100 Milliarden für Bundeswehr: Kompromiss bei Sondervermögen

Die Ampelkoalition kommt der Union bei den Aufrüstungsplänen entgegen. 100 Milliarden Euro sollen komplett an die Bundeswehr gehen.

Soldaten der Bundeswehr verschanzen sich hinter Sandsäcken

Viel Geld für die Bundeswehr: Ampel und Union wollen Aufrüsten Foto: Philipp Schulze/dpa

BERLIN afp/dpa | Regierungsparteien und Union haben sich auf das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für die Bundeswehr verständigt. Die Gespräche über die dafür angestrebte Änderung des Grundgesetzes seien „erfolgreich beendet“ worden, teilten beide Seiten in einer über das Bundesfinanzministerium verbreiteten Erklärung am Sonntagabend mit. Damit wird in den kommenden Jahren der Weg frei für die Anschaffung moderner Rüstungsgüter wie Kampfjets oder Hubschrauber.

„Wir stellen gemeinsam sicher, dass die Bundeswehr in den kommenden Jahren mit 100 Milliarden Euro zusätzlicher Investitionen gestärkt wird“, hieß es in der Erklärung. Dabei werde das Nato-Ziel, pro Jahr zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben, „im mehrjährigen Durchschnitt erreicht“.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte das Sondervermögen Ende Februar kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine angekündigt. Es soll seit Jahren bestehende Ausrüstungsmängel bei der Bundeswehr beseitigen und dazu beitragen, dass Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erreicht.

Für die vorgesehene Verankerung des Sondervermögens im Grundgesetz ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament nötig. SPD, FDP und Grüne sind deshalb auch auf Stimmen von CDU/CSU angewiesen.

Cybersicherheit und Zivilschutz werden anders finanziert

„Geschafft“, schrieb Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auf Twitter. „Wir stellen gemeinsam sicher, dass die Bundeswehr in den kommenden Jahren mit 100 Milliarden Euro zusätzlicher Investitionen gestärkt wird. Zugleich bleibt die Schuldenbremse für alle anderen Vorhaben erhalten.“

Unterhändler der „Ampel“ und der Union hatten seit Wochen über die Modalitäten verhandelt. CDU/CSU hatten bisher darauf bestanden, dass die zwei Prozent auch dauerhaft erreicht werden. „Nachdem das Sondervermögen in Anspruch genommen wurde, werden weiter die erforderlichen Mittel zur Erreichung der dann gültigen Nato-Fähigkeitsziele bereitgestellt“, lautet nun der Kompromiss in der gemeinsamen Erklärung.

SPD-Chefin Saskia Esken hatte noch am Wochenende der Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung gesagt, sie rechne nicht damit, dass die zwei Prozent „in jedem Jahr gleichermaßen“ erreicht würden. Als Grund nannte sie die langen Vorlaufzeiten bei Rüstungsprojekten und unregelmäßige Kosten im Beschaffungswesen.

CDU/CSU verlangten zudem, dass die 100 Milliarden Euro ausschließlich der besseren Ausrüstung der Bundeswehr zugute kommen und nicht für andere Bereiche wie etwa die Abwehr von Cyberangriffen und Zivilschutz verwendet werden. Diese sollen nun nicht aus dem Sondervermögen finanziert werden.

„Die Bundesregierung wird zudem eine Strategie zur Stärkung der Sicherheit im Cyber- und Informationsraum vorlegen“, heißt es in der Erklärung. „Notwendige Maßnahmen zur Cybersicherheit, Zivilschutz sowie zur Ertüchtigung und Stabilisierung von Partnern werden aus dem Bundeshaushalt finanziert.“

Verbesserung der Cyberabwehr wird angegangen

Unionsvertreter zeigten sich zufrieden: „Die 100 Milliarden fließen vollständig in die Bundeswehr. Das ist aus unserer Sicht der Kernpunkt“, sagte Unions-Haushälter Mathias Middelberg der Deutschen Presse-Agentur. Andere Vorhaben wie die Verbesserung der Cyberabwehr würden angegangen, aber nicht aus dem Sondervermögen, sondern aus dem regulären Haushalt finanziert.

Es werde nun „unverzüglich und noch vor der parlamentarischen Sommerpause eine Initiative zur Beschleunigung der Beschaffung auf den Weg gebracht“, erklärten die Ampel-Parteien und die Union. „Der Wirtschaftsplan mit den konkreten Beschaffungsvorhaben für das Sondervermögen wird mit dem Errichtungsgesetz beschlossen.“

Bereits klar ist, dass mit dem 100-Milliarden-Fonds die Nachfolge für die betagten Tornado-Jets der Bundeswehr finanziert werden soll. Hierzu hat das Verteidigungsministerium bereits die Beschaffung von 35 hochmodernen US-Tarnkappen-Jets F-35 angekündigt. Zudem soll die persönliche Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten verbessert werden. Dringend benötigt werden von der Bundeswehr auch Transporthubschrauber.

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