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SPD vor der Abstimmung zur GroKoIm Kern gespalten

Juso-Chef Kühnert kämpft gegen SPD-Chef Schulz für die GroKo. Doch der Riss geht viel tiefer als „links gegen rechts“.

Für Martin Schulz geht es auch ums politisches Überleben Foto: dpa

Berlin/Düsseldorf/Dortmund taz | Vor Leuten wie Anna Spaen­hoff muss SPD-Chef Martin Schulz Angst haben. „Ich werde am Sonntag auf jeden Fall gegen die Groko stimmen“, sagt Spaenhoff, 29. Sie schnaubt, lehnt sich vor, der bernsteinfarbene Anhänger an ihrer Halskette tanzt. „Ein Witz“ sei ein Rentenniveau von 48 Prozent, das Sondierungsergebnis viel zu unverbindlich, CDU und CSU nähmen die SPD nicht ernst.

Die Politikstudentin Spaenhoff, Mitglied im Juso-Landesvorstand in Nordrhein-Westfalen, will verhindern, wofür die versammelte SPD-Spitze um Martin Schulz wirbt. Bloß kein neues Bündnis mit CDU und CSU. Bloß nicht noch eine vierjährige Quälerei an der Seite Merkels. Die SPD, davon ist Spaenhoff überzeugt, muss sich in der Opposition erneuern.

Damit ist sie nicht allein. Die SPD ist zerrissen wie selten. Auf dem Parteitag am Sonntag in Bonn werden 600 Delegierte über Koalitionsverhandlungen mit der Union entscheiden. Schulz und die SPD-Spitze werben für ein Ja. Setzten sich die Groko-Gegner durch, bliebe in der SPD kein Stein auf dem anderen. Schulz wäre wohl erledigt, dem Rest der Führung wäre geschadet.

Wird sich die Partei also wie so oft ins scheinbar Unvermeidliche fügen? Oder kündigt sich ein Erdbeben an?

Soziales schien wichtiger als Umwelt

Spaenhoff stammt aus einer sozialdemokratischen Familie. Ihr Großvater war Dortmunds 2006 gestorbener Altbürgermeister, der Lokführer und Gewerkschafter Willi Spaenhoff. Ihr Vater leitete früher die Dortmunder Bürgerdienste, die Mutter ist Schulsekretärin. Anna Spaenhoff ist die erste in der Familie, die studiert.

Das 28-seitige Sondierungspapier liegt vor ihr auf dem Holztisch in einem Bistro am Dortmunder Friedensplatz. Spaenhoff ist mit 20 in die SPD eingetreten, nachdem sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderheim absolviert hatte. Dort half sie Kindern, deren Eltern alkoholkrank waren oder die Gewalt erfahren hatten. Die Grünen habe sie auch interessant gefunden, erzählt sie. „Aber Soziales schien mir wichtiger als Umweltschutz.“

Kurz nach den Sondierungen wollten die Genossen nachverhandeln

Jung, klug und engagiert – Frauen wie Spaenhoff sind die Zukunft der SPD. Mit ihrem Werben für die Koali­tions­verhandlungen könnte die Parteispitze nun ausgerechnet jene Leute vergraulen, die sie für die Erneuerung der Partei dringend braucht. Denn die Jusos sind die Anführer der Revolte gegen die Groko, sie kanalisieren die Skepsis der Basis mit einer geschickt aufgezogenen Kampagne. Sie posten auf Facebook und Twitter, malen Plakate, und ihr wortgewandter Vorsitzender Kevin Kühnert tourte die ganze Woche unermüdlich durch die Republik.

Händedruck und Küsschen

Die Bürger hätten die Groko abgewählt, sagt Kühnert. Und der AfD dürfe nicht die Oppositionsführerschaft überlassen werden. Die Ironie dabei ist, dass Kühnert fast wortgleich die Argumente vorbringt, die Martin Schulz nach der Bundestagswahl gegen eine Regierungsbeteiligung ins Feld führte.

Martin Schulz, 62, trifft am Dienstagabend in Düsseldorf auf seine Gegner. Vor einem Hotel am Rand der Innenstadt machen etwa 50 Jusos Stimmung gegen die Große Koalition. „#NoGroKo“ und „kein GroKolores“ steht auf ihren Schildern. „Nie, nie, nie wieder Groko“, rufen sie. Einer schlägt mit aller Kraft eine Trommel.

Nordrhein-Westfalens SPD-Vorsitzender Michael Groschek und seine Generalsekretärin Svenja Schulze warten an der Hotelvorfahrt im Regen lange Minuten, bis Schulz’ schwarze Limousine endlich vorfährt. Von Groschek gibt es einen aufmunternden Händedruck, von Schulz ein Küsschen für den Parteichef.

Nun könnte ein Spießrutenlauf folgen. Der Weg bis zum Tagungsraum ist etwa 100 Meter lang, Schulz muss durch die Gruppe wütender Jusos. Doch er entschärft die Situation souverän: Lächelnd geht er auf sie zu, schaut kurz auf eines ihrer Flugblätter. Auf einem wird ihm vorgeworfen, den Wählerwillen zu ignorieren und der AfD „eine noch größere Bühne für ihre rassistische Hetze“ zu überlassen. Autoritär strukturierte Typen würden jetzt mit einem Wutausbruch reagieren.

Angekratzte Autorität bröckelt weiter

Schulz nicht. Er wuschelt dem Juso, der ihm den Zettel in die Hand gedrückt hat, einfach nur durchs Haar – wie ein gütiger Großvater, der seinen etwas vorlauten Enkel pro forma tadelt, sich insgeheim aber über dessen Selbstbewusstsein freut. „Hey“, protestiert der Juso zwar lautstark – doch das Eis ist gebrochen: Der Parteinachwuchs, aber auch Schulz, Groschek und Schulze lachen erleichtert.

Egal, was wir am Sonntag tun, es wird manchen wehtun. Aber wir werden gemeinsam umsetzen, was dort beschlossen wird

Kevin Kühnert, Juso-Chef

In seiner Partei herrsche eben ein „lebhafter Debattenprozess“, sagt Schulz später. Einen solchen erwarte er auch von den Delegierten am Sonntag. Lebhafter Debattenprozess? Es spricht für Schulz, dass er seinen Humor nicht verloren hat. Mehrere Landesverbände haben sich gegen die Groko ausgesprochen. Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin. Man konnte dabei zusehen, wie Schulz’ sowieso schon angekratzte Autorität in den vergangenen Tagen weiter bröckelte.

Am Freitag vor einer Woche, nach einer durchwachten Verhandlungsnacht, lobte er neben der Kanzlerin das Sondierungspapier überschwänglich. „Ich glaube, dass wir hervorragende Ergebnisse erzielt haben.“ Manche in der SPD hielten das für einen taktischen Fehler: Schließlich konnte keiner übersehen, dass das Papier schmerzhafte Kompromisse enthält – und die SPD wichtige Ziele wie eine Bürgerversicherung nicht durchsetzen konnte.

„Da kommt ja unser Medienstar“

Nur wenige Stunden später forderten Spitzengenossen, die selbst mitverhandelt hatten, Nachbesserungen. SPD-Vize Ralf Stegner machte die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung zur Bedingung für eine Koalition. Malu Dreyer, Königin der Herzen in der SPD, und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller schienen vorsichtig von ihrem Ja zur Groko abzurücken. Es sah so aus, als traue die SPD dem Kompromiss mit der Union nicht mehr über den Weg. Schulz rief sogar dazu auf, dass ihn bitte mal wer unterstützen möge – es klang verzweifelt.

Während die SPD-Spitze nach den Sondierungen in eine Kakophonie ausbrach, reagierten die Groko-Gegner schnell, klar und entschlossen. Kühnert, der Rebell, kommentierte auf Twitter lakonisch: „Wenn Schulz und Seehofer beide meinen, das Ergebnis sei für ihre Parteien ‚hervorragend‘, dann liegt mindestens einer falsch.“ 1.200 Likes, knapp 350 Retweets.

„Da kommt ja unser Medienstar“, frotzelt eine ältere Genossin am Dienstagabend in Berlin, als sich Kühnert einen Weg durch Kameraleute, Fotografen und Journalisten bahnt. Sogar das norwegische Fernsehen ist da. Kühnert, 28, trägt ein blaues Sweatshirt, Jeans. Der Stadtteil Friedenau liegt im wohlhabenden Süden der Hauptstadt. Wer hier in der SPD ist, gehört eher zur akademischen Mittelschicht. Der SPD-Ortsverein ist von Beamten, Lehrerinnen, Senatsangestellten geprägt.

Gesitteter Rebell

Kühnert ist hier „der Kevin“. Es ist ein Heimspiel, seine Mentorin war eine örtliche SPD-Abgeordnete. Er herzt eine paar Genossinnen und redet eine halbe Stunde, flüssig, ohne Skript. Er rudert dabei mit die Armen, gestikuliert, reckt den Zeigefinger, wippt mit den Beinen. Kühnert ist ein Kommunikationstalent. In ein paar Wochen ist er von einem Niemand zum Gegenspieler von Martin Schulz aufgestiegen.

Die Stuhlreihen stehen eng in dem kleinen Raum. Parkettfußboden, geweißte Backsteinwand. Gediegenes Interieur. An der Wand hängt ein Plakat der Jugendorganisation Die Falken: „Freundschaft statt Vaterland“. Darauf zerschnipselt im Hintergrund eine Schere die deutsche Flagge. Aber das ist nur ein Relikt eines alten Radikalismus. Kühnert ist das Gegenteil. Pragmatisch, beredet, vernünftig.

„Der Sonntag“, sagt er, „wird schwierig. Wir müssen das gesittet über die Bühne bringen.“ Gesittet. Wer so redet, ist kein Rebell, der das Partei-­Establishment verjagen will. So klingt jemand, den man sich in ein paar Jahren eher als Staatssekretär im Finanzministerium vorstellen kann als mit Megafon auf der G20-Demo. „Wir haben ein Repräsentationsproblem an der SPD-Spitze“, sagt er. Die Skepsis der Basis komme zu kurz, auch wenn es immerhin schon sechs Neinstimmen im Parteivorstand gab. „Das ist schon mal was. Ich bin froh darüber.“

Früher gäbe es „was auf die Fresse“

Fraktionschefin Andrea Nahles hat Öl ins Feuer gegossen und den Groko-Gegnern bescheinigt, die Sondierungen „mutwillig schlechtzureden“ – also bloß verstockte Fundamentalopposition zu betreiben. Hätte die Parteispitze vor 20 Jahren die damalige Juso-Chefin Nahles so angegriffen, hätte die wohl umgehend der Führung rhetorisch „was auf die Fresse“ gegeben. Kühnert ist anders, gesittet. Er verkneift sich den naheliegenden Konter, würdigt lieber Nahles’ Rentenkonzept.

Kühnert verbindet, ganz beschlagener Politiker, das Differenzierte mit dem Entschiedenen. Er lobt die SPD-Verhandler: „Die haben nicht schlampig verhandelt, sondern das Äußerste herausgeholt“ – nur eben zu wenig. Er streut mal einen Scherz ein, der SPD-Gemüter wärmt. Er sei kürzlich auf einem Flur im Willy-Brandt-Haus Ale­xander Dobrindt in die Arme gelaufen, der doch die konservative Revolution anzetteln wolle – und das im SPD-Heiligtum. Es ist weit gekommen.

Kühnert findet auch Gutes im Sondierungspapier, lobt die Bafög-Erhöhung und dass Praktikanten Geld bekommen sollen – eine alte Juso-Forderung. Doch bei der Migration habe sich die CSU durchgesetzt, mit einer faktischen Obergrenze von 220.000 Migranten, die „nicht überstiegen werde“.

Dass bloß keiner die SPD verlässt

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

So zerpflückt er das Papier, wie ein Rechtsanwalt, der genüsslich eine löchrige Anklageschrift in Stücke reißt. Recht auf Rückkehr in Vollzeit? Stand schon 2013 im Koalitionsvertrag. „Wenn die Union neue Verträge mit der SPD machen will, soll sie erst mal ihre Altschulden zahlen“, sagt Kühnert. Er appelliert an das Ethos ehrbarer Kaufleute. So redet kein Populist, der das Publikum überrumpelt.

Das soll der Albtraum der SPD-Spitze sein? Der Neinsager vom Dienst – dieser verbindliche, fast zu alerte Jungpolitiker? Am Ende seines Plädoyers sorgt Kühnert sich, ob „der Laden nach dem superkomplizierten Parteitag“ zusammenbleibt – ein vorsorglicher Appell, dass bloß keiner die SPD verlässt. „Egal, was wir am Sonntag tun, es wird manchen wehtun. Aber wir werden gemeinsam umsetzen, was dort beschlossen wird.“

Die Genossinnen in Friedenau sind begeistert. Fast alle – die grau melierten Herren im Anzug, die 35-jährige Akademikerin, die älteren Damen im Kostüm – sind skeptisch gegenüber Groko, Merkel, „Weiter so“. Die Luft ist stickig. Die Debatte dauert fast zweieinhalb Stunden.

Kühnert kontert auch kritische Fragen, warnt klug vor der Illusion, in Nachverhandlungen noch Entscheidendes verbessern zu können. „Wir fänden es auch nicht gut, wenn die CSU nach den Sondierungen eine knallharte Obergrenzen fordern würde.“ Immer Fairness im Blick, nie eifernd. Dann warnt er vor Tricks der Parteispitze, die – wie beim schnell vergessenen Versprechen, „ergebnisoffen“ mit der Union zu verhandeln – auf Parteitagen gern bunte Luftballons steigen lässt und wolkige Versprechungen macht.

Sein Vortrag hat zwei Schwachpunkte. Für die schwankende EU ist eine Regierung mit SPD besser als eine ohne. Der andere Schwachpunkt ist die Aussicht, dass „wir bei Neuwahlen bei 15 Prozent plus landen werden“, wie ein Genosse in Friedenau warnt. Das ist das Dilemma, auf das die SPD-Spitze immer deutlicher hinweist: Eine Neuwahl könnte zum Desaster werden.

In Friedenau ist es eine Debatte auf hohem Niveau, fern vom SPD-Ortsvereinsklischee mit Bier, Sprüchen, alten Männern. Hier scheint eher ein Debattierzirkel die beste Lösung zu suchen. Am Ende stimmen in dem linken Ortsverein 19 GenossInnen für Koalitionsverhandlungen, nur 15 für Kühnerts Position. Der Riss in der SPD verläuft nicht nur zwischen links und rechts. Er geht durch die einzelnen Parteimitglieder selbst. „Es fühlt sich scheiße an, dafür zu stimmen“, ruft eine Genossin dem Juso-Chef zu, die gerade für Koalitionsverhandlungen votiert hat.

Erst Konfusion, dann wieder Ordnung

Auch diese Widersprüchlichkeit der Sozialdemokraten ist typisch. Sie beklatschen begeistert ihren Rebellen und stimmen dann für die Groko. Die SPD, eine fügsam-staatstragende Partei, hat sich in ihrer 154-jährigen Geschichte immer wieder gegen ihr eigenes Interesse und für das Land entschieden.

Im Laufe der Woche formierten sich die Befürworter um Martin Schulz. Nahles warb für Verhandlungen und warnte davor, mit Nachbesserungswünschen Illusionen zu schüren. Dreyer korrigierte sich vorsichtig. Die übergroße Mehrheit der Bundestagsfraktion – die Parteilinken inklusive – ist für Verhandlungen. 12 SPD-Oberbürgermeister aus Großstädten meldeten sich zu Wort. Die Möglichkeit, zu gestalten, „darf nicht ausgeschlagen werden“.

Erst Konfusion, jetzt wieder Ordnung, das ist – wenn auch nicht beabsichtigt – dramaturgisch durchaus geschickt. Im Willy-Brandt-Haus steigt die Zuversicht. „Die Neinfraktion“, heißt es, „bekommt in Bonn höchstens ein Drittel der Stimmen.“ Die wichtigsten Verbündeten sind die Gewerkschaften.

Am Donnerstagnachmittag steht Schulz neben DGB-Chef Reiner Hoffmann vor den Kameras im Foyer der Parteizentrale. Partei und Gewerkschaften Seit’ an Seit’. Wie früher. Schulz sagt: „Es geht mir gut.“ Der DGB-Chef lobt ihn für sein Engagement für Europa.

Was für die Jungen?

Schulz schweigt und lächelt. Sechs Gewerkschaftsführer stehen hinter den beiden, stumm aufgereiht neben der bronzenen Willy-Brandt-Statue. Als lebendige Beweise dafür, dass die Arbeiterbewegung die Große Koalition unbedingt will. Doch in der SPD in NRW rumort es noch. Manche dort glauben, dass die Partei mehr braucht. Die SPD soll nur mit der Abschaffung der sachgrundlosen Befristung in die Groko gehen, so der Vorschlag.

Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich Konkretes. Hunderttausende Jüngere bekommen nur noch Zeitverträge, ohne dass die Arbeitgeber das begründen müssen. Viele Jüngere leben unter prekären Bedingungen, verdienen weniger als Festangestellte; von Sicherheit und einer Lebensplanung, die über das Ende des nächsten Zeitvertrags hinausreicht, können sie nur träumen. Ein klassisches SPD-Thema. Doch die Union sperrt sich gegen Änderungen. Im Sondierungspapier wird das Thema nicht einmal erwähnt.

Schulz hält es nicht für so dringend. Man werde mit der Union in den Ko­ali­tionsverhandlungen noch mal da­rüber reden, sagt er. Aber das bitte nicht als Vorabbedingung festschreiben. Und was ist mit Stegner, der die sachgrundlose Befristung zur Bedingung machte? Schulz deutet seinen Satz kurzerhand um: Stegner habe „keine rote Linie gezogen“.

Der SPD-Chef scheint auf seinem langen Weg von „Groko – niemals!“ zu „Groko – was sonst?“ einen dehnbaren Begriff von Wahrheit entwickelt zu haben.

Würde Anna Spaenhoff, die junge Dortmunderin, eigentlich aus der SPD austreten, wenn es wieder eine Groko gäbe? „Ach, um Gottes willen – nein.“ Spaenhoff muss lachen. Natürlich werde sie bei den Mitgliedern weiter für die Juso-Position werben, falls der Parteitag sein Okay gibt. Aber selbst wenn am Ende wieder eine Große Koalition stünde, bliebe Spaenhoff dabei. „Es geht schließlich darum, auch in den nächsten Jahren eine gute So­zialdemokratie hinzukriegen.“

Martin Schulz scheint sich auf seine SPD verlassen zu können.

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35 Kommentare

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  • taz: Fraktionschefin Andrea Nahles hat Öl ins Feuer gegossen und den Groko-Gegnern bescheinigt, die Sondierungen „mutwillig schlechtzureden“ - Hat Frau Nahles Angst davor, dass ihr schöner Ministerposten sonst futsch ist?

     

    taz: Hätte die Parteispitze vor 20 Jahren die damalige Juso-Chefin Nahles so angegriffen, hätte die wohl umgehend der Führung rhetorisch „was auf die Fresse“ gegeben. - Vor 20 Jahren wäre Frau Nahles, als Vorsitzende der Jusos, noch selbst mit roter Fahne und Trillerpfeife bewaffnet gegen so eine GroKo auf die Barrikaden gegangen. Aber heute geht es den Alt-SPD'lern nur noch um politische Macht. Es sind Berufspolitiker geworden. Im Wort "Berufspolitiker" (siehe auch was der Kabarettist Dieter Hildebrandt einst über Berufspolitiker gesagt hat) steckt zwar noch das Wort Politik, aber um soziale Politik geht es den Alt-SPD'lern doch schon lange nicht mehr.

     

    taz: Sechs Gewerkschaftsführer stehen hinter den beiden, stumm aufgereiht neben der bronzenen Willy-Brandt-Statue. Als lebendige Beweise dafür, dass die Arbeiterbewegung die Große Koalition unbedingt will. - Das sieht mir eher danach aus, dass die sechs Gewerkschaftsführer um ihren lukrativen Posten Angst haben. Willy Brandt würde sich sicherlich für diese neue SPD schämen, die nur noch den Steigbügelhalter für Frau Merkel macht.

     

    Würde die junge Dortmunderin, eigentlich aus der SPD austreten, wenn es wieder eine Groko gäbe? Spaenhoff: „Ach, um Gottes willen – nein. Es geht schließlich darum, auch in den nächsten Jahren eine gute Sozialdemokratie hinzukriegen.“ - Der Witz von Frau Spaenhoff war gut, denn mit einer erneuten GroKo kann man als SPD keine soziale Politik machen. Wer noch soziale Politik für das Volk machen möchte, der geht in 'Die Linke', aber die Jusos hoffen wohl noch, das die "SPD-Titanic" den Eisberg nicht rammt. Was aus "sozialen Jusos" wird, das kann man übrigens schön an Frau Nahles sehen. Aber egal, denn die SPD wird es nach der nächsten GroKo ohnehin nicht mehr geben.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      Das meiste ihres Beitrags finde ich sehr richtig.

      Die CDU und die CSU sind im Aussitzen noch ein gutes Stück brutaler, als die SPD.

      Da sitzen schwerste Marmorstatuen zwischen Wirtschaft und Politik, die es unter ihrer Würde empfinden, mit anderen Partnern tatsächlich zu verhandeln und einmal irgendwo nachzugeben.

      Die SPD sollte die Union endlich mal dort sitzen lassen, wo sie gerne sitzt und ihre Bockstarrigkeit pflegt. Wenn der Union das nicht passt, kann sie sich ja einmal eine andere Sitzposition suchen, wo sie auch eine neue Sitz-

      und Geisteshaltung einnehmen kann.

    • @Ricky-13:

      Darüber, dass die Linkspartei vom Niedergang der SPD nicht entsprechend profitieren kann, könnte man sich ja auch mal Gedanken machen.

       

      Trotz teilweiser Überschneidungen in einer sozialdemokratischen Grundhaltung ist die Wählerschaft der SPD eben nicht identisch mit der der Linkspartei.

       

      Selbst wenn die SPD ganz verschwände, was ja nicht unmöglich ist, wäre wohl so oder so nicht viel gewonnen - eher im Gegenteil: ein Teil des Feldes läge dann einfach brach.

  • „Für die damaligen "Delegierten" aus den hungernden Besatzungszonen war in punkto catering nicht schlecht gesorgt. Die ihn auch dann zum Vorsitzenden machten.“

     

    Was für eine krude Aneinanderreihung von Sätzen ist das den?

     

    Was man alles aus einer Gulaschkanone für Geschichten zusammen basteln kann. Erst bauen Sie Schumacher zu eine Art Jesus auf, der hunderte Hungernde sättigte um dann im nächsten Satz anzudeuten, dass bestechliche Delegierte ihn deswegen wählten.

     

    Welche pseudolinke politische Richtung hat heute solche Märchen nötig?

    • @Rudolf Fissner:

      Nichts mit Märchenstunde; die besagte Konferenz fand am 5./6.10.1945 in Hannover statt. Nachzulesen in: "Zwischen Befreiung und Besatzung" , Analysen des US-Geheimdienst über Positionen und Strukturen deutscher Politik 1945, hrgs. U. Borsdorf/L. Niethammer, Wuppertal 1976, S. 208 ff. Die Wiedergabe erfolgt nach einer sog. Field intelligence study (FIS), einem Bericht des Lokalresidenten der OSS-Mission von Germany. Diese Geheimdienstbericht werden im State Department aufbewahrt. OSS heißt Office of Strategic Services, es ist der amerikanische Nachrichtendienst. Das Konzept der OSS-Abteilung für Forschung und Analyse ist wesenlich von Franz Neumann entwickelt, Autor von "Behemoth" und Mitarbeiter der Instituts für Sozialforschung, Frankfurt.

      Sorry meine "kruden" Sätze, 3 Uhr nachts. In der Tat viel zu verkürzt dargestellt der Ablauf der Konferenz und ihrer Folgen. Auf die "Wurstbrote" als einen wesentlichen Faktor für die Loyalität zu Schumacher (nicht auf dieser Konferenz zum Vorsitzenden gewählt; sie wurde nach einem Tumult von dem britischen Beobachter abgebrochen) kann ich aber nicht verzichten.

  • Die SPD-Führung gestern wie heute!

    {...}

    Teil II.

     

    Unter Vorsitz von Willy Brandt führten sie 1972 die Berufsverbote in Westdeutschland ein. Wie bereits zuvor schon in Westberlin.

     

    Nach der erfolgreichen Auflösung und Implosion der DDR, da waren die sozialdemokratischen FührerInnen, im Staats- und Beamtenapparat und DGB-GEW, fest an der Seite des konservativen staatstragenden Blocks, mit der fortgesetzten Durchführung der Praxis der Berufsverbote beschäftigt. So anhaltend bis heute.

     

    R.S.: wg. Zusammenarbeit mit den ostdeutschen Antifaschisten des MfS aus dem Berliner Schuldienst entfernt. Unter Federführung der sozialdemokratischen Berliner Landesschulleitung und „Gauck-Kommission“ beim damaligen Berliner Landesschulamt.

     

    Siehe: Ein Blick zurück

    Im November 1995 erhielt der Berliner Lehrer für Fachpraxis (als Facharbeiter und Tischlermeister in der Berufsvorbereitung von Jugendlichen), Reinhold Schramm, Berufsverbot wegen seiner antifaschistischen Tätigkeit für das MfS

     

    Reinhold Schramm erinnert sich

    //http://www.trend.infopartisan.net/trd1115/t011115.html

  • Die SPD-Führung gestern wie heute!

     

    Die SPD-Führung hatte bereits vor mehr als hundert Jahren jeden Bezug zu den sozialen Lebensinteressen der ArbeiterInnen über Bord geworfen. Damals war selbst noch Karl Liebknecht opportunistisch auf ihrer Seite. Unter Ebert und Noske, da stand die NSDAP noch nicht auf der politischen Agenda, da zertrümmerten bereits die SPD-Mehrheitsführer die sozialen Interessen der sozialdemokratischen ArbeiterInnen mit militärischen Einsatz -und Mitverantwortung an der Ermordung Liebknecht und Luxemburg- erneut. So militärisch unter Duldung und Beteiligung der SPD-Führung gegen die sozialdemokratische deutsche Arbeiterklasse. Schließlich verweigerte die SPD-Führung den damals schon notwendigen antikapitalistischen und antifaschistischen Bürgerkrieg gegen die Monopolbourgeoisie und deren kapitalfaschistischen und antisemitischen NSDAP. Sie war nicht bereit mit den „bösen“ Kommunisten den bewaffneten Bürgerkrieg gegen Kapital und NSDAP-Faschisten zu führen.

     

    Die SPD-Führer waren hauptverantwortlich für die demokratische Machtübertragung an die kapitalfaschistische Partei des imperialistischen deutschen Finanz- und Monopolkapitals. Sie bevorzugte die Machtergreifung der NSDAP, vor einem antikapitalistischen und antifaschistischen Bündnis mit der KPD. Die SPD-Führung ebnete dem deutschen Kapitalfaschismus den Weg an die gesellschaftspolitische Macht und in den Weltkrieg.

     

    Nach der äußeren Niederlage des NS-Faschismus setzten die SPD-Führer ihren antikommunistischen Weg fort. Sie verweigerten einen gemeinsamen Kampf mit den Kommunisten, gegen die Hauptverantwortlichen aus Wirtschaft und Konzernen. Sie beförderten die Spaltung Deutschlands und unterstützten das Verbot der antifaschistischen KPD 1956. Sie organisierten mit ihren sozialdemokratischen DGB-Gewerkschaftsführungen die Neutralisierung und Ausgrenzung von Kommunisten. {...}

     

    Fortsetzung: Teil II. von II.

  • Mit 29 noch Studentin? Wieviele Semster sind das? Wovon lebt die Frau? Wie will sie auch nur ansatzweise (selbst ohne Familienplanung) in die Rentenkasse oder Steuer einzahlen? Was hat das Studium die Gesellschaft bisher gekostet?

     

    Fragen eines lesenden Arbeiters, ohne Abitur.

  • Diese alte Geschichte. Man könnte auch den Kapp-Putsch als Beispiel nehmen oder die weniger bekannte Konferenz sozialdemokratischer Führer 1945, zu der auch Grohtewohl als Mitglied der Exil-Vorstandes der SPD angereist kam mit der Berliner Gruppe, um unter anderem auch eine Vereinigung von KPD und SPD vorzuschlagen. Ihr Kampf vor 1933 gegeneinander hatte den Aufstieg der NSDAP mit ermöglicht.

    Schuhmacher wusste das zu verhindern. Für die damaligen "Delegierten" aus den hungernden Besatzungszonen war in punkto catering nicht schlecht gesorgt. Die ihn auch dann zum Vorsitzenden machten. Aber die Chance, zumindest eine gesamtdeutsche SPD zu bewahren war damit vertan. Und zwar bevor nach ein paar Jahren die Grenze wirklich dicht war, die KPD im Westen verboten und im Osten die Honneker-KPD die SPD mit der SED schluckte.

    Erwies sich als "staatstragende" Entscheidung. Denn so kam Adenauer an die Macht.

    • @Eigensinn:

      Der Kapp-Putsch gegen die von SPD, Zentrum und DDP getragene Regierung unter Gustav Bauer (SPD) als Beispiel?

       

      Nehmen Sie doch besser den von NSDAP und KPD getragenen Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtages 1931.

      • @Rudolf Fissner:

        Natürlich; die gleiche nächtliche Fehlleitung wie oben erwähnt. Ich meinte den "Bluthund" Noske. Im übrigen; sagte ich etwa, daß die KPD in der Auseinandersetzung mit der NSDAP sich mit Ruhm bekleckert hätte?

  • Die schaufeln sich ihr eigenes Grab, weil es in der SPD offenbar nicht mehr den Willen zum Aufbruch und zur Erneuerung gibt. Groko ist ja letzten Endes doch schön warm und bequem. Und man kann sich noch ein paar Jahre als Volkspartei wähnen.

     

    Die Jugend wird in schlechten Jobs ausgebeutet? Hat keine Zukunft? Ach was, denkt der SPDler, ist ja nicht so schlimm. Wat geiht mi dat an.

    Die Solidarität ist abhanden gekommen. Die Jüngeren werden unter den Bus geworfen.

     

    Es wird wieder einmal deutlich, daß Politiker, egal welcher Statur, eben doch nur an die Futtertröge wollen. Oder auch, daß die SPD-Parteibasis eben doch keinen Arsch in der Hose hat. Am Ende möchte man lieber den großen Vorsitzenden mit der schönen Illusion als die unsichere Neubildung.

     

    Groko besser für EU? Für welche EU? Für die neoliberale Schäuble-EU, und die fremdenfeindliche EU. Eine sozialere EU gäbe es nur mit starken, wohlprofilierten sozialen Bewegungen in den Mitgliedsstaaten. Genau das ist die SPD nicht mehr, und es ist ihr egal.

     

    Und noch: Wie kann man in die Nach-Schröder-SPD eintreten und sich Hoffnung auf Soziales machen? Das zeugt schon von erhöhter Blindheit und Naivität. Schon mal was von Hartz 4 gehört?

    • @kditd:

      Was ist an den Facharbeiterjobs schlecht? Eine von drei Lehrstellen bleibt derzeit unbesetzt!

       

      Es sind doch nur pseudolinke Fake-News-Ferkeleien, die Sie hier ist in die Welt setzen wollen. Der Pseudolinken ist die Bodenhaftung abhanden gekommen. Solidarität ist für diese nur noch ein abstrakte Marketing-Monstranz

  • "Die SPD, eine fügsam-staatstragende Partei, hat sich in ihrer 154-jährigen Geschichte immer wieder gegen ihr eigenes Interesse und für das Land entschieden."

     

    Damit meinen Sie bestimmt die Zustimmung zu den Kriegskrediten von 1914, mit denen ermöglicht wurde, dass sich Arbeiter auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges gegenseitig für die Interessen ihrer Herren metzelten. Oder irre ich mich hier?

    • @SomeoneOutThere:

      Ach Gott die Kriegskredite 1914.

       

      Die Situation war seinerzeit, gelinde gesagt etwas unübersichtlich: die russische Zarenarmee stand in Ostpreußen ante portas und der zeitweilige Einmarsch war mit vielen Verwüstungen verbunden. Das mit den Kriegskrediten auch der verbrecherischen Aufmarschplan (präventiv Frankreich überfallen) war vielen nicht bewußt und wurde zunächst geschickt verschleiert. Zudem: um sich dem Begeisterungstaumel von August 1914 und dem anschließenden Automatismus zu entziehen hätte man Übermensch sein müssen. Selbst Karl Liebknecht konnte sich zunächst nur zu einer Enthaltung durchringen konnte.

       

      Nicht vergessen darf man, dass weder SPD Führung, Mitglieder, Wählerschaft im Vorfeld des Krieges für diesen gehetzt haben und auch im Krieg wollte man immer einen Frieden Status Quo Ante. Es war Bürgertum dass seine Kinder in Matrosenanzüge steckte, Flottenanleihen zeichnete und sich im Krieg einem chauvinistischen und illusionären Siegfriedensrausch hingegeben hat.

       

      Wäre es nach der SPD gegangen wäre nach der Schlacht von Tannenberg Schluss gewesen und es hätte keine Schlacht an der Marne und darauffolgend 4 Jahre aberwitzig technisierte Metzelei gegeben.

       

      Die Perfidie der asozialen OHL der SPD in die Schuhe zu schieben, darauf können nur Kommunisten kommen die dann ja die Gelegenheit ergriffen die junge Sowjetunion in den 20er und dreißiger Jahren in ein Hunger-und Leichenhaus zu verwandeln.

       

      ...keilt wegen verkorkster Revolution 18/19, Nato Doppelbeschluss, Agenda, Riester und Zeitarbeit auf die SPD, sie hat es redlich verdient...aber zu den ganz alten Geschichten: beim Bodycount hat die radikale Linke uneinholbar die Nase vorn.

    • @SomeoneOutThere:

      Nee, das steht für die Novemberrevolution 1918 und die Veteildigung der Demokratie gegen KPD und NSDAP.

    • @SomeoneOutThere:

      Ja, staatstragend, wie gesagt.

      Alles was staatstragend ist sollte aus der Perspektive der Bevölkerung abgelehnt werden

      Am Ende bedeutet staatstragend nämlich Elitendiktatur-tragend

      • @Oskar:

        Huha, da will wohl jemand die repräsentative Demokratie der BRD über den Jordan gehen sehen.

        • @Rudolf Fissner:

          Ne den Kapitalismus. Das der sich effektiv als Demokratie verkleidet und dann von der heutigen neoliberalen Linken geschützt wird anstatt Veränderung zu fordern ändert nichts an der Tatsache das an der BRD nicht viel demokratisch aber eine ganze Menge kapitalistisch ist.

  • 8G
    88059 (Profil gelöscht)

    Was mich am meisten am Sondierungsergebnis stört, ist nicht, dass die Sozen mal wieder durch eine schlechte Verhandlungsleistung glänzen, sondern, dass sie sich eigentlich in einer ziemlich starken Position befanden und das weder begriffen haben, noch ausnutzen konnten.

     

    Die GroKo ist Merkels letzter Strohhalm in Richtung Kanzlerschaft. Und dieses Ziel steht für sie über allem - inhaltlich ist sie längst erledigt. Gleichzeitig gibt es in der Union keinen, der kurzfristig für Merkel übernehmen könnte.

     

    Die SPD hätte diese Hand nur stark spielen müssen, um vielleicht sogar die Bürgerversicherung festschreiben zu können. Merkel hätte das schon abgesegnet, um ein paar Jahre weiter auf ihre Kanzlerschaft anrechnen zu können.

     

    Hätte die Partei nicht mitgespielt, wäre die Union im Chaos versunken, weil niemand die Palastrevolte hätte glaubwürdig anführen können. Das hätte auch im Falle einer Neuwahl der SPD gegenüber der CSU einen großen Vorteil verschafft.

     

    Es ist jämmerlich und zeugt von fehlendem Sinn für Politik und Durchsetzungswillen, statt des Gegners lieber sich selbst zu zerfleischen. Da verwundert es auch nicht, dass die Hyänen bereits über eine linke Sammlungsbewegung philosophieren, um so wieder eine linke Volkspartei entwickeln zu können: die SPD ist tot - man sollte ihr endlich den Stecker ziehen, statt sie weiter mit Nostalgie-Stimmen ("Das war schon immer so") künstlich am Leben zu halten.

    • @88059 (Profil gelöscht):

      "Die GroKo ist Merkels letzter Strohhalm in Richtung Kanzlerschaft. [...] Die SPD hätte diese Hand nur stark spielen müssen, um vielleicht sogar die Bürgerversicherung festschreiben zu können."

       

      Volker Pispers (Kabarettist) würde sagen: „Das will die SPD doch gar nicht, sonst müsste sie am Ende doch tatsächlich noch Teile ihres Wahlprogramms umsetzen.“

  • Ist die Verhandlungsmasse bei der SPD, um Nachbesserungen durchzusetzen, vorhanden? Ist die Verhandlungsposition der Partei gut?

     

    Eigentlich wäre für die CDU und die CSU eine Mindestregierung eine schlechtere Alternative als mit der SPD ein Paar Nachbesserungen zu vereinbaren: Denn in der Opposition hätte die SPD bei Abstimmungen eine quasi Veto-Macht als zweitgrößte Partei – an Sitzen bzw. Stimmen gemessen. Dazu kommt noch eine Tendenz, dass im Durchschnitt alle Parteien in der Opposition viel öfter gegen die Regierungsentscheidungen abstimmen.

    • @Stefan Mustermann:

      Die SPD hat keine Vetomacht bei Entscheidungen, die anderweitig zustande kommen, beispielsweise über den Jamaika Weg.

       

      Und Sie wollen doch nicht wirklich, dass die AfD auch mal das Zünglein an der Waage spielt, denn stimmberechtigt ist sie.

  • Ein Teil des Aufbruchs wären die Abstimmungen im Bundestag, ähnlich wie die zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Die wollte Herr Schulz vor den Sondierungsgesprächen für die nächste Legislaturperiode in Deutschland einführen. Das würde gut der Demokratie tun. Aber leider wurde es bei Sondierungsgesprächen eine einheitliche Abstimmung von CDU, SPD und CSU vereinbart.

     

    Was heißt das denn? Was heißt einheitlich, wenn die Positionen von den 3 Regierungsparteien bei einem Thema sich unter einander deutlich unterscheiden würden? Gebe es dann zuerst eine Vorabstimmung, zwischen CDU, SPD und CSU zu einer einheitlichen Abstimmung im Bundestag? Die würde dann aber nicht zu Gunsten der SPD ausfallen.

  • "Sein Vortrag hat zwei Schwachpunkte. Für die schwankende EU ist eine Regierung mit SPD besser als eine ohne."

     

    Wieso? Weil sie dann dem Macron auf den Leim geht? Wenn der Mann für Europa das will, was er mit Frankreich vor hat, dann soll die EU besser weiter schwanken. Vielleicht ergibt sich dabei eine bessere Richtung als diese Koalition der willigen Neoliberalen.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Der Ball liegt jetzt im Spielfeld der Union.

    Die Union sollte sich heute Nacht schon mal Gedanken machen, was sie der möglichen Partnerin anbieten wird.

    Ein MontBlanc-Kugelschreiber und ein Piccolo werden nicht reichen.

    Aber die Union hat ja genügend Sachen im Köcher, was sie bisher alles blockiert hat und kann der aktuellen Wunschkandidatin SPD eine große Menge Geschenke anbieten.

    Und das wird auch bitter nötig werden.

    • 4G
      42494 (Profil gelöscht)
      @4932 (Profil gelöscht):

      Ein Kugelschreiber und Piccolo wird nicht reichen.

      Sie sind ja pessimistisch!

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @42494 (Profil gelöscht):

        Ich wage es kaum zu sagen: Ich fürchte, Sie könnten recht behalten.

  • pax de deu

    Sigi hievt Walter mit Zustimmung von Angela ins BuPräsi-Amt. Holt den abgelösten EU-Parlamentspräsi als Kandidaten für die Wahlen. "Ich will Bundeskanzler werden." soll dieser sagen und sagt es auch. Die Partei, die Basis ist begeistert. 100% ! Der Schulz-Zug hat in seinem großen Kessel - "Soziale Gerechtigkeit" - kein Wasser und nur ein paar Reststücke von Kohlen zum anfeuern. Kohle soll lieber woanders verbrannt werden, dafür sorgen schon Hannelore und Sigi persönlich.

    Geht nicht alles nach Plan; der Zug kommt nicht im Saarland und noch nicht mal in NRW an. Die Ergebnisse der Bundes-Wahlen lassen auch den Ausflug nach Jamaika zu. So schlecht das Ergebnis in %, so gut für die geschundene Parteiseele; St. Martin kann, nein muss zunächst mal wieder "Not - more - GroKo" sagen. Wie nun trotzdem wieder dorthin zu kommen. Da da hilft einer aus. Die SPD-FDP-connection funktioniert immer noch; das Egebniss der Jamaika-Sondierungen liest sich für die FDP doch ganz gut, oder ?; von der deutlich vergrößerten Machtoption nach der neuen GroKo ganz abgesehen. "Besser nicht regieren, als falsch regieren." Auf diese Begründung muss man erst mal kommen! Sagen Sie das mal einem Grünen. Jetzt kommt Steinmeier ins Spiel. Verfassungsmäßig könnte er anders. Dann hätten Sigi und Angela als Kanzlerin und Sigi als ihr Vize schnell ausgespielt. Doch dass wird gar nicht erst diskutiert. Jetzt werden die ParteiführerInnen zum Gespräch geladen. Walter wusste immer schon die Staatsraison hoch zu halten, schließlich war er ja mal Kanzleramtsminister mit Verbindungen nach Guantanamo. Und was die Notwendigkeit einer stabilen Regierung angeht, darüber gibt es gar nichts zu diskutieren. Sagten doch alle von der ARD bis zum Zwickauer-Tageblatt. "ergebnisoffen" sind dann weder die Sondierungen mit CDU/CSU, noch Haltung und Wille der der "NoGroKo"-Befürworter. Darum haben sie "ihren Martin" so gehypt, weil ein "weiter so" das Ende der SPD bedeutet, ne neue GroKo nur der AFD Vorschub gibt.Ff

    • @Eigensinn:

      Pas de deux 2

      Aber wenn es ums Vaterland oder etwas ähnlich großes, wie Europa, oder gar Heimat geht, dann war doch immer auf die Sozen Verlass; der Platz am kalten Büfett im öffentlichen Dienst reicht aber auch aus für hervorragende Ergebnisse bei der Sondierung. Die meisten Delegierten am Sonntag haben einen solchen Platz und wollen ihn auch behalten. Also "the same procedure as every year". Die lady spendiert noch ein, zwei "Leuchttürme" für den Koala-Vertrag, dann wird sich die Basis von dieser Krümeltorte schon einnehmen lassen; so das Kalkül.

      Und Angela wird auch was spendieren. Denn wenn, so der Kommentar in der heutigen SZ : "Wenn der SPD-Parteitag am Sonntag Verhandlungen über eine große Koalition ablehnt, ist auch die letzte Chance Merkels auf eine Mehrheit im neuen Bundestag vergeben. Und die Kanzlerin könnte anschließend noch nicht einmal frei darauf reagieren. Es ist der Bundespräsident, der allein entscheiden darf, wann er dem Bundestag jemanden zur Wahl als Regierungschef vorschlägt. Es ist auch nicht an Merkel zu entscheiden, ob es zu einer Minderheitsregierung oder zu Neuwahlen kommt. Auch das fällt in die Macht des sozialdemokratischen Herrn Steinmeier."

  • "Er wuschelt dem Juso, der ihm den Zettel in die Hand gedrückt hat, einfach nur durchs Haar"

     

    Ganz schön paternalistisch, der Guteste.

  • Ich glaube nicht, dass Kevin Kühnert die SPD retten will. Es wird ihm eher um die Schärfung des eigenen Profils gehen und er übersieht dabei, dass es nicht um Befindlichkeiten einzelner Parteien geht, sondern um die Zukunft der größten Volkswirtschaft in der EU. Es verwundert, dass niemand in der SPD in der Lage ist, diesen Selbstdarsteller mal ins Willy-Brandt-Haus zu holen und ihn in die Reihe zu stellen. Im Falle einer Neuwahl ist die SPD mitsamt ihrer Sozialromantik endgültig weg vom Fenster.

    • @sepptember:

      "dass es nicht um Befindlichkeiten einzelner Parteien geht, sondern um die Zukunft der größten Volkswirtschaft in der EU."

       

      Pathos macht die Abwegigkeit Ihrer Behauptung nur noch schlimmer.

       

      Die Wirtschaft der "größten Volkswirtschaft" macht sowieso schon seit langem Politik bzw. ist auf sie gar nicht angewiesen. Oder geht es Ihnen eher darum, dass "Macron wartet"? Oh Gott...

      • @agerwiese:

        Es geht mir nicht um Pathos, sondern Pragmatismus. Einer globalisierten Wirtschaft haben einzelne Nationen nichts entgegenzusetzen, weil Kapital ruck-zuck von einem Ende der Erde zum anderen gebracht werden kann. Es wird also auf absehbare Zeit keine sozialere Welt geben, auch wenn Ihnen das weh tun mag. Ich sehe zur GroKo keinerlei Alternative.

         

        Daher muss Kühnert abgeschaltet werden.

  • Geht es wirklich um Inhalte oder nicht vielmehr über den Verlust des Gespürs für die Dinge was SPD Deligierte umtreibt und das was ihre Spitzenpersonal?