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Studie zu SchülerkompetenzenJeder virte kan nich richtich schreiben

Das Niveau von Grundschülern ist gesunken – auch durch Zuwanderung und Inklusion. Das zeigt der Bildungstrend im Auftrag der Kultusminister.

Unter dem Durchschnitt? Grundschüler in Berlin Foto: dpa

Berlin taz | Deutschland erlebt einen zweiten milden Pisa-Schock. ViertklässlerInnen können heute in vielen Bundesländern schlechter rechnen, rechtschreiben und zuhören als 2011. Das ist das bittere Ergebnis des aktuellen Kompetenzvergleichs in den Fächern Mathe und Deutsch, welchen die Kultusministerkonferenz am Freitag in Berlin vorstellte. „Die Ergebnisse sind ernüchternd“, kommentierte die amtierende Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die baden-württembergische Bildungsministern Susanne Eisenmann, den Befund. „Wir brauchen eine Trendwende.“

An dem Test hatten im vergangenen Jahr fast alle Kinder, die in Deutschland die vierte Klasse einer Grund- oder Förderschule besuchen, teilgenommen. Sie basieren auf den Standards, die die Kultusminister gemeinsam für verschiedenen Bildungsbereiche definiert haben und die festlegen, was Kinder nach einer gewissen Lernzeit in der Schule können sollten.

Im Fach Mathematik konnten nur noch 62 Prozent der SchülerInnen das, was die Kultusminister als Regelstandard definieren. Vor sechs Jahren waren es noch 68 Prozent der Viertklässler.

Im Bereich Lesen blieben die Ergebnisse zwar stabil, doch in Rechtschreibung rutschten die Schüler gegenüber 2011 deutlich nach unten. Nur noch jeder zweite Schüler (53 Prozent) erreicht den Regelstandard und kann laut KMK-Definition „geübte, rechtschreibwichtige Wörter normgerecht schreiben“ und „Rechtschreibstrategien anwenden“. Vor sechs Jahren schaffte das noch fast jeder Dritte (63 Prozent). Fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler verfehlen den als untere Grenze eingezogenen Mindeststandard im Bereich Orthografie, sie erkennen etwa in einem kurzen Text nicht, welche Wörter falsch geschrieben sind.

Flüchtlinge noch nicht erfasst

Die Direktorin des für die Schulstudie zuständigen Instituts für Qualitätsicherung, Petra Stanat, wies auf die geänderten Rahmenbedingungen in Deutschland hin. Insgesamt sei die Schülerschaft heterogener geworden, der Anteil von Schülern, deren Mutter- oder Vatersprache nicht Deutsch sei, sei gestiegen, genauso wie der Anteil von Kindern mit Förderbedarf, die im Zuge der Inklusion zunehmend an Regel- statt Sonderschulen unterrichtet werden. Vor diesem Hintergrund bewertete Stanat die relativ stabilen Leseleistungen als Erfolg.

Doch die Herausforderungen steigen weiter. SchülerInnen, die 2015 mit ihren Eltern im Zuge des Zuzugs von Bürgerkriegsflüchtlingen nach Deutschland kamen, sind etwa in der aktuellen Erhebung noch nicht erfasst. Die Schülerschaft wird also noch vielfältiger, die Schulen sind auf diese neue Vielfalt jedoch nicht richtig vorbereitet. Drücken also Kinder mit Förderbedarf und mit Migrationshintergrund das Niveau an den Regelschulen nach unten?

Nicht zwangsläufig, meint Hamburgs Bildungssenator Ties Raabe. „Ein hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund führt nicht automatisch dazu, dass die Leistungen sinken, im Gegenteil.“ In Hamburg hat fast jeder zweite Viertklässler einen Zuwanderungshintergrund, trotzdem ist der Stadtstaat das einzige Land, wo sich die Kompetenzen der Kinder im Fach Deutsch signifikant verbesserten und gehört zu den wenigen Ländern, welches sich in Mathematik nicht verschlechterte.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind erheblich. So erreicht in Bremen nicht mal die Hälfte der Schüler den Regelstandard im Fach Lesen, in Sachsen sind es hingegen fast drei Viertel. Zu den Ländern die gegenüber 2011 deutliche Verschlechterungen hinnehmen mussten, gehört neben den ewigen Sorgenkindern Berlin und Bremen nun auch Baden-Württemberg. Gefragt, von welchem Land man denn lernen könne, wehrte Kultusministerin Eisenmann denn auch bescheiden ab: „Kommen Sie nicht nach Stuttgart.“

Elternhaus hat deutlichen Anteil

Stabil geblieben ist der Zusammenhang zwischen Kompetenzen und sozialer Herkunft, nach wie vor hat das Elternhaus einen deutlichen Anteil auf die Leistungen die Schüler in der Schule. Auch Geschlechterstereotype haben sich nicht geändert – Jungen sind in allen Bundesländern besser in Mathe, während Mädchen in Deutsch punkten. Ob diese Stabilität ein Erfolg ist, sei dahingestellt.

Seit 2011 überprüft das Institut für Qualitätssicherung an der Berliner Humboldt-Universität regelmäßig, welcher Anteil der Schüler die Regelstandards erreicht, verfehlt oder übertrifft – nach 2011 nun zum zweiten Mal in Mathe und Deutsch.

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60 Kommentare

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  • Ich würde das alles nicht überinterpretieren, aber heute soll alles in der Schule schon auf Eigenständigkeit und Individualität ausgerichtet werden, Frontalunterricht, häufige Wiederholungen und simple Unterrichtsgestaltungen sind nicht mehr auf dem Plan. Das kostet auf der einen Seite, auf einer anderen bietet es auch Kompetenzen und Fähigkeitenerwerb auf einer Ebene an, die viele Schüler vor etlichen Jahren gerade mal in der 7. und 8. Klasse erreichten. Das eigentliche Problem ist doch, dass viele Eltern mit den Herausforderungen dieser Grundschule alleine sitzen. Wer viel und lang arbeiten muss, wer sich nach dem Unterricht mit seinem Sohn/Tochter hinsetzen muss und nachlernen muss, der braucht viel Geduld, viel Zeit und manchmal müssen auch externe Kräfte ran.

    Für mich ist das zentrale Problem in Deutschland, dass die Schule weniger eine Dienstleistung, als eine Bestätigung sozialer Herkunft ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs von Lehrern oder Professoeren auf der Strecke bleibt, ist gering, ganz anders bei armen Eltern oder meinetwegen migrantischen Eltern: Hier sind die Nachteile und Benachteiligungen stark und die Ressourcen äußerst knapp. Das wirkt sich dann negativ aus. Wenn man sich mit Bildungspolitik beschäftigt, dann fällt schnell auf, dass es hier um soziale Positionen und Klassenzugehörigkeiten geht. Die mächtige, wohlhabende Mittelschicht und Oberschicht drängt die anderen Schichten an den Rand.

    • @Andreas_2020:

      "Wenn man sich mit Bildungspolitik beschäftigt, dann fällt schnell auf, dass es hier um soziale Positionen und Klassenzugehörigkeiten geht. Die mächtige {...} Oberschicht drängt die anderen Schichten an den Rand."

       

      *** ): So ist es !

  • Bei der Methode "Lesen durch Schreiben" ist es meines Erachtens nicht sinnvoll die Rechtschreibung in der 4. Klasse auf ihre (endgültige) Korrektheit zu überprüfen.

     

    Ich habe Kinder, die nach der einen und auch nach der anderen Methode das Schreiben gelernt haben. Beide schreiben jetzt - in/vor der Oberstufe - sehr gut. Alle haben viel und früh gelesen, aber mit der korrekten Rechtschreibung hat es dennoch bis in die Mittelstufe gedauert. Wenn man die Geduld dazu hat und nicht panisch wird, dann fügt sich das schon.

     

    Allerdings kann ich nicht beurteilen, wie sich das häusliche Umfeld, mögliche Schreibschwächen aus anderen Gründen und/oder eine andere Muttersprache auf diese Methode des Schreibenlernens auswirken.

     

    Aber Leistungstests in Grundschulen sind grundsätzlich fragwürdig, genauso wie die frühe Selektion auf weiter führende Schulen. Von mir aus kann getestet und selektiert werden, das bedeutet allerdings noch nichts, was die "Bildungskarriere" der Kinder angeht. Manch einer hat sehr erfolgreich im Altern von 20 bis 30 Jahren eine akademische Ausbildung samt Vorbereitung absolviert, war aber in der Schulzeit eher wenig motiviert.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Hanne:

      Warum konnten wir Volksschüler Ende der 60er Jahre nach der 4. Klasse korrekt schreiben und warum soll das heute nicht mehr gehen?

       

      Ich war um die Jahrtausendwende Dozent an zwei deutschen Unis. Wenn ich die Formalie Rechtschreibung so stark gewichtet hätte wie zu der Zeit, als ich studierte, hätte ich fast alle Seminararbeiten wegen Formfehlern zurückweisen müssen.

       

      Meine Kinder haben viel gelesen, auch Englisch. Wenn sie heute Seminararbeiten schreiben, muss Papa die Endredaktion übernehmen, denn schreiben können die immer noch nicht so, dass es den minimalen Anforderungen der meisten heutigen Dozenten genügen würde. Und, was schlimmer ist: sie haben auch keinen Bock, sich das beizubringen, weil es ja abseits des Studiums auch nicht mehr gebraucht wird.

    • @Hanne:

      Dann freuen Sie sich, dass Ihre Kinder früh viel gelesen haben. Das dürfte wohl der entscheidende Punkt gewesen sein.

       

      Meine wollten anfangs überhaupt nicht lesen, weil sie die Texte nicht verstanden haben. Die Wörter wurden anders geschrieben, als sie erwartet haben.

       

      Wir waren total überrascht, weil wir viel vorgelesen haben und sie Geschichten liebten.

       

      Meine Töchter hatten aber auch die extreme Variante.

       

      Es ist schwieriger, weil sie im Prinzip zwei Mal schreiben lernen. Erstklässler haben ein fast fotografisches Gedächtnis. Sie merken sich die erste, nicht korrekte Variante sehr gut.

       

      Dann müssen sie aber nochmal umlernen. Das fällt vielen nicht leicht. Außerdem sehen sie gegebenenfalls keinen Sinn darin. Sie können ja schreiben.

      • @rero:

        Gut beobachtet: Es ist deutlich schwieriger etwas falsch erlerntes zu löschen und durch Richtiges zu ersetzen, als es von Grund auf gleich richtig zu erlernen. Das falsch erlernte Muster hat nämlich die Tendenz immer wieder mal "aufzuflammen".

        Ich frage mich, wann moderne neurophysiologische und neuropsychologische Erkenntnisse endlich in der Pädagogik ankommen.

    • @Hanne:

      Nunja, der Mensch altert zwar schon ab 20, gemeint war aber "im Alter von" :-)

  • Bei der Fortbildung für die Maschinenprogrammierung verstand der Dozent wohl viel vom Computer, aber wenig von der fachpraktischen Ausführung. Was nützt die Fähigkeit zur Programmierung von Maschinen, wenn man nichts von der fachgerechten Verarbeitung und den mechanischen Eigenschaften der Werkstoffe versteht. Gleiches gilt auch für die (vor-) schulische Bildung unserer Kinder. Es bedarf auch den praktisch-kreativen Umgang mit Werkstoffen: Metall, Tonerde, Steine und Mineralien, Holz, Papier, Farben, Tuch und Stoff etc.

     

    Zur kulturellen, geistigen und schöpferischen Entwicklung des jungen und älteren Menschen gehört auch der handwerkliche Umgang mit Naturstoffen und vor allem dabei die Entfaltung der Kreativität. Wenn diese elementaren Bildungsinhalte im praktischen und kreativen Umgang mit Materialien nicht mehr vermittelt werden, dann verkümmert auch die körperliche und geistige Persönlichkeit unserer Kinder. Nur geistig manipulierende Internet- und Werbebotschaften der daran interessierten Konsumindustrien sind nicht für eine anhaltende Persönlichkeitsentwicklung geeignet.

     

    Die Bildung darf sich nicht nur an den kurzfristigen Wirtschaftsinteressen zur Menschenverwertung und Profitmaximierung orientieren. Die allseitige Entwicklung der Kinder muss und sollte immer im Vordergrund stehen.

     

    Knöpfchen drücken und Konsumentenidiotie, ebenso Telefonie als alleiniges Bildungsziel, das reicht eben nicht für das menschenwürdige und humanistische Leben aus.

  • "Jeder virte kan nich richtich schreiben"

    --------------------------------------------------

    Das mag stimmen..... aber eine noch weitaus größere Gruppe der Bevölkerung, nämlich jeder sechste(!), kann nicht richtig rechnen. :-)

     

    MfG

    biggerB

  • Planet der Affen.

  • Jeder virte kan nich richtich schreiben -

     

    steht hier "virte" - als Mahnung was demnächst zu erwarten ist?

    • @Justin Teim:

      Klar, die nächste Rechtschreibereform.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Es ist ein europäisches Problem, in Frankreich schreiben die Schüler schon lange nach Gehör im SMS-Stil. Frankreich, das so stolz auf seine vielen Fieldsmedaillenträger ist, rutscht in Mathematik immer tiefer ab. Die Junglehrer werden immer inkompetenter, weil die theoretische Didaktik und Pädagogik über das Fachwissen gestellt wird, nur die elitäre Auswahlprüfung Agrégation entzieht sich noch dem Pädagogismus. Und trotz des Pädagogismus scheitern viele Junglehrer vor den Schülern und immer mehr brechen ihre Laufbahn ab.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Das Kapital, die Bourgeoisie und Administration kann sich heute, dank der Globalisierung, weltweit die billigen und willigen Arbeitskräfte aussuchen. Da spielt es für sie keine Rolle mehr, ob die nationalen Produktivkräfte und deren Kinder, noch über eine ausreichende Bildung verfügen. Auch ist deren Lebensstandard zweitrangig. Wichtig ist für die Profitmaximierung der Absatz auf den Weltmärkten. Dabei ist die soziale Sicherung der europäischen Bevölkerung zunehmend unwichtig. Wurde doch auch diese, dank der Sozialdemokratie und "Sozialpartnerschaft" mit der Bourgeoisie, von dem Klassdenkampf nachhaltig ferngehalten. Für den Rest reicht Knöpfchen drücken und Smarthonie als Ver'Bild'ungsziel.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Reinhold Schramm:

        Besonders wichtig in diesem Zusammenhang: für den Absatz auf den Weltmärkten ist individuelle Bildung hinderlich.

  • Die Kernfrage ist: Warum ist die Schreibweise aus der Überschrift eigentlich nicht richtig?

    Warum halten wir knöchern an einer fossilierten Schreibung fest, die den Sprachwandel nicht mitvollzieht und deshalb die Kluft zwischen gesprochener und geschriebener Sprache aufbrechen lässt? Wie weit das gehen kann, sieht man besonders deutlich an der absurden Orthographie des Französischen.

    Je länger wir an unserer antiquierten Rechtschreibung festhalten, weil es "uns mit unserer Geschichte verbindet" oder "schon immer so war" und "Tradition ist", umso mehr wird Rechtschreibung zu einem reinen Distinktionsmerkmal, weil sie weniger vom Sprachgefühl des Einzelnen abhängt als vor allem vom möglichst umfangreichen Training im frühesten Kindesalter, das weitgehend vom Bildungsschicksal (gute Grundschule, hochgebildete Eltern) abhängt. Unsere überkomplizierte Orthographie ist eine der zentralen Schranken, mit der die oberen Schichten die Mobilität der weniger privilegierten wirkungsvoll abwürgen. Die Scheinargumente, das die Schreibweise nicht nur den Lautstand, sondern auch den historischen und etymologischen Hintergrund spiegeln solle, zeigt ganz deutlich, wessen Interessen in der Debatte vertreten werden. Wer hat schon das etymologische Wissen parat, um sich bei Zweifelsfällen damit die korrekte Schreibweise erschließen zu können? Ein Grundschulkind ohnehin nicht, und selbst in der erwachsenen Bevölkerung nur ein winziger Bruchteil Hochgebildeter.

    Hätten wir eine phonographischere Rechtschreibung, fiele auch das Gezeter um das "Schreiben nach Gehör" weg. In vielen anderen Sprachen (z.B. Niederländisch, Finnisch) ist Schreiben nach Gehör fast exakt das, was die Rechtschreibregeln ausmacht.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Soungoula:

      Dieser ganz und gar wunderbare Ansatz mag theoretisch auf die Rechtschreibung anwendbar sein, in den Naturwissenschaften und der Mathematik kommen Sie damit allerdings auf keinen grünen Zweig.

    • @Soungoula:

      Die Rechtschreibung ist absurd, antiquiert und überkompliziert, macht den Sprachwandel nicht mit, dient als Distinkionsmerkmal und Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse über die Ungebildeten, ...

       

      Das sind Argumente, die immer wieder auftauchen. Zugrundeliegender Wunsch: Es müsste ein Schriftsystem geben, das problemlos fehlerfrei handhabbar ist, das von allen leicht zu erlernen und insofern gerechter wäre. Für das Deutsche wäre dafür dieses und jenes zu reformieren, in anderen Sprachen halt auch.

       

      Ein solches "einfaches", von "allen" "leicht" erlernbares und daher "gerechtes" Schriftsystem kann und wird es nie geben.

       

      Blick über den Tellerrand: Warum funktioniert eigentlich die im Vergleich zum Deutschen relativ komplizierte englische Orthographie ohne staatliche Eingriffe so gut, auch wenn sie von manchen nur mit Schwierigkeiten erlernt wird?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @M.Schneider:

        Wo funktioniert denn die englische Orthographie gut?

         

        Ein einfaches Schriftsystem haben z.B. das Spanische oder das Tschechische. Geht alles, mann müsste sich nur dazu durchringen, allen Wörtern eine Hochlautung zuzuschreiben. Heißt es nun Britten oder Brieten, wenn wir von den Briten reden? Oder Musiek und Mathematiek, statt Musick und Mathematick? Da ist vieles in Veränderung begriffen.

    • @Soungoula:

      Richtig, wenn die Menschen nicht mehr in der Lage sind die Sprache zu beherschen muss man die Sprache halt vereinfachen. Statt dem historisch gewachsenen gut, besser, am Besten( mit der komplizierten Scheibweise) tuts doch auch ein leicht verständliches: gut, doppelgut und doppelplusgut .

    • @Soungoula:

      Beispiel: kann oder kan.

      Der Doppelkonsonant (nn) verkürzt den vorhergehenden Vokal.

      Kann (kurzes 'a') oder kan (wie Kahn) (langes 'a')

       

      Mutig oder muttig? Miete oder Mitte?

      Muss oder Mus?

      Die Beherrschung dieser Regel (von der es Ausnahmen gibt) ist für den Kommunikationserfolg beim Sprechen, Lesen und Schreiben durchaus von Bedeutung.

      • @Vorstadt-Strizzi:

        Und wofür oder wogegen spricht das?

        Ich habe nicht behauptet, dass es keine Regeln geben soll. Es geht um konsequente Regeln, die nicht von irgendwelchen Sentimentalitäten bestimmt werden, weil es schon immer so war und die Leute irgendwas "hässlich" finden oder sich nicht dran gewöhnen wollen, dass es einfach anders ist.

        Man kann z.B. die Vokallänge durch den Vokal ausdrücken (1 oder 2) statt durch die Verdopplung verschiedenster Konsonanten.

        Und wie Sie selbst sagen: Es gibt Ausnahmen. Genau da beginnt das, was ich oben beschrieben habe.

        "Miete" und "Mitte" sind übrigens kein passendes Beispiel für Ihre Regel, weil es da noch ein Dehnungs-E gibt, das in den anderen Fällen nicht vorhanden ist. Wozu?

        Die Beherrschung dieser Regel ist übrigens in praktisch keiner Situation für den Kommunikationserfolg entscheidend (Sie haben die Überschrift ja auch problemlos lesen und verstehen können), sondern sie ist für den sozialen Erfolg entscheidend. Das ist ein großer Unterschied.

        • @Soungoula:

          1. Um die Überschrift sinnentnehmend zu lesen, täuschen Sie sich nicht, bedarf es einer ungleich höheren Lesekompetenz, als wenn sie orthografisch richtig geschrieben worden wäre.

          Vereinfachende Regeln, das ist die Crux, können schnell dazu führen, dass es mehr Interpretationskünste beim Lesen bedarf.

           

          2. Das lange 'i' wird regelhaft als 'ie' verschriftet.

           

          3. Ausnahmen von Regeln, bzw eine flexible Anwendung gibt es immer. Das ist keine Eigenart der Orthographie.

           

          4. Wer die Orthographie vereinfachen will, muss in vielen Fällen mit der Vereinfachung/der Umstrukturierung der gesprochenen Sprache beginnen.

          Dabei ist zu beachten, dass Sprache nicht nur Ausdruck der Landeskultur ist, sondern auch ganz wesentlich das Denken und die Denkstruktur beeinflusst.

           

          4. Zu 'richtich'. ("Warum ist das oben eigentlich nicht richtig?")

           

          Mit den Endsilben hat es seine Not.

          Der Grund hierfür liegt im Sprechen (Lautbildung, Sprechmotorik). Oft werden Endsilben verschliffen, noch öfter werden sie verhärtet (lautgetreu: 'richtik'). Das betrifft z.B. die Endlaute g (zu k, Burk), b (zu p, Korp), d (zu t, Sant), weiches s (zu scharfes s, Graß)

           

          Warum nicht Kelper schreiben?

          Die Wortbedeutung Bedeutung könnte man sich aus dem Text oder, so vorhanden, einem beiliegendem Bild erschließen. Wenn's das nicht gibt, wird es schwierig.

          Dann sollte man wissen:

          Kalb wurde lautgetreu via Auslautverhärtung zu Kalp, der Plural mit ä (weil Kalb mit a) wurde lautgetreu zu e, also Kelper.

          Die Regelkunde wurde einfach auf die Leseseite verschoben.

          Dort muss sie jetzt in ungleich höherem Maße vorhanden sein, wg Detektivarbeit.

          Leichter wird das Schreiben. Das sehe ich auch.

          Nur ist Schreiben kein Selbstzweck. Es dient der Kommunikation. Man muss also den Empfänger mitdenken. Ohne das es zu lesen ist, ist Schreiben eine sinnfreie Kunst.

        • @Soungoula:

          "Ich habe nicht behauptet, dass es keine Regeln geben soll. Es geht um konsequente Regeln ..."

           

          Sie möchten also konsequente Regeln, nur eben andere konsequente Regeln? Also im Prinzip eine "Rechtschreibung" wie bisher, aber mit neuen Regeln?

           

          "... die nicht von irgendwelchen Sentimentalitäten bestimmt werden, weil es schon immer so war und die Leute irgendwas "hässlich" finden oder sich nicht dran gewöhnen wollen, dass es einfach anders ist."

           

          Nun ja, dass die Leute sich ungern an etwas anderes gewöhnen wollen als an das, "was schon immer so war", ist eben nicht einfach nur Sentimentalität, sondern hat, wenn es ums Lesen geht (und womöglich nicht nur da), für diese Leute durchaus vernünftige und nachvollziehbare Gründe.

           

          Möglicherweise könnten Sie diese Sicht ganz gut nachvollziehen, sobald Sie regelmäßig längere Texte lesen müssten, die nicht nach Duden-Regeln, sondern nach Gehör-Regeln geschrieben wurden. Sie würden feststellen, dass diese neuen Regeln Ihnen das flüssige Lesen und Verstehen erschweren, weil Sie nicht auf die vertrauten Wortmuster zurückgreifen können, die Ihnen ein flüssiges Erfassen von Textinhalten durch die umweglose Verknüpfung von Wortbildern mit Bedeutungen ermöglichen.

           

          Je nachdem, wie alt Sie sind, werden mehr oder weniger viele Jahre Ihrer erworbenen Leseerfahrung eingestampft. Lesen wäre plötzlich eine umständlichere Angelegenheit für Sie, weil die Wortbilder anders als bisher aussähen.

           

          Natürlich könnten Sie diese Texte trotzdem verstehen, aber eben nicht mehr so mühelos wie vorher. Lesen würde also in der Summe zeitaufwendiger für Sie.

           

          Ok, wenn es einfach neue Regeln gibt, die dann aber trotzdem verbindlich sind, dann muss man sich auf seine alten Tage halt an diese neuen Regeln gewöhnen.

           

          Wenn allerdings Schreiben nach Gehör sogar OHNE verbindliche Regeln zur Regel würde, dann bedeutete das für alle Leser eine dauerhafte Einbuße an Lesekomfort, die den wenigsten gefallen dürfte.

  • Eine der größten Ressourcen für die Ausschöpfung des kindlichen kognitiven Potentials wird in Deutschland aus industriepolitischen Erwägungen heraus nicht beachtet.

     

    Es ist die Ausbildung der kindlichen Motorik und Mobilität.

     

    Homo Sapiens und seine evolutionären Vorgänger unterscheiden sich von den Menschenaffen (Hominidae) durch den aufrechten Gang.

    Der Entwicklung des aufrechten Gangs, an Fossilien nachzuvollziehen in der stufenweisen Anpassung von bspw. Fußgewölbe, Kniegelenk, Hüftgelenk, Wirbelsäule, Verbindung Kopf/Hals, folgte jeweils das Gehirnwachstum.

    Um die Balance zu halten oder um in der Balance zu leben, braucht es offensichtlich ein gutausgebildetes Großhirn.

    Und andersrum: Das Erreichen der Balance, die hohe Ansprüche an die Motorik stellt, fördert das Denken.

     

    Es ist durchaus folgerichtig, dass die höchste Kunst unserer menschlichen Abstraktion, die Mathematik, ganz simpel auf Balance beruht:

    Das Gleichgewicht in Form des Gleichheitszeichens ist das Grundgesetz aller Mathematik.

     

    In meinem Blogbeitrag

    'Hamburgs Schüler: Geringe Bildungschancen bei sehr hohem Adipositas- und bundesweit höchstem Ritalinrisiko'

     

    habe ich den Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel in einer kinderfeindlichen Umgebung einerseits und kognitive Minderleistung anderseits versucht, am Beispiel Hamburg zu beschreiben. https://radverkehrhamburg.wordpress.com/2017/01/28/kinder-blos-weg-hier-wie-die-verkehrspolitik-hamburgs-kinder-dick-dumm-und-drogensuchtig-macht/

  • Dank der Konsum-, Werbungs- und Internet-Ideologie hat heute Knöpfchen drücken und Smarthonie bzw. Telefonie in der gesellschaftlichen 'Bild'ungspolitik den Vorrang vor den aufklärenden, kulturellen und technisch-wissenschaftlichen Bildungsinhalten. Im Rahmen der kapitalistischen Globalisierung [imperialismus] können gegenwärtige und zukünftige Arbeitskräfte für die Produktion und Kapitalverwertung weltweit ersetzt werden. Dank der rechtsliberalen und kapitalliberalen Sozialdemokratie wurde das Klassenbewusstsein in den europäischen Regionen erfolgreich und nahezu vollständig beseitigt. So aber auch in Japan und China.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Amen.

  • Der Schavan Zug entfaltet seine Wirkung. War doch so gewollt im Ländle und im Bund!

  • An der Schulpolitik könnte viel verbessert werden. Neue Ideen umzusetzen, ist daher generell gut. Allerdings wurden diese Ideen bislang immer für Sparzwecke missbraucht. Damit scheitern die meisten dieser Ideen zwangsläufig. Inklusion ist ein gutes Konzept. Diese jedoch ohne zusätzliche fachlich kompetente Unterstützung einzuführen, überfordert die Lehrkräfte. Da wird einfach nur die Sonderschule eingespart. Wenn wir so weiter machen, haben wir bald ein paar wenige gute Privatschulen für die Betuchten und ein immer weiter verfallendes allgemeines Bildungssystem für den Rest. Dies ist ein durchaus real existierendes Ziel vieler Bildungspolitiker_innen. Plumpe Einsparungen wie z.B. die Vergrößerung der Klassengröße stoßen auf viel Widerstand. Ein progressives Konzept dagegen als Sparmaßnahme zu missbrauchen führt zu viel diffuseren Reaktionen. Wir brauchen endliche eine generelle Bildungsinitiative. Nicht nur Nachmittagsbetreuung durch 1€-Kräfte oder Mädchenförderung an ein paar Nachmittagen. Sondern gute qualifizierte Bildung für alle. In diesem Bereich haben alle Parteien - von CSU bis Linke versagt. Wichtig dafür ist vor allem auch ein größerer finanzieller Spielraum der Bundesländer und der Kommunen. Der Bund hat diesen den Geldhahn zugedreht und sonnt sich nun in scheinbarer Unschuld.

  • Es ist erschreckend, wie schnell das früher einmal vorbildliche Schulsystem in Baden-Württemberg zerstört wurde.

     

    Das liegt nicht nur am "schreiben nach Gehör", das von der Politik durchgesetzt wurde, ohne dass man sich damit (vorher!) wissenschaftlich ehrlich auseinandergesetzt hätte Inzwischen gibt es eine wissenschaftliche Auseinandersetzung über Vor- und Nachteile. Zu spät für diese Schüler! Wer entschädigt diese Schüler dafür, dass sie ein Leben lang wegen eines politisch gewollten Großversuchs schlechtere Chancen im Leben haben werden als die Schülergeneration vor und die Schülergeneration nach Ihnen?

     

    Katastrophal in BW war aber vor allem das Durchknüppeln der Inklusion ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen und ohne ausreichende Vorbereitung.

     

    Warum wird alle paar Jahre an der Schulpolitik herumgedoktert? Warum werden neue Ideen nicht vorher evaluiert, bevor man ganze Jahrgänge den "Segnungen" des Neuen aussetzt? Wer kümmert sich jetzt um diese Schüler, denen die Politik doch eigentlich schuldig wäre, denen in irgendeiner Form so zu helfen, dass sie am Ende der Schulzeit wenigstens so viel können wie der Jahrgang vor 5 oder 10 Jahren? Und wann bekommen wir wieder ein Schulsystem, bei dem wir ein Ausbildungsniveau erreichen, bei dem in einem Artikel eines renommierten Mediums 63% nicht mit "fast jeder Dritte" übersetzt wird und sich Rechtschreibfehler auf einem Niveau bewegen, dass Fehler höchstens noch Germanistik-Professoren/innen auffallen?

    • @Martin74:

      Wenn man als Kultusminister seine "Marke" hinterlassen will, hat man nur knapp vier Jahre sicher. Wer wird da evaluieren, bevor er "knüppelt"? Die Kinder, die da als Versuchskaninchen herhalten, sind schließlich nie die eigenen.

  • "Kinder schreiben nicht falsch, sondern nur anders." Mit einer derartigen pädagogischen Haltung öffnet man der Totalverblödung Tor und Tür.

  • Sich über das Lernverhalten der Kinder zu beklagen ist falsch, egal ob Migranten Kinder oder Hiesige!

     

    Wenn man ein halbseitiges Schreiben einer Deutschlehrerin bekommt, in dem 23 Rechtschreibfehler und 8 Grammatikfehler vorkommen, ganz zu schweigen von der Punktierung, sollte man sich wirklich überlegen, ob man nicht lieber gute Schüler den Unterricht überlassen sollte, anstatt der schlecht ausgebildeten Lehrerschaft.

     

    Selbst in den Fächern Physik und Chemie sind teilweise derart hanebüchene Theorien aufgestellt worden, die so nahe an der Wirklichkeit lagen wie der Mond an der Erde.

    Aber wie soll das auch besser werden, wenn die Ausbildung des Lehrpersonals so Grotten schlecht ist.

    Die Ausbildungszeit wird verkürzt um die Leute schnell an die Schulen zu bringen, ohne dass sie mit ausreichendem Wissen versorgt wurden!

     

    Auch geht es wohl um die Statistik, die für die Schulen wichtiger zu sein scheint, als die Schüler selbst. In der Klasse meiner Tochter werden schlechte Schüler bereits seit drei Jahren mitgezogen, obwohl ihre Zensuren so schlecht sind, dass sie in jedem Jahr hätten wiederholen müssen.

    Ein Zeugnisdurchschnitt von schlechter als 5 wird durch eine Änderung der Musikzensur von Note 4 auf Note 2 verbessert, mit der dann eine 5 ausgeglichen werden kann, so dass niemand mehr Sitzen bleiben wird.

    Quote gerettet.

    Dass damit Jahr für Jahr die Leistung der gesamten Klasse sinkt, ist den Rektoren egal, denn ihre Statistik bleibt gewahrt!!!

     

    Meine Tochter ist eine dieser Schülerinnen, die Statistikopfer geworden sind.

    Mit dieser immer wieder erzwungenen Versetzung wird mir als Erziehungsberechtigter jede Möglichkeit genommen für meine Tochter schulische Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn offiziell sind ihre Leistungen ja ausreichend.

    Da ich finanziell nicht besonders gut aufgestellt bin, macht sich dass für die Förderung meiner Tochter extrem bemerkbar, da mir diverse Hilfen versagt bleiben.

     

    Das alles, in erster Linie, damit die Schulstatistik geschönt bleibt!!!

  • "Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind erheblich."

     

    So ist es. Umso erstaunlicher, dass Spitzenreiter Bayern im ganzen Artikel nicht vorkommt.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @M.Schneider:

      Dann würde man ja die Bildungspolitik der CSU rühmen. Und DAS kommt ja garnicht in die links-progressive Tüte. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die nachwachsende Lehrerschaft im Verein mit unsinnigen Entscheidungen der Kultusministerien an der Misere schuld sind. Was da aus den Unis an die Schulen drängt, ist Ergebnis einer schleichenden Kompetenzreduktion, vor allem im schriftlichen Ausdruck (das kann man auch gut in Zeitungsartikeln beobachten).

