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Ruslana über die Zukunft der Ukraine„Alles, was ich will, ist Frieden“

Die ukrainische Siegerin des Eurovision Song Contest 2004 stand jeden Abend auf dem Maidan und sang. Sie hält sich jedoch für unpolitisch und nennt Putin einen Lügner.

Ruslana im Januar 2014 unter DemonstrantInnen in Brüssel, die die Integration der Ukraine in die EU fordern. Bild: reuters
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen

taz: Ruslana, Sie haben Abend für Abend auf dem Maidan gegen das Regime von Präsident Wiktor Janukowitsch auf der Bühne gestanden. Warum?

Ruslana: In der ersten Woche der Proteste Ende November ging es nur um die Forderung, das Assoziationsabkommen mit der EU zu unterzeichnen, das Janukowitsch auf Eis gelegt hatte. Aber dann kam die Nacht des 30. November 2013, die Nacht, in der der Diktator seine Spezialtruppen auf die friedlich schlafenden Demonstranten – die meisten von ihnen Studenten – hetzte. Es gab dutzende zum Teil schwer Verletzte. Danach war klar, ein solcher Präsident hat jede Berechtigung verloren. Er muss weg.

Und Sie waren immer dabei?

Vom ersten Tag an. Hauptsächlich habe ich mich um die Nachtschicht gekümmert, stand Nacht für Nacht von Mitternacht bis zum Morgengrauen auf der Bühne, zum Teil bis zu zehn Stunden am Stück, habe bei Eis und Schnee, manchmal bei minus 17 Grad, die Leute bei Laune gehalten. Alle Stunden habe ich zusammen mit den Menschen, die monatelang auf dem Platz ausgeharrt haben, die ukrainische Nationalhymne gesungen – ein Symbol für Frieden und Hoffnung und für unser gemeinsames Ziel.

Wie beurteilen Sie Ihre Rolle bei den Protesten?

Ich sehe mich als Sprachrohr der friedlichen Euro-Maidan-Bewegung. Diese beschränkt sich nicht nur auf den Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Es gab Demos und Aktionen in allen Landesteilen. Ich bekomme Nachrichten aus allen Winkeln des Landes und von Ukrainern auf der ganzen Welt, die ich zum Teil auf der Bühne vorgelesen habe. Wir haben uns als Volk vereint und das verbrecherische Regime aus dem Amt gejagt. Allerdings war der Preis hoch – viel zu hoch. Fast 100 Menschen hat der Kampf für Freiheit und Demokratie das Leben gekostet. Es ist meine Pflicht – schon allein im Gedenken an die Opfer –, meinen Kampf fortzuführen, bis das Ziel erreicht ist.

Sie sprechen von der Opposition des Euro-Maidan. Was ist das?

An dieser Stelle möchte ich etwas erklären. In den deutschsprachigen Medien wurde oft „Maidan“ und „Opposition“ in einen Topf geworfen. Das ist aber falsch. Der „Maidan“ ist eine Bewegung der Durchschnittsbürger, Studenten, Alten, Jungen, Familien – Menschen, die für eine bessere Zukunft ihres Landes eintreten und dabei europäische Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit als Ziel haben. Diese Leute sind nicht nur überwiegend unpolitisch, sie trauen großenteils Politikern aufgrund schlechter Erfahrungen nicht über den Weg. Daneben gibt es die Oppositionspolitiker und -parteien, die bei Veranstaltungen auf dem Unabhängigkeitsplatz mit ihren Flaggen und Zeichen auch dabei sind, die aber nicht mit der „Maidan-Bewegung“ gleichzusetzen sind.

Im Interview: Ruslana Lyschytschko

40 Jahre, ist eine ukrainische Sängerin, Tänzerin und Produzentin. Sie studierte Orchesterleitung, Klavier und Schlagzeug am Lemberger Konservatorium. Beim Eurovision Song Contest 2004 in Istanbul gewann sie mit dem Titel „Wild Dances“.

Unterstützen Sie eine bestimmte Partei, etwa die von Julia Timoschenko oder gar die Rechten von „Swoboda“?

Ich bin ganz und gar unpolitisch, und ebenso sind es die meisten Leute auf dem Maidan. Der Maidan, das sind Menschen, die eine gemeinsame Zukunftsvision haben, unabhängig von der Ideologie, zu der sie sich bekennen.

