Abschiebefall spaltet Regierung: Streit über Asylpolitik in Sachsen
Eine integrierte Großfamilie wird von Pirna nach Georgien abgeschoben. SPD und Grüne sprechen von einer „unmenschliche Abschiebepraxis“.

Am Wochenende sorgte die Abschiebung nun auch für Ärger in der Regierungskoalition aus CDU, SPD und Grünen in Sachsen. SPD-Innenexperte Albrecht Pallas nannte den Fall Teil einer „unmenschlichen Praxis“, die beendet werden müsse. Innenminister Roland Wöller (CDU) sei in der Pflicht, entsprechende Leitlinien für die Ausländerbehörden zu erlassen, um gut integrierte Menschen nicht weiter auszuweisen.
Auch Grünen-Fraktionschefin Franziska Schubert erklärte, in dem Fall sei „jegliches Maß für Menschlichkeit verloren gegangen“. Wöller sei verantwortlich dafür, dass in Ausländerbehörden vielfach Entscheidungen getroffen würden, die so nicht fallen müssten. Immer wieder würden jahrelang integrierte Menschen abgeschoben. „Diese unmenschliche Abschiebepraxis in Sachsen trägt eine klare Handschrift und diese ist schwarz“, so Schubert. Das Thema sei „die Achillesferse dieser Koalition“, bei dem keine Kompromisse möglich seien.
Das sächsische Innenministerium ließ eine taz-Anfrage zu dem Vorgang am Sonntag vorerst unbeantwortet.
Fast zehn Jahre in Deutschland gelebt
Die Familie aus Pirna war vor anderthalb Wochen nach Georgien abgeschoben worden. Sie hatte laut sächsischem Flüchtlingsrat fast zehn Jahre in Deutschland gelebt. Die meisten der sieben Kinder wurden hier geboren, die Eltern waren berufstätig. Die Familie sei nachts gegen zwei Uhr aus ihrer Wohnung geholt worden, der Vater habe dabei einen Zusammenbruch erlitten. Nachbarn hätten gegen die Abschiebungen protestiert. Auch der sächsische Härtefallkommission habe spontan noch versucht, diese zu verhindern – ohne Erfolg.
Christina Riebesecker von der AG Asylsuchende Sächsische Schweiz-Osterzgebirge erklärte: „Wir sind wütend! Und wir verlangen, dass unsere Freund*innen sofort zurückgeholt werden. Diese Abschiebung war rechtswidrig!“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!