Uli Hoeneß beim FC Bayern: Chef im Hintergrund

Uli Hoeneß kündigt nun offiziell den Rückzug beim FC Bayern an. Einfluss wird er dank seiner geschickten Personalpolitik weiter ausüben.

Ein Mann, Uli Hoeneß

Beim Empfang des bayerischen Ministerpräsidenten: Uli Hoeneß Foto: dpa

MÜNCHEN taz | Als Uli Hoeneß am Mittwoch bei der Ehrung der Double-Gewinner im Garten der Staatskanzlei mit Sprechchören gefeiert wurde, hätte ihn Wehmut befallen können. Der Patriarch des FC Bayern als umjubeltes Familienoberhaupt. „Das hat mir unheimlich gefallen“, sagte er. Es war ja so anders als auf der Jahreshauptversammlung (JHV) vergangenen November, als Hoeneß vom Redner Johannes Bachmayr angegangen wurde, wofür dieser von vielen Mitgliedern Applaus erhielt.

Hoeneß erntete damals viele Buhrufe, als er eine Debatte über die vorgebrachte Kritik verweigerte. In dieser ging es um Hoeneß’ Auftreten („Der FC Bayern ist keine One-Man-Show“), sein Nachtreten gegen Ehemalige wie Juan Bernat und Paul Breitner und um Hoeneß’ Kritik an staatlicher Unterstützung für internationale Konkurrenzklubs, obwohl die Münchner ebenso mit Katar kooperieren.

All das wirkte vor der Staatskanzlei fern, als Hoeneß als der „beste Mann“ gefeiert wurde. Geändert hat die Verehrung an seinem Entschluss freilich nichts, seine Ämter als Präsident und Chef des Aufsichtsrats bald aufzugeben. Das sollte Hoeneß nach der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag offiziell bekannt geben. Neben familiären Gründen hätten dazu auch der „Schock“ über Bachmayrs beklatschte Grundsatzkritik und die ständigen „Zwistigkeiten“ mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beigetragen, sagte der Chef des Verwaltungsbeirats, Edmund Stoiber.

Womöglich haben Hoeneß die jüngsten Huldigungen sogar bestärkt, den Zeitpunkt als richtig gewählt zu empfinden, bei der kommenden JHV im November seine Ämter an seinen designierten Nachfolger, den ehemaligen Chef des Anteilseigners Adidas, Herbert Hainer, 65, zu übergeben. Hoeneß, kann sich so nach mehr als 40 Jahren in der Verantwortung unter viel Beifall zurückziehen, statt zum Rücktritt gedrängt zu werden.

Es ist eine Zäsur, doch gehen wird Hoeneß nicht so ganz. Einfaches Mitglied im Aufsichtsrat wird er bleiben, wodurch er Einfluss behält auf die wichtigen Entscheidungen. Zudem weiß er, dass sein Freund Hainer den FC Bayern in seinem Sinne weiterführt. Auch sonst wahrt Hoeneß seinen Einfluss. Durch seinen Vertrauensmann Oliver Kahn, 50, der vom 1. Januar an als Nachfolger von Rummenigge (Vertrag bis 31. Dezember 2021) eingearbeitet und dessen Amt am 1. Januar 2022 übernehmen soll. Und auch durch die von Hoeneß maßgeblich eingesetzten Jan-Christian Dreesen, Jörg Wacker (beide Vorstände), Hasan Salihamidžić (Sportdirektor) und Niko Kovač (Trainer).

Lewandowski hat verlängert

Schon am Mittwoch hatte Hoeneß anklingen lassen, dass er die Zukunft mitgestalten möchte, nur eben mehr aus dem Hintergrund. „Die Hilfe für den FC Bayern hat ja nichts mit dem Amt zu tun“, sagte er. Bevor er seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung (2014 bis 2016) antrat, hatte Hoeneß 2013 sogar gesagt: „Ich werde diesem Verein dienen, bis ich nicht mehr atmen kann.“

Gewappnet für die sportlichen Herausforderungen sieht Hoeneß seinen Verein bereits. „Wir waren selten so breit aufgestellt und gut vorbereitet vor einer Saison“, befand er nach den jüngsten Zugängen von Philippe Coutinho, Ivan Perišić und Michaël Cuisance. Die aktuelle Double-Ehrung empfand Hoeneß auch deshalb als „Vorboten für die Saison, die ich kommen sehe“.

Maßgeblich dazu beitragen soll Robert Lewandowski, 31, dessen vorzeitige Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis 2023 ebenfalls am Donnerstag offiziell werden sollte. Der in der Vergangenheit wechselwillige Stürmer hat sich nun gebunden, dem Vernehmen nach versüßt mit einer Gehaltserhöhung. Auch wegen Coutinhos Verpflichtung sieht er in München die Chance, sein Ziel zu erreichen, die Champions League zu gewinnen. Mit jenem Verein, den Hoeneß maßgeblich zu einem internationalen Branchenriesen geformt hat.

Sein Lebenswerk hat Hoeneß jüngst schon aus seiner Sicht bilanziert. „Was hier sportlich und gesellschaftlich geschaffen wurde, gibt es auf der ganzen Welt nicht noch mal“, befand er, „es ist die Geschichte, die den FC Bayern so liebenswert macht. Wir wollen anders sein als diese Geldsäcke, die in unserem Geschäft immer mehr die Oberhand gewinnen.“

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