Amoklauf in Würzburg: Keine schnelle Erklärung
Ist der Attentäter von Würzburg Islamist oder psychisch krank – oder beides? Die Suche nach den Motiven dauert, ist aber wichtig.
E in junger Mann aus Somalia sticht in Würzburg mit einem Messer Passanten nieder, tötet drei Menschen und verletzt etliche andere. Erinnert uns das nicht an etwas? Wie war das mit dem Attentäter von Nizza, der mit einem Lastwagen 86 Menschen ermordete? Und geschah nicht ganz ähnliches in Ansbach, wo ein Syrer eine Rucksackbombe zündete und 15 Personen verletzte? Und dann der Anschlag im Regionalzug bei Würzburg, bei dem ein Mann mit einem Beil um sich schlug und vier Menschen schwer verletzte.
Alle diese Täter waren Islamisten. Bei einigen von ihnen steht fest, dass sie zudem erhebliche psychische Probleme hatten. Es liegt nahe, das Attentat vom Freitag auch in die Kategorie vom islamistischen Einzeltäter einzubuchen. Und doch wäre es zum jetzigen Zeitpunkt voreilig.
Die Öffentlichkeit verlangt Erklärungen, jetzt, sofort und möglichst einfache. Aber diese Erklärungen gibt es nicht immer so rasch. Was den Würzburger Attentäter antrieb, ob es Islamismus, Frauenhass oder eine Psychose war oder gar eine Mischung aus allen drei Motiven, lässt sich nicht in ein, zwei Tagen sicher feststellen. Und auch wenn ein Passant den Ruf „Allahu Akbar“ gehört haben will: Ein Beweis ist das nicht, nur ein Indiz.
Es gibt anderseits eine Tendenz, solche Anschläge kleinreden zu wollen, weil man so vermeiden möchte, Rechtsradikalen und Populisten Futter für ihre rassistischen Vorstellungen zu liefern. Auch das ist falsch, es nährt nur die Mär von der gleichgeschalteten Öffentlichkeit. Die Hintergründe der Tat aufzuklären ist zunächst einmal Angelegenheit der Polizei. Es schadet nicht, ihr dabei auf die Finger zu sehen. Fest steht allerdings: Solche und ähnliche Taten treten in jüngerer Zeit vermehrt auf, übrigens auch von rassistisch motivierten Deutschen begangen – man erinnere sich nur an den Anschlag von Hanau.
Psychische Probleme als alleinige Ursache heranzuziehen, ist eine Vereinfachung, die der Bedrohung nicht gerecht wird. Denn so betrachtet wären auch alle Antisemiten ein Fall für betreutes Wohnen im Heim anstatt für den Staatsanwalt. Schließlich ist Judenhass auch eine irrationale Vorstellung.
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