO2-Reduktion muss aufhören, findet US-Bestsellerautor Jonathan Franzen.

Der Autor Jonathan Franzen ist leidenschaftlicher Vogelbeobachter Foto: Alexander Heinl/dpa

Es ist zu spät. Die Katastrophe ist nicht mehr abwendbar. Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände werden in immer größerer Zahl das Leben vielerorts immer unmöglicher machen. Wo normalerweise die Ausführungen von Klimaaktivist*innen und Wissenschaftler*innen aufhören, setzt Autor Jonathan Franzen in seinem gerade erschienenen Essay „Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?“ an.

In dem erstmals im September 2019 in der Zeitschrift The New Yorker veröffentlichten Text betont Franzen, dass es längst nicht mehr darum geht, ob der Klimawandel katastrophale Auswirkungen auf das menschliche Leben haben wird – sondern darum, wie schnell und wie stark. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der wachrüttelt, was bei der einlullenden Omnipräsenz der Klimakrise schon ein Verdienst an sich ist.

Anders als viele Autor*innen, die sich in den letzten Jahren dazu bemüßigt gefühlt haben, zum Klimawandel zu schreiben, hat Franzen nicht erst kürzlich angefangen, sich mit dem Thema zu befassen. Und gerade deshalb kann er Neues zur Debatte beitragen. Als leidenschaftlicher Vogelbeobachter hat ihn die Problematik der schwindenden Artenvielfalt bereits in den 1990er Jahren zum Naturschutz und damit auch zur Klimafrage gebracht.

Im Vorwort beschreibt Franzen, welche Erlebnisse sein Umweltbewusstsein geprägt haben, vor allem aber, wie er sich bald mehr mit dem Diskurs um den Klimawandel als mit der Krise selbst auseinandersetzte. In seinen Artikeln beschrieb er, wie er die Debatte wahrnahm: Sie sei einseitig, fokussiere sich zu sehr auf die CO2-Reduktion und den Klimawandel. Er forderte eine Prioritätenverschiebung: „Da dieser Diskurs mir zunehmend fruchtlos vorkam, fand ich, dass wir der Natur mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.“ Franzen plädierte für Artenschutz und Maßnahmen zum Erhalt von Biodiversität.

Ein Erklärungsversuch

Der jetzt erschienene Essay und auch das daran angefügte Interview, das erstmals 2019 in der Welt erschien, können als Nachtrag gelesen werden. Es ist ein Erklärungsversuch in Anbetracht des Shitstorms, der Franzen wegen früherer Essays vonseiten der Klimaaktivist*innen entgegenschlug. Sie bemängelten seine Prioritätensetzung und empfanden es als Affront, dass ­Franzen schrieb, man solle sich auf das Machbare – den Naturschutz – konzentrieren, statt immer weiter über den Klimawandel zu diskutieren.

„Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?“ ist deshalb eher Aufruf als Frage. Wir sollten aufhören, uns einzureden, den Klimawandel stoppen zu können. Wir sollten das kafkaeske Bemühen um CO2-Reduktionen hinterfragen. Wir sollten uns eingestehen, dass es uns nicht gelingt, den CO2-Ausstoß genügend zu reduzieren. Abgeklärt und nüchtern spielt Franzen alle möglichen Szenarien durch, um zu zeigen, dass das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels illusorisch ist.

Leider verzichtet Franzen darauf, Zahlen und Daten zu belegen. Als Shitstorm-erfahrener Autor muss er wissen, dass belastbare Fakten der Schlüssel sind. Nicht, weil man damit Realitätsverweigerer*innen überzeugen könnte, sondern weil man denjenigen, die bereit sind zuzuhören, das Glauben und Vertrauen erleichtert. Und die Botschaft, die er vermitteln will, ist schwer zu verdauen: „Gestehen wir uns ein, dass wir die Klimakatastrophe nicht verhindern können“, untertitelt Franzen seinen Essay.

Und arbeiten wir trotzdem weiter an einer besseren Welt, könnte man ergänzen. Denn Franzen möchte auf keinen Fall Fatalismus und Pessimismus fördern. Im Gegenteil: Er glaubt, dass eine bessere Welt trotzdem möglich ist – besser als die Dystopie, die Klimaaktivist*innen zeichnen, jedenfalls.

Und jede noch so kleine Handlung kann ein Beitrag zu dieser besseren Welt sein: „Freundlichkeit gegenüber dem Nächsten und Achtsamkeit gegenüber der Umwelt – Förderung gesunder Böden, ein vernünftiger Umgang mit Wasser, Schutz von Bienen und anderen Bestäuberinsekten – werden in einer Krise und in jeder Gesellschaft, die sie übersteht, wesentliche Bedeutung erlangen.“

Ganzheitliche Herangehensweise

Er schließt sich damit Den­ke­r*innen wie Charles Eisenstein an, der in seinem Buch „Klima“ eine ganzheitliche Herangehensweise fordert. Diese holistischen Ansätze sind der Überzeugung, dass eine eindimensionale Problemlösungsstrategie (sprich: die Reduktion von Emissionen) zu kurz greift. Selbst wenn wir gar kein CO2 mehr ausstoßen, bleibt die Erde nicht per se lebenswert. Vor allem nicht, wenn die Biodiversität unter unseren Bemühungen um alternative Energien leidet.

Das Buch

Jonathan Franzen: „Wann hören wir auf, uns etwas vorzu­machen?“ Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell. rororo, Hamburg 2020, 64 Seiten, 8 Euro

Franzen versucht, aus dieser Argumentation ein selbstermächti­gen­des Moment zu schaffen: „Das Tun und Lassen eines Einzelnen hat zwar keinerlei Auswirkungen auf das Klima, ist deshalb aber noch lange nicht bedeutungslos“, schreibt er. Wer seiner Umwelt Liebe und Wertschätzung entgegenbringt, trägt zum Guten auf der Erde bei, lautet die Botschaft, die aus der Feder Franzens seltsamerweise weder kitschig noch esoterisch klingt.

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38 Kommentare

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  • Es ist klar, dass wir uns auf die Bekämpfung der Symptome der Klimakrise einstellen müssen. Aus dem Artikel kann eine Abkehr der Ursachenbekämpfung herausgelesen werden. Das wäre fatal. Fakt ist, dass zusätzliche Emissionen die Klimakrise befördern, das Risiko, Kipppunkte zu überschreiten steigt. Es lohnt sich, um jedes Zehntel Grad zu kämpfen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Holger_0311:

      Artensterben hat primär etwas mit der Art und Weise zu tun, wie der Mensch die Natur nutzt - schon seit der Steinzeit. Nicht mit CO2 oder Methanausstoß.



      Wenn die globale Temperatur um zwei oder drei Kelvin steigt, ist der Planet noch bewohnbar - wenn die Arten weiter so schnell wie jetzt aussterben, erst einmal nicht.



      Muss ich jetzt erläutern warum?

    • @Holger_0311:

      Rein klimatologisch völlig ok - aber da ist leider dieser unleidige "Faktor MENSCH".



      Trotzdem lohnt sich der Kampf um CO2-Reduktion - aber das wird sich erst NACH dem CHAOS-Zeitalter auszahlen, wenn sich zeigt, auf welchem Zemperaturniveau sich das neue Gleichgewicht im Ökosystem einpendeln wird - auf 5-7°?

  • Was ich bei Franzen interessant finde, ist sein realistisches oder meinetwegen pessimistisches Verständnis der Psychologie des Menschen. In seinem kürzlichen Spiegel-Interview spricht er darüber. Das erst ermöglicht ein Handeln ohne Illusionen. Während unseres kollektiven Sterbeprozesses bleiben "Freundlichkeit gegenüber dem Nächsten und Achtsamkeit gegenüber der Umwelt" aber ein Trost, um das alles auszuhalten. Das ist weit entfernt von dem Zweckoptimismus, den die Politiker umso lieber verbreiten, je braver und unfähiger (also generell wachstumsbegeistert) sie sind.



    Mit Altmaier und alten Kohlemeilern gibt es keine Zukunft.



    Teile aber viele Einzelkritik hier im Forum.

  • Meine einzige Hoffnung liegt im SEHR langen Zeithorizont des KliWa - Zeit für Anpassungsleistungen gegenüber Extremereignissen der Natur und innerhalb der eigenen Spezies - weltweit, aus reiner Selbsterhaltung. Und das geht mE in drei Richtungen: eine Zivilisation u n t e r der Erdoberfläche - und eine unter transparenten Megakuppeln unter und a u f der Erde, eine dritte i m Meer - alle drei jeweils zahlenmäßig streng begrenzt.

  • ...betont Franzen, dass es längst nicht mehr darum geht, ob der Klimawandel katastrophale Auswirkungen auf das menschliche Leben haben wird – sondern darum, wie schnell und wie stark. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der wachrüttelt, was bei der einlullenden Omnipräsenz der Klimakrise schon ein Verdienst an sich ist.

    Das passt!

    Der Mensch ist nicht wichtig! Die Natur läuft auch ohne Dinosaurier.

    Was hat die Natur denn von Geld, Legislativen und Juriststatisten -?

    Genau - nichts!

    und trotzdem läuft der Trott den Lemmingen konform.

  • "Es ist zu spät. Die Katastrophe ist nicht mehr abwendbar."

    sie ist noch abwendbar oder zumindest begrenzbar,aber NICHT mit marktkonformen mitteln und also nur wenn der primat der politik in einem globalen kontext restauriert würde.



    mit den heute bestehenden instutionen ist es nicht zu schaffen und die zivilisation folglich dem untergang geweiht.

    aber wenn die linken in der ganzen welt sich zusammentun um die politische macht zu erobern und sie nicht wieder loszulassen bis die probleme gelöst sind die die globale entfesselung der marktwirtschaft verursacht hat ist die situation keineswegs hoffnungslos

    lasst uns also die sechste internationale gründen.lasst uns das in paris tun.und am besten noch in diesem jahr!

    • @satgurupseudologos:

      Welche "Linken" sollten das sein? Das NOWABO und Saskia Esken, die Kommunistische Partei Chinas oder solche netten "Salonlinken" wie Bodo Ramelow oder Gregor Gysi? Sie merken selbst, dass es "DIE" Linken eben nicht gibt und das "DER" Mensch eben aus Mrd. Individuen besteht, die zwar alle essen, schlafen und verdauen, aber ansonsten in ihrer Lebensrealität und der Vorstellung von ihren Lebenszielen sehr verschieden sind.



      Selbst wenn "DIE" Marktwirtschaft überwunden würde: ohne ein entsprechendes Belohnungs- und Motivationssystem würden sehr viele sehr lieb gewordene soziale Standards in sich zusammenbrechen.



      Ein Haupt"problem" ist u.a., dass der enorme Wohlstand, den wir seit langem Geniessen, mit der Globilisierung als "Exportschlager" in die Welt getragen wurde, sei es durch "die Kapitalisten" oder unseren Reise-Wellness-Business-Lifestyle und natürlich Nachahmer findet. Die Erde würde locker 2 Mrd. Menschen mit den heute bestehenden Konsumgewohnheiten ertragen, aber eben nicht 8 oder 10 Mrd. Und Ihr Lösungsvorschlag beruht darauf, "Linke" zu vereinigen ?! Wie wäre es mit der Einschränkung von Langlebigkeit oder dem rasanten Abschmelzen von Gesundheitsleistungen für SeniorInnen? Damit wir moralisch korrekt Geburtenkontrolle woanders fordern können ?? Nur mal so...