Sie beteiligten sich auch heftig an der Orangen Revolution im Herbst 2004. Was ging damals so schief, dass irgendwann Janukowitsch wieder an die Macht kam?

Die Orange Revolution unterscheidet sich radikal von den Protesten des heutigen Maidan. Wir haben uns damals hinter einen Anführer gestellt. Wir glaubten und hofften auf diese eine Person – Wiktor Juschtschenko. Er war ein Symbol für Gerechtigkeit und Freiheit. Heute folgen wir nicht mehr blind einem Anführer. Heute stehen Ukrainer nur für sich selbst und ihre Kinder auf dem Maidan. Der Maidan, wenn ich das so sagen darf, glaubt nicht mehr an die Versprechen der Politiker und verlässt sich auch nicht mehr auf sie. Wir verlassen uns nur auf die eigenen Kräfte.

War es bei den Protesten für Sie nützlich, Siegerin des Eurovision Song Contests 2004 gewesen zu sein?

Auf dem Maidan bin ich nur eine von vielen freiwilligen Helfern. In den letzten Wochen habe ich meinen Bekanntheitsgrad aber dazu genutzt, bei hochrangigen Politikern in der EU und Amerika für unser Anliegen, für Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden zu werben und um Hilfe zu bitten. Ich habe im EU-Parlament in Straßburg und Brüssel gesprochen, war in Berlin, Warschau und Stockholm und bei der OSZE in Wien, habe mich in Washington mit Vizepräsident Joe Biden getroffen, und First Lady Michelle Obama ehrte mich mit dem Woman of Courage Award, um nur einige Stationen der letzten Wochen zu nennen. Überall habe ich Pressekonferenzen gegeben, um Europa und Amerika die Wahrheit über die Situation in der Ukraine zu verdeutlichen.

War es ein Akt des Mutes, auf dem Maidan zu singen?

„Wenn du nicht vom Maidan verschwindest, knallen wir dich ab“: Das war eine von mehreren Morddrohungen, die ich erhalten habe. Wochenlang habe ich mein Haus nicht betreten können. Meine Freunde wurden entführt und gefoltert. Ich habe so viel Leid gesehen. Diese Bilder wird man nie wieder los. Ich habe von der Bühne aus versucht, beschwichtigend auf die Spezialeinheit Berkut einzuwirken, sie aufgerufen, die Befehle nicht zu befolgen. Mut? Es kam für mich nie auch nur eine Sekunde in Frage, aufzugeben. Es gibt keinen Weg zurück.

Wie beurteilen Sie die Politik Wladimir Putins?

Ich kann getrost sagen, dass Putin ein Lügner ist. Die Invasion der Krim durch Russland – das ist ein Problem von globalem Ausmaß. Das ist eine Bedrohung nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa und für die Sicherheit der ganzen Welt. Deswegen sollten wir dieses Problem mit gemeinsamen, internationalen Kräften lösen. Wenn Putin es sich erlaubt, sein Militär einfach in andere Länder einmarschieren zu lassen, und dieses dann ohne jegliche Bestrafung bleibt, dann heißt das für ihn, dass man das auch in anderen Ländern tun kann. Wir dürfen das nicht zulassen.

War der Protest in der Ukraine gegen Janukowitsch einer von allen religiösen und nichtreligiösen Richtungen?

Die Proteste betrafen die ganze Ukraine, unabhängig von Regionen, Berufen und Konfessionen. Die ukrainische Kirche hat den Maidan vom ersten Tag an unterstützt und tausende Gebete, die stündlich im Einklang mit dem Maidan erklungen sind, haben uns beschützt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, wie wichtig es war, für erschöpfte und übermüdete Menschen, die all ihre Kräfte für den Kampf für Gerechtigkeit verbrauchten, sich an Gott wenden zu können und damit den Glauben an den Sieg zu festigen.

Waren auch offen sichtbare Schwule und Lesben an den Protesten beteiligt?

Ich glaube ja. Ich möchte nochmals wiederholen, dass der Maidan jetzt nicht mehr bloß ein Platz im Zentrum von Kiew ist, sondern ein großer Volksgeist, unabhängig davon, wo er sich befindet, wer sich auf ihm befindet und unabhängig von der sexuellen Orientierung.

