UN-Klimakonferenz: Opec will Klimagipfel blockieren
Der Chef des Ölkartells ruft die Mitglieder auf, nicht beim Aus für die fossilen Energien mitzumachen. Den Ausstieg fordern in Dubai viele Länder.
Bislang gibt es keinen expliziten Beschluss aller Länder, mit der Förderung und Nutzung fossiler Energieträger perspektivisch aufzuhören. Mit dem Pariser Weltklimaabkommen haben die Regierungen allerdings versprochen, die Erderhitzung bei deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, möglichst bei 1,5 Grad. Um das zu schaffen, müssen sich die CO2-Emissionen laut dem Weltklimarat bis 2030 fast halbieren, um bis 2050 praktisch bei null zu liegen. Die Hauptquelle dieses Treibhausgases ist die Verbrennung fossiler Kraftstoffe. In Dubai steht im Raum, deren Ende deshalb auch explizit zu vereinbaren.
In dem Brief vom 6. Dezember fordert Opec-Chef Haitham al-Ghais die 13 Mitgliedstaaten dazu auf, den Ausstieg aus den fossilen Energien „proaktiv abzulehnen“. Auf der Klimakonferenz herrsche ein „unangemessener und unverhältnismäßiger Druck gegen fossile Brennstoffe“. Dieser sei Teil einer „politisch motivierten Kampagne“, die sich gegen die Opec-Staaten richte.
Diese fordern lediglich den Ausstieg aus den fossilen Emissionen. Das heißt: Öl-, Kohle- und Gaskraftwerke, deren Betreiber das entfliehende Kohlendioxid abfangen und dann unterirdisch speichern, dürften unbegrenzt weiterlaufen. Die dafür notwendige Technologie ist allerdings teuer und damit wenig verfügbar. Außerdem gelingt es in vielen Fällen bei Weitem nicht, das gesamte CO2 zu erfassen.
Nur ein Schlupfloch
Eine Koalition aus mehr als 80 Ländern, darunter die Europäische Union und viele der am meisten von Klimawandel betroffenen Staaten, setzen sich im Gegensatz zur Opec für den Ausstieg aus den fossilen Energien ein. Sie sehen in einem Ausstieg nur aus den fossilen Emissionen ein Schlupfloch.
Für Außenministerin Baerbock ist der Opec-Vorstoß auch ein Zeichen dafür, dass die Bremser beim Klimaschutz mittlerweile unter Druck stehen. „Das macht schon deutlich, dass wir in einer ganz anderen Zeit sind als noch auf der Weltklimakonferenz in Paris“, so Baerbock. In der französischen Hauptstadt wurde 2015 das Pariser Weltklimaabkommen beschlossen. „Da dachte noch niemand aus der fossilen Welt, solche Briefe schreiben zu müssen.“ So sieht das auch Alden Meyer vom Thinktank E3G, der die Klimaverhandlungen seit vielen Jahren beobachtet. „Es zeigt einen Hauch von Panik“, sagte er.
Die Verbrennung von Öl hat einen deutlichen Anteil an den gefährlichen Folgen der Klimakrise. Eine Analyse der Initiative Leave it in the Ground hatte erst kürzlich ergeben, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts 43 Millionen Menschen vorzeitig sterben könnten – allein durch die Emissionen der von den Golfstaaten geplanten Öl- und Gasprojekte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug