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Rechtsruck in NiederlandenGeert Wilders klarer Wahlsieger

Rechtsaußen Geert Wilders ist mit seiner islamfeindlichen Partei der große Wahlsieger in den Niederlanden. Andere Rechtspopulisten in Europa jubeln schon.

Wahlsieger: Geert Wilders Foto: Peter Dejong/ap

Den Haag dpa | Die Niederlande stehen nach dem triumphalen Wahlsieg des Rechtspopulisten Geert Wilders bei der Parlamentswahl vor einem historischen Rechtsruck. Der Rechtsaußen will nun mit seiner islamfeindlichen Partei regieren und Nachfolger des scheidenden Ministerpräsidenten Mark Rutte werden, der nach einer Rekord-Amtszeit von der nationalen Politikbühne abtritt. Doch ob Wilders’ Partei wirklich ein Bündnis mit anderen Partnern schmieden kann, ist offen. Denn Koalitionsverhandlungen dürften schwierig werden.

„Das Signal, das der niederländische Wähler nun gibt, ist: Es muss anders werden“, sagte Wilders am späten Mittwochabend. „Die Niederländer müssen wieder Nummer eins sein.“ In seinem Parteiprogramm fordert der 60-Jährige, Moscheen und den Koran zu verbieten und spricht sich für den Nexit aus – den Austritt der Niederlande aus der EU. Auch will er die Grenzen schließen, Flüchtlinge und Arbeitsmigranten nicht mehr ins Land lassen und Klimaschutz als politisches Ziel abschaffen.

Nach einer Hochrechnung, die die Nachrichtenagentur ANP am frühen Donnerstagmorgen veröffentlichte, dürfte Wilders’ Partei für die Freiheit (PVV) auf 36 der 150 Sitze in der Zweiten Kammer des Parlaments kommen, die vergleichbar mit dem Deutschen Bundestag ist. Das wären mehr als doppelt so viele Mandate wie bei der vorherigen Wahl 2021.

Zweitstärkste Kraft ist demnach das rot-grüne Bündnis mit dem früheren EU-Kommissar Frans Timmermans an der Spitze, das auf 25 Sitze hoffen kann – acht mehr als bislang. Ruttes rechtsliberaler VVD mit der Spitzenkandidatin Dilan Yesilgöz werden nur noch 24 Sitze zugerechnet – zehn weniger als bei der vorigen Wahl. Die erst vor wenigen Wochen gegründete Partei des ehemaligen Christdemokraten Pieter Omtzigt, der Neue Soziale Vertrag (NSC), kommt laut Hochrechnung auf 20 Sitze. Für eine koalitionsfähige Mehrheit wären also mindestens drei Parteien nötig.

Der Wahlsieg der mit islam- und ausländerfeindlichen Parolen punktenden PVV in den als liberal geltenden Niederlanden schockte viele etablierte Parteien. Nicht nur Flüchtlingsorganisationen und muslimische Verbände reagierten entsetzt. Andere Rechtspopulisten in Europa hingegen bejubelten Wilders’ Triumph. „Herzlichen Glückwunsch zu diesem großen Erfolg. Ganz Europa will die politische Wende!“, schrieb AfD-Chefin Alice Weidel im Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter. Auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán und die französische Rechtsnationalistin Marine Le Pen gratulierten Wilders.

Doch noch ist ungewiss, ob er wirklich Erfolg haben wird mit seinem Aufruf an Parteien des rechten Spektrums, mit ihm zusammenzuarbeiten. „Ich glaube, dass wir jetzt alle über unseren Schatten springen müssen“, so Wilders. Auf keinen Fall dürfe der Wählerwille ignoriert werden.

Schon am Wahlabend hatte der Chef der neuen Zentrumspartei NSC Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Und auch VVD-Chefin Yesilgöz scheint nicht abgeneigt. Erst einmal sei nun Wilders am Zug, sagte sie: „Wir werden das in der Fraktion gut abwägen. Dann schauen wir, wohin das führt.“

Wilders zeigte sich sehr bemüht, Ängste vor einem zu radikalen Vorgehen seiner Partei zu zerstreuen. Er wolle ein „Premier aller Bürger sein“. Die von ihm angestrebte Zwangsschließung von Moscheen sei aktuell kein Thema, versicherte er. Priorität habe jetzt, den „Asyl-Tsunami“ zu begrenzen.

Im Endspurt des Wahlkampfes hatte Wilders in den Umfragen zugelegt und die Favoritin Yesilgöz abgehängt. Viele sehen die rechtsliberale Frontfrau als mitverantwortlich dafür an. Sie habe Wilders endgültig salonfähig gemacht, meinen Kritiker. Während Yesilgöz eine Koalition mit Wilders nicht ausgeschlossen hatte, war ihr Parteifreund Rutte stets als vehementer Gegner eines Bündnisses aufgetreten.

Umfragen haben mehrfach ergeben, dass Wilders-Wähler ihre Zukunft tendenziell pessimistisch einschätzen und Angst vor Veränderungen haben. Sie wohnen häufig in stagnierenden Industriegebieten oder auf dem Land, wo die Jungen wegziehen. Zu Wilders’ Parolen gehört deshalb nicht nur „Der Islam gehört nicht zu den Niederlanden“, sondern auch „Mehr Personal in der Pflege“ und „Niedrigere Mieten und Steuern“. Diese Mischung aus rechten Parolen und klassisch linken Forderungen betrachten Politologen als sein Erfolgsrezept. Eine weitere Besonderheit: Wilders' Partei hat nur ein einziges Mitglied – ihn selbst. So will er verhindern, dass ihn andere überstimmen und selbst das Zepter übernehmen könnten.

Die vorgezogene Parlamentswahl wurde notwendig, nachdem Ruttes Mitte-Rechts-Koalition im Sommer nach nur 18 Monaten zerbrochen war. Anlass dafür war ein Streit über die Migrationspolitik. Rutte, der mit 13 Jahren am längsten amtierende Ministerpräsident der niederländischen Geschichte, kündigte daraufhin seinen Abschied aus der nationalen Politik an. Er will jetzt Nato-Generalsekretär werden. Bis zur Vereidigung einer neuen Regierung soll Rutte aber im Amt bleiben.

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36 Kommentare

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  • Oskar , Autor Moderator ,

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  • Wenn die PVV nur 1 Mitglied hat, wer sitzt dann auf den 36 Parlamentssitzen?

  • Warum werden Neonazis immer als "Rechtspopulisten" verharmlost?

    Ich verfolge öfter auf Phönix die Sitzungen im Bundestag. Dort beweisen die Rechtsextremisten und Rechtsextremistinnen der AfD jeden (Sitzungs-)Tag aufs Neue, dass sie dringend verboten werden muss, bevor wir hier wieder von Nazis regiert (besser: terrorisiert) werden.

    • @Truhe:

      Vielleicht passt folgender Vergleich.



      Ein nazi würde zum holocaust stehen und diesen feiern und für gut heißen.



      Ein Rechtspopulist würden ihn abstreiten und ggfls verharmlosen.

    • @Truhe:

      Es ist nun mal nicht jeder "Rechtspopulist" ein Nazi.

      Eine saubere Differenzierung ist da schon notwendig, auch wenn man beide Gruppen nicht leiden kann.

      Bei Wilders passt "Nazi" nicht.

    • @Truhe:

      Das ist ganz genau die richtige Feststellung. Das sind Rechtsradikale und keine Rechtspopulisten. Letztere Bezeichnung passt besser auf alle die, die den Faschos hinterherhecheln und dazu zähle ich auch Merz und Söder.

  • Es war selten so einfach Nostradamus zu sein wie jetzt - das was in den Niederlanden passiert ist, ist die Blaupause für Deutschland 2024.



    Vom Platzen der aktuellen Regierung bis zum Ergebnis der Neuwahlen - inklusive der vorhersehbaren Reaktionen hinterher "völlig überrascht zu sein", "das erstmal sacken lassen zu müssen", "das schonungslos aufgearbeitet werden muss", blablabla...



    Linke, Grüne und Gemäßigte haben europaweit kein Konzept gegen Rechts - wie auch, es gibt europaweit keine Mehrheiten für humane Lösungen der Migrationsfrage oder sozialverträgliche - in der Krise ist sich jeder selbst der Nächste, das war noch nie anders.



    Den Wahlausgang in Polen als Richtungswechsel zu deuten war totaler Quatsch, auch dort sind die Rechten kaum schwächer geworden - und die polnische Linie in Sachen Migration liegt wohl auch unter neuer Führung auf Deutschland umgerechnet noch rechts der CDU.

    • @Farang:

      Was für ein Konzept wäre denn denkbar gegen "Dummheit, Gier und Arroganz" ? Diese Eigenschaften lauern in jedem Menschen und setzen sich gerade durch. Kein Wunder, da sich der Kapitalismus weltweit durchgesetzt hat und als wahre Weltreligion "alternativlos" zu sein scheint. Wir alle müssen unsere menschliche Revolution machen und aus dem Hamsterrad austeigen! Die Politik hilft da gar nicht, denn sie steht nicht über den Menschen, sondern wird von Menschen gemacht.

      • @Matt Gekachelt:

        Stimme voll zu. Frage: wie überzeugt man davon die 95% der Menschheit, die das nicht freiwillig einsehen?



        Eben 🤷‍♂️



        Freiwillig verzichtet niemals eine Mehrheit auf ihren erreichten Luxus/Besitz/Habitus - ohne Mehrheit ist in Demokratien aber keine Politik auf Dauer zu machen.

    • @Farang:

      Das ist mit Sicherheit keine Blaupause für Deutschland. Bei und gibt’s die 5%-Hürde, in den Niederlanden gar keine Hürde.

  • Bei den Landtagswahlen im nächsten Jahr in Ostdeutschland- wird es ähnlich kommen. Wahrscheinlich auch mit Hilfe der CDU und/oder der FDP. Die sind alle längst auf dem Sprachlevel der Rechten angekommen und das wird genau denen helfen. So ist es auch in NL zu beobachten: das Hinterherhecheln hinter den Faschos bringt diese nur noch weiter nach oben. Das ist keine Theorie sondern von vielen Wissenschaftlern belegter Fakt. Nur - es will keiner darauf hören, alle wissen es besser und müssen dann mit solchen Ergebnisen leben.

  • Sehr viele der Migranten kennen sich in Landwirtschaft aus oder in der Pflege alter Menschen. Also genau da, wo bei uns Arbeitskräfte fehlen , mit oft katastrophalen Konsequenzen für Landwirte, alte Menschen, Umwelt. Aber die Migranten dürfen nicht arbeiten. Stattdessen müssen sie in Massenunterkünften warten, und nichts tun. Ich glaube, es gäbe viele Migranten die gegen Kost und Logie gerne auf einen Bauernhof oder in ein Pflegeheim ziehen würden, um dort zu arbeiten. Allen wäre geholfen, die gegenseitige Frustration verringert. Schafft endlich die Gesetze, die solche Tätigkeit für Migranten erlauben.

  • Diese Entwicklung zeichnete sich schon lange ab. Niemand, der sich halbwegs ernsthaft für Politik interessiert, dürfte von diesem Ergebnis überrascht sein.

    Schade, denn eigentlich bräuchten wir dringend rot-grüne Umweltpolitik und gerechte Gehälter.

  • Sehr niedlich. NL erwirtschaftet rund 70 % seines BIP im Export-Sektor, und wählt jemand, der aus der EU austreten will. Lächerlicher gehts nun wirklich kaum.

    Achja, ein Satz noch zum Text:



    In der Tat GELTEN die NL als liberal. Das ist allerdings nur Image. Der Siegeszug der Rechtspopulisten begann eben dort

  • Wie oft wollen die demokratischen Parteien noch 'schockiert' darauf reagieren, dass ein großer Teil der europäischen Wähler die aktuelle Migrationspolitik als Bedrohung ansieht? Wenn keine glaubhaften Angebote zur Lösung gemacht werden, werden Extremisten gewählt.

    • @Odradek:

      Wie wäre es mal wieder mit "Refuges welcome"? Aus Angst, die Regierungsbeteilugung zu verlieren, trauen sich auch die Ampelparteien nicht, der Panikmache der Rechten ein positives Narrativ entgegen zu stellen. Das wäre aber die einzige Chance!

    • @Odradek:

      Tja. Und man sieht ja in Italien, wie großartig die "Lösungen" der Rechten funktionieren, gell? Erst Salvini, nun Meloni. Und - zack, die Bohne - war das Flüchtlingsproblem in Italien gelöst. Rein durch flotte Sprüche ...

      • @Kaboom:

        Natürlich haben die Rechten keine Lösungen. Aber die Anderen eben auch nicht. Und dann probieren leider viele Wähler mal die Rechten aus.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Dem ist nichts hinzuzufügen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          In Italien mag das so sein. Die Situation dort ist allerdings nicht zuletzt aufgrund der andauernden Regierungswechsel eine andere.



          Hierzulande werden einfach alte Traditionen fortgesetzt. Die erste Regierungsbeteiligung der NSDAP war - man konnte es vermuten - in Thüringen.

          Und was nun die Lösungen angeht: 2013 hat Griechenland, und 2014 hat Italien sowohl die EU als auch D gebeten, ihnen bei ihrem Flüchtlingsproblem zu helfen. Damals meinte Schäuble, das sei deren Problem, und ginge uns nichts an.



          Und jetzt stelle man sich mal vor, man wäre damals in der EU gemeinsam das Problem angegangen.



          Aber gut, das ist nur eine weitere typische "Leistung" der Merkel-Zeit.

          • @Kaboom:

            Es ist etwas einfach, nur über Flüchtlinge zu reden.

            Schauen Sie sich bitte mal den Eiertanz an, den die Bundesregierung bei fast allen Themen veranstaltet. Bildung, Infrastruktur, Rente, Klima;



            eigentlich bei allem. Und die Union hat es 16 Jahre lang nicht besser gemacht.

            Die AfD präsentiert Sündenböcke und wurde noch nicht ausprobiert. Davon lebt sie.

            PS: "Die erste Regierungsbeteiligung der NSDAP war - man konnte es vermuten - in Thüringen." Glauben Sie wirklich an eine genetische Affinität der Thüringer zum Nationalsozialismus?

  • Dafür können wir uns auch bei der Hamas bedanken, die macht die Dreckarbeit für die Rechten.

  • na wunderbar. für die altkapitalisten läufts grad super. auch in argentinien ist der us wunschkapitalist angetreten, die brics konkurrenz aufzumischen. eu sowieso. auch die bürgerinnen akzeptieren im kriegstaumel die abschaffung des völkerrechts und des aufgeklärten humanismus. menschlich sind wir ca. bei 1785, wirtschaftlich bei 1918. wenigstens wirds nicht spannend, da das ende schon im geschichtsbuch steht.

  • Der Grund ist ganz einfach: die Linke hat es nicht kommen sehen, das die IDENTITÄREN Fragen in den Vordergrund rücken. Die nationalen Identitäten werden durch den modernen Kapitalismus unterminiert. Als Folge hat man aber nicht ein internationalistisches Bewusstsein für Wahlentscheidungen gesehen, sondern der Wähler zieht sich aufs Gegenteil zurück.Also Vorsicht: diese Welle wird Europa hart treffen.

    • @Michael Meert:

      Nö. Die Linke hat unterschätzt, dass in Europa im 21. Jahrhundert noch so viele Leute auf den Nationalismus-Mumpitz abfahren.



      Man hat das in GB gesehen.



      Die Brexit-Kampagne basierte weitestgehend auf Lügen und dem erfolgreichen Versuch, zu suggerieren, GB könne bei einem Austritt aus der EU wieder Weltmacht werden.



      Dafür bezahlen die Briten jetzt.

      • @Kaboom:

        "Nö. Die Linke hat unterschätzt, dass in Europa im 21. Jahrhundert noch so viele Leute auf den Nationalismus-Mumpitz abfahren.

        Man hat das in GB gesehen."

        Der Brexit ist schon eine Weile her. Langsam sollte man doch klüger geworden sein...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          In GB vielleicht, wie die Umfragen aktuell zeigen. Aber NL bezahlt erst ein paar Jahre nach Wilders wirken ...

          • @Kaboom:

            Offensichtlich gibt die Linke in ganz Europa keine Antworten, die ihr Mehrheiten verschafft. Sie kümmert sich zu wenig um ihre Stammwähler.

    • @Michael Meert:

      „Die nationalen Identitäten werden durch den modernen Kapitalismus unterminiert.“



      Paul Mason schreibt, der Faschismus sei das „Schwert“, dass sich der Kapitalismus selbst über den Kopf setze, um sein Überleben zu sichern. So lässt sich auch der Charakter des Faschismus als (populistische) „Massenbewegung“ sowie seine soziale bzw. sozialstaatliche Rhetorik erklären. Für Mason liegen Konservatismus, Rechtspopulismus und Faschismus auf einer Linie hin zu einem autoritären nationalen Staat, wenn sie auch scheinbar keine gemeinsame politische Agenda verfolgen.



      Daraus folgert er, um diese Entwicklung abzuwenden sei es notwendig, dass sich die Linken aus ihrer ideologischen Ausschließeritis hinausbegeben, um mit liberalen, bürgerlichen Kräften ein Bündnis zur Verteidigung des liberalen, parlamentarischen Systems einzugehen. Dies sei von den Arbeiterparteien der Weimarer Republik versäumt worden: die KPD versagte mit ihrer „Sozialfaschismus“-Theorie, die die Sozialdemokraten zu ihren Hauptgegnern erkor (und nicht die Nazis!), die SPD erstarrte seinerzeit im Glauben an einen einem formalen, bürokratischen Parlamentarismus und erkannte nicht die Bedrohung durch den Faschismus.



      Die Volksfront-Bewegung in Frankreich, in die neben Kommunisten und Sozialisten auch die republikanisch-liberale Radikale Partei einbezogen wurde (zunächst gegen den Widerstand Stalins und der Komintern!) zeigte hingegen, dass eine erfolgreiche Gegenwehr gegen den Faschismus (der in Frankreich zu jener Zeit ebenfalls eine Massenbewegung war und nach der Macht griff) durchaus möglich war.



      Auch wenn sich über Masons Analyse streiten lässt, eine sehr empfehlenswerte Lektüre, um die aktuellen Entwicklungen in Europa zu verstehen:



      www.deutschlandfun...us-kritik-102.html

  • Schrecklich. Was ist denn los in der Welt? Ich weiß, es gibt Erklärungsansätze, aber noch habe ich keinen gelesen, auf den ich nicht antworten würde "damit muss man sachlich umgehen; es ist noch lange kein Grund, Extremisten und Faschisten zu wählen".

    • @Ciro:

      Siehe meinen Post an @Michael Meert. Paul Masons „Faschismus. Und wie man ihn stoppt“ lesen.

    • @Ciro:

      Wilders ist sicher rechtsradikal, aber der inflationäre Gebrauch von Knallern wie Extremist und Faschist hat bisher auf jeden Fall schon mal nicht sehr geholfen, ich bezieh mich selbstredend nicht auf Fälle, in denen sie einfach zutreffen, wie bei der AfD. Problem ist dass eben diese, und das wofür es steht, irgendwann so auch verharmlost wird, normalisiert, es nutzt sich gefährlich ab. Ich denke je stärker sich Gesellschaften in kleine, teilweise komplett voneinander isolierte Blasen zerstreuen, umso wichtiger werden kleinste gemeinsame Nenner und genau dafür stehen diese Auffangbecken. So spricht man möglichst vielel Menschen an, die dabei nicht viel miteinander teilen müssen. Ausser Unzufriedenheit und die gibt's noch und nöcher. Dann haben sie eine billige, bequeme Möglichkeit es mitzuteilen und können dabei auch noch anonym bleiben. Muss sehr verlockend sein.

      Was auch nicht helfen kann ist was zuvor erreicht wurde oder eben nicht. Grad auch im Hinblick auf die Ukraine, Menschen merken, dass der Westen und wofür wir standen ganz real verdrängt wird und stellen sich mal so gewisse Fragen. Das nur noch zu Ruttes Plänen, die mir bekannt waren, aber auch dass eig. eine Frau vorgesehen war. Und nun gerade Rutte, obwohl die Niederlande sonst in der NATO gern ganz vorn dabei waren, für mich für diese Verzagtheit steht. Nicht eben überragend, eher find ich enttäuschend, die Bemühungen der Holländer. Und nicht nur ist mit Jaap de Hoop Scheffer schon ein Landsmann unter den jüngeren Generalsekretären, Rutte wär an der Stelle nun mehr ein Witz, fast so gut wie Frau von der Leyen. Es gäbe andere Kandidaten, einige haben leider schon abgesagt, aber auch Kandidatinnen.

  • Man glaubt es kaum! Einerseits: Was geht in den Hirnen der Wähler bloß vor? Andererseits: Durch wen oder was wurde das geweckt?

    • @Tom Farmer:

      Das ist der zentrale Trugschluss (linker) Intellektueller - daß Wahlentscheidungen von Hirnen getroffen würden.

  • Bedauerlicherweise erleben wir eine verstärkte Neigung, Muslime als Sündenböcke zu stilisieren, nicht nur in den Niederlanden, sondern weitgehend auf dem gesamten europäischen Festland. Dieser Trend erfährt durch den Nahostkonflikt zusätzliche Nahrung und wird bedauerlicherweise durch Medien verstärkt, die allzu oft auf Klischees zurückgreifen. Die kontroversen Diskussionen, insbesondere in Bezug auf Kopftuchdebatte etc. tragen dazu bei, Muslime pauschal als Feinde zu stigmatisieren. Dies hat nun zur Folge, dass viele Menschen, getrieben von oft unbegründeten Ängsten, vermehrt rechten Parteien ihre Stimme geben.

  • „Ich glaube, dass wir jetzt alle über unseren Schatten springen müssen“, so Wilders."

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    Man darf gespannt sein ob die politische Gegenseite derselben Meinung ist. Da die Niederlande nicht Deutschland ist sollten die Chancen dafür deutlich besser stehen.