Antisemitisches Video in Berlin: „Alle in der Gaskammer landen“
Ein Mann beschimpft auf offener Straße den Betreiber eines israelischen Restaurants. Nach minutenlager antisemitischer Hetze wird er von der Polizei abgeführt.

Nach Angaben der Polizei hatte der 36-jährige Yorai Feinberg am Dienstagnachmittag mit der Freundin vor seinem Restaurant in Berlin-Schöneberg gestanden, als der Passant an sie herantrat. Das Video zeigt, wie der Mann den Wirt minutenlang verbal attackiert, gegen Argumente immun bleibt, es fallen Worte wie „Wir wollen euch hier nicht“, „Es geht nur ums Geld bei euch“ und „Gaskammer“.
Der Wirt hielt schließlich einen Streifenwagen an, der zufällig vorbeikam. Die Polizisten legten dem Mann Handfesseln an und nahmen ihn mit. Der 60-Jährige sei aggressiv gewesen und habe auch die Polizisten beleidigt, erklärte die Polizei. Der Mann kam später wieder frei. Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt nun unter anderem wegen Volksverhetzung gegen ihn.
„Deutschland nimmt keine gute Entwicklung“, sagte der Restaurantchef dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) nach dem Vorfall. „Es wird immer weniger gegen Antisemiten vorgegangen. Immer mehr gilt als legitime Israel-Kritik. Und dann passiert so etwas. Der Mann fühlte sich völlig sicher.“
Feinbergs Freundin, die das Video hochgeladen hatte, erklärte auf Facebook, es handele sich nicht um Einzelfälle: „Solche Angriffe passieren nunmehr fast täglich und sie werden immer intensiver. Die Täter verlieren ihre Scham, weil sie denken, sie könnten ihr wahres Gesicht hinter dem schönen Begriff der „legitimen Israelkritik“ verstecken. Doch am Ende bleibt es nur blanker Hass. Hass gegen Juden. Hass gegen Israel.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden