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FC Bayern München in der BundesligaAlles wird gut! Echt?

Die Münchner scheinen sich vor dem Spiel auf Schalke endlich sortiert zu haben. Auch für Renato Sanches hat man einen Abnehmer gefunden.

Renato Sanches (l.) beim Training am Tegernsee Anfang August. Nun ist er weg Foto: reuters

München taz | Ausgerechnet beim Fleisch-Gipfel Hoe­neß/Tönnies geht es nicht um die Wurst. Wenn der FC Bayern am Samstag bei S04 antritt, steht das Ergebnis schon vorab fest: Alles wird gut. Aus Bayern-Sicht. Denn: Kurz vor Ende des Sommerschlussverkaufs hat der Rekordmeister doch noch seine Transferlethargie abgelegt und ein paar Schnäppchen aus dem Markt gezogen.

Unerklärliche Wochen und Monate zog sich dieses ominöse Nichtverpflichten hin. Fragen über Fragen: Kriegen wir den Sané? Will der überhaupt zu uns? Macht der Müller-Wohlfahrt sein kaputtes Knie wieder heil? Und gibt der Uli überhaupt so viel Geld her? Ist jetzt alles erst mal egal. Mit Perisic, Coutinho und Cuisance hat man der schon an Spieltag 1 darbenden Offensive neues Blut zugeführt, jetzt könnte es allmählich losgehen mit der Saisonvorbereitung. Dumm nur, dass die anderen da schon weiter sind. Aber mei, aber dafür sann mia halt mia: der FC ­Bayern.

Es sind fast schon wieder lustige Zeiten beim FC Bayern, egal wo man hinschaut. Frank Ribéry isst seine Trüffelpizza künftig in Florenz statt bei „H’ugo’s“, dafür öfter mal wieder mit Luca Toni – die Älteren erinnern sich. ­Arjen Robben geht nächstes Wochenende baden: Er will bei der Swim Challenge daheim in Groningen acht Kilometer weit kraulen, für den guten Zweck. Unnötig zu erwähnen, dass er dafür trainiert, als würde mal wieder ein Comeback anstehen.

Renato Sanches hat sich am ersten Spieltag beschwert, dass er nur kurz mitspielen durfte: Ja wo samma denn? 10.000 Euro Geldstrafe. Strafversetzung zum OSC ­Lille ist fix. Jérôme Boateng – nein, keine weiteren Scherze mehr. Hoeneß hat ihn doch vor Wochen schon verabschiedet. Ach ja, der Präsident. Wird ausgerechnet zu Saisonbe­ginn ziemliche Wellen schlagen, sollte er nächste Woche tatsächlich seinen Rückzug bekannt geben. Als ob das irgendwas ändern würde. Der Mann hätte auch als Greenkeeper in allen relevanten Vereinsgremien noch eine Stimme, mindestens.

Dünnes Eis für ein Team, das drei Titel anpeilt

Längst wird überlegt, die Mitgliederversammlung vom Audi Dome in die Olympia­halle zu verlegen, damit noch mehr Menschen die sicherlich tränenreiche Das-war’s-dann-doch-schon-Show verfolgen können. Boss-Antipode ­Rummenigge verspürt neuerlich sichtlich Aufwind: Er ist wahrscheinlich nicht todunglücklich, wenn es demnächst weniger Uli und mehr Kalle gibt. Womit wir bei Brazzo sind, dem „Bürschchen“.

Sagenhaft, mit welcher Regelmäßig­keit und Selbstverständlichkeit Rummenigge Reporterfragen an Salihamidzic selbst beantwortet, während sein Sportdirektor noch Luft holt. Eigentlich erstaunlich, dass sie den Lehrling zuweilen sogar allein vor die Kamera lassen. Aber wenn er mal dran ist, dann haut er auch einen raus, der Brazzo. Die Idee mit dem verschlankten Kader erklärte er unlängst so: Niemand solle sich als Nummer 25 im Team fühlen. Mit Thomas Müller möchte man spätestens nach der Verpflichtung der Spielmacher Coutinho und Cuisance wirklich nicht tauschen.

Das Fell, das Niko Kovac sich hier zulegen musste, wird ihn bis an sein Lebensende wohlig wärmen

Jemanden vergessen? Ach ja, den Trainer. Niko Kovac darf nach dem enttäuschenden Nur-Double-Gewinn also doch noch mal ran. Hoeneß hält da noch die Hand drüber, da kann der Rummenigge über seinen Chefcoach ablästern so viel und so krass er will.

Egal wie diese Bayern-Sache für Kovac ausgehen wird: Das Fell, das er sich hier zulegen musste, wird ihn bis an sein Lebensende wohlig wärmen, so dick, wie das jetzt schon sein muss. Schwer zu sagen, was für eine Art von Humor das ist, wenn er nach all den Turbulenzen und Misstrauensvoten inklusive Maulkorberlass des Vorstandsvorsitzenden über die Transfererei sagt: „Kompliment an die Chefs! Das haben sie sehr gut gemacht.“

21 Feldspieler umfasst der Kader derzeit. Wenn Boateng einen Abnehmer findet, sind es demnächst nur noch 19 – ziemlich dünnes Eis für ein Team, das Titel in allen drei Wettbewerben anpeilt. Da müsste Einkäufer Salihamidzic bis zum 2. September doch noch mal aktiv werden. Erst im nächsten Jahr sind dann wohl die großen Summen fällig – für Sané, Havertz & Co. Nur gut, dass Timo Werner dann ablösefrei ist.

Aktuell hängt viel davon ab, wie Coutinho funk­tio­niert, ob Kovac sich traut, das System auf den Schönspieler zuzuschneiden. Dessen unbestrittenes Potenzial konnte bei seinen bislang vier Stationen in Europa (Inter Mailand, Espanyol Barcelona, Liverpool, Barcelona) nur der Spielerversteher Jürgen Klopp rauskitzeln, allerdings auch nur für recht kurze Zeit.

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1 Kommentar

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  • Der langweilige deutsche Fußball, Meister wird ewig Bayern, und fliegt dann in der Champions League im Achtelfinale raus.

    LANGWEILIG!