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Amazon-Lager in ErfurtDer tote Mitarbeiter

Mitte November bricht in einem Amazon-Lager in Erfurt ein Mitarbeiter zusammen und stirbt. Verdi gibt dem Konzern eine Mitschuld, der wiegelt ab.

Black Monday: Was genau geschah am 17.11. in diesem Amazon-Lager bei Erfurt? Foto: Karina Hessland/imago
Anne Fromm

Aus Berlin

Anne Fromm

Bei Amazon in Erfurt steht nun ein schwarzer Bilderrahmen. Darin der Name und das Foto von dem Mann, der hier vor zwei Wochen sein Leben verloren hat. „In stiller Trauer nehmen wir Abschied von unserem Angestellten“, steht dort auf Englisch. Sein plötzlicher und „komplett unerwarteter“ Tod hinterlasse große Traurigkeit. Der Mann sei freundlich gewesen und hilfsbereit. Seiner Familie und allen, die ihm nahe standen, spreche man aufrichtiges Beileid aus.

Unterschrieben ist die Trauerkarte mit: „Management, Betriebsrat und die Angestellten der Amazon Erfurt GmbH“.

Der Mann war 59 Jahre alt, ein Deutsch-Algerier und Mitarbeiter im Amazon-Lager in einem Vorort von Erfurt. Sein Name ist der Redaktion bekannt. Am Morgen des 17.11. brach er während seiner Frühschicht auf der Toilette zusammen und starb an einem Herzinfarkt.

Seitdem steht die Frage im Raum, welche Verantwortung Amazon trägt für den Tod dieses Mannes, mitten im „Black Friday“- und Weihnachtsgeschäft, dem stressigsten des ganzen Jahres.

Die Tätigkeit „Picking“ ist besonders hart

Seit rund 30 Jahren lebte der Mann in Deutschland. Er war lange selbstständig, betrieb mit seiner Frau einen Pizza-Lieferdienst mit 35 Angestellten und ein Café. Die Lokalzeitung beschrieb ihn einmal als hochmotivierten Unternehmer, für seine Arbeit mit dem Pizzabetrieb wurde er ausgezeichnet. Doch das ist lange her. Seit wann er im Logistikzentrum bei Amazon arbeitete, ist nicht bekannt.

Am Morgen des 17.11. erschien der Mann zu seiner Frühschicht, sie beginnt in der Regel um 6 Uhr. Er soll für das sogenannte „Picken“ zuständig gewesen sein, hat also Waren aus dem Lager für Bestellungen zusammengesucht. Unter den Mitarbeitern gilt dies als besonders anstrengende Aufgabe.

Im Laufe seiner Schicht meldete er seinem Vorgesetzten, dass er sich unwohl fühle. So geht es aus Berichten von Mitarbeitern hervor, Amazon bestätigt das gegenüber der taz. Was danach passierte, darüber gehen die Erzählungen auseinander. Offiziell heißt es, mit dem Mitarbeiter sei vereinbart worden, dass er in die Pause gehe und danach entscheide, ob er nach Hause gehe. So sei man davon ausgegangen, dass er das Betriebsgelände verlassen habe und nach Hause gegangen sei.

Viele Mit­ar­bei­te­r:in­nen halten diese Version nicht für glaubhaft. Mit­ar­bei­te­r:in­nen würden engmaschig kontrolliert im Logistikzentrum, heißt es. Wer gehe, müsse offiziell auschecken. Es falle also auf, wenn ein Kollege länger nicht an seinem Arbeitsplatz sei.

Stundenlang auf der Toilette

Offenbar lag der Mann nach seinem Zusammenbruch für rund zwei Stunden auf der Toilette, bevor er gefunden wurde. Amazon bestreitet das nicht, ein Sprecher stellt aber gegenüber der taz klar: „Wir möchten betonen, dass es sich bei dem tragischen Vorfall nicht um einen Arbeitsunfall handelte.“

Matthias Adorf von der Gewerkschaft verdi kennt die Bedingungen bei Amazon in Erfurt. Er führt regelmäßig Gespräche mit Mitarbeitern. Kurz vor dem Tod des Mannes hatte Adorf mit Kollegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund vor den Werkstoren von Amazon eine gemeinsame Aufklärungsaktion gestartet.

Auch Adorf geht nicht so weit zu sagen, dass der Tod des Mannes ein Arbeitsunfall gewesen sei. „Aber der Mann hätte womöglich gerettet werden können, wenn ihm schneller geholfen worden wäre.“

Adorf meint damit nicht nur die Zeit, in der der Mann leblos auf der Toilette lag. Er meint auch eine neue Entwicklung bei Amazon in Erfurt: Erst vor Kurzem sei dort der Betriebssanitäter abgeschafft worden, sagt Adorf. „Ein Betriebssanitäter hätte die Warnzeichen erkennen und einen Notarzt rufen können.“

Größtes Logistikzentrum in Europa

Ein Sprecher von Amazon sagt gegenüber der taz, verdi versuche, ein falsches Bild des tragischen Geschehens zu zeichnen. Er bestreitet nicht, dass der Sanitäter gestrichen wurde, sagt aber, man habe in Erfurt das Ersthelfer-Programm erheblich ausgebaut. Knapp 300 Kol­le­g:in­nen seien entsprechend geschult worden, damit seien sämtliche Vorgaben um ein Vielfaches übererfüllt.

Oh Tannen-Boom!

Das „Black Friday“- und Vorweihnachtsgeschäft beschert auch in diesem Jahr den Logistikunternehmen neue Rekorde. DHL hat am vergangenen Dienstag so viele Pakete sortiert wie nie zuvor: rund 12,4 Millionen Post- und Paketsendungen an einem Tag. Das sind fast doppelt so viele wie an einem normalen Tag.

Auch Amazon meldet Rekordgewinne. Gerade erst hat das Unternehmen öffentlich gemacht, dass die Erlöse im vergangenen Quartal überraschend um 13 Prozent gestiegen sind, auf 180 Milliarden Dollar. Das nahm Amazon zum Anlass, die Gewinnerwartungen für das laufenden Quartal nach oben zu korrigieren.

Am vergangenen Freitag, dem sogenannten „Black Friday“, legten in ganz Deutschland 3000 Amazon-Angestellte ihre Arbeit nieder. Sie forderten einen rechtsverbindlichen Tarifvertrag, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.

Dem Geschäft soll der Streik keinen Abbruch getan haben: Amazon versicherte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Kon­su­men­t*in­nen nichts von dem Streik mitbekommen würden. Nach eigenen Angaben beschäftigt Amazon in Deutschland rund 40.000 feste Mitarbeiter und 12.000 Saisonkräfte zu Weihnachten – mehr als in den Vorjahren um diese Zeit. (afro)

Das Logistikzentrum von Amazon in Erfurt-Stotternheim ist das größte und modernste in Europa. Eine Anlage, so groß wie neun Fußballfelder und hochautomatisiert. 1.200 Transportroboter sind hier im Einsatz und 2.000 Menschen. Amazon betreibt einen eigenen Shuttle-Service, der die Mitarbeiter von Montag bis Freitag einsammelt und zu dem Logistikzentrum fährt.

Für das Werk wurde ein eigenes Logo entworfen – ein Erfurter Rad mit einer lächelnden Puffbohne darin – dazu der Standortname: ERF1. Bei der feierlichen Eröffnung im Mai 2024 bekamen alle Mitarbeitenden einen Rucksack mit Logo geschenkt, dazu eine Trinkflasche und ein T-Shirt.

Die Arbeitsbedingungen allerdings beschreibt Matthias Adorf von verdi als hart. „Die Mitarbeiter stehen extrem unter Druck: Sie müssen enge Vorgaben erfüllen, arbeiten gegen die Uhr und können sich kaum erlauben, krank zu werden.“

Großteil der Beschäftigten hat Migrationsgeschichte

Nach Adorfs Schätzung haben rund drei Viertel der Mitarbeitenden einen Migrationshintergrund. Die meisten dieser Beschäftigten kommen aus den sogenannten Drittstaaten, das heißt, aus Ländern außerhalb der Europäischen Union, aus Syrien, Irak oder Afghanistan. „Bei vielen ist der Aufenthaltsstatus an ihren Job geknüpft. Sie können also nicht riskieren, ihn zu verlieren. Das weiß Amazon und nutzt es aus.“

Gerade im November und Dezember ist der Druck bei Amazon wegen der Feiertage und der „Black Week“ besonders hoch. Mitarbeiter berichten, Urlaub sei in dieser Zeit so gut wie verboten, viele Mitarbeitende werden überhaupt nur mit Zweimonatsverträgen für diese Zeit angestellt.

Gleichzeitig gilt Amazon gerade unter migrantischen Arbeitern in Erfurt als beliebter Arbeitgeber, weil dort Englisch gesprochen wird, anders als in vielen anderen Thüringer Betrieben. Die Teams sind international. Außerdem liegt die Bezahlung mit knapp 16 Euro Brutto pro Stunde über der von anderen Versandhändlern in der Region.

Nach dem Tod des Mitarbeiters hat Amazon die laufende Schicht unterbrochen und alle Angestellten bei vollem Lohn nach Hause geschickt. Damit reagierte das Unternehmen anders als vor drei Jahren in Leipzig: Als dort ein Mitarbeiter während seiner Schicht zusammenbrach und starb, lief der Betrieb einfach weiter.

Einen Tag nach dem Tod des Mannes postet ein Verein von in Deutschland lebenden Algeriern sein Bild auf Facebook, dazu die Nachricht von seinem Tod. Zahlreiche Algerier hinterlassen unter der Nachricht Beileidsbekundungen.

Wenige Tage später leitet die Staatsanwaltschaft Erfurt ein Todesermittlungsverfahren ein, es dauert bis heute an. Linke und SPD fordern im Thüringer Landtag Aufklärung von den Behörden.

Der Leichnam des Mannes ist inzwischen in seine Heimat Algerien überführt und dort bestattet worden. Die Überführung hat der algerische Staat bezahlt. Ob Amazon sich an den Kosten für die Bestattung beteiligt hat, ließ das Unternehmen auf taz-Anfrage offen.

Haben Sie mehr Informationen zu diesem Fall? Dann kontaktieren Sie uns unter: taz.de/investigativ

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32 Kommentare

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  • Mal ein paar fakten zum nachdenken :

    - Ein Herzinfarkt muss sich nicht anköndigen !



    - Ein Herzinfarkt muss sich nicht durch typische Symptome wie Brustschmerzen und Benommenheit ankündigen.



    - Ein Betroffener könnte wegen Schwindel und Übelkeit zuerst den Weg zum Klo wählen, kalter Schweiss muss nicht sofort erkannt werden .



    - Ein Herzinfarkt kann plätzlich und unerwartet auftreten



    - Wir wissen nichts von einer Vorerkrankung



    - Auch ein Sanitäter muss den Patienten erst einmal sehn und untersuchen bevor er eine Diagnose stellen kann.



    - wenn es heißt ab 1500 Mitarbeitern gleichzeitig ..... Amazon arbeitet vermutlich im Schichtbetrieb , dann wären es bei 200 MA wohl weniger als nätig für eine Sanitäterpflicht.

    --- Das , was man Amazon und den Kollegen vielleicht vorwerfen könnte ist sich stundenlang nicht um den Kollegen ggekümmert zu haben ! Wenn sich ein Kollege abmeldet mit "geht mir nicht gut , ich egh mal aufs Klo." dann muss sich der Kollege nach einiger Zeit fragen wo der Erkrankte bleibt , weil er eben gerade auf Klo umgefallen sein könnte !!! Hier muss der Konzern, der BR und der ASA sich dringend zusammensetzen und ihr Konzept prüfen !

  • Wieder mal viel Spekulation. Meinungsmache und wenig Substanz in diesem Beitrag:



    1. Wer hat die Diagnose „Herzinfarkt“ gestellt bzw. gesichert? Ersthelfer, Notarzt, Gerichtsmediziner? Letzterer fast sicher nicht, da in Deutschland aus Kistrngründen fast nicht mehr obduziert wird.



    2. Was hat Amazon falsch gemacht? Mitarbeiter fühlt sich nicht wohl, man vereinbart er geht nach Hause wenn es nicht besser wird. Kommt jeden Tag tausendfach in zahlreichen Betrieben in diesem Land vor und ist der absolut korrekte Weg.



    Als aktiver Notarzt kommt der vorbeschriebene Fall immer wieder in Haushalten, Betrieben, dem öffentlichen Raum und ja auch in Krankenhäusern vor. Da ist niemand „Schuld“, das ist das Leben!

  • Wie genau sollen Mitarbeiter überwacht werden?

    • @Rudolf Fissner:

      Was genau ist das jetzt für eine Frage? Es gibt viele Arten. Erfassung von Toilettenpausen, Kameras gegen angebliches Fehlverhalten, und, grade bei Logistikunternehmern, Zeitmessung für das Zusammenstellen der Artikel.

      Beantwortet das Ihre Frage?

  • die tatsache, daß der verstorbene sich krankmelden wollte, daß es keinen sani gibt und die art, wie der konzern versucht, sich herauszuwinden sprechen ihre eigene sprache.

  • "Er bestreitet nicht, dass der Sanitäter gestrichen wurde, sagt aber, man habe in Erfurt das Ersthelfer-Programm erheblich ausgebaut. Knapp 300 Kol­le­g:in­nen seien entsprechend geschult worden, damit seien sämtliche Vorgaben um ein Vielfaches übererfüllt."

    Natürlich sind 300 Laien, die einen Erstehilfekurs besucht haben besser als 1 echter Sanitäter. Das weiß doch wirklich jeder.



    Wer das glaubt wurde zu heiß gebadet...



    Amazon ist schon lange für seine schlechten/unmenschlichen Arbeitsbedingungen bekannt.



    @Rubio: Ja, man kann überall einen Herzinfakt kriegen, darum geht es in dem Artikel auch nicht. Der Mann war nicht mehr der jüngste und trotzdem wurde er durch die Gegend gehetzt, pardon, fürs "picken" bestimmt. Du weißt wohl nicht wie stressig+anstrengend das ist. Und wenn man nun etwas älter ist und man keinen Arzt mehr für die Angestellten zur Verfügung stellt....



    Muss ich jetzt echt noch erklären das Amazon klar Mitverantwortlich ist für den Toten oder kommen die Leser selber drauf?

    • @namekianer:

      Ich bin seit 40 Jahren Sanitäter und muss ihnen sagen - 300 Ersthelfer sind wirklich viel besser als ein Sanitäter.



      Es geht vor allem beim Herzstillstand um die Zeit bis gedrückt wird und es geht wirklich nur um die Zeit bis gedrückt wird.



      Ein ausgebildeter Sani kann da auch nicht viel mehr machen außer er hat ein AED oder besser gleich einen Rettungswagen dabei.



      Ich mag Amazon auch nicht so sehr, aber gestorben wird auch beim BIO Versand und wenn einer auf der Toilette kollabiert dann ist das schwierig mit dem Zeitfenster.



      Ich würde mir auf Grundlage der vorliegenden Informationen auch nicht anmaßen eine Schuld des AG am Tod des Mitarbeiters sicher zu unterstellen, aber vielleicht waren sie ja vor Ort und haben mit den Betroffenen gesprochen.

    • @namekianer:

      Sie haben eine sehr klare Meinung, die sei Ihnen gegönnt.



      Ich würde Ihnen trotzdem gerne mal ein paar Impulse geben, die Ihre Meinung ergänzen könnten.



      Betriebssanitäter sind ab einer Zahl von 1500 zeitgleich anwesenden Mitarbeitern verpflichtend. Zugleich müssen gewerbliche Betriebe 10% der Belegschaft als Ersthelfer ausbilden.



      In Betrieben, in denen in Schicht gearbeitet wird, kann ein Betriebssanitäter nicht 24/7 anwesend sein. Die Ersthelfer sind es.



      Ja, ein Betriebssanitäter kann eine Anlaufstelle sein für einen Mitarbeiter, dem es schlecht geht. Aber auch ohne hat ein Mitarbeiter jederzeit die Möglichkeit, die Arbeit wegen Erkrankung abzubrechen.



      Das Problem ist meiner Auffassung nach vor allem die Kultur in solchen Betrieben, sodass Mitarbeiter es nicht wagen, sich krank zu melden. Wenn man sich nicht traut zum Sani zu gehen, hilft es auch nicht.



      Ich weiß nicht, ob sich der Verstorbene bei seiner Schichtleitung gemeldet hat, dass es ihm nicht gut geht. Wenn ja, trifft die Firma definitiv eine Schuld. Wenn nein - dann kann man nur wg. der Arbeitskultur einen Vorwurf machen.



      Siehe meinen anderen Beitrag: die Arbeiterschaft braucht mehr Bewusstsein ihrer Rechte!

    • @namekianer:

      Sie müssen zuvor erklären woher Sie all ihre Information her haben. Z.B. dass das Ersthelferprogramm nicht erheblich ausgebaut wurde. Denn sind ihre Vorwürfe nur haltlose Diffamierungen.

  • im Hamburger Hafen (Megabetrieb wie Amazon) finden so gut wie keine Kontrollen bei begasten Containern statt. Folgen: u. a. Krebs bei Hafenarbeitern, die die Container (u. a. auch bei Obst) oftmals ungeschützt entladen.

    Viele Arbeiter haben wie bei Amazon einen Migrationshintergrund.



    Die Behörden schauen tatenlos zu.



    Ein Experte verweist darauf, dass viele Arbeiter ungeschützt die Container entladen. die oftmals einen gefährlichen Giftcocktail in der Luft enthalten. Subunternehmen Zeitarbeit und Geldgier verhindern, dass ordentlich entladen wird



    Der Hamburger Hafen tötet also vermutlich Mitarbeiter und der Eigner des Hafens, die Stadt Hamburg, schaut zu, weil Krebs nach vielen Jahren nur schwer auf die Ursache zurückzuführen ist.

    Wie viele Hafenmitarbeiter sind bisher an Krebs erkrankt, weil sie begaste Container ungeschützt entluden?



    Vollkommen egal, weil es keinen (auch die Medien) nicht interessiert.

    Recherche des NDR., allerdings nicht zur Zahl der Krebsfälle im Hamburger Hafen bei der Entladung von begasten Containern.

    www.youtube.com/watch?v=v0n_fX7zfes

  • Wenn der Mitarbeter nicht elektronisch ausgcheckt ist, war das ganz klar ein Betriebsunfall, wobei sich die Frage stellt, warum kein als Betriebssanitäter ausgebildeter Mitarbeter gerufen wurde, der die Basics Blutdruck checken etc. beherrscht und den Mitarbeiter untersuchte?

    "Mindestens ein Betriebssanitäter ist erforderlich in Betrieben (§ 27, DGUV Vorschrift 1) mit mehr als 1500 anwesenden Versicherten" schreibt die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft.

    Im Hamburger Rathaus ist ständig die Feuerwehr vor Ort, weil so viel Publikumsverkehr ist. Ein Maßstab an dem sich Amazon messen lassen will?

    Stattdessen schaffte Amazon einen ständigen vor Ort seienden Betriebssanitäter ab. Warum?

    Die taz sollte unbedingt einen juristischen Fachexperten befragen, was Arbeitssicherheit bei Amazon angeht.



    Zudem ließe sich erfragen, ob es in der Hinsicht staatliche Kontrollen bei Amazon gab.



    Wurde die Erste-Hilfe-Station bei Amazon abgschafft, wo der Mitarbeiter hätte überwacht worden sein können?

    Die Staatsanwaltschaft hat viele Fragen zu klären!

  • Ich bin hin- und hergerissen, ob dieser Herzinfarkt jetzt tatsächlich zur Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon verwendet werden sollte.

    Ein Kollege von mir hatte einen Herzinfarkt. In seiner Freizeit, während seiner ehrenamtlichen Trainertätigkeit. Die (verpflichtende) Anwesenheit eines Rettungswagens hat sicher dazu beigetragen, dass er heute noch mein Kollege ist.

    Weder sein Sportverein noch sein Arbeitgeber hätten eine "Schuld" an diesem Herzinfarkt bei sich gesucht oder sie dem jeweils anderen zugewiesen.

    • @Frl. Rottenmeier:

      Und die Situation in dem Sportverein war genauso durch Druck und prekäre Arbeitsbedingungen geprägt wie bei Amazon?

      • @Barnie:

        Sie unterstellen einen Kausalzusammenhang, der so nicht nachweisbar ist, Barnie.

  • Mir hat ein Schwarzer Bekannter Amazon als den ‚am wenigsten rassistischen Arbeitgeber ever in Deutschland‘ bezeichnet.



    Das wirft kein gutes Licht auf Deutschland und unser aller verdammte Überheblichkeit.

    • @Debro:

      Wie viele Arbeitgeber in Deutschland kennt denn Ihr Bekannter, so dass Sie ihm eine ausreichende Expertise unterstellen, um daraus ein "Licht auf Deutschland" ableiten zu können?

    • @Debro:

      "Das wirft kein gutes Licht auf Deutschland und unser aller verdammte Überheblichkeit"



      /



      Wollen Sie das auch auf Österreich ausdehnen?



      Anfang 2025 bei heute.at



      "Diesen Job machen nur die, die es am notwendigsten haben", sagt Horst Pammer, der Vorsitzende der Gewerkschaft für Verkehr und Dienstleistungen vida in Niederösterreich.



      Dass es vor Weihnachten tatsächlich zur Gründung eines Betriebsrates für Arbeiter bei Amazon gekommen ist, bezeichnet der erfahrene Gewerkschafter als "Meilenstein" im Kampf um angemessene Arbeitsbedingungen. Es hatte Jahre gedauert."



      Dort steht auch:



      "Wer sich unerlaubt hinsetzt, bekommt ein Disziplinargespräch.“



      Horst Pammer



      Vorsitzender der Gewerkschaft vida in NÖ"



      Für Lobhudelei sehe ich hier keinen Platz, der Konzern verhält sich erwartungsgemäß für ein auf Profit und maximale Rendite ausgerichtetes Unternehmen, das auch im Wettbewerb eine interessante Rolle einnimmt.



      "derzeit gibt es immer wieder Beschwerden darüber, dass Amazon dank seines umfassenden Einblicks in die Marktdaten gut laufende Produkte von Händlern, die auf der Plattform verkaufen, später selbst anbietet.



      „Amazon ist nicht nur auf dem Markt aktiv, es ist der Markt“, sagte Bank.



      taz.de

  • Dieser tragische Tod hätte auch in jedem anderen Lagerbetrieb oder Kaufhaus passieren können. Überwachung findet auf der Toilette (noch) nicht statt und es wird der Person, wie beschrieben, selbstverantwortlich überlassen, ob sie geht oder bleibt. Auch besteht meist ein gewisser Druck, sei es gegenüber dem betrieb oder Kollegen. Berichtet wird, weil es bei Amazon passiert ist.

    • @Rubió:

      Und es ist vollkommen richtig, dass man es berichtet WEIL es bei Amazon passiert ist. Ich habe fast 40 Jahre lang meinen Betrieb geführt und habe immer darauf geachtet, dass die Mitarbeiter*innen ausreichend geschützt waren und ausreichend Hilfsmittel stets zur Verfügung standen. Wenn das ein Kleinbetrieb leisten kann, dann kann das ein Milliradenunternehmen allemal - es sei denn, dem Inhaber sind die Menschen egal und jeder Cent der gespart wird -auch wenn das Risiko für die Leute dann höher ist- ist in seinen Augen ein guter Cent. Sowas sollte in Schlagzeilen auf dem Cover erscheinen. In diesem Fall spielt es überhaupt keine Rolle, dass das auf der Toilette geschehen ist - ein Zufall, sonst nichts. Auch im Lager oder im Büroraum hätte der fachkundige Helfer bei diesem Laden eben NICHT zur Verfügung gestanden.

    • @Rubió:

      Die Überwachung könnte theoretisch die eigene SmartWatch sein, denkt man in solchen Fällen:



      "Gerade Herzpatientinnen und -patienten verknüpfen mit dem Kauf einer solchen digitalen “schlauen” Uhr den Wunsch, dass sich anhand der Messungen kritische Herzsituationen, vor allem Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, frühzeitig erkennen lassen. Doch wie berechtigt ist diese Hoffnung?



      „Smartwatches entwickeln sich tatsächlich zunehmend in Richtung kleiner medizinischer Diagnosegeräte. Einige wurden auch als Medizinprodukt zertifiziert. Sie können daher einen Arztbesuch und die bisherigen Verfahren zu Diagnose und Therapiekontrolle bei Herzerkrankungen zwar nicht ersetzen, aber durchaus ergänzen“, so die Einschätzung von Professor Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V."



      herzstiftung.de



      "Die Wearables können einen Herzinfarkt nicht erkennen und auch keine Hinweise auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) geben, betont der Herzexperte. Daher gilt: „Bei Schmerzen im Brustraum, die auf einen Herzinfarkt hinweisen könnten, dürfen Sie keine Zeit mit der Smartwatch verlieren, sondern müssen nach wie vor sofort den Notruf unter 112 verständigen!"



      Obacht!

  • Unsere Arbeitskultur u. unsere Einstellung zur sozialen Bedeutung derselben ist und bleibt ein Kernthema in der Welt der Konzerne u. der zunehmenden Automatisierung mit der Bedrohung im Wettbewerb qua zukünftig "smarter" Lösungen durch KI.



    Zumindest schaffte es die Information zu diesem Fall, auch die folgende Assoziation noch einmal wiederzubeleben:



    "Bedeutung: Was ist Karoshi?



    Der japanische Begriff Karoshi (Aussprache: Karo Schi) bezeichnet den plötzlichen Tod durch Überarbeitung. Die Todesursache ist meist ein durch Stress ausgelöster Herzinfarkt oder Schlaganfall. Seltener sind Suizide, die auf arbeitsbedingte psychische Erkrankungen zurückgehen. Es ist auch umstritten, ob diese unter die Karoshi Definition fallen.



    Der erste bekannte Karoshi-Fall stammt aus dem Jahr 1969.



    Bei karrierebibel.de



    Vor Weihnachten eskaliert die Lage in vielen Branchen u. der Logistik voran.



    Die Ursachen sind klar.



    Und etwas weiter gedacht, weil bald das Fest der Liebe und des Friedens ist:



    "Wenn das Herz bricht: das Takotsubo-Syndrom



    Das Takotsubo-Syndrom (Broken-Heart-Syndrom) ist eine ernstzunehmende Erkrankung des Herzmuskels."



    herzstiftung.de



    Irgendwas stimmt doch nicht in d. Konsumgesellschaft!

  • Mein Schwager, ein Mann mit Migrationshintergrund, arbeitete knapp zwei Jahre lang bei Amazon in Erfurt.



    Er ging krank zur Arbeit, mit Fieber, Husten und Bronchitis. Er erlaubte sich nicht, zum Arzt zu gehen, aus ständiger Angst vor der Kündigung.



    Letztendlich wurde er doch gekündigt, weil er sich "erlaubt" hat, wegen einer schweren Infektes zwei Wochen krankgeschrieben zu werden. Diese zwei Wochen waren noch nicht vorüber, schon war die fristlose Kündigung im Postkasten.



    Man kann sich vorstellen, dass viele Mitarbeitende bei Amazon so krank zur Arbeit kommen, dass jeder Arzt ihnen das verboten hätte. Aber Krankheit wird mit Kündigung bestraft, und man kann sich vorstellen, dass der verstorbene Mitarbeiter höchstwahrscheinlich nicht in gesundem Zustand plötzlich verstorben ist.

    • @BuffyShe:

      Das ist natürlich bitter und nicht gut.



      Fristlose Kündigung ohne Angabe von Gründen klappt aber nur in der Probezeit. In der Phase ist man als Arbeitnehmer quasi ausgeliefert.



      Danach aber nicht mehr. Und das eigentliche Problem ist das fehlende Bewusstsein der Beschäftigten über ihre Rechte.



      Deswegen ist es auch keine Gutmenschentat von Amazon, wie jemand anders hier kommentiert, Mitarbeiter v.a. aus Drittstaaten einzustellen, sondern eiskaltes Kalkül.



      Aber gut - die Linke diskutiert lieber über Luftschlösser, als ihrer Kernkompetenz nachzukommen, das Bewusstsein der Arbeiterklasse zu stärken.



      Ich möchte auch nicht den Beschäftigten Vorwürfe machen. Aber wer krank ist, ist krank. Und wem wegen Krankheit einfach so gekündigt wird, der sollte einen Rechtsbeistand holen, man wird diese Verfahren in den allermeisten Fällen gewinnen. Wenn man klagt.

      • @Ringsle:

        Und dann?



        Sie haben ja Recht. Aber glauben Sie ernsthaft ohne einen funktionierenden Betriebsrat hätte dieser Mitarbeiter danach noch die Chance auf eine Zukunft in dem Unternehmen? Mittel und Wege gibt es schließlich zur Genüge.



        Die Schuld hier allein beim Betriebsrat zu suchen ist mglw. übertrieben. Schließlich ist dies nicht das Einzige was schief läuft in Sachen Arbeitnehmerschutz. Aber ich werd' das Gefühl einfach nicht los, dass Amazon das Problem Betriebsrat von Anfang an gründlich und umfassend in ihrem Sinne gelöst hat.

  • Ich bin sehr verwundert wie in einem Qualitätsmedium wie der TAZ solch ein trauriger, ja tragischer gesundheitlicher Vorfall verwendet wird um wieder gegen den bösen Kapitalismus alla Amazon zu schreiben.



    Im Artikel werden keinerlei Fakten dargelegt bei denen Amazon eine Mitverantwortung tragen würde. Vielmehr ergießt man sich in konjunktiven Mutmaßungen (Black Friday, schwerwiegende Zeit usw.), alles mit dem Ziel Amazon ist Böse.



    Das skurilste im Text ist dabei erst der quasi Vorwurf, Amazon hätte schließlich diesen Mitarbeiter auf dem WC früher finden müssen und begründet dies mit der extremen Überwachung aller Beschäftigten.

    Ja was nun Überwachung OK damit man eine fehlende Person findet oder doch nicht OK wegen Arbeitsplatzdruck?

    Im Text wird noch erwähnt dass der Standort Erfurt ca. 2000 Arbeitsplätze hat. Diese Information mit dem tragischen Einzelvorfall ergibt keinerlei Ausreißer hinsichtlich statistischer Daten zur Sterberate.



    Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass überwiegend Drittstaaten Migranten beschäftigt sind. Was ist daran falsch? Ist doch gut wenn es Unternehmen gibt die diesen Menschen Arbeit und somit eine Perspektive gibt.

    • @AuchNeMeinung:

      Überwachung natürlich nicht ok. Aber in dem Fall hat sie nicht funktioniert, was also soll sie bringen und wofür ist die wirklich da?

      Ist das so schwer zu verstehen?

      Und Ihr letzter Absatz zeigt, dass Sie leider gar nix verstanden haben. Wie widerwärtig Amazon die Situation von Migranten ausnutzt übergehen Sie mal komplett.

      • @Barnie:

        Welchen Betrieb kennen Sie, der Toiletten überwacht!

  • Viel interessante Kontextinfos, aber was ist denn jetzt des Pudels Kern? Was ist die zentrale Frage, die sogar mit Hilfe von Insiderwissen beantwortet werden soll?

    Lautet der Vorwurf, dass einfach nicht nach dem Verstorbenen gesucht worden sei?

    • @Kawabunga:

      Haben wir verschiedene Artikel gelesen? In dem, den ich gelesen habe, steht zum Beispiel:

      "Die Arbeitsbedingungen allerdings beschreibt Matthias Adorf von verdi als hart. „Die Mitarbeiter stehen extrem unter Druck: Sie müssen enge Vorgaben erfüllen, arbeiten gegen die Uhr und können sich kaum erlauben, krank zu werden.“

      Und:

      "Erst vor Kurzem sei dort der Betriebssanitäter abgeschafft worden, sagt Adorf."

      Damit ist doch offensichtlich, was der Vorwurf ist.

      • @pumble:

        Aha, also ich habe in meinem Job auch hohen Druck und muss Vorgaben erfüllen. Das gilt vermutlich für jeden Arbeitnehmer. Auch die Arbeit gegen die Uhr.

        Der Vorwurf ist offensichtlich, aber so in der Form echt haltlos, denn der trifft auf jeden Job zu. Auf auf die Taz Redaktion. Die haben auch Vorgaben zu erfüllen und dann gegen die Uhr arbeiten. Denn auch die Taz muss mit ihrem Geld haushalten.

  • Amazon redet sich natürlich raus.



    Dadurch, dass der Mann auf der Toilette verstart ist es formal kein Arbeitsunfall. Aber das entbindet sie ja nicht ihrer Fürsorgepflicht.

    • @J_CGN:

      Ihre Folgerungen mit der Toilette sind nicht richtig.