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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Offensive statt Verhandlungen

Selenski hält Verhandlungen mit Russland zur Beendigung des Krieges derzeit für sinnlos. Die Ukraine meldet einen russischen Angriff auf das AKW Piwdennoukrajinsk.

Ukrainische Soldaten tragen einen Sack mit der Leiche eines Soldaten in einem zurückeroberten Gebiet Foto: Leo Correa/AP/dpa

Kiew: Russischer Angriff auf AKW

Die Ukraine meldet russische Angriffe auf das Atomkraftwerk Piwdennoukrajinsk im Süden des Landes. Alle drei Reaktoren des AKW blieben aber unbeschädigt und funktionierten normal, teilt der staatliche Betreiber Energoatom weiter mit. Eine Detonation habe es 300 Meter entfernt von den Reaktoren gegeben. Dabei seien Gebäude beschädigt worden, außerdem seien durch den Angriff Schäden an einem Wasserkraftwerk in der Nähe entstanden. (rtr)

Selenski kündigt neue Offensive an

Der ukrainische Präsident Selenski hat eine neue Offensive angekündigt. Es werde neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet in der Ukraine geben. „Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille“, sagte Selenski am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.

Laut Selenski wird sich die Ukraine nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert: „Denn die gesamte Ukraine muss frei sein.“ (dpa)

Regierung in Kiew lehnt Verhandlungen als sinnlos ab

Die ukranische Regierung schließt Verhandlungen und ein Treffen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Selenski zum jetzigen Zeitpunkt aus. „Kurz gesagt, der Verhandlungsprozess an sich und ein persönliches Treffen der Präsidenten ergeben derzeit keinen Sinn“, sagte der externe Berater des ukrainischen Präsidentenbürochefs, Mychajlo Podoljak, am Sonntag ukrainischen Medien zufolge.

Podoljak nannte drei Gründe: Erstens werde Russland dabei versuchen, Geländegewinne festzuhalten und zu legitimieren. Zweitens diene das Festhalten des Status quo Russland nur als Atempause, um dann die Angriffe auf der neuen Linie fortsetzen zu können. Und drittens müsse Russland für die auf ukrainischem Terrain begangenen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Verhandlungen seien also erst möglich, wenn sich die russischen Truppen von ukrainischem Gebiet zurückgezogen hätten. Dann könne über die Höhe der Reparationszahlungen und die Herausgabe von Kriegsverbrechern verhandelt werden, sagte Podoljak. (dpa)

Ukrainischer Brückenkopf am Ostufer des Oskil

Während die russischen Truppen nach ihrem Rückzug aus der Region Charkiw versuchen, eine neue Front am Ostufer des Flusses Oskil aufzubauen, konnte das ukrainische Militär dort nach eigenen Angaben am Fluss Truppenteile übersetzen und damit einen Brückenkopf gen Osten bilden. „Seit gestern kontrolliert die Ukraine auch das linke Ufer“, teilte die Pressestelle der ukrainischen Streitkräfte am Sonntag per Video auf ihrem Telegram-Kanal mit. Über den genauen Ort der Flussquerung machte das Militär keine Angaben. Zuvor gab es Berichte, dass Kiew sich die Kontrolle über den Ostteil der Stadt Kupjansk gesichert habe. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden. (dpa)

Kritik am Krieg in Moskau

Die bekannte russische Popsängerin Pugatschowa hat Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. Da das Justizministerium ihren Ehemann Maxim Galkin als „Auslandsagent“ auf eine Schwarze Liste gesetzt habe, bitte sie darum, ebenfalls zu den Auslandsagenten gezählt zu werden, schrieb die 73-Jährige am Sonntag auf ihrem Instagram-Account. Seit den 70er Jahren prägte Pugatschowa die Rock- und Popmusik in Russland. Nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine reiste das Paar nach Israel aus. Im Gegensatz zu Galkin, der Kritik an der russischen Führung übte, hatte sich Pugatschowa mit politischen Äußerungen bislang zurückgehalten. Umso größer ist das Echo, das nun auf ihre harte Kriegskritik folgen könnte. Der Politologe Abbas Galljamow, einst Redenschreiber von Präsident Putin, sprach von einer „kräftigen Ohrfeige“ für den Kreml. (dpa)

Mehr Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr

Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der deutschen Bundeswehr steigt deutlich an. „Im laufenden Jahr sind bisher 657 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung im Bundesamt eingegangen“, sagt ein Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im gesamten Jahr 2021 lag die Zahl bei lediglich 209. Sie hat sich also bis Ende August bereits mehr als verdreifacht. Viele Antragsteller begründen ihre Verweigerung angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und einer möglichen Eskalation damit, dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten. (rtr)

Baerbock auf Scholz-Linie

Deutschland kann laut Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nur im Schulterschluss mit internationalen Partnern Kampfpanzer in die Ukraine liefern. „Derzeit geht keiner der internationalen Partner den Schritt“, sagte sie am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“. Bei allen bisherigen Waffenlieferungen an die Ukraine habe sich Deutschland hier abgestimmt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat wiederholt darauf gepocht, dass die Bundesregierung nicht im Alleingang über Kampfpanzer-Lieferungen an die Ukraine entscheiden wird. Er reagierte damit auf Forderungen aus der Ukraine, der Union und der Ampel-Koalition, deutsche Leopard-Panzer zu liefern. Baerbock hat jüngst betont, dass es rasch eine Entscheidung geben müsse. „Jede Woche weiter unter russischer Besetzung bedeutet weiteres Leid, bedeutet weitere Massengräber,“ sagte sie in der ARD. Sie ließ aber offen, ob sie dafür plädiere, Leopard-Panzer zu schicken. (rtr)

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29 Kommentare

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  • Die territoriale Unversehrtheit der Ukraine.

    • @georg harren:

      Aus der Position der Stärke heraus wird Selenski auch nicht verhandeln wollen. Liegt in der Natur der Sache.



      Eine Rückkehr zu den Grenzen vom Februar diesen Jahres halte ich für realistisch. Die Krim wird er allerdings nicht mehr zurückerhalten.

      • @SeppW:

        Kommt darauf an, wie geschwächt Russland nach einem Rückzug aus den besetzten Gebieten (24.2.) wirtschaftlich und innenpolitisch wäre. Die Krim würde mit großer Wahrscheinlichkeit Verhandlungsmasse zum Ausstieg aus westl. Sanktionen werden. Ein verlorener Angriffskrieg war immer teurer, als die einfache



        Wiederherstellung der Lage vor dem Krieg.

      • @SeppW:

        Die Krim ist nicht so einfach zu verteidigen und die Ukraine hat gezeigt das sie sie gut angreifen kann. Sollte die Ukraine ihr Gebiet mit Gewalt befreien wird auch die Krim befreit.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @Machiavelli:

          Da würde ich widersprechen.

          Die Krim ist durch Langstrecken-Beschuss ohne Frage angreifbar .. aber die schmale Landzunge wirkt wie ein Brückenkopf und ohne nennenswerte Marine kann die Ukraine keine Landungsoperationen durchführen. an so einem Engpass wird sich vermutlich nur ein Abnutzungskrieg zeigen.

          Und der Nachschub für die Ukraine wird dort dank der zerstörten Brücken ähnlich kompliziert wie jetzt für die Russen in Cherson. Wenn nicht komplizierter.

          Die Krim steht daher voraussichtlich nicht weit oben auf der Liste bzgl. Rückeroberung..

        • @Machiavelli:

          Gerade die Krim inklusive Sewastopol lässt sich auf Grund der Halbinsel-Lage sehr effektiv verteidigen.

          • @SeppW:

            Die Ukraine würde sie mit Flugabwehr und Anti--Schiffsraketen von der Versorgung abschneiden und dann graduell alle Lager, Kommandostützpunkte und die Infrastruktur zerbomben bis die Russische Armee dort kapituliert.

        • @Machiavelli:

          Das würde Russland sicher als Angriff aufs eigene Land werten.

          Die Konsequenzen...

          • @drafi:

            Die Krim wurde schon angegriffen.

  • Vertrauenswürdig sind die Russen nicht.



    Von daher haben die Ukrainer Recht



    Und Deutschland, SPD, soll endlich Leopard2 liefern, damit Putin einsieht, daß er nichts und nur das Gegenteil erreicht !.

    • @Max Sterckxc:

      Es wäre schön, wenn Sie nicht von " den Russen" sprächen, insbesondere wenn Sie haltlose Behauptungen aufstellen.

    • @Max Sterckxc:

      Von einem US Panzr in einen leopard zu wechseln, ist für die Soldaten nicht so einfach, von der Bedienung her. Ausserdem kann D nur liefern, was die Waffenindustrie herstellen will- oder darf.

      • @Igor Pavlov:

        Allerdings, daher kam ja auch die Idee mit Ringtausch etc, der ja läuft.



        Im Übrigen scheint Kriegsgerät nicht so schnell und einfach herzustellen zu sein, wie ein PKW.



        Bundeswehr Soldaten werden für den Marder beispielsweise ein halbes Jahr lang geschult.



        Ist im " Notfall" wahrscheinlich besser, keine Fahranfänger ans Steuer zu lassen.



        Wer ein Gefühl für Verhältnisse will kann mit einem PKW Führerschein ja mal versuchen, LKW zu fahren.

  • 6G
    651741 (Profil gelöscht)

    Selenskyj will keine Verhandlungen, was will er dann?

    • @651741 (Profil gelöscht):

      "Selenskyj will keine Verhandlungen, was will er dann?"

      Selensky hat erklärt, das Verhandlungen zur Zeit keinen Sinn machen. Das ist etwas anderes. Warum sie keinen Sinn machen, erschließt sich von selbst, wenn man Putins Äußerungen auf dem sog. Shanghai-Gipfel in Usnbekistan anschaut. Er hat zu seinem Angriffskrieg explizit erklärt, dieser laufe nach Plan und werde bis zur Erreichung seiner Ziele fortgesetzt, die Eroberung des Donbas schreite langsam aber stetig voran und andere Kuriositäten mehr. Da Putin seinen (verlorenen) Krieg fortführen will, wird er also weitergehen müssen, bis die russische Seite gesprächsbereit ist, oder keine einsatzfähigen Bodentruppen mehr besitzt.

      • @Barbara Falk:

        Dass Putin den Krieg verloren hat, ist Wunschdenken. Die Tatsache, dass die Ukraine Eine Schlacht gewonnen hat, bedeutet noch lange nicht das Ende des Krieges .



        Die militärische Übermacht Russlands gegenüber der Ukraine ist kein Geheimnis.



        Bisher führt Putin mit dem stehenden Heer plus Söldnern Krieg, von einer Generalmobilmachung wurde bis jetzt abgesehen.



        In der Ukraine ist das Gegenteil der Fall.

        • @Philippo1000:

          Die Generalmobilmachung ist eine Chimäre, die Offiziere die diese Truppen dann anführen sollen gibt es nicht, die Einheiten die diese Truppen ausbilden müssten sind im Einsatz, Ausrüstung für diese Einheiten gibt es nicht. Alle Reservisten die in der Ukraine kämpfen wollen kämpfen da, alle anderen werden im Ernstfall versuchen da irgendwie drumherum zukommen bzw. keine besonders guten Soldaten abgeben. Dazu kommen logistische Probleme und die Wirtschaftskrise die die Generalmobilmachung auslösen würde.

    • @651741 (Profil gelöscht):

      Territoriale Integrität und Frieden.

      • 6G
        651741 (Profil gelöscht)
        @Fran Zose:

        Gibt's, ohne Krim und Donbass. Die wollen nicht von Kiew regiert werden.

        • @651741 (Profil gelöscht):

          Lüge.

        • @651741 (Profil gelöscht):

          "Gibt's, ohne Krim und Donbass."

          Das hatte Russland doch fast schon vor dem 24.2. Warum dann all das Morden, Foltern, Vergewaltigen und all die Zerstörung!



           

          Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

          Die Moderation

        • @651741 (Profil gelöscht):

          Haben Sie da eine anonyme Umfrage gemacht?



          Woher wollen sie das wissen?



          Im Donbass regierte ein russisches Schurkenregime und auf der Krim hat man nie jemanden gefragt. ob er in die EU will oder nach Sibirien.

        • @651741 (Profil gelöscht):

          "Die wollen nicht von Kiew regiert werden."



          Ist das so oder wohl besser, war das so?



          Letzteres bezüglich Flucht, Vertreibung, Verschleppung könnte für das Begehren durch Ausdünnung Ukraine-williger von Bedeutung sein. Hast Du dahingehend verlässliche Daten? Inwieweit dort russisch oder ukrainisch gesprochen wird, ist schon mal nicht valide.

        • @651741 (Profil gelöscht):

          a) Die russischen Marionetten kontrollierten 1/3 des Donbas aus diesem Gebiet waren vor Kriegsbeginn 60% der Menschen weggezogen also eine Mehrheit für Russland im Donbas ist eher unwahrscheinlich.

          b) Warum führt Russland dann Krieg beides hatten sie schon?

    • @651741 (Profil gelöscht):

      Waffen und sein Land befreien.

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @651741 (Profil gelöscht):

      Das alle seine Bürger in Freiheit leben, freie Presse, CSD in Kiew etc. pp. Alles das was es in Russland nicht gibt!

    • @651741 (Profil gelöscht):

      Den Abzug aller russicher Truppen von ukrainischem Territorium. Danach kann dann über Reparationen und die Auslieferung der Kriegsverbrecher beginnend mit Putin in aller Ruhe verhandelt werden. Das wurde doch inzwischen schon mehrfach so kommuniziert. Russland kann sich selbstverständlich auch jederzeit einfach bedinglungslos ergeben.

      • @Šarru-kīnu:

        Was ist ihr Vorschlag? Die Russen dafür belohnen, dass sie einfach in die Ukraine einmarschieren und alle "bestrafen", die nicht so tun wie sie wollen?

    • @651741 (Profil gelöscht):

      EIne Rückzug der russischen Truppen von ukrainischem Territorium- Waffenstillstand und Verhandlungen erst wenn wenn mindestens die Linie vom 24.2 erreicht ist.