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Nordkorea im Ukraine-KriegDer antiwestliche Block festigt sich

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Nordkorea schickt Truppen nach Russland, damit diese gegen die Ukraine kämpfen. Beide Regime haben einen Beistandspakt geschlossen.

Kim Jong Un (M) spricht mit Offizieren Foto: kcna/yna/dpa

E in Dementi aus Russland gibt es bisher nicht und das aus Nordkorea, dessen Regime ein massives Glaubwürdigkeitsproblem hat, überzeugt kaum. So könnten die Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes, der sich auch nicht unbedingt der Wahrheit verpflichtet fühlt, durchaus zutreffen. Ganz abgesehen davon, dass ukrainische Informationen Ähnliches besagen: Demnach wird Nordkorea mit der Entsendung von zunächst 1.500 Soldaten, die wohl schon in Russland vorbereitet werden, direkt im Ukraine-Krieg mitkämpfen. Weitere Nordkoreaner könnten folgen.

Gab es im Sommer schon Hinweise, dass Pjöngjang Russland Artilleriegranaten und womöglich Raketen geliefert hat und beide Regime bei Putins Besuch einen Beistandspakt abschlossen, ist dies jetzt wenig überraschend. Die Angriffe der Ukraine auf die Region Kursk wären dafür jetzt ein passender Vorwand.

Nordkoreas Militärhilfe zeigt die globalen Folgen des Ukraine-Kriegs. Nordkoreas mutmaßliche Intervention deutet auf Russlands Schwäche hin, das offenbar jede Hilfe nötig hat. Doch wird auch die Festigung eines antiwestlichen Blocks deutlich, in den selbst ein bisheriger Paria wie Nordkorea integriert wird und wozu jetzt auch Peking schweigt. Nordkorea hat schon öfter China und Russland gegeneinander ausgespielt. So dürfte Peking nicht begeistert sein, seinen Einfluss in Pjöngjang auf Kosten Russlands reduziert zu sehen. Aber China ist es wichtiger, dass „der Westen“ in der Ukraine nicht triumphiert, sondern dort dessen globale Dominanz weiter geschwächt wird.

Nordkoreas Regime hat bisher lieber Hunderttausende Landsleute verhungern lassen als das Land für Hilfe im großen Stil zu öffnen. Jetzt nutzt es den Krieg, um auf Kosten seiner Soldaten seine Überlebenschancen zu stärken. Sein Militär soll Kampferfahrung in einem modernen Krieg sammeln und mutmaßlich Hilfen für das Regime mobilisieren. Das entpuppt sich erneut als skrupelloser Überlebenskünstler am Rande des Abgrunds. Der Preis könnte eine Unterstützung Südkoreas für die Ukraine sein und damit eine weitere Verfestigung militärisch-ideologischer Blöcke.

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Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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6 Kommentare

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  • Meine pessimistische Seite sieht in einem möglichen Eintritt beider koreanischer Staaten in den Konflikt das Potential für einen wirklichen dritten Weltkrieg, oder zumindest etwas das dem dreißigjährigen Krieg ähnelt.

    Meine weniger pessimistische Seite ("optimisch" möchte ich in Anbetracht des Themas nicht sagen) sieht die Möglichkeit dass eine Unterstützung Südkoreas einen möglichen Ausfall amerikanischer Unterstützung falls Trump/Vance ins Weiße Haus kommen auffangen kann.

    Beides verrückt.

    • @Waagschale:

      Habe gerade gelesen, dass die Demokraten in den Staaten nervös werden, weil der leichte Vorsprung von Harris auf Trump jetzt, so kurz vor der Wahl noch zusammengeschmolzen ist - beide Kandidaten liegen wieder gleichauf.



      taz.de/Praesidents...-den-USA/!6041549/



      Das passt natürlich zu Ihrer pessimistischen Einschätzung und der von @Martin Rees (die ich teile).



      Und was Putins Wunsch nach bzw. seine Freude über eine multipolare Welt mit waffenstarrenden Machtblöcken betrifft: das es so kommt, haben wir nicht nur dem russischen Autokraten, sondern auch den Bellizisten im eigenen westlichen Lager zu verdanken. Haben die wirklich (mit Fukuyama) daran geglaubt, der weltweite Siegeszug der liberalen westlichen Demokratie wäre unaufhaltsam? Und wenn es irgendwo hakt, bräuchte man den schlimmen Fingern nur mit Raketen, Drohnen u.ä. auf dieselben zu klopfen? Naivität, schlichtes Weltbild oder Hybris?



      Naja, dann haben wir eben einen neuen Kalten Krieg mit vielen heißen Konflikten. Ob sich so aber das „Gleichgewicht des Schreckens“ aufrechterhalten lässt? Ausbaden müssen’s momentan ja noch andere.

  • Was sagt eigentlich Frau Wagenknecht?



    Ist sie nicht hellauf entsetzt?



    Oder kann nur der pöhse Westen eskaliren und gefährlich sein?

  • Nordkorea wird sich fürstlich bezahlen lassen für seine Hilfe, der Iran genauso, Russland legt das Fundament für mehr Chaos. Mit diesem Russland ist kein Frieden möglich.

  • "Der Preis könnte eine Unterstützung Südkoreas für die Ukraine sein und damit eine weitere Verfestigung militärisch-ideologischer Blöcke."



    Durch Flächenbrand am Ende versehentlich WK III auslösen, das ist nicht auszuschließen bei der überregionalen Einbindung und geostrategischen Ausrichtung.



    Erst kürzlich bei prosieben.de



    "Das Risiko, dass der Krieg sich weltweit ausweiten könnten, steht bereits seit Einmarsch Russlands in die Ukraine im Raum - obwohl Putin nicht nur einmal betonte, dass er keinen Konflikt mit dem von den USA geführten NATO-Bündnis haben wolle."



    Die jetztige Eskalation mit Fremdpersonal von Verbündeten deutet eher auf einen Mangel hin, vielleicht auch an Compliance in der eigenen Armee.



    /



    Nordkorea als Unterstützer Putins steht auch im Mittelpunkt eines düsteren Szenarios:



    www.spiegel.de/wis...-9639-7c036032b6f2

    • @Martin Rees:

      Wenn Putin so fanatisch ist das er den Weltkrieg riskiert für seine Eroberung der Ukraine wird er früher oder später eh einen Weltkrieg vom Zaun brechen. Insbesondere wenn er die Ukraine erobern kann und dann mehr Menschen, Waffen und Ressourcen für Krieg hat.