Dieses Jahr repräsentiert eine Sängerin die Ukraine beim Eurovision Song Contest, die ausdrücklich für den damaligen Präsidenten Janukowitsch Partei ergriffen hat. Kann sie weiterhin die Ukraine repräsentieren?

Ehrlich gesagt hatte ich gar keine Zeit und Möglichkeit, mich mit dieser Frage zu befassen.

Wie beurteilen Sie Marija Jaremtschuk, die in Kopenhagen für die Ukraine an den Start geht?

Sie ist eine junge, talentierte Sängerin. Ihre persönlichen Qualitäten kenne ich nicht. Ich hoffe, dass sie eine würdige Teilnehmerin ist, denn sonst würden die Ukrainer sie nicht anerkennen.

Ist der Eurovision Song Contest immer auch politisch?

Diese Diskussionen gibt es jedes Jahr aufs Neue. Es muss doch jedem die Tatsache bewusst sein, dass sich Nachbarn gegenseitig unterstützen. Das ist ein ganz natürliches Phänomen. Seelenverwandte Völker sind untereinander solidarisch, und das ist viel wertvoller als jede Politik.

Gehört die Ukraine mehr zu Europa oder mehr zu Russland?

Die Ukraine war schon immer Teil von Europa – geografisch, historisch und vor allem kulturell. Wir sind Teil der europäischen Gesellschaft, und ich glaube fest daran, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Ukraine vollständig in der europäischen Zivilisation integriert ist.

Wie kann Europa der Ukraine helfen?

Als Erstes darf Europa nicht auf die beispiellose Propaganda Putins hereinfallen, derzufolge angeblich Terroristen und Faschisten die Regierung gestürzt hätten. Tatsächlich war und ist es eine Revolution des Volkes gegen ein zutiefst korruptes Regime. Ich bin der EU dankbar für die bisher geleistete Unterstützung, aber in der Reaktion auf den Einmarsch Russland auf der Krim ist Europa zu zögerlich. Glaubt Ihr, Putin gibt sich mit der Krim zufrieden? Der einzige Weg, den Krieg zu beenden, sind harsche Sanktionen, die die russische Wirtschaft bis ins Mark treffen.

Was ist der politische Traum von Ruslana?

Alles, was ich will, ist Frieden! Es darf nicht noch mehr Blut fließen! Und die Ukraine darf keinesfalls geteilt werden. Die Aggressionen Putins müssen umgehend gestoppt werden! Mein langfristiger Traum, nein, mein erklärtes Ziel ist die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU, und ich werde alles dafür tun, dieses Ziel zu erreichen.

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22 Kommentare

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  • Für mich sind die Worte von Ruslana eine wichtige Information. Wenn sich, wie nach allen Zusammenbrüchen oder Revolutionen, die miesesten und unanstädigsten Menschen an die Macht schieben ist das leider Realität. Das war ja auch im Westen Deutschland nach 1945 nicht anders (bin Jarhgang 1937).

    Leider verschlafen zu viele in der Sehnsucht nach Ruhe und Frieden ihre eigene Versklavung.

    Also seit über 6000 Jahren nichts Neuers oder Besseres.

  • Jan Feddersen, da muss man den Kontext sehen, ist die eher unangenehme Type, die sich in dieser Zeitung darüber ausgekotzt hat, das ein paar "übellaunige" linke Protestierer in Malmö beim ESC die Partystimmung der Gay Community dadurch getrübt haben, darauf hinzuweisen, dass es auch in Malmö soziale Problem gibt.

    In sofern passt dieses Interview. Ein echter Rot- Grüner vom alten Fischer Schlag.

     

    Dann fällt mir noch Feddeersens herablassende Meinung über das vermutete proletarische Wählerklientel der Linkspartei ein, welches angeblich nicht mit seinem eigenen wohlsituierten Bobo Klientel kompatibel ist (von wegen Rot Rot Grün). Auf mich wirken die Ansichten dieses Manes wie die eines Klassisten, den jenseits von queeren Fragen (aber auch da sicher nur die der gehobenen Stände) nichts mehr interessiert.

  • Mittlerweile entsinne ich mich auch dank Wiki wieder daran, wer Ruslana überhaupt war. Die gewann damals in Istanbul. Aus Deutschland kam damals Max Mutzke.

    Ich habe das selber natürlich nicht gesehen, aber später ihren Auftritt noch sehen können und konnte denjenigen zustimmen, die das ein halbnacktes Rumgetanze ohne jedwedes musikalische Talent bezeichneten.

     

    Damals kam auch die erste Debatte darüber auf, dass man das Televoting nur von Zuschauern als Wertung wieder abschaffen sollte, wenn solche Sachen gewinnen können. Desweiteren wurde kritisiert, dass sich die ehemaligen Ostblock-Länder nur gegenseitig die Punkte zuschieben würden (Ruslana bekam von Russland twälf pöinds). Das Lied war nur halb auf ukrainisch, ansonsten fand sie schon englisch damals besser.

     

    Im folgenden Jahr sollte sie btw den Song Contest moderieren, aber ihre Bildung reichte nicht, um so komlexe Sachen wie die Punktangabe auch in Französisch wiederzugeben lt. Wiki.

     

    Lena Meyer-Landruts Opa ist wenigstens mal Botschafter in Moskau gewesen, da wäre ein Befragen von der noch sinniger.

  • Der politische Traum einer Unpolitischen. Die TAZ interviewt “Ruslana”. Warum ich das interessant finde? Nun, schon deswegen, weil der Interviewer die Interviewte auf keinen ihrer Widersprüche anspricht. Beispiele:

     

    “Ich sehe mich als Sprachrohr der friedlichen Euro-Maidan-Bewegung. […] Ich bin ganz und gar unpolitisch […]”

     

    Wie kann man Sprachrohr einer politischen Bewegung sein, und dabei “ganz und gar unpolitisch”?

     

    Weiterlesen:

     

    http://blog.fdik.org/2014-03/s1395986696

     

    (wg. Begrenzung der Artikelgrösse extern)

  • Ist schon ziemlich blamabel dieses Niveau in der taz.Gesülze statt Politik. Muss denn euer politisches Bewusstsein gleich mit dem der Grünen den Bach runtergehen?

  • Schlager, die Jan Feddersen gefallen.

  • ...(....?) ja!

    Irgendwie ist Ruslana ja ästhetisch gebildet (trotz politischem blackout!)..

    Geschieht und geschah ja allzuoft, das die `freie Kunst´politisch instrumentalisiert wurde..

    Das -im Sinne Immanuel Kants- "Allumfassende ästhetische Gefühl ..von Liebe und Frieden..im Herzen..für die Welt.."

    (in etwa der Ursprung der pazifistischen Maidan Ideen) ...wurde fixiert/polarisiert auf die EU...

  • PH
    Peter Haller

    @ÅGE KRÜGER

    Haste schon mal die letzten "Berichte" dieser netten Ukrainerinnen gelesen (Namen sind mir bewusst entfallen), wo auf die Tränendrüsen gedrückt wurde, dass es eine wahre Freude ist.

    Auf diesem Niveau bewegt sich momentan die taz (zumindest in der Ukraine-"Berichterstattung"), und ich glaube, dass es kaum noch unterirdischer geht !!

    • @Peter Haller:

      eine dieser herzzerreißenden "Geschichten" über Flucht und (gefühlter) Vertreibung war von Ana Gorijenko, genannt "die Stolze". Dafür hat die taz die Seite 1 geopfert (die sonst auch gerne für PR-Aktionen von Pussy Riot reserviert wird) und zwar am 17.03., also einen Tag nach dem Krim Referendum.

      Dazu ein "Kommentar von Klaus Hillenbrand zur angeblichen faschistischen Führung in Kiew" mit dem Titel: "Propaganda im sowjetischen Stil".

      Die taz hat schon lange alle journalistischen Grundsätze aufgegeben. Nicht genehme Nachrichten werden verkürzt und tendenziös dargestellt wie das geleakte Nuland/Paet Telefonat (=Propaganda!) oder gleich gar nicht gebracht wie z.B. der erzwungene Rücktritt des Fersehdirektors durch Swoboda Abgeordnete.

      Auf ihrem Galopp ins rechte Lager wird die taz nur noch von den Grünen überholt. Habe mein Abo gekündigt.

  • taz - die Bild-Zeitung der Grünen.

  • Ein seltsames Interview. Kein kritisches Nachfragen. Jetzt wissen wir aus der Wunderwelt der taz, dass die Revolution ohne Nazis, Antisemiten und Russenhasser stattgefunden hat. Auch war der Auftritt des Terroristen Jarosch offenbar eine Fata Morgana, oder noch besser, ein virtueller Trick dieses Lügners aus dem Kreml...

    Mein Gott, was soll aus diesem Land werden, mit solchen Leuten?

  • " Der einzige Weg, den Krieg zu beenden, sind harsche Sanktionen, die die russische Wirtschaft bis ins Mark treffen."

     

    Kann der Frau mal jemand eine große Syrien-Tournee mit vielen Auftritten in Homs z.B. vermitteln, damit sie mal mitbekommt, was "Krieg" bedeutet.

    Oder ihr zumindest mal den Ansatz von geschichtlicher Bildung vermitteln, was ein "Krieg" überhaupt ist.

     

    Ansonsten freue ich mich schon, demnächst in der Taz die Stellungnahmen weiterer qualifizierter Kräfte zu hören. Z.B.;

    '"Wie beurteilt Dieter Bohlen die Frauenquote in Vorständen" oder "Roberto Blanco (Jury der Miniplaybackshow) äußert sich zum Fall Edarthy".

    • @Åge Krüger:

      âchz... ! Nu mal ma nich den Töifel an die Wand....

  • Sprechblasen:

    "...ukrainische Nationalhymne gesungen – ein Symbol für Frieden und Hoffnung und für unser gemeinsames Ziel."

    "...meinen Kampf fortzuführen, bis das Ziel erreicht ist."

     

    Und was ist "das Ziel"?

     

    "...Menschen, die eine gemeinsame Zukunftsvision haben, unabhängig von der Ideologie, zu der sie sich bekennen."

     

    Wirklich?

     

    "...europäische Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit als Ziel..."

     

    Immer noch Sprchblase. Fragen wir doch mal in den Staaten, die von Spardiktaten betroffen sind wie Griechenland, Italien, Spanien, Bosnien nach Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Mal abgesehen vom rechtsstaalichen Molliwerfen auf dem Maidan. Wo sind die konkreten Ziele, die man erreichen möchte?

     

    "Mein langfristiger Traum, nein, mein erklärtes Ziel ist die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU"

     

    Ach so.

     

    "Ich habe im EU-Parlament in Straßburg und Brüssel gesprochen, war in Berlin, Warschau und Stockholm und bei der OSZE in Wien, habe mich in Washington mit Vizepräsident Joe Biden getroffen, und First Lady Michelle Obama ehrte mich mit dem Woman of Courage Award..."

     

    Ah ja.

     

    "Waren auch offen sichtbare Schwule und Lesben an den Protesten beteiligt?

     

    Ich glaube ja."

     

    Also nein. Und auch Linke beteiligten sich entweder erst gar nicht oder wurden vertrieben, wie wir aus anderen Berichten wissen.

     

    "Glaubt Ihr, Putin gibt sich mit der Krim zufrieden? Der einzige Weg, den Krieg zu beenden, sind harsche Sanktionen, die die russische Wirtschaft bis ins Mark treffen."

     

    Welchen Krieg führt Putin gerade? Offenbar gibt er sich mit der Krim zufrieden - die sich auch nicht durch Krieg Russland angeschlossen hat.

     

    Es mag ja sein, dass das ihre private, ehrliche, von keinerlei politischer Sachkenntnis beeinträchtigte Sicht der Dinge ist. Trotzdem nur ein nettes Stück Propaganda, das mit diesem Interview abgeliefert wurde.

    • @h4364r:

      Ich meine das dein letzter Absatz die `Wahrheit´ trifft...! Ruslana repräsentiert offensichtlich einen Grossteil der ukrainischen Volksmeinung.

      Wie diese Volksmeinung entstand; ob durch gezielte Propaganda gegen Russland und für die EU... sei dahingestellt. Es ist eben des `Volkes Meinung´. Und so eben einer der Faktoren die die Wahl im Mai bestimmen wird!

      Insoweit finde ich Jan Feddersens Text

      `objektiv´!

      Ruslana drückt irgendwie- indem sie die USA und EU naiv glorifiziert und Russland ablehnt- aus, dass die Ukrainer/innen nicht richtig wissen, was Sache ist! Die Ukraine sind wirtschaftlich am Boden und Bedarf der Hilfe der EU und Russlands um nicht im "AUSVERKAUF" zu enden!