     

    Um die Schriftlichkeit war es zwar schon zu meiner Grundschulzeit in den 60ern nicht gut bestellt: es war wichtiger, schön zu schreiben, als genau. Heute ist die Fähigkeit des genauen Schreibens allerdings kaum mehr zu finden. Man textet vielmehr so lange rum, bis man glaubt, die "Message" sei angekommen oder man erwartet schlicht vom Rezipienten, er solle verstehen, was man da an Sonderlichkeiten von sich gebe. Stil, wenn er denn diese Bezeichnung noch verdient, zeichnet sich durch die Aneinanderreihung von als "cool" oder modern geltenden Wortgefügen aus - wobei die "Obercoolsten" zur Unterstreichung ihrer Modernität auch stets ein englisches Einsprengsel (my ass, "however", let's face ist, IMHO uswusf.) oder irgendwelche Anglizismen im Text unterbringen müssen (je weniger allgemeinverständlich, desto "cooler" - aber sich dann über den Gebrauch von Fremdwörtern aufregen!).

     

    Neulich hörte ich aus den mich unentrinnbar umzingelnden Lehrerkreisen vom Fall eines Referendars, dessen Englisch so schlecht wäre, dass dies selbst den verhältnismäßig jungen Schüler auffiele, für die er den Lehrer geben sollte. Dergleichen ist beileibe kein Einzelfall. Wenn man die Grundkompetenzen nicht richtig ausbildet - und das ist m.E. strukturell so, wenn man es um Sprache geht -, muss man sich nicht wundern, wenn ein solches System Lehrer hervorbringt, die den Kindern keine Kompetenzen vermitteln können, die sie selbst nicht haben.

     

    Mehr Lehrer! Schön und gut, aber die müssten erst wieder die Schulbank einer Schule drücken, die es nicht mehr gibt und die auch niemand zurückhaben will. Was also tun?

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    "Vor sechs Jahren schaffte das noch fast jeder Dritte (63 Prozent)."

     

    Ohne Worte.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @80576 (Profil gelöscht):

      U made my day! ;-))))

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Was soll man erwarten, wenn Druckschrift aka Grundschrift, "Schreiben nach Gehör" und "Keine Korrektur, um nicht zu Demotivieren" die Parolen "progressiver" Bildungsansätze sind? Ich weiß bei meinen Töchtern im Grundschulalter ein Trauerlied von modernen Bildungsansätzen zu singen.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      An welcher deutschen Schule wird denn schreiben nach Gehör gelehrt ?

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Rider:

        In Hessen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @80576 (Profil gelöscht):

      Ja, aber dann können die Töchter professionelle Nachhilfe in Legastheniezentren erhalten, in denen Lehrer im vorzeitigen Ruhestand - vermutlich wegen Burnout - ihre Frühpension aufbessern.

      Und damit steigt das Bruttosozialprodukt. Wir haben ein paar tausend Euro in dieses System gesteckt. Dankeschön

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Jahrtausende lang über alle kulturellen Grenzen hinweg haben alle gute Erfahrungen mit harter Disziplin und repetativen Übungen gemacht, was ist daran falsch?

    Den Kindern von Tag 1 Respkt und Disziplin beibringen würde eine Menge Probleme in unserer Gesellschaft lösen.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Ich empfehle das Anschauen des preisgekrönten Films von Michael Haneke aus dem Jahr 2009 "Das weiße Band", der subtil herausarbeitet, welche Generation erwachsen war aus mit Rohrstock herbeigeprügelter Disziplin und Respekt.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Harte Disziplin, stupide Repetition und uneigenständiges Denken sind sicher nicht die Lösung. Jahrtausende ging es darum gehorsame Leibeigene zu bilden. Es ist gut, dass wir darüber hinweg sind.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Jeder virte kan nich richtich schreiben"

     

    ... aber jede/r kann 's verstehen - ist doch auch schon was.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Das ist das Problem, man ist mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zufrieden.

  • „Auch Geschlechterstereotype haben sich nicht geändert – Jungen sind in allen Bundesländern besser in Mathe, während Mädchen in Deutsch punkten. Ob diese Stabilität ein Erfolg ist, sei dahingestellt.“

    Das war zu meiner Zeit schon so und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, auch wenn das die Genderaktivisten nicht wahr haben wollen.

    Nehmen Sie es als gegeben hin, denn was viel wichtiger ist, Mädchen und Jungen ergänzen sich, sie haben ihre Schwächen und Stärken und lernen voneinander.

    Baden-Württemberg hat deshalb so schlecht abgeschnitten, weil die grün-rote Vorgängerregierung mit pädagogischen Konzepten wie zum Beispiel „Schreiben nach Gehör“ und auf das „selbstorganisierte Lernen“ setzte.

    Man hat rumexperimentiert, ausbaden müssen das jedoch die Schüler.

    Der überdurchschnittliche Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist ein weiterer Grund.

    Ich weiß beim besten Willen nicht, wie die Pädagogen das schaffen sollen, wenn die Eltern schon total überfordert sind.

    Nicht alles schafft die Ganztagsschule, dazu braucht es auch Eltern, die wollen, dass aus ihren Kindern etwas wird.

    Es betrifft doch nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, es gibt Kinder aus Hartz IV – Familien die das Leben ihrer Eltern weiterleben.

    Aber wenn wir uns ehrlich machen, gab es das nicht schon immer…

    Kinder brauchen ein Fundament auf das sie aufbauen können und dazu gehört nun einmal Lernen, Lernen und nochmals Lernen, so blöd das jetzt klingen mag.

    Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, sagte schon meine Oma.

    • @schau mal kurz vorbei:

      Das ist das Verwechseln von Statistik, mit Stereotypen und individuellen Fähigkeiten. Wenn wir Gleichstellung nur über Statistiken messen, werden wir immer eine Ungleichheit haben. Es gibt statistische Unterschiede bei den Geschlechtern - das widerspricht der Gleichstellung nicht. Von daher ist auch die Statistik kein Stereotyp sondern ein Messergebnis. Stereotyp ist allerdings der Satz "Jungen sind besser in Mathe als Mädchen". Richtig wäre zu sagen, es gibt mehr Jungen als Mädchen, die in Mathe gut sind. Dies bedeutet aber bei weitem nicht, dass Jungen generell besser in Mathe wären. Viele Mädchen sind besser in Mathe als viele Jungen. Die Streuung unter den Jungen und unter den Mädchen ist deutlich größer als der statistische Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. Aus diesem statistischen Unterschied ein Sterotyp zu machen ist das, was Geschlechterdiskriminierung ausmacht. Und da scheint dieser Artikel ganz gut drin zu sein.

      Juden arbeiteten häufiger als Nichtjuden in Deutschland im Bankgewerbe. Das an sich, war nie ein Problem - auch wenn es u.a. historische Ursachen hatte. Das Problem gab es dann, als aus einer statistischen Häufung eine Eigenschaft konstruiert wurde, die allen Juden zugeschrieben wurde.

      • @Velofisch:

        Zutat: „Jungen sind in allen Bundesländern besser in Mathe, während Mädchen in Deutsch punkten.“

         

        Ihrem Namen nach müsste Anna Lehmann eine Frau sein. Gepunktet hat sie eher nicht mit ihrem Jungen-Satz. Sie hingegen, werte*r VELOFISH, scheinen mir eher ein Mann zu sein, wenn ich so Ihre Kommentare lese. Falls das so ist, kann man an ihrer Bemerkung (Jungen sind nicht besser in Mathe. Es sind nur mehr Jungen gut.) exemplarisch erkennen: Stereotype sagen über Individuen rein gar nichts aus. Vielleicht sollten Sie und Anna Lehmann ja demnächst mal in Mathe gegeneinander antreten. ;-)

    • @schau mal kurz vorbei:

      "Hamburgs Bildungssenator Ties Raabe. „Ein hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund führt nicht automatisch dazu, dass die Leistungen sinken, im Gegenteil.“ In Hamburg hat fast jeder zweite Viertklässler einen Zuwanderungshintergrund, trotzdem ist der Stadtstaat das einzige Land, wo sich die Kompetenzen der Kinder im Fach Deutsch signifikant verbesserten und gehört zu den wenigen Ländern, welches sich in Mathematik nicht verschlechterte."

       

      Ihr überdurchschnittlicher "Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund" hat eben nicht zwangsläufig damit zu tun... Es gibt genug Familien mit MIgrationshintergrund, in denen die Kinder die Eltern in der deutschen Sprache verbessern, und die Eltern freuen sich drüber... Wenn ich mir jedoch so ansehe, wie meine Generation (ca 30) spricht, dann ahne ich, was die nächste so für'n Kauderwelsch rausbringt...

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Einige junge Lehrer und Lehrerinnen aus dem Bekanntenkreis sprechen von einer enormen Überbelastung und dem nicht zu praktizierenden Regelunterricht.

    In einer Klasse sind 25 Schüler, von denen 18 einen Zuwanderungsstatus haben. Sie sprechen nur sehr lückenhaft deutsch, sind nicht dazu zu bewegen stillzusitzen und dem Unterricht zu folgen. Eine Bekannte ist mit den Nerven völlig am Ende.

    Es reicht eben nicht aus, die Grenzen zu öffnen und Zuwanderung zu ermöglichen. Es muss auch eine Grundlage geschaffen werden, wie dieses Zusammenleben auch im Alltag funktionieren soll.

    Jetzt kommen noch die Flüchtlingskinder dazu. Das heisst, es wird nicht besser werden, auch angesichts des herrschenden Lehrermangels.

    Das wird der jetzigen Generation noch gehörig auf die Füße fallen. Es sei denn die gutbetuchten Eltern schicken ihren Nachwuchs auf Privatschulen. Die haben damit dann keine Probleme sondern begrüßen das sorgenfreie Reisen ohne Grenzen.

    • 8G
      82278 (Profil gelöscht)
      @39167 (Profil gelöscht):

      der traurige Fall eines ehemals vorbildlichen Bildungssystems. Die Folge wird eine neue "Bildungsapartheid" sein, in der jeder der es sich irgendwie leisten kann, sein Kind in eine Privatschule schickt.

       

      Danke Angela "ich hab's vermasselt - aber ihr schafft das schon" Merkel.

  • "Das Niveau von Grundschülern ist gesunken – auch durch Zuwanderung und Inklusion."

     

    Bildung? Da kann taz nur plump.

    Das durchführende Institut sieht das differenzierter: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/iqb-bildungsstudie-die-kinder-haben-keine-schuld-a-1172835.html

  • nun ja, schön und gut ...

    aber auch in der Grundschule sind 63 % keineswegs ˋfast jeder Dritte ´ sondern ...

    Eben.

    • @uli moll:

      Jede_r xte Journalist_in kann zwar durchschnittlich gut schreiben, aber dafür weniger gut Prozentrechnen als z.B. Mathelehrer_innen:-)

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Hanne:

        Sind Sie sich da sicher, was das Schreiben betrifft? Hier in der TAZ lese ich kaum einen Artikel ohne Rechtschreib- oder Kommafehler und ganz selten mal etwas stilistisch Ansprechendes.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Eine der verheerendsten (weil sinnentstellendsten) Epidemien neuerer Zeit ist m.E. die permanente Verwechslung von "das" und "dass", die inzwischen schon auf professionelle Schreiberlinge übergreift.