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Nach umstrittenem Post auf XGreta Thunberg reagiert auf Kritik

Die schwedische Klimaschutzaktivistin stellt in einem Post klar, dass sie die Hamas verurteilt. Auch Fridays for Future Deutschland nimmt Stellung.

Hat umstrittene Posts gelöscht: Klimaaktivistin Greta Thunberg Foto: dpa

Berlin taz | Die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg hat auf Kritik an ihrer Solidaritätsbekundung für Gaza reagiert. „Es versteht sich von selbst – so dachte ich zumindest – dass ich gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas bin“, schrieb Thunberg am Samstag auf der Plattform X.

Thunberg hat auf Instagram einen Aufruf zum Generalstreik für Gaza weitergeleitet. Der stammte von der in Berlin ansässigen Gruppe „Palästina spricht“. Darin ist unter anderem von einem „Genozid in Gaza“ die Rede. „Palästina spricht“ hat die Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober mit den Worten „Heute ist ein revolutionärer Tag, auf den man stolz sein muss“ kommentiert.

Die Klimaschutzaktivistin hatte ihren Schulstreik für das Klima in der 270. Woche der „Solidarität mit Gaza“ gewidmet. „Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern“, schrieb Thunberg am Freitag auf Instagram und Twitter. Dazu hatte sie den Aufruf von „Palästina spricht“ weitergeleitet.

Viele kritisierten Thunberg dafür heftig – und beklagten auch, dass Thunberg seit dem 7. Oktober „nicht einmal ein einziges Wort zu den von der Hamas bestialisch ermordeten jüdischen Kindern, Frauen, Männern“ gefunden hatte, wie etwa der Kolumnist Sascha Lobo schrieb.

Fridays for Future positioniert sich

Tatsächlich hatte Thunberg in Sozialen Medien nach der Attacke der islamistischen Hamas mit mehr als 1.300 toten Israelis zwar einen Aufruf von Amnesty International für ein Ende der „Belagerung von Gaza“ geteilt, ansonsten aber zu dem Thema bis Freitag geschwiegen.

Die deutsche Sektion von Fridays for Future schrieb nach Thunbergs Posts am Freitag: „Wir sind solidarisch mit den Opfern der Gewalt der Hamas, verurteilen den Terror und hoffen, dass alle Geiseln gesund zurückkehren werden.“ Die Gruppe sei „uneingeschränkt solidarisch mit Jüdinnen und Juden, die weltweit und auch hier antisemitische Gewalt erleben.“ Gleichzeitig sehe man das Leid der Zivilbevölkerung und insbesondere der Kinder in Gaza, der „steigende anti-muslimische Rassismus auch hier in Deutschland“ erfülle sie mit großer Sorge, so Fridays for Future Deutschland auf X. „All das sind keine Widersprüche. Unsere Herzen sind groß genug, all das gleichzeitig fühlen zu können.“

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieße es, Thunberg habe die Weiterleitung des Generalstreik-Aufrufs für Gaza gelöscht. Das lässt sich nicht belegen. Wir haben die entsprechende Stelle geändert.

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21 Kommentare

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  • Inzwischen habe ich noch die vollständige Erklärung von Thunberg gelesen: Das Kraken-Stofftier mit den beiden Gefühlsseiten sei für Autisten ein Mittel, Gefühle auszudrücken.

    Meinen letzten Kommentar möchte ich etwas relativieren. Insgesamt sind die Posts von FFF-International deshalb nicht unproblematischer, wohlgemerkt!

    Was dieses Tier anbelangt, könnte es schon sein, dass hier einfach zwei verschiedene Symbolbedeutungen aufeinanderprallen.

    Offenbar war ich selbst etwas voreilig und uninformiert in meinem Post. Da sollte ich mir wohl an die eigene Nase fassen.

  • Erst landet (angeblich rein zufällig) die Krake auf dem Post von Greta Thunberg, dann lädt sie später ein bereinigtes Bild hoch und behauptet, sie hätte von der Symbolik nichts gewusst. Mir sieht es so aus, als wären beide Post ganz bewusst kalkuliert, um zu zeigen: 'Seht her, wenn man Kritik an Israel übt, wird einem gleich Antisemitismus unterstellt.' So verhärtet man effektiv die Fronten.

    Selbst wenn sie es tatsächlich nicht besser wusste, ist das keine Entschuldigung, denn wenn man sich zu solch einem sensiblen Thema äußert, sollte man es informiert und sachlich tun, zumindest wenn man sich ernsthaft für Menschenrechte einsetzen und nicht hauptsächlich diffamieren möchte.

  • "„Es versteht sich von selbst – so dachte ich zumindest – dass ich gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas bin“, schrieb Thunberg"



    Wenn sich alles von selbst versteht, könnte man das Posten komplett bleiben lassen. Wie wär's damit?

    • @Encantado:

      "Wenn sich alles von selbst versteht, könnte man das Posten komplett bleiben lassen. Wie wär's damit?"

      Nope. Man kann in Postings auch nicht immer das komplette Weltbild mitliefern.

    • @Encantado:

      Das halte ich tatsächlich auch für das größte Problem. Jeder muss zu jedem Thema eine Meinung herausposaunen.



      Es äußern sich etliche Menschen, die sich nicht dezidiert mit allen Facetten des Konflikts beschäftigt haben bzw. die sich bestimmter Standpunkte und Interpretationen in der Debatte nicht vollumfänglich bewußt sind.



      Formate wie twitter geben das aufgrund der Kürze der Texte auch kaum her. Deshalb ist es in so einer verfahrenen Debatte, wie der zum Nahost-Konflikt, viel wahrscheinlicher in Fettnäpfchen zu treten, als ein allen gerecht werdendes Statement zu veröffentlichen.



      Den Vorwurf, den sich Prominente wie Thunberg machen lassen müssen, ist dass sie über Medienberater verfügen, die um die Brisanz wissen müssten.



      Ich finde es aber auch generell schwierig, dass es in solchen Debatten nicht möglich ist, sich zu äußern, ohne eben Selbstverständlichkeiten voranzustellen. Dass Thunberg ein brutales Massaker an Zivilisten bejubelt, ist nur sehr schwer vorstellbar.



      Sowas erlebe ich sogar abseits der Öffentlichkeit im engsten Freundeskreis. Obwohl mir da niemand extra erklären muss, dass er nicht mit Terrorismus, Massakern, Antisemitismus sympatisiert.

  • Ganz offensichtlich ist Frau Thunberg und die sie betreuende Entourage zur Selbstreflektion und Selbskritik nicht willens bzw. nicht fähig. Aber fehlende Empathie mit den Opfern der Hamas ist einigen linken Kreisen anscheinend fremd. Der Gaza Post von Frau Thunberg mit Stoffkrake offenbart die krude Gedankenwelt dieser Fanatiker.

    • @Faz:

      Die Stoffkrake, die in imageboards umhergeht, ist ursprünglich ein rechtsextremer Code gegen den Fortbestand Israels. Es ist schade, dass auch linke Menschen Gefallen daran gefunden haben.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Linke Menschen sind eben nicht per se die „besseren Menschen“, die sich auf „der richtigen Seite“ wähnen. Es gibt bei links und bei rechts eingestellten Menschen, mitfühlende Menschen, die sich ein friedliches und tolerantes Zusammenleben wünschen und es gibt Fanatiker, die anderen das Existenzecht absprechen.

  • Greta soll bei ihren Klimastreiks bleiben und von Dingen die Sie nicht versteht die Finger lassen.



    Es wundert mich dass ihre Aussagen so wichtig genommen werden.

    • @Filou:

      Das habe ich mir auch schon des Öfteren gedacht.

  • „Es versteht sich von selbst – so dachte ich zumindest – dass"....



    auch für eine so öffentliche Person wie Greta Thunberg das Motto gelten muss: "Vor Inbetriebnahme des Mundwerks Gehirn einschalten".



    Sie hat sich mit ihrer dummen ersten Aussage selbst einen Bärendienst erwiesen.



    Eine Entschuldigung hätte völlig gereicht, aber nein wir sind wohl zu blöd ihren Satz richtig zu verstehen.



    So denke ich darüber Greta.

  • Hm, also ich hab grad mal auf ihr Instagram profil geschaut, und da war immer noch ein Post in dem "Palästina spricht" verlinkt war

  • Sie hatte aber nichts rechtwidriges gemacht, eigentlich.

    • @Bescheidener Kunsthandwerker:

      Vor Gericht werden Urteile gesprochen, die sich an der Verfassung orientieren. Nicht alles was diesen Rechten entspricht ist gerecht und ethisch vertretbar. Für Bürokraten mag das ausreichen, für empathische Menschen nicht unbedingt.

    • @Bescheidener Kunsthandwerker:

      Niemand wollte sie ins Gefängnis bringen, eigentlich.



      Oder hab ich was verpasst?

    • @Bescheidener Kunsthandwerker:

      Sie hat einen Streikaufruf geteilt in dem vom "Genozid in Gaza" und dem "Staatsterror in vielen westlichen Staaten" gegen die palästinensischen Proteste die Rede ist.

      Das ist meiner Meinung nach juristisch absolut unproblematisch (insbesondere, da sie die Formulierung nicht selbst getroffen, sondern nur "übernommen" hat).

      Es ist lediglich auf einer moralischen Ebene ein ziemlich gruseliger Griff ins Klo. Ob man ihr zugute hält dass sie als 20jährige durchaus Nachsicht verdient oder feststellt dass sie als langjähriger Medienprofi sicherlich genau wußte was sie da teilt müssen wir für uns selbst entscheiden.

      Ich denke man sollte festhalten, dass es hier um Greta Thunberg geht, nicht um die Legitimität des Umwelt- und Klimaschutzes oder FFF und erst Recht nicht um FFF Deutschland. FFF International hat gelegentlich ins gleiche Klo gegriffen, FFF Deutschland hat bisher peinlich genau (was ich hier positiv verstanden wissen will) darauf geachtet sich von allem was auch nur grob nach Hamas-Propaganda klingt zu distanzieren.

    • @Bescheidener Kunsthandwerker:

      Nein, hatte sie nicht. Aber sie hatte sich wohl nicht genau überlegt, wen sie da evtl unterstützt.

      • @Gnutellabrot Merz:

        Sie hat "Gaza" unterstützt. Es geht offensichtlich um die zivile palästinensische Bevölkerung. Sie hat weder "Hamas" noch "Hisbollah" auf den Kartons geschrieben. Ihr Recht, und hundertprozentig legitim. Sogar israelische zivilgruppen protestieren gegen die massiven Bombardierungen in Gaza.

      • @Gnutellabrot Merz:

        Also zumindest 1 der 4 jungen Frauen auf dem Foto ist offenbar jüdisch. Also so ganz abwegig wird das Vorhaben wohl eher nicht gewesen sein.

        Als Schwedin ist Frau Thunberg ohnehin ganz anders an das Thema sozialisiert als es in der BRD gewohnt ist; das mal nur so nebenbei.

        • @Ajuga:

          Schlechte Ausrede. Als Schwedin hat auch sie sich zu informieren. Sie würde dann lesen, dass es einen Genozid gab, dass jüdische Menschen in der Vergangenheit immer als Sündenböcke hinhalten mussten, usw.

          Selbst wenn sie die erste Person Schwedens wäre und alle ihre Freunde verlieren würde, so ist der einzig richtige Schritt eine Abkehr der Hamas und eine Solidarität Israels. Sie hat sich ihrer Sozialisation zu widersetzen.

          • @Troll Eulenspiegel:

            Wenn man doch immer so schlau wäre zu wissen wann und ob man sich seiner Sozialisation widersetzen sollte.



            Jedenfalls hab ich nirgends vernommen dass sich Thunberg sich mit der Hamas solidarisiert. Zum Schluss, in aller Bescheidenheit, noch ein kleiner Denkanstoß.



            www.972mag.com/gaz...m-biden-complicit/