Ladesäulen für E-Autos: Netzagentur kritisiert Betreiber
Die Betreiber von Stromtankstellen sind mitschuldig an der Krise der E-Mobilität, sagt der Chef der Bundesnetzagentur. Stimmt das?
Die Bundesnetzagentur hat die Betreiber öffentlicher Ladesäulen mitverantwortlich für die Krise auf dem Markt für Elektroautos gemacht. „Es kann nicht sein, dass man eine stärkere Brille braucht, um an den Ladesäulen den Kilowattstundenpreis erkennen zu können, oder zehn Minuten, um das Kartenmodell zu verstehen“, sagte Behördenchef Klaus Müller der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Mittwoch.
Tatsächlich geht der Anteil der neu zugelassenen E-Autos an allen Zulassungen zurück. Laut ADAC lag er im August 2024 bei 13,7 Prozent. Im August 2023 machten E-Autos noch einen Anteil von rund 30 Prozent aus.
„Mit Blick auf unser E-Mobilitätsangebot können wir die Aussagen von Herrn Müller nicht nachvollziehen“, sagt Helen Schneider, Sprecherin von EnBW, die einer der größten öffentlichen Ladestellenbetreiber in Deutschland ist. Die Preise seien an den Ladestellen und in der eigenen App gut und übersichtlich lesbar. Zu den Bezahlvorgängen sagte die Sprecherin nichts.
Auch ein Sprecher des Bundesverbandes eMobilität widerspricht den Aussagen Müllers. „Die Betreiber zu beschuldigen, ist kontraproduktiv. Die stellen die Infrastruktur und müssen die Investitionen machen“, sagt er. Die Schuld liege viel mehr bei den Autoherstellern und der Politik, die zu unkonkret handele.
Marion Jungbluth, Leiterin des Mobilitätsteams beim Verbraucherzentralen Bundesverband, bestätigt jedoch, dass Probleme bekannt seien. Es fehlten sowohl günstige Stromtarife als auch günstige E-Autos. Die Ladesäulenanbieter hätten tatsächlich einen Tarifdschungel mit verschiedenen Bezahlkarten und Abo-Modellen kreiert, durch den Verbraucher nicht mehr durchblicken könnten.
„Die Ladesäulenverordnung verbessert die Situation für Verbraucher allerdings und macht es einfacher, zu bezahlen und einen Überblick über die Preise zu haben“, sagt sie. Ohne preislich attraktive E-Autos sei aber auch das egal.
Die Ladesäulenverordnung setzt die europäischen Vorgaben für öffentliche Ladesäulen um. Sie gibt unter anderem vor, dass Verbraucher:innen in Zukunft mit Debitkarte an Ladestationen zahlen können und dass Preise gut sichtbar sind. (mit afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen