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Was mir in der Diskussion um die schlechteren Chancen von Schülern aus sozial schwachen Familien/mit Migrationshintergrund/etc. fehlt, ist eine größere Selbstverantwortung bei den Betroffenen.
Meine Familie kommt aus Mexiko, und dort sehe ich auch bei sozial schwachen Familien ein deutlich größeres Verständnis bei den Eltern, wie wichtig die Bildung ist. Sie pushen ihre Kinder, damit es ihnen mal besser geht als ihnen selbst. Und sie investieren verhältnismäßig viel mehr Geld in Schulmaterial, Gebühren, Schulkleidung usw.
Da ist die Mentalität bei "bildungsfernen" Familien in Deutschland eine andere.
Mich interessiert Ihre Auslegung von "sozial schwach". Dieser Begriff wird zwar gerne genutzt, ist aber meines Erachtens sehr unscharf.
"Sozial schwach" kann "finanziell schlecht ausgestattet" bedeuten, das steht aber nicht in direktem Zusammenhang mit "bildungsfern", auch wenn das zusammen treffen kann.
"Bildungsfern" sind wiederum durchaus nicht nur ärmere Familien.
Und Familien/Eltern mit geringem Einkommen können auch Familien sein, die bereits während des eigenen Studiums Kinder bekommen haben oder eben auch (etwas) ältere Alleinerziehende mit Kindern.
An sich ist die Prämie eine gute Idee. Doch das eigentliche Problem ist der geringe Lohnabstand – ein höherer Mindestlohn könnte kurzfristig helfen.
Kommentar PISA-Studie 2016: Lernresistent
In der deutschen Bildungslandschaft herrscht Bequemlichkeit statt Aufbruchstimmung. Und das, obwohl großer Nachholbedarf besteht.
Noch immer ist die soziale Herkunft in Deutschland entscheidend für den Bildungsaufstieg Foto: dpa
So richtig haut die jüngste Pisa-Studie, verantwortet von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wohl keinen mehr vom Hocker. Warum auch? Seit Jahren verändert sich das Abschneiden der deutschen SchülerInnen in der wichtigsten internationalen Bildungsstudie nicht mehr wesentlich: Man hat es sich irgendwo im oberen Mittelfeld bequem gemacht und liegt stets ein paar beruhigende Punkte über dem OECD-Durchschnitt. Und hey, im Bereich Lesekompetenz sind „wir“ seit der Einführung der Studie im Jahr 2000 sogar so gut wie noch nie.
Dabei gibt es eigentlich allen Grund, sich aufzuregen: Die Pisa-Studie ist vom „Impulsgeber“, als die sie konzipiert worden war, zu einer Zustandsbeschreibung geworden. Und sie beschreibt dabei Zustände, an denen seit Jahren – trotz Pisa – erfolglos herumgedoktert wird: Erfolg in der Schule ist noch immer zu sehr mit der sozialen Herkunft verbunden. Ein Migrationshintergrund ist noch immer ein Nachteil. Mädchen sind noch immer schlechter in Naturwissenschaften als Jungen.
Nun hat man ja durchaus versucht, auf Pisa zu reagieren. Die Förderung von Gemeinschaftsschulen ist ein Beispiel, Ganztagsangebote sind ein anderes. Dass gerade auch Kinder aus benachteiligten Familien davon profitieren, hatte kürzlich erst wieder eine Studie zur Berliner Gemeinschaftsschule gezeigt. Allerdings wird die inklusive Bildung schon seit Jahren, und auch jetzt wieder, als Wunderheilmittel angepriesen – und es tut sich dann doch wenig. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass Konzept und Wirklichkeit oft nicht übereinstimmen und die Personalsituation in vielen Bundesländern desolat ist. Doch gemeinsam lernen, idealerweise in der Ganztagsschule, bringt eben nichts, wenn kompetentes Lehrpersonal fehlt.
Pisa 2015 sagt also erneut, was alle seit Langem wissen. Nur wird offenbar mal wieder niemand schlauer daraus. Schon gar nicht die Schüler.
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Kommentar von
Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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