piwik no script img

Ästhetik der WärmepumpeMeine Heizung, der Robert und ich

Wer sich eine Wärmepumpe zulegt, sollte gerüstet sein. Das Ding produziert zwar ökologisch Wärme, ist ästhetisch aber eine Zumutung.

Nichts für Ästheten: eine Wärmepumpe im Vorgarten Foto: Robert Poorten/imago

D ie Bundesregierung und ich haben uns eine Luftwärmepumpe zugelegt. Der ästhetische Aspekt allerdings wurde bisher viel zu wenig thematisiert. Die Teenagerin in meinem Haushalt wollte wissen, warum wir jetzt einen Kühlschrank „oder so was“ im Vorgarten haben. Ich selbst war auf den Anblick des Außengeräts zu wenig vorbereitet und schließe seitdem auf dem Weg zur Haustür kurz die Augen.

Schon lange beschäftigt mich die Frage, ob es besser ist, in einem hässlichen Haus zu wohnen und auf ein schönes zu schauen, oder umgekehrt. Meine Nachbarn schauen jetzt auf den Kühlschrank. Glücklicherweise sind es gelassene Norddeutsche, deren Meinungs­äußerungen sich mit „Moin, moin“ zusammenfassen lassen.

Alles begann damit, dass ein Heizungsbauer mit sorgenvoller Miene die Gegebenheiten im und um das Haus begutachtete. Keine ganz einfache Sache, brummte er. Und erst das Förderungschaos bei den Wärmepumpen, da steige ja nun wirklich niemand mehr durch!

Natürlich möchte man so einem geplagten Heizungsbauer gerne ein wenig behilflich sein, weswegen ich mir die entsprechenden Webseiten zu Gemüte geführt habe. Meiner bescheidenen Meinung nach sind die Förderungsbedingungen klar und verständlich. Fast so, als hätte ein Kinderbuchautor von Bündnis 90/der Robert seine Finger im Spiel gehabt statt einer Schar von Juristen, zu denen im Übrigen auch Friedrich Merz gehört, der allerdings noch nie ein echtes Gesetz geschrieben hat.

Der Heizungsbauer hat meine Unterstützung komischerweise nicht zu schätzen gewusst. Es kam dennoch zu einem weiteren Ortstermin. Er deutete auf das Grünzeug an der Stelle, wo der Kühlschrank stehen soll, eine prächtige Rispenhortensie und ein junger Blaubeerbusch. Die müssten dem Außengerät weichen. Und so geschah es in schweißtreibender Handarbeit.

Später stellte sich heraus, dass das Gerät doch mittiger stehen muss. Dort musste dann der Sonnenhut weichen. Wegen des traurigen Anblicks im Vorgarten hat der Familienrat beschlossen, eine schicke Verkleidung für das Wärmepumpenaußen­gerät zu erwerben. Oben bieten diese Tarngestelle eine Ablage, auf der man zur Verschönerung Blumentöpfe platzieren kann. Die Teenagerin hat für die kommende Saison welche ausgesucht: Geranien. Die Nachbarn werden sich freuen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • Klar, Ästhetik. Wenn dann sich noch vom Wohnzimmerfenster aus sichtbar Windräder drehen, ist alles vorbei.



    Vielleicht sollte sich ein italienischer Designer mal dem Problem annehmen, kostet natürlich extra.

    • @fly:

      Einige freuen sich des Lebens, da sie seit wenigen Monaten nicht mehr auf weisse Monsterwände blicken müssen; sog. Kühltürme. Andere warten noch immer auf die Tieferlegung der Hochvoltstromtrassen und deren spinnennetzartigen Kunstobjekte a la RWE, EON, Bayernwerk, usw.

  • Japp, ganz genau das Thema, was die meisten Leute beschäftigt. Kann auch schon nicht mehr schlafen deswegen.

  • Wenn es die baulichen Voraussetzungen ermöglichen, dann gibt es auch Kompaktgeräte ohne Außengerät.

  • Will man keinen Kasten im Vorgarten, muss eben eine Bodensonde eingebohrt werden. Das ergibt auch einen besseren Wirkungsgrad. Ich würde eher den Lärm der Luft-Wasser-WP als Problem sehen, das mit einer Bodensonde vermieden wird, und die ggf. größeren Heizkörper als ästhetisches. Geht allerdings nicht in Wasserschutzgebieten.

    • @meerwind7:

      Wir haben seit einem Jahr eine Luft-Wasser-WP mit sehr großem Speicher. Die macht genau einmal am Tag Krach: um 07:00 läuft sie kurz volle Pulle um von Nacht- auf Tagbetrieb zu heizen. Für den Rest des Tages läuft sie ab und zu um die Temperatur zu halten, aber nur auf ca. 10% Leistung, sehr leise.

      Alles eine Einstellungssache. Wenn wir außer Haus sind wird nur minimal geheizt, halbe Stunde vor Feierabend geht die Heizung wieder hoch.



      Durch den wirklich sehr guten Speicher geht bei Null-Verbrauch auch so gut wie keine Wärme verloren (1-2°C über Nacht).

  • Müssen die Kästen denn strahlend weiß sein? Oliv, mit seinem Ruf als Tarnfarbe, könnt hier zivilen Zwecken dienen ...

    • @Christian Lange:

      Einfach ein Tarnnetz aus dem Bundewehrshop nehmen; Invest ca. 50 Euro.

    • @Christian Lange:

      Einfch selbst zur Spraydose greifen.

  • Das Aussehen wäre mir egal.....der Blick auf meine Lohnabrechnung sagt mir...träum weiter, es sei denn man sponsort mir 100 Prozent Förderung....

    • @Andreas Horn:

      Lustig, wie der Mensch sich verhält.

      Ein Gerät, welches mir beim Klimaschutz hilft? Nur bei 100%iger Förderung!

      Ein Gerät, welches nachweislich dem Klima schadet? Kaufe ich mit all meinem Ersparten! Endlich mein neuer BMW X5!

      • @Troll Eulenspiegel:

        Es geht hier mit meinem Post nicht darum, sich stattdessen ein schickes Auto zu kaufen, völliger Blödsinn, es geht darum, dass ich die ganze Disskusion über das Design für völlig abgehoben halte, angesichts der Kosten, die eben viele nicht stemmen können, ich denke da auch an andere nicht nur an mich (nennt man glaube.....linkes Bewusstsein?).Übrigens, um mal den klimafreundlichen Aspekt zu erwähnen, bis 1994 hatte unsere Ortschaft Zugang zu einem Fernwärmesystem, wurde abgeschafft, war wohl zu "kommunistisch" .



        Warum denkt man nicht wieder drüber nach.



        Nicht jeder ländliche Raum ist so dünn besiedelt, dass es sich nicht lohnen würde...

    • @Andreas Horn:

      Da sollten Sie mal zur richtigen Bank gehen und einen wirklich kompetenten Energieberater zu Rate ziehen. Das die die 100% Ihre Utopie sind, aber auch für Sie möglich sind verrate ich Ihnen auf diesem Wege aber nicht.

  • Hab die Kolumne meiner Namens vetterin immer gern gelesen und hatte da immer den Eindruck sie wohnt in einer Wohnung in Berlin. Ein Häuschen, womöglich in Brandenburg als Journalistin ein toller Erfolg! Andererseits ist es vielleicht auch unerheblich wie authentisch die Narration ist, unterhaltend ist es immer bei den Mertins.

  • Ich bemale gerade eine Windkraftanlage in Grün mit Sonnenblumenmuster wenn die fertig ist ,kommen die anderen dran.

  • Ihre Büsche können Sie umsetzen. Wichtiger wäre die Frage, hat dieser engagierte Heizungsbauer richtig dimensioniert. Hört sich nicht danach an, aber gut, es ist bloß eine erfundene Kolumne, um mit den Grünen! zu triggern.



    Bosch hat Schickeres, bestimmt auch andere.

  • Echt jetzt?



    In jedem besseren Baumarkt und erst recht Online gibt es - ähnlich wie für Mülltonnen - endlos viele 'Einhausungen' für Wärmepumpen.



    Von schlichten Bretterbuden bis hin zu lärmabsorbierenden Modellen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.



    Wir haben so eine lärmdämmende genommen, da wuchert der wilde Wein drüber - wer nicht weiß dass da ne Wärmepumpe steht der sieht es nicht und hört es auch nur noch bei Windstille 👍



    Bei dem sündhaft teuren Anschaffungspreis (wir haben damals alles auf einmal gemacht - Pumpe, PV, Speicher, Thermie, Fassade und flächendeckend Fußbodenheizung nachgerüstet) fielen die paar hundert Euro für den Lärmschutzkasten echt nicht mehr ins Gewicht.

    • @Farang:

      mit der Einhausung kam dann auch der noch schlechtere Wirkungsgrad. Schade das Ihre Beratung die PV-Anlage und Wärmepumpe noch nicht zusammen denken konnte. Das ergäbe einen noch besseren Wirkungsgrad als die nicht eingehauste Luft-Wärmepumpe. Kompetente Beratung ist eben schon die halbe Miete, an Einsparungen - oftmals auch die zur Hälfte gesparte Investition.

      • @Sonnenhaus:

        Auf einen möglichen Effizienzverlust wurden wir tatsächlich hingewiesen, kein Fehler in der Beratung. Uns ging aber Optik und Lärmschutz über Effizienz, da wir keinen wahrnehmbaren Qualitätsverlust unseres Gartens wollten. Außerdem haben wir 23 kwp auf dem Dach, da ists verkraftbar...



        Tatsächlich hat unsere Einhausung aber ein paar Rhombusleisten die die Luft zum Lüfter führen sollen um die Effizienz zu steigern, wenn ich das noch richtig im Kopf habe 🤔



        Ob das tatsächlich was bringt 🤷‍♂️🤷‍♂️🤷‍♂️



        Mir gings nur darum, dass man diesen "Kühlschrank im Vorgarten" (danke für den Lacher im Artikel) auf verschiedensten Wegen unauffällig ins Gesamtbild des Gartens integrieren kann.

  • Die Autorin war definitiv nie in den USA. Da gibt es diese Teile neben/hinter/vor vielleich nicht jedem, auf jeden Fall aber vielen Häusern. Wie wäre es mit Umdekorieren? So ein bischen Farbe hilft bestimmt.

  • Herrlich, einfach herrlich diese gekonnte Persiflage der bundesdeutschen Alltagsrethorik.

  • Das bashing gegen Merz nervt, auch wenn ich ihn nicht ausstehen kann. Vorallem, weil mit zweierlei Maß gemessen wird... Eine Bundeskanzlerkandidatin, welche bewusst gelogen hat wegen ihrem Buch und auch über keinerlei Erfahrung verfügt hatte wäre geeignet gewesen.... Finde den Fehler...



    Der Hinweis auf Kinderbuch und Jurist ist Journalistisch so schlecht, dass man ihn eher in der Bild vermuten würde.

    Merz sagte sinngemäß :habeck ist Kinderbuchautor, er Jurist und das ist beides okay und beide hätten sie keine Ahnung von Technik.

    So eine Art von journalismus finde ich nicht zielführend, wobei bei afd und trump funktioniert das auch... Man sollte sich dann aber über diese nicht beschweren... Wobei das machen die auch.

    Trotzdem Glückwunsch zu der Wärmepumpe.

  • Der Heizungsbauer und die Wärmepumpe (WP) im Vorgarten. Ist eben eine einfache u. oftmals eine günstige Lösung. Aber optisch unschön, zu häufig zu laut; viele Klagen anhängig.



    Direkt an der Hauswand wird es noch lauter. Lösung a la Heizungsbauer mitten in den Vorgarten.



    Alternative: WP mit PVT-Kollektor. Aber kostet etwas mehr, liefert dafür aber zusätzlich PV-Strom vom Dach oder der Fassade. WP steht dann im Keller o. Dachspeicher. Vor dem Haus bleibt es dann ruhig und schön.



    Mit PVT hat die WP dann auch noch einen wesentlich besseren Wirkungsgrad. Ja, nach der märchenhaften Werbung von Habecks Ministerium sollte die Finanzierung kein Problem mehr sein; bis 70% Zuschuss, aber nur wenn eh schon kaum Geld für Investition vorhanden ist < 40TEuro/Jahr. Die Werbung ist vermutlich auch von einem Kinderbuchautor für die Bauherren u. - frauen verfasst. Das Juristendeutsch erwartet den Heizungsbauer wenn er den Antrag stellt u. die Nachweise abliefern muss. Daher sein raunen bezüglich Förderung. Sogar Energieberater hadern mittlerweile mit der Fortsetzung ihrer Arbeit aufgrund der Bürokratie und den ewigen Änderungen und Anpassungen; nur als einen Hintergrund zum Raunen des Heizungsbauers.

  • Warum informiert man sich, wenn man sich so sehr für Ästhetik interessiert, nicht vorher über das Aussehen? Wärmepumpen sehen ja nicht alle gleich aus. Einige haben ganz nette "Verkleidungen" und es gibt sogar welche, die vertikal "pumpen" und somit von allen vier Seiten komplett zugestellt oder umpflanzt werden können.

    Für uns war das Aussehen tatsächlich zweitrangig, weil sie neben dem Haus auf dem Garagendach steht. Für uns stand die Energieeffizienz an erster Stelle. Hässlich ist sie trotzdem nicht, aber das wäre uns an der Stelle auch egal gewesen.

    • @Karl Schmidt:

      Auf dem Garagendach? Warum nicht eine PVT-Anlage auf das Dach und die Wärmepumpe an die Stelle des alten Kessels. Das brächte dann noch Sonnenstrom und eine höhere Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe. Schade wohl schon zu spät.

  • Das unterscheidet die Wärmepumpe eben von den allseits beliebten Gasverbrennern — sie sind hässlich. Ich z.B., der keine Wärmepumpe besitzt habe es da besser. Sehe ich mich an meinen gerahmten Postern von Max Ernst und Brueghel Gemälden einmal satt, gehe ich in den Keller und labe mich ästhetisch einmal mehr an der Junkers Therme... Übrigens: eine Verkleidung der Wärmepumpe, wie im Artikel erwähnt, macht diese weniger effektiv...

  • Also mir wurde beim ersten Ortstermin ein Foto gezeigt, von meinem Vorgarten mit virtuell eingeblendeter Wärmepumpe.



    Manchmal hilft es schon, einen Handwerker zu finden, der selbst von dem überzeugt ist, was er tut.



    Hoffe ich einfach mal. mehr als das virtuelle Foto kenne ich von meiner Wärmepumpe noch nicht.

    • @Herma Huhn:

      Solange die virtuelle Gestalt gefällt - las laufen. Das Ding nimmt immer wesentlichen Platz im Garten ein. Wenn es etwas leiser sein soll dann wird es noch etwas größer! Falls noch auf dem Dach Platz ist empfehle ich für eine optische bessere Lösung eine PVT-Anlage mit der Wärmepumpe zu koppeln. Natürlich kostet das etwas mehr, aber produziert zusätzlich PV Strom und ist auch leise!



      Ausserdem sind die Förderzuschüsse doch so hoch - 70 %!?

    • @Herma Huhn:

      Warum muss die eigentlich im Vorgarten stehen und nicht hinterm Haus, wo keiner sie sieht?

      • @Francesco:

        Weil da die Terrasse ist, auf der man im Sommer sitzt und dann das Ding noch mehr sieht...

      • @Francesco:

        weil es eben Lärm verursacht und den hat man/frau lieber vor als hinter dem Haus im Garten, gerade Nachmittags auf dem Liegestuhl.