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Iranischer Regisseur Jafar NajafiDeutsches Asylrecht, schwer zu begreifen

Die deutschen Behörden verweigern dem iranischen Dokumentarfilmer Jafar Najafi politisches Asyl. Dagegen protestiert nun die hessische Filmszene.

Regisseur Jafar Najafi bei Dreharbeiten zu "Alone" 2022. Er filmte auch heimlich bei den "Frau-Leben-Freiheit"-Protesten in Iran Foto: CapitalPicutres/action press

Auf der Videoplattform Youtube findet sich ein Link zu einem einfühlsamen und poetischen Dokumentarfilm des iranischen Regisseurs Jafar Najafi. „Asho“ erzählt in ruhigen und schönen Bildern von einem Jungen in der iranischen Provinz.

Der Film zeigt, wie er in einer abgelegenen, gebirgigen Region Schafe hütet, Volkslieder der Bachtiyāri singt und im vorpubertären Kopf unter dem Strohhut große Träume hegt. Denn ein Cousin ist an der Film-Uni in Teheran und versorgt den Jungen mit Filmtipps und Streaming-Links aus der Stadt.

Der Schafhirte wächst so mit den Vorstellungen von „Alice in Wonderland“, „About Elly“ oder „Babel“ auf, liebt Tim Burton, Johnny Depp, Monica Belluci oder Emma Stone. Sein Vater hält ihn für spleenig, schaut aber selbst gerne die Filme Akira Kurosawas an. Aktuell ist das Tablet allerdings kaputt.

Und was der Junge auch gar nicht mag, ist, dass Regisseur Najafi seine ihm schon versprochene Cousine ebenfalls vor die Kamera holt. Die Stimmung in dem ländlichen Ambiente schlägt da leicht um. Recht drastisch etwa auch in „Alone“, einem anderen Dokumentarfilm Najafis. Da rastet ein Junge aus, als seine Cousinen es wagen, ihm vor laufender Kamera zu widersprechen.

Kinder und Frauen

Unterwürfigkeit ist nicht geschlechtlich angeboren, Unterwerfen ein sozial durchgesetztes System. Najafi fängt all dies ein, ohne Kinder oder Erwachsene, einfache Menschen vom Land, vorzuführen. Indem er darstellt, was ist (und trotz allem Respekt auch bei Gewalt einschreitet), öffnet sich der Raum, um zu sprechen.

Ankommen statt Abschotten – 10 Jahre nach 2015

Wie könnte eine Politik aussehen, die auf Ankommen statt Abschotten setzt? Was können wir lernen aus 2015? Und wo sind die Orte, an denen der restriktiven Politik von oben eine solidarische Politik von unten entgegengesetzt wird? Diesen Fragen haben wir über das im Jahr 2025 fünf Sonderausgaben zu Flucht und Migration gewidmet.

Mit der wochentaz vom 20. Dezember findet das Projekt seinen Abschluss. Es ist keine besinnliche Zeitung geworden – aber eine, die sich um ein Thema dreht, das zu Weihnachten einen besonderen Klang bekommt. Wir beschäftigen uns mit der Frage, was „Zuhause“ eigentlich ist, was es braucht, um sich an einem Ort zu Hause zu fühlen – und wie die Hoffnung darauf oft zerstört wird.

Alle Texte aus dieser Sonderausgaben erscheinen nach und nach hier. In dem Online-Schwerpunkt finden Sie auch die Texte aus den vier vorherigen Sonderausgaben.

Seine Filme zeigen das ländliche Leben in seiner Widersprüchlichkeit, bewegen sich auf Augenhöhe mit Kindern und Frauen, gedreht in wunderbaren Landschaften, geprägt von patriarchalen Traditionen.

Doch Patriarchat hin oder her, auch in der tiefsten iranischen Provinz ist man im Jahre 2025 der Herrschaft der Islamisten überdrüssig. In „Asho“ nennt der Schafhirte das zu Schlachtung und Verköstigung ausgewählte Tier den Präsidenten.

Bislang schlüpften diese eher leisen Filme Najafis durch die Zensur, allerdings durften sie nur im Ausland und auf internationalen Filmfestivals offiziell gezeigt werden. Doch seit Frühjahr hat sich seine Lage verschärft, wie der iranische Regisseur in Anwesenheit seiner Darmstädter Anwältin Venous Sander auf einer von Melanie Gärtner, Hannes Karnick (beide AG DOK Hessen) sowie Leila Haschtmann (Film- und Kinobüro Hessen) einberufenen Online-Pressekonferenz am 16. Dezember schildert.

Hausdurchsuchung in Teheran

Während er im März zur Vorführung seines Films „Alone“ in Frankfurt am Main weilte, wurde Jafar Najafis Wohnung in Teheran durchsucht. Dabei wurde auch von ihm gedrehtes Material beschlagnahmt, das die brutale Polizeigewalt während der Frau-Leben-Freiheit-Proteste im Iran dokumentiert.

Der Regisseur berichtet, dass er ebenfalls online unmittelbar bedroht wird, bei einer Rückkehr in den Iran sei für ihn mit Gefängnis und Folter zu rechnen. Dennoch wurde sein Antrag auf Asyl vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im Mai abgelehnt, eine Entscheidung ist nun beim Verwaltungsgericht Darmstadt anhängig.

Das Filmbüro Hessen sammelt in einen offenen Brief Unterschriften, mit denen man helfen will, Abschiebung und Auslieferung Jafar Najafis an das iranische Mullah-Regime zu verhindern.

Najafi hatte nie vor, seine Heimat zu verlassen. Trotzdem könnte er nun in Deutschland endlich seinen Film über die Frau-Leben-Freiheit-Proteste in Iran fertigstellen. Die Entscheidung des Bamf, man versteht sie nicht.

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11 Kommentare

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  • Unverständliche Entscheidung. "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht", Artikel 16a Absatz 1 Grundgesetz.

  • Daran siueht man, dass mittlerweile alle Menschenrechtsargumente nicht mehr gelten,es werden Menschen nach Iran oder Afghanistan abgeschoben, die dort von den autoritären Repressionen erwartet werden und um Freiheit und Leben fürchten muessen. Es wird das Asylrecht seit 92 stetig abgeräumt und nun mit Merz total umgedreht. Schande!

  • Verglichen mit anderen Ländern ist das deutsche Asylrecht super. Gejammert wird ja immer, aber hier auf sehr hohem Niveau.

  • Etwas, das überhaupt nicht vorhanden ist, ist auch nicht zu begreifen. Es wird seit den 70ger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutschland von staatlicher Seite gegen Ausländer und "Asylanten" gehetzt, schon "Asylant" war und ist ein Hetzwort. und das Asylrecht wurde im gleichen Zeitraum erfolgreich geschliffen, so daß es jetzt nicht mal das Papier wert ist auf dem es geschrieben steht. Selbst Brandanschläge auf "Ausländerwohnheime" wurden und werden von unseren Politikern benutzt um ihre Hetze weiter zu betreiben.

    • @Alberta Cuon:

      Wie sieht das Asylrecht in anderen Ländern aus?



      Und wie würde es für Einwohner der BRD aussehen?



      Und bisher hst hier noch jeder ein Zuhause gefunden.

      • @Mc Nair:

        Dabei vergisst du leider die vielen Obdachlosen, deren Zahl bei der derzeitigen Sozialpolitik in naher Zukunft sehr stark ansteigen gehen wird. Auch mir droht in Kürze Obdachlosigkeit, weil man sich Menschen mit Behinderung in diesem Land nicht mehr leisten möchte.

      • @Mc Nair:

        In den ehemals liberalen Staaten Dänemark, Schweden und Niederlande wurde das Asylrecht stark verschärft. In Italien gibt es ab dem Tag des Ausreisetermins keine Sozialleistungen mehr. Auch wenn der Asylsuchende noch im Land ist. In Griechenland kommen jetzt Ausreisepflichtige die im Land beiben bis 5 Jahre ins Gefängnis. In Ungarn gibt es keine verstärkten Maßnahmen. Da ist die Grenze zu und im letzten Jahr wurden 29 Asylanträge gestellt. In Deutschland 235000 Anträge.

  • Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) fällt eine Entscheidung, deren Begründung man gerne mal gelesen hätte. Was soll es noch mehr an Gefahren geben müssen, damit ein Mensch hier Asyl erhält? Man sollte den Laden dichtmachen. Er kostet viel Geld.

    • @Salinger:

      Tja, ich plädiere dafür, dass Jeder kommen kann ohne Nachfrage. Allerdings ein Jahr Unterkunft und Verpflegung in einer Art Kaserne inklusiver verpflichtenden Deutschkurs und 50€ Taschengeld. Das wars.

    • @Salinger:

      Ich finde es seltsam, das der Artikel sehr viel auf Emotionen setzt, aber nicht ein Wort aus der Entscheidung zitiert...

      • @teek:

        Man sieht eben nicht ausreichend Beweise für eine politische Verfolgung und lehnt es in trockenem Beamtendeutsch ab.

        Wozu sowas zitieren?