+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Offensive statt Verhandlungen
Selenski hält Verhandlungen mit Russland zur Beendigung des Krieges derzeit für sinnlos. Die Ukraine meldet einen russischen Angriff auf das AKW Piwdennoukrajinsk.
Kiew: Russischer Angriff auf AKW
Die Ukraine meldet russische Angriffe auf das Atomkraftwerk Piwdennoukrajinsk im Süden des Landes. Alle drei Reaktoren des AKW blieben aber unbeschädigt und funktionierten normal, teilt der staatliche Betreiber Energoatom weiter mit. Eine Detonation habe es 300 Meter entfernt von den Reaktoren gegeben. Dabei seien Gebäude beschädigt worden, außerdem seien durch den Angriff Schäden an einem Wasserkraftwerk in der Nähe entstanden. (rtr)
Selenski kündigt neue Offensive an
Der ukrainische Präsident Selenski hat eine neue Offensive angekündigt. Es werde neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet in der Ukraine geben. „Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille“, sagte Selenski am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.
Laut Selenski wird sich die Ukraine nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert: „Denn die gesamte Ukraine muss frei sein.“ (dpa)
Regierung in Kiew lehnt Verhandlungen als sinnlos ab
Die ukranische Regierung schließt Verhandlungen und ein Treffen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Selenski zum jetzigen Zeitpunkt aus. „Kurz gesagt, der Verhandlungsprozess an sich und ein persönliches Treffen der Präsidenten ergeben derzeit keinen Sinn“, sagte der externe Berater des ukrainischen Präsidentenbürochefs, Mychajlo Podoljak, am Sonntag ukrainischen Medien zufolge.
Podoljak nannte drei Gründe: Erstens werde Russland dabei versuchen, Geländegewinne festzuhalten und zu legitimieren. Zweitens diene das Festhalten des Status quo Russland nur als Atempause, um dann die Angriffe auf der neuen Linie fortsetzen zu können. Und drittens müsse Russland für die auf ukrainischem Terrain begangenen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Verhandlungen seien also erst möglich, wenn sich die russischen Truppen von ukrainischem Gebiet zurückgezogen hätten. Dann könne über die Höhe der Reparationszahlungen und die Herausgabe von Kriegsverbrechern verhandelt werden, sagte Podoljak. (dpa)
Ukrainischer Brückenkopf am Ostufer des Oskil
Während die russischen Truppen nach ihrem Rückzug aus der Region Charkiw versuchen, eine neue Front am Ostufer des Flusses Oskil aufzubauen, konnte das ukrainische Militär dort nach eigenen Angaben am Fluss Truppenteile übersetzen und damit einen Brückenkopf gen Osten bilden. „Seit gestern kontrolliert die Ukraine auch das linke Ufer“, teilte die Pressestelle der ukrainischen Streitkräfte am Sonntag per Video auf ihrem Telegram-Kanal mit. Über den genauen Ort der Flussquerung machte das Militär keine Angaben. Zuvor gab es Berichte, dass Kiew sich die Kontrolle über den Ostteil der Stadt Kupjansk gesichert habe. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden. (dpa)
Kritik am Krieg in Moskau
Die bekannte russische Popsängerin Pugatschowa hat Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. Da das Justizministerium ihren Ehemann Maxim Galkin als „Auslandsagent“ auf eine Schwarze Liste gesetzt habe, bitte sie darum, ebenfalls zu den Auslandsagenten gezählt zu werden, schrieb die 73-Jährige am Sonntag auf ihrem Instagram-Account. Seit den 70er Jahren prägte Pugatschowa die Rock- und Popmusik in Russland. Nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine reiste das Paar nach Israel aus. Im Gegensatz zu Galkin, der Kritik an der russischen Führung übte, hatte sich Pugatschowa mit politischen Äußerungen bislang zurückgehalten. Umso größer ist das Echo, das nun auf ihre harte Kriegskritik folgen könnte. Der Politologe Abbas Galljamow, einst Redenschreiber von Präsident Putin, sprach von einer „kräftigen Ohrfeige“ für den Kreml. (dpa)
Mehr Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr
Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der deutschen Bundeswehr steigt deutlich an. „Im laufenden Jahr sind bisher 657 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung im Bundesamt eingegangen“, sagt ein Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im gesamten Jahr 2021 lag die Zahl bei lediglich 209. Sie hat sich also bis Ende August bereits mehr als verdreifacht. Viele Antragsteller begründen ihre Verweigerung angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und einer möglichen Eskalation damit, dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten. (rtr)
Baerbock auf Scholz-Linie
Deutschland kann laut Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nur im Schulterschluss mit internationalen Partnern Kampfpanzer in die Ukraine liefern. „Derzeit geht keiner der internationalen Partner den Schritt“, sagte sie am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“. Bei allen bisherigen Waffenlieferungen an die Ukraine habe sich Deutschland hier abgestimmt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat wiederholt darauf gepocht, dass die Bundesregierung nicht im Alleingang über Kampfpanzer-Lieferungen an die Ukraine entscheiden wird. Er reagierte damit auf Forderungen aus der Ukraine, der Union und der Ampel-Koalition, deutsche Leopard-Panzer zu liefern. Baerbock hat jüngst betont, dass es rasch eine Entscheidung geben müsse. „Jede Woche weiter unter russischer Besetzung bedeutet weiteres Leid, bedeutet weitere Massengräber,“ sagte sie in der ARD. Sie ließ aber offen, ob sie dafür plädiere, Leopard-Panzer zu schicken. (rtr)
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