      • @Edward:

        zur klarstellung:



        1.mein ziel ist es nicht die marktwirtschaft abzuschaffen sondern sie unter demokratische kontrolle zu bringen und auf die bereiche zu begrenzen wo sie nützlich ist und keinen allzugrossen schaden verursachen kann..in bereichen in denen sie nützlich ist und keinen oder nur einen sehr geringen schaden verursacht soll sie sogar gefördert werden.ausserdem sollen alle die viel geld verdienen auch hohe steuern zahlen .desweiteren soll es eine vermögensobergrenze geben die den privaten ambitionen grenzen setzt



        2.Sie haben in einem punkt recht:mein "Lösungvorschlag beruht darauf Linke zu vereinigen" mein angebot ist für alle linken in allen ländern der welt bestimmt.es gibt bekanntlich drei hauptströmungen der linken -die sozialdemokratische die kommunistische und die anarchistische.diese drei strömungen können den neoliberalen kapitalismus nur zusammen besiegen



        in der ersten internationalen waren sie alle vertreten.sie sollen es auch in der sechsten sein.im übrigen müssen sie auch alle die lehren aus ihren niederlagen ziehen und in der vergangenheit gemachte fehler in zukunft vermeiden.



        ausserdem bedarf es auch des bündnisses mit reformistischen kräften im bürgerlichen lager die teile der linken programmatik unterstützen



        3.auf einem gut regierten planeten könnten langfristig auch 23 milliarden menschen leben,auf einem schlecht regierten dauerhaft nicht einmal eine milliarde



        wenn mein plan die energie der sonne extraterrestrisch mit den rohstoffen des asteroidengürtels zu kombinieren um künstliche erdähnliche welten herzustellen realisiert wird,was höchstwahrscheinlich das ende von indutrie und landwirtschaft auf der erde zur folge hätte könnten auf dieser wahrscheinlich sogar noch sehr viel mehr menschen leben ohne dass dies ein problem wäre.

  • Drabiniok - Warum schreiben Sie "Der Planet braucht keine Artenvielfalt" - und wechseln dann auf WIR als Spezies?



    Die Zukunftsperspektive sehe ich konkreter und einigermaßen realistisch, inkl. der Chance, dass ein fundamentaler Lernprozess stattgefunden hat, und die Höhlen - u. Kuppelstadtbewohner wieder unter freiem Himmel leben - in Frieden mit der NAtur und miteinander.

  • Ein typisches Literatengesülze.

    Fakt ist: Wenn Sie in einer Garage mit laufenden Motor sitzen, macht es kein Sinn, ganzheitlich-esoterisch verbrämt darüber zu sinnieren, ob man nicht lieber überlegen sollte, statt den Motor einfach abzuschalten, sich also nicht aufs Motorabschalten zu fixieren und von einer besseren Welt zu träumen.

    Wenn sie nicht ersticken wollen, müssen Sie alles daran setzen, den Motor abzustellen.

    Genauso verhält es sich mit er CO2-Emmission und dem Klimawandel! Wenn Sie nicht mit der Emmission aufhören, bringt der Klimawandel nicht nur Sie um.

    • @Unvernunft:

      sollte der klimawandel ausser kontrolle geraten so werden viele menschen sterben und ganze ökosysteme und der grösste teil der biodiversität des planeten für immer vernichtet werden ,aber der grösste teil der katatrophendynamik wird erst eskalieren wenn die meisten die diese zeilen lesen schon tot sind



      es geht alo vor allem um die interessen der zukünftigen generationen der menschheit.einen vernünftigen grund für apokalyptische naherwartungen gibt es nicht.



      wenn man die katastrophe stoppen will bevor sie sich ereignet muss dies heute geschehen.alles oder fast alles dafür notwendige ist von mir und vielen anderen schon hinreichend erklärt worden.



      leider stiess meine forderung eine einkommens-und mengenabhängige weltweit gleiche und obligatorische progressivbesteuerung von kohlendioxid einzuführen, beim deutschen establishment auf taube ohren.



      auch ein wille den automobilismus massiv zurückzufahren das fleischfressen- zu verbieten oder durch rationierungen und das verbot der massentierhaltung wenigstens eng zu begrenzen und die allermeisten flughäfen zu schliessen ist nicht erkennbar.



      und die investitionen in die grosstechnische nutzung der solarenergie in der wüste wurden auch nicht getätigt.



      zu diesem quasitotalversagen der politik kommen auch noch die blockade der notwendigen institutionellen veränderungen und die weigerung mit militarismus und westlicher hybris schluss zu machen hinzu.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Unvernunft:

      der laufende, dringend auszuschaltende motor in der garage ist ein guter vergleich!



      das mit dem literatengesülze würde ich nicht teilen: jeder darf sagen, was er denkt. ohne danach persönlich - z.b. als literat - dafür angegriffen zu werden. das bessere argument zählt, siehe oben!

  • RS
    Ria Sauter

    J.Franzen sagt genau das, was die meisten nicht hören wollen. Es ist nicht mehr zu stoppen. Es geht darum, die Auswirkungen dessen in den Fokus zu nehmen.

  • Der Herr Franzen hat schon recht damit das die Fixierung auf den CO2-Ausstoss viel zu wenig ist. Die Klimaveränderungen und das Artensterben sind viel komplexer und wir Menschen haben bisher nur ein Bruchteil von dem gesamten "System Erde" verstanden - doktern aber fröhlich daran herum und wundern uns darüber, das dies ungewollte Konsequenzen hat. Alles hängt direkt oder über mehrere Ecken miteinander zusammen!



    Wir Menschen müssen endlich unser Verhältnis zu unserer Umwelt grundlegend verändern - die Erde ist halt KEIN Selbstbedienungsladen! Wir müssen unsere Bequemlichkeiten ablegen (macht uns nebenbei eh nur krank) und wir müssen unseren Lebensstil vollständig ändern! Weniger essen, konsumieren, produzieren, verbrauchen etc. eigentlich alles reduzieren und vor allem dieses "Killersystem" Kapitalismus abschaffen! Ich weiss das es sich praktisch utopisch anhört, aber es ist unsere einzige Chance, auch wenn es niemand hören und glaubwen will. Wir müssten im Grunde so leben wie es noch sehr sehr wenige Menschen tun und zwar in totaler Abgeschiedenheit vom Rest der Menschheit - im Einklang mit der Natur und nicht gegen die Natur.



    Was für ein schöner Traum.

    • @Karsten Wehrmeister:

      Sie haben in fast jeder hinsicht recht und irren nur in einem punkt. " in totaler Abgeschiedenheit vom Rest der Menschheit " werden Sie niemanden dafür gewinnen können sich Ihre einsichten zu eigen zu machen und "im Einklang mit der Natur und nicht gegen die Natur" zu leben

  • Drabiniok - Zitat:>Der Planet braucht keine Artenvielfalt!<



    Schade, Ihre Worte vorher passen - aber das hier?



    Dieser Planet fragt nicht nach sowas - seine Biosphäre entwickelt sich eben unter den langfristig gegebenen Bedingungen. Bei fortdauerndem Treibhauseffekt werden es nach dem nun gestarteten KliWa womöglich 6-8° über Vorindustrie sein, wenn sich am Ende alles beruhigt haben wird.



    Dann werden es nur die eher kleinen Überlebensgruppen von homo INsapiens unter dem Erdboden oder die anderen in Kuppelstädten aushalten können.

    • @Dieter HEINRICH:

      Ich verstehe/sehe keinen Widerspruch. W i r fragen nach Artenvielfalt, weil wir selbst nur eine davon abhängige Spezies sind. Doch weil es dafür keine App gibt, begreift das keiner.



      Weder der Mars noch der Mond machen sich um ihre mangelnde Artenvielfalt einen Kopf. Und die Erde fragt sich auch nichts, wenn wir unter Kuppeln oder wieder in Höhlen leben.

      Wir sind die intelligenteste und gleichzeitig dämlichste Spezies die jemals auf diesem Planeten existiert hat. Deshalb werden wir auch niemals so lange auf diesem Planeten existieren, wie zum Beispiel die Neandertaler.

  • Und wenn wir wüssten, dass die Welt morgen untergeht, so lasst uns heute noch ein Aktiendepot anlegen, einen Tesla kaufen, unser Smartphone streicheln, einen Weltraum- und Tiefbahnhof und eine Barriere im Mittelmeer bauen. Unseren Kindern zuliebe!

    MfG



    Ihre Wachstumshysteriker

    PS: Wie es scheint, blendet Franzens Essay die Ursachen (seit mehr als 50 Jahren bekannt) des Klimawandels aus und lenkt von der Verantwortung der Verantwortlichen und ihren Bütteln ab. Der Planet braucht keine Artenvielfalt!

    • @Drabiniok Dieter:

      Der Planet vielleicht nicht, aber die Artenvielfalt braucht die Artenvielfalt, und Homo Sapiens ist eben am Ende des Tages ich nur eine Art

  • Den ANsatz von Franzen vertrere ich seit Monaten hier u. anderswo hartnäckig - mit entweder NULLreaktionen oder mit der KLIMA-logischen Reaktion zur Wirksamkeit des Treibhauseffektes.



    Die Analyse von TOMAS hier stimmt vor allem im Blick auf die POLIT Folgen - eine Dimension, die Franzen stark vernachlässigt. Die Erwartung, wir könnten mit >entschiedener Ächtung< noch etwas reißen, teile ich nicht.



    Alle Apelle, das seit Anbeginn bestehende Konkurrenzprinzip aus Natur- , Zivilisations- u. PolitProzessen zu verbannen - und ökologisch zu leben, sie kommen ungefähr 100 Jahre zu spät, selbst wenn sie umgehend beachtet worden wären. Und sie kommen ca. 250 Jahre zu früh, denn erst dann wird es ein neues stabiles Gleichgewicht im Ökosystem wieder geben - womöglich mit einem TempNiveau von 6-8° über Vorindustrie. Bekömmlich für homoINsapiens?

  • Ich stimme Jonathan Franzen leider zu ...



    Sicher wäre es gut, unseren Co2 Ausstoß zu reduzieren. Am effektivsten ließe sich das in der von Nico Peach beschriebenen "Postwachstumsökonomie" realisieren, in dem man die Globalisierung zurückfährt, Flughäfen und Containerhäfen schließt, private Autos abschafft und nur noch im lokalen Rahmen Lebensmittel und die unbedingt notwendigen Konsumgüter produziert.



    Ich sehe unter den Politkern und "Konsumenten" aber weltweit kaum Bereitschaft in diese Richtung umzusteuern. Kann man auch nachvollziehen. Der Weg zu einer deindustrialisierten Postwachstumsökonomie birgt die Gefahr der Destabilisierung unserer Gesellschaften, wenn Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Aktienmärkte einbrechen. Diese Destabilisierung ist gefährlich und könnte in einem Bürgerkrieg oder Weltkrieg enden - nicht wünschenswert.



    Deshalb sind die Regierungen mit der CO2 Reduktion so zögerlich. Sie setzten diese nur da um, wo sich neue grüne Wachstumsmärkte erschließen lassen, z.B. bei erneuerbare Energien oder Elektroautos . An die Flugzeuge und Container- und Kreuzfahrtschiffe geht man nicht ran.



    Es ist für den Einzelnen psychologisch schwer auszuhalten, selbst Teil des Problems zu sein, und trotz Erkenntnis weiter „falsch“ zu handeln. Es ist aber wichtig, hier ehrlich hinzuschauen. Was ist mein gesamter CO2 Fussabdruck?



    Der in der selbst verrichteten Arbeit und der in den aus China importierten Konsumgütern? Dann realisiert man, das es keine Chance gibt, auf 2t pro Jahr runterzukommen, ausser man gibt seine Arbeit auf und zieht in ein Tinyhaus aufs Land. Aber selbst dann müsste man dafür sorgen, das der Staats- und Versorgungsapparat (Polizisten, Beamte, Müllabfuhr etc) abgeschafft wird, weil dieser für den Grund(CO2)umsatz sorgt.



    Von daher bin ich ganz bei Jonathan Franzen, sich ehrlich machen, das wir den Klimawandel nicht aufhalten können (und wollen) und uns für Umweltschutz einsetzen.

    • @Paul Schuh:

      Gute Analyse - nur die Schlussfolgerung kommt VIEL zu früh - erstmal heißt es zu lernen, mit den natürlichen und polit. Folgen umzugehen - also schlicht zu ÜBERLEBEN.



      Danach, wenn sich im Ökosystem ein neues Gleichgewicht eingestellt hat, beginnt der Wiederaufbau.



      Und dann kommt es darauf an, ob der Rest von uns gelernt hat und bereit ist, im Frieden mit NATUR und Mitmenschen zu leben.

  • Wir haben nicht nur das Klima verändert, sondern die Natur als Ganzes seit Jahrtausenden aktiv bekämpft! Die menschliche Gattung konnte leider nur so überleben. Genau das ist das eigentliche und damit auch unlösbare Problem: wir sind eine Spezies die praktisch alles ausserhalb unseres "Selbst" schon immer als feindlich betrachtet haben und so konnten und haben wir uns eigene Lebensräume geschaffen in denen wir die "feindliche Natur" möglichst fern gehalten haben bzw. sie kontrollieren und "gestalten" wollten - der Plan ist jetzt bemerkbar daneben gegangen! Dumm gelaufen kann mensch sagen.



    Der Autor Franzen hat vollkommen recht: da wir praktisch überall Probleme produziert haben, ist das sinnvollste was der Mensch jetzt tun kann, in seinem direkten Umfeld und alles in seiner Macht stehende umzusetzen und vor zu leben. Verhaltet Euch alle einfach so, wie ihr es auch von allen anderen erwartet und es wird uns gleich viel besser gehen.



    Ansonsten ist halt die Politik, die Wirtschaft und die Unternehmen gefragt das Wirtschaftssystem zu verändern, denn da liegt der Hund begraben.

  • Was, außer, diesen drei Kernaussagen, schreibt er denn noch? Hat er die Dimension des Vorgangs überhaupt begriffen? Es darf in einer Rezension ruhig ein bisschen mehr sein.

  • Ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Dass es mit dem Versuch, CO2-Reduktion zu erzielen nicht getan ist? Das ist den meisten Klimaaktivisten längst klar. Dass der Kampf um Klimarettung einer um Klimagerechtigkeit ist? Das ist wohl auch nicht neu.

    Es ist wohl klar, dass wir ein für uns unangenehmeres Klima bekommen. Ob's 1.5 Grad werden oder drei, das können wir nicht wissen. Wie die Auswirkungen konkret werden, das können wir uns nur ausmalen. Dass die Opfer sehr ungleich verteilt sein werden, davon können wir ausgehen.

    Dass unsere Anstrengung nicht einfach "rein technisch" sein kann, das steht wohl auch fest. Insofern gebe ich Herrn Franzen einerseits recht.

    Andererseits... "die Klimakrise kommt sowieso" (sie ist ja schon ein Bisschen da) täuscht über die bittere Tatsache hinweg, dass jedes Zehntelgrad, das uns jetzt durch die Lappen geht die Situation morgen ungleich unangenehmer machen wird. Und dass es (mitunter auch) mit Menschenleben bezahlt werden wird.

    Und dass es genug gesellschaftliche Akteure gibt, die hier und jetzt dafür zocken, die Laufzeit ihrer Kohlekraftwerke zu maximieren, möglichst noch dieses eine Geschäft mit der Kohleindustrie abzuschliessen -- dieses gierige, menschenunwürdige Raffverhalten auf Kosten aller gilt es hier entschieden zu ächten.

    • @tomás zerolo:

      Ach... und bitte: "Hysterie" in diesem Kontext... bitte nicht. Das ist ein ekliges Wort (mensch möge sich die historische Konnotation mal vor Augen führen).

      • @tomás zerolo:

        Danke

  • Es wäre schon mal hilfreich auf nutzlose Symbolpolitik zu verzichten.



    Nur noch Hysteriker gegen Leugner. Das Klima ist katastroiphal.

    "Das Tun und Lassen eines Einzelnen hat zwar keinerlei Auswirkungen auf das Klima, ist deshalb aber noch lange nicht bedeutungslos“,

    "Umwelt, Liebe und Wertschätzung, Gutes auf der Erde, Botschaft"

    Es klingt kitschig, esoterisch und tiefreligiös.

    • RS
      Ria Sauter
      @Werner S:

      Das klingt esoterisch, religiös?



      Genau an dieser Abwertung geht das System gerade zugrunde.



      Wenn jeder dies beachtet hätte, wären wir da, wo wir uns jetzt befinden.

      • @Ria Sauter:

        Finde ich auch. Wir brauchen eine tiefreligiöse Einstellung gegenüber dem Leben, und zwar in der Ethymologie des Begriffes religiös, also religere, Zurück-Verbindung, Anbindung (an die Lebensgrundlagen). Diese Haltung ist aber nicht kitschig oder esoterisch, sondern existentiell und realistisch, gleichzeitig spricht aus ihr der tiefe Respekt vor der unglaublichen Schönheit und Vielfalt des Lebens, wie sie Biobauern und Imker, Vögelbeobachter und "Literaten", ganzheitlicher Heilberufe und Gärtner leben. Die Industrielandschaft muss wieder zu einer Gartenlandschaft werden. Gandhi und die Khadibewegung hatten Recht. Vandana Shiva und die Bewegung für Biodiversität müssen viel größere Achtung erfahren.

      • RS
        Ria Sauter
        @Ria Sauter:

        "Wären wir nicht da"



        Muss es richtig heissen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Der Mann hat Recht.



    Messwerte ersetzen nicht die Beobachtung was in der Umwelt geschieht.



    Mit dem CO2 ist es wie mit dem Blutdruck.



    Kann man sich darauf fixieren, die technische Lösung ist aber auch hier keine Gute.



    Wenn wir die Arten nicht vorher ausrotten, kommt die Natur mit dem Klimawandel zurecht. Insekten und Vögel sterben zur Zeit nicht des Klimawandels wegen. Sondern wegen einer industriellen Landwirtschaft, die der Natur keinen Raum lässt. Da ist auch Biolandwirtschaft nicht viel besser.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Dass das Artensterben viele Ursachen hat und ein ganz eigenes Problem neben der Klimaerwärmung ist, heißt aber nicht, dass wir aufhören sollten, CO2 in die Atmosphäre zu pusten. Ich kann dem nur insofern folgen, als dass das beidem zugrunde liegende Problem Kapitalismus heißt und die Ausbeutung von Mensch und Natur eben vielgestaltige Formen annimmt. Davon liest man bei Franzen aber nichts. Freundlichkeit hilft vielleicht dabei, seine Privilegien auf angenehmere Art und Weise zu genießen. Gegen den Kapitalismus hat sie noch nie geholfen.

  • Ich konnte in dem ganzen Text kein einziges Argument für die These finden, dass in der aktuellen Situation CO2 Reduktion irgendwie verzichtbar wäre, zugunsten von "mehr Achtsamkeit" oder sonstigem Hippiekram. Für uns im globalen Norden mag es möglich sein, sich mit der Klimakrise zu arrangieren und zum weinen in den Wald zu gehen. Für Leute im globalen Süden entscheidet jede Tonne CO2 die wir in die Luft blasen über Bewohnbarkeit, Flucht, Lebensqualität, Zukunft. Wie schafft dieser weiße cis dude das einfach auszublenden, wenn er sich anscheinend seit Jahrzehnten mit dem sogenannten Klimadiskurs auseinandersetzt? Warum steht hier nicht der Artikel einer indigenen klimaaktivustin, die sich seit Jahrzehnten mit der von weißen Menschen verschuldeten Klimakrise auseinandersetzt - und vielleicht sogar über echte Lösungen schreiben könnte?

    • @Lurkus:

      danke!

    • @Lurkus:

      Ihr Gattungsbegriff anhand der Hautfarbe ist rassistisch, im einfachsten Sinne der Deifinition. Auch wenn Sie denken damit hipp zu sein.

  • Die Klimakrise ist Teil der globalen Ökosystemkrise und verschärft sie in Rückkopplungsprozessen dramatisch. So führt die weitere Rodung des Amazonaswaldes beispielsweise mittelfristig zum ausbleiben des Regens im Süden Brasiliens und wird zu einer kompletten Versteppung bzw. Verwüstung Südamerikas führen, ähnlich der Verwüstung der Levante, des ehemals fruchtbaren Halbmondes. Damit verlöten 200 Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage.