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Schüsse in El PasoDie Populisten sind mitverantwortlich

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Der mutmaßliche Täter von El Paso greift auf Denkmuster der völkischen Neurechten zurück. Wer diesem Denken nicht Einhalt gebietet, trägt Mitschuld.

Nach der Tat: Polizeiwagen blockieren die Zufahrt zum Walmart in El Paso Foto: imago images/ZUMA Press

W ieder hat ein weißer Mann absichtsvoll Menschen wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe getötet. Der mut­maßliche Attentäter von El Paso be­gründet seine Tat in einem im Netz veröffentlichten „Manifest“ mit der Notwendigkeit, die Abwehr des drohenden „Bevölkerungsaustauschs“ durch die Latino-„Invasoren“ selbst in die Hand nehmen zu müssen, wenn die Regierung es denn nicht tut.

In dem vierseitigen Text tauchen nahezu alle Denkmuster der weltweiten völkischen Neurechten auf. Deren Anfänge datieren weit vor die Zeit eines Donald Trump im Weißen Haus zurück. Insofern greift die Kritik des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Beto O’Rourke, der Trump direkt für den Terrorakt verantwortlich machte, sicher zu kurz.

Trump hat dieses Denken nicht erfunden. Aber genauso falsch wäre es, zu leugnen, dass Trump solche Thesen schon seit Beginn seines Wahlkampfs mehr verbreitet hat, als es etwa dem Alt-Right-Chef Richard Spencer oder dem österreichischen Chef der Identitären Bewegung (IB), Martin Sellner, jemals möglich gewesen wäre.

Selbst wenn auch, und davon kann man getrost ausgehen, die übergroße Mehrheit der Trump-, AfD- und selbst IB-Anhänger*innen von terroristischen Mordtaten nun wirklich nichts hält: Ihre grundsätzliche Zustimmung zu den apokalyptisch-warnenden Diskursen ihrer lautesten Protagonist*innen macht es erst möglich, dass sich Menschen wie der mutmaßliche El-Paso-Attentäter Patrick C. oder der Angreifer auf die Synagoge von Pittsburgh im Oktober vergangenen Jahres als Beschützer und Vollstrecker eines allgemeinen Volkswillens sehen können. Als Frontsoldaten im Abwehrkampf gegen den „Völkermord an den Weißen“.

Die Lone-Wolf-Strategie, nach der ein einzelner Angreifer auch ohne jede Absprache mit Gleichgesinnten zuschlagen und so eine gewaltige Dynamik in Gang setzen kann, haben inzwischen viele Terrororganisationen übernommen. Ob al-Qaida, IS oder eben Nazis und Rassisten – für die meisten spielen Forenbeiträge und Websites längst eine größere Rolle als Waffendepots und tote Briefkästen. Die rechten Denker denken, ihre Anhänger morden dann schon von ganz allein. Erst recht, wenn sie sich in der Mehrheit wähnen.

Insofern haben Donald Trump und auch die europäischen rechtsnationalistischen Populisten, die in den letzten Jahren große Erfolge erzielt haben, denn eben doch eine besondere Verantwortung für Zivilität. Und wenn sie der nicht nachkommen, dann sind sie eben doch, ja, schuld, wenn wieder ein weißer Mann meint, die Waffe ziehen zu müssen.

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49 Kommentare

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  • Was haben D. Trump und die AfD gemeinsam? Sie machen Chauvinismus und Rassismus gesellschaftsfähig und sie ermuntern so Angefixte gewalttätig gegen ihre rassistisch-motivierten Feindbilder zu werden.

    Und auch wenn wir uns dies natürlich NICHT wünschen, so konnten wir doch immer wieder feststellen, dass viele Entwicklungen in den USA nach Europa -->Deutschland rüberschwappten.

    Jetzt wird mancheiner entgegnen wollen: in Deutschland haben wir aber ein härteres Waffengesetz!

    Denen entgegne ich, dass dies leider nur dazu führt, dass die Falschen bewaffnet sind, und die "Angefixten" leider immer an Waffen kommen.

    So gesehen sollten wir somit die rassistischen Brandstifter zur Verantwortung ziehen, indem wir AfD & Co. in groß angelegten Medienkampagnen zu den geistigen Vätern (m/w/d) dieser Entwicklung in den USA, wie auch bei uns brandmarken und in einer durchaus ins persönliche gehenden Weise bloßstellen und der Lächerlichkeit preisgeben. Denn das sind doch diese Figuren eigentlich. Witzfiguren, die ihre narzistischen Kränkungen nicht zu überwinden vermögen und deshalb alles "Fremde" diffamieren, ausgrenzen und brutal anfeinden.

    Solchen Leuten müssen wir die ROTE Karte zeigen und sie vom politischen Spielfeld verjagen.

    Und wenn Hoecke und Co. die Landtagswahlen gewinnen und/oder gar die Regierung stellen sollten, so sollte man den entsprechenden Ländern im Rahmen des irgendwie Möglichen ALLE Gelder streichen. (Der Schaden, welcher eine solche Regierungs(beteiligung) "wirtschaftsatmosphärisch" auslöst, und Firmen vor einer dortigen Ansiedlung zurückschrecken lässt, ist gewaltig. Dennoch wählen Viele die AfD und beklagen sich zugleich, dass sich dort keine Großindustrie ansiedelt. Sorry: aber wer selbst diese Zusammenhänge nicht begreift und AfD wählt disqualifiziert sich damit selbst.) Doch dann soll der Rest von Deutschland auch nicht weiter Gelder dort reinpumpen.

  • Wenn auch die Mexikaner dort ebenso gut bewaffnet unterwegs wären, hätten sie den Typen sofort ausschalten können und es hätte wohl nicht so viele Opfer gegeben «(º¿º)»

    • @Rainer B.:

      Exakt die NRA-Argumentationslinie wiedergegeben... war das Absicht?

      • @Wurstprofessor:

        Die NRA argumentiert so gar nicht, denn aus Sicht der NRA sollten zwar möglichst viele Amerikaner Waffen besitzen, nicht aber die Mexikaner in Amerika.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Da ich in den letzten 30 Jahren beruflich wie privat viel in den USA war, so habe ich die dortige Szenerie und was die allfälligen, die vielen "Massaker" angeht durchaus beobachtet.

    Bislang liefen die Begründungen auf zwei Ebenen hinaus. Da ist der aus welchen Gründen auch immer plötzlich durchdrehende, nicht selten psychisch gestörte Einzeltäter und zur Beförderung dessen die äußerst laxen Bestimmungen, was den Besitz von Waffen angeht;

    letzteres auch unter allen Präsidenten der Demokraten nicht substantiell geändert.

    Und nun, seit dem Amtsantritt von Trump sind wohl beide, bislang kommunizierte Gründe weitgehend obsolet geworden.

    Das sollte man zumindest hinterfragen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Es gab immer schon mehr als zwei Begründungen für Massenmord.



      Und eine dieser Begründungen war auch immer schon Terrorismus.

      Morde durch die amerikanische extreme Rechte - zu der man auch viele der Anhänger Trumps rechnen muss - haben eine lange Tradition.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Michael Garibaldi:

        "... haben eine lange Tradition"

        Ok, ein Ranking nebst derer Begründungen ist mir nicht bekannt, dürfte medial transportiert wohl auch immer mit dem jeweiligen Präsidenten zusammenhängen.

        Gefühlt gehe ich eher mit dem hoffentlich ganz unverdächtigen Michael Moore konform, der neben "Fahrenheit 9/11" auch und gerade zu diesen Massakern eine nachdenkenswerte Dokumentation geliefet hat, ein Ereignis, welches nach meiner Erinnerung unter Bill Clinton als Präsident geschah:

        de.wikipedia.org/w...ling_for_Columbine

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Nur hat Bill Clinton nicht von minderwertigen Menschen, sich rekrutierend aus anderen als europäischen Ethnien, aus Liberalen, Presse usw. gesprochen und zu Taten aufgerufen. Demnach steht das Columbine-Massaker im Zusammenhang mit den laxen Waffengesetzen, nicht aber mit irgendeiner präsidialen Hetze.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Die sogenannten School-Shootings - also das Phänomen, das MM in BvC beschriebt - haben eben bestimmte Ursachen (auch solche, die sich aus dem US-Bildungssystem ergeben).

          Und selbstverständlich hat die Häufigkeit solcher Ereignisse und die pure Zahl der Opfer etwas mit dem US-Waffenrecht zu tun - keine Frage.

          Aber rassistisch motivierter Terror ist eben schlicht eine anders Kategorie.

  • Ich verstehe einfach nicht, wie man - nach den Erfahrungen von 1933-1945 in Deutschland und zahlreichen anderen totalitären Regimen in aller Welt, immer noch der These anhängen kann, die Mehrheit der Anhänger radikaler politischer Ansätze, würden Gewalt grundsätzlich ablehnen.

    Das ist schlicht nicht so. Das, was in den 80ern als "klammheimliche Freude" formuliert wurde, ist ein grundsätzliches Phänomen.

    Im augenblicklichen Kontext würde sicher nicht jeder AfD-Anhänger morden und brandschatzen .... das ändert sich aber sofort, wenn sich der Kontext ändert - sprich nach einer veränderten sozialen Kontrolle.

    Es existiert bei Extremisten und um solche handelt es sich mindestens bei den Mitgliedern der AfD, aber sicher auch bei vielen Wählen, eine grundsätzliche Bereitschaft zu Gewalt (auch tödlicher), wenn dafür eine Notwendigkeit gesehen wird.

    Käme es zu Kristallnacht 2.0 dann wären daran alle Pegidas und das Gros der AfD-Wähler aktiv beteiligt.



    Wer das anders beurteilt lügt sich in die Tasche und wiegt sich in einer Sicherheit, die absolut unangebracht ist.

    • @Michael Garibaldi:

      Wir haben doch schon 1998 dank rotgrün mit Fischer und Schröder den Tabubruch erlebt, dass es niemanden hier was ausmachte, dass in Serbien deutsche Soldaten Hilfe zum Morden leisten.



      Und den Oberst Klein schon vergessen, der mal eben 100 Menschen aus der Luft in den Tod schickte?

      Wer solche Gewalt zulässt, der braucht sich nicht zu wundern, dass das mal irgendwann ins eigene Land zurückkommt.

    • @Michael Garibaldi:

      Den Begriff "Klammheimliche Freude" missverstanden?



      Dieser Begriff stamt aus einem Artikel in einer Studentenzeitschrift, der inhaltlich eine klare _Absage_ an die Gewalt der "RAF" darstellt. Er endet mit dem Satz:



      "Unser Zweck [einer besseren Gesellschaft] rechtfertigt nicht jedes Mittel (...)".



      Dieser Text _gegen_ die Gewalt wurde vom Staat lange Zeit als sein Gegenteil diffamiert.



      Im Übrigen waren die 80er keineswegs besonders Gewalttätig.



      Im Gegentgeil wurden gesellschaftlich ich Gewaltfreie Demonstrationsmittel, wie Sitzdemonstrationen als Massenaktion kultiviert und es konnte eine weitgehende entkrmininalisierung von Gewaltfreien Aktionsformen durchgesetzt werden.

    • @Michael Garibaldi:

      Ich teile Ihre Sicht.

      Darüberhinaus gilt das nach meiner Einschätzung für einen großen Teil der CDU/CSU-Wähler ebenso.

      Sollte ich richtig liegen, wäre annähernd die Hälfte der Einwohner dieses Landes zum Schlimmsten fähig und bereit, sobald es legitimiert wird, bspw. durch Landes- und Bundesregierungen bestehend aus Union & AFD.

      Ich habe Angst.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Michael Garibaldi:

      Also sind ~15% der Bevölkerung (Wahlbeteiligung einmal vernachlässigt) bereits wieder auf dem Stand von 1933 in Bezug auf Radikalität und Mitläuferbereitschaft.

      Steile These. Wenn das der Fall wäre, gäbe es längst keine Republik mehr. Mindestens keinen sächsischen Freistaat ;-)

      Ich für meinen Teil komme und wohne in Dresden bzw. näherer Umgebung. diese 15% potentiell rechte gewaltbereite sehe ich nicht.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Dann Scheuklappen weg und zugehört, was da an Alltagsparolen, übrigens nicht nur in Ostdeutschland, so rausgehauen wird.

  • Wenn ich mich recht erinnere, hat B. v. Storch bewaffnetes Vorgehen gegen Flüchtlinge mal gerechtfertigt. Irgendwann hat sie dann mal Frauen und Kinder davon ausgenommen.

    • @Lapa:

      Ihre Erinnerung ist fast richtig, Frau Petry hat mal bewaffnetes Vorgehen gegen Flüchtlinge an der Grenze gewünscht und Frau von Strolch hat dann nochmal darauf hingewiesen, dass das auch für Frauen und Kinder gilt. Aber hinterher ist sie dannn doch nur mit ihrer Maus ausgerutscht und alles ganz anders gemeint und die Lügenpresse verzerrt und...

  • Ich dachte, es hätte in den USA zwei Amokläufe mit Schusswaffen gegeben.



    Warum wird der eine politisch instrumentalisiert, während der andere weitestgehend ausgeblendet wird ?



    Lassen sich da Opfer und Täter politisch nicht ausschlachten ?

    • @Don Geraldo:

      Genau das ist der Punkt. Der in Ohio war ein linker Trumphasser und Antifa-Fan. Da wird man wohl nicht so viel hören.

  • Interessant in diesem Kontext, wie 8chan (die rechte Echokammer, in der sich der Attentäter mutmasslich geäussert hat) von Cloudflare, nach einigem Hadern rausgekickt wurde.

    Interessant, weil sich Cloudflares Geschäftsführer die Sache nicht leicht gemacht hat (und seine Überlegungen lesenswert sind):

    erst nicht:



    tech.slashdot.org/...defends-hosting-it

    dann doch:



    tech.slashdot.org/...e-terminates-8chan

  • Ich bin immer wieder erstaunt, wie einerseits bei bestimmten Verbrechen der Kreis der Schuldigen nicht groß genug sein kann, bei anderen Verbrechen dagegen jede Schuldzuweisung über den einzelnen Täter hinaus sofort als Instrumentalisierung gebrandmarkt wird.

    • @Trango:

      Wenn Sie präzisieren, welche "anderen Verbrechem" Sie meinen, könnte man vielleicht sinnvoll auf Ihren Beitrag antworten.



      Vielleicht soviel: wenn die Tat im Zusammenhang mit der Ideologie des Täters steht und dieser dienen soll, sind alle diejenigen mit verantwortlich, die für die selbe Ideologie und ihre agressiven Auswüchse die Werbetrommel rühren. Wenn also ein Rechtsradikaler ein Massaker unter Menschen anrichtet, die von Rechtspopulisten, Internethetzern und anderen Rechtsradikalen besonders ins Visir genommen werden - Latino, Muslime, Flüchtlinge, Juden - dann müssen sich die Hetzer und ihre Claqueure schon fragen lassen, ob sie nicht vielleicht ursächlich etwas mit dem Massaker zu tun hat. Das gleiche gilt für Islamisten.



      Wenn hingegen ein Flüchtling einen Mord begeht - ich nehme an, darauf hebt Ihr Kommentar ab - dann sind andere Flüchtlinge nicht mitschuldig. Denn "Flüchtling" ist - anders als "Rechtsradikalität"oder "Islamismus" - keine Geisteshaltung, keine Ideologie, sondern eine mehr oder weniger kurze Zeitspanne in einer Biographie.

      • @Kolyma:

        Da vergleichen Sie jetzt aber Äpfel mit Birnen.



        Im ersten Fall nennen Sie richtig, dass eine Tat im Zusammenhang mit der Ideologie des Täters begangen wird.



        Im zweiten Fall, den des mordenden Flüchtlings, sparen Sie das völlig aus. Wenn wir die (btw extrem geringen Fälle) nehmen, in denen Menschen mit Migrationshintergrund öfters kriminell werden, dann ist es schon angebracht, auch danach zu fragen, welche Ideologie z.B. hinter der Vermittlung einer chauvinistischen Denkweise steht, die dem Täter eingeredet wurde.

        Und, sofern @TRANGO dies wirklich meinte, muss ich ihm sogar Recht geben, dass imo kaum größere Debatten dazu stattfinden, wie diese Denkweise aus Menschen, die sie in ihrer Umgebung verinnerlicht haben, wieder loswerden.



        Eingefahrene Denkmuster zu überwinden erfordert Bildung/Erziehung und das kostet. Wenn etwas kostenintensiv wird, dann wird das schnell nicht mehr thematisiert.

        • @Age Krüger:

          Das genau ist doch der Rassismus: zu unterstellen, dass alle Menschen einer bestimmten Herkunft oder Hautfarbe eine bestimmte Ideologie mit der Muttermilch aufgesogen hätten, die sie nicht mehr loswerden.



          Nochmal: Rechtsradikalität ist eine vom Rechtsradikalen selbst gewählte Ideologie, deren Kern die Forderung ist, dass alle Nicht-Weissen (Nicht-Abstammungsdeutschen, - Ungarn, -schweden etc.) weg sollen, wie auch immer.



          Eine Aussage wie die, dass alle Menschen mit Migrationshintergrund eine chauvinistische Denkweise hätten, ist auch Bestandteil rechtsradikaler Ideologien: der auszugrenzende Fremde wird entindividualisiert und zum Teil einer Gruppe gemacht, deren Mitgliedern allen ein negatives Attribut zugeschrieben wird. Die Aussage "Flüchtlinge sind chauvinistisch" ist genauso stigmatisierend und bei differenzierter Betrachtung falsch wie " Juden sind geldgierig." Darüber hinaus suggerieren beide Aussagen, Deutsche (oder Weisse oder Ungarn...) seien nicht chauvinistisch bzw. nicht geldgierig. Auch das ist bei differenzierter Betrachtung natürlich falsch. Aber man erzeugt auf diese Weise einen moralisch minderwertigen Feind.

          • @Kolyma:

            Jetzt müssen Sie mir nur noch an meinem Text zeigen, wo ich die Verallgemeinerung gemacht habe, dass alle Flüchtlinge chauvinistisch sind.



            Ich habe darauf hingewiesen, dass es Faktoren gibt, die eine chauvinistische Haltung befördern können. Ich habe am Ende nicht mal davon gesprochen, eine bestimmte Bevölkerungsgruppe aufgrund irgendwelcher Herkunftsländer zusätzliche Bildung zukommen zu lassen, sondern eben festgestellt, dass man durch Bildung diesen Haltungen entgegentreten kann.



            Ich kann mich auch nicht Ihrer Theorie des freien Willens in diesem Falle anschließen, dass die Wahl zu dem (ebenfalls) chauvinistischen Denken, dass Weiße besser als Nicht-Weiße wären, aufgrund einer vollkommen freien Entscheidung zustande kommt, wenn die Entscheider nicht ausreichend informiert, also gebildet sind, was für ein Unsinn das wäre.

            Was Sie da vertreten, ist die klassische neoliberale Auffassung, dass jeder völlig frei ist, in der Wahl seiner Lebensumstände. Bloß keine soziale Gerechtigkeit aufkommen lassen. Die Armen sind selber schuld, dass sie arm sind.

            • @Age Krüger:

              Ich glaube, wir reden vollkommen aneinander vorbei. Ich denke nicht, dass Arme selbst Schuld sind an der Armut, das hat auch nichts mit dem Thema zu tun. Und was ist Neoliberal daran, den Einzelnen als Individuum zu begreifen und nicht als Teil einer Gruppe, zu dem er von außen gemacht wurde.

              • @Kolyma:

                Dann kann ich Ihren gesamten Ansatz nicht nachvollziehen.



                Das Sein schafft das Bewusstsein, andersrum ist hegelianisches Wunschdenken. Da Rassismus kein Fortschritt ist, sondern ein Rückschritt in stumpfes Steinzeitdenken, dürfte die gesellschaftliche materielle Situation wohl mithin ein Grund sein, wieso sich jemand rückständig verhält.

                In meiner pädagogischen Arbeit sind mir auch keine Studien untergekommen, in denen jemand, der nicht aus taktischen Gründen (also als Agitator des Kapitals, das sich vom Faschismus Profitsteigerung erhofft) frei sich dazu entscheiden konnte, Rassist zu sein. Zumal waren eben Peer-Group-Erlebnisse dabei vorhanden neben der o.g. Propaganda, der auch natürlich jemand ohne ausreichende Bildung schneller auf dem Leim geht.

        • @Age Krüger:

          "Wenn hingegen ein Flüchtling einen Mord begeht - ich nehme an, darauf hebt Ihr Kommentar ab - dann sind andere Flüchtlinge nicht mitschuldig. Denn "Flüchtling" ist - anders als "Rechtsradikalität"oder "Islamismus" - keine Geisteshaltung, keine Ideologie, sondern eine mehr oder weniger kurze Zeitspanne in einer Biographie."

          Hast du das überlesen oder wissentlich übergangen?

    • @Trango:

      Da gebe ich Ihnen Recht. Da tut sich Links wie Rechts nicht viel.



      Nur Anfeuern von Emotionen und das Bewahren des Denkens der jeweiligen Blase in der man/frau ist.



      Das nüchterene Denken bleibt auf der Strecke.

    • @Trango:

      Rechtspopulisten nehmen in der Öffentlichkeit einen großen Raum ein und schwadronieren über Umvolkung und minderwertige Menschen und Kulturen. Rechtspopulisten stellen auch keine Minderheit dar. Sie befeuern und erhoffen sich ein gewaltsame Eskalation der Gesellschaft, den großen völkischen Umsturz.

      • @Hampelstielz:

        "Rechtspopulisten stellen auch keine Minderheit dar."

        Ab welchem Anteil an der Bevölkerung gilt Ihnen denn eine Gruppe als Minderheit?

        Und warum sollen Angehörige von ideologischen Minderheiten überhaupt einen besonderen Schutz genießen? Ideologien ändern sich nicht durch die Anzahl der Menschen, die ihr folgen. Die potentiellen Auswirkungen sind bei kleinen Gruppierungen natürlich theoretisch geringer aber auch das gilt nur solange es keine Bereitschaft zum Terrorismus gibt.

        • @Januß:

          Ab so etwa 15% und darunter kann man von Minderheiten reden, peile ich mal über den Daumen. Wissenschaftler bin ich nicht.



          Der "Kreis der Schuldigen", wie sich Trango ausdrückte ist bei Rechten sehr groß, bei Leuten gleicher Sprache und Herkunft schlichtweg nicht gegeben.



          Zusammenhänge zwischen einer ursprünglichen Aussage oder Feststellung und einem Kommentar oder einer Erwiderung in Bezug auf diese kannst du begreifen denke ich, also ignoriere sie doch bitte nicht einfach.

          • @Hampelstielz:

            Nun dann müssen wir jetzt wohl mal darüber sprechen wer als Rechtspopulist durchgeht. Denn die AfD kommt zwar mancherorts über 15%, doch es ist bekannt das etwa die Hälfte der Wähler nur Protestwähler sind. Entsprechend sind Rechtspopulisten wohl Ihrer Definition nach auch eine Minderheit.

            Warum ist der "Kreis der Schuldigen" denn bitte bei den Rechten so viel größer? Es ging mir im Übrigen nie um einen Vergleich mit "Ausländern", sondern mit Islamisten und die können jede erdenkliche Hautfarbe haben.

            • @Januß:

              Ist bekannt, dass die Hälfte der AfD-Wähler Protestwähler sind oder dass sie endlich ihre Partei gefunden haben? Irgendwas zwischen Salonfähigkeit der Republikaner und dem Faschismus der NPD, zumindest aber eine Partei die es endlich geschafft hat, zu etablieren ein strammer rechter Nationalist und Rassist sein zu dürfen.



              Woher hast du jetzt die Islamisten hergenommen? Steht davon in meinem oder dem von mir kommentierten Kommentar etwas?



              Gibt es Rechte nur in der AfD? Natürlich nicht und in der Summe machen sie ein von mir geschätztes konstantes Drittel so ziemlich jeder Gesellschaft aus.

    • @Trango:

      naja, dass nannte man früher Meinungsmacherei und heute heißt das Journalismus.

      Auch Journalisten hausen heute in der Echokammer.

      Das ist tragisch, denn für eine Demokratie ist offener,politisch unabhängiger Journalismus wichtig.