  • Huch, die kleine Lerche schilpt ja schon in der gleichen Tonart wie die schießgeile Frau Timoschenko. Von Leuten mit diesem Tunnelblick wird wohl nichts brauchbares zu erwarten sein. Mit der bennenden Fackel in der Hand, reden sie mitten im Strohaufen vom Brandschutz.

  • Wie kann pazifismus unpolitisch sein, besonders in Zeiten, wo alle die Kriegstrommeln rühren? Aber anscheinend ist "politisch" auch in der Ukraine dank Korrupter Führungselite ein Schimpfwort geworden.

  • Ich hätte mir mehr kritische Nachfragen gewünscht…

    Was denn beispielsweise seelenverwandte Völker seien und wie sich eine solche Seelenverwandtschaft ausdrückt?

    Und ob, wenn es eine Volksseele geben sollte, sie davon ausgeht, dass dieses Volk eine homogene Masse sei? Denn eine heterogene Gesellschaft kann schließlich nicht eine Seele besitzen… Oder irre ich mich da? Und so unpolitisch hört sich ein solch konnotiertes Reden über eine Volksseele nicht an... Just my 2 cents…

    Dass Putins Propaganda die Existenz von Faschisten für ihre Zwecke ausnutzt, ist hinlänglich bekannt. Aber wenn sie behauptet, die Revolution wäre nur vom friedlichen, unpolitischen Volk auf dem Maidan ausgegangen, verharmlost sie dann nicht die kämpferischen Handlungen des rechten Sektors, der am Sturz Janukowitschs stark beteiligt war? Manche behaupten ja sogar, der Sturz wäre ohne diese gar nicht möglich gewesen…

    Auch hätte ich mir mehr kritische Nachfragen zum Vorgehen und den eigenen geopolitischen Interessen des Westens gewünscht… Und ob sie der Meinung sei, dass die Vorgaben für Hilfspakete oder das Assoziierungsabkommen (Absenkung der Sozialstandards, etc.) für die einfachen, unpolitischen Ukrainer hilfreich seien, die sie ja angeblich vertritt?

    Auch die religiös aufgeladenen Zeilen hätten mehr kritischer Nachfragen bedurft…

    Sonderlich unpolitisch kommt die Frau mir nicht vor… Hätte mit den richtigen Fragen ein wirklich sehr interessantes Interview ergeben können, so hat sie nur ihre Meinung ohne kritische Nachfragen von sich geben können…. Schade…

    • @Manuel:

      Redaktion – Antwort von Jan Feddersen:

       

      Ruslana war bislang in keinem deutschsprachig-politischen Kontext zur Ukrainefrage präsent. Nun haben wir eines der seltenen Interviews bekommen. das ist zunächst der Fakt.

       

      Was Sie möchten, ist eine politikwissenschaft-diskurse Analyse dessen, was Ihnen einfällt – aber offenbar nicht Ruslana.

       

      Meine fragen bewegten sich am Rand dessen, was diese Aktivistin zu sagen bereit war.

       

      Nicht mehr, nicht weniger. Denn was kann Ruslana dafür, dass sie die – ihre! – Wirklichkeit nicht so sieht wie Sie?

  • Hallo taz, seid ihr argumentativ schon so auf den Hund gekommen, dass ihr eine nach eigenem Bekunden unpolitische Sängerin als Kronzeugen für eure Russenfeindlichkeit braucht?

  • Warum offeriert uns Jan Feddersen hier die Meinung einer gut situierten Gewinnerin?-Leg dich mal mehr ins Zeug und liefere mal die Gemütsverfassung der weniger gut situierten Arbeiter, die nicht mit Tralala und Konservatoriumsausbildung zum Wirtschaftsergebnis der Ukraine beitragen sollen.

  • "die Ukrainische Kirche" - lol. Es gibt mehrere. Und dreimal darf man raten wen Sie mit der Ukrainischen Kirche meinte. Genau, die im Westteil des Landes.

     

    Die in der Westukraine sagen immer alle sind sich einig. Die in der Ostukraine sagen nein, sind sich nicht alle.

     

    Wenn aber einer von zwei sagen das man sich nicht einig ist dann hat der eine recht und der andere ist ignorant. Das ist eine Sache der Logik.