+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenski vergleicht Putin mit Hitler
Der ukrainische Präsident warnt im US-Fernsehen vor einem Dritten Weltkrieg, wenn Putin nicht gestoppt werde. Die Ukraine erobert ein weiteres Dorf zurück.
Selenski warnt vor Drittem Weltkrieg
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj hat kurz vor dem Start der hochkarätig besetzten UN-Generaldebatte vor einem Dritten Weltkrieg gewarnt und Kremlchef Wladimir Putin mit Adolf Hitler verglichen. Die russische Gesellschaft habe den Respekt der Weltöffentlichkeit verloren, sagte Selenski laut englischer Übersetzung des US-Senders CBS in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview der Sendung „60 Minutes“. „Sie haben ihn gewählt und wiedergewählt und einen zweiten Hitler herangezogen.“ Man könne die Zeit nicht zurückdrehen, aber Putin jetzt stoppen.
„Wenn die Ukraine fällt, was wird dann in zehn Jahren passieren?“, sagte Selenski weiter. Wenn die Russen Polen erreichen würden, komme dann ein Dritter Weltkrieg, fragte er. Daher müsse sich die ganze Welt entscheiden, ob Putin aufgehalten werden solle oder man den Beginn eines Weltkriegs heraufbeschwören wolle.
Selenski wird an diesem Montag in New York erwartet. Am Dienstag beginnt die Generaldebatte der UN-Vollversammlung, bei der von Dienstag an über eine Woche lang mehr als 140 Staats- und Regierungschefs sprechen werden. Präsident Selenski dürfte die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen – mit Spannung wird eine hochrangig besetzte Sicherheitsratssitzung am Mittwoch erwartet, wo er erstmals seit Kriegsbeginn auf den russischen Außenminister Sergei Lawrow treffen könnte. Selenski will im Anschluss an seinem Besuch in New York nach Washington weiterreisen. (dpa)
Ukraine meldet Einnahme von Dorf Klischtschijiwka
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben eine strategisch wichtige Ortschaft nahe der kriegszerstörten Stadt Bachmut zurückerobert. Die russischen Truppen seien aus Klischtschijiwka vertrieben worden, erklärte der Kommandeur der ukrainischen Landstreitkräfte, Oleksandr Syrskyj, am Sonntag in Onlinenetzwerken. Am Freitag hatte die Ukraine bereits die Einnahme des nahe Bachmut gelegenen Ortes Andrijiwka verkündet, Russland bestreitet dies bisher.
Das nur wenige Kilometer südlich von Bachmut gelegene Klischtschijiwka, wo vor der russischen Invasion mehrere hundert Menschen gelebt hatten, war im Januar von russischen Truppen eingenommen worden.
Selenski lobte in seiner abendlichen Videoansprache den Einsatz der Soldaten in Klischtschijiwka. Andrij Jermak, Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, erklärte: „Klischtschijiwka gehört zur Ukraine. Ich bin den Soldaten dankbar für die Rückeroberung ukrainischen Landes.“ Der Sprecher der ukrainischen Truppen im Osten des Landes, Ilja Jewlasch, verwies auf die strategische Bedeutung der Ortschaft. Die Einnahme von Klischtschijiwka könne dabei helfen, Bachmut einzukreisen. Die ukrainische Armee könne von dort aus weitere Offensivaktionen starten. (rtr)
Chinesischer Außenminister besucht Russland
Der chinesische Außenminister Wang Yi besucht nach Gesprächen mit dem nationalen Sicherheitsberater der USA über mehrere Tage Russland. Wie das chinesische Außenministerium mitteilte, wird er von Montag bis Donnerstag in Russland sein. Geplant seien strategische Sicherheitsgespräche.
Wang hatte am Wochenende in Malta mit dem US-Sicherheitsberater Jake Sullivan über die Lage in der von Russland angegriffenen Ukraine gesprochen. Beide Lager teilten mit, die Gespräche seien aufrichtig und konstruktiv gewesen. Details zum Inhalt der Gespräche wurden nicht mitgeteilt.
Die USA und China haben unterschiedliche Ansichten zum russischen Krieg in der Ukraine. Peking hat in dem Krieg keine Seite gewählt. Die chinesische Regierung argumentierte, zwar müsse das Staatsgebiet eines Landes respektiert werden, doch müsse der Westen über Sicherheitsbedenken Russlands wegen einer Nato-Erweiterung nachdenken. China warf den USA vor, den Krieg zu verlängern, indem das Land der Ukraine Waffen liefere. Die USA argumentieren, die Waffen seien nötig, damit sich die Ukraine gegen Russland wehren könne. (ap)
Stoltenberg lobt Taurus-Lieferung
In der Debatte um die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Bedeutung solcher Waffensysteme für die Kriegsführung betont. Er begrüße, dass „manche Alliierte – Großbritannien, Frankreich, die Vereinigten Staaten – bereits weitreichende Raketensysteme geliefert haben“, sagt Stoltenberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht.
Deutschland sei eine führende Nation bei der militärischen Unterstützung der Ukraine. „Deutschlands starke Unterstützung der Ukraine – einschließlich Panzer und Luftabwehrsysteme – macht einen entscheidenden Unterschied.“ Die Ukraine habe das in der UN-Charta verankerte Recht auf Selbstverteidigung. „Und wenn wir die UN-Charta ernst nehmen, müssen wir der Ukraine helfen, sich zu verteidigen.“
Eine unmittelbare Gefahr einer nuklearen Eskalation sehe er nicht. „Wir beobachten sehr genau, was die russische Armee tut. Bisher haben wir keine Veränderungen bei den russischen Atomstreitkräften bemerkt, die uns veranlassen würden, darauf zu reagieren.“ Gleichzeitig betonte Stoltenberg, dass die Nato auf den Einsatz von Atomwaffen vorbereitet sei. „Der Zweck der Nato ist, Krieg zu verhindern – erst recht einen Nuklearkrieg. Wir haben eine glaubwürdige Abschreckung.“ (rtr)
Moskau meldet Abwehr von ukrainischen Drohnen
Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht auf Montag ukrainische Drohnen in mehreren Regionen abgewehrt. Die Drohnen seien „über den westlichen, südwestlichen, nordwestlichen und östlichen Gebieten der Halbinsel Krim, den Bezirken Istra (Westen) und Domodedowo (Süden) im Gebiet Moskau sowie (…) in Belgorod und Woronesch (Südwesten) abgefangen“ worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram. Angaben zur genauen Anzahl der Drohnen oder zu Opfern wurden zunächst nicht gemacht.
Gleichzeitig erklärte das Verteidigungsministerium, dass eine Panzerfabrik in Charkiw im Nordosten der Ukraine, in denen Panzer ukrainischer Streitkräfte repariert werden, durch einen Raketenangriff getroffen worden sei. Zuvor hatte der Leiter der örtlichen ukrainischen Militärverwaltung im Onlinedienst Telegram berichtet, dass ein Unternehmen in der Stadt von vier Raketen getroffen wurde und ein Feuer ausgebrochen sei.
Vor dem Hintergrund der ukrainischen Gegenoffensive haben die Drohnenangriffe auf das russische Territorium und die annektierte Krim-Halbinsel in den vergangenen Wochen zugenommen. Vor allem die Hauptstadt Moskau wird dabei zum Ziel. (afp)
Explosionen in Sewastopol
In der Hafenstadt Sewastopol auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es Medienberichten zufolge mehrere Explosionen gegeben. Das russische Verteidigungsministerium hingegen teilte dazu am Sonntag lediglich mit: „Über dem Südwestteil der Halbinsel Krim wurden zwei ukrainische Drohnen von der Flugabwehr vernichtet.“ Mehrere Telegram-Kanäle veröffentlichten derweil Fotos, die einen Feuerschein über der Stadt zeigen. Anwohner berichteten von starkem Brandgeruch. Russland hat die ukrainische Halbinsel bereits 2014 völkerrechtswidrig annektiert.
Nach Angaben des von Moskau eingesetzten Gouverneurs von Sewastopol, Michail Raswoschajew, wurden keine Infrastrukturobjekte getroffen. Die Hafenstadt ist auch die Basis der russischen Schwarzmeerflotte. Den Brandgeruch erklärte Raswoschajew mit einer Nebelwand, die die Marine zum Sichtschutz gegen die Drohnen eingesetzt habe. „Ja, der Geruch ist unangenehm, aber völlig ungefährlich“, schrieb er auf Telegram.
In den vergangenen Tagen hatte die Ukraine mehrfach Ziele auf der Krim mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert. Dabei wurden unter anderem eine Werft und zwei Kriegsschiffe beschädigt, einen Tag später soll Angaben aus Kiew zufolge auch eine moderne Flugabwehreinheit vom Typ S-400 vernichtet worden sein. Russland hat den Verlust der S-400 bislang nicht bestätigt. (dpa)
US-Generalstabschef verteidigt Gegenoffensive
US-Generalstabschef Mark Milley hat die ukrainische Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiet gegen Kritik verteidigt. Die Offensive verlaufe zwar „langsamer als erwartet, aber konstant“, sagte Milley am Sonntag im Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN. Entgegen der Einschätzung „mancher Beobachter“ sei die Gegenoffensive „nicht gescheitert“, betonte er. Es werde aber „viel Zeit nötig sein“, um das vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski formulierte Ziel zu erreichen und „alle Russen aus dem Land zu werfen“.
Seit Juni läuft eine Gegenoffensive der ukrainischen Armee zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete im Süden und Osten des Landes. Zuvor hatte Kyjiw neue Rüstungslieferungen von seinen westlichen Verbündeten erhalten und neue Bataillone gebildet. Die ukrainische Armee sei weiterhin „sehr schlagkräftig“, sagte Milley im CNN-Interview weiter.
Selenski soll am Donnerstag im Weißen Haus von US-Präsident Joe Biden empfangen werden, um über die weitere Unterstützung der USA für Kiew gegen den russischen Angriffskrieg zu sprechen.
Zudem sind Gespräche Selenskis mit den Fraktionschefs von Demokraten und Republikanern im US-Kongress geplant. Im Parlament in Washington wird derzeit über ein weiteres militärisches Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 24 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 21,5 Milliarden Euro) diskutiert. (afp)
Kritik an Beteiligung russischer Soldaten an Militärparade
Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist die Beteiligung russischer Soldaten an der Militärparade zum Unabhängigkeitstag in Mexiko in dem lateinamerikanischen Land auf Kritik gestoßen. „Damit hat er klargemacht, dass Diktatoren und nicht Demokraten seine Freunde sind“, schrieb die Präsidentschaftskandidatin der Opposition, Xóchitl Gálvez, über die Einladung der russischen Soldaten durch die Regierung des populistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter.
Der einflussreiche Journalist Léon Krauze schrieb: „Heute hat die Regierung die feierliche Parade zum Unabhängigkeitstag mit einer Eskorte aus Russland besudelt, einem Land, das in eine souveräne Nation einmarschiert ist, abscheuliche Kriegsverbrechen begangen, Kinder entführt und vergewaltigt und Zivilisten bombardiert hat. Das ist eine ungeheuerliche Schande.“
Anlässlich des 213. Jahrestags des Beginns des Unabhängigkeitskriegs in Mexiko waren am Samstag zahlreiche Soldaten durch das Zentrum von Mexiko-Stadt marschiert, darunter auch Einheiten anderer Staaten. Aus Russland war das 154. Preobraschenski-Regiment dabei, dessen Vorläufer bereits im 17. Jahrhundert von Zar Peter dem Großen gegründet worden war. Mexikos linksnationalistischer Staatschef López Obrador hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar verurteilt, hält sich mit deutlicher Kritik an Moskau aber zurück.
Auch von ukrainischer Seite wurde die Beteiligung russischer Soldaten an der Parade verurteilt. „Die Militärparade in Mexiko-Stadt wurde durch die Teilnahme eines russischen Regiments besudelt: Ihre Stiefel und die Hände der Kriegsverbrecher sind mit Blut befleckt“, schrieb die ukrainische Botschafterin in Mexiko, Oksana Dramaretska, auf X. (dpa)
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