Petition der Woche: Uli Hoeneß muss bleiben

Der Präsident des FC Bayern will sich wohl zurückziehen. Einige Fans fordern ihn auf, zu bleiben. Mit prominenter Unterstützung.

Uli Hoeneß im Stadion blickt in die Ferne

40 Jahre beim Verein ist den Fans noch nicht genug: Uli Hoeneß im Stadion des FC Bayern München Foto: reuters

Eine fast verkorkste Saison, der dringend notwendige Kaderumbruch und irre Transferkosten: Dem FC Bayern München stehen unruhige Zeiten bevor. Und dann auch noch die Meldung, dass Uli Hoeneß beabsichtigt, sich aus der Klubführung zurückzuziehen.

Doch nun appelliert der Münchner Stefan Kreutzer mit einer Onlinepetition, die den pathetischen Titel „Mia san Uli – Uli Hoeneß muss bleiben“ trägt, an den Bayern-Boss. Kreutzer singt in seinem Aufruf eine Lobeshymne auf den Nochpräsidenten: „Die Welt wandelt sich, Gewissheiten wanken. Doch auf eines konnten wir uns immer verlassen wie auf das Amen in der Kirche: einen starken FC Bayern München mit Meisterschaften in Serie und europäischem Spitzenfußball.“

Unter den etwa 5.700 Unterstützenden befindet sich auch Helmut Markwort. Der 82-jährige Ex-Focus-Chefredakteur, der bis 2014 selbst im Aufsichtsrat des Vereins saß und ein „langjähriger Weggefährte“ von Hoeneß ist, hat als Erster Kreutzers Unterschriftenkampagne unterzeichnet. Und in einer emotionalen Videobotschaft erklärt Markwort, er sei „erschrocken über die Spekulationen“, Hoeneß werde dringend vom Verein „gebraucht“.

Stefan Kreutzer, der Initiator der Petition, sieht das ähnlich und warnt vor den Folgen eines Rückzugs. Über dem Petitionstext hat er ein Bild platziert, das Hoeneß samt Vereinsemblem abbildet. Es erinnert an die berühmte „Dropping the Pilot“-Karikatur von Bismarck in der britischen Satirezeitschrift Punch. Ginge der Lotse Hoeneß von Bord, könne der Verein in „ein Zeitalter der Extreme“ stürzen. 1890 war der Reichskanzler auf Druck von Kaiser Wilhelm II. zurückgetreten. Ohne kundige Führung, so das Signal, ginge es auch mit dem Rekordmeister den Bach hinunter.

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Die Anspielung auf Bismarck zeichnet Hoeneß als eisernen Präsidenten, als einzige Person im Lande, die den Verein managen könne. Ob das Militärische, das in dieser Allegorie mitschwingt, Hoeneß korrekt repräsentiert, sei dahingestellt. Der Verein ist keine Einmannshow, er besteht nicht nur aus Uli Hoeneß. Fans wie Stefan Kreutzer bilden das Fundament des FC Bayern München, sie haben den Klub groß gemacht – zum mitgliederstärksten (291.000) Sportverein der Welt.

Zudem ist nicht zu befürchten, dass das Bayern-Urgestein nun in seinem idyllischen Domizil am Tegernsee entspannt die Füße hochlegt. Dafür ist ihm der FC Bayern München zu wichtig. Völlig egal ist dann auch, ob Hoeneß ein Spitzenamt beim DFB oder anderswo ins Auge fasst. Er wird seinem Verein genauso treu bleiben wie die Fans ihm.

Zumal diese ihm sämtliche Skandale und Fehltritte verziehen haben. Man erinnere sich nur an die legendäre Pressekonferenz im Jahr 2007, als er Fans beschimpfte. „Eure Scheißstimmung“, wütete Hoeneß damals auf dem Podium, „da seid ihr doch für verantwortlich und nicht wir!“ Und dann war da ja auch noch eine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung.

Wenn es nach Hoeneß ginge, käme für seine Nachfolge jedenfalls eine Person nicht infrage: Lothar Matthäus. Mit dem Rekordnationalspieler rechnete der Bayern-Manager 2002 im DSF-Format „Doppelpass“ ab: „Solange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion.“ Sollte Hoeneß tatsächlich abtreten, scheint das Unmögliche nun wieder möglich.

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