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AfD und Pegida marschieren in Chemnitz„Wir sind keine Nazis“

Sie zeigen keine Scheu vor Neonazis. Aber selbst so genannt zu werden empfinden die Mitläufer in Chemnitz als Beleidigung.

Neonazis, Pegida, AfD und „ganz normale“ Bürger: Blick auf den Trauermarsch vom Samstag Foto: dpa

Chemnitz taz | Bis zu diesem Moment hat der Mann mit weißem Schnauzbart, Halbglatze und kariertem Hemd ruhig zugehört. Doch jetzt reicht es ihm. „Wissen Sie eigentlich, was Sie da reden?“, fährt er eine junge Journalistin an. Vor laufender Kamera hatte die eben beschrieben, was hier zu sehen ist: Vor wenigen Minuten haben sich Kundgebungen von „Pro Chemnitz“ und der AfD, eigentlich als getrennte Veranstaltungen angekündigt, vereint.

Weit mehr als 5.000 Demonstranten stehen nun hier in der Chemnitzer Theaterstraße. Vorne, in der ersten Reihe, haben sich die AfD-Politiker versammelt: schwarze Anzüge, weiße Rosen in der Hand, ausgerechnet weiße Rosen. Dahinter Menschen, die aus ihrer rechtsextremen Gesinnung keinen Hehl machen: schwarz gekleidete Kameradschaftler und NPD-Kader, Hooligans, die „Arier“ oder „88“ an gut sichtbaren Stellen eintätowiert haben.

Das alles hat die Reporterin gerade in ihre Kamera erzählt, und dabei fiel auch das Wort, das dafür sorgt, dass dieser Mann sich einschaltet: „Nazis“. Es ist ein Reizwort, auch für die übrigen Umstehenden, zwei Frauen um die 50, ein junger Mann im Trainingsanzug. „Wir sind keine Nazis“, sagt der Mann mit Schnauzbart, und die Übrigen nicken mit Nachdruck. Eine der Frauen hebt zu einem Redeschwall an: Die Medien, die kämen von außen, hätten keine Ahnung und würden dann behaupten, alle Chemnitzer seien rechts. „Wir sind nicht rechts, wir sind nicht links, wir machen uns einfach bloß Sorgen um unser Land“, sagt sie.

Die Journalistin fragt, was denn mit den Menschen sei, die am Montag den Hitlergruß gezeigt haben, die dürfe man doch aber mit diesem Wort, das hier keiner hören will …? „Das waren alles eingeschleuste Journalisten“, ruft die Frau, sie schreit jetzt fast, und niemand der Umstehenden widerspricht.

Auch die Chemnitzer Zivilgesellschaft geht demonstrieren

Seit Tagen wird in Chemnitz vor Pauschalisierungen gewarnt: Nicht alle, die in dieser Stadt leben, seien Neonazis oder wollen sich mit diesen gemeinmachen. Differenzieren, so heißt es, sei das Gebot der Stunde.

Das ist richtig, und das sieht man auch an diesem Samstag. Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ versammeln sich mehrere Tausend Menschen auf einem Parkplatz an der Johanniskirche, ein paar hundert Meter vom rechten Kundgebungsort entfernt. Die Oberbürgermeisterin spricht. Viele Teilnehmer halten rote Herzen aus Papier in der Hand, Familien mit Kindern sind gekommen, ältere Menschen. Auch wenn der Anteil derjenigen, die aus anderen Städten angereist sind, groß ist: Es gibt sie, die Chemnitzer Zivilgesellschaft, die sich gegen rechts auf die Straße stellt.

Wir sind nicht rechts, wir sind nicht links, wir machen uns einfach bloß Sorgen um unser Land

Eine Demonstrantin

Dieser Samstag zeigt aber auch: Auf der anderen Seite, da sind mehr. Zu Beginn hatten sich die Teilnehmer der beiden rechten Veranstaltungen noch wie angekündigt getrennt versammelt: am Karl-Marx-Monument diejenigen, die dem Aufruf von „Pro Chemnitz“ gefolgt waren, 500 Meter entfernt, vor dem Büro der Chemnitzer AfD-Geschäftsstelle die Teilnehmer der Demonstration von AfD und Pegida.

Am Karl-Marx-Monument ist es ein ähnliches Publikum wie am letzten Montag: Wieder sind zahlreiche Neonazis und Hooligans gekommen, die einschlägigen Szenemarke tragen, „N.A.Z.I“ steht auf einem Shirt. Ein Schlachtruf erfreut sich lagerübergreifender Beliebtheit: „Lügenpresse“. Die Rechten brüllen es bei jeder Gelegenheit, auch dann, wenn gar keine JournalistInnen in Sicht sind.

Sie brüllen es mit solcher Inbrunst, dass man denken könnte, wenn sie die Wahl hätten, ob sie lieber ein Deutschland ohne Medien oder lieber eines ohne Ausländer hätten – die Ausländer dürften womöglich bleiben. Selbst als die Polizei ihnen am Abend bedeutet, dass ihre Demonstration beendet ist, schreien sie „Lügenpresse“; so als hätten ARD und ZDF diese Entscheidung getroffen.

Der Hass auf die Medien

Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali hat sich unter die Menge gemischt. Am frühen Nachmittag steht sie in schwarzer Jeansjacke mit einem Kamerateam in der Nähe des AfD-Büros. Sie hat viel Lob für ihre Sendungen bekommen, in denen sie den Leuten einfach mal zuhört. Aber heute ist das schwierig. Alle Umstehenden haben offensichtlich mitbekommen, dass sie ihr Gehalt mit gut bezahlten Moderatorenjobs für Großkonzerne aufgebessert hat. Die Leute rufen ihr entgegen: „Wie viel verdienen Sie denn?“ – „Sagen Sie doch mal, wie viel Sie kriegen“. „Sie können Ihre Miete gut bezahlen, nicht wahr?“

Hayali hält stand, ihre Mimik hat sie im Griff. Ohne Anzeichen von Aggression schaut sie in die Menge, greift einzelne Anwürfe auf, versucht ins Gespräch zu kommen. Hin und wieder lässt sich einer der Demonstranten auf ein Gespräch ein, aber der Faden reißt immer wieder ab, wenn die „Lügenpresse“-Rufe anschwellen und alles übertönen. Sie habe „viel gelernt“, wird Hayali am nächsten Tag twittern, sei aber auch „etwa angefasst nach all dem Hass, der Wut, der Häme“. Die verbalen „Prügel“ seien „nicht ohne“.

Auch Michael Bewerunge, Leiter des sächsischen ZDF-Landesstudios, versucht es mit einer Diskussion. Ein älterer Herr wirft ihm vor: „Sie schüren einen Bürgerkrieg!“ Das ZDF solle revidieren, was es über Chemnitz berichtet habe. Das sei alles Hetze gegen die Stadt und seine Bewohner. Bewerunge bemüht sich, gefasst zu bleiben. Versucht zu erklären. Er sagt, wenn sie etwas berichten würden, dass sie revidieren müssten, dann würden sie das auch tun. Der Mann schreit „Lügenpresse“. „Dann braucht ihr euch auch nicht wundern, wenn ihr auf die Fresse kriegt“, brüllt ein anderer, schwarz gekleideter Mann mit Sonnenbrille Bewerunge an. Niemand widerspricht.

Martin Kohlmann, der Vorsitzende von „Pro Chemnitz“, will über die Teilnehmer an seiner Veranstaltung nicht lange reden: Sie kämen aus Chemnitz und Umgebung, seien „besorgt und betroffen“, lautet seine knappe Aussage.

Rauchverbot bei der AfD

Besorgt und betroffen, das ist auch das Bild, das die AfD vermitteln will. Die Teilnehmer ihrer Veranstaltung waren aufgerufen, ganz in Schwarz zu kommen, selbst das Rauchen habe „zu unterbleiben“, hieß es in den bemüht staatstragend formulierten Aufrufen. Der thüringische AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke hat die als „Trauermarsch“ deklarierte Demonstration angemeldet, weitere AfD-Spitzen wie der sächsische Landeschef Jörg Urban oder der Brandenburger Vorsitzende Andreas Kalbitz sind ebenfalls da, dazu viele Landtagsabgeordnete aus mehreren Bundesländern.

Dann braucht ihr euch auch nicht wundern, wenn ihr auf die Fresse kriegt

Demonstrant zu ZDF-Journalisten

Zunächst ist das Publikum hier tatsächlich bürgerlicher als bei „Pro Chemnitz“. Doch dann passiert, was es in diesem Ausmaß noch nicht gegeben hat: Der rechte Schulterschluss von AfD bis Neonazis, auf den Björn Höcke, aber auch der neurechte Vordenker Götz Kubitschek, ebenfalls vor Ort, seit Jahren hinarbeiten, wird ganz praktisch auf dieser Straße Wirklichkeit. Noch bevor eine der beiden Demonstrationen startet, löst „Pro Chemnitz“ seine Veranstaltung auf. Zu Tausenden strömen die Teilnehmer zum Auftaktort der AfD, wo sie freudig empfangen werden. Die Polizei lässt sie gewähren.

Der Mann, der auf der Kundgebung von „Pro Chemnitz“ den Einheizer gibt, hatte kurz zuvor einen denkwürdigen Satz in sein Megafon gerufen: „Heute sind wir nicht Gesinnung, heute sind wir das Volk“, schrie er, und: „Also: Rechten Arm festbinden!“

Diese Vereinigung der extremen Rechten, die die Deutschlandfahnen falsch herum halten, weil sie die BRD hassen, und des rechtspo­pulistisch-bürgerlichen Spektrums, dem es gar nicht schwarz-rot-gold genug sein kann, ist, davon kann man getrost ausgehen, politisch gewollt. Allerdings ist der AfD schon klar, dass die Situation heikel werden könnte. Das Rezept, dass ihr ­Redner im Lautsprecherwagen anpreist, heißt: Disziplin. Doch werden sich die rechten Hools dem AfD-­Konzept vom „Schweigemarsch“ unterwerfen?

Was von der „bürgerlichen Disziplin“ übrig bleibt

Fast jedes Mal, wenn er zu einer Ansagen ansetzt, mahnt der Redner sie an. „Bürgerliche Diszi­plin“, konkretisiert er manchmal noch. Über eine Stunde müssen die Leute warten, weil die Polizei die Ordner der „Pro Chemnitz“-Demo überprüft. Die Menge wird zunehmend unruhig, immer wieder rufen sie „Wir sind das Volk“, wollen endlich starten. „Disziplin bitte“, ertönt es jedes Mal vom Lautsprecherwagen. Für die AfD ist das eine wichtige, womöglich grundlegende Frage: Vermag sie die Kameradschaftsnazis so zu kontrollieren, dass die Partei Stärke auf der Straße demonstrieren kann, aber gleichzeitig ihr Bild in der Öffentlichkeit selbst zu bestimmen vermag?

Immerhin formiert sich fast die gesamte ostdeutsche AfD-Prominenz in der ersten Reihe. Vor ihnen Rollstuhlfahrer und Bilderträger, die plakatgroße Fotos von Mordopfern in den Händen halten. Vor allem der im schwarzen Anzug erschienene Thüringer AfD-Chef Björn Höcke wird ohne Unterlass gefilmt, direkt neben Pegida-Gründer Lutz Bachman. Umso wichtiger, dass diese Bilder nicht von besoffenen Hools mit Hitlergrüßen gestört werden, denen die Warterei zu viel wird.

Als sich der Zug schließlich in Bewegung setzt, gelingt das Kunststück tatsächlich, zumindest für ein paar hundert Meter: Die Teilnehmer schweigen. In den Gastronomiebetrieben rund um die Demo spielen sich derweil absurde Szenen ab: Eine Falafelbude, schräg gegenüber dem AfD-Büro, eine Pizzeria mit angeschlossener Eisdiele hinter der Stadthalle, ein Dönerimbiss neben dem Karl-Marx-Monument haben – im Gegensatz zu allen anderen Läden – während der Demos geöffnet. Überall arbeiten fast ausschließlich Mi­gran­ten, meist junge Araber, nicht alle sprechen gut Deutsch.

Auch Nazis wollen essen, trinken und aufs Klo gehen. Bis in den Abend bilden sich Schlangen von Demonstranten, einige tätowiert, andere mit „Hooligans gegen Salafisten“ oder „Ruhm und Ehre“-Kapuzenpullis. Wenn sie an der Reihe sind, bestellen sie mit größter Selbstverständlichkeit Espresso, Schawarma, Döner oder Ayran, spürbare Aggression gibt es keine. Es ist offensichtlich, dass sie auch sonst kein Problem mit undeutscher Küche haben. Sie liefern den Beweis, dass ihre Ideologie zum Scheitern an der Realität der Migration verdammt ist.

Den arabischen Verkäufern ist klar, wer da von ihnen bedient werden will, völlig neu ist ihnen solche Klientel aber auch nicht. Meist sind auch sie halbwegs freundlich. Nur einmal, als einer der Nazis aufs Klo will, sagt ein junger Mann: „Sorry, kaputt“; die Gegendemonstranten, die kurz danach reinkomen, lässt er ohne Weiteres passieren.

Sich nicht vereinahmen lassen

An dem Ort, an dem Daniel H. getötet wurde, an der Brückenstraße, durch die auch an diesem Tag die Rechtsextremen ziehen wollen, sind in den letzten Tagen immer mehr Blumen und Kerzen niedergelegt worden. Hier sitzen ein paar junge Leute, die sagen, sie seien Freunde des Getöteten gewesen, die Bier trinken und verzweifelt wirken inmitten der vielen Polizisten, Journalisten und Demonstranten, die an diesem Tag in die Stadt gekommen sind. „Wir wollen einfach nur würdiges Gedenken“, sagt einer von ihnen in breitem Sächsisch, „nicht, dass das von Rechten vereinnahmt wird, das erzähle ich jetzt heute zum tausendsten Mal.“

Kurz bevor die rechtsextreme Demonstration am Karl-Marx-Monument ankommt, geht es auf einmal nicht mehr weiter. Ein paar hundert Meter ist sie nur gelaufen, der Grund für den Halt ist zunächst unklar.

„Chemnitzer, bleibt gelassen, bleibt weiter ruhig und würdig“, schallt es vom AfD-Lautsprecherwagen. Doch mit der mühselig hergestellten Ruhe ist es nun vorbei. „Widerstand, Widerstand“-Rufe werden laut, dann laufen mehrere Hundert Menschen einfach los, an der locker aufgestellten Polizei vorbei, die Straße entlang in Richtung Gegenkundgebung. Plötzliches Chaos, in dem Neonazis, Hooligans, Journalisten und Polizeibeamte wild durcheinanderlaufen. Mit Mühe gelingt es der Polizei, vor der nächsten Straßenecke eine Polizeikette zu bilden, die die Anstürmenden daran hindert, weiterzulaufen.

Wenig später eröffnet die Polizei den Demons­tranten auf der Brückenstraße, dass sie nicht mehr weiterlaufen dürfen. Da haben sie schon etwa drei Stunden gestanden und sind kaum mehr als einen halben Kilometer vorangekommen. Die Stimmung kippt endgültig. Die AfD-Prominenz um Höcke hat sich inzwischen aus der ersten Reihe zurückgezogen, dorthin drängen jetzt Nazi-Hooligans, kochend vor Wut. Sie brüllen die Polizisten an, „Merkelficker“ nennen sie sie, und wollen das Ganze „Mann gegen Mann“ austragen. Die Polizei stellt neben zwei Wasserwerfern noch einen Räumpanzer hin.

Mit dem Grundgesetz gegen die rechte Demonstration

Ersatzweise richtet sich die Wut gegen die JournalistInnen, auch sie werden jetzt ganz ungeniert geschubst, Hände vor ihre Kameras gehalten. Eine blonde Frau steht mitten in der Menge, sie ist vielleicht Mitte dreißig, eine „Chemnitzer Bürgerin“, wie sie sagt. „Es ist doch nichts passiert, es ist doch gar nichts passiert“, lamentiert sie immer wieder vor den Kameraleuten. „Warum filmen Sie das?“ fragt sie. „Wir haben nichts getan. Wir dürfen nicht laufen, obwohl wir gar nichts gemacht haben.“ Ihr ist klar, dass die Bilder von den brüllenden Nazi-Hools später im Fernsehen zu sehen sein werden, und die meisten, die sie sehen, vollstes Verständnis für die Entscheidung der Polizei entwickeln werden, sie nicht marschieren zu lassen.

Der Parkplatz an der Johanniskirche hat sich inzwischen geleert – die Demonstranten sind aber nicht nach Hause gegangen. Viele von ihnen stehen stattdessen auf der Straße, direkt neben dem Kundgebungsort. Auf der Straße, das bedeutet: auf der Strecke der Rechten. Vor der Blockade aus Menschen ist eine Blockade aus Büchern aufgebaut: Grundgesetze, fein säuberlich auf der Straße aufgebaut.

Es ist nicht so, dass die Polizei diese Blockade nicht räumen könnte, rein kräftemäßig, zumindest sieht es angesichts der vielen Wasserwerfer, Räumfahrzeuge, Pferde- und Hundestaffeln nicht so aus. Aber vielleicht will sie es nicht, vielleicht will sie Bilder vermeiden, in denen linke Demonstranten und auf der Straße aufgebaute Grundgesetze mit dem Wasserwerfer von der Straße gefegt werden, nachdem tagelang Bilder von marodierenden Rechten in Chemnitz um die Welt gingen.

Fakt ist jedenfalls: Die Polizei lässt nicht räumen. „Die Polizei hat die AfD-Demo soeben für beendet erklärt“, wird auf der Blockade per Megafon durchgesagt, es wird gejubelt.

Kurze Zeit später bricht die Abenddämmerung über Chemnitz herein. Unter die Freude bei den Teilnehmern der Gegendemonstration mischt sich die Sorge, ob alle unversehrt nach Hause oder zum Bahnhof kommen werden. Insgesamt schafft es die Polizei aber, die Situation unter Kontrolle zu bringen; angesichts des Großaufgebots, mit dem sie heute vor Ort ist, auch erwartbar.

Es ist ein Erfolg, den die Gegendemonstranten heute errungen haben: Der rechte Aufmarsch konnte nur ein paar hundert Meter durch Chemnitz ziehen, anders als am vergangenen Montag. Trotzdem: Es ist auch ein Erfolg für die Rechten, denen heute der Schulterschluss gelungen ist. Und die sich sicher sein können, auch nach diesem Samstag: Es gibt in Chemnitz Menschen, die sich den Rechten entgegenstellen. Doch den Ton angeben, hier auf der Straße, das tun andere.

Mitarbeit: Sarah Ulrich, Volkan Agar und Andreas Speit

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48 Kommentare

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  • Als "Nazi" oder "Neonazi" sollte man vernünftigerweise nur solche Personen bezeichnen,die sich affirmativ auf den historischen deutschen NS-Faschismus beziehen.

    wer dies nicht tut,aber ein Rassist ist,sollte als Rassist bezeichnet werden.



    Das gilt sowohl für rassistische Gewalttäter.als auch für Rassisten die nur verbale rassistische Gewalt ausüben.

    Der Vorwurf des Rassismus ist schwerwiegend genug und beschreibt die Ideologische Orientierung der meisten Rechtsextremisten und Rechtspopulisten zutreffend.



    .

  • Es haben zweifellos semantische Verschiebungen stattgefunden. "Nazi" bedeutet heute nicht mehr nur " Anhänger der nationalsozialistischen Ideologie" sondern auch, und das nicht ganz unberechtigt, völkisch-rassistische Gegner des demokratischen Pluralismus und der Gewaltenteilung und Anhänger von Modellen der Herrenvolkdemokratie. Leute wie Höcke, Gauland und Storch würde ich als deutschNAZIonal bezeichnen.

  • 9G
    91690 (Profil gelöscht)

    Eigentlich ist Argumentationsschiene unerträglich .. ein Gemisch aus Ignoranz und Vereinfachung auf wohlfeile Nenner ,mit denen sich dann wieder Neue " besorgte " Bürger und " das muss man doch mal sagen dürfen" solidarisieren, trifft auf Teile einer Jugend, denen das egal ist . Mit fatalen Folgen ..

  • Es kann doch wohl nicht angehen, dass man heutzutage in Deutschland sogar schon Nazis in die rechte Ecke stellt - pfui Deibel «(º¿º)»

  • Damals war man auch nicht judenfeindlich. Man wollte sich doch nur mal Sorgen machen dürfen um die verschwörerisch geplante anstehende feindliche Übernahme der abendländischen, deutschen Kultur durch die zunehmend die anständige Gesellschaft unterwandernden, wirtschaftskriminellen Juden. Angeheizt von Parteien, Politikern und öffentlichen Denkern, die sie bestätigten und ermutigten, sich "zu wehren", Verständnis war ihnen gesichert. Ganz besonders als nach einem Attentat eines Juden, die rassistischen Aggressionen und Gewalt sich Bahn brachen und Horden, organisiert durch rechte Parteien (keine Nazis!), Juden und ihre Einrichtungen angreifend, ungehindert durch die Straßen zogen, s. auch Reichskristallnacht... Ach ja, der IS hält sich übrigens auch für eine Freiheitsbewegung. Befreiung für die nur von ihnen anerkannten Muslime von der Unterjochung und das Verderben durch die islamfeindlichen, westlichen und weltlichen Gesellschaften, die sie ihren Anhängern als Feindbild und Grund für ihre eigene Misere, beweisgeführt liefern!

  • Im gedruckten Artikel befindet sich am Ende des Artikels ein Foto, das Björn hocke und Lutz Bachmann zeigt. Wieterhin ist dort ein Mann im blauen Anzug zu sehen, von dem gesagt wird, das er sich wohl geirrt hätte. Dass es sich bei dem Mann um den saarländischen AFD-Chef Josef Dörr handelt, dem ebenfalls hervorragende Kontakte in die rechte Szene nachgesagt werden, wird allerdings nicht erwähnt. Schade, schlecht recherchiert.

  • Ach, aber Nazi-Mitläufer sein ist ok?

    Kommt dann am Ende wieder "hamwer ja nicht gewusst, dass die sooo sind...?"?

    "Sorgen um unser Land" dann zusammen mit Staatsumstürzlern, Fremdenhassern und Medienfeinden zu demonstrieren ist dann schon ziemlich verräterisch für die wahre Gesinnung.

  • "(...) teilweise sind das auf Krawall gebürstete Prolls, die sich aus Dummheit, Unwissenheit und Lust am Provozieren mit Nazi-Symbolik schmücken. Und dazu eine größere Menge an Menschen, die aus diversen (reflektierten oder unreflektierten Gründen) gegen unbegrenzte Einwanderung sind (...)" (Zitat: J. Rolf)



    Das sehe ich ähnlich: Eine ziemlich heterogene Masse, die sich da zusammengerottet hat. Und exakt da liegt auch ihre Schwäche: Sie haben nur einen kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner und sind deshalb entsprechend spaltungsanfällig.



    Also tut was die Westlinke immer schon mit Bravour gemeistert hat: spaltet was das Zeug hält - aber, wenn's geht, diesmal die Gegenseite.

    • @LittleRedRooster:

      jawoll ja !

  • Ein*e Vorkommentator*in schrieb schon sehr präzise: "Ausländerfeinde und Rassisten, vulgo häufig 'Nazis'.

    So ist es. Die Begrifflichkeiten sind zu unscharf. Alle Nazis waren und sind Rassisten. Rassisten sind aber nicht immer Nazis. Die US Army hatte zu der Zeit, als sie die Armeen der Nazis besiegte, Rassentrennung. Und Juden hatten es nicht leicht, nach Amerika zu entkommen, denn das politische Klima war gerade gegen Einwanderung. - "Faschismus" ist wieder ein anderes Begriffsfeld: Alle Nazis waren Faschisten, die Faschisten anderer Länder aber keine Nazis und auch nicht immer antisemitisch oder rassistischer als der damalige Mainstream.

    Aber was soll man denn sagen? Wer läuft da und protestiert da? Nun: teilweise sind das auf Krawall gebürstete Prolls, die sich aus Dummheit, Unwissenheit und Lust am Provozieren mit Nazi-Symbolik schmücken. Und dazu eine größere Menge an Menschen, die aus diversen (reflektierten oder unreflektierten Gründen) gegen unbegrenzte Einwanderung sind, aber erstens nicht mitbekommen haben, dass die CSU sich darum effizienter kümmert als die AfD, und zweitens leider kein Problem damit haben, mit den erwähnten Prolls in einem Pulk zu demonstrieren.

    Man nenne sie also, wie man will. Das müssen sie aushalten, sie haben es verdient.

    • @BUBU:

      Sie erwähnen die Neurechten und rechten Pseudointellektuellen nicht. Sind ja nicht nur Dumme am da. Das allerdings anzunehmen (was ich Ihnen aber nicht unterstellen will), wäre gefährlich.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Wie viele bekannten sich nach Ende des 2. Weltkriegs dazu, ein Nazi gewesen zu sein? Darf ich raten?

    • @80336 (Profil gelöscht):

      "Wie viele bekannten sich nach Ende des 2. Weltkriegs dazu, ein Nazi gewesen zu sein? Darf ich raten?" (Zitat:BE)



      Antwort: 50er/60er Jahre - Sonntags beim Frühschoppen im Dorfwirtshaus? Alle! - Sogar mehr wie in Wahrheit dabei waren.

      • 8G
        80336 (Profil gelöscht)
        @LittleRedRooster:

        Netter Versuch. Um ein Nazi werden zu können, bedarf es als Grundlage zuerst einer ausgeprägten Neigung zu simplifizierenden Pauschalurteilen, gepaart mit einer völligen Unfähigkeit zur Differenzierung. Da ich dieser Grundlage leider entbehre, kann ich bereits anhand des Allquantors in Ihrem Satz erkennen, dass Ihre Antwort unwahr ist. Dummerweise war mir auch noch eine Person persönlich bekannt, die damals die Liste der Gewerkschaftsmitglieder eines Unternehmens verbrannte, statt sie den Nazis auszuhändigen, dafür im Alter von 44 Jahren eingezogen und an die Ostfront geschickt wurde. Auch dieser liebte am Sonntag seinen Frühschoppen im Dorfwirtshaus, und war definitiv zu keiner Zeit ein Nazi.

        • @80336 (Profil gelöscht):

          @BE - Zum Einen scheinen Sie übersehen zu haben, dass es um die Nachkriegszeit (50er/60er Jahre) geht - und zum Andern waren Sie ganz offensichtlich in diesem Zeitraum nie in einem Dorfwirtshaus, Herr Oberlehrer, sonst hätten Sie unschwer Zeuge werden und den Tiraden betrunkener Ex-Panzerfahrer, Stalingradkämpfer und Aufschneider selber lauschen können.



          Sehr treffend beschrieben wurden diese gruseligen Szenerien in mehreren Liedern die leider in Vergessenheit zu geraten drohen:



          www.youtube.com/watch?v=-W-Wfzvtu3E



          www.youtube.com/watch?v=5tA3ZWoBmMY



          www.youtube.com/watch?v=XZCktcO_HNQ



          Sonst noch was? Dann setz ich mich wieder.

          • 8G
            80336 (Profil gelöscht)
            @LittleRedRooster:

            Nun, da Sie - im Gegensatz zu mir, wie Sie hier freimütig einräumen - in den 50/60er Jahren im Dorfwirtshaus waren, und Ihren eigenen Worten nach ALLE, die in den 50/60er Jahren im Dorfwirtshaus waren, sich als Nazis bekannten, ... bleiben Sie bitte sitzen, es wäre auch nicht notwendig gewesen, dass Sie wegen mir aufstehen.

  • Alle, die sich Sorgen machen wegen der gestiegenen Kriminalität, als Nazis zu bezeichnen, ist schon ziemlich starker Tobak. Dass man das hier zitiert

    www.morgenpost.de/...angen-Club-an.html

    macht einen auch schon zum Nazi?

    • @Nicky Arnstein:

      Ich habe gerade eine Weile über Ihre Frage nachgedacht und komme zu folgendem Ergebnis:



      Natürlich macht Sie das Zitieren dieses Artikels nicht zum Nazi.

      Worüber ich mir aber Sorgen mache ist dieses sehr wohlfeile Kombination der beiden Wörter "Flüchtlinge" und "Kriminalität", als hätte das eine ursächlich mit dem anderen zu tun, als wäre es ein untrennbares Wortpaar, wie es ja in dem mittlerweile beliebten Begriff "Flüchtlingskriminalität" zum Ausdruck kommt.



      Dieser Begriff -"Flüchtlingskriminalität" - zeigt für mich sehr deutlich, wo das neutrale Beschreiben von Gewaltdelikten aufhört und die ausländerfeindliche oder rassistische Zuordnung anfängt. Wir sprechen ja beispielsweise auch nicht von "Deutschenkriminalität", wenn wir die Chemnitzer Nazihooligans beschreiben.

      Unter dem Begriff "Flüchtlinge" ist letztlich doch lediglich eine sehr heterogene Gruppe von Menschen zusammengefasst, deren Gemeinsamkeit darin besteht, aus ihrem Herkunftsland nach Deutschland geflohen zu sein. Haben die deswegen eine Kriminalität gemeinsam?



      Oder anders gefragt: wieso soll der 2015 aus Afghanistan geflohene und heutige Elektrikerlehrling A. mehr mit dem in Ihrem link erwähnten Mob in dem Frankfurter Club zu tun als Sie? Etwa weil er vielleicht 2015 mit einem der Täter im selben Schlauchboot saß?

      Ich finde es nicht hilfreich, Kriminalität nach der Herkunft der Täter zu sortieren. Sinnvoller wäre es, die Kriminalität nach ihrer Motivation oder nach der Art der Tat(en) zu klassifizieren. Die marodierende Truppe in dem Frankfurter Club ist in ihrer Freude an Gewalt, in ihrem Rassismus und ihrer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit den Chemnitzer Nazihools sehr viel näher als mir oder Ihnen oder allen Flüchtlingen, die ich kenne.

      • @Kolyma:

        Nein, der Begriff "Flüchtlingskriminalität" ist nur der Oberbegriff für Straftaten, die von Flüchtlingen begangen werden, ohne Wertung, ob das dies überproportional häufig vorkommt. Es gibt ja z.B. auch die "Wirtschaftskriminalität, ohne dass damit ausgesagt wird, dass jeder, der in der Wirtschaft arbeitet kriminell ist oder der Anteil dort an Kriminellen überproportional hoch ist.

        • @Sophokles:

          Das ist kein guter Vergleich, Sophokles. "Wirtschaftskriminalität" beschreibt Taten, die in der Wirtschaft begangen werden bzw. dort Schaden anrichten (auch von Leuten, die nicht in der Wirtschaft arbeiten) - "Wirtschaft" bezeichnet hier nicht die Herkunft der Täter sondern das Ziel der Taten. Analog müsste "Flüchtlingskriminalität" Delikte gegen Flüchtlinge beschreiben.

          Nur bei Ausländern und Flüchtlingen wird Kriminalität nach Herkunft der Täter kategorisiert.



          Das mag für die "Flüchtlingskriminalität" 2016 vielleicht noch sinnvoll gewesen sein, als es zu zahlreichen Körperverletzungsdelikten in den damaligen überfüllten und chaotischen Massenunterkünften kam, die Taten also ursächlich mit den für Flüchtlinge typischen Lebensumständen zu tun hatten. Wir sind aber drei Jahre weiter, die Turnhallen sind Geschichte und es fragt sich, in wieweit der Begriff "Flüchtling" überhaupt noch eine sinnvolle Kategorie ist für Leute, die schon bei ihrer Flucht sehr heterogen waren und seither sehr viele unterschiedliche Wege gegangen sind. Gerade diejenigen, die als Jugendliche hierher gekommen sind, identifizieren sich mit diesem Begriff immer weniger.



          Ich bleibe dabei: Herkunft ist keine Tatursache, der Begriff "Flüchtlingskriminalität" ist letztlich nur hilfreich für den rechtsextremen Diskurs.

    • @Nicky Arnstein:

      Nachtrag: Ich habe mir Ihren Link noch durchgelesen. Wenn man das zitiert und damit belegen will, dass "die Flüchtlinge" die Kriminalität steigern, macht einen das zu einem Ausländerfeind und Rassisten (vulgo häufig "Nazi").

      • @LeSti:

        Fakt ist das Ausländer deutlich überproportional kriminell sind.



        Der Ausländeranteil 2016 war 11.2%.



        www.destatis.de/DE...heVerurteilte.html



        Bin ich jetzt auch ein Nazi?



        Nazi ist man erst wenn dann diese erhöhte Kriminalität damit begründet, daß diese Menschen von Natur aus krimineller seien.



        Nein ,dafür gibt es zahlreiche soziologische Gründe.



        Aber ich kann es nicht mehr hören, daß linke Politiker diese Fakten einfach leugnen.

        • @Suchender:

          Nun, im gleichen Atemzug müsste derjenige, der sich so um die Kriminalstatistik kümmert, den überproportional hohen Anteil den Bürger ostdeutscher Herkunft in der Statistik über rechtsradikal motivierte Straftaten einnehmen, erwähnen. Tut er aber nicht. Weshalb interessiert ihn das nicht? Weil seine Intention nicht diejenige ist, andere auf die Kriminalstatistik hinzuweisen, sondern er will Stimmung machen, will seinem Frust, den das Leben in einem Menschen mit der Zeit verursacht, eine Projektionsfläche, aber auch eine Begründung geben, die augenscheinlich nicht auf seinen angegriffenen Gemütszustand hinweist.



          Er will sich auch erhöhen und als überlegen empfinden. Das menschliche Hirn lässt diese Selbstmanipulation aber nur ungern zu und deshalb versucht er andere für seine Sache einzuspannen und dafür zu gewinnen, sich gegenseitig anzuspornen und zu bekräftigen.



          So läßt sich auch der Wankelmut in der Beschreibung des Feindbildes erklären. Es macht keinen Sinn, dass der "Feind" einerseits allmächtig sein soll, eine unberechenbare, übermächtige Gefahr darstellt, im gleichen Augenblick aber ein Insekt, dass man zerdrücken kann und muss.



          So tickt der Mensch, ungefähr so ist der psychologische Hintergrund eines faschistischen Charakters gestrickt.

          • @Hampelstielz:

            Für den hohen Anteil Ostdeutscher bei rechtradikalen Straftaten gibt es eben auch ein Haufen soziologische Erklärungen.



            Wenn ich von Linken andauernd höre man solle doch die Mauer wieder aufbauen ist das genauso dämlich wie die Forderung von Rechts um ganz Deutschland eine Mauer zubauen.



            Über ersteres wird maximal geschmunzelt , wer letzteres fordert ist gleich ein Nazi.



            Wird Zeit, daß die Diskussion nicht mehr von den Rändern bestimmt wird.

      • @LeSti:

        Wer also auf von Flüchtlingen begangenen Gewaltdelikte hinweist, ist Ausländerfeind und Rassist?

        Was die Relation zwischen Flüchtlingszuwanderung und Kriminalität angeht, können Sie hier nachlesen:

        file:/C:/Users/U266775/...ngIQuartal2018.pdf

        • @Nicky Arnstein:

          Du hast ernsthaft die Ordnerstruktur deines Laufwerks oder das eines Rechners an deinem Arbeitsplatz hier verlinkt? Echt jetzt? Ich kann gerade nicht anders, aber das ist schon ziemlich lächerlich :). Weniger fühlen, mehr denken ist mein Vorschlag, dann muss man auch nicht gegen Minderheiten hetzen.

        • @Nicky Arnstein:

          Das habe ich nicht geschrieben. Aber wenn man ignoriert, dass im Beispiel aus Ihrem link Syrer genauso Opfer waren, dann geht's in die Richtung. Wenn man wegen ein paar wenigen Tätern alle Flüchtlinge kriminalisiert, ist man ausländerfeindlich und rassistisch.



          Wenn Sie übrigens noch eine Quelle für das Versprochene haben, freuen sich hier einige.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Ich erhielt soeben die Nachricht "Seite wurde nicht gefunden". Einfach nur ein kleines Missgeschick - oder der bekannte, häufiger angewandte Griff in die Provokations- und Trickkiste, Herr Arnstein?

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Nachdem auf die Festplatte verlinkt wurde, wohl sehr wenig Erfahrung mit EDV.

        • @Nicky Arnstein:

          Ich erinnere dich daran, dass diese Rechten nicht als Freund betrachten werden, wenn sie die Macht erlangen würden. Die Moslems kämen diesesmal zuerst dran, Juden werden aber früher oder später sicher auch wieder verfolgt werden. Du solltest dich auch mal ein bißchen selbst hinterfragen, mit deinen rechten Ansichten. Ob du nicht vielleicht sehr viele Vorurteile hast und Menschen in Sippenhaft nimmst.

        • @Nicky Arnstein:

          Ihr Link führt ins Leere.

    • @Nicky Arnstein:

      Wer sich Sorgen um gestiegene Kriminalität macht, fordert mehr Geld für die Polizei. Wer "wir sind das Volk" brüllt und Ausländer verfolgt, ist ein Nazi. Auch wer "88" tätowiert hat.

  • Die armen Irren mit Schreiturett können einem aber schon leid tun. Da geht man seit Jahren mit dem braunen Mob auf die Straße, applaudiert wenn Menschen gejagt werden, Häuser brennen, Kinder weinen und dann kommt die „eingeschleuste“ West Journalie und nennt einen auch noch Nazi. Also nee, das geht ja dann doch zu weit. Real Satire at it‘s best!

  • Meinen Erfahrungen nach meinen viele von diesen "besorgten Bürgern" wirklich, sie wären keine Nazis und werden stocksauer, wenn man sie so nennt. Wahrscheinlich weil das einen schlechten Ruf hat und man sich dann die weitere Auseinandersetzung mit ihren Ansichten sparen kann. Das ist ja in der Tat ein politisches Totschlagargument (mit gutem Grund). Das wollen sie natürlich nicht.

    Sie haben aber definitiv ein geschlossenes rechtes Weltbild, auch ohne sich darüber bewusst zu sein, und all die Auseinandersetzung mit der Politik und den Medien ändert daran nichts, sondern formt das nur noch detaillierter aus.

    Sie nicht "Nazis" zu nennen, wäre natürlich rücksichtsvoll, aber sinnlos. Was aussieht wie eine Ente, läuft wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist nunmal eine Ente, selbst wenn sie sich selber für einen Spatz hält.

    Diese Leute möchten keine Nazis sein, weil die Nazis verloren haben und zwar sehr, sehr gründlich. Sie wollen aber keine Verlierer sein.

    Faschismus ist in Deutschland nunmal nur noch als seine eigene Karikatur möglich. Davon wird er nicht ungefährlich, aber man darf nie müde werden, darauf hinzuweisen, dass der "Kampf bis zur letzen Patrone" bei Nazis nunmal heißt, dass sie sich diese Patrone selber durch den Kopf jagen, wenn alles verloren und zerstört ist. Deswegen muss man Nazis immer Nazis nennen.

    • @Mustardman:

      Diese "Nazi-Diskussionen" führt zu nichts Gutem, seid die Pegida und AfD aufkamen ging es schon los mit dem Nazi-Stempel quer durch die Republik … und machte das Ganze nur schlimmer. Dem Wutbürger einfach mal stichhaltige Argumente vorhalten, ihn ernst nehmen mit seinen Sorgen und Kriminellen gegenüber harte Kante zeigen, egal ob rechts, links, oder Ausländer.

      • @Lara Crofti:

        Die sind aber für Argumente nicht zugänglich, da die nur auf einer Gefühls- d.h.: Hassebene leben und denken.

    • @Mustardman:

      Die Frage ist, ob die Stigmatisierung als Nazi ausreicht, sie auf einen anderen Pfad zu bringen. Ich vermute, dass sich die Unzufriedenen nicht vor der nächsten Wahl durch den "Kampf bis zur letzten Patrone" selbst aus dem Rennen nehmen. Sie haben mehr Probleme als nur Migration. Insofern macht es Sinn, Arbeit (Löhne!), Bildung, Wohnen, Alter zu thematisieren, um Druck zu reduzieren. Auch kann man die Asylverfahren besser organisieren, um sie zu beschleunigen.

      • @EricB:

        Ähm, wenn es den AfD Wählern tatsächlich um das ginge, was Sie anführen, würden sie nicht die AfD wählen. Es geht um Ausländer raus, weil wir sind das Volk. Und gegen diese Denkfigur fallen mir keine Argumente ein.

      • @EricB:

        "Sie haben mehr Probleme als nur Migration."

        Sicher - aber angesichts der faktischen Alternativlosigkeit von Regierungshandeln ist Migration das einzige politische Thema bei dem tatsächlich wesentlich abweichende Haltungsalternativen bestehen.

        Ansonsten wird doch nur um Marginalien gestritten. Oder sehen Sie bei anderen Themen wesentliche Unterschiede zwischen den potentiellen Regierungsparteien?

        • @A. Müllermilch:

          Ich sehe es gerade andersherum: Handlungsalternativen bestehen in der Sozial- und in der Bildungspolitik. Aber es gibt keine Handlungsalternativen, die dazu führen, dass Deutschland wesentlich weniger Flüchtlinge aufnehmen muss.

  • Ach Deutschland..! Der `Osten´ ... und auch durch HARTZ IV "Ausgegrenzte" fühlen sich missachtet ! Der Protest, der sich da `rechtspolitisch´formuliert.. ist, m.E. durch einen Diskurs um Anerkenntnis zu erklären! ..ist doch so, das die soziale Kultur der Anerkenntnis der Ex DDR , in z.B. ihren Werten Sozialer Solidarität, durch die BRD Kultur neoliberaler (Kampfkultur..) Anerkenntnis ; belächelt, diskriminiert und abgewiesen wurde ! Ene art sozial- psychologischer Prozess von Angleichung und Dialog der verschiedenen sozialen Kulturen von Anerkenntnis , von BRD zu DDR hat nie stattgefunden!



    Die DDR Kultur sozialer Anerkenntnis wurde einfach weggewischt..! Begleitet von Firmenschliessungen und harter Arbeitslosigkeit ! Resultat: Wutbürgertum und Rückfall in deutsche Vergangenheiten ! Und nun Chemnitz: es gilt m.E. eine neue Kultur von Respekt und Dialog zu entwerfen !



    ..alte Gemeinsamkeiten, auch im Feld der Ästhetischen Kultur von Anerkenntnis .. zu verdeutlichen ! Der Begriff `NAZI´ definiert eigentlich nur einen Stillstand dialektischer Entwicklung , eine Protesthaltung (?) , die nicht dem Geist Sachsens entspricht!

    • @vergessene Liebe:

      Was immer alle vergessen: die Ostdeutschen hatten 1990 die Wahl zwischen einem vorsichtigen Vereinigungsprozess unter linker Führung und der schnellen neoliberalen Wiedervereinigung. Sie haben sich entschieden und zwar immer und immer wieder. Ich hab da kein Mitleid

      • @LesMankov:

        .."..hatten 1990 die Wahl.." (?) NEE ! .. "wurden 1990 verführt.. durch geschickte Rhetorik westlicher neoliberaler Habgier.." ( nicht nur meine Meinung !) .



        Und nun? Es geht nicht um Schuld oder Mitleid ! ..es geht doch drum´.. die "Karre aus dem Sumpf " zu ziehen !



        ..und so mag eine Debatte um die Unterschiede in den Kulturen Sozialer Anerkenntnis von DDR und BRD sich als sinnvoll erweisen ?

  • Steile These: Die MitläuferInnen ohne 88-Tattoos sind sonst so wenig an gesellschaftlichen Themen interessiert ("unpoliddisch", www.youtube.com/watch?v=KEBxXjppkuE , danke @ /r/de), sodass ihnen gar nicht auffällt, wie heikel das ist, was da gebrüllt wird.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Jetzt schaffen es die Anführer schon den Schulterschluss von AfD und echten Nazis hinzubekommen und das Fußvolk meckert immer noch.

    Sie finden die Forderungen der Nazis gut, sie reden wie Nazis, brüllen dieselben hirnlosen Parolen, aber sein wollen sie keine. Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

    Den kleinen letzten Schritt werden sie auch noch gehen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Das fürchte ich auch. Spätestens wenn sich den Rechten eine Person zum Führerkult anbietet. B. Höcke träumt wahrscheinlich schon länger davon. Und dann wird gebündelt, bis einem das Kotzen kommen könnte.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      "Den kleinen letzten Schritt werden sie auch noch gehen."

      Das glaube ich nicht. Es wäre taktisch unklug das offen zuzugeben. Damit würde man nichts mehr gewinnen. Auch der durchschnittliche "besorgte Bürger" möchte ja kein Nazi sein.

      • @Januß:

        "Auch der durchschnittliche "besorgte Bürger" möchte ja kein Nazi sein."



        Manche möchten das noch nicht. Wenn sie allerdings erkennen, dass Bezeichnung und Inhalt sich gleichen und sie zudem wahrnehmen, dass mehr diese Inhalte sagen und denken bzw. diese Inhalte als mehrheitlich akzeptiert geschickt inszeniert werden, dann werden sie sich stolz Nazi nennen.